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Minderwertigkeitsgefühle und selbstabwertende Gedanken - nichts hilft

H
Hallo,

habe lange nicht mehr hier geschrieben. Es ist so nervig! Immer wieder sitze ich in meinem schwarzen Loch. Das geht jetzt schon fast 10 Jahre so. Im Moment bin ich in der dritten Therapie - seit 1 Jahr 20 mg Citalopram-.

Immer wieder habe ich so abgrundtiefe selbstabwertende Geddanken. Ich habe doch schon soviel reflektiert und an mir gearbeitet aber ich komme nicht zu Potte. Da schaue ich mich im Spiegel an und ich denke, dass es doch die Realität ist, dass ich ein komplett-VErsager bin. Noch jedem Zwischehoch folgt ein Loch. Seit einem Jahr hätte ich Zeit mr etwas berufliches neues anzuschauen, das Ganze sogar wirtschaftlich im Moment noch ganz gut abgesichert. Was mache ich? Erarbeite mir bis zu einem bestimmten Punkt ein paar mickrige Ideen und dann .... kommt mir alles vor, als wenn ich den Mt. Everest besteigen müsste. Darüber verliere ich dann erneut meinen letzten Trieb für irgendetwas. Mein Gejammer kotzt mich an - weiss ich doch, dass ich verantwortlich bin für mein Leben und niemand anderes. Also bin ich doch nur ein dummer Wurm der es auch mit Hilfe, Unterstützung und Ärzten nicht auf die Reihe bekommt - über Jahre. Andererseits schaffe ich es ohne Probleme mich anzuziehen, zu duschen, die Katzen zu füttern, etwas Haushalt zu machen und mich über den Teilzeitjob zu schleppen. Also kann es doch so schlimm nicht sein.

Es fühlt sich immer gleich an - immer wieder --- nur der Neustart kostet mir im Moment mehr Kraft, da mir der Start von mal zu mal sinnloser, da ohnehin das nächste Loch lauert... das ist das Einzige was sicher ist.

So nun bin ich etwas von meinem miesen Gefühl losgeworden - Danke

huxx

01.01.2012 16:18 • #1


S
Hallo huxx,

abgesehen von dem, was du schreibst. Was muss denn deiner Meinung nach passieren, dass es wieder aufwärts geht?

Denkst du, dass du Einfluß darauf hast, oder machst du das Nebenwerk dafür verantwortlich, dass es nicht kappt?

Was muss mir dir passieren, das du wieder aufstehen und Initiative entwickeln kannst?

Wir kennen den Zustand, den du beschreibst. Doch irgendwann gibt es immer ein Hoch. Und genau das sollten wir nutzen. Es bringt nicht viel in seinem Selbstmitleid zu verharren. Es lohnt sich immer zu kämpfen.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Serafina

01.01.2012 23:39 • #2


A


Hallo huxx,

Minderwertigkeitsgefühle und selbstabwertende Gedanken - nichts hilft

x 3#3


P
Hallo huxx,

in Deinen Worten finde ich gerade so viele Parallelen zu mir selbst und kann Dir im Moment nur sagen: Du bist damit nicht allein.
Mir hat dieses Wissen, dieser Gedanke, dass ich eben nicht alleine damit bin, dass ich nicht ver-rückt bin immer sehr geholfen. Und mir geht es eigentlich immer so, dass ich am tiefsten Punkt des Lochs den meisten Antrieb bekomme mich da wieder raus zu wurschteln. Ich muss erst ganz weit unten sein um die Kraft zu finden etwas zu verändern und das kann ich dann auch durchziehen.
Eines habe ich aber schmerzlich lernen müssen und muss es mir immer wieder vor Augen halten: es geht nur in kleinen Schritten, nicht alles auf einmal!
Für mich sehr schwer, denn ich bin ein Mensch, der immer gleich das große Schluss-Ziel vor Augen hat und das am Liebsten ohne Zwischenstationen sofort erreichen möchte. Doch das geht nicht. Jeder kleine Schritt ist notwendig und wichtig. Jeder dieser kleinen Schritte hat einen Sinn - sogar die Schritte die in diesem Prozess wieder rückwärts gehen.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Liebe für Deinen Weg.

Liebe Grüße
pünktchen

02.01.2012 10:21 • #3


H
Hallo Ihr - danke für Eure Antworten !

Zitat von Serafina:
Es bringt nicht viel in seinem Selbstmitleid zu verharren. Es lohnt sich immer zu kämpfen.

Ja, das ist unbestreitbar richtig. Ich denke, da muß gegen sich selbst gekämpft werden. Eben gegen die innere Stimme die Selbstabwertung betreibt (Ist es Selbstmitleid oder doch schon Selbsthass?). Abwarten und hoffen, dass irgendetwas passiert damit es besser geht ist nicht die Lösung. Von selbst passiert wenig bis nichts und mit abwarten gebe ich die Initiative und somit den Einfluss auf mein Leben ab. Also muss ich wieder aktiv werden, damit es aufwärts geht. Aber so am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, dass wiess ich, ist schwer. Das kennt Ihr sicherlich auch aus Euren Erfahrungen?

