Meine Frau ist depressiv - Hilfe

D
Hallo allerseits,

tja, Vorstellen. Eigentlich weiss ich gar nicht so recht was ich hier schreiben soll, oder was ich hier suche. Na ja, ok, ich suche Hilfe. Nicht für mich, sondern für meine Frau. Nein, für uns. Ich fang mal am Anfang an, sonst wird's einfach zu unübersichtlich.

Meine Frau ist depressiv. Nachdem wir als Paar auf der gemeinsamen Arbeitsstelle zusammengefunden hatten musste einer von uns diese verlassen. Warum ist nebensächlich, musste aber sein. Sie verließ dann die Arbeitsstelle und damit begannen auch langsam die Probleme.

Angefangen von leichten Mobbingformen und vielen gemeinsamen Gesprächen wie wir das lösen können. Hier begann dann auch die Depression meiner Süßen. Wir machten uns schlau, suchten einen neue Arbeitsstelle und beschlossen gemeinsam dort offen mit ihrer neuen Krankheit umzugehen was auch so akzeptiert wurde. Es folgte eine Therapie über 2 Jahre mit Trevilor und es wurde im großen und ganzen besser, nein es wurde wirklich gut. Die Kleinigkeiten der Nebenwirkungen waren manchmal belastend aber ich konnte damit umgehen, meine Frau nicht. Sie wünschte sich halt auch S. wieder aktiver zu sein und mir das zu geben, was auch früher möglich war.
Wir durchliefen viele Höhen, manche Tiefen und im letzten Jahr fragte ich sie, ob sie mich heiraten wolle. Dieses Jahr im Mai war es dann soweit und wir feierten unsere ganz persönliche Traumhochzeit. Nach den Flitterwochen setzte sie dann, mit Einverständnis und unter Aufsicht ihres Therapeuten das Trevilor ab.

Es folgten 3 Wochen Hölle auf Erden für sie. Die Absetzerscheinungen setzten Ihr hart zu und ich versuchte immer für sie da zu sein. In der vierten Woche dann wurde es deutlich besser. Auch ihre Laune hob sich, wir schwebten auf Wolke sieben unserer gemeinsamen Zukunft entgegegen. Wir lachten viel, schliefen oft miteinander und auch ich wechselte die Arbeitsstelle aus persönlichen Gründen. Seitdem haben wir etwas weniger Freizeit als vorher und so langsam ging es dann deutlich bergab.

Die Talfahrt geht bis heute weiter. Meine Frau, die früher so Großherzig war, wird zynisch und angriffslustig. Sie ist empfindlich und schaltet sofort auf Angriff, sie sieht nur noch das negative im Leben und hat Angst davor, wieder die Tabletten nehmen zu müssen.
Gestern haben wir den ganzen Abend zusammen gelegen und geredet, sie hat nur geweint, sich Selbstvorwürfe gemacht.

Ich versuche immer für sie da zu sein, etrage Angriffe und Beleidigungen für die sich auch immer zeitnah entschuldigt, ich versuche ihr Perspektiven aufzuzeigen, Alternativen anzubieten für Hobbys, gemeinsame Freitzeit etc. Versuche schöne Erinnerungen lebendig zu halten um diese auf unsere gemeinsame Zukunft zu projezieren.

Ich bin am Ende, am Ende meiner Weisheit und fast Ende meiner Kraft. Die Therapie wird auch weitergeführt, leider ist ihr Therapeut bis noch gut zwei Wochen im Urlaub. Ich verspreche mir viel von seiner Hilfe und Therapie möchte nur die nächsten Wochen Hilfe leisten und ihr zur Seite stehen.

Vielleicht weiss jemand von Euch Rat für mich.

Danke fürs lesen und zuhören

Ulli

08.08.2011 07:27 • #1


S
Hallo Ulli und willkommen im Forum,

als Erstes: deinen Nicknamen find ich etwas unpassend oder er bezieht sich auf etwas, was ich nicht nachvollziehen kann? ;=)

Ich finde es ganz toll und absolut nicht selbstverständlich, wie du dich den Problemen der Depression deiner Frau stellst.

Deiner Beschreibung nach, seid ihr (ich schreibe das jetzt einfach mal so) noch in einem „Anfangsstadium“ des Krankheitsverlaufes, wo deine Frau es noch merkt, wenn sie dich verletzt und sich anschließend entschuldigt, auch ist sie bereits in Therapie hat somit einen professionellen Ansprechpartner.
Ganz wichtig ist jetzt für sie, einen Neurologen bzw. Psychiater aufzusuchen, der Wege aus der Krankheit aufzeigen kann.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Depression unbehandelt recht schnell zu schlaflosen Nächte führt. Das verbale „Gewaltpotenzial“ steigert sich dramatisch und kann sich u. U. ausschließlich gegen dich richten. Das Ganze dann ohne Entschuldigungen und sich aus deiner Sicht (zurecht) als gegenstandslos und ungerecht darstellt.

Ob es daraus dann noch einen Ausweg gibt, weiß ich nicht – ich/wir suche(n) noch.
Sehr wichtig ist es jedoch, dass du für sie da bist und sei es nur, um ihren Frust bei dir abzuladen. Auch, wenn es für dich nicht plausibel erscheint, braucht sie dich mehr denn je. Es wird Tage geben, da willst du eine Trennung.

Eine depressive Partnerin zu haben, erfordert eine Menge Geduld und noch mehr Kraft. Man muss viel geben und erhält wenig zurück. Mir hat geholfen, dass ich mich selbst einem Therapeuten anvertraut habe, der mir zeigte, dass man bei aller Fürsorge seine eigenen Interessen und Freiräume beibehalten muss, um nicht vom Sog dieser Krankheit mitgerissen zu werden.

Dieses Forum hat mir gezeigt, dass es viele Mitmenschen gibt, die mit uns dieses „Los“ teilen. Nicht jeder Beitrag, meiner inklusive, muntert auf oder kann zu Ergebnissen führen.

Mein wichtigster Rat iMo ist, dass deine Frau sich von einem Psychiater oder Psychologen behandeln lässt. Je schneller diese Entscheidung kommt, um so besser ist das für euch – zumal man als Kassenpatient auf einen Termin u. U. Monate warten muss.

Meine Erfahrung hat auch gezeigt, dass (zumindest meine Frau) Depressive die Vergangenheit für ihr Desaster mitschuldig machen und Planungen für die Zukunft sie überfordern. Positiv kommt an: Sport und körperliche Tätigkeiten in der Natur, sowie Organisatorisches (z. B. Speiseplan, Feierlichkeiten, nächster Urlaub usw.) von ihr fern zu halten ohne sie dabei in Watte zu packen.

Ich wünsche dir für die nächste Zeit sehr viel Kraft und dass deine Liebe zu deiner Frau nie aufhört!

Schöne Grüße
SmartM

08.08.2011 15:19 • #2


A


Hallo Dussel,

Meine Frau ist depressiv - Hilfe

x 3#3


D
Danke für die liebe Antwort.

Meine Frau ist ja schon in Behandlung und mit Absprache ihres Arztes die Medikamente (Trevilor) abgesetzt. Nach den Entzugserscheinungen, die so 3-4 Wochen andauerten ging es ihr soweit ganz gut. Dann kam plötzlich der Rückschlag.
Hier im Forum zu lesen hat mir schon sehr geholfen. Hört sich vielleicht doof an, aber wenn man weiß das ein eigenes Problem von wirklich vielen geteilt wird, das man was machen kann wenn man gewillt ist, mir hat's echt geholfen.
Auch solche Kleinigkeiten wie die Regeln, was man machen sollte und was nicht halte ich für sinnvoll und habe für mich beschlossen, das ich viele Sachen versuchen und um setzen möchte.

Gestern kam meine Süße von der Arbeit und fing an zu erzählen, sie plante für die nächste Woche Aktivitäten hat sich an Sachen erfreut. Das hat mich wirklich glücklich gemacht und ich habe sie auch gelobt und wir haben wieder viel geredet. Es waren schöne Gespräche mit sehr viel Nähe, ohne Tränen. Ich weiss genau, gemeinsam schaffen wir das.

Und zum Nick, das ist so ein gewachsener Begriff und mein ständiger Forenname. Daher war es für mich naheliegend hier auch Dussel zu sein, einfach um mir zu merken wie ich mich einloggen muss

09.08.2011 06:15 • #3


D
Nachdem ich mir hier viele Tips und Ratschläge anlesen konnte, beschloß ich in den letzten Tagen auch mehr meine eigenen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Wenn meine Frau mich verletzte sagte ich Ihr das, wenn ich sie vermisste schrieb ich Ihr eine SMS und so weiter.
Meine Süße sagt das ihr das sehr guttäte.
Es fällt mir noch sehr schwer sie nicht allzusehr in Watte zu packen. Unser Job ist schon hart genug, da habe ich oft das Bedürfniss sie vor anderen Problemen zu bewahren. Doch es funktioniert schon besser sie auch mit Alltagsproblemen zu konfrontieren und endlich wieder gemeinsame Lösungen zu finden.
Es geht ihr zwar noch nicht super, aber doch bedeutend besser. Und das ist für mich ein weiterer Antrieb nicht nachzulassen, ihr weiterhin beizustehen.

