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Sich suhlen

S
Hallo,

ich wollte euch ein Mal fragen, ob ihr das kennt, mir ist es vor 2 Tagen passiert. Ich habe einer Person, die mich gefragt hat, wieso ich so selten was mit unternehme (Arbeitstreffs etc), geantwortet, dass ich schon sehr viele Jahre Depressionen habe und einfach nur sehen will, dass ich meinen Alltag und die Arbeit hin kriege.
Sie meinte dann, ob ich schon jemals was dagegen unternommen hätte, und ich sagte ihr, dass ich schon mehrere Therapien gemacht und mehrere Antidepressiva eingenommen hätte, aber dass alles mich nicht wirklich stabilisiert hat.
Das waren meine Sätze, zwei Sätze zu ihrer Frage.
Daraufhin meinte sie: Tja, da kann ich nur sagen: Wer sich zu sehr in seiner Opferrolle suhlt, ist wohl zu bequem, da raus zu kommen.

Irgendwie traf mich das sehr. Ich habe lange daran gearbeitet, irgendwie da raus zu kommen, war aber nicht erfolgreich. Als Suhlen in der Opferrolle habe ich Depressionen noch nie wahrgenommen. Mir tut das richtig weh, wie, wenn einer mir sagen würde: Du bist einfach faul und gibst dich deiner Faulheit hin.

Und trotzdem stelle ich mich jetzt wieder infrage. Suhle ich mich einfach? Bin ich gar nicht depressiv?

PS Da fällt mir gerade ein, dass das schon mal jemand zu mir gesagt hat. Ich hatte vor Jahren mal bei einer Telefonseelsorgerin angerufen, und sagte ihr, dass ich nicht mehr leben wolle, weil ich nicht weiter wisse. Sie meinte dann auch, ich wäre gern in der Opferrolle. Damals dachte ich, sie .. naja, hätte einen Knall, denn ich hatte so viel unternommen um da raus zu kommen, und war nicht voran gekommen. Aber jetzt hat es wieder jemand gesagt, deswegen denke ich, vielleicht ist es wahr.

Wie seht ihr das? Also, generell, oder in Bezug auf euer Leben?

24.06.2023 19:53 • x 6 #1


L
Hallo! Dein Einzelfall bleibt individuell. Ich kann nachempfinden und nachfühlen, wie verletzend es ist, so dargestellt zu werden. Allerdings glaube ich, dass Erkrankungen häufig auch mit Krankheitsgewinnen assoziiert sind. Die Erkrankung darf dann Ausrede sein. Oder Mittel zum Zweck. Oder kann vermehrte Aufmerksamkeit und Zuwendung von außen bedeuten. Es ist ja kein Entweder-Oder. Es ist ein Nebeneinander. Nur meine Meinung... Dennoch, wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mein gesundes Selbst wählen. (Ich spreche als Erkrankte.)

24.06.2023 20:13 • x 1 #2


A


Hallo Schickedi,

Sich suhlen

x 3#3


J
Zitat von Schickedi:
Daraufhin meinte sie: Tja, da kann ich nur sagen: Wer sich zu sehr in seiner Opferrolle suhlt, ist wohl zu bequem, da raus zu kommen.


Leute die sowas sagen haben wohl selbst noch nie die Erfahrung gemacht wie es ist depressiv zu sein.
Desweiteren wenn du mich fragst, mangelt es dieser Person ganz klar an Empathie, ich würde sogar noch weiter gehen und einfach mal folgendes behaupten: Sie hat einen ganz miesen Charakter!

24.06.2023 20:15 • x 7 #3


BlackKnight
Zitat von Schickedi:
Hallo, ich wollte euch ein Mal fragen, ob ihr das kennt, mir ist es vor 2 Tagen passiert. Ich habe einer Person, die mich gefragt hat, wieso ich so ...


Jemand der diese Dreckskrankheit nie hatte, wird es nie verstehen....‍️... und das ist aus meiner Sicht auch eigentlich gut so. Wer sie wirklich versteht und durchdringt der hat oder hatte sie und das wünsche ich niemandem ...