Serafina, was bezeichnest Du als Nebenwerk?

Pünktchen, es ist auch tröstlich für mich zu lesen, dass ich nicht alleine damit bin. Du hast vollkommen Recht mit den kleinen, manchmal auch rückwärts gerichteten Schritten, die erforderlich sind. Das grosse eigene Ziel ist zu definieren und zu hinterfragen. Aber es ist so sauschwer, wenn ich schon bei dem Gedanken an eine neue Tätigkeit, wie irgendwo Kontakt aufnehmen, Ziel definieren - ja eben initiativ im etwas grösseren Kontext werden - schon so viel Gedanken im Kopf habe, dass ich es nicht schaffe. Ja, das ist eine gedanklich miese Falle. Oft heisst es positiv denken hilft ungemein und ich sehe, dass es manchen Menschen super damit geht. Ja aber: mir gelingt es offensichtlich nicht positiv zu denken, dass kann ich abhaken.

Ich denke ich werde mal wieder klein anfangen und mich über kleinste Sachen die ich schaffe freuen. Bis es bergan geht - ich meine jetzt kann ich richtig im Lebene zupacken - bis die Puste wieder ausgeht - das nächste Loch kommt - und wieder von vorne ... ... ... . Vielleicht ist das mein Strickmuster für mein Leben, welches ich endlich akzeptieren muss.

Ist es bei euch auch so? Habt Ihr das auf und ab akzeptiert? Wie geht ihr damit um? ...
Zitat von pünktchen:
Jeder dieser kleinen Schritte hat einen Sinn

...und hat das Sinn?

auf bald

huxx

02.01.2012 13:03 • #4


Pyxidis
Hallo Huxx,

Zitat:
Ist es bei euch auch so? Habt Ihr das auf und ab akzeptiert? Wie geht ihr damit um? ...


das ist eine verdammt gute Frage, die ich mir zur Zeit auch stelle. Soll ich das ständige Auf und Ab bei mir einfach endlich mal akzeptieren, daß ich eben ein Mensch bin, der per se einfach nicht glücklich ist und immer wieder depressive Phasen hat oder soll ich weiterhin daran arbeiten, daß es besser wird und immer frustrierter werden, weil ich keine Weg aus diesem Dilemma finde.

Meine Therapeutin hat mir mal gesagt, daß ich eben ein tiefgründiger Mensch sei, der nicht ständig gut gelaunt ist und ich das als einen Charakterzug akzeptieren müsse. Sie hat das Ganze sehr positiv formuliert. Ich dagegen sehe keine Tiefgründigkeit sondern eine Depression.

Akzeptanz ist wohl auf jeden Fall nötig, weil ich langsam auch nicht mehr daran glaube, daß ich diese dunklen Phasen dauerhaft loswerden kann.

Viele Grüße
Scorpio

02.01.2012 13:43 • #5


H
Hallo Scorpio,

ich sehe schon einen Unterschied zwischen ich bin tiefgründig und eben nicht immer gut gelaunt und dem was uns umtreibt das auf und ab in die Depression-die dunklen Phasen. Vielleicht müssen die Therapeuten es milder (positiver) ausdrücken, damit überhaupt der Gedanke kommen kann - das akzeptiere ich jetzt als einen Charakterzug von mir- ?? Ich weiß im Moment nicht, ob ich das für mich auf Dauer akzeptieren kann und will. ....

Viele Grüsse
huxx

02.01.2012 15:32 • #6


P
Zitat von huxx:
Ich denke ich werde mal wieder klein anfangen und mich über kleinste Sachen die ich schaffe freuen. Bis es bergan geht - ich meine jetzt kann ich richtig im Lebene zupacken - bis die Puste wieder ausgeht - das nächste Loch kommt - und wieder von vorne ... ... ... . Vielleicht ist das mein Strickmuster für mein Leben, welches ich endlich akzeptieren muss.

Ist es bei euch auch so? Habt Ihr das auf und ab akzeptiert? Wie geht ihr damit um? ...
Zitat von pünktchen:
Jeder dieser kleinen Schritte hat einen Sinn

...und hat das Sinn?


Die Frage mit dem Umgehen und dem Sinn ist eine schwierige. Akzeptieren? Will man so etwas akzeptieren? Ich wollte es nie, hab immer dagegen gekämpft, mal mehr mal weniger. Inzwischen bin ich ein Jahr gut mit einem Medikament klar gekommen und es ging mir super. Ich hatte überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet es wieder absetzen zu müssen, doch die Bitte kam von meiner Ärztin, also habe ich es versucht - und bin erfolgreich gescheitert. Nun sitze ich da mit dem dadurch entstandenen Loch.
Welchen Sinn das hat weiß ich noch nicht, aber ich bin mir sicher, dass sich mir dieser erschließen wird - irgendwann.
Außerdem mache ich mir gerade Gedanken darum, ob ich das Medikament nicht einfach dauerhaft akzeptieren muss. Blöder Vergleich, aber mich bringt er weiter: bei einem Diabetiker käme auch keiner auf die Idee ihm das Insulin weg zu nehmen. Vielleicht ist es bei mir einfach so, oder vielleicht gibt es irgendwann einen neuen Versuch. Ich werde es wohl einfach auf mich zukommen lassen, was bei Gott nicht leicht ist, denn an der Entscheidung für oder gegen das Medikament hängt auch eine andere, viel weitreichendere Entscheidung dran.

Viele Grüße
pünktchen

02.01.2012 15:53 • x 1 #7


S
Zitat von huxx:
Serafina, was bezeichnest Du als Nebenwerk?


Das, was um dich herum geschieht. Beruf, Familie, Freunde usw. Oft ist es ja auch einfach das Leben und das Umfeld, was uns krank macht.

Serafina

02.01.2012 16:53 • #8


A


Hallo huxx,

x 4#9


H
Hallo,

habe mir noch viele Gedanken zu dem Thema gemacht und möchte diese hier niederschreiben:

Zunächst meine derzeitigen Gedanken dazu:


Zitat von Serafina:
Denkst du, dass du Einfluß darauf hast, oder machst du das Nebenwerk dafür verantwortlich, dass es nicht klappt?

Auch wenn ich es innerlich manchmal so nicht fühle, ist es meiner Meinung nach so, dass ich selber für mein Leben und meine Entscheidungen verantwortlich bin. Durch Handeln und Entscheidungen habe ich dann einen EInfluss darauf, wie sich mein Leben entwickelt. Das Nebenwerk, ich möchte es mal als die äussere Realität bezeichnen, hält dann mitunter hohe Hürden parat. Da es aber Menschen gibt, die mit diesen Hürden umgehen können, ist es doch grundsätzlich so, dass es auch für mich schaffbar sein sollte. Interessant ist der Gedanke, dass man ja nicht immer nur über die Hürde hinüber klettern muss, sondern dass es eine Fülle an Möglichkeiten mit Hürden umzugehen gibt. Jetzt werde ich wieder so theoretisch, dass das Ganze mit mir nix zu tun hat. Also zu mir: durch die letztendliche Reduktion meines Jobs auf eine Teilzeitstelle habe ich das Thema aktuelle Arbeitstelle auf ein erträgliches Maß reduziert. Ich lebe in einer guten, von Kommunikation geprägten Beziehung. Meine Frau hat sehr viel Geduld und Verständnis mit mir. Kinder haben wir nicht. Meine Eltern spielen bezüglich irgendwelcher Anforderungen an mich keine Rolle mehr, daran habe ich das letzte Jahr stark gearbeitet. Habe einen sehr übersichtlichen Freundeskreis, der Umgang dort untereinander ist soweit fair und respektvoll. Ich bin eigentlich nur für mich selbst verantwortlich. Eine Nebenwerk-Situation, von der bestimmt viele andere hier träumen. Deshalb habe ich lang gehadert es hier so detailliert niederzuschreiben. Bin doch ein Wohlstandsmann, dem es zu gut geht, oder?

Aber was soll das Ganze? Wenn ich bereits mit diesen oben beschriebenen Gering-Anforderungen bereits überfordert bin, was soll ich dann anstreben. Ein Kind in die Welt setzen (wenn dann sollte es altersbedingt die nächste Zeit passieren) und ganz Hausmann sein? Habe um mich beruflich neu zu orientieren ein Coaching laufen. Dort gilt es herauszufinden was beruflich zu mir passt. Aber derzeit ist das alles ein zäher Brei. Was soll ich mich beruflich neuorientieren, wenn ich schon stolz bin heute das Bett aufgeschüttelt und die Wohnung gesaugt zu haben. Was soll ich die Möglichkeiten der Welt schauen, wenn mich der Gedanke an das Machen überfordert. Wie ich oben schon schrieb, wenn ich ganz gut drauf bin, erscheint mir das ein oder andere machbar, fange ich mit den ersten Schritten an, plumps -- Loch. Hier weiter im Sumpf sitzen, ein Bild malen, weiter zurückziehen und abwarten? -auf Dauer-? Da muss doch mehr sein, mehr Farbe, mehr Leben, nur dahin vegetieren und Wolkenschlösser bauen ? Wenn ich das mache, bin ich eben doch ein Looser und meine abwertenden Gedanken sind doch richtig. So grübele ich vor mich hin und steh mir selbst im Weg und die Zeit rinnt mir durch die Finger. Seit 10 Jahren Heck-meck, geht das denn nie zu Ende?

So genug der anonymen, öffentlichen Innenschau
huxx

06.01.2012 15:13 • #9

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