Raus aus der Depression - das hat mir geholfen. Tipps!

W
Wenn ich meinen Weg aus dem Loch beschreiben sollte sind es immer die aufgegebenen Kämpfe (besonders die gegen mich selbst), die mich eine Stufe höher steigen ließen. Für mich ist diese Kampfaufgabe die Antwort auf die große Frage der Depression, das WARUM ? gewesen.

Das ist in allen meinen Lebensbereichen, ob Familie , Krankheit oder Arbeit : überall musste ich kleine und große Kämpfe aufgeben, und es war immer mit Erleichterung/ Seelenfrieden verbunden, obwohl ich zunächst immer dachte, ich würde mich selbst aufgeben, wenn ich den Kampf aufgebe. Es ist erschreckend nach 44 Jahren Kampf zu erkennen, dass das Kämpfen mir nur geschadet hat, fast nie für irgendetwas gut war. Aber langsam kann ich die Kämpfe ersetzten durch:
Das tägliche Schauen, was jetzt gerade mit mir ist, was ich jetzt benötige, gut zu mir sein, einfach zulassen...

Wie schwierig das ist zu formulieren, ich merke daran, dass diese Lebensweise noch nicht selbstverständlich ist. Aber ich werde immer besser und wenn ich mich wieder völlig ignoriere schlägt die Depression so schnell zu, dass ich noch genau weiß, wo der Fehler lag.... Sobald ich wieder anfange, mich zu umsorgen, komme ich fast genauso schnell wieder aus dem Loch heraus. Ich finde das nach wie vor sehr erstaunlich wie einfach die Regeln sind und wie schwierig es ist, sie einzuhalten.

Ich wünsch Euch allen, genauso wie mir den Mut auch einmal aufzugeben und sich dann der damit verbundenen Leichtigkeit zu erfreuen.

Alle die gerade ganz besonders tief im Loch sitzen eine herzliche Umarmung!
wölfin

13.09.2009 18:39 • #1


O
hallo Wölfin,
den kampf aufgeben finde ich falsch formuliert. das wäre ja im negativen sinne.
was du aber beschreibst klingt eher nach eins-zwei gänge zurück schalten. ständig und überall kämpfe austragen zu müssen ist meist mit viel druck und kraft verbunden. man mutet sich zuviel zu, bürdet sich zuviel auf. das führt (bei mir zumindest) dazu, sich selbst und seine bedürfnise zu ignoerieren und das macht krank. also muss man, genau wie du es sagst, abstand davon nehmen, wenn man merkt das es einem damit nicht gut geht oder es zuviel wird!

13.09.2009 21:08 • #2


A


Hallo Wölfin,

Raus aus der Depression - das hat mir geholfen. Tipps!

x 3#3


A
Ich verstehe es eher so, wie meine Therapeutin in der reha mal sagte:

Hören Sie auf GEGEN alles zu kämpfen - sondern kämpfen Sie FÜR etwas!

Das ist tatsächlich was ganz anderes ... FÜR etwas kämpfen heißt: Ziel definieren, für
das man sich einsetzt ... Stolz sein, wenn man geschafft hat es zu erreichen und anderes.

13.09.2009 23:41 • #3


H
Liebe Wölfin,

ich weiß genau, wovon Du schreibst. Mein Weg verlief ganz genauso. Als ich endlich begann, Situationen, Situationen sein zu lassen, nicht mehr alles hinterfragte warum, wieso, weshalb, ging es mir langsam besser. Das hat sehr lange gedauert, weil ich immer genau wissen wollte, wieso etwas so ist, wie es ist. Bei mir ist es so, dass sich eine gewissen Ruhe in mir eingestellt hat. Ich habe es auch nicht als Resignation gesehen, sondern mich ernsthaft gefragt, musst Du alles wissen, was hast Du davon? Geht es Dir besser damit? Nein, es verursachte immer mehr Stress und Angst.
Eine Zeit lang habe ich mich auch gefragt, kann es denn so einfach sein? Einfach aufhören zu hinterfragen. Ja, es ist so. Ich kann Deine Erkenntnis nur bestätigen. Aber Menschen wie ich, die ihr halbes Leben nur für andere gelebt haben oder von anderen gelebt wurden, können in dem Punkt nicht so einfach umschalten. Das ist ein langer Prozess, schließlich muss man sich erst mal selbst wiederfinden und lernen, für sein eigenes Seelenleben zu sorgen.

Meine Therapeutin benutzt gerne den Nachsatz weiter nichts. Sie sagte beispielsweise einmal zu mir Es ist nur die Verhaltensweise von Ihnen, weiter nichts oder Es ist nur ein Gedanke von Ihnen, weiter nichts. Dieser Nachsatz ist mittlerweile fest in mir verankert und ich habe verstanden, dass es meistens so ist, es ist weiter nichts.

Ich wünsche Dir, mir und allen, die das lesen weiterhin alles Gute auf dem Weg nach oben.

Liebe Grüße
Hyazintha

15.09.2009 18:16 • #4


*Jessi*
Liebe Wölfin,
schön, dass Du Deine Gedanken dazu hier mitgeteilt hast. Ich finde dieses Plus an mehr Gelassenheit, dieses Aufgeben des Dauerkampfes eine sehr große Bereicherung für den Genesungszustand ist. Im Prinzip wußte ich die letzten Jahre sehr genau, dass ich genau das tun müsste, um aus der Depri und der Angst aussteigen. Nicht mehr überleben im Gedankenkarusell und mit ewigen Schuldgefühlen, sondern leben mit dem Gedanken an heute, einfach leben.
Es hat bei mir nie geklappt, ich bin immer wieder in die alten Verhaltensmuster reingerutscht. Bis ich im März das für mich ultimative, richtige Medi bekommen habe (Seroquel), plötzlich spürte ich, wie ein Filter in meinem Kopf alles was überflüssiger Gedanke ist, aussortiert. Ich kann diese Entwicklung überhaupt nicht beschreiben, doch meine Gedanken sind hell, meine neurotischen Wesenzüge total verschwunden, ich bin dickhäutiger geworden.
Ich habe heute das Gefühl, es läuft, ich lebe und ich mache meine Sache als Mensch und auch als Mutter gut, vor einigen Monaten wäre das undenkbar gewesen.
Meine Wohnung ist kein Ausstellungshaus mehr, ich strebe nicht mehr an, den Kampf des Perfektionismus zu kämpfen ...
Und je mehr ich dieses neue Leben lebe, je länger, desto mehr verfestigt sich dieser Zustand in meinem Gehirn, es nimmt schon fast Normalität an.
Ich wünsche diese Entwicklung wirklich jedem hier, dem es so schlecht geht und der seit Jahren versucht dem zu Entkommen...
Lg Jessi

17.09.2009 12:11 • #5


Pyxidis
Liebe Wölfin,

Du schreibst mir mit Deinen Worten aus der Seele.

Zitat:
Das ist in allen meinen Lebensbereichen, ob Familie , Krankheit oder Arbeit : überall musste ich kleine und große Kämpfe aufgeben, und es war immer mit Erleichterung/ Seelenfrieden verbunden, obwohl ich zunächst immer dachte, ich würde mich selbst aufgeben, wenn ich den Kampf aufgebe. Es ist erschreckend nach 44 Jahren Kampf zu erkennen, dass das Kämpfen mir nur geschadet hat, fast nie für irgendetwas gut war. Aber langsam kann ich die Kämpfe ersetzten durch:
Das tägliche Schauen, was jetzt gerade mit mir ist, was ich jetzt benötige, gut zu mir sein, einfach zulassen...


Auch das ist mein großer Schlüssel zur Gesundung. Mein ganzes Leben habe auch ich gekämpft, um die Liebe meiner Mutter, um meinen beruflichen Erfolg, um das Vergessen meiner Vergangenheit, um meine Maske, gegen unschöne Gefühle, gegen die Dominanz meiner Schwester,.... die Liste könnte ich endlos so fortsetzen. Bis eines Tages meine Energie aufgebraucht war. Die letzte große seelische Verletzung konnte ich nicht mehr wegkämpfen; ich hatte keine Kraft mehr dazu.

Ich denke, das Kämpfen hat mich damals auch ein Stück weit geschützt, denn nur so konnte ich meine Vergangenheit überleben. Aber heute, wo ich in Sicherheit bin und mich schützen kann, brauche ich nicht mehr zu kämpfen. (Wichtig war natürlich mich kosequent von den Menschen zu trennen, die mich schwer verletzt haben, damit ich mich nicht mehr vor ihnen schützen muß)

Auch ich lasse zu. Ich lasse meine Gefühle zu, die schönen und die nicht so schönen. Ich sorge mich um mich und behandel mich liebevoll und ich lasse mir helfen, wenn ich Hilfe brauche. Ich schaue mir an, was gerade ist und werte es nicht mehr. Ich halte manchmal auch einfach etwas aus. Das ist nicht immer leicht, aber viel leichter als dagegen anzukämpfen. Wenn ich antriebslos bin und keine Energie habe, etwas zu tun, lasse ich es sein. Ich kämpfe und zwinge mich nicht mehr. Viele sagen vielleicht, aber man braucht doch Ziele, um Erfolgserlebnisse zu haben. Ich vertraue mir und weiß einfach, wenn ich Kraft dazu habe, kommt es von alleine, daß ich diese Dinge wieder tue.

Was soll ich sagen. Diese Leichtigkeit, die das Leben geben kann, habe ich vorher nie gespürt. Mein Leben war eine einzige große Anstrengung. Ja es ist wie Balsam auf meine Seele. Es tut einfach so gut!

Liebe Grüße
Scorpio

30.12.2009 16:26 • #6


S
Hallo Wölfin und der Rest!

Lustigerweise habe ich gersten bei youtube noch einen kleinen Videobericht einer ehemaligen Depressions - und Angstpatientin angeschaut, in dem sie über Ähnliches berichtet.

Zulassen, loslassen, freilassen. Viele Menschen arbeiten verkrampfterweise daran zu genesen, wobei Einige selbst nach vielen vielen Jahren noch immer nicht gelernt haben auch einfach mal zu akzeptieren, was sie empfinden, erleiden. Klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber ich versuche es mal anhand eines Beispiels zu erklären:

Ich habe ganz oft während längeren Autofahrten Panikanflüge (ich fahre nicht selber).
Mein früherer Gedankenablauf sah dann meist folgendermaßen aus:
schei., nun geht der Mist schon wieder los.
Bleib ruhig, ist gleich vorüber.
Na toll, jetzt auch noch Übelkeit. *meine zitternden Hände betrachte*
Und irgendwann kommt der Punkt, wo die Gedanken anfangen zu kreisen...
Ja klasse, wieso gerade JETZT schon wieder?
Hat das auch irgendwann mal nen Ende?
Was denken wohl die anderen, sieht man es mir wohl an? *verkrampft meine Hände zusammendrück*

Und oftmals musste ich dem Fahrer sagen, dass er doch bitte umdrehen soll.
Irgendwann hatte ich wortwörtlich die Schnauze voll und ich fing an auf eine etwas albernde Art und Weise die doofen Attacken zu veräppeln. Denn sie kommen so oder so, also musste ich mich ja irgendwie mit ihnen arrangieren
Okay, dann kipp ich hier halt gleich einfach so um. So biete ich den anderen wenigstens noch nen spannenden Nachmittag. Bestimmt spannender als der langweilige Kinofilm, den sie sich mal wieder ausgesucht haben.
Kein Ding, komm nur du blöde Attacke, heut mal zur Kaffeezeit? Klasse, ich hätt gern nen Stück Marmorkuchen.

Jaja ich weiß
Aber es hilft mir ganz ganz oft die akuten Attacken zu bekämpfen und manches Mal musste ich sogar richtig schmunzeln über das, was ich mir da wieder zusammengereimt habe
Lässt man in dem Fall zu, so hat die Panik gar keine Chance sich breit zu machen, denn sie entsteht meist aus der Angst vor der Angst und den immer kreisenden und wirren Gedankengängen, inklusive persönlicher Erwartungshaltung.
Wir brauchen Freud und Leid, aber vor allem brauchen wir die daraus resultierenden Signale/Ergebnisse um an uns arbeiten zu können.

Auch wenn das nicht hundertpro zum Thema passt, aber das viel mir promt bei dem Titel den Kampf aufgeben ein.

30.12.2009 20:15 • #7

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