Ich empfinde nichts mehr - seelisches Borderline?

everybodys darling
Hallo Ihr lieben Mitleidenden!! Ich leide schon seit vielen Jahren unter Depressionen, doch im Moment isses wieder ganz schlimm! Habe seit Mitte letzten Jahres auch noch Fibromyalgie, was die Sache natürlich nicht einfacher macht! Ich empfinde gar nichts mehr, keine Freude, keinen Genuss, kein Garnichts das einzige Gefühl, das zu mir durchdringt ist SCHMERZ !!! Und den füge ich mir regelmäßig selber zu, und genieße ihn, da er mir zeigt, dass ich noch Gefühle haben kann und lebe

Ich habe mich da in eine Sache verrannt, die sonst niemand nachvollziehen kann: Es geht um die gequälten Hunde im Ausland, sie werden auf die übelste Weise gefoltert und abgeschlachtet. Ich kann aber die Distanz nicht mehr wahren und von aussen drauf schauen .... ich fühle mich in den Hund und denke seine Gedanken, sein Entsetzen, seine Enttäuschung und seinen Schmerz! Ich komm da nicht raus!

Erst steigt die Übelkeit leicht in mir hoch, dann fange ich an zu weinen, mein Brustkorb krampft und ich kann nicht mehr sprechen .....

Und ich tue's immer, immer wieder! Ich fühle mich auch dazu verpflichtet, als dürfe ich nicht wegsehen. Ich muss Anteil nehmen und sehe es als meine Pflicht um die Hunde zu weinen ... Einer muss es doch zur Kenntnis nehmen!

Seit dem kann ich auch nicht mehr glücklich sein. Es gibt da auch so ein Sprichwort, das geht ungefähr so: Solange noch ein Hund auf dieser Welt leidet, kann ich nicht mehr glücklich sein....

Ich kanns nicht loslassen, ich habe Angst, dass mir dann nichts mehr bleibt!!! ....... und ich mich irgendwie auflöse ....... oder so ähnlich, ich kanns ned richtig beschreiben ....

Kennt das jemand, dass man sich bewusst quält, um den Schmerz zu genießen?

Liebe Grüße

Steffi

28.05.2012 19:14 • #1


Cleofee
Ich kenne das Gefühl sehr gut, dass man nur noch Schmerzen spüren kann. Wenn ich mich selbst verletzte spüre ich mich und habe das Gefühl ich lebe noch.
Aber es gibt nicht nur die physische Selbstverletztung sondern auch die seelische. Ich mache das auch. Bei mir ist es traurige Musik und traurige Filme und auch manche Dokumentation im Fersehen. Heute z.B habe ich die Titelgeschichte des Spiegel gelesen: Ein gutes Ende. Wege zu einem würdevollen Sterben. Obwohl ich wusste, dass mir der Artikel nicht gut tun wird, habe ich ihn gelesen. Jetzt bin ich nur am heulen. Habe es immerhin geschafft die dazugehörige CD im Büro abzugeben, damit ich sie mir nicht auch noch ansehe.
Das was du tust ist eine Form der Selbstverletztung. Du verletzt bewusst deine Seele. Wie man aus diesem Teufelskreis wieder herauskommt, weiß ich auch nicht so recht. Es ist ein bisschen wie eine Sucht. Wenn man nichts anderes hat als den Schmerz, dann versucht man ihn immer wieder zu erleben. Meine Betreuerin meinte, man müsse der Seele andere Anreize bieten. Z.B. ganz bewusst etwas schönes sehen, oder mit anderen spazieren gehen. Ob das hilft, weiß ich leider auch nicht. Bin da auch noch am üben und ausprobieren.

29.05.2012 16:11 • #2


A


Hallo everybodys darling,

Ich empfinde nichts mehr - seelisches Borderline?

x 3#3


everybodys darling
Hallo Cleofee!!!

Ja, es ist wirklich wie eine Sucht ..... man fordert den Zustand immer wieder heraus

Die Therapeuten in der Klinik haben gesagt ich soll ein Sonnenscheinbüchlein führen ....... ich soll es IMMER dabei haben und alles Schöne sofort dort rein schreiben .... gemacht hab' ich's allerdings noch ned so recht ........ sollte ich doch mal machen!!!

Vielleicht ist das ja auch für Dich mal so 'ne Idee !?

29.05.2012 21:54 • #3


everybodys darling
.... Ich hab's grad wieder getan ...... viele, viele misshandelte Hunde angeschaut und ein furchtbares Video ..... ich KONNTE nicht abbrechen und wegschauen !!!!

Und jetzt? Tja, ich brauche Tavor, um zu vergessen und ein paar Stunden Schlaf ab zu bekommen

Aber ich habe definitiv eine neue Narbe .... die Bilder waren soo grausam ... und Alles durch Menschenhand, ich schäme mich so ein Mensch zu sein!!!!!!

29.05.2012 22:24 • #4


Pyxidis
Hallo Steffi,

das hört sich wirklich nicht gut an! Ich befürchte alleine kommst Du da nicht so schnell raus. Deshalb meine Frage: hast Du therapeutische Unterstützung?

Viele Grüße
Pyx

30.05.2012 11:34 • #5


Pandoras
Hallo everybodys darling,

ich kann das SEHR gut nachempfinden und verstehen warum Du das tust!! Aber das gibt es wirklich, sich seelisch absichtlich zu verletzen.
Ich würde Dir in so einer akuten Situation anraten, Dir weitere professionelle Hilfe zu suchen! Gibt es bei Dir in der Nähe irgendwelche Krisenstellen an die Du Dich im Ernstfall wenden kannst? Also bei mir in der Nähe gibt es ein sogenanntes Krisencafé für Menschen mit psychischen Erkrankungen, wo man in Akutfällen anrufen kann und zur Not auch hinfahren kann. Das findet immer täglich vormittags statt in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Soetwas zu nutzen kann sehr hilfreich sein.
Besonders wenn es einem sehr, sehr schlecht geht und man wie auch in Deinem Fall sich selber wehtut. Aber wie mein Vorposter schon sagte, alleine wirst Du da nicht rauskommen! Es werden immer wieder solche Situationen entstehen und Du wirst immer dieses Bedürfnis der seelischen Selbstverletzung erleben müssen.

Also ich kann Dir erzählen, dass ich das selbst eine ganze Zeit mal gemacht habe.... ich habe mich häufig wo es mir schlecht ging oder damals als ich noch gearbeitet hatte, absichtlich mit aggressivster Musik zugedröhnt und das stundenlang, um Frust und Stress abzubauen oder halt einfach um mich selber zu bestrafen obwohl ich genau wusste dass es mir garnicht gut tat.
Aber gerade aus dem Grund hab ich es gemacht.... ich habe mir immer mehr aggressive Musik reingezogen. Je schlimmer und brutaler die Texte, desto besser. Bis es irgendwann so schlimm wurde, dass ich Suizidgedanken bekam, je mehr ich mich damit volldröhnte.

Das war alles geplant und pure Absicht. Aber Gott sei Dank habe ich durch sehr viel Unterstützung es geschafft, davon Abstand zu nehmen. Allein wäre ich da durchaus nicht rausgekommen, defnitiv. Mein Grundgedanke war immer, mich möglichst selber damit kaputtzumachen wann immer es ging.

Ich hoffe, Du findest rechtzeitig Hilfe!!! Ich wünsch es Dir sehr.
Aber es ist wirklich furchtbar, was mit diesen armen Tieren passiert!

Liebe Grüße
Pandoras

30.05.2012 15:52 • #6


everybodys darling
Ja, ich habe, Gott sei Dank, einen sehr guten Therapeuten .......... aber wir stehen erst ganz am Anfang! Vielleicht sollte ich doch noch einmal in die Klinik gehen .....

Das Schlimme ist ja noch, dass mein Unterbewusstsein mir einredet es wäre meine Pflicht mich damit zu beschäftigen!!!!
Naja, wird schon werden ...

Aber es ist sooo schön, dass es mit Euch auch noch andere Menschen gibt, die mich wenigstens verstehen!!!


DANKE !!!!

30.05.2012 21:02 • #7


S
So, aber nun auch mal was Positives für Dich - zum Aufmuntern: Mein Dicker, Spikey, 8,5 Jahre alt und körperlich wirklich schon ein Hunde-Opi liegt neben mir auf der Couch und leistest mir Gesellschaft. Es gibt auch noch einen Teil dieser wunderbaren Geschöpfe, denen es gut geht.... Ich möchte, dass Du weißt, dass es auch diese wunderbaren, grunzenden Geschöpfe gibt, die es richtig gut getroffen haben..., auch, wenn es wirklich große Probleme gab (Krebs-OP usw.)
Er ist wirklich eine große Berreicherung :)

LG
Suse

30.05.2012 22:26 • #8


Pandoras
Hi everybodys darling,

schön zu hören dass Du einen guten Therapeuten an Deiner Seite hast! Das freut mich für Dich!!
Denn diese Hilfe und dieser Beistand ist enorm wichtig für uns alle.
Vorallem dass man dort auch keinerlei Scheu haben muss, um über seine wahren Gefühle und Emotionen zu sprechen. Das ist ebenso wichtig!

Ja überleg es Dir mal vllt. in eine Klinik zu gehen. Es würde Dir sicherlich intensiver helfen.

Und es stimmt, sich mit gleich Betroffenen austauschen zu können ist ein echtes Geschenk, da hier ebenso jeder Verständnis hat und viele Parallelen findet.

Zitat:
Das Schlimme ist ja noch, dass mein Unterbewusstsein mir einredet es wäre meine Pflicht mich damit zu beschäftigen!!!!


Das kann ich ebenso gut nachvollziehen!! Es tut wirklich weh, wenn diese armen Tiere so leiden müssen. Also wenn ich ehrlich bin, ich könnte mir sowas schreckliches nicht anschauen. Nicht eine Minute
Ich mag Tiere und vorallem Hunde auch sehr gern.... hätte gerne selber einen, aber mein Vermieter würde das leider nicht erlauben. Ein Hund ist der beste Freund und vorallem EHRLICH.... was viele Menschen nicht mehr sind. Aber ich kann durchaus verstehen, dass Du Dich im unterbewussten so verpflichtet fühlst den Tieren gegenüber. Würde ich glaub ich auch!

Liebste Grüße

30.05.2012 23:05 • #9


everybodys darling
Ich habe selbst 2 Hunde und 2 Katzen, die hier leben wie im Paradies

Letztes Jahr haben wir einen Doggenmischling aus schlechter Haltung geholt ..... er war fast verhungert und wurde richtig panisch, wenn man ihn anfassen wollte!

Heute sieht er aus, wie das blühende Leben und genießt jeden Augenblick. Er ist ein absolutes Geschenk Gottes, wir sind seinem Charme alle verfallen

Manchmal habe ich dann aber auch wieder ein schlechtes Gewissen, da es meinen Wuffies soooo gut geht und die anderen Hunde soooo leiden müssen!

Ich weiß, ich bin dooooof

31.05.2012 07:38 • #10


Pandoras
Nein, Du bist überhaupt nicht doof.... red Dir das bitte nicht ein. Das ist ein vollkommen normaler Vorgang mit so einer psychischen Belastung!
Ich empfinde manchmal ähnliche Dinge, die für manch anderen wahrscheinlich übertrieben wären. Vorallen Dingen solch starke emotionale Momente. Das ist kein Verbrechen, so zu fühlen. Ich finde es gerade wichtig, dass man sich mit solchen Gefühlen auseinandersetzt! Und ich glaube auch, dass gerade wir Betroffenen und Erkrankten viel mehr Emotionen und Gefühle empfinden können als halbwegs gesunde Menschen. Oder eben uns viel mehr in verschiedene Dinge hineinversetzen können.
Und dass wir in dem Falle besondere Menschen sind, indem wir uns viel mehr Gedanken machen (z.B. was Du beschrieben hast, mit den Hunden) und einfach mehr mit dem Herzen sehen können.