Lass dich von so einem Gerde nicht irre machen du hast damit eh schon genug am Start

24.06.2023 20:18 • x 6 #4


TomdeLone
@Schickedi Ich glaube nicht, dass es so gut ist, nicht direkt Beteiligten, Betroffenen von seiner Krankheit (Depressionen) zu erzählen...?!
Man macht sich damit angreifbar, verletzlich...

P.S.: Arbeitgebern und Kollegen/-innen schon gar nicht!

24.06.2023 21:09 • x 2 #5


Marylu
Dem kann ich nicht zustimmen. Ich finde es gut, damit offen umzugehen, es ist nichts weswegen man sich schämen sollte. Die Reaktion finde ich auch sehr schlimm, Gerade wenn du schon so lange an dir arbeitest. Ist die Frage, ob es dir wichtig ist, dieser Person nochmal zu erklären, wie es dir geht oder ob du dich dann noch schlechter fühlst. Alles Gute dir

24.06.2023 23:02 • x 4 #6


Jedi
@Schickedi

Deine Antwort u. den Hinweis auf Deine Depressionserkrankung finde icgg völlig Ok.
Nur erwarte nicht Verständnis, denn wer noch nie eine Depression selbst erlebt hat, bzw. daran
erkrankt war, kann einfach nicht wissen, was diese Erkrankung mit einem machen kann.
Daher ist der Hinweis auf die Opferrolle natürlich verletzend, aber einer völigen Unkenntnis
dieser Erkrankung geschuldet.
Villt. hilft es Dir so, einwenig mehr für Dich Distanz zu solchen Aussagen anderer aufzubauen !

24.06.2023 23:13 • x 3 #7


TomdeLone
Zitat von Marylu:
Dem kann ich nicht zustimmen. Ich finde es gut, damit offen umzugehen, es ist nichts weswegen man sich schämen sollte. Die Reaktion finde ich auch sehr schlimm, Gerade wenn du schon so lange an dir arbeitest. Ist die Frage, ob es dir wichtig ist, dieser Person nochmal zu erklären, wie es dir geht oder ob du dich ...

Ja, wurde mir in meinen Therapien auch geraten, aber habe dann die negativen Folgen zu spüren bekommen, bis ich meine Offenheit einschränkte.
Die Akzeptanz, Toleranz und Wissen war, ist? noch lange nicht in unserer Gesellschaft angekommen, und wurde von einigen Menschen gerne ausgenutzt, um mir zu schaden...
Ich habe Diskriminierung und Mobbing als Folge meiner Offenheit erlebt und mich dem entsprechend angepasst...

Ähnliches abgeschwächt hat ja @Schickedi oben auch erlebt... und das wird wohl nicht das letzte Mal gewesen sein...?

24.06.2023 23:25 • x 2 #8


S
Danke schön für eure Beiträge. Sie ermutigen mich wieder, nachdem ich mich vorgestern und gestern schon sehr unglücklich gefühlt hatte.

Eigentlich habe ich auch immer gedacht, dass es gut ist, offen von Depression zu sprechen. Aber wenn ich so zurück schaue: Innerhalb meiner Familie und an der Arbeit ist es wirklich eher kontra gewesen.

Das einzige, was ich von der Arbeit sagen kann, ist, dass es wirklich gut war, es meiner Chefin zu sagen, gleich zu Anfang, einfach, weil sie weiß, dass ich dann manchmal weniger gute Phasen habe, was sich dann halt in meiner Art zu kommunizieren (Schweigsamkeit) niederschlägt, aber nicht in der Arbeitssache selbst. Das hilft mir, dass sie nicht sagt: Also so was.. was habe ich da für eine Komische eingestellt? Die sagt ja nichts!

Die Person, der ich das erzählt hatte, war aus einem anderen Bereich, deswegen dachte ich Schadet nichts, wenn ich ihr das sage. Na ja...
Aber es gibt eine Kollegin (die nichts von meinen Depressionen weiß), die mir tatsächlich mal sagte, Depressionen seien jetzt ein neuer Weg für die Leute, die nichts machen wollen. Da gehste zum Jobcenter, laberst ein bisschen von Hu hu hu, Selbstmord-Selbstmord, und dann kriegste die EURente in den A... geschoben.
Da war ich einigermaßen platt, und hatte auch nicht den Mut, ihr zu sagen, dass das GANZ anders ist.

Okay, danke noch mal. Es stimmt wohl. Wer es nicht hat, kann es wohl wirklich nicht nachvollziehen.

25.06.2023 09:03 • x 5 #9


TomdeLone
@Schickedi Moin!
Na das klingt doch schon etwas zuversichtlicher.
Das mit deiner Chefin ist ja schonmal die halbe Miete...
Ich wollte dich auf keinen Fall runterziehen mit meinen Erfahrungen, nur etwas sensibilisieren, wem du von deiner Krankheit erzählst.
Nicht alle Menschen sind so verständnisvoll, wie wir hier im Forum, oder deine Chefin.
Logisch, wir haben es ja und sind gewissermaßen Spezialisten unserer eigenen Krankheit.
Aber es gibt auch sehr viele missgünstige, intolerante und neidische Menschen, denen man es nicht an der Nasenspitze ansieht...
Ich jedenfalls habe für mich entschieden, besondere Vorsicht walten zu lassen, wem ich etwas von meinen Krankheiten und Schwächen erzähle...
Getreu dem Motto: Schweigen ist Gold, Reden ist Silber...

Eins ist dir ja klar geworden, ein Nicht-Betroffener ist kaum in der Lage, sich Depressionen vorzustellen, geschweige denn Empathie zu empfinden.

Ich wünsche dir nen schönen Sonntag...

LG Tom

25.06.2023 10:06 • x 2 #10


Marylu
Hallo Schickedi,
es tut mir sehr leid, dass du so schlechte Erfahrungen mit deiner Offenheit gemacht hast. Unglaublich, was manche Menschen für eine Schrott daher labern.
Lass dich nicht entmutigen deinen Weg zu gehen. LG.

25.06.2023 15:56 • x 1 #11


Stromboli
Liebe Schickedi, zwar haben dir das hier schon einige geschrieben, aber mehrfach genäht hält besser, sagt man ... was du zu hören bekommen hast, ist absolut unter der Gürtellinie und sehr verletzend. Ich würde zu dieser Person fortan grossen Abstand halten. Sowas musst du dir zu allem anderen nicht noch antun.
Und ich persönlich bin auch sehr selektiv, wem ich etwas von meinen Ängsten und Depressionen erzähle. Das geht für mich unter Selbstfürsorge.
Alles Gute dir!

25.06.2023 16:18 • x 3 #12


S
Vielen Dank auch an euch für den Zuspruch.
Sollte ich noch mal so etwas gesagt bekommen, werde ich den Thread hier wieder lesen.

25.06.2023 16:53 • x 5 #13


Bondgirl
Zitat von Schickedi:
Aber es gibt eine Kollegin (die nichts von meinen Depressionen weiß), die mir tatsächlich mal sagte, Depressionen seien jetzt ein neuer Weg für die Leute, die nichts machen wollen. Da gehste zum Jobcenter, laberst ein bisschen von Hu hu hu, Selbstmord-Selbstmord, und dann kriegste die EURente in den A... geschoben.

Bei Depressionen können wenigstens Therapie oder Medikamente helfen.
Gegen Blödheit funktioniert das leider nicht...

25.06.2023 20:42 • x 2 #14


TomdeLone
Mein Jobcenter verlangt aber ein aktuelles Attest (ältere haben sie schon) von meiner Psychotherapeutin oder eine durchgehende Krankschreibung vom HA...
So einfach scheints ja doch nicht zu sein, wenn man es nur vorgeben wollte...

25.06.2023 20:49 • x 1 #15


TomdeLone
EU Rente, was ist das?
Bekommt man die aus Brüssel, so wie die Abgeordneten?

25.06.2023 22:07 • #16


Marylu
Erwerbsunfähigkeitsrente

26.06.2023 15:19 • x 1 #17


A


Hallo Schickedi,

x 4#18


BlackKnight
Glaub die heisst jetzt so und beinhaltet das:

https://www.deutsche-rentenversicherung...rente.html

26.06.2023 15:21 • x 1 #18