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Tochter Depression und Ritzen- Medikament?

L
Hallo zusammen,
ich bin neu hier dazugestoßen und hoffe, dass ich hier hilfreiche Tipps oder Erfahrungen von Eltern bzw. von selbst Betroffenen erhalten kann.
Ich möchte kurz die Situation schildern:

Ich selbst bin alleinerziehend, habe 2 Kinder und bin geschieden seit 2015.
Die Beziehung zu meinem Exmann war während der Ehe und einige Jahre danach sehr konflikthaft.
Er hat mich bereits zweimal verklagt und jedesmal wurden die Kinder mit hineingezogen.
Umgänge mit den Kindern finden regelmäßig statt, seit einiger Zeit hat sich die Situation etwas entspannt.

Meine Tochter, 15 Jahre alt, ist mitten in der Pubertät.
Sie zieht sich seit ca 2 Jahren oft in ihr Zimmer zurück, ist wortkarg, hat besonders morgens schlechte Laune und lehnt alle gemeinsamen Aktivitäten mit dem kleinen Bruder und mir ab.

Sie hat aber gute Freundschaften mit Gleichaltrigen, die ich auch alle gut kenne und trifft sich auch mit denen regelmäßig. Hobbies hat sie auch, sie spielt Tennis und malt und zeichnet viel.
Sie geht aufs Gymnasium, 10. Klasse und hatte bislang gute Noten.

Vor 1 Jahr hat sie mir mitgeteilt, dass sie Hilfe benötige, weil sie sich oft schlecht fühlt, sich kaum konzentrieren kann, viel grübeln muss und auch viel weint.
Daraufhin waren wir beim Kinderarzt, der überwies sie in eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie und es wurden dann dort diverse Testungen gemacht.
Die Diagnose am Ende war leichte bis mittelschwere Depression mit Neigung zu Zwangshandlungen.
Empfehlung war regelmäßige Psychotherapie.

Diese Psychotherapie macht sie jetzt seit September letzten Jahres, mag die Therapeutin auch gern und hat Vertrauen zu ihr.
Eine Woche vor Weihnachten 2021 habe ich sie abgeholt vom Termin mit der Psychologin, da hat sie mir im Auto gesagt, dass sie mir sagen solle, dass sie sich nun selbst verletzt und ich einen Termin bei der Psychiaterin wegen eines Medikamentes machen soll, am Besten auch gleich noch ein EKG und Blutuntersuchung.

Das hat mich total schockiert, ich war total besorgt und ich habe alles angeschoben und auch mit der Psychologin dazu Rücksprache gehalten.

Sie meinte, das Ritzen sei nicht so dramatisch, das tun wohl viele, und sie habe einen "Werkzeugkasten" mit ihr gemeinsam erarbeitet, damit sie Alternativen zum Ritzen hat.
Sie hat jedoch geäußert, dass die Depressionen schlimmer werden.

Erst seien es 1-2 mal pro Monat gewesen, dass diese Episoden auftraten, jetzt sind es 4-5 Tage im Monat.
Und sie könne nur mit meiner Tochter an den Problemen arbeiten, wenn sie ein Medikament bekäme, da das nur mit einer stabilen Grundstimmung gehe.

Beim Termin mit der Psychiaterin (in der gleichen Praxis) wurde uns dann gesagt, meine Tochter solle schnellstmöglich das Medikament Fluoxitin einnehmen.
Obwohl der QT- Wert beim EKG nicht so ganz in Ordnung sei, aber das wäre schon ok (?)
Und sie könnte ein wenig Bauchschmerzen bekommen und Selbstmordgedanken könnten entstehen, aber das wäre unwahrscheinlich.

Im Nachgang habe ich mir den Beipackzettel angeschaut und festgestellt, dass es bei diesem Präparat sehr viele heftige Nebenwirkungen gibt, über die uns die Psychiaterin nicht informiert hat.
Und ich habe in einigen Ratgebern, die ich mir besorgt habe erfahren, dass auch nur im Ausnahmefall eigentlich so etwas verschrieben werden sollte.

Nach einer erneuten Runde bei der Psychologin (wo leider die Psychiaterin nicht dabei war) sagte sie dann, sie verstehe unsere Bedenken nicht, hier bekämen viele dieses Medikament, das sei total harmlos und es sei noch nie was schlimmes passiert. Kann sein, dass die Depressionen noch nicht extrem seien, aber genau kann man es nicht wissen.

Wir sind nun so verblieben, dass wir erst noch abwarten mit dem Medikament und auch unsere Tochter ist sich nicht wirklich sicher, ob es wirklich so dramatisch ist bei ihr.
Wir Eltern und die Psychologin sind uns aber auch nicht sicher!

Sie ist aktuell alle 2 Wochen bei der Psychologin und beginnt demnächst wöchentlich auch eine tiergestützte Ergotherapie. Wir haben verabredet, dass entweder sie selbst oder die Psychologin Bescheid geben, wenn es wirklich nicht mehr geht.

Nun habe ich Angst, dass diese Entscheidung vielleicht falsch war.
Einerseits wollen wir sie ja vor diesem Medikament und den Nebenwirkungen schützen, andererseits habe ich jetzt Sorge, dass es schlimmer wird mit ihr und ich es vielleicht nicht mitbekomme und dann alles den Bach hinunter geht.

Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn hier jemand vielleicht seine Erfahrungen mit mir teilen könnte oder auch vor der gleichen Entscheidung bzw. Abwägung stand.
Vielleicht hat auch jemand Erfahrungen mit diesem Medikament gemacht in einer ähnlichen Situation und kann uns ein wenig die Bedenken nehmen?

Vielen herzlichen Dank, dass ihr dies alles gelesen habt und uns vielleicht helfen könnt.
Ich mache mir wirklich große Sorgen um meine Tochter….

Lilie123

22.01.2022 15:07 • #1


Lilly-18
Hallo Lillie,
herzlich willkommen hier im Forum! Ich habe mir deine Schilderung gerade durchgelesen und kann total verstehen, dass du dir große Sorgen um deine Tochter machst.
Wichtig ist, dass deine Tochter Vertrauen zu dir hat und sich auf dich verlassen kann, was ja der Fall ist.
Also immer im Dialog bleiben, ihr zuhören, sie vor allem ernst nehmen. Aber das tust du ja alles.
Ich verstehe auch sehr gut deine Bedenken, ihr Medikamente zu geben.
Zitat von Lilie123:
sie verstehe unsere Bedenken nicht, hier bekämen viele dieses Medikament, das sei total harmlos

Diese Aussage ist geradezu unverschämt! Manche Psychiater sind wirklich etwas weltfremd und nur weil viele diese Medikamente nehmen, sind sie auf keinen Fall harmlos! Schon gar nicht für ein Kind.
Ich selbst bekam auch Medikamente gegen meine Angststörung, habe aber nie die Dosis genommen, die mir der Psychiater verschrieben hat sondern immer nur so viel, dass ich die Wirkung spürte, mich aber nicht zu benebelt fühlte. Das war teilweise nur die Hälfte, oft auch nur ein Viertel der verschriebenen Menge.
Aber am liebsten ist es mir, ich brauche gar nichts, was im Moment Gott-sei-Dank der Fall ist.
Viel besser finde ich, Strategien zu lernen, wie man mit den Stimmungen und dem zwanghaften Verhalten umgehen kann. Das scheint die Psychologin ja schon umzusetzen.

Zitat von Lilie123:
Sie meinte, das Ritzen sei nicht so dramatisch, das tun wohl viele, und sie habe einen Werkzeugkasten mit ihr gemeinsam erarbeitet, damit sie Alternativen zum Ritzen hat.


Zitat von Lilie123:
Und sie könne nur mit meiner Tochter an den Problemen arbeiten, wenn sie ein Medikament bekäme, da das nur mit einer stabilen Grundstimmung gehe.

Diese Aussage halte ich für falsch. Ich kenne kaum einen Teenager, der eine stabile Grundstimmung hat. Das ist fast ein Widerspruch in sich. Und es gibt doch viele Depressionen, die auch ohne Medikamente beim Therapeuten behandelt werden.
Ich kann dich in deiner Vorsicht nur bekräftigen. Ich würde auch abwarten und meine Tochter genau beobachten. Bleib auch in engmaschigem Kontakt mit der Psychologin.
Zitat von Lilie123:
Wir sind nun so verblieben, dass wir erst noch abwarten mit dem Medikament und auch unsere Tochter ist sich nicht wirklich sicher, ob es wirklich so dramatisch ist bei ihr.
Wir Eltern und die Psychologin sind uns aber auch nicht sicher!

Wenn sich auch deine Tochter selbst nicht so ganz sicher ist, warte unbedingt noch ab.
Das hört sich auf jeden Fall sehr gut an.

22.01.2022 17:04 • x 3 #2


A


Hallo Lilie123,

Tochter Depression und Ritzen- Medikament?

x 3#3


L
Liebe Lilly-18,
Vielen lieben Dank für deine hilfreichen Worte!

Es erleichtert mich sehr, dass Du das auch so siehst, dass man es erstmal ohne das Fluoxitin versuchen kann und sollte.
Wenn sie damit anfängt, mit so einem Eingriff in den Gehirnstoffwechsel, ist ja völlig offen, wie ihr Körper, der sich noch in der Entwicklung befindet, darauf reagiert.
Allein die Suizidgefahr, die daraus resultieren kann.

Ich finde es auch extrem schwierig, zwischen normalen Pubertäts-Stimmungsschwankungen und einer echten Depression zu unterscheiden.

Das Ritzen macht mir allerdings in dem Zusammenhang Sorge, ich kann es nicht richtig einordnen und einschätzen und weiß nicht, ob es nicht vielleicht noch tiefer und öfter wird bei ihr. Ich kann das ja gar nicht kontrollieren...

Sie mag nicht darüber reden und man steht hilflos daneben.
Aber dagegen würde das Medikament ja auch sowieso nicht helfen.

Ich verstehe auch nicht, warum die Psychiaterin das Medikament so leichtfertig verschreibt.
Am Tag nach unserem Termin rief sie mich an um Bescheid zu sagen, dass wir das Rezept abholen könnten, da habe ich ihr gesagt, dass mein Ex-Mann dagegen sei, dass unsere Tochter dieses Medikament nimmt (da war ich selbst eigentlich noch aufgeschlossen der Sache gegenüber)

Da hat sie sich sehr aufgeregt, man dürfe das alles nicht bagatellisieren und es müsse unbedingt eine ausgeglichene Grundstimmung vorhanden sein, sonst sei die ganze Psychotherapie nicht zielführend.
Und wie Du schon sagst: wer hat schon mitten in der Pubertät eine positive Grundstimmung?
Und die gravierenden Nebenwirkungen hätte sie uns ja wohl auch nicht verschweigen dürfen!

Und: Der QT-Wert im EKG ist nicht einwandfrei. Im Beipackzettel steht, dass das in dem Fall zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Ich werde am Montag erstmal bei meinem Hausarzt, der das EKG bei ihr gemacht hat, nachfragen, was er davon hält im Zusammenhang mit dem Fluroxitin.

Die Psychologin sagte im Gespräch später noch zu uns, es sei ihr noch nie vorgekommen, dass Eltern die Medikation in Frage stellen und sich nach Alternativen erkundigen.
Bislang bekämen in dieser Praxis alle mit dieser Problematik das Fluoxitin und es liefe immer prima (?)

Am Ende gab sie uns, da wir uns für nicht beirren ließen, unter der Hand noch den Kontakt einer Praxis für ganzheitliche Medizin (muss man selbst zahlen) ca. 100 km entfernt.
Hast Du oder sonst jemand dazu vielleicht eine Meinung?
Wir würden alles tun, um meiner Tochter zu helfen, egal was es kostet.

Am liebsten würde ich auch eine Zweitmeinung einholen oder die Praxis wechseln, es ist allerdings hier vor Ort die einzige Anlaufstelle und ein Wechsel würde außerdem viel zu viel Zeit im Anspruch nehmen.

Mittlerweile hat meine Tochter auch Vertrauen zu der Psychologin aufgebaut, das wäre also ohnehin nicht sinnvoll, oder?

Ich habe soviele offene Fragen und versuche mir, einen Überblick zu verschaffen.....
Vielen Dank für Eure Hilfe!

22.01.2022 17:54 • x 1 #3


Lilly-18
Zitat von Lilie123:
Da hat sie sich sehr aufgeregt, man dürfe das alles nicht bagatellisieren und es müsse unbedingt eine ausgeglichene Grundstimmung vorhanden sein, sonst sei die ganze Psychotherapie nicht zielführend.

Lass dich nicht unter Druck setzen. Ich finde das nicht ok. Natürlich darf man das nicht bagatellisieren, aber ich finde schon, dass eine Psychotherapie zielführend ist. Auch ohne Medikamente.
Zitat von Lilie123:
Die Psychologin sagte im Gespräch später noch zu uns, es sei ihr noch nie vorgekommen, dass Eltern die Medikation in Frage stellen und sich nach Alternativen erkundigen.
Bislang bekämen in dieser Praxis alle mit dieser Problematik das Fluoxitin und es liefe immer prima (?)

Das glaube ich einfach nicht. Bevor ich meinem Kind Psychopharmaka gebe, erkundige ich mich auf alle Fälle nach Alternativen. Und dass ALLE Fluoxitin bekommen, kommt mir schon komisch vor.
Zitat von Lilie123:
Mittlerweile hat meine Tochter auch Vertrauen zu der Psychologin aufgebaut, das wäre also ohnehin nicht sinnvoll, oder?

Vertrauen ist extrem wichtig. Und deine Tochter braucht als Scheidungskind verlässliche Bezugspersonen. Ein Wechsel der Therapeutin könnte sie sehr verunsichern. Frag sie am besten selbst, sie ist alt genug und sollte in jede Entscheidung mit einbezogen werden, sonst vertraut sie dir vielleicht nicht mehr.

Zitat von Lilie123:
Praxis für ganzheitliche Medizin (muss man selbst zahlen) ca. 100 km entfernt.
Hast Du oder sonst jemand dazu vielleicht eine Meinung?
Wir würden alles tun, um meiner Tochter zu helfen, egal was es kostet.

Einen Versuch ist es wert, wenn du es dir finanziell leisten kannst.
Ich habe damit zugegebenermaßen keine Erfahrung, wäre aber sicher offen und aufgeschlossen, wenn ich in deiner Situation wäre.
Meine Töchter, beide erwachsen, haben auch als Jugendliche die Scheidung ihrer Eltern erlebt. Ihr Vater ist dann auch noch vor 4 Jahren an Krebs gestorben. Sie waren sehr belastet in dieser Zeit, ich habe versucht, sie so gut wie möglich durch diese schwere Zeit zu begleiten, was natürlich auch für mich nicht so einfach war, zumal die Scheidung auch für mich nicht ohne war.
Die große Tochter hat augenscheinlich keine schwerwiegenden Folgen davon getragen, psychisch ist sie relativ stabil.
Die jüngere Tochter hatte große gesundheitliche Probleme, körperlich und psychisch. Sie ist auch sehr zwanghaft und ich möchte gar nicht beschreiben, wie ihre Finger- und Fußnägel aussehen. In psychologischer Behandlung ist sie nicht. Da sie im Gesundheitswesen beschäftigt ist, habe ich ihr bisher davon abgeraten, mir ist aber bewusst, dass sie es eigentlich bräuchte. Da sie aber seit fast 7 Jahren in einer liebevollen Beziehung ist, ist sie sehr stabil und wird sofort aufgefangen, wenn es wieder schlimmer wird.
Für mich ist die Behandlung mit Medikamenten auf jeden Fall die allerletzte Möglichkeit. Liebe, Zuwendung, Verständnis und Unterstützung sind das allerwichtigste. Und vielleicht sogar eine Behandlung durch einen Heilpraktiker.
Aber das ist auf jeden Fall meine ganz persönliche Meinung. Die Entscheidung müsst natürlich ihr als Eltern treffen.

22.01.2022 20:05 • x 2 #4


T
Hallo Lilie,
leider bin ich keine Mutter, so habe ich auch keine Erfahrungen was die Situation deiner Tochter betrifft.
Ich habe aber deine Beiträge gelesen und bin ehrlich gesagt mit dem Kopf am schütteln, was diese Psychologin von sich gibt.

Selbst bin ich seit Jahrzehnten Betroffene von einer Depression/ generalisierten Angsterkrankung.
Habe so manche Therapien gemacht. Ganz am Anfang vor Jahren ,verordnete man mir auch diverse Medikamente und ich
habe sie eingenommen. Ich spürte aber schnell ,das ich durch diese Medikamente nicht mehr ich selbst war. Ich
war ständig völlig benebelt, fühlte mich wie in einer anderen Welt, eine Welt wo alles schön ist. Aber mir gefiel
dieser Zustand nicht, zudem bekam ich heftige Nebenwirkungen. Ich habe dann die Tabletten einfach abgesetzt.
Aber dieses apprupte Absetzen war falsch, denn ich hatte starke Entzugserscheinungen. Ich hätte die Tabletten eher ausschleichen lassen sollen. Nunja.

Aber seither habe ich niewieder Medikamente für Depressionen oder Angsterkrankungen eingenommen.
In den Therapien stationär, wie auch in der Tagesklinik hat man mir immer und immer versucht einzureden ,das ich Medikamente nehmen müsse damit es mir besser geht. Ich habe mich aber nicht mehr drauf eingelassen. Denn Tabletten sind keine Lösung für mein Problem. Ich habe jedesmal mit meinen Therapeuten/innen an mir gerabeitet, was mich viel Kraft gekostet hat. Und ich habe es immer wieder geschafft auch ohne Medikamente auf die Beine zu kommen. Wenn auch manchmal nicht auf lange Dauer. Aber ich habe aus der ersten Erfahrung mit der Einnahme von Antideppresiva sehr starke Ängste entwickelt. Ängste was diese Medikamente mit mir anrichten. Das sie mich verändern. Es fühlte sich für mich an, als lebe dort jemand anders in meinem Körper, nur ich nicht.

Geritzt, habe auch ich mich ganz oft, aber mir haben da auch damals keine Medikamente geholfen,das ist quatsch.
Viele Menschen die Medikamente nehmen und sich durch ihnen gut fühlen und lebenswerter, sie ritzen sich dennoch.
Mir haben immer Skills geholfen.

Ich wollte dir nur meine persönliche Erfahrung schreiben, denn es hat mich wirklich erschreckt was diese
Psychologin so von sich gibt.
Zitat von Lilie123:
Die Psychologin sagte im Gespräch später noch zu uns, es sei ihr noch nie vorgekommen, dass Eltern die Medikation in Frage stellen und sich nach Alternativen erkundigen.
Bislang bekämen in dieser Praxis alle mit dieser Problematik das Fluoxitin und es liefe immer prima (?)

Das glaubt sie ja wohl selbst nicht.
Eltern wie du und dein EX-Mann, die ihr Kind lieben, denen viel an der Gesundheit ihres Kindes liegt,
die sich sorgen, die lassen garantiert nicht so ohne weiteres zu, das ihr Kind in deinem Fall einer Jugendlichen ein Medikament verordnet bekommt, das nicht gerade ohne ist. Mit Ihrer Aussage stellt sie euch meines erachtens unter Druck
und versucht euch ein schlechtes Gewissen zu machen.
Zitat von Lilie123:

Am liebsten würde ich auch eine Zweitmeinung einholen oder die Praxis wechseln, es ist allerdings hier vor Ort die einzige Anlaufstelle und ein Wechsel würde außerdem viel zu viel Zeit im Anspruch nehmen.

Ich denke, das würde ich in deiner Situation auf jeden Fall machen.
Ich würde mir auf jeden Fall eine zweite Meinung einholen.
Auch wenn es noch soviel Zeit in Anspruch nimmt. Wichtig ist doch, das du als Mutter die ihre Tochter sehr liebt weis,
das ihr Kind in gute Hände ist. Dies Vertrauen scheinst du bei dieser Psychologin nicht zu haben ,was völlig berechtigt ist.

Alles Gute für euch.
Lg. Tierliebe

22.01.2022 21:19 • x 3 #5


M
Zitat von Lilie123:
Die Psychologin sagte im Gespräch später noch zu uns, es sei ihr noch nie vorgekommen, dass Eltern die Medikation in Frage stellen und sich nach Alternativen erkundigen.

Hallo, ich muss mal direkt aus diese Aussage von der Psychologien antworten! Genau die gleiche Antwort, fast wortgleich , bekamen wir auch von unserer Psychotherapeutin in der Tagesklinik! Auch unsere Tochter hat Depressionen , ritzt sich, dazu kommt eine soziale Phobie. Sie ist 14 und alles entstand während des lock downs (5 Monate) danach erlebte sie noch schlimmes Mobbing in der Schule. Sie sollte auch ganz schnell Fluoxetin bekommen, da stand nicht mal eine Diagnose fest. Wir lehnen das Medikament auch ab, da es eben auch sehr krasse Langzeitschäden geben kann, z.b. dauerhafte S. Funktionsstörungen auch nach Absetzen des Medikaments. Das können wir einfach nicht verantworten.... Medikamente sind eben der schnellste und billigste Weg. Wir lerne gerade , dass der Weg zur wirklichen Hilfe und Unterstützung sehr mühsam ist. Ich kann dir nur raten, such dir ganz viel Unterstützung, z.B. Beratungsstellen , Elterncoaching etc. Mir hilft es sehr, von Außen Beratung zu bekommen, auch im Umgang mit Therapeuten . Wenn die Situation sich zuspitzt, dann scheu dich nicht, sie zur Krisenintervention in eine Klinik zu bringen, dass hat unserer Tochter im Akutfall sehr geholfen. Auf der Internetseite vom Landesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit e.V. findest du einen wirklich gutem Aufklärungsbogen, bezüglich Antidepressiva, den gibt es auch in einfacher Sprache, was für die Betroffenen selbst sehr hilfreich sein kann:
Ansonsten lerne ich gerade vor allem eins: Geduldig zu sein! Ich wünsche dir und deiner Tochter alles Gute und das sie , genau wie meine Tochter, ihren Weg findet.

23.01.2022 01:22 • x 4 #6


L
Liebe Lilly18,

vielen Dank für Deine Worte.
Es tut gut zu hören, dass wir es nach bestem Wissen und Gewissen richtig entschieden haben und uns in Sachen dieses Medikamentes nicht beirren lassen sollten.
Das ist für mich wirklich enorm hilfreich und schenkt mir Zuversicht.

Mal sehen, wie es weitergeht.
Hoffentlich verschlimmert sich da jetzt nichts.
Ich bin jedenfalls immer für meine Tochter da und werde immer zu ihr stehen und sie beschützen und jegliche Alternativen nutzen, die hilfreich sein könnten.

Du hast es ja wirklich auch nicht leicht, alleinerziehend mit 2 Töchtern und so einer schlimmen Geschichte.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass es Deiner jüngeren Tochter auch weiterhin gelingt, einigermaßen stabil zu bleiben.

Liebe Grüße
Lilie

23.01.2022 01:29 • #7


M
Übrigens, die Aussage, dass alle Jugendlichen Fuoxetin bekommen wenn sie Antidepressiva bekommen, stimmt. Das liegt ganz einfach daran,dass es das einzige Mittel ist, das für Kinder und Jugendliche zugelassen ist! Der Wirksamkeit der SSRI-Hemmer, zu denen Fluoxetin zählt, ist aber auch wissenschaftlich äußerst umstritten. Das sagt einem nur leider keiner...

23.01.2022 01:47 • x 3 #8


L
Liebe Tierliebe,

vielen Dank, diese Erfahrungen, die Du als selbst Betroffene da schilderst, sind sehr interessant und hilfreich.
So ungefähr hatte ich mir das auch vorgestellt.

Ich habe Gottseidank noch nie solche Mittel nehmen müssen, kann mir aber ungefähr vorstellen, wie man sich damit lahmlegen kann und am Ende vielleicht gar nicht mehr zu sich findet und vor allem da auch gar nicht mehr runter kommt.
Gut, dass Du es letztlich konsequent ohne diese Medikamente geschafft hast, das hat bestimmt immer wieder viel Kraft gekostet und gegen all diese Widerstände finde ich das wirklich sehr mutig von Dir,
Auch was Du zum Ritzen sagst, dass Du das auch gemacht hast und das Medikament da eh nicht hilft, beruhigt mich ein wenig.

Es macht ja für mich von der Logik her auch gar keinen Sinn, mit Psychopharmaka im Gehirnstoffwechsel herumzuschrauben, wenn die eigentliche Ursache wie z.B. unverarbeiteter Kummer oder gar Traumata aus der Kindheit unverarbeitet weiter im Hintergrund schwelen.

Mit solchen Medikamenten kann man es sich ja viel einfacher machen aus Therapeuten-Sicht und die Sache schnell vom Tisch bekommen, aber das kann es ja wirklich nicht sein.

Ich hoffe, wir finden einen guten und machbaren Weg da raus für meine Tochter ….
Das wird die Zeit zeigen und wir müssen wahrscheinlich viel aushalten müssen und Geduld haben.

Dir auch noch weiterhin alles Gute auf Deinem Weg!

Viele liebe Grüße

Lilie

23.01.2022 01:59 • x 1 #9


L
Liebe Mieke,
vielen Dank für Deine Schilderung!

Das ist ja wirklich bei Deiner Tochter fast so ähnlich wie in unserem Fall.
Ich denke, Corona, die ganze damit verbundene soziale Problematik während der Schulschließungen und die ganze unsichere und angstbehaftete Situation spielt bei unserer Tochter mitten in der Pubertät auf jeden Fall auch mit eine Rolle.

Wie kann denn, wie in Deinem Fall, auch noch ohne ordentliche Diagnostik, einfach einer Jugendlichen ein Medikament mit so krassen Nebenwirkungen verordnet werden!

Wir Eltern befinden uns in dem Moment in einer absoluten Stresssituation und werden dann noch obendrauf mit solchen Bemerkungen von den Ärzten und Psychologen unter Druck gesetzt und es wird alles an Nebenwirkungen verharmlost.
Es ist ja auch kein Wunder, dass viele Eltern gar nicht die Kraft dazu haben, hier schnell nochmal genau nachzuforschen, was das Mittel überhaupt so alles für Begleiterscheinungen und Folgen hat.

Fluoxetin ist tatsächlich das einzige, was man verschreiben darf unter 18 Jahren.
Mir ist jedoch wirklich schlecht geworden, als ich mir den Beipackzettel heruntergeladen und mir das alles durchgelesen habe.
Ich habe dann auch ein wenig gegoogelt und bin auf viele Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Artikel gestoßen, die ebenfalls sehr bedenklich waren.

Vielen Dank auch für Deine Hinweise auf die Broschüre über Antidepressiva in leichter Sprache, die habe ich mir gleich mal ausgedruckt. Und ja, Hilfen werde ich mir auch suchen müssen, um das für meine Tochter bewältigen zu können.
Ich hoffe inständig, dass meine Tochter da irgendwie durchtaucht und es nicht noch schlimmer wird.

Wir werden auf jeden Fall viel Kraft und Geduld brauchen und ich werde alles daran setzen, dass sie das Medikament nicht nehmen muss.
Wie Du auch empfiehlst, zur Not muss sie eine Zeit lang in die Klinik, wenn es nicht anders geht.

Ich danke Dir sehr und wünsche Euch Eltern und Deiner Tochter auch noch alles Gute und viel Kraft!

Lilie

23.01.2022 02:37 • x 4 #10


buddl1
Hallo,
zunächst erstmal großen Respekt vor dir, dass du trotz der großen Problematik das Vertrauen weder in deiner Tochter noch in die begleitenden Praxen/Therapien verloren hast.
als unsere Tochter in ihrer pubertären Entwicklung aus gewohnten Umfeld abrutschte, wir sie einfach aus der Sicht unserer Welt nicht verstehen konnten, sie sich in einer eigenen Welt verlor...