Das ist manchmal schon was Besonderes an dieser Krankheit!

Grüße

01.06.2012 23:06 • #11


unart
Aso mich berührt gerade sehr wie DU mit-leidest....heul. Ja-keine nötige emotionale Distanz aufzubaun, das kenn ich. Zwar nicht gegenüber leidenden Hunden(was eigentlich sinnvoller wäre) aber gegüber Menschen. Auch tu ich mir nicht wirklich körperlich weh...aber jedem mein letztes Hemd..weil ich denke besser mir Kälte zurecht zu kommen wie der andere.Lieber esse ich zwei Wochen nicht-als dass ich jemand nein sage.
Vielleicht, weil wir wirklich motionaler (nach)empfinden??? oder meinen es zu können? weiss nicht.
Du musst Dir auf jeden Fall helfen lassen.-Eben, weil Du besonders bist. Es ist zwar schlimm, dass wir es sind, die durch brutale Menschen therapeutische Hilfe brauchen, depressiv geworden sind aber gerade solche Menschen wie Du sind doch die eigentlichen Schätze auf dieser Welt!!!

Ich denke, dass egal ob Zwangshandlungen, Sucht, ....usw. ...die Priorität nicht unbedingt auf Verzicht (Du schreibst, Du musst das tun-sonst...)liegen muss.Glaub man tut sich leichter zuerst eine Alternative zu suchen....Also erst mal Dazugewinn...nicht Verlust.ABER DA BRAUCHST DU PROF. HILFE!!! DU BIST ES WERT!!!!Knutsch.

04.06.2012 17:57 • #12


everybodys darling
Hallo Pandoras, hallo unart!

Danke für Eure echt totaaal lieben Worte!!!

Ich war heute endlich mal wieder bei meinem Therapeuten und habe wieder mal versucht zu beschreiben, was in mir vorgeht. Wenn ich in die Rolle des Hundes schlüpfe, dann habe ich heute festgestellt, dass es nicht der körperliche Schmerz ist, den ich nachempfinde ....... es ist der Schmerz, die Enttäuschung und die Verzweiflung über die ...... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll ......... ja, es ist das missbrauchte Vertrauen!!! Jeder Hund geht erst mal freundlich auf den Menschen zu und wird dann soooo enttäuscht!!!

Ich hatte schon länger das Gefühl, dass das was mit meinem eigenen Leben zu tun hat ............ meinem Therapeuten ist heute schlagartig in den Sinn gekommen, dass es sich um Dissoziation handelt!!! Beim Schlaumachen im Internet habe ich mich auch widergefunden!

Tja, das wird wohl noch eine längere Therapie werden

Nächste Woche wollen wir eine Reha beantragen, da nicht sicher ist, ob ich jemals wieder so fit werde, dass ich arbeiten kann

Naja, ich kämpf mich schon durch!


Liebe Grüße an Alle

05.06.2012 17:45 • #13


A


Hallo everybodys darling,

x 4#14


Pandoras
Hallo ihr zwei,

@unart: Ich bin mir da ziemlich sicher dass das so ist - dass wir Erkrankten mehr empfindlich sind für äußere Einflüsse oder solcher sehr emotionalen Dinge. Oder eben halt Dinge wahrnehmen können, die für normal Gesunde eher selbstverständlich sind.
Ich erfahrs auch Tag für Tag am eigenen Leib sozusagen.
Wirklich schwierig wird es dann eben auch, wenn solche Eindrücke dauerhaft zur Belastung werden. Oder auch eben die daraus resultierenden Gefühle.

24.06.2012 16:03 • #14

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