Zählzwang richtig behandeln - welche Ursachen?

T
Vor einiger Zeit hatte ich hier im Forum über den Umgang mit einer Depressiven als Angehöriger geschrieben, die sich in keine stationäre Therapie begeben wollte/konnte.

Mittlerweile ist meine Frau in einer stationärem KH (Allg. Psychatrie), da Arbeiten nicht mehr möglich war.
Nach nunmehr 2 Wochen im KH und vielen Gesprächen mit meiner Frau tun sich für mich viele neue Themen auf, die mir vorher gar nicht oder nicht in ganzem Umfang bekannt waren

-Panik/Angstattacken bei Personen aus Ihrem Lebensumfeld ( nicht bei Allen). An Orten (weit von zuhause entfernt), die nicht mit
ihrem Lebensumfeld zu tun haben, gibt es diese Symptome nicht
-häufiger Zählzwang (mit Quersumme)
-unterschwellige Suizidgedanken seit mind. 4 Jahren
-latenter Alk. seit vielen Jahren, teilweise Unterbrechungen über lange Zeiträume(Monate od. Jahre)
-mittlerer/schwerer Mißbrauch von Schmerzmitteln
-Keine Hobbys/Freizeitbeschäftigung(auch früher nicht)

1. Insbesondere neu für mich ist die Kombination Deperession und Zählzwang.

2. Ich habe viel über Alk. und Depressionen gelesen.Kurz vor dem KH-aufenthalt trank meine Frau ca. 1 bis 1,5 Flaschen Wein täglich. Entzugserscheinungen blieben aus bzw. das Blutbild zeigten keine Auffälligkeiten eines Alk..

Ich würde gerne Meinungen/Infos oder auch Fakten zu den o.g Punkten hören.
Besonders zu Punkt 2 gehen die Meinungen zwischen und mir und meiner Frau auseinander. Meine Frau meint das spielt keine Rolle, ich dagegen glaube, dass der Alk.(in Kombination mit Tabletten) zumindest dazu beigetragen hat die Depression zu verstärken bzw. sie auszulösen.

Da ich bald ein Angehörigengespräch mit der behandelnen Psychologin habe, bin ich unentschlossen, ob ich dort das Thema Alk. so offen wie möglich ansprechen soll. Meine Frau hat zwar der Psychologin gegenüber den Alk.(nicht in der o.g. Menge) zugegeben, spielt aber die Bedeutung extrem
herunter.

Die Gefahr besteht(so die Andeutung der Psychologin), dass man sie dann auf eine Suchtstation verlegt, wo sie m.E., auch aufgrund der fehlenden Entzugserscheinungen nicht hingehört.

18.10.2010 08:46 • #1


S
Grüß dich, t802003!

Zitat:
Ich würde gerne Meinungen/Infos oder auch Fakten zu den o.g Punkten hören.
Besonders zu Punkt 2 gehen die Meinungen zwischen und mir und meiner Frau auseinander. Meine Frau meint das spielt keine Rolle, ich dagegen glaube, dass der Alk.(in Kombination mit Tabletten) zumindest dazu beigetragen hat die Depression zu verstärken bzw. sie auszulösen.

Hm, wieso spielt es für dich eine so immense Rolle, ob der Alk. nun dazu beigetragen hat, oder nicht?
Verstehe mich bitte nicht falsch, es ist sicherlich sehr wichtig, dass der Konsum ebenfalls ein Thema bei ihrer Therapie sein sollte, aber letzendlich zählt wohl eher der Fakt ansich, dass sie trinkt und die Frage wieso, bzw was sie damit kompensiert.

Zitat:
Da ich bald ein Angehörigengespräch mit der behandelnen Psychologin habe, bin ich unentschlossen, ob ich dort das Thema Alk. so offen wie möglich ansprechen soll. Meine Frau hat zwar der Psychologin gegenüber den Alk.(nicht in der o.g. Menge) zugegeben, spielt aber die Bedeutung extrem herunter.

Die Gefahr besteht(so die Andeutung der Psychologin), dass man sie dann auf eine Suchtstation verlegt, wo sie m.E., auch aufgrund der fehlenden Entzugserscheinungen nicht hingehört.

Was wäre denn so schlimm daran, wenn sie zeitweise auf die Suchtstation verlegt werden würde?

