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Update seit Ende Juni 2024

Lilly-18
Liebe Lost, ich lese schon länger bei dir mit und es nimmt mich sehr mit, weil es mich an meine eigene Mobbingsituation in der Arbeit erinnert. Das hat fast eineinhalb Jahre gedauert und hat mich nachhaltig krank gemacht.
Zweifle nicht an dir! Deine Gefühle und Ängste sind für mich vollkommen nachvollziehbar. Natürlich weißt du, dass du deiner Chefin keine so große Macht einräumen solltest und es der falsche Weg ist, das gefühlsmäßig zu sehr an dich ranzulassen.
Hast du keine Möglichkeit, mit einem Betriebsrat zu sprechen? Oder dich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen?
Manchmal hilft es nur, den Arbeitsplatz zu wechseln. Du kannst mehr als du denkst!
Ich bin jetzt beruflich angekommen, mache ganz was anderes als damals und alle Ängste im Job sind weg. Ich bin viele Wege gegangen, immer wieder auf die Nase gefallen, aber endlich ist es gut geworden.
Gib nicht auf! Versuche es! Denk an deine Gesundheit und dein Wohlbefinden. Man verbringt so viel Zeit in der Arbeit, das darf dich nicht nur fertig machen.
Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du da wieder raus kommst. Ich weiß, sowas ist unerträglich und es macht auch auf die Dauer was mit dir. Aber das bist nicht DU, da ist noch eine andere Lost, da bin ich mir ganz sicher

26.09.2024 06:36 • x 2 #31


ardFR62
Doch natürlich hilft deine Erklärung - weil die Menschen ja nun einmal unterschiedlich sind, und das ist auch gut so. Deshalb ist meine Erklärung vielleicht auch nur ein kleiner Denkansatz - mehr aber auch nicht. Bei mir hingegen - und das war nicht immer so und habe ich mir sehr mühsam angeeignet - war das der weg zum Erfolg....

Und ganz unter uns:

Sooooo leicht ist das auch nicht immer für mich....

26.09.2024 18:16 • x 1 #32


A


Hallo Lost111,

Update seit Ende Juni 2024

x 3#3


Pilsum
Zitat von Lost111:
Mein Therapeut sagt, ich soll mir ein dickes Fell zulegen.


Jetzt müsste ich eigentlich Lachen. Wir wissen beide, was er da meint. Aber ich finde es komisch, dass er Dir
nicht erklärt, wie Du das schaffen kannst.

Zitat von Lost111:
Aber wie kann ich lernen, in einer plötzlich unangenehmen Situation bewusst zu denken?


Wir können in jeder Situation lernen bewusst zu denken. Nicht nur in stressigen Momenten. Du hast es scheinbar
noch zu selten geübt.
Wenn Du z.B. hier schreibst, dann denkst Du immer auch ein klein wenig bewusst.
Kannst Du das in etwa unterscheiden, was Du ruhig, überlegt und sachlich denkst, also bewusst.
Und auch erkennen, was Du fast nur unterbewusst, also rein gefühlsbetont denkst?

Zitat von Lost111:
Aber wie kann ich lernen, in einer plötzlich unangenehmen Situation bewusst zu denken?

Zitat von Lost111:
Da geht mir doch so die Düse, dass ich gar nicht klar denken kann.


Wir sprechen immer noch jeden Tag über zu viele Dinge gleichzeitig. Noch lange sind wir nicht am
Kern der Angelegenheit.

Zitat von Lost111:
Und da ich nicht wissen kann, wann es mich erwischt, wie soll ich da vorbereitete Antworten präsentieren?


Da hast Du Recht. Gespräche kannst Du nicht in Gedanken vorbereiten, aber wie ich schon mal gesagt hatte.
Einige Formulierungen kannst Du Dir mal überlegen und sie irgendwo aufschreiben.
Du erinnerst Dich dann leichter daran.

Zitat von Lost111:
Und wie soll ich mich beruhigen, wenn mir schon schlecht wird, wenn sie mit mir reden will?


Ich hatte ja gesagt, dass Der Bereich Kommunikation immer sehr wichtig ist, wenn wir mit anderen
Menschen zu tun bekommen.

Warum sollte Dir schlecht werden, wenn Deine Vorgesetzte mit Dir reden will?

Wenn Du Angst bekommst und wenn Du ein Gefühl hast, dass Dir schlecht wird, so kommen dieses beiden
Gefühle aus Deinem Unterbewusstsein. Du reagierst in dem Moment wie automatisch. Das brauchst Du
jedoch nicht.

Ich komme mal zum Selbstbewusstsein.

In unserer verhältnismäßig freien und offenen Gesellschaft können wir ja davon ausgehen, dass jeder Mensch
etwa die gleichen Rechte hat. Und auch, dass jeder Mensch gleich wichtig ist. Nicht nur vor dem Gesetz.

Überlegst Du Dir nun bewusst, was passieren kann, wenn Du ein Gespräch mit Deiner Vorgesetzten hast,
so kann Dir sachlich und bewusst gedacht ja kaum etwas passieren.
Es gibt sachlich keinen Grund, dass Dir die Düse geht. Sie kann Dir nichts.
Folglich kannst Du Dich gedanklich täglich darauf einstimmen. Ich bin genauso viel wert, wie meine
Vorgesetzte. Sie kann mir nicht schaden.

Sachlich gesehen gibt es keinen Grund, dass Dir vorher vor Angst schlecht wird. Oder wo kommt das her?
Wäre ein achtjähriges Kind Deine Vorgesetzte, hättest Du dann die gleiche Angst vor solchen Gesprächen?
Ich vermute nicht.
Was also löst denn dann in Dir diese Ängste aus? Ihre Körpergröße? Ihre Lautstärke? Ihr vorwurfsvoller
Ton? Oder was sonst?

Egal, was sie Dir sagt. Nach einem Gespräch bist Du völlig unbeschädigt. Sie kann Dir nicht schaden.
Kannst Du das erkennen?


Zitat von Pilsum:
Folglich musste ich und das solltest auch Du, eine Strategie entwickeln, wie Du verhinderst, dass Du
Dich ständig in Gesprächen mit Deiner Vorgesetzten ärgerst.

Zitat von Lost111:
Hast du eine Strategie für dich gefunden, wenn ich fragen darf?


Das habe ich. Sonst würde ich in solch einem Forum nicht schreiben.

Zitat von Lost111:
Ich hätte so gerne Abstand!

Zitat von Lost111:
Wie schaffe ich es, den ganzen Sch.... nicht so nah an mich rankommen zu lassen?


Ich habe gerade versucht das zu beschreiben.

Zitat von Lost111:
Die Angst ist eh mein ständiger Begleiter. Ich habe vor jedem Sch... - vor allem, wenn er unerwartet kommt, Angst.


Im Grunde ist das Angstgefühl unser aller Begleiter. Du entscheidest, wie wichtig Dir Dein Angstgefühl gerade ist.
Und ich entscheide auch, wie wichtig mir mein Angstgefühl gerade ist.
Auch Deine Vorgesetzte entscheidet in den Gesprächen mit Dir, wie wichtig ihr Angstgefühl in dem
Gespräch mit Dir gerade ist.

Ziehst Du den Kopf ein, braucht sie vor Dir nur wenig Angst haben. Sie sieht Dir das vermutlich
schon im Gesicht an, ob Du unsicher bist. Und an Deiner Körperhaltung ebenfalls. Und Deine Sätze
treffen sie vermutlich auch kaum. Warum also soll sie vorsichtig mit Dir umgehen?
Hast Du dafür eine Erklärung?
Du zeigst ihr doch. Es ist gut möglich dass sie Recht haben, Frau Vorgesetzte. Denn sonst würde ich
mich sachlich und angemessen verteidigen.

Zur Entschuldigung und Rechtfertigung fällt mir leider mal wieder nichts Brauchbares ein.

26.09.2024 18:57 • x 1 #33


Lost111
@Lilly-18

Liebe Lilly-18,

Zitat von Lilly-18:
Liebe Lost, ich lese schon länger bei dir mit und es nimmt mich sehr mit, weil es mich an meine eigene Mobbingsituation in der Arbeit erinnert. Das hat fast eineinhalb Jahre gedauert und hat mich nachhaltig krank gemacht.



Zitat von Lilly-18:
Zweifle nicht an dir! Deine Gefühle und Ängste sind für mich vollkommen nachvollziehbar. Natürlich weißt du, dass du deiner Chefin keine so große Macht einräumen solltest und es der falsche Weg ist, das gefühlsmäßig zu sehr an dich ranzulassen.

Ich zweifele leider des Öfteren am mir. Danke, dass du mich verstehst.
Ich weiß um meine Unzulänglichkeiten. Es ist nicht so weit her mit meinem Selbstbewusstsein.

Zitat von Lilly-18:
Hast du keine Möglichkeit, mit einem Betriebsrat zu sprechen? Oder dich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen?
Manchmal hilft es nur, den Arbeitsplatz zu wechseln. Du kannst mehr als du denkst!

Der Betriebsrat bei uns steckt mit der Vorgesetzen unter einer Decke. Das weiß ich genau. Und ich traue der Frau auch nicht. Ich weiß auch, das einiges, was ich privat mit der Geschäftsleiterin besprochen habe, die Runde gemacht hat.
In meinem Alter wechsele ich den Arbeitsplatz nicht mehr. Ich würde nicht mehr in den öffentlichen Dienst Fuß fassen können. Deshalb ertrage ich es halt (noch).

Zitat von Lilly-18:
Ich bin jetzt beruflich angekommen, mache ganz was anderes als damals und alle Ängste im Job sind weg. Ich bin viele Wege gegangen, immer wieder auf die Nase gefallen, aber endlich ist es gut geworden.

Super, es sei dir von Herzen gegönnt!

Zitat von Lilly-18:
Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du da wieder raus kommst. Ich weiß, sowas ist unerträglich und es macht auch auf die Dauer was mit dir. Aber das bist nicht DU, da ist noch eine andere Lost, da bin ich mir ganz sicher

Danke. Aber ich fürchte, solange dieser Zustand auf der Arbeit anhält, kann es meiner Meinung nach nicht wirklich besser werden...

@ardFR62


Zitat von ardFR62:
Und ganz unter uns:

Sooooo leicht ist das auch nicht immer für mich....

JA, schon klar. Und nicht jeder Tag ist gleich. Pass gut auf dich auf!

@Pilsum


Zitat von Pilsum:
Jetzt müsste ich eigentlich Lachen. Wir wissen beide, was er da meint. Aber ich finde es komisch, dass er Dir
nicht erklärt, wie Du das schaffen kannst.

Du, wir arbeiten daran. Und was ist schon ein Jahr in der Therapie? Zwischendurch ging es mir so schlecht, dass fast gar nichts ging und ich auch nichts mehr wollte. Schon gar nicht, irgendwas zu ändern.

Zitat von Pilsum:
Kannst Du das in etwa unterscheiden, was Du ruhig, überlegt und sachlich denkst, also bewusst.
Und auch erkennen, was Du fast nur unterbewusst, also rein gefühlsbetont denkst?

Ich bin ehrlich: nein, nicht wirklich.

Zitat von Pilsum:
Wir sprechen immer noch jeden Tag über zu viele Dinge gleichzeitig. Noch lange sind wir nicht am
Kern der Angelegenheit.

Vielleicht sollten wir uns auf ein Thema beschränken.

Zitat von Pilsum:
Wenn Du Angst bekommst und wenn Du ein Gefühl hast, dass Dir schlecht wird, so kommen dieses beiden
Gefühle aus Deinem Unterbewusstsein. Du reagierst in dem Moment wie automatisch. Das brauchst Du
jedoch nicht.

Sag das mal meinem Gehirn. Aber es stimmt, ich bin sofort in Alarmbereitschaft.

Zitat von Pilsum:
Folglich kannst Du Dich gedanklich täglich darauf einstimmen. Ich bin genauso viel wert, wie meine
Vorgesetzte. Sie kann mir nicht schaden.

Von der Logik her stimmt der erste Teil des Satzes. Aber dass sie mir nicht schaden kann? Das tut sie bereits.
Sie versucht, mich raus zu kriegen, mit allen Mitteln, die ihr möglich sind.

Zitat von Pilsum:
Sachlich gesehen gibt es keinen Grund, dass Dir vorher vor Angst schlecht wird. Oder wo kommt das her?

Weil sie mich schon oft schlecht(er) als andere Mitarbeiter behandelt hat, und das nicht erst seit diesem Jahr.

Zitat von Pilsum:
Was also löst denn dann in Dir diese Ängste aus? Ihre Körpergröße? Ihre Lautstärke? Ihr vorwurfsvoller
Ton? Oder was sonst?

Ihre Mimik und ihr fieser Ton. Es interessiert sie nicht, was ich sage. Wie wir bereits festgestellt haben.
Ich denke, es löst in mir aus, dass ich was falsch gemacht habe und nun die Strafe dafür kriege. Im übertragenen Sinn. Ich weiß, ich bin kein kleines Kind mehr. Aber vllt. läuft das dann unterbewusst so bei mir ab.

Zitat von Pilsum:
Egal, was sie Dir sagt. Nach einem Gespräch bist Du völlig unbeschädigt. Sie kann Dir nicht schaden.
Kannst Du das erkennen?

Nein. Denn wenn sie mit mir sprechen will, ist es immer etwas unangenehmes.

Zitat von Pilsum:
Ziehst Du den Kopf ein, braucht sie vor Dir nur wenig Angst haben. Sie sieht Dir das vermutlich
schon im Gesicht an, ob Du unsicher bist. Und an Deiner Körperhaltung ebenfalls. Und Deine Sätze
treffen sie vermutlich auch kaum. Warum also soll sie vorsichtig mit Dir umgehen?
Hast Du dafür eine Erklärung?

Natürlich registriert sie das sofort.
Ich habe nur die Erklärung dafür, dass man so nicht mit seinen Mitarbeitern umgeht. Aber sie hat halt die Macht.
Wie es in anderen Unternehmen eben auch ist.

27.09.2024 23:07 • x 1 #34


Pilsum
Zitat von Pilsum:
Kannst Du das in etwa unterscheiden, was Du ruhig, überlegt und sachlich denkst, also bewusst.
Und auch erkennen, was Du fast nur unterbewusst, also rein gefühlsbetont denkst?

Zitat von Lost111:
Ich bin ehrlich: nein, nicht wirklich.


Dann versuche ich mal zu beschreiben, wie unser Gehirn, also unser Denken ungefähr funktioniert.

Zitat von dem Hirnforscher Prof. Stefan Kölsch.

Dies bedeutet außerdem: Wir haben nicht nur ein einziges Denkorgan im Gehirn, sondern
zwei-eines für bewusstes und eines für unterbewusstes Denken.
Unterbewusstes Denken ist spontan, intuitiv-es braucht weder bewusste Absicht noch
bewusste Aufmerksamkeit und kann sogar leicht vom bewussten Denken ablenken.
Bewusstes Denken hingegen braucht Konzentration. Es ist in der Lage, logische
Schlussfolgerungen zu ziehen, komplizierte Pläne zu entwerfen und knifflige Probleme
zu lösen.
Bewusstes Denken wird jedoch oft als anstrengend und langsam empfunden.

Zitat Ende

Ich habe das hier nur reingesetzt, dass Du nicht denkst, ich möchte Dir nur irgendetwas erzählen.


Nun setze ich noch einen Text von mir zum Thema Gedankenkreisen hier mit hinein.

Um sich diesem Thema zu nähern, ist es wichtig, zuerst einmal zu verstehen, was
in unserem Gehirn passiert. Wie wir denken und wie wir das Gedankenkreisen
nach und nach stoppen können.

Wir denken immer gleichzeitig mit zwei Bereichen in unserem Kopf.

Das ist einmal unser Unterbewusstsein. Das unterbewusste Denken
Und zum anderen unser Bewusstsein. Das bewusste Denken.

Das erste Wichtige ist.
Unser Unterbewusstsein denkt rasend schnell. Man hat oft das Gefühl, man kann
die Gedanken nicht festhalten.
In unserem Unterbewusstsein entstehen auch unsere Gefühle.
Und somit auch die uns so sehr belastenden Ängste.


Unser Unterbewusstsein kann aber nicht logisch denken.
Deswegen kann es auch keine Entscheidungen treffen.
Und das ist der Grund, warum dort sehr leicht das Gedankenkarussell entsteht.
Und weil das Unterbewusstsein nicht logisch denken kann, sagen viele
Menschen auch oft. Ich weiß, dass es so ist. Ich verstehe es aber nicht.

Unser Unterbewusstsein kann nicht logisch denken und keine Entscheidungen treffen.
Für Logik und Probleme lösen, also für Entscheidungen, haben wir einen ganz
wichtigen zweiten Bereich.
Das ist unser Bewusstsein.
Unser Bewusstsein denkt leider nur extrem langsam, oft wie in Zeitlupe.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die meisten Menschen lieber viel mehr
fast nur mit ihrem Unterbewusstsein denken. Das geht viel schneller.
Leider sind die Denkergebnisse oft so, dass man immer unzufriedener wird und
auch, dass man seine Ängste nicht verstehen kann und sie auch kaum stoppen kann.

Damit wir im Alltag überhaupt klarkommen, denken wir überwiegend unbewusst und immer nur ein wenig bewusst.
Nur unser Unterbewusstsein kann schnell genug steuern, dass wir beim Gehen nicht umfallen. Und nur unser
Unterbewusstsein kann schnell genug steuern, bei Gefahr
richtig zu reagieren.
Nur unser Unterbewusstsein ermöglicht es, das wir lesen können. Wir erkennen unbewusst sofort, was Schrift ist,
was deutsche Schrift ist, welche Bedeutung die Schrift hat, usw.
Unser unbewusstes Denken erledigt somit das Meiste täglich ohne das wir etwas dazutun müssen.
Schwierig wird es für uns, wenn wir glauben, mit unserem unterbewussten Denken
ausreichend alles zu haben um gesund und zufrieden zu sein. Das ist leider
nicht der Fall.

Auf unser unterbewusstes Denken haben wir nur einen sehr begrenzten Einfluss.

Echte Ruhe im Kopf und wirkliche Zufriedenheit, stellt vor allem unser bewusstes
Denken her.
Nun ist das Bewusstsein nur zu einem sehr geringen Teil an unserem alltäglichen
Denken beteiligt.
Zum einen, weil es viel zu langsam denkt.
Und zum anderen, weil wir nicht immer alles neu denken wollen und auch nicht ständig
das durchdenken wollen, was wir ja schon wissen.


Das Bewusstsein hat aber einen besonders großen Vorteil.
Es kann beobachten und teilweise beeinflussen, wie viele Gedanken gleichzeitig aus
dem Unterbewusstsein herausfließen.
Zum Stoppen des Gedankenkreisen, ist das ganz entscheidend.
Und das bewusste Denken kann uns helfen, eine Vorstellung davon zu entwickeln,
wer wir als Mensch sind. Und auch was wir für uns erreichen möchten.
Im „Hier und Jetzt“ sein und „Achtsamkeit leben“ und auch Ruhe im Kopf erzeugen“,
kann man nur mit bewusstem Denken erreichen.

Wie bereits gesagt, entstehen unsere belastenden Ängste in unserem Unterbewusstsein.
Unser Unterbewusstsein kann aber selbst nicht verstehen, ob eine Angst
hilfreich und sinnvoll ist. Nur bewusst denkend kannst Du verstehen, ob eine Angst
wichtig, hilfreich und zu Recht besteht.
Überprüft man das nicht immer wieder mal mit seinem bewussten Denken, kann man
sehr schnell in die Falle geraten. Diese Falle nennen wir „Das Gedankenkreisen“.
Viele Fragen sich oft.
Wie schaffe ich es denn, mehr bewusst zu denken.
Am besten geht das durch Schreiben.

Wer schreibt aktiviert sein bewusstes, langsames Denken. Beim Schreiben wird
fast jeder zumindest ein wenig zur Ruhe kommen. Und Panikattacken werden
kaum auftreten, wenn man etwas aufschreibt. Wer sein bewusstes Denken mit
aufschreiben aktivieren kann, der kann es mit der Zeit auch lernen, sein bewusstes
Denken ohne etwas aufzuschreiben in Bewegung zu setzen.

Die meisten kennen es. Panikattacken treten besonders dann auf, wenn Ruhe
einkehrt. In diesen Momenten erlaubt man seinem bewussten Denken eine
Pause einzulegen. Man glaubt, man schaltet ab.

Auf diesen Moment hat das Unterbewusstsein nur gewartet. Es arbeitet natürlich
weiter und verunsichert uns häufig mit vielen Gedanken und Ängsten.
Das hält so lange an, bis wir wieder mit bewussten Gedanken unserem Unterbewusstsein sagen, dass es
uns im Moment nicht mit belastenden Gedanken und negativen Gefühlen belasten soll.
Wir selbst können und sollten möglichst immer bewusst entscheiden, wann uns unser
unterbewusstes Denken belasten darf.


Kannst Du Dir ungefähr vorstellen, worüber ich hier spreche?
Langsames , bewusstes Denken hilft Dir, mehr Macht und Kontrolle über Deine eigenen
Gedanken zu bekommen. Dadurch wirst Du wesentlich ruhiger und bekommst deutlich
mehr Zeit zum reagieren und zum lösen von zwischenmenschlichen Konfliktsituationen.

Und bitte sage nicht. Ich kann in vielen Situationen nicht bewusst nachdenken.
Jeder Mensch der lesen, schreiben und rechnen kann, der weiß auch, wie bewusstes Denken funktioniert.

28.09.2024 11:01 • x 1 #35


Lost111
Zitat von Pilsum:
Unser Unterbewusstsein kann nicht logisch denken und keine Entscheidungen treffen.
Für Logik und Probleme lösen, also für Entscheidungen, haben wir einen ganz
wichtigen zweiten Bereich.
Das ist unser Bewusstsein.
Unser Bewusstsein denkt leider nur extrem langsam, oft wie in Zeitlupe.
Vielleicht ist das auch ein Grund, warum die meisten Menschen lieber viel mehr
fast nur mit ihrem Unterbewusstsein denken. Das geht viel schneller.

Aber gehört zu einer Entscheidung nicht trotzdem auch ein Teil bewusstes Denken?
Ob das Unterbewusst sein dann natürlich richtig denkt ist dann wohl auch ungewiss. Oder verstehe ich das falsch?
Und was ist, wenn schnell eine Antwort erwartet wird? Wie soll ich da von jetzt auf hier bewusst denken?

Zitat von Pilsum:
Das Bewusstsein hat aber einen besonders großen Vorteil.
Es kann beobachten und teilweise beeinflussen, wie viele Gedanken gleichzeitig aus
dem Unterbewusstsein herausfließen.
Zum Stoppen des Gedankenkreisen, ist das ganz entscheidend.

D.h. also konkret in etwa (wie ich es mal gelernt habe, um Gedankenkreisen zu unterbrechen): ich muss bewusst STOP! sagen. Dann habe ich eine Chance, dem ein Ende zu setzen (klappt aber zumindest bei mir nicht immer) ?
Aber oft ist die Flut der Gedanken übermächtig.

Zitat von Pilsum:
Und das bewusste Denken kann uns helfen, eine Vorstellung davon zu entwickeln,
wer wir als Mensch sind. Und auch was wir für uns erreichen möchten.
Im „Hier und Jetzt“ sein und „Achtsamkeit leben“ und auch Ruhe im Kopf erzeugen“,
kann man nur mit bewusstem Denken erreichen.

Im Hier und Jetzt sein, das ist echt erstrebenswert. In gewisser Weise bin ich das wohl schon.
Oder sagt mir das nur mein Unterbewusstsein?
Wahrscheinlich bin ich deshalb planlos, ratlos und oft genug mit Nebel im Kopf unterwegs.

Zitat von Pilsum:
Wie bereits gesagt, entstehen unsere belastenden Ängste in unserem Unterbewusstsein.
Unser Unterbewusstsein kann aber selbst nicht verstehen, ob eine Angst
hilfreich und sinnvoll ist. Nur bewusst denkend kannst Du verstehen, ob eine Angst
wichtig, hilfreich und zu Recht besteht.

Deshalb soll man den Realitätstest machen? Also objektiv beurteilen?

Zitat von Pilsum:
Wer schreibt aktiviert sein bewusstes, langsames Denken. Beim Schreiben wird
fast jeder zumindest ein wenig zur Ruhe kommen.

Das ist oft der Fall, aber nicht zwangsläufig so. Aber es beruhigt meistens schon ein bisschen.

Zitat von Pilsum:
Wer sein bewusstes Denken mit
aufschreiben aktivieren kann, der kann es mit der Zeit auch lernen, sein bewusstes
Denken ohne etwas aufzuschreiben in Bewegung zu setzen.

Das hört sich für mich nach wie vor kompliziert an, tut mir leid.

Zitat von Pilsum:
Kannst Du Dir ungefähr vorstellen, worüber ich hier spreche?
Langsames , bewusstes Denken hilft Dir, mehr Macht und Kontrolle über Deine eigenen
Gedanken zu bekommen. Dadurch wirst Du wesentlich ruhiger und bekommst deutlich
mehr Zeit zum reagieren und zum lösen von zwischenmenschlichen Konfliktsituationen.

Ich habe eine gewisse Vorstellung davon bekommen, was du meinst.
Aber das wie dahin kommen ist mir leider nach wie vor ein Rätsel. Da bin ich ehrlich.

30.09.2024 23:04 • x 1 #36


Pilsum
Zitat von Lost111:
Aber oft ist die Flut der Gedanken übermächtig.


Das kann sehr leicht passieren. Vielleicht kann man sich das vorstellen, wie eine Wohnung
in der kein Zimmer aufgeräumt ist. In so einem Fall hilft es nicht, dass man immer die Hände
vors Gesicht hält und jammert. Was dann hilft, ist aufräumen. Das kann eine wochenlange Aktion werden.
Man beginnt auch nicht damit zuerst im Kleiderschrank und im Wohnzimmerschrank aufzuräumen.
Solche Sachen kommen eher am Ende dran. Man geht möglichst logisch und überlegt vor.
Man nimmt sich ein Thema (ein Zimmer) vor und fängt dann irgendwo an.Schon wenn man erkennt, wie
gut sich das anfühlt, ein aufgeräumtes Zimmer zu sehen, wird man meistens Lust haben, weitere Zimmer
aufzuräumen.
Du kannst Deinen eigenen unterbewussten Gedanken bewusst sagen. Habt jetzt keine Angst. Ihr kommt alle dran.
Ich kann nicht alles sofort erledigen. Was am wichtigsten ist, entscheide ich - nicht ihr.

Zitat von Lost111:
D.h. also konkret in etwa (wie ich es mal gelernt habe, um Gedankenkreisen zu unterbrechen): ich muss bewusst STOP! sagen. Dann habe ich eine Chance, dem ein Ende zu setzen (klappt aber zumindest bei mir nicht immer) ?


So ungefähr kann man das sagen. Leider ist das aber nur ein kleiner Teil der Lösung! Unser Gehirn ruht nie.
Auch wenn Du schläfst arbeiten Dein Gehirn und Dein Herz weiter.
Unser Unterbewusstsein ist ein Dauer-Redner. Ziel sollte es deshalb werden, dass uns unser Unterbewusstsein
möglichst solche Sachen erzählt, die wir als angenehm empfinden.

Zitat von Lost111:
Aber gehört zu einer Entscheidung nicht trotzdem auch ein Teil bewusstes Denken?


Eine besonders interessante Frage. Zu einer Entscheidung gehört meiner Ansicht nach nicht unbedingt
bewusstes sachliches Denken dazu.

Wir Menschen haben eine Schwierigkeit. Solange ich keine Probleme fühle, unterscheiden wir normalerweise
nicht zwischen unterbewusstem und bewusstem Denken.
Der Mensch ist vermutlich davon überzeugt, dass das, was er unterbewusst, also automatisch denkt,
natürlich ebenfalls sein bewusstes Denken ist. Somit vermischen sich bei uns Menschen diese beiden Teile.
Sag mal jemandem, Das denkst Du aber mehr unterbewusst. Dann kann es sein dass er Dich für
merkwürdig und dumm hält. Man spürt ja überwiegend keinen Unterschied.

Wenn Du erkennen willst, wie wir Mensche das ungefähr machen, dann höre anderen Menschen einfach zu.
Mit etwas Übung solltest Du schnell erkennen können, was jemand hauptsächlich bewusst sagt und was
jemand hauptsächlich unterbewusst sagt.
Oder schaue Dir hier mal ein beliebiges Thema im Forum an. Die Antworten von den Mitgliedern erfolgen
meistens sehr von unterbewussten Gedanken gesteuert. Deswegen gehen die Beitrage oft weit am Thema vorbei.

Wie kann ich jemanden zeigen, dass ich seine Gedanken versuche zu verstehen und wie kann ich jemandem
helfen, wenn ich meine Antworten nur unterbewusst formuliere?
Ich muss also meine Antworten bewusst durchdenken. Das hat dann aber einen Nachteil. Viele Menschen
wollen keine bewusst erstellten, hilfreichen antworten. Sie wollen nicht zum Nachdenken gezwungen werden.

Zitat von Lost111:
Im Hier und Jetzt sein, das ist echt erstrebenswert. In gewisser Weise bin ich das wohl schon.
Oder sagt mir das nur mein Unterbewusstsein?


Ich denke auch, dass Du Dich sehr im Hier und Jetzt bewegst. Denn sonst wäre es sicher nie zu einem
interessanten und kostruktiven Gespräch zwischen uns gekommen.
Wenn einer von zwei Gesprächspartner fast nur unterbewusst spricht, entwickelt sich ein Gespräch nicht.
Das lässt Gespräche schnell einschlafen.

01.10.2024 10:28 • #37


Pilsum
Zitat von Lost111:
Ob das Unterbewusst sein dann natürlich richtig denkt ist dann wohl auch ungewiss. Oder verstehe ich das falsch?


Das verstehst Du völlig richtig. Dabei erinnere ich nochmal daran.
Unser Unterbewusstsein kann nicht zwischen falsch und richtig unterscheiden.
Das Unterbewusstsein kann nur lernen. Und Dich danach mit dem was Du Dir selbst gelernt hast, leiten
und steuern.

Die Entscheidung, ob das, was Dein Unterbewusstein möchte, falsch oder richtig ist, das kannst
natürlich Du nur bewusst treffen.

In der Werbung siehst Du, wie wir Menschen manipuliert werden. Ob Du Werbung im Fernsehen anschaust,
ob Du eine Zeitungswerbug siehst oder eine große Werbetafel auf der Straße siehst. Werbung ist immer
so gemacht. dass sie direkt unser Unterbewustsein, also unser Gefühle anspricht. In der Werbung
werden wir getäuscht und belogen.
Stehst Du dann vor der Entscheidung. Kaufe ich das oder kaufe ich das nicht, wird Dir Dein
unterbewusstes Denken oft sagen. Ja, bitte kauf das. Dann wird es Dir besser gehen.
Bewusst und sachlich überlegt, kann man sagen. Vermutlich zwingt diese Vorgehensweise der Werbung
uns Menschen dazu, unser hart erarbeitetes Geld gegen das einzutauschen, was uns andere einreden.

Um auf Deine Aussage zurück zu kommen. Das Unterbewusstsein denkt in dem Moment gar nicht.
Es reagiert einfach nur. Es reagiert auf etwas, was wir uns gelernt haben.
Im Straßenverkehr kann man das gut sehen.
Fußgänger und Autofahrer reagieren unterbewusst auf die rote oder grüne Farbe von Verkehsampeln.
Niemand entscheidet da bewusst - Jetzt muss ich stehen, jetzt darf ich gehen. Wir machen das ohne
darüber nachzudenken. Bewusst machen wir das und erklären das auch, wenn wir ein Kind an der
Hand haben. Das Kind hat es eventuell noch nicht gelernt, wie es sich bei welcher Farbe unterbewusst
entscheiden soll.

Zitat von Lost111:
Und was ist, wenn schnell eine Antwort erwartet wird? Wie soll ich da von jetzt auf hier bewusst denken?


Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich kenne kaum Situationen, in denen ich keine 3 bis 5 Sekunden Zeit habe,
um mir eine bewusste Antwort zu überlegen. Mit etwas Übung reichen 3 Sekunden dafür aus, mir zu
überlegen, welche Vorteile wird meine Antwort für mich haben? Und kann meine Antwort eventuell auch
Nachteile für mich haben? Wenn ja, welche können das sein?
Auch dass muss man unbedingt üben. Immer wieder üben.
Alternativ musst Du jedoch gar nichts machen. Dann musst Du eben damit zufrieden sein,
wie es jetzt bei Dir ist.

Eine weitere Möglichkeit kann sein, dass Du sagst (bewusst überlegt). Du, das kann ich Dir im Moment
nicht beantworten. Bitte gib mir etwas Zeit (ein paar Tage Zeit) dann werde ich Dir darauf eine Antwort geben.

Zitat von Lost111:
Ich habe eine gewisse Vorstellung davon bekommen, was du meinst.
Aber das wie dahin kommen ist mir leider nach wie vor ein Rätsel.


Schau Dir einfach mal an, wie Menschen in Deiner Familie, auf der Straße, an Deinem Arbeitsplatz
miteinander reden.
Ich freue mich, wenn Du einige Punkte, die ich hier angesprochen habe wiedererkennst.
Und dann überlege und entscheide, ob Du einiges in Dein Denken einbaust.
Falsch machen kannst Du gar nichts.
Zurück zu Deiner heutigen Denkweise kannst Du jederzeit innerhalb von einer Minute.
Das ganze ist also ohne jedes Risiko und völlig frei von Nebenwirkungen.
Das einzige Risiko was bestehen kann ist. Es kann sein, das der eine oder andere Mensch
findet, dass Du etwas schwieriger wirst. Weil Du nicht mehr so einfach von anderen zu beeinflussen,
zu lenken und zu steuern bist.

01.10.2024 11:24 • x 2 #38


Oli
@Pilsum

Danke für den Beitrag! Ich kann jetzt besser einordnen, was Du mit Unterbewusstsein meinst.

01.10.2024 11:47 • x 1 #39


Lost111
Zitat von Pilsum:
Die Entscheidung, ob das, was Dein Unterbewusstein möchte, falsch oder richtig ist, das kannst
natürlich Du nur bewusst treffen.

Ah ok, jetzt verstehe ich das besser, danke.

Zitat von Pilsum:
Stehst Du dann vor der Entscheidung. Kaufe ich das oder kaufe ich das nicht, wird Dir Dein
unterbewusstes Denken oft sagen. Ja, bitte kauf das. Dann wird es Dir besser gehen.
Bewusst und sachlich überlegt, kann man sagen. Vermutlich zwingt diese Vorgehensweise der Werbung
uns Menschen dazu, unser hart erarbeitetes Geld gegen das einzutauschen, was uns andere einreden.

Ja, klar, das ist beabsichtigt. Und vielleicht geht es Einem auch kurzzeitig wirklich besser. Aber das hält nicht lange an.
Und man kauft Dinge, weil man beeinflusst worden ist. Davon können sich die meisten sicherlich nicht ausschließen.

Zitat von Pilsum:
Dann gibt es mehrere Möglichkeiten. Ich kenne kaum Situationen, in denen ich keine 3 bis 5 Sekunden Zeit habe,
um mir eine bewusste Antwort zu überlegen. Mit etwas Übung reichen 3 Sekunden dafür aus, mir zu
überlegen, welche Vorteile wird meine Antwort für mich haben? Und kann meine Antwort eventuell auch
Nachteile für mich haben? Wenn ja, welche können das sein?

So schnell kann das wirklich gehen? Krass. Funktioniert natürlich nicht, wenn ich mich wie gelähmt fühle.

Zitat von Pilsum:
Auch dass muss man unbedingt üben. Immer wieder üben.
Alternativ musst Du jedoch gar nichts machen. Dann musst Du eben damit zufrieden sein,
wie es jetzt bei Dir ist.

Ich übe gefühlt mein ganzes Leben lang.
Aber ich will einfach nicht mehr alles mit mir machen lassen.
Die Alternative wäre: raus da und Rente. Das ist aber eine Entscheidung, die gut überlegt sein will.

Zitat von Pilsum:
Das ganze ist also ohne jedes Risiko und völlig frei von Nebenwirkungen.
Das einzige Risiko was bestehen kann ist. Es kann sein, das der eine oder andere Mensch
findet, dass Du etwas schwieriger wirst. Weil Du nicht mehr so einfach von anderen zu beeinflussen,
zu lenken und zu steuern bist.

Ja, das könnte in der Tat passieren dann. Da würden sich manche Leutchen ganz schön wundern.

01.10.2024 21:54 • x 1 #40


Lilly-18
Zitat von Lost111:
Aber ich will einfach nicht mehr alles mit mir machen lassen.
Die Alternative wäre: raus da und Rente. Das ist aber eine Entscheidung, die gut überlegt sein will.

Liebe Lost, ich bin immer noch der Meinung, dass du raus aus dieser Situation musst. Erst dann wird es dir besser gehen. Mobbing wird dich auf die Dauer auffressen.
Glaub nicht, dass es zu spät ist. Ich habe zwischen 50 und 58 insgesamt 4x den Job gewechselt bis es gut war. Und wenn es gut ist, ist es ein vollkommen neues Leben. Das kostet Mut und Kraft. Beides musst du haben, sonst würdest du die momentane Situation ja gar nicht aushalten.
Ich weiß, du bist im öffentlichen Dienst. Betriebsrat ist auch keine Option. Gibt es bei dir keine ausgeschriebenen Stellen, auf die du dich intern bewerben kannst? Oder eine andere Behörde, wo du vielleicht etwas mehr Arbeitsweg hat, was sich aber lohnen würde?
Bitte gib nicht einfach auf und ergib dich nicht in deine Situation! Das Leben ist zu kurz, um es nur zu ertragen

02.10.2024 06:26 • x 3 #41


Oli
Hallo, @Pilsum,

ich würde mich freuen, wenn Du hier oder gerne natürlich auch in meinem TB („Das Glas ist ein Sechszigstel voll“) näher erläutern würdest, was Du unter dem Unterbewusstsein verstehst. Das würde mir beim Verständnis Deiner Beiträge helfen.

Bis jetzt habe ich es so verstanden, dass Du alles, was wir nicht bewusst denken, im Unterbewusstsein verortest. Das wäre also eine sehr allgemeine Fassung des Begriffs.

Häufig wird ja der Begriff des Unbewussten mit dem des Unterbewusstseins gleichgesetzt und das, was Freud das Vorbewusste genannt hat, wird ebenfalls in diesen Begriff mit einbezogen.

Du gehst noch ein Stück weiter und beziehst auch die Atmung in den Begriff des Unterbewussten ein, also eine Körperfunktion, die vom Rückenmark gesteuert wird, das - glaube ich - in psychologischen Theorien nicht zum psychischen System dazugehört.

Damit möchte ich nicht das Fass aufmachen, ob das Konstrukt der Psychoanalyse wahr oder falsch oder hilfreich bei Therapien sein kann.

Der Kern meiner Frage ist eher durchaus praktischer Natur: aus Deinen Beiträgen geht hervor, dass wir uns das von Dir unterbewusst genannte Denken bewusst machen sollen und somit dann Handlungsfähigkeit erlangen können.

Da kann ich gut mitgehen und auch dass man erlernen kann, beispielsweise eine Gesprächssituation, das Gegenüber und sich selbst zu lesen und entsprechend zu reagieren.

Daneben gibt es aber auch Situationen - so meine Erfahrung - in denen wir unserem bewussten Denken unzugänglichen Mechanismen ausgesetzt sind.

Mechanismen, von denen wir uns zwar bewusstmachen können, dass es eben Mechanismen sind, denen wir beispielsweise auch keinen Sinn beimessen können, denen wir aber dennoch durch diese Bewusstmachung nicht beikommen.

Meine Frage ist also, wie Du in Deinem System solche Mechanismen einordnest, deren Ursache und Sinn uns nicht zugänglich sind und die wir aber willentlich nicht schaffen abzustellen.

Die Psychoanalyse hat dafür den Begriff des Vorbewussten zur Verfügung, in das das Unbewusste nur Erinnerung nach einer Zensur hineinlässt (wobei der Begriff des Unbewussten eben ausschließt, dass die dort abgelegten Erinnerungen uns bewusst werden können).

Auch im Bereich systemischer Theorien gibt es ja als Modell jene Erinnerungen, die unserem Bewusstsein vorenthalten werden, weil der Körper meint, uns davor schützen zu müssen. Wobei im systemischen Bereich die Aufdeckung - also die Bewusstmachung - gar nicht als so wichtig erachtet wird, sondern die guten Gründe der Verheimlichung durch den Körper anerkannt werden.

02.10.2024 10:10 • x 1 #42


Lost111
Zitat von Lilly-18:
ich bin immer noch der Meinung, dass du raus aus dieser Situation musst. Erst dann wird es dir besser gehen. Mobbing wird dich auf die Dauer auffressen.

Liebe @Lilly-18 ,

ja, damit hast du durchaus recht.

Zitat von Lilly-18:
Ich weiß, du bist im öffentlichen Dienst. Betriebsrat ist auch keine Option. Gibt es bei dir keine ausgeschriebenen Stellen, auf die du dich intern bewerben kannst? Oder eine andere Behörde, wo du vielleicht etwas mehr Arbeitsweg hat, was sich aber lohnen würde?

Nein, ich bin extra da hin gezogen, um nicht lange fahren zu müssen. Das musste ich lange genug tun.
Und in eine andere/neue Behörde zu wechseln ist zu viel Stress für mich. Das packe ich nicht mehr.

Zitat von Lilly-18:
Bitte gib nicht einfach auf und ergib dich nicht in deine Situation! Das Leben ist zu kurz, um es nur zu ertragen

Ich fürchte schon, dass ich ziemlich resigniert habe. So wie es wieder möglich ist, werde ich mich krank schreiben lassen. Ich kämpfe jetzt schon. Aber ok, du weißt, ich mache halt so lange, bis nichts mehr geht. Ich kann nicht anders.
Du wirst dich vielleicht an den Kopf fassen, aber ich bin so blöd.
Mir ist bewusst, dass du im Grunde genommen Recht hast. Aber mir fehlt die Kraft; aber noch kämpfe ich natürlich, so wie ich kann. Aber weißt du, das ist mir manchmal einfach nur sch...egal.

Aber ich gönne es Jedem, der es schafft, im Leben was zum Positiven hin zu verändern! Ich freue mich für dich!

Ich weiß, dass ich auf dem Weg abwärts bin. Es ist eindeutig. Was wohl u.a. auch mit an der anstehenden OP liegt.
Aber ich habe es mir so ausgesucht. Also muss ich da durch. Und ich hoffe natürlich auf eine Verbesserung (wer tut das nicht?!).
Da fällt mir gerade ein, dass mich diese Hexe letztens doch tatsächlich gefragt hat, ob ich bis zum letzten Tag arbeiten werde.

„Vielleicht weine ich nicht, aber es tut weh. Vielleicht sage ich nichts, aber ich fühle. Vielleicht zeige ich es nicht, aber ich leide.“

03.10.2024 00:08 • x 3 #43


Lilly-18
Zitat von Lost111:
Du wirst dich vielleicht an den Kopf fassen, aber ich bin so blöd.

Nein liebe Lost, du bist nicht blöd. Und ich fasse mir auch nicht an den Kopf. Ich wollte dir nur Mut machen.
Aber jeder Mensch ist anders und wahrscheinlich steckst du viel zu tief in deiner Krankheit um noch Kraft für eine Veränderung aufzubringen. Dafür kannst du aber nichts und es ist traurig dass du auf so wenig Verständnis triffst.
Ja du musst dich einfach immer wieder zwischendurch raus nehmen, um wieder Kräfte zu sammeln. Auch wenn das deine Situation letztlich nicht verbessern wird.
Es tut mir so leid für dich, dass du so in dem Teufelskreis feststeckst
Vielleicht hilft es dir ja, dir immer wieder schöne Ziele zu setzen, auf die du dich freuen kannst? Eine schöne Unternehmung, eine Ausstellung, ein Restaurantbesuch, ein Treffen mit einem lieben Menschen. So ein paar Highlights setzen, die nichts mit der Arbeit zu tun haben.
Ich weiß, so eine bescheidene Arbeitsplatzsituation kann dir das ganze Leben vermiesen. Aber irgendwann kommst du da raus. Ich wünsche dir so sehr, dass wieder bessere Zeiten für dich kommen.

03.10.2024 08:13 • x 2 #44


Mind
Zitat von Lost111:
Ich weiß, dass ich auf dem Weg abwärts bin. Es ist eindeutig. ...

Aber ich habe es mir so ausgesucht. Also muss ich da durch.

Leider hat mich eine nett gemeinte Forumfunktion ausgetrickst und ich muss den Beitrag nochmal verfassen. In etwas verkürzter Form. Sorry...

Auf das von dir geschriebene muss ich jetzt auch mal intervenieren

Da läuten bei mir nämlich die Alarmglocken. Bei dir scheinbar auch. Aber in einem brennenden Haus einfach sitzen zu bleiben, ist keine gute Idee! Ich kenne deine bisherigen Krisen nicht so genau. Aber ich schätze, dass du weißt wie schwer es sein kann sich von ganz unten wieder zu berappeln. Jetzt hast du den Vorteil, dass du es kommen siehst. Und du hast noch Zeit dagegen zusteuern.

Und niemand muss irgendwo durch, wenn seine Entscheidung falsch war. Falsche Entscheidungen unter denen man leidet sind zu korrigieren. Du kannst deswegen doch nicht ewig so weiterarbeiten und dich kaputt machen lassen. Natürlich ist es von Fall zu Fall verschieden schwer Lebensumstände zu korrigieren. Aber in Sachen Arbeit sehe ich das als machbar.

Ich habe auch schon viel gehört wie schwer es ist sich gegen Mobbing zu wehren. Wie wäre es mit der Mobbing-Hotline/Verein gegen Mobbing? Man kann die sich ja wenigstens mal anhören.

Du weißt, dass ich einen relativ einfachen Job habe, der dementsprechend bezahlt ist. Aber das Ringsrum passt für mich einfach. Kein Stress, nette Kollegen und insgesamt ein guter, sicherer Arbeitgeber. Vielleicht verbietest du dir auch nicht das Gedankenspiel mit einer neuen Arbeit. Vielleicht sogar in einer anderen Branche. Nur um einen Gang zurückzuschalten. Ich denke, du bist reif genug zu begreifen, dass Gesundheit über allem steht.

03.10.2024 11:13 • x 3 #45


Pilsum
Hallo Oli,

danke für Deinen Beitrag.

Zitat von Oli:
ich würde mich freuen, wenn Du hier oder gerne natürlich auch in meinem TB („Das Glas ist ein Sechszigstel voll“) näher erläutern würdest, was Du unter dem Unterbewusstsein verstehst. Das würde mir beim Verständnis Deiner Beiträge helfen.


Heute am Feiertag werde ich sicherlich Zeit finden, einige meiner Sichtweisen in Deinem Tagebuch
näher zu beschreiben.
Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich damit, wie man seine Ängste besser verstehen lernen kann und
auch damit, wie man sie erfolgreich abschwächen kann.

Zitat von Oli:
Damit möchte ich nicht das Fass aufmachen, ob das Konstrukt der Psychoanalyse wahr oder falsch oder hilfreich bei Therapien sein kann.


Das wird auch nie mein Thema sein. Ich bin kein Psychologe, und auch kein Mediziner.
Um seine eigene Angststeuerung verstehen zu können, müssen wir alles, was wir darüber wissen,
so stark vereinfacht anschauen und beschreiben, dass jeder, ich wiederhole, möglichst jeder
Mensch verstehen kann, wie unser Denken ungefähr funktioniert.
Und auch verstehen lernen, an welchen Stellen wir da etwas beeinflussen können, und wo beeinflussen müssen,
damit in unserem Kopf Ruhe und Zufriedenheit entstehen.
Sollen doch die Wissenschaftler messen und suchen und uns ihre Fremdworte und wüsten Theorien
um die Ohren hauen.
Es gibt hervorragende Wissenschaftler, Psychologen , Therapeuten und Ärzte. Aber! Können diese
Fachleute auch noch die einfache Sprache der Patienten sprechen und erklären, was sie machen sollen,
damit es ihnen besser geht?

Ich habe schon so vielen Menschen mit Tipps helfen können, dass ich häufig ungefähr weiß, was Erfolg
haben kann und was vermutlich nicht.
Eine Chance bekomme ich allerdings fast immer erst dann, wenn jemand glaubt, es geht nicht mehr weiter.
Vorher wird über Jahre hinweg alles ausprobiert, was empfohlen wird.
Nur etwas wird fast immer vernachlässigt. Die Menschen können sich kaum vorstellen, dass sie selbst an
einigen ihre seelischen Sorgen häufig einen wichtigen Anteil haben. Solange es eben geht, wird das immer
abgestritten. Und das ist eine Garantie, dass sich psychisch nichts verbessert.

03.10.2024 11:33 • x 1 #46


Oli
Zitat von Pilsum:
Hallo Oli, danke für Deinen Beitrag. Heute am Feiertag werde ich sicherlich Zeit finden, einige meiner Sichtweisen in Deinem Tagebuch näher zu ...

Ok. Das ist schonmal hilfreich zu wissen, dass Du kein Psychologe bist und Dich also nicht in einem strengen Gedankengebäude bewegst.

Insofern erübrigen sich manche meiner Fragen und Einwände bereits. Denn dann ist mit relativ klar, was Du mit bewusst und unbewusst meinst und ich kann es gut einordnen.

Du kannst natürlich dennoch gerne in meinem Tagebuch Deine Gedanken äußern, die vermutlich auch Theoriekritisches enthalten werden nach dem, was Du hier äußerst.

03.10.2024 11:44 • x 1 #47


Lost111
@Lilly-18

Zitat von Lilly-18:
Nein liebe Lost, du bist nicht blöd. Und ich fasse mir auch nicht an den Kopf. Ich wollte dir nur Mut machen.

Das ist total lieb von dir, danke!

Zitat von Lilly-18:
Aber jeder Mensch ist anders und wahrscheinlich steckst du viel zu tief in deiner Krankheit um noch Kraft für eine Veränderung aufzubringen. Dafür kannst du aber nichts und es ist traurig dass du auf so wenig Verständnis triffst.

Du siehst das genau richtig, liebe Lilly-18. Es geht eben nicht.
Und leider stoße ich auch im persönlichen Bereich auf Unverständnis, mir wird sogar gesagt, ich würde krank machen. Das tut verdammt weh, denn es kann sich keiner eine Vorstellung machen, wie schwer bzw. unerträglich es ist/sein kann, mit Depressionen und Ängsten zu leben.

Zitat von Lilly-18:
Ja du musst dich einfach immer wieder zwischendurch raus nehmen, um wieder Kräfte zu sammeln. Auch wenn das deine Situation letztlich nicht verbessern wird.

So ist der Plan. Und ich bin wirklich sehr sehr froh, dass mein HA hinter mir steht. Er hat mit mir auch schon einiges durch. Aber er stößt natürlich auch an seine Grenzen.

Zitat von Lilly-18:
Vielleicht hilft es dir ja, dir immer wieder schöne Ziele zu setzen, auf die du dich freuen kannst?

Ja, die Idee klingt gut, aber das klappt meistens nicht. Freuen können... Wie geht das?
Meine Tiger können mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber sonst so?

Zitat von Lilly-18:
Ich weiß, so eine bescheidene Arbeitsplatzsituation kann dir das ganze Leben vermiesen. Aber irgendwann kommst du da raus. Ich wünsche dir so sehr, dass wieder bessere Zeiten für dich kommen.



@Mind

Zitat von Mind:
Auf das von dir geschriebene muss ich jetzt auch mal intervenieren

Immer gerne!

Zitat von Mind:
Da läuten bei mir nämlich die Alarmglocken. Bei dir scheinbar auch. Aber in einem brennenden Haus einfach sitzen zu bleiben, ist keine gute Idee! Ich kenne deine bisherigen Krisen nicht so genau. Aber ich schätze, dass du weißt wie schwer es sein kann sich von ganz unten wieder zu berappeln. Jetzt hast du den Vorteil, dass du es kommen siehst. Und du hast noch Zeit dagegen zusteuern.

Ja, es ist eben ein schleichender Prozess, und ich glaube, ich habe es leider zu spät kommen sehen.
Therapie und Medikamente halten mich (noch) mehr oder weniger aufrecht. Ich versuche, weiterhin gegenzusteuern.
Und der Gedanke, dass es Zeit zu gehen ist, drängt sich mir auf. Aber Gedanken kommen und gehen...
Nebel im Kopf.

Zitat von Mind:
Ich habe auch schon viel gehört wie schwer es ist sich gegen Mobbing zu wehren. Wie wäre es mit der Mobbing-Hotline/Verein gegen Mobbing? Man kann die sich ja wenigstens mal anhören.

Ja, das ist eine Idee, danke.

Zitat von Mind:
Vielleicht verbietest du dir auch nicht das Gedankenspiel mit einer neuen Arbeit. Vielleicht sogar in einer anderen Branche. Nur um einen Gang zurückzuschalten. Ich denke, du bist reif genug zu begreifen, dass Gesundheit über allem steht.

Ehrlich gesagt kann ich mir eine neue Arbeit nicht vorstellen. Da tendiere ich dann doch eher dazu, mir das mit einer EMR/Rente zu überlegen. Bislang konnte (wollte?) ich mich damit noch nicht beschäftigen.
U.a. wohl auch deshalb, weil es bei uns in der Familie so ist, dass du nichts wert bist, wenn du nicht arbeitest. Das ist ganz tief in mir verankert. Aber ich bin erwachsen und kann selber entscheiden!

Den heutigen Tag hätte es nicht gebraucht. Ich lag bis abends.
Dafür freue ich mich tatsächlich auf Morgen, denn ich gehe ins Kino (das 2. Mal dieses Jahr)!
Ein kleiner Lichtblick immerhin!

03.10.2024 22:39 • x 3 #48


Lost111
Der Freitag war wirklich schön. Und der Film eh.
Aber die Realität holt mich immer wieder ein.
Ist es das alles wirklich wert ?
Ohne da jetzt näher ins Detail zu gehen : ich bin meistens nicht erwünscht. Egal wo. Egal wann.
Aber das ist nichts Neues für mich. Ich komme damit klar, wenn auch tlw. unter Tränen. Es ist wie es ist.

Aber auch diese N8 wird enden. Irgendwie.

08.10.2024 02:47 • x 6 #49


ZeroOne
Zitat von Lost111:
Der Freitag war wirklich schön. Und der Film eh.


Das hört sich toll an!

Vielleicht sind es genau diese kleinen Momente, die das Leben erträglicher, oder sogar lebenswert machen?

Ich denke zwischenzeitlich öfters darüber nach, ob es unter dem Strich mehr bringt, wenn man versucht, sich mehr solche kleinen Inseln zu schaffen, als zu versuchen, den ganzen Ozean trockenzulegen.

08.10.2024 07:17 • x 3 #50


Pilsum
Zitat von Lost111:
Der Freitag war wirklich schön. Und der Film eh.


Das ist wunderbar. Viel mehr solcher schönen Momente im Alltag wünsche ich Dir.

Zitat von Lost111:
Ohne da jetzt näher ins Detail zu gehen : ich bin meistens nicht erwünscht. Egal wo. Egal wann.


Wenn ich dies lese, hört sich das schwierig an. Was ist mit Deiner Wahrnehmung?
Warum solltest Du meistens nicht erwünscht sein?
Welche Erwartungen hast Du an andere?
Wie kommunizierst Du?

Zitat von Lost111:
Aber das ist nichts Neues für mich.


Was ist nicht neu für Dich? Werden Deine Wünsche selten verstanden und akzeptiert?
Oder wie empfindest Du das?

08.10.2024 08:45 • x 2 #51


Lost111
Zitat von ZeroOne:
Das hört sich toll an!

Danke!

Zitat von ZeroOne:
Vielleicht sind es genau diese kleinen Momente, die das Leben erträglicher, oder sogar lebenswert machen?

Ja, das wird sicherlich so sein. Aber 1 x im halben Jahr... Es hat mich für ein paar Stunden aus dem Alltagsgrau genommen. Und dafür bin ich dankbar.
Aber schon klar, ich habe es in der Hand. Was ich aus und mit meinem Leben mache.

Zitat von ZeroOne:
Ich denke zwischenzeitlich öfters darüber nach, ob es unter dem Strich mehr bringt, wenn man versucht, sich mehr solche kleinen Inseln zu schaffen, als zu versuchen, den ganzen Ozean trockenzulegen.

Ja, das denke ich schon. Es kann funktionieren.
Was kann dich für einige Stunden/Minuten aus Allem rausreißen, wenn ich fragen darf?

Zitat von Pilsum:
Das ist wunderbar. Viel mehr solcher schönen Momente im Alltag wünsche ich Dir.

Auch dir danke ich!

Zitat von Pilsum:
Wenn ich dies lese, hört sich das schwierig an. Was ist mit Deiner Wahrnehmung?
Warum solltest Du meistens nicht erwünscht sein?
Welche Erwartungen hast Du an andere?
Wie kommunizierst Du?

Ja, hört sich allgemein an, ich weiß.
Es sind letztendlich die Erfahrungen, die ich bislang gemacht habe. Ich bin halt meistens unsichtbar.
Aber auch meine schuld irgendwo, wenn man das so nennen kann/darf.
Ich kann mir immerhin denken, dass es u.a.manchmal auch an meiner Wahrnehmung liegt.
Welche Erwartungen ich an Andere habe? Zu viele wahrscheinlich. Aber ich versuche, davon weg zu kommen.
Niemand kann mein Ich verstehen, genauso wenig wie ich das nicht bei Anderen kann. Wenn, dann nur am Rand.
Wie ich kommuniziere? Mmh, du stellst Fragen...
Ich glaube, ich bin da viel zu vorsichtig und will es eher meinem Gegenüber recht machen, als das ich meine Wünsche oder was auch immer durchsetze/meine Meinung sage.

Zitat von Pilsum:
Was ist nicht neu für Dich? Werden Deine Wünsche selten verstanden und akzeptiert?
Oder wie empfindest Du das?

Es ist nicht neu für mich, dass ich eben meistens unsichtbar bin. Und nicht erwünscht.
Dass mich Andere aktzeptieren, so wie ich bin, ist immer schwer gewesen. Von Kindheit an.

08.10.2024 23:48 • x 2 #52


Pilsum
Zitat von Lost111:
Ich bin halt meistens unsichtbar.
Aber auch meine schuld irgendwo, wenn man das so nennen kann/darf.


Dem Kern des ganzen kommst Du glaube ich jetzt etwas näher.
Natürlich bist Du nicht unsichtbar. Du scheinst aber zu versuchen, Dich zu verstecken.
Das kann Dir nicht guttun.

Zitat von Lost111:
Es ist nicht neu für mich, dass ich eben meistens unsichtbar bin. Und nicht erwünscht.


Bestimmt hast Du sehr früh in Deinem Leben entschieden, dass Du scheinbar nicht erwünscht bist.
Damals hast Du es dann vermutlich in Dein Unterbewusstsein selbst hineingeschrieben.
Und da steht es nun schon Jahrzehnte und ist für Dich so etwas wie eine feststehende Regel.

Was bedeutet es, wenn das, wovon Du damals überzeugt warst, bereits seit vielen, vielen Jahren gar nicht
mehr gültig ist. Lebst Du dann nicht nach, heute nicht mehr gültigen Überzeugungen?
Kannst Du Dir vorstellen, dass man mit heute nicht mehr gültigen, früher selbst geschaffenen Regeln
eine Unzufriedenheit oder sogar Depression täglich füttert?
Und Deine Familie und Dein persönliches Umfeld tun sich schwer damit, etwas zu verstehen,
für das es nach ihrer Sichtweise gar keine Grundlage gibt.

09.10.2024 14:48 • x 2 #53


ZeroOne
Zitat von Lost111:
Es hat mich für ein paar Stunden aus dem Alltagsgrau genommen.


Perfekt! Was für einen Film hast du dir angesehen?

Zitat von Lost111:
Was kann dich für einige Stunden/Minuten aus Allem rausreißen, wenn ich fragen darf?


Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch stark von der aktuellen Stimmung ab.
Wenn wenig Zeit ist, reißt mich Musik oft ganz gut raus, auch Filme und Serien (tatsächlich helfen mir düstere Genres und tiefschwarzer Humor am meisten). Lebensmittel quälen hilft auch (Grillen, Kochen, Einfrieren). Sport (wenn auch oft widerwillig, aber meistens ist die Stimmung danach besser).
Ansonsten hilft Natur ganz gut. Tiere. Seit ich mit Agoraphobie nicht mehr so zu kämpfen habe, bewege ich mich auch wieder mehr in der Gesellschaft (trotz Misanthropie). Ausflüge und insbesondere Reisen geben mir sehr viel und lassen mich lange davon zehren.

Zitat von Lost111:
Dass mich Andere aktzeptieren, so wie ich bin, ist immer schwer gewesen. Von Kindheit an.


Sicher haben dich entsprechende Erlebnisse über die Jahre zu dieser Überzeugung gebracht. Ob es nach so vielen Jahren noch Sinn macht zu versuchen, dieses Konstrukt einzureißen?
Meine Grundeinstellung gegenüber Menschen im Allgemeinen ist alles andere als positiv. Ich versuche aber auch nicht mehr, krampfhaft etwas daran zu ändern. Ich versuche nur, neutral unterwegs zu sein und nichts zu erwarten. Wenn ich überrascht werde: umso schöner.

09.10.2024 17:15 • x 2 #54


Lost111
@
Zitat von Pilsum:
Dem Kern des ganzen kommst Du glaube ich jetzt etwas näher.
Natürlich bist Du nicht unsichtbar. Du scheinst aber zu versuchen, Dich zu verstecken.
Das kann Dir nicht guttun.

Ja, das mag schon sein. Das kann ich nicht beurteilen.
Nur: ich war/bin immer gut im Verstecken! Das habe ich früh gelernt.

Zitat von Pilsum:
Bestimmt hast Du sehr früh in Deinem Leben entschieden, dass Du scheinbar nicht erwünscht bist.
Damals hast Du es dann vermutlich in Dein Unterbewusstsein selbst hineingeschrieben.
Und da steht es nun schon Jahrzehnte und ist für Dich so etwas wie eine feststehende Regel.

Das kommt so in etwa hin.

Zitat von Pilsum:
Was bedeutet es, wenn das, wovon Du damals überzeugt warst, bereits seit vielen, vielen Jahren gar nicht
mehr gültig ist. Lebst Du dann nicht nach, heute nicht mehr gültigen Überzeugungen?

Das kann ich nicht wirklich erklären. Es gilt halt heute immer noch für mich.

Zitat von Pilsum:
Kannst Du Dir vorstellen, dass man mit heute nicht mehr gültigen, früher selbst geschaffenen Regeln
eine Unzufriedenheit oder sogar Depression täglich füttert?
Und Deine Familie und Dein persönliches Umfeld tun sich schwer damit, etwas zu verstehen,
für das es nach ihrer Sichtweise gar keine Grundlage gibt.

Ja, das kann ich mir vorstellen.
Was soll ich sonst dazu sagen?

Zitat von ZeroOne:
Perfekt! Was für einen Film hast du dir angesehen?

Joker - Folie à deux. Absolut empfehlenswert!

Zitat von ZeroOne:
Wenn wenig Zeit ist, reißt mich Musik oft ganz gut raus, auch Filme und Serien (tatsächlich helfen mir düstere Genres und tiefschwarzer Humor am meisten). Lebensmittel quälen hilft auch (Grillen, Kochen, Einfrieren). Sport (wenn auch oft widerwillig, aber meistens ist die Stimmung danach besser).

Ah, ok. Musik hilft mir auch manchmal; aber das ist dann halt düstere Musik.Aber scheinbar muss das dann so sein.
Das kann ich nicht erklären, aber ich meine rauszuhören, dass dir das auch/u.a. hilft.

Zitat von ZeroOne:
Ansonsten hilft Natur ganz gut. Tiere. Seit ich mit Agoraphobie nicht mehr so zu kämpfen habe, bewege ich mich auch wieder mehr in der Gesellschaft (trotz Misanthropie). Ausflüge und insbesondere Reisen geben mir sehr viel und lassen mich lange davon zehren.

Ich gehe zu 99% nur raus, wenn ich muss.
Ich mag keine Menschenmassen. Oft auch einfach nicht den Einkauf im Supermarkt. Zu laut, zu hektisch, zu viele Menschen.

Zitat von ZeroOne:
Sicher haben dich entsprechende Erlebnisse über die Jahre zu dieser Überzeugung gebracht. Ob es nach so vielen Jahren noch Sinn macht zu versuchen, dieses Konstrukt einzureißen?

Du, das weiß ich echt nicht. Wenn das überhaupt möglich ist/sein kann.

Zitat von ZeroOne:
Meine Grundeinstellung gegenüber Menschen im Allgemeinen ist alles andere als positiv. Ich versuche aber auch nicht mehr, krampfhaft etwas daran zu ändern. Ich versuche nur, neutral unterwegs zu sein und nichts zu erwarten. Wenn ich überrascht werde: umso schöner.

Wenn das so einfach wäre - nichts zu erwarten. Das war jetzt aber nicht böse gemeint. Ich weiß, wie du das meinst.
Das versuche ich auch. Aber oft klappt es nicht. Zu viele Gefühle sind da bei mir im Spiel. Die ich oft nicht kontrollieren kann. Und die man mir (leider) auch ansehen kann. Und dafür hasse ich mich. So einfach ist das.
Oh je, ich mal wieder. Sorry, ich nehme deinen Beitrag natürlich ernst, keine Frage.
Wie schaffst du es, nicht mehr allzu viele Erwartungen in Menschen zu haben?

10.10.2024 03:08 • x 5 #55


Oli
Zitat von Lost111:
Es ist nicht neu für mich, dass ich eben meistens unsichtbar bin. Und nicht erwünscht.

Ich frage mal ganz lapidar, inwieweit es vielleicht helfen kann, die Sicht umzudrehen: Du bist unsichtbar. So ist es im Moment. Aber ich weiß auch, dass es Orte unter Menschen gibt, an denen Unsichtbare gesehen und erwünscht sind.

Ich hatte mal einen merkwürdigen Augenblick: ich war mal wieder traurig darüber, dass alle anderen außer mir fröhlich in den Kneipen feiern können, nur ich dort doof rumsitze. Bis mir dann eingefallen ist - und dafür habe ich mehrere Jahrzehnte gebraucht (‍️), dass die, die genauso wie ich, nicht feiern können, sich eben NATÜRLICH NICHT in den Kneipen quälen, sondern zu Hause sitzen und vielleicht ein Buch lesen. Und dass Bücherlesen ja auch toll ist. Aber dass die, die zu Hause sitzen und Bücher lesen, mir natürlich nicht auffallen. Ich kam mir einigermaẞen bescheuert vor, das nicht gemerkt zu haben. Hat natürlich auch Gründe.

Was ich aber damit sagen will, ist natürlich, dass die, die wie Du unsichtbar sind, halt nicht sichtbar sind und man dann eben nur die, die man sieht, für existent hält. Und dann denkt man schnell, dass man eine Ausnahme ist, weil man selbst die Unsichtbaren ja nicht sieht. Das hört sich so an, als ob ich Dich auf den Arm nehmen will. Will ich aber nicht. Daher oben das Beispiel von mir mit der Kneipe.

Das ist ein bisschen so, als wollte man eine Einsiedler-WG aufmachen. Oder eine Wandergruppe voller Einzelgänger.

Es gibt Menschen, die aufeinander Rücksicht nehmen. Menschen, die - bevor sie etwas tun - überlegen, ob das für die anderen auch in Ordnung ist. Auch wenn sowas gerade im Moment vollkommen unmodern ist - sondern die Devise lautet: „Mache, was Du willst: wenn es jemanden stört, soll der sich halte melden“ - dann heißt das ja noch lange nicht, dass das auch die einzig richtige Methode ist, sein Leben zu gestalten (das wird uns halt im Moment überall so erzählt). Also heißt das auch, dass Unsichtbarsein nicht unbedingt ein Makel ist, sondern kontextabhängig.

Was bei uns gängig ist, ist in anderen Kulturen eventuell ein No-Go.

Pipi Langstrumpf läuft auf den Händen durch die Straße und alle finden das merkwürdig. Pipi sagt, dass das aber in dem Land, in dem alle auf den Händen laufen, nicht merkwürdig sei.

10.10.2024 09:03 • x 5 #56


hlena
Zitat von Lost111:
Wie schaffst du es, nicht mehr allzu viele Erwartungen in Menschen zu haben?


Ich verlasse mich nur auf mich selbst.
Zu mir hat einmal jemand gesagt : Verlaß dich nur auf dich selbst,sonst bist du verlassen.
Natürlich ist es schön,wenn es davon eine Ausnahme gibt,dann bin ich eben positiv überrascht.

10.10.2024 09:25 • x 4 #57


GoodVibes
Zitat von hlena:
Ich verlasse mich nur auf mich selbst. Zu mir hat einmal jemand gesagt : Verlaß dich nur auf dich selbst,sonst bist du verlassen. Natürlich ist es schön,wenn es davon eine Ausnahme gibt,dann bin ich eben positiv überrascht.

Zu der Erkenntnis bin ich mittlerweile auch gelangt. Es hilft mir nicht wenn ich meine Erwartungen in andere Menschen stecke. Seitdem ich das für mich erkannt habe, ist mein innerer Frieden um ein vielfaches größer geworden. Und ich wesentlich entspannter. Wenn man mir unvermittelt etwas Gutes tut, dann freue ich mich natürlich darüber.

10.10.2024 09:50 • x 4 #58


ZeroOne
Zitat von Lost111:
Joker - Folie à deux. Absolut empfehlenswert!


Cool! Der steht auch auf meiner Watchlist. Allerdings muss ich erst noch Romulus schaffen.

Zitat von Lost111:
Ich mag keine Menschenmassen. Oft auch einfach nicht den Einkauf im Supermarkt. Zu laut, zu hektisch, zu viele Menschen.


Das ist gut nachvollziehbar. Ging mir über 12 Jahre mit der Agoraphobie ganz genau so. Auch jetzt verzichte ich noch gerne auf Menschenmassen. Gibt es denn Dinge, die du draußen gerne erleben würdest, wenn dort keine (oder nur wenige) Menschen wären?
Mir persönlich hilft u.a. die Erkenntnis weiter, dass das Leben ein sehr kurzer Spaß ist (wovon schon eine Menge Zeit sinnlos abgeraucht ist) und ich in der verbleibenden Zeit gerne noch die Dinge erleben möchte, dir mir etwas bedeuten - ohne mich durch das Umfeld limitieren zu lassen.

Zitat von Lost111:
Zu viele Gefühle sind da bei mir im Spiel. Die ich oft nicht kontrollieren kann. Und die man mir (leider) auch ansehen kann. Und dafür hasse ich mich. So einfach ist das.


Wieso denkst du, dass man es dir ansieht? Ich würde mal ganz unverschämt behaupten, dass den meisten Menschen dafür das Interesse und die Begabung fehlen.

Zitat von Lost111:
Wie schaffst du es, nicht mehr allzu viele Erwartungen in Menschen zu haben?


Mit den Lorbeeren kann ich mich gar nicht schmücken, denn ich habe selbst nicht viel dazu getan. Das haben die schlechten Erfahrungen im Leben irgendwann von selbst mit sich gebracht. Wohl nur eine logische Konsequenz.
Was aber immer wieder schwer fällt ist, andere Menschen die innere Ablehnung nicht spüren zu lassen, sondern ihnen unvoreingenommen / neutral gegenüberzutreten.

10.10.2024 11:06 • x 4 #59


A


Hallo Lost111,

x 4#30


Oli
Ich bin immer wieder beunruhigt darüber, wie ein Spruch auf einem Aufkleber aus der Prinzenrolle Mitte der 80er zum Lebensmotto für ein ganzes Land werden konnte: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“

Wo soll das eigentlich enden? Bei: „Lieber mit Keks unterwegs als mit Klaus zuhaus“? oder doch bei: „Mein Mofa ist kein Sofa“? Das waren auch Sprüche aus der Prinzenrolle.

10.10.2024 11:20 • x 2 #60

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