Wenn man die neue Frau ist

C
Hallo ihr Lieben.
Zuallererst, ich bin neu hier. Ich habe lange darüber nachgedacht, mich in einem Forum anzumelden, da ich eigentlich ungern mit Fremdem über meine Probleme rede.
Aber da ich langsam nicht mehr weiter weiß und ich das Gefühl habe meine paar wenigen Freunde zu nerven, hab ich keine Wahl.

Ich weiß auch gar nicht so recht wie ich anfangen soll.
Mein Freund war damals verheiratet und hat ein Kind. Mittlerweile ist er geschieden.

Ich habe, naiv wie ich bin, nicht drüber nachgedacht, was für Probleme und Schwierigkeiten es mit sich bringt, einen Mann zu lieben, der bereits Vater ist. Ich wollte und will ihn immernoch einfach so sehr, dass es mir egal war. Ich sagte mir immer, wir würden das schon zusammen schaffen.

Nach gerade mal etwas über einem Jahr muss ich aber zugeben, dass es alles andere als rosig ist und meine Depressionen machen alles nur schlimmer.

Ich gehe wegen Kleinigkeiten oft sehr schnell an die Decke, oder fange an zu weinen wie ein kleines Mädchen, nur weil er was falsches gesagt hat.
Oder so wie letztes Wochenende und heute wieder.

Wir haben sein Kind jedes Wochenende gehabt, irgendwann konnte ich das so nicht mehr. Es wurde mir zu viel. Also bat ich ihn (mehrmals) darum, mit seiner Ex zu reden um wenigstens ein freies WE zu haben. Da seine Ex aber das unmenschlichste Wesen auf der Erde zu sein scheint, wurde daraus erstmal nichts.
Seine Ex hat mich nie persönlich gesehen oder persönlich mit mir gesprochen, meinte aber mich aufs übelste zu beleidigen, was natürlich dazu führte, dass ich einen enormen Hass ihr gegenüber entwickelt habe. Aber nicht nur deswegen.

Auf jeden Fall irgendwann hat mein Freund es dann doch durchgeboxt, dass wir ein freies WE haben, in seiner Nachtschicht Woche.

Nun fängt er aber an, einfach selbst zu entscheiden, mir kaum noch was zu sagen. Letztes WE sollte unser freies WE sein. Er hat ihr angeblich eine Woche vorher schon gesagt, dass wir sein Kind das WE trotzdem nehmen, weil es nur noch 2 we's wären und dann sind die im Urlaub. Ich habe es erst am Freitag letzte Woche erfahren und war natürlich echt sauer, dass er nicht mit mir darüber geredet hat. Ein einfaches noch 2 we's dann sind die im Urlaub und alles wäre geklärt gewesen.
Nunja. Hatten uns dann mächtig in den Haaren. Ich habe ihm gesagt, dass alles was ich will ist, dass er mit mir über sowas redet. Dass wir zusammen entscheiden. Dafür führt man doch Beziehungen, oder sehe ich das falsch?

Er entschuldigte sich und versprach mir, dass es nicht mehr vor kommt.

Aber es kam wieder vor. Heute.
Sie rief an, ich hörte nur was von dieses Wochenende kommt das Kind wie abgemahnt zu uns. Und nächstes hätte es eigentlich zu Hause bleiben bzw in Urlaub fahren sollen.
Und ganz plötzlich haben wir es nächste Woche auch.

Versteht mich nicht falsch. Ich möchte meinem Freund den Kontakt zu seinem Kind nicht verweigern, ich möchte nur endlich ein geregeltes Leben führen, was mit Depressionen sowieso schon schwer genug ist. Ich möchte einfach nur, dass er mich mal in seine Entscheidungen mit einbezieht. Ich fühle mich momentan nicht wie ein Teil seines Lebens, das er meint alles selber zu entscheiden, Hauptsache seine Ex ist zufrieden.
Warum hält er sich nicht einfach an das, was er sagt?

Solche Momente werfen mich komplett aus der Bahn und ich werde wütend auf ihn, auf mich, weil ich damit nicht besser umgehen kann und gleichzeitig tut es mir höllisch weh, dass er meine Bedürfnisse einfach ignoriert. Das immer ich einstecken darf.

Und wenn ich dann wieder mal nicht weiß, was ich mit den Gefühlen in mir anrichten soll und dann wieder heule wie ein kleines Kind, steht er mir nicht zu Seite. Was alles schlimmer macht.
Er geht einfach. Lässt mich alleine. Mit meinen Heulattacken.
Oft habe ich ihm gesagt, er soll mich in solchen Momenten einfach fest in den Arm nehmen, bis ich ruhiger geworden bin und mir dann zeit lassen mich komplett zu beruhigen. Ich möchte nur spüren, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Aber es fühlt sich nicht so an.

Ich weiß nicht weiter. Reagiere ich über?
Macht meine Depression, dass ich so reagiere? Ich weiß es nicht. Und manchmal habe ich auch keine Lust, so weiter zu leben und doch würde ich mir nie was antun, weil es zu viel gibt, was ich eigentlich liebe. Mein Verstand ist so benebelt.

Bitte helft mir. Gebt mir Ratschläge besser mit allem zurecht zu kommen.

05.06.2018 21:47 • #1


B
Hi Cheshirecat,

ich kann dich da ganz gut verstehen. Ich war auch mal mit einer Frau zusammen, die einen 10jährigen Sohn hatte. Das Grundproblem in solchen Beziehungen ist, dass natürlich das Kind IMMER vorgeht. Dabei werden auch viele unliebsame Entscheidungen getroffen. Grundsätzlich habe ich für diesen Umstand Verständnis und sehe das genauso, aber irgendwann, nach zigzigzigmal zurück stecken kommt irgendwann der Punkt, an dem man das einfach nicht kann, weil man gerade auch mal etwas ganz anderes benötigt. Wenn zugunsten des Kindes, und das ist eigentlich immer der Fall, der Partner die 2. Geige spielt, im Gegenzug aber nicht genug Aufmerksamkeit erhält um dies dadurch kompensieren zu können, entsteht ein Defizit, du fühlst dich vernachlässigt und übergangen. Natürlich hat er Dinge mit dir abzusprechen oder dich zumindest über solche Entscheidungen rechtzeitig in Kenntnis zu setzen, wenn sie nicht änderbar waren. Alles andere ist respektlos, weil er dadurch über deine Zeit ja mitverfügt. Und deine eigenen Pläne u. U. ignoriert. Es sollte das Bestreben sein, eine für alle Beteiligten möglichst zufriedenstellende Lösung zu finden. Wenn einer ständig auf der Strecke bleibt, erträgt das auf Dauer keine Beziehung. Deine Depressionen verschlimmern den ganzen Umstand natürlich erheblich, da du selbst auf eine gewisse Art und Weise schutzbedürftig bist und ebenso wie das Kind deshalb auch teilweise gesteigert seiner Aufmerksamkeit bedarfst, um dich auch gewertet und in deinen Nöten wahrgenommen zu fühlen. Wenn das nicht der Fall ist, verschlimmert das deine Depression und Ängste. Besprich das mal mit ihm, er muss das verstehen können.

Und natürlich ist seine Ex sauer auf dich, mit Abwertungen kann sie sich besser fühlen und ihn ebenfalls damit verletzten. Quasi ein Flächenbombardement. Alleine die Tatsache, dass sie dich noch nie gesehen hat, sie das aber nicht daran hindert über dich zu urteilen, zeigt doch eindrücklich, wie wenig Substanz das Geseiere von ihr hat. Davon darfst du dich nicht runterziehen lassen. Je weniger es dich stört, umso mehr nervt es sie. Lass ihr doch ausrichten, wie gerne du sie trotzdem magst.

Evtl. (eher wahrscheinlich) ist er auch öfter mit den Situationen überfordert und wenn dann seine heulattackengeschwängerte Freundin noch dazu kommt, kann er darauf nicht angemessen reagieren. Wenn er auch in entspannteren Situationen darauf nicht reagiert, ist das schon etwas verwunderlich. Ich habe auch Depressionen und kenne die Tage, an denen man sich unermesslich verletztlich fühlt und auch ist. Wenn dann noch, gerade in diesen zuwendungsbedürftigen Stunden, statt Aufmerksamkeit und eine Umarmung leidvolle Entscheidungen und Vernachlässigungen dazu kommen, tut das richtig weh und man weiß gar nicht, wohin man die aufkommenden miesen Gefühle packen soll. Das Schlimme ist, man kann es nur aushalten. Wenn das Problem nicht sofort änderbar ist, muss man es erstmal ertragen, egal wie weh es tut. Wenn es sich aber auch dauerhaft nicht zufriedenstellend lösen lässt, durch Gespräche, muss man sich trennen. Eine Beziehung sollte das Leben bereichern, wenn das nicht der Fall ist, sollte man die Beziehung hinterfragen und ggf. nötige Entscheidungen treffen. Das tut erstmal weh, geht aber vorbei und danach ist es meist besser. Spätestens wenn man in einer glücklichen Beziehung ist weiß man, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben..., und das ist sogar wirklich so, kennen wir doch alle.
Das Leben ist zu kurz für dauerhaft schlechte Beziehungen, zumindest sehe ich das so. Es gibt immer mal Krisen, aber wenn die zig Monate anhalten, stimmt was nicht mehr und es entsteht Handlungsbedarf. Die Alternative ist weiter leiden und nichts tun. Dann lieber handeln und die Sache selbst in die Hand nehmen. Das ist immer unangenehm, muss aber trotzdem erledigt werden.

Kennst du die Ess den ekligen fetten Frosch Methode?

Stell dir vor du wirst wach und auf jeden Fall musst du an diesem Tag einen dicken fetten ekligen Frosch essen, komme was wolle, der muss heute runter. Nun denn, du hast jetzt 2 Möglichkeiten.

1. Du gehst den ganzen Tag schwanger mit dem Gedanken im Kopf, diesen ekligen fetten Frosch essen zu müssen und schiebst es bis zur letzten Sekunde auf. Vermeiden kannst du es nicht. Damit hast du dir den ganzen Tag durchtrieben, dir das Hirn zermartert und leidvolle Stunden erduldet. Mit der Gewissheit, am Ende trotzdem nicht drumrum gekommen zu sein.

2. Du stehst auf, packst den Frosch und würgst den als allererste Amtshandlung runter. Hat man keine Lust drauf, aber er muss ja weg. Tja, und dann fühlt man sich gut, bisschen flau im Magen aber der Frosch ist weg, jetzt entspannt den Tag angehen und Kaffee trinken. Der Tag ist gerettet. Die Laune auch.

Ich habe mir das angewöhnt, gelingt mir auch nicht immer, aber ich bemühe mich es nach Punkt 2 zu erledigen. Es ist immer die kopfmäßig entspanntere Methode. Allein das gute Gefühl, etwas erledigt und gemacht zu haben, eine Entscheidung getroffen zu haben, gibt einem wieder Sicherheit in die eigene Handlungsfähigkeit.

Mach dir vor allem keine Vorwürfe, du seiest zu schwach, weil dir alles weh tut. Fakt ist, du bist krank und eine Auswirkung ist, dass du (wie viele andere psychisch Erkrankte) oft sehr zuwendungsbedürftig bist und einen Partner brauchst, der das versteht und darauf eingeht. Zumindest in einem gewissen Maße. Zu 100% ist das ja gar nicht von anderen erfüllbar, aber es sollte ein Ausgleich da sein in einer Beziehung. Der alle Parteien zufriedenstellt.

Viel Erfolg! Hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.

Liebe Grüße

18.06.2018 00:47 • #2

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