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Therapeut wechseln? Bitte um Rat

Lilli81
Hallo ihr Lieben,

Ich bin neu hier und hoffe, dass ihr mir helfen könnt. Seit 6 Monaten bin ich nun wegen Depressionen und Burnout krank geschrieben. Es hat bis Dezember gedauert, bis ich einen Therapieplatz gefunden hatte. Am Anfang verlief die Therapie gut. Aber auf einmal änderte sich das. Die Therapeutin kommt ständig zu spät zur Sitzung. Sagen wir, ich habe um 8:00 Termin kommt sie erst gegen 8:15 Uhr in die Praxis. Ich stehe derzeit vor dem Gebäude in der Kälte. Dann fährt sie in Ruhe ihren PC hoch, sieht ihre Termine für den Tag durch und holt die entsprechenden Akten aus dem Schrank. Wenn dann das Telefon klingelt, wird das auch noch beantwortet. Ich werde mit scheinheiligen Entschuldigungen abgekanzelt. Es seien immer Notfälle, deswegen komme sie auch später. Vergangene Woche war es so, dass von meiner 45-minütigen Therapiestunde vielleicht 5 Minuten stattfanden. Wenn mal ein Notfall ist, bin ich die letzte die etwas sagt. Aber jedes mal? Ich habe noch nie erlebt, dass sie bereits in der Praxis ist. Es wird nicht über meine Probleme gesprochen. Ich war letzte Woche fix und fertig. Ich habe keine Chance bei einem anderen Therapeuten unterzukommen. Wartezeit bei uns im Landkreis fast ein Jahr. Dazu macht die Krankenkasse Druck bzgl Krankengeld.

Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht? Macht es Sinn die Therapeutin direkt darauf anzusprechen? Ich habe am Donnerstag wieder Termin und hab jetzt schon Herzrasen.

Vielen lieben Dank!

Lilli

22.01.2023 14:40 • x 2 #1


Marylu
Liebe Lilly,
ich würde es auf jeden Fall ansprechen. Im schlimmsten Fall hörst du auf und das machst du, wenn du es nicht ansprichst, wahrscheinlich sowieso.
Alles Gute dir.

22.01.2023 14:44 • x 1 #2


A


Hallo Lilli81,

Therapeut wechseln? Bitte um Rat

x 3#3


hlena
So human wie @ Marylu wäre ich nicht.
Ich würde die Therapie abbrechen und diesen Vorfall der Krankenkasse melden.
Zu so einer Therapeutin hätte ich kein Vertrauen mehr.
Du brauchst Hilfe und nicht noch mehr Probleme.

22.01.2023 14:57 • x 4 #3


Lilli81
@hlena: genau, ich habe keinerlei Vertrauen mehr. Weiß aber nicht, was ich machen soll. Fühle mich so alleine gelassen und suche schon wieder die Fehler bei mir. Gut sprich, ist doch klar dass die so mit mir umgeht. Habs ja nicht anders verdient...
Die Krankenkasse ist auch nicht hilfreich. Denen geht das mit dem Krankengeldbezug schon zu lange.

22.01.2023 15:11 • #4


hlena
Du hast alles richtig gemacht,im Gegenteil.
Du hast ja der Therapeutin mehrere Chancen gegeben.
Wenn ein Therapeutenwechsel nicht klappt,stehst du schlimmstenfalls da,wie am Anfang,bist aber die Probleme mit dieser Therapeutin los.
Und diese Situation hat mit dem Krankengeld nichts zu tun.
Ein Versuch wärs wert.

22.01.2023 15:21 • x 3 #5


Lilli81
@hlena: vielen Dank für deine lieben Worte. Das tut richtig gut

22.01.2023 15:58 • x 1 #6


regensburg68
Du bist in einer echten Zwickmühle, aus der es gerade nicht den einen guten Ausweg gibt.
Tatsache ist, dass dir die Therapeutin mit ihrem Verhalten signalisiert, dass du mit deinem Problem oder als Person in der Zeit, die DEINE Zeit sein sollte, keine Priorität für die Therapeutin hast. Und damit entfällt die erste Grundlage für eine gemeinsame therapeutische Arbeit, nämlich das Vertrauen. Sprich das an. Sollte die Therapeutin ihr Verhalten dir gegenüber ändern und du dieses Vertrauen zurück gewinnen kannst, ist das gut. Ansonsten solltest du einen Beschwerdeweg einschlagen. Denn die Therapie einfach so zu beenden, kann dir als Verweigerung ausgelegt werden. Wir wissen doch, dass uns als Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung sowieso sehr schnell der schwarze Peter zugeschoben wird. Der „Gesunde“ ist in einer stärkeren Position. Das Folgende zitiere ich jetzt:
„Ist eine direkte Klärung mit dem Therapeuten bei leichteren Problemen nicht möglich, ist es sinnvoll, sich zunächst Rat und Unterstützung bei einer fachkundigen Beratungsstelle oder bei der telefonischen Beratung einer Psychotherapeutenkammer zu holen. Diese können über Patientenrechte informieren und dazu beraten, ob im individuellen Fall ein Grund für eine Beschwerde vorliegt und ob eine offizielle Beschwerde sinnvoll ist.
Die Entscheidung dafür, offiziell Beschwerde einzulegen, hängt auch davon ab, was man damit erreichen möchte. So kann eine Beschwerde sinnvoll sein, wenn sie eine Klärung von Unstimmigkeiten zwischen Therapeut und Patient verspricht, etwa bei Unstimmigkeiten über Ausfallhonorare. Weiterhin kann eine Beschwerde darauf abzielen, dass das Fehlverhalten des Therapeuten in Zukunft nicht mehr auftritt. So legen viele Patienten aus dem Wunsch heraus Beschwerde ein, andere Patienten vor dem Fehlverhalten des Therapeuten zu schützen.
Zieht man in Erwägung, sich offiziell zu beschweren, sollte man sich bewusst machen, dass dies ein längerer Prozess sein kann, der mit psychischen Belastungen einhergehen kann. Daher ist es wichtig, sich zu überlegen, ob man sich psychisch zu einer Beschwerde in der Lage fühlt.“

22.01.2023 16:31 • x 2 #7


Wuslchen
Hallo Lilli81,

in welcher Form macht die Krankenkasse Druck wegen des Krankengelds? Du bist zu keiner Auskunft verpflichtet, wenn du regelmäßig deine Krankschreibungen einreichst, hat das denen zu reichen.
Dass es für dich schwer und kurzfristig sogar unmöglich ist einen anderen Therapieplatz zu bekommen, verstehe ich - dennoch frage ich mich was du bei deiner Therapeutin noch willst. Du sagst es werde nicht über deine Probleme gesprochen, warum bleibst du dann bei ihr? Das meine ich nicht böse, aber würde es einen Unterschied machen gar nicht in Therapie zu gehen oder zu ihr? Von der kurzen Info, die ich aus deinen Worten lese, ginge es dir ohne diese Person zumindest in Sachen Wertlosigkeit/Nichtbeachtung deutlich besser. Eine Therapie soll dir helfen und dich nicht noch weiter runterziehen.
Bei den Krankenkassen kann man außerdem beantragen, dass sie dir eine/n Therapeut*in bezahlen, die nur Selbstzahler behandeln, wenn man nachweisen kann, dass etwas anderes nicht möglich ist. Aufzulisten wie eine Therapiesitzung bei deiner derzeitigen Therapeutin stattfindet, sollte da als Argument locker reichen.
Ob du das mit ihr thematisieren willst, liegt bei dir und in meinen Augen vor allem daran, ob du überhaupt mit ihr arbeiten möchtest.

Liebe Grüße und viel Erfolg
vom Wuslchen

22.01.2023 16:49 • #8


Lilli81
@regensburg68: du bringst es auf den Punkt. Wenn man eh schon am Boden ist und dann noch so behandelt wird, ist das nicht gerade hilfreich. Die Krankenkasse drängt mindestens 3 x mal in der Woche zur Kündigung meines Arbeitsvertrages usw. Das zerrt an meinen Nerven.
Das Verhalten der Therapeutin ist ja nicht nur einmal so gewesen. Bei jedem Termin zu spät, geht ans Telefon, lässt mich trotz Termin draußen stehen und dann sehe ich sie rauchend auf dem Balkon. Somit fehlen bei jeder Sitzung min. 30-35 Minuten... Das macht mir zu schaffen. Dazu kommt ja, wohin? Man bekommt ja keinen Termin derzeit bei den Fachärzten.
Meine Familie und Freunde rieten mir auch zur Beschwerde. Davor schrecke ich aber zurück. Ich werde, wie bereits geschrieben, meinen Mut sammeln und sie ansprechen.

22.01.2023 17:01 • #9


Lilli81
@Wuslchen: vielen Dank für deinen Beitrag.
Ja, du hast recht und ich kann nicht widersprechen.
Nein, über meine Probleme wird nicht geredet. Sie erzählt viel von sich und was sie alles geleistet hat.
Ich bin, seit Sommer, nun krank geschrieben. Seither drangsaliert mich die Krankenkasse mit Anrufen und Schreiben (obwohl ich es verneint habe, mich telefonisch zu kontaktieren). Letzter Stand: ich solle meinen Job kündigen und in den Arbeitslosengeldbezug gehen. Die Sperrfrist könne ich umgehen, wenn meine Ärztin mir bescheinigen könne, dass ich den Beruf aus psychischen Gründen nicht mehr machen könne. Das steht nicht zur Debatte.
Als ich verzweifelt einen Platz bei einem Therapeuten suchte, war die Kasse keine Hilfe. Ich musste (nach 2 Wochen Krankengeldbezug einen Telefonnachweis bringen, bei welchen Therapeuten ich überall angerufen habe). Ich arbeite nun seit 26 Jahren und habe noch nie in meinem Leben Krankengeld bezogen.
Das mit dem Selbstzahler zb bei einem Heilpraktiker habe ich auch schon durch. Erst sagte die Krankenkasse sie übernehmen meinen Anteil, dann kam der Termin und es wurde abgelehnt..
Du siehst, da steckt einiges dahinter...
Aber deine Worte bzgl der Therapeuten klingen nach. Es bringt nichts. Es wirft mich eher wieder zurück und ich suche die Fehler bei mir.
Sorry, dass ich hier jetzt alles schreibe... in meinem Kopf dreht dich gerade alles.

22.01.2023 17:16 • x 1 #10


Wuslchen
Das mit der Therapeutensuche ist ätzend, das tut mir leid zu lesen. Trotzdem kann es nicht schaden dich zumindest mal auf mehrere Wartelisten zu setzen, denn dann rückt es mit der Zeit wenigstens etwas näher irgendwann einen Platz zu bekommen, auch wenn Wartezeiten von einem Jahr echt übel sind, keine Diskussion.
Ignorier die Kasse, du bist krankgeschrieben und gut ist. Dich dazu überreden deinen Job zu kündigen dürfen die gar nicht. Du hast Anspruch auf 79 Wochen Krankengeld, wenn ich die Zahl richtig erinnere, und dagegen können die auch nix machen.

Es ist ok, schreib alles auf, was raus will, dafür ist das Forum da.

22.01.2023 17:23 • x 2 #11


hlena
Ich kann mir nicht vorstellen,daß so ein Verhalten der Krankenkasse rechtens ist.
Hast du die Möglichkeit,eine anwaltliche Auskunft diesbezüglich einzuholen,eine Rechtberatung?

22.01.2023 17:26 • x 2 #12


Lilli81
@hlena: ich habe in zwei Wochen einen Termin bei meinem Anwalt diesbezüglich. Ich hoffe, er kann helfen.
Rechtens ist es nicht, meinte der Anwalt vorab. Es ist verboten, Fragen zur Behandlung, zur Diagnose etc zu stellen. Die setzen sich aber gerne darüber hinweg. Bevorzugt bei Patienten, die psychische Probleme haben.
Druck aufbauen, dann geht der Versicherte schnell wieder arbeiten. Ich möchte jetzt nicht alle Krankenkassen über einen kamm scheren. Meine ist halt leider so...

22.01.2023 18:12 • x 1 #13


hlena
Es geht halt nur ums Geld.
Wenns um Sparen geht,sind andere Kassen ähnlich.
Wenn du wieder arbeiten gehst,ist die Rentenversicherung zuständig.

22.01.2023 18:22 • #14


Dys
Hallo @Lilli81,

wie hlena es schon anmerkte, es geht der Krankenkasse primär ums Geld. Und das ist bei JEDER Institution, die als Kostenträger oder Leistungserbringer für Deine Belange zuständig ist. Dies, so traurig es ist, ist die Realität. Daher gilt es sich dagegen zu wappnen und die Institutionen wissen sehr wohl, dass das nicht einfach ist und probieren gerne mal was aus, dass nicht rechtens ist. Wer weiß schon, wie oft sie damit durchkommen.

Gerade psychisch erkrankte Menschen, sind da schnell überfordert und nicht jeder hat einen Anwalt, den man konsultieren könnte oder ist Mitglied in einem Sozialverband und könnte dort Beistand bekommen. Das wichtigste, was Du bedenken solltest ist, nimm es nicht persönlich. Für die, in deinem Fall Krankenkasse bist Du nur eine Mitgliedsnummer und diese Tricksereien versucht die Krankenkasse täglich bei zig anderen.

Mit dem Abstand zu Deiner Person, bekommst Du nämlich ein Gefühl dafür, wie Du dich gegen unrecht wehren kannst. Diesen Tipp gab mir mein ehemaliger Psychiater mal und ich finde, es war einer von vielen guten Tipps.

Also, die Krankenkasse drangsaliert Dich mit Anrufen. Es könnte hilfreich sein, wenn Du Dir einen Zettel ans Telefon legst, der auf potentielle Fragen, Antworten parat hält.

Die Frage nach Befinden wäre noch mit „allgemein schlecht“ zu beantworten und am besten nochmal nach dem Namen des Anrufers fragen und zu Not buchstieren lassen. Bei einer (vermutlich irritierten Rückfrage des Anrufers) nur sagen, „ich möchte mir nur merken können, mit wem ich gesprochen habe, falls mich jemand danach fragt“
Die Frage nach einer Diagnose mit „ich bitte um Ihr Verständnis, aber dazu äußere ich mich nur gegenüber dem Medizinischen-Dienst unter Einhaltung dessen Schweigepflicht“
Käme die Aufforderung zur Kündigung deines Jobs oder auch zu irgendetwas anderem wäre nur zu sagen „Bitte teilen Sie mir diese Aufforderung schriftlich mit“ (was nicht passieren wird, wenn etwas rechtlich nicht in Ordnung ist)
Die Frage nach einer Prognose, wie lange man noch krank sein könnte mit „das entscheiden meine behandelnden Ärzte anhand meiner Beeinträchtigung und teilen es dem MD auf dessen Anforderung auch mit“

So habe ich auf anfängliche Anrufe einer Sachbearbeiterin meiner Krankenkasse reagiert und als Diese noch schnippisch meinte, ich würde mich aber gut auskennen, sagte ich Ihr nur noch „ich bin depressiv aber nicht debil“ und dass ich mich aber natürlich darüber freue, wenn die Krankenkasse mich in jeglicher Weise bei meiner Genesung unterstützt, mir Vorschläge diesbezüglich aber bitte nur schriftlich unterbreiten möchte, damit ich diese mit meinen Ärzten besprechen kann, ohne etwas falsches wiederzugeben.

Danach bekam ich meine 78 Wochen Krankengeld im Zeitraum von 3 Jahren bis zu Aussteuerung ohne weitere Anrufe. Lediglich nach einem Klinik-Aufenthalt bekam ich telefonisch eine Anfrage, ob ich Interesse an einem Klinik-Nachsorge-Programm hätte und ob man mir dazu Unterlagen zukommen lassen darf.

Vielleicht bin ich eine Ausnahme, aber ich denke und hoffe, dass es nicht so ist, wenn man der Krankenkasse klar die Schranken aufzeigt.

Bezüglich deiner Therapeutin fällt mir nur ein, wenn es so suboptimal läuft, macht eine Therapie bei Ihr wohl keine Sinn. Ich habe solch ein Verhalten bei meinen Therapeutinnen nie erlebt, aber hätte ich es, hätte ich die Therapie abgebrochen, wenn ich dieses Verhalten zuvor kritisiert hätte und keine Besserung seitens der Therapeutin dahingehend stattgefunden hätte.

VG und alles Gute, Dys

23.01.2023 13:12 • x 1 #15


A


Hallo Lilli81,

x 4#16


hlena
Vielen Dank,Dys!
Du hast einige wertvolle Tipps gegeben.

23.01.2023 13:20 • x 1 #16

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