S. Störung durch Medikament- habt ihr Erfahrungen

M
Hallo zusammen,

bei meinem Lebensgefährten wurden reaktive Depressionen festgestellt.
Soweit kommt er/wir damit ganz gut klar. Es gibt gute und doofe Phasen.
Bei uns in der Partnerschaft läuft es sehr gut.
Seit der Diagnose nimmt er nun das Medikament ,, Venlafaxin'' 75mg.
Seitdem läuft aber das Liebesleben schief.
Das frustriert ihn sehr. Es fängt alles gut an und plötzlich geht gar nichts mehr.
Habt ihr mit diesem Medikament Erfahrungen? Ist das vielleicht nur in den ersten Wochen so und danach legt sich das wieder? Ich hab nun Angst, dass das so bleibt und er dadurch noch mehr belastet wird.

Lieben Dank für eure Hilfe.

15.06.2018 17:17 • #1


CeHaEn
Moin Mellie,

das ist eine ganz typische Nebenwirkung solcher Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und es kann sehr gut sein, dass sie während der gesamten Einnahmedauer bestehen bleibt. Das betrifft nicht nur das Können, sondern mitunter auch das Wollen.
Theoretisch gibt es nun verschiedene Möglichkeiten:
- Einen anderen Wirkstoff ausprobieren. ABER: Es dauert i.d.R. mehrere Wochen, ehe ein Antidepressivum bei gegebener Dosis seine volle Wirkung entfaltet. Außerdem ist zu erwarten, dass andere Wirkstoffe aus der selben oder einer ähnlichen Gruppe (hier SSRI und SNRI) sich ähnlich negativ auf die S. auswirken. Wirkstoffe aus anderen Wirkstoffgruppen können dagegen andere und schwerwiegendere Nebenwirkungen haben. Wenn das Venlafaxin ganz gut gegen die depressiven Sympotme wirkt, sollte man sich meiner Meinung nach also gut überlegen, ob diese Verbesserung nicht viel mehr wert ist.

- Medikamente, um die Potenz zu unterstützen. Ich habe keine Ahnung, wie sie sich auf die Libido an sich auswirken und - viel wichtiger - ob schwerwiegende Wechselwirkungen mit dem Antidepressivum zu erwarten sind und ob sie für deinen Partner überhaupt in Frage kommen. Wenn man diese Möglichkeit in Betracht zieht, dann auf jeden Fall ausführlich mit dem Arzt darüber sprechen!

- Weitere Wege, um die Depression zu behandeln. Die Suche nach den Auslösern der Depression und deren Verarbeitung ist sehr wichtig. Antidepressiva sind da als Hilfsmittel zu betrachten; ähnlich wie ein Gips am gebrochenen Arm: Der Gips selbst heilt den Bruch nicht, aber er unterstützt die Heilung.
Gleichzeitig können Aktivitäten wie Sport, Achtsamkeitsübungen und alles weitere, was deinem Partner gut tut, eine große Hilfe sein. Es dauert natürlich, bis man seine besten Rettungsanker gefunden hat - aber im Laufe der Zeit kann sich die Situation soweit bessern, dass es auch ohne Medikamente geht. Eine Tage oder Wochen nach dem Ausschleichen dürfte dann wieder alles senkrecht sein.

Dass dein Lebensgefährte unter dieser Nebenwirkung leidet, ist absolut nachvollziehbar. Solange er das Venlafaxin einnimmt, wird er sie jedoch akzeptieren müssen. Dabei kannst du ihm helfen, indem du ihm immer wieder zeigst, dass du es auch akzeptierst und dass du nachwievor hinter ihm stehst. Dein Partner muss derweil druch und durch begreifen, dass er deswegen kein Versager ist; dass es keine Erwartungen gibt, die er enttäuscht; dass er keine Deadline einhalten muss. Das mögen Binsenweisheiten sein, aber ein Depri-Kopf vergisst sowas leicht.
Außerdem kann man die Zeit zu zweit auch noch auf andere Art schön gestalten.

15.06.2018 23:59 • #2

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag