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Vorstellung - rezidivierende depressive Störung

flobo
Hallo Allerseits,

ich habe durch Zufall dieses Forum gefunden und mich vor ca. 5 Minuten hier angemeldet da ich selber Betroffener bin.

Ich würde mich gerne vorstellen.

Ich bin nun inzwischen 35 Jahre alt.

Ich hatte aufgrund autoaggressivem Verhaltens sowie suizidalen Tendenzen im Jahre 2007 das erste mal mit einer Psychotherapie zu tun.

Meine damalige Therapeutin brach Ihre Zelte knapp 1 Jahr nach Therapie ab.
Für mich war das kein Problem. Ich hatte ja schliesslich kein Problem da ich ja mehr oder minder zu der Therapie auf anraten meiner Mutter gebracht wurde.

Der Druck sich selbst zu verletzen kam immer mal wieder in meinen Kopf, allerdings hatte ich gelernt, das die keine adäquate Lösung zu sein schien. Daher liess ich es einfach bleiben und versuchte durch Sport und anderen Aktivitäten meinen Hass und meine Frust auf mich selbst, loszuwerden.

Das zweite mal, das ich mit Psyhotherapien in Kontakt kam war 2013, als meine langjährige Freundin (8 Jahre Beziehung) plötzlich der Meinung war, das alles keinen Sinn mehr hätte.

Für mich ist damals eine Welt zusammengebrochen, musste aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen und spürte mehr und mehr diese Wut, Trauer, Verzweiflung und Hass in mir.

Nach 6 Monaten Therapie wurde mir am Ende eines Therapiegespräches gesagt, das die Therapeutin nicht länger zur Verfügung steht, da Sie eine Weiterbildung in einer Klinik anfangen würde.

Für mich war das ziemlich zermürbend aber gut.

Ich habe mich in die Arbeit gestürzt, länger gearbeitet, mehr gemacht als ich hätte machen sollen, war im Endeffekt ganz bei der Arbeit und habe das Problmen nicht weiter beachtet.

Zu der Zeit dachte ich vermutlich woran ich nicht denke, das ist auch nicht da.

Im Jahre 2019 hat mein Vater die vernichtende Diagnose Krebs erhalten.

Zu der Zeit war ich extrem im Berufsleben integriert aber Unterbewusst hat es mich sehr mitgenommen.

Ich habe immer mehr gemerkt, das ich im Arbeitsleben an meine Grenzen stosse.
Ich hatte plötzlich ein Hass auf Geräusche und zunehmend mehr Ängste selbst zu Erkranken, meinen Vater zu verlieren oder meinen Job zu verlieren.

Ich suchte das Gespräch mit meinem Junior-Chef. Ich bat um einen anderen Arbeitsplatz weg von Lärm und weiteren äußeren Einflüssen. Am nächsten Tag kam mein Senior Chef auf mich zu un hat mich (man kann es nicht anders sagen) vor versammelter Mannschaft zur Sau gemacht. Was mir den einfallen würde, ich wäre ein Narzisst und mein Beinwippen (Restless-Leg-Syndrom) würde ja schliesslich auch alle stören.

Ich sass noch knapp 3 Stunden auf meinen Arbeitsplatz mit Schwindel, Übelkeit, und Hitze bevor ich den Entschluss gefasst habe, das ich definitiv und sofort ärztliche Hilfe brauchte.

Mein Hausarzt hatte mich damals mit einem Nervenzusammenbruch und einer akuten Belastungsreaktion für 2 Wochen krankgeschrieben. Zudem bekam ich eine Überweisung zu einer Psychotherapeutischen Behandlung.

Ich fasse das ganze von nun an etwas kürzer da der Text sonst zu lang wird.

Thearpie fing an.
Ich war 1 Jahr lang in einem medizinischem Versorgungszentrum mit Gruppentherapien, achtsamen Gehen, Ergotherapie.
Ich hatte aufgrund meiner langjähren Betriebszugehöigkeit (15 Jahre) eine Kündigungsfrist von 6 Monaten.
Die Kündigung wurde mir am 23.12.2020 zugestellt.
Nach einem Jahr Therapie fühlte ich mich besser und wagte wieder den Schritt in die Arbeitswelt.
Ich fing am 03.01.2022 eine Arbeitsstelle als IT-Systemelektroniker an.
Allerdings hatte ich meine wöchentliche Arbeitszeit auf 32 Stunden auf Empfehlung meiner Therapeuten reduziert.
So konnte ich von Mo-Do meine 8 Stunden arbeiten und am Freitag weiterhin zur Gruppentherapie gehen.

Anscheinend lief die Abteilung in der ich angestellt war nicht sonderlich gut, sodass ich von den beiden Geschäftsführern bereits nach 3 Monaten darauf angesprochen wurde, warum die Zahlen nicht stimmen.

Ich hatte keine Ahnung, ich war gerade in der Einarbeitung.
Meine Stunden wurden darauhin auf 30 reduziert und ich selbst wurde darüber nicht informiert.
Nachdem ich das erfahren hatte, bat ich um Kündigung.

Mein Vater starb am 20.3.2022 und für mich brach eine Welt zusammen.
Trotzallem hatte ich in dem Monat als mein Vater starb die höchste Arbeitsstunden zahl (weit mehr als bei einer 40 Stunden woche wobei ich nur 32 Stunden arbeiten solte).-444

Kurz:
Ich bin seit dem 1.10.2022 Arbeitslos aufgrund Krankheit bin wieder in Behandlung wegen diverser psychischer Erkrankungen:
Rezidivierende depressive Episoden aktuell mittelgrade Episode
Generalisierte Angsstörung
Anpassungsstörungen
Restless-Leg-Syndrom

Ich habe inzwischen den Pflegegrad 2 erhalten da ich meinen Alltag nicht mehr bewältigen kann, ich habe täglich Kopfschmerzen, Angst- und Panikattacken auch gerne mal mitten in der Nacht. Ich schlafe seit ca. 4 Wochen maximal 3 Stunden in der Nacht. Aufgrund eines Medikamentes (Sertralin) hatte sich alles verschlimmert.
Hinzu kamen extreme Alpträume, Konzentrationsprobleme, Probleme mit zeitlicher Orientierung, Nachtschweiss, Magen-Darm-Probleme, Schwindel und Übelkeit.

Puh soweit erstmal als Vorstellung, falls Fragen sind gerne fragen.
Ich freue mich darauf, mich mit Menschen die gleiche Problematiken haben, auszutauschen.

01.02.2023 19:33 • x 4 #1


Nuance
Du wirst vielfältige Antworten bekommen...
Diese Abwärtstendenz macht natürlich traurig.

Ich frage mich, was dieses autoaggressive Verhalten inkl. suizidale Tendenzen 2007 ausgelöst haben könnte.
Wie war Dein Leben bis dahin.

Du erwähnst Deine Mutter später nicht mehr. Die hast Du aber noch? Ist das Verhältnis gut? Ist sie Dir eine Stütze?
Die Reaktion Deines Chefs (Narzisst etc) ist krass! Vor allen Kollegen - unverzeihlich.

Schön, dass Du eine 8-jährige Beziehung hattest. Du schreibst nichts dazu und auch nicht, warum sie sich getrennt hat. Es ist objektiv auch hart, verlassen zu werden. Das steckt man natürlich nicht einfach so weg.

Hast Du den Eindruck, dass Dir Gesprächstherapien geholfen haben? Konntest Du problematische Erlebnisse irgendwie verarbeiten?

Du erwähnst am Ende Sertralin. Nimmst Du es denn noch? Du erwähnst gar keine anderen Medikamente.
Beim Restless Leg Syndrom geht man doch oft von einem Dopaminmangel aus und verschreibt Parkinsonmedikamente.

Generell kann es nicht schaden, sich selbst aktiv um medizinische Grundkenntnisse zu bemühen. So kann man Ärzten zB selbst Vorschläge machen...
Natürlich wäre es besser, keine Medikamente zu nehmen. Aber manchmal - und es ist ja oft nur übergangsweise - können sie helfen.
Es gibt viele beruhigende Medikamente. So dass man wenigstens schlafen kann.
Hat man Dir nie Benzodiazepine verschrieben? Sie wirken derart gut, dass die Abhängigkeitsgefahr sehr groß ist. Aber nicht mal während stationärer Aufenthalte? Oder kleine N1 Packungen? Schlaf ist elementar...

Es gibt so viele Medikamente... Spontan denke ich, dass SNRI falsch sein dürften. Ist das Restless Leg Syndrom sicher eines? Oder ist der Blutdruck zu hoch (Panikattacken). Hat man Deine Schilddrüse untersucht (Überfunktion?) Das solltest Du dringend ausschließen.

Magen-Darm Probleme. Diese Antidepressiva besser nicht nüchtern einnehmen. Sie können den Magen sehr reizen.

Dieses Sertralin (SSRI) erhöht das Serotonin. Leider werden sie ins Blaue hinein verschrieben. Eine Studie in Schweden konnte zeigen, dass Patienten mit Ängsten oft zu viel Serotonin im Gehirn haben. Leider bleibt es bei der Aussage. Die gängigen Antidepressiva werden nicht in Frage gestellt. Vom gesunden Menschenverstand her würde man meinen, Antidepressiva, die das Serotonin weiter erhöhen, dürften falsch sein.
Das Gehirn ist dann ja schon ohne Antidepressiva damit beschäftigt, mit diesem Überangebot klarzukommen.

Letztlich weiß man immer noch zu wenig über das Gehirn/psychische Krankheiten. Medikamente werden nach dem Prinzip Trial Error verschrieben. Und die Anzahl ist begrenzt.
Wir werden in der Regel psychisch gesund geboren. Allerdings sind wir unterschiedlich sensibel.

Wer weiß - vielleicht wäre manch einem mit einer Amnesie geholfen. Es wäre ein echter Neustart im Leben - ohne vergangene Belastungen.

Ansonsten kann man immer nur hoffen, dass man vergangene seelische Schmerzen mittels Verarbeitung/Therapien erträglich(er) werden bzw. man die richtigen Tabletten findet, die dasselbe bewirken.

Und man irgendwie aktiv bleibt - damit es zu neuen positiven Erlebnissen kommen kann, die Negatives überlagern. So viel Positives, dass die Überlagerung solide wird, das Negative zerdrückt und hauchdünn wird.

Aber leider ist Glück seltener als Pech. Und dann die Teufelskreise, denen man nur sehr schwer entkommen kann. Und dann die fehlenden, allenfalls winzigen, brüchigen, seltenen Glückskreise...

Ich weiß nicht, ob Du Dich mit dem Absetzen von Medikamenten auskennst. Langsames Ausschleichen, ggf. kurzes Aufdosieren bei Entzugserscheinungen (die können sehr subtil sein). Es gibt ein Forum dafür. ADFD heißt es.

An sich war ja schön, dass Du einen neuen Job gefunden hattest. Es stabilisiert sicherlich - grundsätzlich. Es gibt sicher welche, wo alles perfekt passt. Wo man nett miteinander umgeht. Dann kann ein Job zur langjährigen seelischen Stütze werden. Gerade jetzt müssen Arbeitgeber sich was einfallen lassen, damit Leute bleiben. Du bist ja noch jung...

02.02.2023 06:42 • x 1 #2


A


Hallo flobo,

Vorstellung - rezidivierende depressive Störung

x 3#3


Nuance
Tianeurax/Tianeptin - es ist ein Antidepressiva, dass das Serotonin nicht erhöht.
Das würde ich in jedem Fall probieren. Die Halbwertszeit ist kurz. Es muss 3 x täglich eingenommen werden.
Manche missbrauchen es, habe ich gelesen... Natürlich wegen sehr positiver Effekte.
Insofern würde - ich heute - ausprobieren, was bei steigender Dosis passiert. Ich bekam es mal. Nahm die angegebene Dosis. Ich erinnere mich auch nicht an Infos in Bezug auf Dosiserhöhungen.

Mir fällt noch ein - es gibt Gentests. Vor allem nachdem man einige Antidepressiva erfolglos ausprobiert hat, dürfte man gute Aussichten haben...

https://www.spektrum.de/news/depression...el/1798331

Du solltest auch prüfen, ob Deine Symptome ein Serotoninüberschuss sein könnten. Unbedingt lesen...
https://de.wikipedia.org/wiki/Serotoninsyndrom

PSSD (Antidepressiva sehr langsam ausschleichen - vor allem als Mann)
https://de.wikipedia.org/wiki/Post-SSRI...ysfunction

Erwähnte Studie Schweden 2015 bei Ängsten
https://psylex.de/stoerung/angst/sozial...serotonin/

Es kann nicht schaden, Dir Wissen anzueignen. Die ärztliche Behandlung ist offensichtlich - sehr oberflächlich.
Ich persönlich würde nicht akzeptieren, durch Medikamente einen hohen BD zu bekommen und dann gezwungen zu sein, BD Senker einzunehmen. Denn der erhöhte BD dürfte ein sicheres Zeichen dafür sein, dass es das falsche Medikament ist - oder aber mind. zu hoch dosiert ist.

Ein BD Gerät ist ratsam. Stets 1-3h nach Medikamenteneinnahme prüfen - mehrfach. Um herauszubekommen, was ein Medikament auslöst... Am besten Handgelenksgeräte. Die sind gut, bequem -Mehrfachmessungen sind bequem. Genau lesen, wie man den misst. Evt. auch mal im Stehen, Liegen, Sitzen... Das macht kein Arzt...

Mehr fällt mir nicht ein..

02.02.2023 07:53 • x 1 #3


flobo
Hi,

was 2007 der Auslöser war kann ich nicht beantworten, mein Leben war bis dahin an sich gut.
Familiär gab es keine großen Probleme ich bin sozusagen gut behütet aufgewachsen.
Einzig das Verhältnis zu meinen Großeltern väterlicherseits war und ist bis heute angespannt aber das sehe ich selbst nicht als Belastung.

Ja, meine Mama ist für mich da und Unterstützt mich sehr viel im Alltag. Nachdem mein Vater gestorben ist, hatte ich mich um alle Belange was Umschreibungen, Steuern, Versicherungen, An- und Ummeldungen etc. angeht, gekümmert.
Das Verhältnis zu meiner Mutter würde ich als sehr gut beschreiben.

Die Beziehung hat sich anscheinend schleichend in Luft aufgelöst. Es war so, das meine Ex-Freundin mich eher gemieden hatte. Ich kam z.B. von der Arbeit nach Hause und sie hatte es so abgepasst, das Sie dann die Wohnung verlassen hatte und erst spät, als ich schon geschlafen hatte wieder kam. Ich habe öfter mal das Gespräch gesucht aber Sie ignorierte mich. Sie wollte sich trennen aber selbstverständlich mit mir befreundet bleiben.
Man muss sagen, das ich auch da schon in einer Opferrolle gefangen war.
Ich war stets für sie verfügbar, habe alles für sie erledigt und ihr bei allem geholfen.
Ich wollte dann aber keine Freundschaft mehr mit Ihr, da ich befürchtete weiterhin das Mittel gegen Langeweile und der Problemlöser für sie zu sein.

Gesprächstherapien haben mir meiner Meinung nach am Besten geholfen.
Ich war oft froh und erstaunt über andere Sichtweisen, auf die ich selber nie gekommen wäre.
Mir wurde gesagt: Es gibt nicht nur schwarz und weiß wir müssen das grau finden und uns darin bewegen.

Ich hatte zuerst aufgrund meiner Schlaproblematik Promethazin erhalten (Schlaftropfen). Diese haben mich zwar müde werden lassen, ich bin dann allerdings nach dem Einschlafen eine Stunde später wieder wach geworden und dann ging es nicht mehr mit dem Schlafen.
Sertralin bekam ich knapp 2 Wochen später verschrieben. Da ich dort diese Nebenwirkungen entwickelte und auch sehr häufig Übelkeit hatte wurden mir noch MCP-Tropfen verschrieben.

Aktuell nehme ich die MCP-Tropfen und das Sertralin nicht mehr.
Mit dem Promethazin versuche ich sehr unregelmäßig mich zum Schlafen zu bekommen.

Ich habe am 25.1.2023 einen Check-Up beim Arzt gemacht.
Der letzte Check-Up ist 2 Jahre her.

Tatsächlich ist ein Wert welcher die Schilddrüse betrifft bei mir um +0.1 über dem Grenzbereich.
Zur Untersuchung der Schilddrüse habe ich einen erneuten Termin bekommen. Ausgegangen wird von einer Unterfunktion.

Ich habe ein Blutdruckmessgerät welches ich regelmäßig benutze. Es gibt keine Auffälligkeiten.
Mein EGK war soweit auch in Ordnung.

Vielen Dank für die Ansätze und Links, ich werde mir das alles anschauen und mir weiteres Vorgehen überlegen.

02.02.2023 11:09 • #4

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