Vor zwei Tagen hat sich eine Arbeitskollegen, die sie nur flüchtig kennt, verabschiedet. Sie sagte meiner Frau, sie wäre jetzt für ein paar Wochen weg. Als meine Frau freundlich nachfragte wohin es denn gehen würde Urlaub, dann Viel Spaß Nein, kein Urlaub, Hm, also Sportkur? Nein auch nicht (deutliches Unwohlsein). Dann im Flüsterton fragte meine Frau Gehst Du in eine Psychosomathische (ist das so richtig geschrieben?) Kur? antwortete die Kollegin mit Ja, war ganz erstaunt. Die beiden haben sich ein wenig unterhalten und beschlossen nach der Kur mal ein wenig öfter zu sprechen.
Nun kam meine Süße auf die Idee sich öfter mit kranken Kollegen treffen zu wollen.

Ist das Sinnvoll? Ich könnte es mir schon sinnvoll vorstellen zu sehen, das andere, respektierte Kollegen die gleichen Probleme haben, zu wissen, das man nicht allein ist. Allerdings habe ich ein wenig Angst, das meine Frau sich zu viel zumutet.

11.08.2011 06:52 • #4


S
Hallo Dussel,

Zitat:
Nun kam meine Süße auf die Idee sich öfter mit kranken Kollegen treffen zu wollen.

Ist das Sinnvoll? Ich könnte es mir schon sinnvoll vorstellen zu sehen, das andere, respektierte Kollegen die gleichen Probleme haben, zu wissen, das man nicht allein ist. Allerdings habe ich ein wenig Angst, das meine Frau sich zu viel zumutet.


Ich finde die Idee gut, vor allem weil sie sich dann mit dem Problem auseinandersetzt. Das tun wir doch auch hier. Und es tut uns doch gut?!

Vllt. solltest du ihr vermitteln, dass sie sich in grenzwärtigen Situationen zurückzieht, also auf sich selbst achtet.

Das hört sich doch alles gut an. Ich wünsche euch viel Glück.

Serafina

11.08.2011 08:34 • #5


T
Zitat von Dussel:
Ist das Sinnvoll? Ich könnte es mir schon sinnvoll vorstellen zu sehen, das andere, respektierte Kollegen die gleichen Probleme haben, zu wissen, das man nicht allein ist. Allerdings habe ich ein wenig Angst, das meine Frau sich zu viel zumutet.


Hallo Dussel,

ich bin selber Depressiv und es tut mir gut, mich mit anderen Depressiven auszutauschen, einfach weil ich mich da nicht lange erklären muss. Auch wenn die Themen einem Außenstehendem vielleicht manchmal haarsträubend erscheinen mögen, so kann ich doch ganz gut damit umgehen und es zieht mich nicht zurück ins Loch.

Das Tho

11.08.2011 11:39 • #6


D
Danke ihr lieben.
Dann werde ich sie dahingehend ermuntern und gut auf meine Süsse acht geben, das sie da nicht in fremde Löcher fällt.

11.08.2011 19:33 • #7


D
Meine Frau ist aus ihrem Loch gekrabbelt. Wenn ich sie im Arm halte und frage wie es ihr geht lächelt sie mich sanft an Super wäre übertrieben, aber es geht mir gut. Normal glaube ich
Das ist ein schönes Gefühl. Sie ist in den letzten Tagen viel aktiver geworden und versucht ihre Fluchtinstinkte zu unterdrücken. Normalerweise zieht sie sich ins Bett zurück und schläft viel. Das versucht sie ganz bewusst zu vermeiden.
Das schönste ist aber, das sie mich wieder völlig an ihrer Gefühlswelt teilhaben lässt. Am Wochenende ist auf der Arbeit was passiert, was meine Frau sehr mitgenommen hat. Wir haben dann am Samstag Abend sehr lange darüber geredet und sind Arm in Arm eingeschlafen. Am Sonntag hat sie mich morgens angestrahlt und gesagt wie gut ihr das getan hätte.
Mir ist ein sehr großer Druck von den Schultern genommen und ich glaube das merkt meine Süsse auch. An manchen Tagen kann ich mich sogar wieder bei ihr anlehnen und Kraft tanken. Aber dann kommen oft die Tränen und sie weint weil sie meint sie raube mir die Kraft. Ich versuche ihr dann klar zu machen, das das zu uns gehört, zu unserer Beziehung und ich meine Kraft zum großen Teil aus unserer Beziehung gewinne.
Es sind dann so kleine Momente wo ich mir wieder über den Umstand bewusst werde, das es halt ein ..... es geht mir gut. Normal glaube ich ist. Nicht mehr aber auch nicht weniger.

Euch da draußen in der Welt einen lieben Dank. Es ist ein schönes Gefühl hier was zu schreiben, was dann von Leuten mit Verständnis gelesen wird.
Das nimmt die Einsamkeit von mir und gibt mir Kraft.

16.08.2011 08:38 • #8


Pyxidis
Hallo Dussel,

Zitat:
Euch da draußen in der Welt einen lieben Dank. Es ist ein schönes Gefühl hier was zu schreiben, was dann von Leuten mit Verständnis gelesen wird.
Das nimmt die Einsamkeit von mir und gibt mir Kraft.


gern geschehen. Super, daß es Deiner Frau schon wieder besser geht und Dein Verständnis Ihrer Situation hat bestimmt sehr dazu beigetragen.

Viele Grüße
Scorpio

16.08.2011 13:10 • #9


D
Und schwupps, da nächste Loch.
Gestern war wieder so ein Tag an dem sie alles angezweifelt hat, ihre Fähigkeiten im Job, ihre Liebenswürdigkeit, eigentlich alles wofür ich sie so sehr Liebe.
Sie stellt sich im Moment unter solch einen Druck im Job, das sie gestern meinte sie würde unseren Beruf nur noch 2 oder 3 Jahre aushalten.
Ich habe dann versucht rational an die Sache zu gehen und gemeinsame Möglichkeiten der beruflichen Veränderung gesucht/aufgezeigt und ich habe ihr deutlich gemacht, das es mir auch genug wäre in einer kleinen Wohnung zu leben und wir das Haus verkaufen könnten.
Die beruflichen alternativen haben ihr glaube ich etwas Mut gemacht. Wobei ich manchmal denke, das sie sich mir zu liebe dann verstellt, damit ich mir nicht so große Sorgen mache.

In mir wächst die Angst, ihr eines Tages nicht mehr beistehen zu können. Das sie eines Tages, wie ich so oft hier gelesen habe, sagt sie empfinde nichts mehr. Ich kann vieles aushalten und mir ist im Leben schon viel wirklich schlimmes begegnet, aber das würde ich nicht aushalten.
Gestern war sie wieder beim Therapeuten. Die Sitzung hat sehr lange gedauert und er war wohl sehr erschrocken wie tief das Loch war in dem sie steckt. Die kurze Phase in der es ihr normal ging wird stark überschattet.
Sie möchte auf keinen Fall wieder Medikamente nehmen, hat mir aber gestern abend unter Tränen erklärt, das sie sie nehmen würde, wenn der Therapeut eindeutig dazu raten würde.

Bin im Moment wieder ziemlich hilflos. Aber das ist wahrscheinlich meine Macke, immer zielgerichtet alle Probleme lösen zu wollen.
schei. alles.

19.08.2011 06:44 • #10


T
Hallo Dussel,
Zitat von Dussel:
In mir wächst die Angst, ihr eines Tages nicht mehr beistehen zu können. Das sie eines Tages, wie ich so oft hier gelesen habe, sagt sie empfinde nichts mehr. Ich kann vieles aushalten und mir ist im Leben schon viel wirklich schlimmes begegnet, aber das würde ich nicht aushalten.

das kann passieren, muss aber nicht zwangsläufig passieren. Du tust weder dir noch deiner Partnerin einen Gefallen, wenn du dir jetzt schon darüber Sorgen machst. Ich grübele auch sehr viel und habe am liebsten für jede Situation schon einen Plan fertig parat, nur eins habe ich gelernt, wenn die Situation eintritt, ist eh alles anders als ich es mir in meinen Gedanken vorgestellt habe.

Es kann sein, dass du ihr nicht immer beistehen kannst. Je nachdem wie tief das Loch ist, kann es passieren, dass der Betroffene sein Umfeld kaum noch wahrnimmt. Das kenne ich so von mir.

In dieser Situation nur warten zu können kann eine Qual sein, Ich kenne das aus meiner Beziehung (meine Partnerin ist ebenfalls erkrankt), aber es war für mich bisher immer noch schaffbar.

Ich wünsche dir und deiner Partnerin alles Gute

Das Tho

19.08.2011 09:23 • #11


D
Gestern hat meine Süsse mir gesagt, sie denke ohne sie sei ich besser dran. Ich bin fast vom Glauben abgefallen. Zunächst wusste ich nicht wie ich reagieren sollte und habe ihr dann gesagt das ich diese Aussage unfair finde.
Ich würde sie so sehr lieben wie sich mich und sie solle sich vorstellen ich wäre nicht mehr bei ihr. Sie schaute traurig und sagte Das würde ein Gefühl der Leere bei mir hinterlassen Bei mir auch war meine Antwort. Klar kostet so eine Krankheit Kraft aber wir werden das gemeinsam schaffen und es kommen auch wieder tolle Zeiten mit viel Lachen, Freude und zärtlichkeiten. Ich habe sie an unser gemeinsames Eheversprechen erinnert. Ist ja noch nicht so lange her der 28.05. Da haben wir uns unter anderem geschworen dem Partner alles zu geben, was er von uns braucht. Danach hat sie sich an mich gekuschelt und gesagt sie möchte über ihre Krankheit heute nicht mehr reden. Klar, kein Problem sagte ich und wir sprachen über Hobbys.

Ich bin im Moment völlig hilflos, sie weint sehr oft und es gibt nichts schlimmeres für mich. Der Therapeut hat ihr gesagt, wenn sie sich nicht gut fühle, wenn sie traurig oder wütend sei soll sie das Gefühl hinterfragen. Aber diese ständige Angespanntheit nimmt sie völlig mit, laugt sie aus.
Zudem kommen seit 4-5 Tagen Probleme beim Einschlafen, nein eher beim Durchschlafen. Sie schläft gut ein, aber halt nur 3 Stunden und liegt dann für 2-4 Stunden wach.
Liegt das an den Gedanken, die sie selbst im Schlaf nicht mehr loslassen? Am Mittwoch fahre ich für 5 Tage weg. Ich würde am liebsten zuhause für sie da sein, weiss aber das sie das nicht wollen würde. Vielleicht tut es uns beiden ja auch mal gut. Ich könnte etwas Kraft tanken wenn ich meine Gedanken mal fliegen lassen kann. Und ich hoffe das meine Süsse auch etwas zur Ruhe kommt. Aber Angst habe ich trotzdem das was passiert. Nicht das sie sich was antun würde, aber irgendwie fühle ich mich schlecht bei dem Gedanken sie alleine zu lassen.

22.08.2011 12:04 • #12


Steffi
Hallo Dussel
Zitat:
Nach den Flitterwochen setzte sie dann, mit Einverständnis und unter Aufsicht ihres Therapeuten das Venlafaxin ab.

vielleicht war das zu früh, Dussel ?
Zitat:
Sie möchte auf keinen Fall wieder Medikamente nehmen, hat mir aber gestern abend unter Tränen erklärt, das sie sie nehmen würde, wenn der Therapeut eindeutig dazu raten würde.

Es gibt selten Betroffene, die sich um Medikamente schlagen und sie gerne nehmen. Viele haben Angst vor Nebenwirkungen und Kontrollverlust. Oft geht es aber gar nicht anders.
Was Du beschreibst, deutet für mich darauf hin, dass die Einnahme eines Antidepressiva durchaus sinnvoll und auch wichtig wäre.
Durchschlafstörungen können die Hölle sein, ich kenne das aus eigener Erfahrung (allerdings aus den inzwischen hinter mir liegenden Wechseljahren). Diese Schlafproblematik verschlechtert die Situation Deiner Frau sicher auch erheblich.

22.08.2011 12:25 • #13


D
Vielleicht war es zu früh, aber für mich lag das immer im Ermessen des Therapeuten und auch meiner Frau. Vielleicht haben die Freude über die Hochzeit, die Vorbereitungen dazu sie einfach auf einer Welle schwimmen lassen, die jetzt, so ohne Ziel, langsam weggeflossen ist.
Ich kann ihre Ängste bezüglich der Medikamente auch verstehen und werde sie auch darin unterstützen und bestärken um ihr die Kraft und den Halt zu geben.
Nur im Moment ist das rettende Ufer anscheinend so weit weg und ich muss mir für mich und auch für uns klar machen, das ich eigentlich nur begleiten kann, nicht wirklich helfen/heilen.
Das ist aber sehr schwer für mich.

Mit dem Schlafproblem ist es wirklich noch mal ne Ecke schlechter geworden. Früher hat sie fast den ganzen Tag geschlafen um so den Problemen des Alltags aus dem Weg zu gehen. Sie ist quasi in den Schlaf geflüchtet. Und heute bringt er ihr einfach nicht mehr die Erholung, die sie dringend nötig hätte. Ich kann schon nachvollziehen das sie das richtig fertig macht. Schlafprobleme mit Durchschlafen hatte ich vor 2 Jahre auch enorm, das lag an 17 Jahren Wechseldienst.
Ich weiss nur nicht, wie ich da helfen kann.

22.08.2011 12:39 • #14


S
Hallo Dussel,

Steffis Aussage möchte ich hier doppelt unterstreichen. Durchschlafstörungen sind eine Nebenwirkung der Depression und können mit Antidepressiva zurück geführt werden. War bei meiner Frau auch so. Gut - es wird ein Weilchen dauern, bis die Medikamente anschlagen und die richtige Dosierung gefunden ist.
Nachher wird deine Frau sagen, dass es ihr damit wieder gut geht!

Alles Gute
SmartM

22.08.2011 13:12 • #15


D
Aber es heisst doch Medikamente können nicht heilen.
Mal ganz ehrlich, gibt es überhaupt Hoffnung eine Depression zu heilen? Oder kann man nur lernen mit ihr umzugehen?
Wie lange soll man Medikamente nehmen, bis ans Lebensende?

22.08.2011 19:50 • #16


S
Hallo Dussel,

Zitat von Dussel:
Mal ganz ehrlich, gibt es überhaupt Hoffnung eine Depression zu heilen? Oder kann man nur lernen mit ihr umzugehen?
Wie lange soll man Medikamente nehmen, bis ans Lebensende


Ob eine Depression heilbar ist, hängt von vielen Faktoren ab. Und warum soll es keine Heilung geben? Wir lesen hier immer wieder, dass das möglich ist!!!!! Bitte lies dich durch die Thread´s. Viele User berichten von Heilung und einer positiven Perspektive. Das bedeutet für uns, dass es möglich ist.

Plan B wäre, damit umgehen zu lernen. Auch eine Variante, die hier schon nachzulesen ist.

Medikamente helfen erstmal, um aus dem Tief heraus zu kommen. Der weitere Weg ist dann erfahrungsgemäß eine Therapie. Zu erkennen, woran es liegt, was der Auslöser ist, damit zu leben und gewisse Gegebenheiten zu akzeptieren und anzunehmen. Folge wäre, diese Gegebenheiten rechtzeitig zu erkennen und sie zu verarbeiten, sprich: Sich ihnen zu stellen, Vorahnungen zu erkennen, sie zu bearbeiten und dem entgegenzuwirken.

Es gibt immer eine postive Perspektive, wenn wir auch in der Lage sind sie zu erkennen und auch auszuleben und anzunehmen.

Die Hoffnung ist unser Elixier.

Serafina

22.08.2011 20:04 • #17


Steffi
Zitat von Dussel:
Aber es heisst doch Medikamente können nicht heilen.

schau dir das mal an. Der Film gibt Dir vielleicht etwas mehr Aufschluss über den (wichtigen) Einsatz von Medikamenten bei einer Depression.

22.08.2011 21:40 • #18


S
Ich weiß auch nicht, ob Medikamente heilen können. Sie sorgen auf jeden Fall dafür, dass deine Frau wieder durchschlafen kann und ich denke, dass damit eine ganze Menge erreicht ist.
Gruß
SmartM

23.08.2011 09:01 • #19


D
Hoffnung ist unser Elixier, ja, das stimmt. Und Hoffnung haben wir beide und Liebe die uns Kraft gibt.
Zum Thema Medikamente muss ich sagen, das ich da wirklich auf das Zusammenspiel meiner Frau mit ihrem Therpeuten vertraue und die beiden
gemeinsam erkennen, wann die Medikamente wieder vonnöten sind. Die Erfahrung mit dem Medikamentenentzug hat meine Süsse stark mitgenommen
und ich mag das Thema von mir aus nicht ansprechen.

Letzten Endes hoffe ich darauf das wir gemeinsam die Depression heilen können. Das ist, denke ich ein gutes Ziel, was auch im Bereich des möglichen liegt wenn ich so manches Thema hier lese.
Dieses Forum, mit all seinen, so empfinde ich zumindest, aufrichtigen Menschen, helfen mir enorm meine Aufgabe in dieser Zeit zu erkennen und auch auszufüllen.

23.08.2011 10:46 • #20


Steffi
Hallo Dussel,

ich bin sicher, Ihr werdet das schon gemeinsam schaffen

23.08.2011 11:35 • #21


B
Hallo Ulli,
hier spricht blume 888.....

Danke für deine Mail. Es hat mich veranlasst mal zu schauen, was Dich bewegt. Ich find's schön, dass Du deine Frau Süße nennst.
Ich werde von meinem Partner ebenso genannt UND das ist wundervoll !!!!

Du machst das ganz toll. Und ich verstehe dich so gut, kann nachvollziehen, wie verletzend und auch frustierend manches sein kann.
Die Stärken unserer Partner stärken und mit den Schwächen umgehen zu können. Eine große Aufgabe.

Wobei ich mich nicht mit dem Begriff Schwäche finden möchte. Auch diese können ins Positive gewandelt werden. Eine noch größere Aufgabe.

Wir selbst müssen schauen uns nicht zu verlieren. Uns die schönen Dinge des Lebens holen. Lachen ohne schlechtes Gewissen.
Mein Versuch eine Gruppe zu finden, einen Austausch Anghöriger von Depressionserkrankten, hat nicht funktioniert.
Es gibt keine.
Eine Gruppe beschäftigt sich immer wieder mit dem gleichen Thema .......wie gehe ich mit der Krankheit um.......! Gut. Nur leider sind es total verschiedene Auslöser, mit ähnlichen Auswirkungen.
Das war ziemlich schräg für mich. Eher ein Rückschritt.

Was ich da ganz klar erkannt habe ist, wir brauchen mehr Gruppen da draussen in unser aller Leben, die einen Austausch wie hier im Forum pflegen.
Ohne Dogmatismus und Abgrenzung. Es gibt nicht nur MEINEN ANGHÖRIGENSTATUS mit MEINEM ERLEBEN.
Unser Empfinden ist sehr individuell und trotzdem sind die Auswirkungen so ähnlich.

Für mich wäre es eine riesige Hilfe hier im Bodenseeraum Menschen wie Euch zu finden.



....es grüßt Euch.....
blume 888

23.08.2011 12:22 • #22


D
Ich muss mal wieder was von der Seele lassen und es mir einfach runterschreiben.
Meine Süsse war vorgestern bei ihrem Therapeuten und er meinte, sie solle wieder Medikamente nehmen.
Nun fühlt sich mein Engel leider als totaler Versager. Sie nimmt die Medikamente, zieht sich aber dadurch in nächste tiefe Loch. Sie hat das Gefühl, sie
hätte den Kampf verloren.
Ich versuche ihr beizustehen. Mein Standpunkt ist, wir nehmen durch die Medikamente einfach nur Anlauf für einen weiteren, in der Zukunft liegenden Versuch ohne Medikamente. Die Medikamente helfen ihr ein wenig zur Ruhe zu kommen, Kraft und Hoffnung zu tanken und eines Tages werden wir es gemeinsam erleben das wir ohne die Medikamente zurecht kommen.
Leider sieht sie das nicht so. Ich fühl mich dem Satz nahe Ich kann bald nicht mehr, aber noch schiebe ich den weit von mir. Ich werde und will sie begleiten, sie auffangen, halten und alles aushalten was diese Dreckskrankheit auf mich werfen mag.
Ich hoffe, das die Medikamente bald Wirkung zeigen und wir wirklich daran arbeiten können, sanft Anlauf für eine Medikamentenfreie, depressionslose Zeit nehmen können.
Im Moment fühle ich so eine Wut in mir, ich kann das gar nicht genau beschreiben. Ich weiss nicht woher diese Wut kommt und auch nicht wogegen sie sich richtet.
Ich weiss nur, meine Süsse ist alle Mühe, allen Aufwand, jeden Schmerz wert. Auch wenn sie im Moment auch daran zweifelt.

Aber auch wenn sie gerade vielleicht stehen bleibt, sogar ein paar Schritte zurückweicht, ich bleibe an ihrer Seite und begleite sie in welche Richtung sie sich auch bewegen mag.

01.09.2011 12:30 • #23


Pyxidis
Hallo Dussel,

Zitat:
Ich versuche ihr beizustehen. Mein Standpunkt ist, wir nehmen durch die Medikamente einfach nur Anlauf für einen weiteren, in der Zukunft liegenden Versuch ohne Medikamente. Die Medikamente helfen ihr ein wenig zur Ruhe zu kommen, Kraft und Hoffnung zu tanken und eines Tages werden wir es gemeinsam erleben das wir ohne die Medikamente zurecht kommen.


das ist eine sehr gute Einstellung! Ich drücke Dir die Daumen, daß Deine Frau das auch bals so sehen kann.

Alles Gute für euch,
Scorpio

01.09.2011 12:34 • #24


Steffi
Hallo Ulli,

Deine Wut ist völlig normal. Sie entspringt aus Deiner Hilflosigkeit (gegenüber der Krankheit und letztlich gegenüber Deiner Frau).
Zitat:
Ich weiss nur, meine Süsse ist alle Mühe, allen Aufwand, jeden Schmerz wert. Auch wenn sie im Moment auch daran zweifelt.

Halte Dir das weiterhin vor Augen, aber versuche auch, Deine Wut abzubauen. Es ist wichtig, dass Du das tust. Such Dir ein Ventil, dass Dir hilft, die Aggression abzubauen.

Ich denke, dass Deine Frau wieder Tabletten nimmt, ist der erste Schritt zu einer Verbesserung. Dass sie selbst das als Niederlage erlebt, ist okay. Sie wird es anders sehen, wenn die Tabletten ihr helfen.

01.09.2011 13:17 • #25


T
Zitat von Dussel:
Sie nimmt die Medikamente, zieht sich aber dadurch in nächste tiefe Loch. Sie hat das Gefühl, sie
hätte den Kampf verloren.


Nein, genau das Gegenteil ist der Fall, sie hat den Kampf wieder aufgenommen. Wenn sie keine Medikamente mehr nehmen würde, weil sie keinen Sinn darin sieht, dann hätte sie den Kampf aufgegeben. Alleine die Einsicht, das man doch noch Hilfe braucht ist ein großer Schritt nach vorne. Ja es ist nervig, wenn man dachte, man hätte die Krankheit besiegt, und doch schleicht sich diese Krankheit wieder zurück ins Leben.

Ich wünsche euch beiden, dass ihr die Kraft findet diese Phase durch zu stehen.

Das Tho

01.09.2011 16:59 • #26


D
Danke Ihr Lieben, es tut wirklich gut zu hören/lesen, das man nicht so völlig falsch liegt mit dem, was man sich so denkt und macht.


Ich hoffe auch, das mein Engel bald wieder lachen kann und zu sich selbst findet. Ab Montag ist sie eine Woche auf einem Stressbewältigungsseminar. Das wird Anfangs sehr schwer werden mit so vielen fremden Leuten. Aber vielleicht ist dieser Ausflug aus dem Alltag auch genau das, was ihr im Moment ganz gut tut.

Auf jeden Fall werde ich mir weiterhin hier positive und negative Gefühle und Empfindungen von der Seele schreiben.

02.09.2011 07:28 • #27


D
Hallo Ihr da draußen,

eine geraume Zeit ist vergangen und das gemeinsame Leben geht, zum Glück, weiter. Uns geht es wieder deutlich besser. Die Medikamente haben meine Süsse wieder zu sich geholfen und sie beginnt wieder Pläne zu schmieden. Auch wenn ich kurzfristig eine Phase der Angst hatte und wir das gemeinsam erst mal ergründen mussten ist jetzt alles wieder im Lot.
Ich denke ich hatte große Angst vor einem Rückschlag. Meine Kraftreserven waren ziemlich am Ende und ich wartete geradezu auf ein neues Loch. Das hat meine Reserven natürlich zusätzlich angegriffen und mich ein wenig von meiner Süssen entfernt. Wir haben dann, wie so oft, lange und tolle Gespräche geführt ohne Angriffe, Vorhaltungen oder ähnliches. Einfach nur um unsere Gefühlswelt für den anderen zu öffnen.
Seit einer Woche ist die Angst vorbei und wir haben wieder sehr zueinander gefunden. Wir lachen viel, wir scherzen viel, aber verlieren auch nie die Krankheit aus dem Blick.

Wir richten den Blick in eine Zukunft, in der wir es noch einmal gemeinsam versuchen, diese Krankheit zu besiegen und es ein weiteres Mal ohne Medikamente auszuprobieren. Als ich darüber nachdachte, ist mir eine Idee gekommen. Ich dachte mir, wenn wir gemeinsam noch andere Schwierigkeiten, schwere Situationen meistern können, dann schweisst uns das zusammen. Bringt uns die Erkenntnis, das wir gemeinsam alles schaffen können. Deshalb wollen wir in nicht allzuferner Zukunft 2-3 Wochen auf dem Jacobsweg pilgern. Meine Süsse war von der Idee auch begeistert.

Momentan ist meine Süsse mal wieder auf einem Seminar zur Stressbewältigung und wir haben gestern telefoniert. Sie würde gerne andere Arbeitskollegen mit der gleichen Diagnose suchen/finden und eine Gesprächsgruppe zu gründen, die sich dann 1x im Monat trifft. Ich finde die Idee super, habe ihr aber geraten erst mit ihrem Therapeuten darüber zu sprechen um sich da Tips und Anregungen und auch seine Meinung einzuholen. Auch über Verhaltensregeln, so wie hier im Forum haben wir dann gesprochen.

Fazit. Es geht meinem Engel gut, also geht es mir auch gut.
Gebt auf Euch acht Ihr Lieben.

28.09.2011 06:31 • #28


JeanLucca
Hallo Dussel.

Ich antworte ganz spontan weil mir etwas aufgefallen ist was ich besonders wertvoll finde.

Zitat von Dussel:
... lange und tolle Gespräche geführt ohne Angriffe, Vorhaltungen oder ähnliches. Einfach nur um unsere Gefühlswelt für den anderen zu öffnen.
Das!

Alles gute auf Eurem Weg. Lieben Gruß, JeanLucca

28.09.2011 07:01 • #29


A


Hallo Dussel,

x 4#30


Steffi
Hallo Dussel,

Das sind ganz großartige Nachrichten
Zitat:
und es ein weiteres Mal ohne Medikamente auszuprobieren.

nur nicht zu früh - nicht zu schnell. Es steht eigentlich außer Frage, dass Deine Frau auch wieder ohne Medikamente auskommen wird. Problematisch ist nur, dass wenn man sich besser - gesünder - fühlt, dann auch den Drang verspürt, sofort wieder ohne Medikamente auskommen zu wollen. Deine Frau ist schon einmal in diese Falle getappt. Seid also auf der Hut und geht vorsichtig damit um.

Euch wünsche ich beiden alles Gute

28.09.2011 11:03 • #30

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