jedes Medikament was verschrieben wird, hat Nebenwirkungen und daran ändern Pauschalisierungen nichts.
ob sie geeignet sind, das Risiko zu tragen, eine Entscheidung die letztlich du dann tätigen musst, wenn du erkennst, wie deine Tochter sich in ihren Leid ergibt.
es gilt ja auch ihr Leben zu schützen und wenn es dann ein solches Mittel sei....
zum SVV kann ich dir nur schreiben, Kinder/Jugendliche (auch alle anderen) neigen oft in für sie Ausweg/-hoffnungslosen Momenten, die sie selbst sich kaum erklären können, Hand an sich zu legen. Beobachte sie, hinterfrage sie nicht, sei für sie da und hilf ihr bei der Wundbehandlung. so wie sie den Schmerz sich zufügt, der sie zum einen befreit, zum anderen verdammt, wird sie deine Fürsorge brauchen, wenn auch ihre Dankbarkeit erst viel später dich erreichen kann.
wir entschlossen uns damals zum Kauf eines Hundes, zuvor hatten wir in ihrer Kindheit Mehrschweinchen, Nymphen, Papageien. Und zuletzt tauchte sie mit einer Farbratte auf, da war sie 14. Jahre.
Jedenfalls der Hund, verhinderte ein weiteres SVV, weil in hier zumindest diese eine Verantwortung war,
der da war, wenn es ihr schlecht ging, der durch seinen Kontakt einfach diese Befriedigung, Hand an sich selbst zu suchen, verhinderte. All das konnten wir als Eltern nicht bieten, nicht erfüllen, wir waren eben nicht die zu stillende Sehnsucht...
in den nächsten zwei Jahren rutschte sie zwar noch mehr ab, zog aus, der erste Freund, kein Jugendamt oder Schule konnte oder wollte helfen, mit 17 zog sie wieder ein, der Hund war zwar dann ihr fremd, weil sie mit ihrem Auszug alles ablehnte.
Sie war ganz unten, stand nachts auf der Straße mit dem wenigen was sie hatte und wir nahmen sie wieder auf, eben was Eltern halt tun. es folgten weitere schwere Jahre, für sie für uns,
es gab kein richtig oder falsch, dessen muss man sich bewusst sein.
mit 25 dann, wir konnten tatsächlich Druck auf sie ausüben, bewarb sie sich nochmals auf eine Lehrstelle und heute schaut sie mit Stolz vor allen auf sich und etwas auch auf uns zurück. War Jahrgangsbeste mit Abschluss als Pferdewirt, eine Anstellung und hat einen Bezug zu Tieren, der wohl seines gleichen sucht...

was ich damit ausdrücken möchte, irgendwann fand sie ihren Weg, ihre Erfüllung im Leben, ja, es begann mit dem Hund, der sie vom SVV abhielt.
es brauch Zeit, viel Zeit
nichts ist über Nacht zu erreichen und sie muss es wollen...
wir als Eltern können sie nur darin begleiten.
buddl1,

23.01.2022 12:10 • x 3 #11


L
Lieber Buddl,
Vielen Dank, dass Du mir Eure Geschichte berichtet hast.

Mir macht es schon Angst, wenn ich aus Deiner Erzählung herauslese was da möglicherweise noch alles auf uns zukommt, und außer für sie da zu sein und sie zu begleiten, kann man nicht viel machen.
Das kostet wahrlich viel Kraft...

Bei Euch hat es ja Gottseidank ersrmal ein ziemlich gutes Ende genommen, wenn Deine Tochter im Alltag zurechtkommt und eine Arbeit mit Pferden gefunden hat, die ihr Freude macht. Wenigstens ist sie schon erwachsen und kann ihre eigenen Entscheidungen treffen.

Mit einem Abbruch der Therapie in der Praxis werde ich auch vorsichtig sein, denn meine Tochter hat ja nun ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrer Therapeutin, so bekommen wir oder sie wenigstens mit, wenn es schlimmer wird und können uns da alle Wege offen halten.

Du erwähnst den Hund, der ihr so geholfen hat in der Krise.
Das wäre für meine Tochter auch eine gute Sache, sie liebt Tiere über alles und wir hatten auch schon extra für sie früher mal Meerschweinchen zuhause (um die sie sich leider nicht wirklich gekümmert hat), aber tröstlich und wertvoll waren sie schon insgesamt für sie.
Einen Hund traue ich mir jedoch definitiv gerade nicht zu.
Mein Alltag ist so schon kaum zu schaffen, Alleinerziehend, der kleine Bruder ist auch noch da, berufstätig, Haushalt und Garten, die Verantwortung wird mir zu viel.

Wenigstens hat sie einen Platz für tiergestützte Ergotherapie ab Februar, ich hoffe, dass das ihr auch ein wenig hilft.

Ich wünsche Euch auch alles Gute weiterhin und nochmal vielen Dank!

Liebe Grüße

Lilie

23.01.2022 13:16 • x 2 #12


buddl1
glaub mir,
ich war gegen ein Hund, ich kannte mich mit *beep* aus, weil sie mein lebenlang mich schon begeleiteten, sie wurden eben nur größer.
Und letztlich musste ich mich ja auch um den Hund nicht nur kümmern sondern lernen, dass dieser noch viel mehr geben konnte, als unsere Tochter sich abwandte und er eben noch da war. in seinen fasst 14 Jahren, war dann auch unser Halt, ja,
ja bis er für immer gehen musste.
ja, warte erst mal ab, wie es mit der tiergestützen thera sich anbahnt,
wenn sich daraus der intensive Wunsch ergibt, kann man immer wieder noch erneut darüber befinden.
Wir wurden von unserem Hund erzogen, er zeigte uns was er will, kann und wo wir ihn steuern mussten und was soll ich dier sagen, natürlich haben wir einen neuen, weil der Platz im Herzen nicht mehr gefüllt werden konnte und auch die Tochter ihn ihr Herz geschlossen hat.

in all der Zeit darf man nie die eigene Hoffnung verlieren, allen Zweifeln zum Trotz,
egal was andere behaupten, es gibt immer ein Morgen, ein besseres Morgen, wenn die Zeit gekommen ist.
wir hätten nie gedacht, dass da jemals wieder die Sonne scheint, die langen wachen Nächte, die Zahl der entlosen Enttäuschungen, wir waren oft am eigenen Abgrund und wenn du dich dann auch so mal fühlst, lies hier immer wieder,
dass es gilt stark zu sein, nicht aufgeben kann, auch nicht darf,
für sich selbst, für die eigenen Kinder, für die die dich und du liebest.

- es war unser Leben, dem nicht in allen gefolgt werden muss.
wenn es in dir schreit, dann lass es hier heraus, es wird geteilt und gelesen.
so mancher, kann darin befinden, was helfen kann, einfach mal zu teilen, weil woanders kein Platz zu scheinen ist.
buddl1,

23.01.2022 15:55 • #13


T
Zitat von Lilie123:
Ich habe Gottseidank noch nie solche Mittel nehmen müssen, kann mir aber ungefähr vorstellen, wie man sich damit lahmlegen kann und am Ende vielleicht gar nicht mehr zu sich findet und vor allem da auch gar nicht mehr runter kommt.
Gut, dass Du es letztlich konsequent ohne diese Medikamente geschafft hast, das hat bestimmt immer wieder viel Kraft gekostet und gegen all diese Widerstände finde ich das wirklich sehr mutig von Dir,

Hallo liebe Lilie,
ich habe dir gerne von meiner persönlichen Erfahrung geschrieben und über meine Ansichten, was die Gabe von Medikamenten betrifft, wie Antidreppesiva und Co. Mich hatte man ganz am Anfang ganz schön zugedröhnt in der Klinik.
Ich musste dort jeden Tag Morgens und Nachmittags jeweils vier verschiedene Medikamente nehmen. Welche das damals waren , das weiß ich heute nicht mehr.Dazwischen liegen jetzt 27 Jahre. Ich weiß nur noch ,das ich völlig vernebelt war, nur noch müde und lustlos.Ich stand völlig neben mir und wurde dazu immer dicker und dicker. Dazu die heftigen Nebenwirkungen. Später als ich nach den ersten viermonatigen stationären Aufenthalt entlassen wurde und in die Tagesklinik ging, auch für
weitere vier Monate, setzten die bei mir noch Tranquilizer an. Von diesem Zeugs war es mir nicht mehr möglich zu sprechen. Ich konnte nur noch lallen und habe aus Scham gar nicht mehr gesprochen. Ich konnte nicht mehr reden und war nur noch todmüde, schlapp , schwindelig und bekam schlimmste Gedanken. Ich habe aus Panik alles wie ich oben schrieb abgesetzt und mir ging es über eine Woche grottenschlecht, so heftige Entzugserscheinungen hatte ich. Aber...ich habe es überstanden.

Seither habe ich niewieder ein Medikament aus der Gruppe von Psychpharmaka eingenommen.
Ich habe eine riesen Angst gegen diese Medikamente entwickelt. Sie haben aus mir ein Mensch gemacht der sich anfühlte wie ein Zombie. Und auch wenn es mir ohne Medis sehr viel Kraft gekostet hat , so habe ich alle weitere Therapien durchgezogen
ohne irgend so ein Zeugs einzunehmen.

Zitat von Lilie123:
Es macht ja für mich von der Logik her auch gar keinen Sinn, mit Psychopharmaka im Gehirnstoffwechsel herumzuschrauben, wenn die eigentliche Ursache wie z.B. unverarbeiteter Kummer oder gar Traumata aus der Kindheit unverarbeitet weiter im Hintergrund schwelen.

Genauso sehe ich das auch. Leider habe ich mehrere Trauma , die kann ich nur aufarbeiten. Immer und immer wieder.
Und wenn ich falle- wieder an mich arbeiten und aufstehen. Psychopharmaka sind für manche Menschen sehr hilfreich
und unterstützend um gut durch den Tag zu kommen. Das ist auch okay. Nur für mich persönlich ist es keine Option.
Zu schlimm sind meine Erfahrungen damit.
Zitat von Lilie123:
Ich hoffe, wir finden einen guten und machbaren Weg da raus für meine Tochter ….
Das wird die Zeit zeigen und wir müssen wahrscheinlich viel aushalten müssen und Geduld haben.

Dir auch noch weiterhin alles Gute auf Deinem Weg!

Ich wünsche euch sehr, das ihr einen Weg finden werdet, mit einem kompetenten Psychologen/in ,
Therapeuten/in an eurer Seite. Und was immer auch kommen mag und wie schwer die Zeiten auch werden ,
der Zusammenhalt zwischen euch, das ist ganz wichtig. Ich wünsche euch allen ganz ganz viel Kraft für diese Zeit.
Und ich danke dir auch für die lieben Wünsche an mich.

Lg. Tierliebe

23.01.2022 20:24 • #14


O
Guten Abend!

Auch ich war nie ein Freund von Psychopharmaka und dachte, überspitzt gesagt, mit Zuwendung und Liebe wären Depressionen zu heilen.

Bis ich eines Besseren belehrt wurde.

Im Forum habe ich es wohl schon mehrfach erwähnt, dass letztendlich die Einnahme dieser bösen Medikamente in der Kombination mit Psychotherapie Besserung brachte, nachdem ich mich sehr sehr lange dagegen gesträubt habe...

Zitat von Tierliebe:
Psychopharmaka sind für manche Menschen sehr hilfreich
und unterstützend um gut durch den Tag zu kommen. Das ist auch okay. Nur für mich persönlich ist es keine Option.

...denn das dachte ich auch: Andere Menschen nehmen Psychopharmaka. Nicht ich.

Ich möchte damit nicht sagen, dass leichtfertig alles eingeworfen werden soll, was sich so anbietet. Gerade in dem beschriebenen Fall, wenn es um Kinder- und Jugendliche geht, muss noch verantwortungsbewusster damit umgegangen werden. Das befürworte ich sehr.

Aber eine Option sind Psychopharmaka nun mal. Und diese sollte man sich offen lassen, zumal man weiß, dass die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten sich bisher in der Behandlung von Depressionen am meisten bewährt hat.

In der medikamentösen Behandlung geht es nicht darum Leute zuzudröhnen, wie ich es auch hier gelesen habe, oder die Persönlichkeit zu verändern, sondern langsamsam eine psychische Stabilisierung zu erlangen.
Darauf achtet ein guter Psychiater im Normalfall auch.

Grundsätzlich sind Antidepressiva auch dazu gedacht Suizide zu verhindern und nicht, welche zu verursachen.

Ich hoffe, ich komme nicht zu missionarisch rüber. Natürlich ist es schön, wenn es irgendwie anders geht.
Nur machmal führt vielleicht kein Weg dran vorbei...

23.01.2022 21:46 • x 1 #15


M
Hallo zusammen,
es tut wirklich sehr gut, mal im Austausch mit anderen Betroffenen zu sein und ich bin sehr froh , dieses Forum gefunden zu haben!
Ich stimme absolut zu, dass es für manche Menschen lebensrettend sein kann, Antidepressiva zu nehmen, wenn die depressive Episode extrem schwer ist. In unserem Fall wurde nur leider , wie wir finden , viel zu schnell ein Medikament vorgeschlagen. Leider wurde auch nicht wirklich gut aufgeklärt und eben der Spruch von der Therapeutin, dass hätte sie ja noch nie erlebt, dass Eltern das kritisch sehen, gab uns das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Wir erleben gerade leider, dass es nicht einfach ist, die passende Hilfe zu finden. Momentan ist die Tagesklinik hier vor Ort die einzige Möglichkeit für unsere Tochter, da sie ja nicht mehr zur Schule gehen kann und dort in der Klinikschule beschult wird. Wir suchen allerdings nach einer Klinik, für den Fall, dass es ihr schlechter gehen sollte. Die stationären Möglichkeiten hier vor Ort waren zur Krisenintervention o.k.. Allerdings sind sie für unsere Tochter keine Option für einen längeren Aufenthalt. Das therapeutische Angebot ist dort eben sehr dürftig, dass Personal total überlastet und auch hier ist der schnellste Weg eben die Medikation. Unsere Tochter wünscht sich eine umfangreiche Therapie, in der sie alle
Erlebnisse aufarbeiten kann. Gerade das Mobbing hat ihr schwer zugesetzt, aber leider wird darauf therapeutisch nicht sehr eingegangen. Wir suchen deshalb eine Klinik, die speziell die Themen Mobbingopfer und Schulphobie zum Schwerpunkt hat. Bislang haben wir nur die Median Klinik in Sachsen gefunden. Die Schönklink in Nordhessen wäre auch eine Option. Falls jemand Erfahrungen mit diesen oder anderen Kliniken hat, die diese Schwerpunkte haben , freuen wir uns über Berichte . Eine Sache möchte ich noch los werden zum Thema Ritzen: Mitlerweile habe ich auch einige andere, vor allem Mädchen , kennengelernt, die sich ritzen. Sie sind alle sehr sensibel und empathisch., halten Druck von oben /außen kaum aus. Leider gehen diese Menschen in die Ellbogengesellschaft unter, dabei sind sie doch so wertvoll für die Gesellschaft...Es wäre wünschenswert, wenn z.B. in den Schulen mal mehr danach geschaut wird, wie es den Kids mental geht, anstatt sie nur mit Lernstoff voll zu pumpen und Leistung abzufragen. Gerade nach dem Lock down wäre das dringend nötig gewesen. Aber es wird nur beklagt, dass es soviel Lerndefizite gab. Niemand hat mal nachgefragt, wie sie sich fühlen oder die 5 Monate wirklich erlebt haben. Mich macht das echt wütend, gerade auch deshalb, weil man all dem so ausgeliefert ist....
Vielen Dank nochmal euch allen für den Austausch hier!

24.01.2022 00:27 • x 4 #16


T
Zitat von ohneFunktion:

Aber eine Option sind Psychopharmaka nun mal. Und diese sollte man sich offen lassen, zumal man weiß, dass die Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten sich bisher in der Behandlung von Depressionen am meisten bewährt hat.

Das muss jeder für sich selbst entscheiden ob er das möchte oder nicht.
Und wem es weiterhilft, unterstützt, begleitend mit Psychotherapie , der soll das für sich machen.
Ich habe nun mal ganz schlechte Erfahrungen diesbezüglich gemacht, auch in Begleitung einer Therapie und ich habe
für mich entschieden niewieder solch Medikamente zu nehmen.
Zitat von ohneFunktion:
Grundsätzlich sind Antidepressiva auch dazu gedacht Suizide zu verhindern und nicht, welche zu verursachen.

Trigger

Grundsätzlich - nur ich habe durch diese diversen Psychopharmaka ganz starke Suizidgedanken entwickelt und stand kurz davor. Und zudem fing ich durch diese Medikamente an mich selbst zu verletzen.


Letzeres ist bis heute geblieben, nicht mehr so häufig zum Glück, aber es hat sich während der Einnahme solcher
Medikamente bei mir entwickelt. Vorher ohne Medis ist es mir nicht einmal in den Sinn gekommen mir selbst Schmerzen zuzufügen.

24.01.2022 20:15 • x 1 #17


O
Ach, du Schreck!
Da kann ich Deine Ablehnung gut verstehen.

Zitat von Tierliebe:
Das muss jeder für sich selbst entscheiden ob er das möchte oder nicht.

Gewollt hatte ich nie...
Aber es führte kein Weg mehr daran vorbei.
Und danach war ich sehr dankbar dafür.

24.01.2022 21:48 • x 1 #18


A


Hallo Lilie123,

x 4#19


T
Zitat von ohneFunktion:
Ach, du Schreck!
Da kann ich Deine Ablehnung gut verstehen.

Danke das du mich dbzgl. verstehst.

Zitat von ohneFunktion:
Gewollt hatte ich nie...
Aber es führte kein Weg mehr daran vorbei.
Und danach war ich sehr dankbar dafür.

Es ist doch auch vollkommen in Ordnung wenn du, oder auch andere Patienten mit Psychpharmaka gut
klar kommen. Aber es gibt leider auch Ausnahmefälle, wo solch ein Medikament genau das erreicht was eigentlich nicht passieren sollte.

25.01.2022 20:12 • x 1 #19

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