Eine Sucht macht man sicherlich nicht an den (nicht-)vorhandenen Entzugserscheinungen aus. Ihr Alk. und der Missbrauch der Schmerzmittel sind ein deutliches Zeichen eines zumindest anfänglichen Suchtverhaltens, was in ihrer Behandlung eine nicht unwesentliche Rolle spielen sollte. Und die Suchtstationen sind ja nicht nur zur Entgiftung gedacht, daher verstehe ich deine Bedenken nicht so ganz.

Hast du Angst, dass sie es dir evtl. übel nehmen könnte, wenn du offen mit dem Arzt sprichst? Insofern kann ich dir nur ans Herz legen, auch gegen den Willen deiner Frau, die Karten auf den Tisch zu legen. Es ist m.E. ganz normal, dass sie versucht alles herunterzuspielen - was aber widerum auch nur bestätigt, dass sie sehr wohl realisiert, dass ihr Konsumverhalten nicht mehr normal ist.
Viele Abhängige leugnen sehr lange ihr Schicksal und ich denke wenn du die Möglichkeit hast einzugreifen, zu helfen, dann solltest du das tun. Im Endeffekt kommt es ihr nur zu Gute.

Davon einmal abgesehen werden die Ärzte dort sicherlich wissen wie sie ihre Situation einzuschätzen haben. Wenn du offen und ehrlich mit ihnen sprichst und letzlich entschieden wird, dass sie eine Weile auf die Suchtstation verlegt wird, so wird dies wohl auch wirklich nötig sein. Was würde ein Verschweigen, bzw. Herunterspielen also bringen, außer, dass ein ganz wesentliches Thema ungesagt und unbehandelt bleibt?

18.10.2010 11:18 • #2


A


Hallo t802003,

Zählzwang richtig behandeln - welche Ursachen?

x 3#3


S
Hallo t802003 ,

ich habe deinen Beitrag in den Angehörigenbereich verschoben.

Serafina

18.10.2010 15:33 • #3


T
@Sandra
Danke für Deine Antwort.
Ich stimme Dir zu, dass es viel wichtiger ist zu besprechen dass meine Frau trinkt und wieso bzw. was Sie damit kompensiert. Dies bedeutet aber, dass sie das auch einsieht und akzeptiert. Sie ist aber der Meinung, dass der Alk. und die Tabletten kein Problem darstellen, da sie ja keine körperlichen Entzugserscheinungen hat.
Deswegen möchte ich zumindest eine relative Kausalität zwischen Sucht und Depression herstellen, um ein Problemverständnis auch für diesen Teil der Krankheit zu gewinnen.
= Vor ca. 1 Jahr war Sie auf einer reinen Suchtstation und dort konnte man nichts mit ihr anfangen. Daher hat sich bei meiner Frau der Glauben festgesezt, dass die Sucht kein Problem für sie ist.

Ja, ich habe Angst, dass meine Frau meint ich falle ihr in den Rücken, wenn ich ihrer Psychologin u.a. erzähle, wie ich den Suchtteil einschätze. Es gibt ja auch noch ein danach.

Deinen Worten entnehme ich aber richtigerweise, dass es keine wirkliche Alternative zur Offenheit meinerseits gibt. Wie sich die Situation sonst entwickelt, habe ich ja vor dem KH-aufenthalt selbst erlebt. Da muss ich jetzt durch, damit es auf Dauer besser wird.
Manchmal muss man Dinge niederschreiben, damit sie einem klar werden.

Danke für die Unterstützung !

18.10.2010 17:02 • #4


S
Ich kann dich verstehen. Es ist ein wahrlicher Zwiespalt. Im Endeffekt möchte man als Partner nur alles daran setzen, dass es dem/der Liebsten besser geht, andererseits tut es aber auch weh demjenigen dafür evtl. in den Rücken fallen zu müssen.

Aber ich denke für Betroffene ist es ganz wichtig, dass sie einen starken und klaren Part an ihrer Seite haben. Sie selbst haben einfach eine verzerrte Wahrnehmung und spielen schon alleine aus Scham alles stets herunter.
Du bist in dem Moment, wo du offen darüber sprichst, stark für sie. Ja, vermutlich mag sie dir dies auch noch eine ganze Weile übel nehmen, aber letzlich wird sie auch irgendwann verstehen, dass du nur für sie gesorgt hast!

Ich wünsche euch beiden alles Gute und wäre gespannt, wie das Gespräch abgelaufen ist, wenn du berichten magst

19.10.2010 00:58 • #5

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag