8

Überlastung, Mobbing, fehlende Abgrenzungskompetenz

E
Guten Morgen,

ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich diesen Faden im richtigen Unterforum poste, aber dadurch, dass ich als Diagnose mittelgradige Depression bekommen habe, finde ich, dass meine Problematik hier besser hin passt.

Ich habe ursprünglich auf Lehramt studiert, habe aber schnell gemerkt, dass mich der Job auf Dauer zu sehr ausgelaugt hat. Muss halt dazu sagen, dass ich eine HSPlerin bin, was mir auch schon von zwei Therapeut*innen so bestätigt worden ist. Dadurch dass das Referendariat dann auch nicht so lief, habe ich mir Alternativen suchen müssen. Ich blieb im Bildungsbereich, aber mit anderen Rahmenbedingungen: Nachhilfe, Lerntherapie, Lektorat, Elternberatung bei Lernschwierigkeiten usw. Ich habe im Übrigen, was die Lerntherapie angeht, auch einen weiteren Studiengang absolviert, den ich so nebenher gemacht habe. Leider lief das dann aber auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe, d.h. die Verdienstspannen sind einfach unterirdisch.
Da ich ja selbstständig in dem Bereich war, bin ich irgendwann, auch durch Druck des Job Centers, in die Situation gekommen, dass ich mir noch eine 450-Euro-Stelle dazu gesucht habe. Über diese 450-Euro-Stelle habe ich dann quasi meine derzeitige Manager-Position bekommen. Warum ich diesen ganzen Vorspann liefere? - na ja, weil sich meine Drucksituation und meine Existenzängste schon ziemlich lange da sind.

Es war dann so, dass ich bei dieser 450-Euro-Stelle eigentlich ursprünglich nur eine Hilfskraft war, aber ich bekam, auf Grund meiner Fähigkeiten, schnell eine Leitungsposition in einer sozialen Einrichtung. lol: das ist wie der Tellerwäscher zum Millionär.
Jedenfalls musste ich dann irgendwann die Abteilung wechseln und bekam aber wieder eine Leitungsposition. Einige Zeit später besuchte ich im Rahmen dieser Tätigkeit eine Fortbildung, mit der ich eigentlich aus der 450-Euro-Firma abspringen wollte, weil es von Anfang an so lief, dass ich eigentlich nur verheizt worden bin.

Ich arbeitete in der 450-Euro-Firma dann eine Weile sehr abgespeckt und fing bei einer weiteren Firma als Dozentin an. Teilweise habe ich im Monat 7000 Euro auf Honorarbasis verdient. Allerdings hatte diese Firma finanzielle Schwierigkeiten, sodass ich über Monate hinweg kein Honorar bekam. Ich musste demzufolge eine Entscheidung treffen, sprich kündigte die Dozentenstelle und fing bei meiner anderen Firma voll an. Allerdings hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, sprich das lief dann darauf hinaus, dass sie mich als Hauptverantwortliche für zwei Firmen-Standorte deklarierten, was den administrativen und wirtschaftlichen Aspekt betrifft. Ich musste dann plötzlich alles machen, ohne dass ich aber GF-Status oder dergleichen hatte. Hinzu kommt, dass man mich teilweise auch noch als Dozent eingesetzt hat. Bzw. ich habe es halt mit mir machen lassen.
Ich habe faktisch alles gemacht: die Arbeitsprozesse der Leute überwacht, Finanzcontrolling, Abrechnungen, Koordination der Firmenabläufe, hatte die Dozenten alle unter mir usw.

Tja, eigentlich sollte ich mir die Abteilung ja mit zwei Personen teilen. Dann war es aber so, dass die eine Mitarbeiterin plötzlich ausschied und dass die zweite anfing, mich zu mobben. Das geht auch bis heute so weiter.
Dass ich beide Standorte manage, geht seit ca. November 2018 so. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich absolut an meine Grenzen stoße und das Ganze auch meine Kompetenzen übersteigt. Ich habe an sich zwar Ahnung von der Sache als solches, aber dadurch dass bei uns in der Firma alles strukturlos verläuft, macht eigentlich fast jeder dort, was er will. Ich habe es einige Male mitbekommen, dass viele der Kollegen häufig privates Zeug auf der Arbeit erledigt haben. Bei einem ist es sogar so, dass er auch andere Aufträge während seiner eigentlichen Arbeitszeit dort erledigt hat (der ist nebenher selbstständig). Ich habe aber meine beiden Vorgesetzten nie darauf angesprochen.

Ihr fragt Euch jetzt gewiss, was ich eigentlich mal selbst dagegen unternommen habe. Nun ich habe wiederholt Gespräche geführt (mit allen Beteiligten), ich habe mir privat Hilfe gesucht usw. Also das, was man juristisch unter einer Überlastungsanzeige versteht, habe ich alles gemacht.
Als ich dann jedoch merkte, dass das alles nichts bringt und man mir nur leere Versprechungen macht, habe ich angefangen, mich öfter krankzumelden, weil es einfach nicht mehr ging.

Irgendwann lief es dann darauf hinaus, dass ich die Aufgaben von meiner Abteilungskollegin auch noch mit übernehmen sollte. Dies führte unweigerlich zu noch mehr Stress, Überstunden, teilweise auch Tränen meinerseits und letzten Endes zu einer neuerlichen Depression. Ich bekam irgendwann Panikattacken. Bzw. es kam so weit, dass ich eigentlich über viele Stunden auf der Arbeit überhaupt nichts mehr schaffte. Ich, die ja sonst für 3 gearbeitet hat.
Bei den vielen Sachen, die ich insgesamt zu tun hatte, schlichen sich dann auch immer mehr Fehler ein. Ich machte halt vieles im laufenden Kundenverkehr, zwischen Tür und Angel, super schnell, damit es gemacht wurde. Meine Fehler korrigierte ich zwar, aber die ganze Situation setzte mich dermaßen unter Druck, und ich bekam auch keinerlei Back-up. Weder von Kollegen, noch von den Vorgesetzten.

Im Laufe der Zeit merkte ich, dass ich von einzelnen Mitarbeitern/Kollegen gemobbt werde. Dann kam halt auch noch ein neuer Kollege hinzu, der direkt die Leitung einer neuen Abteilung bekam, mit völlig anderen Arbeitsbedingungen als ich, eigenem Büro usw. Dieser Mann brachte mir gegenüber eine Reihe von dämlichen Aussagen bzw. er wurde vom Körperkontakt her übergriffig, was mir letztlich den Rest gab. Plus dass ich noch eine Drohung vom Vorgesetzten über mich ergehen ließ.
Danach ging ich dann zum Arzt und ließ mich erst mal längere Zeit krankschreiben. Ich bin nach wie vor in dieser Krankschreibung und diese wird wohl auch so weitergehen.
Beim Therapeuten bin ich auch bereits.

Eigentlich hätte ich diese Firma, die wirklich ein Fass ohne Boden ist, längst verlassen müssen.
Aktuell weiß ich nicht wirklich, wie es weitergehen soll. ich habe vor, das mit der Krankschreibung so lange wie möglich so zu machen und mir dann irgendwann, wenn ich stabilisiert bin, was Neues zu suchen.

Es ist jetzt so, dass ich zwar eine funktionierende Partnerschaft habe, aber dass mir eben sonst so gut wie alles weggebrochen ist. Wegen der dämlichen Arbeitszeiten, die ich da hatte, habe ich kaum noch was machen können, musste häufiger mal was absagen usw.
Ich habe so gut wie keine Kontakte mehr, ich gehe keinen Hobbies richtig nach usw. (Hobbies fange ich jetzt wieder an, aber es fällt mir halt auch alles schwer aktuell).

Ich bin antriebslos, motivationslos, oft niedergedrückt, habe Zukunftsängste usw.

Viele Grüße und vielen Dank fürs Lesen des langen Textes,
Erkenntnissuche

23.07.2019 11:24 • x 7 #1


E
Teil 2:
-----------

Ich hatte von Anfang an in dieser Firma den Status der Feuerwehr. Immer wenn es gebrannt hat, wurde ich irgendwo gerufen/eingesetzt. (mag vielleicht auf den ersten Blick nicht so ungewöhnlich sein, aber ich kam mir zunehmend nur noch wie ein Manager-/Dozentenspringer vor. Insgesamt habe ich unsere Firma, je nachdem wie man das sieht, wohl an die vier Mal gerettet. Auf das Finanzielle und auch auf die Reputation bezogen. Anfangs habe ich gedacht, dass man mir das danken würde, so wie man es vom gesunden Menschenverstand her ja auch erwarten würde, aber dem ist nicht wirklich so. Es hat dann GF- und Mitarbeiter-Wechsel gegeben, sodass vielen eigentlich gar nicht wirklich klar ist, was ich für die Firma getan habe. In anderen Worten: ich habe mich eigentlich für die Firma nur aufgeopfert und frage mich aus der heutigen Perspektive: WARUM? Dafür habe ich dann viele andere Dinge absolut brach liegen lassen, so wie oben bereits beschrieben.

Heute habe ich mit meinem Anwalt gesprochen und dieser hat mir empfohlen, im Zuge der nächsten Krankschreibung, eine Überlastungsanzeige beizufügen, eben damit man auch was in der Hand hat.

Momentan bin ich ansonsten am Überlegen, dass ich später, wenn ich wieder stabiler bin, nur noch unterrichten werde. Dafür habe ich ja diese teure, behördliche Fortbildung absolviert, und dass ich dieses Administrative komplett ablehne. Und dass ich mich zusätzlich noch mal anders orientiere. Aber ich bin momentan weit weg davon, irgendwas Neues zu starten. Die alte Sache ist ja nicht mal richtig beendet.

Früher habe ich mir diese beruflichen Sachen irgendwie nicht so zugezogen. Ich konnte dann auch mal abschalten und was Anderes machen; aber irgendwann kam so ein Zeitpunkt, an dem alles nur noch schief lief. Auch die Beziehung, die ich vor meiner jetzigen hatte.

24.07.2019 17:07 • x 1 #2

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag