Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

U
Als Kind hatte ich immer einige Pfunde zu viel auf den Rippen. Na, kein Wunder, denn überall gab es Süßigkeiten, überall lagen sie herum. Hatten meine Brüder welche, war ja klar, wollte ich auch welche. Immer musste der Teller leer gegessen werden.
Einerseits war die Familie großzügig mit Dickmachern wie Torten, Süßigkeiten und Chips, doch andersrum waren die ersten Worte beim Wiedersehen immer: Mann, hast du zugenommen.
Später nicht nur bei der Familie, sondern diese Feststellungen setzten sich im Bekanntenkreis oder in den Krankenhäuser oder Rehakliniken, wo ich immer mit meinem Asthma oder meiner Neurodermitis kam.
Die erste ES machte sich wohl bereits in der Kindheit mit Adipositas bemerkbar. Immer musste ich aufpassen, dass es nicht mehr wurde. Als ich mit 20 das erste Mal abnahm, passierte dies ganz auf dem gesunden weg mit Unterstützung einer Freundin.
Lange hielt ich das Gewicht nicht, ich nahm nach drei Jahren wieder zu, was ich abgenommen hatte. Als mich meine Lungenfachärztin auf mein Übergewicht ansprach, begann ich wieder abzunehmen. Dieses Mal rutschte ich in die Bulimie, nahm wieder 20 kg dadurch ab. Keiner wusste es. Doch schöpfte man Verdacht, gelang es mir, deren Bedenken zu verstreuen. Aber lange hielt ich das Gewicht auch nicht, auf das ich damals sehr stolz war. Ich nenne meine Gewichte nicht in Zahlen, weil ich nicht weiß, ob man es darf, in manchen Foren ist das nicht erwünscht.
Als mein Gewicht im April 2008 schon dreistellig wurde, riss ich wieder die Notbremse und wurde erneut bulimisch. Dies hat sich bis jetzt so ziemlich mit allen Konsequenzen einer Bulimie festgesetzt. Ich empfinde mich trotz heftiger Abnahme immer noch als zu fett, zumindest sehe ich meine Beine noch als fette Killertreter an, ekel mich vor ihnen.
Ich habe Schwierigkeiten, mich unbekleidet zu sehen und erst recht zu zeigen. Blicke in dem Spiegel vermeide ich. Probiere ich ein Kleidungsstück an, drehe ich dem Spiegel in der Umkleidekabine den Rücken zu, drehe mich erst um, wenn ich angezogen bin, um den Sitz der Hose oder des Oberteils zu überprüfen. Sitze ich beim Arzt und muss mich freimachen, geschieht dies in dem Augenblick, wo der Arzt oder die Schwester/Arzthelferin wieder erneut ins Zimmer kommt.
Es gibt einige, die sagen, dass ich viel zu dünn wäre, dabei habe ich im Moment gerade mal Normalgewicht. Aber ich möchte IDEALGEWICHT haben, möchte auf der sicheren Seite sein. Kann sein, dass manchen kein Idealgewicht steht, und es kann auch möglich sein, dass dies immer jene beurteilen wollen, die mich nur bisher mit Übergewicht kannten, aber das möchte ich selbst für mich entscheiden. Das kann ich jedoch nur, wenn ich es selbst gesehen habe. Das lasse ich mir von niemanden nehmen.
Eine Bekannte sagte beim letzten Mal, wo ich sie traf, wie schön es wäre, dass ich wieder zugenommen hätte. Da war ich sauer: auf mich, weil ich mich nicht mehr im Griff hatte, und auf die Bekannte, weil sie mir kein Idealgewicht gönnt. Zudem habe ich vor Gewichtszunahme eine waaahnsinnige Angst. Bei jeder Magersucht- oder Bulimie-Patientin ist es gleich. Abnahme hebt die Stimmung, bei Zunahme wächst der Selbsthass.
Ich kann es auch nicht leiden, wenn jemand mir sagen will, dass es reicht. Hallo, geht's noch? Ich nehme für MICH ab, und nicht für ANDERE. Ich muss mich ja aushalten, die anderen können mir ja aus dem Weg gehen, wenn sie wollen.
So, jetzt habe ich erst einmal Feierabend. Morgen schreibe ich weiter.

16.11.2009 16:09 • #1


Minni
Hallo ,

Oh Mensch Du hast ja schon einen ganz schönen Weg hinter Dir. Ich kenne dein Porblem mit den Leuten sehr Gut ich war zwar noch nie Übergewichtig aber immer am schwanken mit dem Gewicht ! Ich kenne auch deine Ängste Gut ich will Dir auf deinen Weg mit geben das Du das mit dem Abnehmen nicht übertreiben darfst.

-drück dich-

Ich denke wir sehen das alle das Problem schwer sich zu Mögen ( OMG was für ein Deutsch) Ich kennen den Grad zwischen Übertreibungen von abnehmen und einfach nur Krank sein und Ideal sein. Ich hoffe Du eiß was ich Dir sagen will. Wenn nicht sag es einfach noch mal

20.11.2009 17:21 • #2


A


Hallo Ute71HB,

Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

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U
Danke @ Minni für deine aufmunternden Worte.

Ich weiß, dass es bei ES schwer ist, sich an sich zu halten. Man will immer weniger werden. So geht es mir auch. Mir ist klar, dass ich mit kleinerer Konfektionsgröße nicht beliebter bin. Aber dennoch ist es eine Sucht, immer weniger zu sein. Mit jedem Bissen, den ich zu mir nehme, habe ich ein schlechtes Gewissen. Zu Hause erbreche ich nach jedem Essen. Ich habe ein Mittelding aus Bulimie und Magersucht. Atypisch aber ist, dass ich die Waage meide, weil ich denke, sie zeigt wieder mehr an als das letzte Mal.
Aus Romanen über ES suche ich mir immer das heraus, was mir helfen könnte, noch schneller abzunehmen. Von meinem Freundeskreis wissen nur wenige von meiner ES. Ich war erstaunt, als mir vor kurzem eine Freundin gestand, auch bulimisch gewesen zu sein. Doch sie hat(te) selbst genug Kraft und Willen, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Zudem hat sie ja auch zwei Söhne. Sie weiß, dass die ES zu meiner Persönlichkeitsstörung gehört. Ich will über Borderline nicht alles entschuldigen.
Ich habe mich auch früher nie gewundert, dass aus den Erzählungen anderer hervorging, dass Betroffene sich nicht von ihrer ES trennen WOLLEN. Irgendwie ist das in der Tat wie ein Lebensinhalt, schlank zu sein. Wenn auch nicht für andere. Die ES ist wie eine Verbündete, die meinen armseligen und verhassten Leben einen Sinn gibt.
Ich hasse es, kräftig zu wirken. Kräftig zu wirken ist wie grob und unförmig sein. Ich will zierlich wirken. Je weniger ich bin, umso besser. Immer noch empfinde ich mich als grob und auch ungeschickt. Je weniger ich bin, umso besser kann ich allen ausweichen, was ich umstoßen könnte.
Auch meine Stimme ist laut und grob, man könnte fast irgendwie ungehobelt sagen. Ich mag sie nicht, sie ist unweiblich und laut wie ein weiblicher Bauerntrampel. Man selbst hört seine eigene Stimme anders als die Mitmenschen, wenn man spricht, anders als die Stimme wirklich ist. Wenn ich Tonbandaufnahmen meiner Stimme höre, zucke ich immer zusammen. Leider muss ich mit diesem lauten Organ leben.
Vor zwei Jahren hatte ich einen starken Infekt an den Stimmbändern, der mich nicht nur heiser machte, sondern meine Stimme weich und ruhig klingen ließ. Deshalb ärgerte ich mich, als mein lautes Organ wieder zum Vorschein kam. Laut und bauerntrampelig tönte sie wieder durch die Gegend. Am liebsten flüstere ich nur noch, ich hasse es, wenn ich mich wiederholen muss, weil mich jemand akustisch nicht verstanden hat.
Vor kurzem war ich ausnahmsweise mal gut drauf und lästerte mit meiner Kollegin über Mitarbeiterversammlungen und die Mitarbeitergottesdienste ab. Dabei sprach ich auch nicht unbedingt leise. Da ist es manchmal besser, sich nicht gut zu fühlen, dann ist man auch still.
Mein Chef sprach mich darauf an, dass ich an dem Tag wohl ziemlich gut vernehmbar wäre. Ich schämte mich in Grund und Boden, hasste meine Stimme erneut. Jede Frau klingt weiblicher als ich. Mich kann man fast mit Luise Koschinsky, die Fantasie-Figur von Hans-Werner Olm, vergleichen. Kennt die jemand?
Heute habe ich meiner Ansicht nach zu viel gegessen. Eine Käse-Laugen-Stange, vier Kekse und ein Weltmeisterbrötchen mit Käse.

24.11.2009 15:16 • #3


katja1968
Liebe Ute,

ich kann Dir gar nichts hilfreiches in Dein TB schreiben, außer daß ich mich in ganz oft in Deinem Bericht wiederfinde.
Sei es mit den Beinen, mit der Stimme, sich nicht im Spiegel ansehen wollen. Und und und....

Ich bin von der Magersucht zur Bulimie gekommen und habe seit ca. 1 Jahr mit Gewichtsschwankungen nach oben
zu kämpfen. Ich bin ganz normal gewichtig lt. meinem Arzt und der Aussage anderer. Aber ich selbst empfinde
mich als fette Planschkuh und kann diese Denke auch nicht verändern.

Ich hoffe der Austausch hier im Forum kann Dich ein wenig aufmuntern und Dir auch ein wenig helfen.

Liebe Grüße von Katja

24.11.2009 16:22 • #4


U
Hallo Katja,

du musst mir nicht helfen können, wenn dzu hier mit reinschteibst, aber ich finde schön, dass du schreibst. Das gilt auch für jeden anderen hier im Forum.

Ich glaube mit Gewichtsschwankungen haben alle oder die wenigstens die meisten mit Bulimie zu tun. Ich habe aber nur mittlerweile solche Angst davor, dass das Gewicht nach oben geht, dass auf jeder FA Erbrechen oder sonstige Maßnahmen folgen, die die FA wieder ausgleichen.

LG und schönen Abend noch.
Ute

24.11.2009 21:22 • #5


U
Mann eyh, um mich herum ist immer etwas Essbares. Im Grunde ist nichts dagegen einzuwenden, wenn mir etwas Essbares in der Nähe ist, aber bitte nur zu Hause. Während der Arbeit versuche ich, die Kontrolle über mich zu behalten, und das gelingt mir auch nicht immer. Da traue ich mich nicht zu erbrechen, deswegen muss ich aufpassen, WAS ich hier esse.
Weihnachten wird für mich die Hölle. Ich bin von meiner Freundin zum Essen eingeladen worden, sie kocht sooo viel, wie sie sagt, als wenn sie eine Großfamilie versorgen will. Ich nehme halt nur Gemüse und Kartoffeln ohne Soße. Na ja, muss abwarten, was sie überhaupt macht. Weil bei ihr würde ich auch nicht erbrechen wollen. Ich kann nur selten was Essbares in mir zulassen. Tue ich es, muss ich mich dann entweder bewegen (sowei bei unserer Weihnachtsfeier vom Line Dance halt). Auch da achte ich darauf, dass ich unnötige Kalorien meide.
Vor kurzem hat mir meine Kollegin erzählt, dass ihre damalige Freundin, die Magersucht hatte, jeden Bissen in Kalorien umgerechnet in den Mund gezählt hat. Sie selbst, die gerne isst, verlor die freude daran. Nee, ich will nicht, dass meine Bekannten von mir mitgerissen werden auf diese Art und weise. Ich akzeptiere, dass sie halt normal essen wollen, erwarte aber auch, dass sie meinen Umgang mit Essen akzeptieren. Will, dass sie ein Nein meinerseits zu angebotenen Süßigkeiten akzeptieren.
Ein freund drängt mir immer alles auf. Immer wieder. Sind seine Eltern zugegen, rede ich mich heraus, dass ich schon gegessen habe. Drängeln sie, sage ich noch mal, dass ich satt bin und nicht zweimal warm essen kann.
Bei meinem Elternhaus wurde man regelrecht gemästet. Aber andersrum beim nächsten Treffen hieß es, dass man zugenommen hat.
Ich muss mir überlegen, ob ich Heiligabend zu meinem Vater fahre. Wenn ja, schnibbel ich mir eine Apfel oder einen Obstsalat mit Joghurt oder so etwas zusammen. Denn es gibt immer Butterkuchen oder Bienenstich - Dickmacher hoch drei!!! Ist wohl lecker. Irgendwie sind Süßigkeiten/Kuchen/Chips genauso wie Zig.. Fängt man einmal wieder damit an, kann man nicht mehr aufhören. Schlimm ist das...
Schönen Tag euch noch.

25.11.2009 15:55 • #6


U
Irgendwie möchte ich an meine ES festhalten. Denn versuche ich auf normalen Weg abzunehmen, misslingt das immer. Früher wenn ich anfing abzunehmen, stellte ich wie in einer med. Reha gelernt, die Ernährung um und trieb Sport. Aber es tat sich GAR NICHTS!!! Und das obwohl ich dann auf Süßes verzichtete. Ich weiß, dass Übergewichtige gerne mal was unterschlagen beim Aufzählen, was sie denn so gegessen haben. Aber dann war bei mir mal der Wille da. Man kennt doch den Spruch: Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. So schien es bei mir zu sein.
Tagelang düste ich in meinem Urlaub mit dem Fahrrad durch Bremen, verzichtete auf alle Arten von Dickmachern, trank viel Tee und Wasser. Dann besuchte ich eine bekannte, die in einer tagesklinik arbeitete. Sie gehört zu jenen Personenkreis, die sich erst mal bei einem Wiedersehen über Zugenommen oder Abgenommen äußern. Dann bekam ich zu hören: Du hast ja wieder zugenommen. Meine Motivation war dahin, mit einem Schlag weg. Was bringt es, sich abzumühen und doch sowas um die Ohren gehauen zu bekommen? Also machte ich demotiviert da weiter, wo ich vor meiner Diät aufgehört hatte...
Fortsetzung folgt später

27.11.2009 07:31 • #7


U
Fortsetzung...
Dann kam ich auch noch wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Dort bekam ich Cortison. Uaaaaahhhh! Davon bekam ich die befürchteten fress-Flashs, nahm noch weiter zu. Ich ekelte mich immer mehr vor meinem Körper - überall Fett. Beim Klamottenkauf musste ich in dei Große-Größen-Abteilungen. Ich schämte mich in Grund und Boden. Klamottenkauf war eine Strafe für mich. Für schlanke Frauen gab es sooo schöne Kleidung, die mit Übergewicht müssen ständig nach Kompromissen suchen. Sehe ich noch dicker darin aus? Bloß keine Hosen ohne Taschen hinten, das macht noch fetter! Und bitte auch keine horizontal gestreiften Oberteile, macht noch dicker. Mann, auf was ich auch heute noch schaue. Diese Punkte, die ich eben aufzählte, gelten auch heute noch.
Der Punkt, wo ich wieder in die Bulimie rutschte, war Ende April erreicht. Meine Freundin und ich waren bei einer Line-Dance-Party. Auf meinem Handy filmte sie mich beim Tanzen. Ich wirkte auf mich selbst beim beobachten wie ein hüpfender Fussball, kurz vorm Platzen.
Himmel, wie sah ich aus!!! Ich schluckte peinlich gerührt.
Nein, ich MUSSTE was ändern. Aber der normale Weg funktionierte nicht. Ich aß zu gerne, aber wenn ich mich Fat-Queen of Bremen im Spiegel sah, traf mich Selbsthass. Du fette Sau, schimpfte ich mich, du hässliche fette Sau! Du ekelst mich an.
Okay, Essen erlaubt, aber dann muss es wieder raus!!! Das kostet erst mal Überwindung. Na und, willst du etwa noch fetter werden? Noch unbeweglicher? Nein. Also, dann los! Wer schön sein will, muss leiden!
Ich war zwar in Therapie, und so sehr ich meiner Therapeutin auch vertraute, diesen Weg des Abnehmens verschwieg ich ihr. Ich aß und erbrach. Die Mengen waren sehr überschaubar, ich verlor Kilo um Kilo, was man mir schnell ansah.
Zudem achtete ich darauf, dass ich die ES nur in der Wohnung vollzog, bei der Arbeit war das nicht möglich, woanders auch nicht.

28.11.2009 22:01 • #8


katja1968
Zitat von Ute71HB:
Tagelang düste ich in meinem Urlaub mit dem Fahrrad durch Bremen, verzichtete auf alle Arten von Dickmachern, trank viel Tee und Wasser. Dann besuchte ich eine bekannte, die in einer tagesklinik arbeitete. Sie gehört zu jenen Personenkreis, die sich erst mal bei einem Wiedersehen über Zugenommen oder Abgenommen äußern. Dann bekam ich zu hören: Du hast ja wieder zugenommen.


Hallo Ute,
mir gehts ähnlich. Ich bin im Sommer auch wie eine Blöde gewalkt und habe 60 km-Touren hingelegt. Es tat sich
REIN GAR NICHTS.

Ich kann mein Gewicht, welches für meine Größe schon viel ist nur halten, wenn ich so gut wie nichts esse oder alles
wieder von mir gebe.

Gibt es diese Bekannte in Deinem Leben noch?

Lg von Katja

29.11.2009 18:30 • #9


U
Katja @ diese Bekannte ist eine Krankenschwester, die ich nach den Klinikaufenthalten besuchte. Lag damals wegen meiner Haut (Neurodermitis-Schübe) in der Klinik, und diese Bekannte arbeitet in der Tagesklinik, wo es die bestrahlungen gab. Von diesen Schwestern gibt es zwei.
Nein, die eine Schwester ist in rente, und die andere arbeitet noch. Doch da fahre ich nicht mehr so hin, weil sie auch meinen Gewichtsverlauf zu sehr kontrolliert. Sie versteht auch nicht, dass es mich ärgert, wenn ich zunehme und sie ist über jede Zunahme froh - ich hasse Zunehmen, sofort sehe ich mich als stark Übergewichtige. Auch kann sie nicht verstehen, dass ich mich selbst nicht abkann. Sie wollte mir mal das Versprechen abluchsen, dass ich mich nicht mehr selbst verletze (leide auch noch an Borderline-Syndrom). Aber ich gebe keinen das Versprechen, weil ich erst mal noch keine Therapie habe und zum anderem mich nicht so gerne unter Druck setzen lasse. Habe mich geärgert, dass ich ihr überhaupt etwas davon erzählt habe.
Es gibt wenige, die Zugang zu mir haben, darunter auch meine ehemalige Psychoanalytikerin, und die sogar am besten. Dann noch meine engsten freunde. Ich überlege im grunde schon, wen ich was sage, anvertraue. Weiß auch, wer mich zu sehr zu bevormunden versuchen würde. Ich gehe auch nicht überall zu besuch hin. Gibt welche, die DRÄNGEN einem das Essen geradezu auf. WUAAAAAAAH!!! Damit bringen die Personen mich auf die Palme. Aufdrängen, das ist ein absolutes No-Go!!! Bei einer Schulfreundin auch nicht, denn die würde meinetwegen kochen, Essen hier und essen da! NÄÄÄÄÄÄH!!! Vorgewarnt hat sie mich ja mal. Du musst uns mal wieder besuchen kommen, damit du wieder richtig isst. Richtig essen = FETT WERDEN - Never ever!!!
Das macht ein besonders enger freund von mir oft. Er selbst isst gerne - Ja, ich auch, aber ich habe Angst vor Kalorien!!! Deswegen nehme ich nichts an, nur Gemüse wie Gurken, Tomaten, Salat oder Möhren. Ess, Ute, ist genug da. Du übertreibst das mit dem abnehmen. Na, von dem stück Kuchen nimmst du ja wohl nicht so zu. GRRRHHH!!! Das bringt ihm eher das Gegenteil von dem, was er erreichen wil. Der Freund ist übergewichtig, und mit seinem drängen erweckt er den Trotz bei mir.
Auch wenn meine immer kleiner werdenden Hosengrößen mir was anderes sagen, kommen meine Beine mir immer noch monströs vor. In den Hosen natürlich nicht, aber wenn ich dusche, sehe ich die hässlichen Treter ja. Mann, eyh, wie ich die hasse!!! Nie - nie im Leben! - würde man mich noch in einem Rock reinkriegen!!!
Selten gibt es Augenblicke, wo ich die schlanke Ute sehe. Dann aber trage ich Jeans, bin vollständig angezogen, sehe dann auch mein schmales Gesicht. Früher hatte ich so ne richtige feiste Cortison-Fresse! Aber wenn ich gegessen habe, sehe ich es wieder, könnte so in den Spiegel schlagen, weil mich wütend macht, wenn ich gegessen habe, und ich habe Schwierigkeiten mit dem erbrechen. Ich gerate in Panik.
Schlimm ist es, wenn ich in letzter Zeit im Krankenhaus liege. Da KANN ich ja gar nicht erbrechen, aus Angst, dass man hinter meiner ES kommt und mich beim Essen kontrolliert, mir das Essen reinzwingt.
Ich war im Sep 09 wegen einer Nasen-OP in der Klinik, da ging das nach der OP auch nicht. Hilfslos musste ich zusehen, dass ich die Kontrolle verlor. Beim letzten Aufenthalt Mitte Okt wurde mir ja auch Nahrungskarenz auferlegt, weil man nicht wusste, woher meine Bauchschmerzen im Unterleib kamen. Dafür bekam ich alles per Infusion.
So, brauche jetzt erst mal einen Kaffee und muss nachher zum Zahnarzt. Hoffentlich hält die Betäubung dann nicht so lange vor...
LG
Ute

01.12.2009 15:44 • #10


U
Mann, was bin ich willenlos und schwach! Ich fühle mich wie eine Tonne, so fett. Ich esse ZU VIEL und das vfon Fettmachern. Ich hasse mich dafür: Im Moment nehme ich einfach auf der Stelle, nehme nicht ab - selber schuld!!! Wenn ich so unkontrolliert bin...
Zudem hasse ich mich, weil ich mich selbst zuviel finde, ein Zuviel auf dieser Welt, ein Fremdkörper.
Bis September hatte ich Therapie, aber die ist vorbei. Ich habe meine Therapeutin sehr gerne, vermisse sie, denn für mich war sie eine Vertraute. Ich konnte bei ihr weinen, mit ihr lachen, konnte mich ihr in intimen Dingen anvertrauen, sie war einfühlsam, war alles eben, was ich an einer Frau und besten Freundin schätze.
Sie sagte einmal, vielleicht würde das Ende der Therapie auch das Ende meiner ES sein. Wie stellte sie sich das denn vor???
Jetzt ist tatsächlich alles vorbei. Aber an meiner ES halte ich fest. Sie wollte privat keinen Kontakt weiterführen, aber meinte, dass sie mir auf Mails oder Briefen mal antowrten würde. Ich hatte ihr wohl schon mal gemailt, doch bis auf eine Not-Stunde bei ihr, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Wahrscheinlich hat sie das mit dem antworten nur gesagt, um mir den Abschied leichter zu machen, meinte es aber nicht wirklich ernst. Man erzählt mir, was ich hören will, und schon ist man mich los. Ich sag ja, ich bin zuviel hier.
Am liebsten würde ich niiie mehr essen, hasse Essen, weil es mich fett macht, ins Leben drängt, was ich auch hasse. Sorry, liebe MitleserInnen, ich bin so ziemlich depressiv. Und das kommt sehr oft bei mir vor.

03.12.2009 21:36 • #11


U
Hallo Moon, danke für den Gruß.

Im Moment habe ich das Gefühl, zu viel zu essen. Jemand wird vielleicht das Gegenteil sagen.

Heute habe ich ein Milchbrötchen und eine Laugenstange gegessen. 2 Kalorienbomben, wie ich weiß. Muss zusehen, dass es wieder weniger wird. Ja, dazu kommen noch 4 oder 5 Fisherman's Friends. Darüber ärgere ich mich.

Dabei möchte ich noch weiter abnehmen, will in Größe 36 passen. Na, zugegeben reizt es mich noch weiter herunter zu kommen mit dem Gewicht. Lieber zu dünn als zu dick. Viele sagen ja, dass mir noch weniger nicht stehen würde. Ich habe mich noch nie schlanker gesehen, die anderen erst recht nicht. Ich möchte das selbst beurteilen können. Schließlich nehme ich für mich selbst ab, nicht für andere.

Warum muss man essen, warum tut der Körper nicht, was ich will? Wohin mich das Essen führt, habe ich doch im April letzten Jahres ja noch sehen können - müssen! Es ist einfach ungerecht mit dem stoffwechsel!!! Die einen können essen und nehmen kein Gramm zu und andere brauchen nur etwas Gutes - und Kalorienreiches - zu sehen und werden fett. Okay, es gibt welche, denen Übergewicht steht. Mir steht es nicht.

Eigentlich habe ich August 2006 mit dem rauchen aufgehört, doch an meinem Geburtstag wieder damit angefangen. Klar ist das doof. Ich war stolz auf den erfolgreichen Entzug. Ich weiß nicht, ob ich es mir bloß einbilde, aber beim rauchen und auch danach habe ich nicht solchen Hunger. Hunger = verdammte Gier!

Und eigentlich wollte ich schon früher Feierabend machen, eine Überstunde abbauen. Erlaubt wurde mir das, nur soll ich warten, bis jemand etwas ausgedruckt hat und hierher gebracht hat. Ja nee, ist klar! Die von der Druckerei sind immer etwas langsamer. Also doch nicht eine Stunde früher weg!!! Vielleicht noch nicht mal eine halbe Stunde. Na ja, dann evtl. morgen, wenn man mich lässt und ich nicht von wen abhängig bin.

LG
Ute

15.12.2009 15:56 • #12


U
Hallo,
jetzt zu Sylvester schreibe ich hier auch mal rein.
Vor kurzem habe ich mich gewogen und habe da wieder so eine Hasskappe aufgehabt. Ich bleibe gegen meinem Willen im Normalgewicht, aber ich will weiter abnehmen. Stattdessen trete ich auf der Stelle.
Meine FAs sind nicht so heftig wie bei anderen Bulimikerinnen, die mehrere Tafeln Schokolade, Chips, Kuchen, Pizza, Nudeln, Süßigkeiten in EINEM FA verschlingen. Meine FAs bestehen aus max. 3 Sachen, weil ich sonst Angst hätte, dass ich so viel nicht wieder loswerden würde.
Eine freundin glaubt, dass ich meine ES im griff hätte, schließlich bin ich nicht abgemagert, sondern normal schlank. Ich hingegen finde mich immer noch FETT, grob, unweiblich. Wenn ich dusche, meide ich meine Blicke an meinem abstoßenden Körper. Ich vermeide, unbekleidet vor einem Spiegel zu stehen.
Heute am Sylvester bin ich eingeladen. Es gibt wohl auch salate, aber mit Mayonnaise, wie eine freundin sagte. Ich war voller Abwehr und zeigte dies auch.
Jenny meinte, es wäre doch nicht so tragisch, wenn ich mal ein Kilo zunehmen würde. Doch, ich will einfach nicht zunehmen, will nicht werden wie früher. Klar geht das bei einmal gut essen nicht so schnell. Beim Essen habe ich Gewissensbisse. Zudem nehme ich durch meine Schilddrüsenunterfunktion schneller zu als andere. Und sie weiß von meiner ES. Doch sie hat eine gesündere Einstellung als ich, das ist mir klar. Sie erwähnte, dass sie selbst nicht von ihrem Gewicht herunterkommt, sagt, dass sie zwei Konfektionsgrößen größer hat als ich.
Zu Weihnachten war ich bei unserer gemeinsamen Freundin zum Essen eingeladen. auch sie weiß über meine ES bescheid und lobte mich, dass ich so gut gegessen hatte dafür dass ich eine Es habe. Doch ich war nicht stolz darüber, es versetzte mich in Panik.
So, jetzt wünsche ich allen einen guten Rutsch und bis nächstes Jahr.
LG
Ute

31.12.2009 08:59 • #13


U
Hallo,
ich beschäftige mich viel mit meiner ES.
Da ich immer nach Möglichkeiten suche, mehr Gewicht zu verlieren, lese ich auch Romane über dieses Thema. Ich weiß natürlich, dass dies nicht der gesündeste Weg zum Abnehmen ist, aber ich komme davon nicht los. Jedes Mal, wenn ich nach dem Wiegen unzufrieden bin und wenn ich meine, zu viel gegessen zu haben, vertiefe ich mich in die Bücher
Bücher, die ich las zum Thema Essstörungen:
Engel haben keinen Hunger
Mein Körper, mein Feind
Alice im Hungerland
Völlig schwerelos
Ich weiß, dass ich essen sollte, aber ich habe Angst davor, denn ich weiß, was zu viel Essen mit mir und meinem Körper macht. Ich denke an mein Aussehen, mit dem ich immer noch nicht zufrieden bin. Andere reflektieren, dass ich eine so tolle Figur habe, aber dann sollten die mal meine hässlichen Beine sehen: fette Treter, die mich anekeln.
Wenn ich Textstellen lese, wo die Mädels immer mehr weglassen, triggert mich das, spornt mich an. Ich möchte gerne weniger sein, nicht so grob wirken, zierlich sein, und, und, und.
Wie schon gesagt gab es auf der Sylvesterparty viel zu essen. Bei Chips hielt ich mich zurück, aß nur Salat. Dann hatte ich mir noch Möhren geschnitten, Gurken. Davon nahm ich viel. Dummerweise auch viele kleine Frikadellen, Baguettebrot. Und an manchen salaten war auch Mayonnaise.
Na, nun ist die Fressfeierei für mich erst einmal vorbei - zum Glück aber auch.
Trotzdem hat es mir auf der Party gefallen, alle waren witzig, und wir haben Karaoke nach SingStar von PS2 gesungen. Das war lustig.
Muss mir mal was Warmes zu trinken kochen, habe Bock auf Heiße Zitrone

02.01.2010 22:39 • #14


U
Normal essen kann ich schon lange nicht mehr, nicht ohne dass mein gewissen mich zwickt. Jede Stunde ohne Essen ist in meinen Augen eine gewonnene Stunde. Immer wenn ich auch nur ein brötchen esse, geht es mir schlecht. Ich ekel mich vor mir selbst. Nicht mal einen Apfel erlaube ich mir, weil es zu mehr Essen führt.
Essen ist mein Feind, so wie ich selbst mein eigener Feind bin. Immer wenn ich irgendwo eingeladen bin, kann ich nur hoffen, dass etwas Gesundes dabei ist. Überall lauert das Essen, lauern die Fettmacher.
Ein sehr enger Freund will mich mal mit zu seinen Eltern mitnehmen, dort wird irgendwie immer gegessen. Auch wenn die Eltern bei frank ist, ist eine normale Mahlzeit nicht genug. Franks Mutter legt dann noch mit brot oder Brötchen nach und/oder fragt nach etwas Süßem.
Meine Ausreden, warum ich nie etwas mitesse:
Habe schon etwas gegessen.
Geht nicht, bin schon zum Essen bei einer Freundin eingeladen.
Habe mir den Magen verdorben.
Von meiner ES wissen sie nichts, gut so. Frank hatte mich mal gefragt, aber ich habe es geleugnet.
Bei meiner Arbeit ist eine Bäckerei angeschlossen. Schon wenn man reinkommt, riecht es nach Kuchen, torten und Broten. Manchmal sollen wir auch etwas Neues probieren. Entweder tu ich so, als würde ich etwas essen oder ich lehne ab, beides wenn ich meine starken Momente habe. Man muss sich mal vorstellen, dass auch ein Körnerbrötchen über 150 kcal hat. Da kann man ja gleich einen Schokoriegel wie Mars oder Snickers essen. Zwar sättigt ein Körnerbrötchen viel mehr, aber die Kalorienanzahl ist eben halt fast die gleiche.
Gerne würde ich auch ganz von der Bulimie wegkommen, habe aber Angst, dass ich dann doch mehr zunehme. Irgendwie klammer ich mich doch an die ES. Sie lässt mich mein Essverhalten kontrollieren, achtet mit mir auf mein Gewicht, gibt mir Stärke, lässt mich oft Nein sagen.
Ich weiß, was ich hier schreibe, ist dermaßen krank, aber es hilft mir so.

05.01.2010 12:04 • #15


Pyxidis
Liebe Ute,

ich bin ein bisschen hilflos bei dem Thema Esssucht, aber ich traue mich mal trotzdem einen Kommentar in Deinem TB zu lassen, wenn das okay ist.

Zitat:
Irgendwie klammer ich mich doch an die ES


Hast Du mal darüber nachgedacht, was in Deinem Leben, die ES ersetzen könnte?

Ich sehe ein, daß Du die ES brauchst, aber vielleicht gibt es irgendetwas anderes auf der Welt, was Dir das geben könnte, was Dir die Esssucht zur Zeit gibt?

Nur mal so ganz naiv gefragt?

Liebe Grüße
Scorpio

05.01.2010 12:14 • #16


U
Hallo Scorpio,
Es gibt schon etwas außer meiner ES, was mir auch wichtig ist. Ich tanze Line Dance, übrigens meine einzige sportliche Aktivität. Und mir fehlt meine ehemalige Therapeutin sehr. Die Therapie ist September letzten Jahres ausgelaufen, ließ sich auch nicht verlängern, da ich in der Psychoanalyse das zusätzliche Sonderkontingent auch bewilligt bekommen und wahrgenommen habe. Ich habe sehr an meiner Therapeutin gehangen, sie war auch ein toller Halt für mich. Nur leider ist es bei TherapeutInnen so, dass sie nach der Therapie nur sehr begrenzt für einen da sind. Und wenn doch, muss man pro Stunde bis zu 80,00 € berappen, und so reich bin ich nicht. Therapie brauchen hin und her - irgendwann sagt die Krankenkasse halt auch Stopp. Und der Punkt war für mich gegeben, und daran habe ich immer noch zu knabbern.
Nun, auch wenn ich die ES habe, bin ich immer noch im Normbereich mit meinem Gewicht. Sollte wohl mehr Sport treiben. Meinem Büro gegenüber ist ja das Fitness-Center, in dem ich meine Beiträge zahle. Aber komischerweise bin ich doch zu faul, dort hinzugehen. Hätte dann Lust auf das Laufband, um schneller Pfunde zu verlieren, was natürlich kein verlust, sondern ein Gewinn wäre.
LG
Ute

05.01.2010 15:35 • #17


Pyxidis
Liebe Ute,

daß Dir Deine Therapeutin fehlt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Mir würde es im Moment noch sehr ähnlich gehen.

Allerdings hoffe ich, daß ich bei Therapieende soviel Sicherheit habe, daß ich sie eben nicht mehr brauche und so sollte es meiner Meinung nach auch sein.

Allerdings würde mich interessieren, ob ihr in der Therapie auch Deine Esssucht therapiert habt?

Vielleicht könntest Du auch nochmal die Therapierichtung wechseln, um noch Stunden bewilligt zu bekommen?

Ich habe allerdings im Moment das Gefühl, daß Du noch sehr an Deiner Esssucht hängst. Würdest Du denn wirklich davon wegkommen wollen? Ist das Dein Ziel?

Alles Liebe
Scorpio

05.01.2010 16:44 • #18


U
Scorpio @ da bringst du mich gewaltig in Verlegenheit. Ich glaube, im Moment bin ich da wohl eher therapieresistent. Im Moment will ich das wohl nicht wirklich therapiert haben, hätte zu große Angst, dass es nach hinten losgeht und ich wieder richtig fett werde. Wie gesagt, ich habe Normalgewicht und bin da noch nicht mit zufrieden. Werde ich es je sein? Vllt. muss ich erst die Hölle (Verlust der Privatsphäre durch Krankenhaus, Kontrolle durch andere, zum Zunehmen gezwungen sein) sehen, um da wirklich rauszuwollen. Ich hoffe, dass dich meine Antwort nicht allzusehr schockiert.
LG
Ute

05.01.2010 18:59 • #19


Pyxidis
Liebe Ute,

Deine Antwort schockiert mich nicht; ich lese sie doch auch so in Deinem Tagebuch heraus.

Nur weißt Du was, wenn Du keine Essstörung mehr hättest, dann hättest Du auch keine Angst mehr vorm Zunehmen. Verstehst Du was ich meine?

Dann könntest Du wieder richtig zufrieden mit Dir sein, egal welches Gewicht Du hättest. Der ganze Druck, ständig Kalorien zu zählen und zu Hungern wäre weg und Du hättest wieder viel Zeit für andere schöne Dinge im Leben. Das Leben wäre einfach so viel einfacher und schöner.

Alle, die je zu Dir gesagt haben, Du seist zu dick, sind Ignoranten und haben keine Ahnung.

Ich glaube zwar nicht, daß Dich meine Worte im Moment überzeugen können, aber ich wünsche es mir sehr für Dich.

Naja, ich lese einfach mal weiter in Deinem Tagebuch, wenn das okay ist.

Liebe Grüße
Scorpio

05.01.2010 19:48 • #20


U
Scorpio @ klar verstehe ich, was du mit deiner Antwort sagen möchtest. Lies ruhig weiter mit, wenn du Lust hast.

Früher hatte ich ständig mit Hunger zu kämpfen, dem auch nachgegeben. Da habe ich nie nein sagen können, wenn mir etwas angeboten wurde. Ich war wie ein Tier, das einen Fressinstinkt hat, wie ein Hund, dem man ein Leckerli hinhielt.
Im Elternhaus waren ständig Süßigkeiten, man brauchte nur zugreifen. Mein vater brachte nach der Arbeit vom Einkaufen immer Schokolade mit, tütenweise.

Mit 16 hatte ich ungefähr so ein Gewicht wie heute, vll. ein wenig mehr. Sonntags kam immer Braten mit Kartoffeln, Soße und Gemüse auf dem Tisch. Ja, Nachtisch gab es auch. Immer wurde zum Zugreifen motiviert. Der größte Teil der Familie hatte Übergewicht. Abends wurden aus den restlichen Kartoffeln vom Mittagsessen Bratkartoffeln gemacht, dazu Spiegeleier. Meine Mutter war eine gute Köchin. Meine Großmutter nahm für alles zu viel Fett.
Süßstoff gab es im ganzen Haus nicht. Als ich es mir mal selbst kaufte, gab es Ärger mit meinem Vater.

Süßstoff, so ein chemischer Schweinkram. Zucker ist viel gesünder.
Eben nicht. Warum sonst haben hier alle inklusive mir Übergewicht?
Ja, von den vielen Süßigkeiten und der vielen Schokolade.
Ja, und was ist in den Süßigkeiten und in der Schokolade drin? fragte ich provokant.

Meinem Vater fehlten die Worte, doch weiterhin aber wollte er mir den Süßstoff verbieten, doch ich blieb dabei und ließ mir den Süßstoff nicht verbieten.
Als ich in Berchtesgaden meine Mittlere Reife machte, nahm ich zu. Das Cortison machte hungrig. So kaufte ich mir auch Süßigkeiten und Chips. Schickte meine Mutter mir Pakete, waren auch da diese Dickmacher drin, doch ich aß weiter. Süßigkeiten waren mein Seelentröster, denn die erste Zeit im Internat für Asthmatiker war schwer für mich.

Jeder hänselte mich, weil mein linkes Auge eine Schielstellung nach einer verpfuschten OP hatte und ich überdies auf Zehenspitzen lief. Doch letzteres bekam ich nicht bewusst mit. Jeder neue Schüler wurde erst einmal aufs Korn genommen. Wer sich durchsetzen konnte, war zu langweilig fürs Ärgern, aber er gehörte dann dazu.
Doch mein Sozialverhalten war anders, deshalb war ich umso interessanter. Irgendwann gab es ein neues Opfer, ich hatte ausgedient.
Mein Gewicht stieg und stieg.

Nach zwei Jahren Berchtesgaden zog ich nach Neckargemünd. Dort nahm ich gar weiter zu. Ende des zweiten Lehrjahres begann ich meine erste Diät. Ich verzichtete auf Süßigkeiten, aß nicht zwischendurch. Doch da hatte ich noch keine ES...

Fortsetzung folgt.

06.01.2010 10:51 • #21


U
Fortsetzung...
Ich nahm 20 kg ab, doch nach Beendigung der Ausbildung und der darauf folgenden Arbeitslosigkeit schoss mein Gewicht wieder in die Höhe. Das Gewicht hatte ich bis 1995 gehalten, danach ist es durch Cortisongaben und dem damit verbundenen Appetit wieder gestiegen.
!997 sprach mich meine Lungenfachärztin in Bremerhaven an, dass ich wieder stark übergewichtig war. Ich schämte mich fast zu Tode und begann wieder abzunehmen, auch zuerst auf normalem Weg.

Damit es etwas schneller ging, missbrauchte ich AM. Ich steigerte die Dosen bis zu 40 Tabletten. Dies führte zu Schwindelanfällen und starken Kreislaufbeschwerden. Doch ich wollte schlank sein um jeden Preis. 60 kg wog ich zu meinen besten Zeiten.
Ab und zu verweigerte ich das Essen und regte mich darüber auf, dass man mich ständig damit vollstopfen wollte. Dies war bei meinem damaligen Freund und bei seinen Eltern der Fall. Ich hatte das Gefühl, da wurde nur gegessen, gegessen und noch mal gegessen.

06.01.2010 15:25 • #22


U
2002 nahm ich wieder an gewicht zu.

Mittlerweile war ich wieder regelmäßig auf Cortison, aß demnach wieder Unmengen. Cortison bekam ich wegen schwerer Neurodermitis-Schübe, die mir sogar Klinikaufenthalte einbrachten. Das Personal lernte mich noch sehr schlank kennen und sah zu, dass ich immer mehr wurde. 2005 hatte ich schon über 90 kg drauf, wie grauenhaft. Ich schämte mich zwar sehr, aber der Hunger war kurz nach dem Wiegen wieder da. Kurzzeitig schaffte ich im Jahr 2006, abzunehmen, doch bald war alles und noch mehr wieder drauf. In der Hautklinik sprach man mich immer an und sagte: Mann, du hast aber wieder zugenommen. Ja, nee, is' klar, als wenn ich das nicht selbst immer sehen würde...

Einkaufen von Klamotten war für mich eine Strafe. Ich musste in die Abteilungen für große Größen, wie peinlich. Läden wie New Yorker und Takko Modemarkt mied ich, denn dort gab es Größe 48/50 nicht. Ich fühlte mich mit mir selbst gar nicht wohl, war ungelenkig und langsamer als anderen in meiner Line-Dance-Gruppe. Ich dachte, Auftritte will ich auch gerne mal mit tanzen, aber wenn ich weiter Übergewicht habe, bleibe ich so eine lahme Ente, dann waren Auftritte für mich tabu. Zudem schnaufte ich nach jeder Bewegung wie eine Dampflok.

Normales Diäten mit Hilfe von ernährungsumstellung brachte mir nichts, auch nicht mit sportlicher Unterstützung, ich nahm sogar noch zu, wasd mir natürlich auch wieder unter die Nase gerieben wurde. Zwar lernte ich auf Borkum richtiges Essverhalten, und ich versuchte mich daran zu halten. Doch mittlerweile half ich auch dort mit Essen und anschließendem Erbrechen nach: Die Sucht aber packte mich danach noch nicht.

2008 erreichte ich den fetten Höhepunkt von 102 kg. Immer wieder wurde ich mit der Tatsache, nicht die Schlankste zu sein, konfrontiert. Ich war jedes Mal verletzt und hasste mich immer mehr. Besonders als meine Freundin mir das mal sagte, dass ich ja nun nicht die Schlankste bin, tat es weh. Auf Bildern sah ich superfett aus. Ein Handyvideo, in dem ich meine 102 kg über die Line-Dance-Fläche walzte, beschämte und schockierte mich endgültig. So hässlich und megafett wollte ich nicht mehr sein. Sehr schlimm fand ich, dass ich die fetteste Büroangestellte im Betrieb war. Ich hasste diesen Anblick meinerselbst.

Nach den erwähnten mehreren erfolgslosen Versuchen Abzunehmen entschied ich mich, mich nach jedem Essen zu übergeben. Mir war klar, dass ich es auf anderen Wege nie schaffen würde. Geduld war noch nie meine Stärke. Ich hielt meine ES geheim, doch die Pfunde purzelten kiloweise. Darüber freute ich mich sehr. Da mir der Weg half, schwor ich, dabei zu bleiben.

Versteht meinen bericht bitte nicht als Werbung oder Verherrlichung von ES. Ich war mit meiner Körperfülle total unglücklich, für mich persönlich war es der letzte Strohhalm, die letzte Hoffnung. Die gesundheitlichen Folgen, die ich jetzt noch zusätzlich habe, nahm ich damals wissend im Kauf.

So viel erst mal zu meinem Lebenslauf, was mein Übergewicht betrifft.

LG
Ute

06.01.2010 17:51 • #23


U
Hallo,

dieser Beitrag könnte triggernd sein.

Die letzten Tage hatte ich tagsüber ein Brötchen oder zwei Zwieback gegessen und abends einen kleinen Fressanfall mit den üblichen bulimischen Folgen gehabt. Gestern stand ich vor dem Spiegel und hob das T-Shirt hoch. Ganz deutlich zeichnen sich meine Rippen ab, sie kommen sehr viel weiter vor als mein Bauch. Der ist ziemlich flach. Mittlerweile ist es gar so, dass ich in manchen geschäften (CA, Kik) Größe 36/38 anziehen kann. Das sind Momente, die mich zufrieden machen, so krank sich das auch anhören mag, und normalerweise sollte ich jetzt zufrieden sein. Aber das bin ich noch nicht.

Vor kurzem habe ich meinen Kleiderschrank aufgeräumt, da meine Sachen, die ich jetzt anziehe, keinen Platz fanden. Immer noch befanden sich meine mittlerweile viel zu großen Hosen und Blusen im Schrank. Ich holte diese Sachen heraus und gab sie in den container für Altkleidersammlung. Eine freund gab mir den Tipp, zwei oder drei sachen davon zu behalten, falls mal... Doch das bringt kein Glück, eher Pech, weil man denkt: Okay, ich habe ja noch Sachen, die größer sind, da kann ich doch mal mehr essen. So war es früher, aber ich will nicht mehr in die Große-Größen-Abteilungen, ich will Gr. 40 nicht mal mehr überschreiten. Auch diese größe will ich überhaupt nicht mehr.

Jetzt geht es ein wenig oder gar sehr triggernd weiter...!!!

Doch jetzt, wo es draußen so kalt ist, muss man eine Legging unter die Jeans anziehen. Deswegen habe ich auch noch Jeans mit der Größe. Mir ist klar, dass ich mich in Gefahr bringe, wenn ich so weitermache. Andersrum sehe ich immer noch meine fetten Beine, finde sie hässlich, ekelig. Meinen A**** hasse ich auch, aus den gleichen gründen, wie ich meine Beine hasse. Gut dass ich ihn nicht ansehen muss, denn dann würde ich in genauso am liebsten verletzen wie meine Unterarme, meine Beine verdienen meiner Meinung nach auch SV. O Mann, wenn es danach ginge, gäbe es kaum Stellen an mir, die ich NICHT verletzen will, dazu zählt auch meine verhasste Nase. Ich habe sie mir gebrochen, als ich bewusstlos umgekippt war, weil ich über Tage zu wenig gegessen hatte. Es war ein glatter Bruch, der wohl von alleine zusammenwachsen sollte. Als hässliche Erinnerung von der gebrochenen Nase behielt ich einen hässlichen, die Nase sehr vergrößernden Höcker zurück.

Die Mutter eines Bekannten hatte mich vor kurzem im Bus gesehen und erzählte ihrem Sohn, dass sie mich gesehen hatte. Sie sagte, ich hätte wohl ziemlich abgenommen, aber auch eine ziemlich große Nase.

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!, ich schäme mich so meiner Nase. Ich hasse, hasse, hasse sie wie die Pest!!!!. Wenn ich geld genug hätte für OPs, dann wäre meine Sch**ß Nase als erste dran, um den Kamelhöcker da loszuwerden.

LG
Ute

10.01.2010 21:05 • #24


U
Hallo,

habe gerade mal ein Kilo abgenommen. Ein bisschen wenig, wie ich finde. Aus dem Grund beschloss ich, noch mehr von meinem Speiseplan zu streichen. Mittlerweile esse ich tagsüber voll wenig. Dafür aber trinke ich viiiel Kaffee, lutsche zuckerfreie Pfefferminzbonbons. Wenn im Hofcafè belegte Körnerbrötchen sind, hole ich mir für den Tag eines, wenn nicht, esse ich dann außer den Pfefferminzbonbons auch nichts.
Tja, nachdem ich ja nun drei mal über einen längeren Zeitraum schweres Übergewicht hatte, frage ich mich schon, was ich mir wirklich erlauben darf und was nicht.
Manchmal bringen ein paar Mittänzer aus meiner Line-Dance-Gruppe Kuchen mit, und auch Süßigkeiten. früher hatte ich da sehr viel zugelangt, heute halte ich mich extrem zurück, was mir die Frage einbringt: Magst du keinen Kuchen?
Schon, aber das sind mir viel zu viele Kalorien.
Gestern gab es zwei, die Geburtstag hatten. Beide hatten Süßigkeiten und Kuchen. Ich nahm mir eine kleine Scheibe Zitronensandkuchen, aß ihn sehr langsam.
Ende Februar haben wir unsere alljährliche Grünkohlwanderung. Das heißt, vorher ist eine Wanderung mit kleinen Spielchen, und zu Trinken gibt es auch Alk.. Dann geht es in die Gaststätte, und irgendwann gibt es den grünkohl mit Kartoffeln. Schmeckt gut. Das Fleisch lasse ich weg. Nach dem Essen gibt es natürlich Line dance satt. Gut, dass es dabei so viel Bewegung gibt, sonst würde ich mich auch vor der Unternehmung drücken, wie es für Bulimiker und Anorektiker typisch ist.
So, darf gleich Feierabend machen.
LG
Ute

18.01.2010 15:20 • #25


U
Gestern habe ich es doch tatsächlich ohne einem bulimischen Anfall geschafft. Es ist auch zu lästig, wenn man alles in sich hineinstopft und anschließend überm Klo hängt und nicht mal schafft, sich zu erbrechen. Das ganze Essen mit den endlosen Kalorien... noch in einen drin. Gestern wollte ich so etwas alles nicht essen, habe Zwieback und einen Apfel gegessen, damit konnte ich wenigstens besser umgehen, und das konnte ich in mir drin lassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

08.02.2010 08:22 • #26


U
Hallo,

habe eine ziemlich verfressene Woche hinter mir. Ich schäme und hasse mich dafür. Das Erbrechen ist anstrengend, und es kommt nicht mal alles raus. Ich fühle mich fett. Ich sollte Sport treiben, sollte auf das Laufband. Im Fitness-Center meines Arbeitgebers, das auch noch auf dem Gelände ist, wo ich arbeite, gibt es auch eines. Mir fehlen nur noch geeignete Laufschuhe. Mann, ich bin so was von sportfaul, dabei könnte ich dadurch noch mehr abnehmen.
Warum kriege ich immer solche verhassten Fress-Flashes? Klar, mein Körper verlangt danach. Mein Körper, den ich immer noch so hasse mit seinen fetten Beinen, Monsterbeinen. Nein, die sind echt nicht schlank, sondern gnadenlos fett. Mich widert es an, sie sehen zu müssen. Im Sommer trage ich auch stets lange Hosen, oder eben auch 7/8-Hosen. Röcke und kurze Hosen, das wäre für mich die Hölle, bei diesen unförmigen, hässlichen Tretern. Mein Hintern ist genauso. Wenn ich könnte, würde ich da pausenlos reintreten, doch das lässt die Anatomie nicht zu.

Ich bin so was von schwach. Wenn es mir nur auf normalen wege gelingen würde, abzunehmen, doch nach meinen Erfahrungen funktioniert das bei mir nicht. Bei mir musste der drastische Weg sein. Und dann der verdammt Hunger, der mich zum fressen nötigt.

Letzte woche Freitag kam ich gerade zur unrechten Zeit zu meiner Freundin, und - WUMMS - hatte ich einen teller vor mir stehen. Warum bin ich nicht bei meiner Ausrede mit dem schon gegessen zu haben geblieben . Es gab Irish Stew. Lecker, ja. Aber Irish stew kenne ich auch als Choreographie aus dem Line Dance. Lieber tanze ich ihn, als ihn zu essen, so lecker das auch schmeckt. Die Mutter meiner Freundin war dort zu Besuch und hat das Essen vorbereitet. Ich sah sie mit Butter hantieren. Yvonne war noch nicht da, sie kam später.

Dann hatte sie mich zum essen eingeladen. Ich hatte dann auch noch mehr gegessen, als ich wollte.

Ja, Ute, stopf es rei n, damit du wieder fett wirst! Damit du wieder 100 kg wiegst.

Ja, ich weiß, dass meine Gedankengänge krank sind. Aber so bin ich nach mehreren erfolglosen Normal-Diäten eben geworden. Manche Freundinnen, wo ich weiß, dass da immer gegessen, gegessen und noch mal gegessen wird, meide ich zu besuchen. Auch mein Ex-Freund, wenn seine Eltern da sind, sind alle nur am Essen. Doch das habe ich ja schon mal geschrieben.

Ich hole mir morgen Sportschuhe.

LG
Ute

11.02.2010 20:49 • #27


U
Hallo,

habe hier schon länger nichts mehr reingeschrieben. Also auf ein Neues...

Während ich im Krankenhaus war, hatte ich Cortison bekommen. Cortison macht hungrig und fett. Nur die ersten Tage während meines künstlichen Komas habe ich das cortison über die Vene bekommen, dagegen konnte ich nichts machen.

Bevor ich krank wurde, hatte ich ganz stark meine Rippen gesehen, und mein bauch war flach. Als ich aufwachte aus dem Koma, war es vorbei mit flachem bauch. Ich hatte auch eine Magensonde bekommen, auch so ein Feind aller Magersüchtigen. Na, das bin ich nun nicht. Durch das Koma war ich ja nun auch abstinent, was Rauchen anbelangte, und das wollte ich auch beibehalten, möchte ich auch noch. Doch ich vergaß, dass man zu anderen Dingen in den Mund greift. so war es auch bei mir.

Nun gut, dass ich nicht in einer Klinik für Psychiatrie oder speziell für Essstörungen lag. So schummelte ich bei der Tabletteneinnahme und fischte mir diese für die Einnahme heraus, wo ich wusste, dass diese kein Cortison waren. Theophyllin (für Asthma) und die Antibiotika nahm ich ein, die anderen versteckte ich in einer Schachtel, diese in einer tüte. Mir war auch wegen meiner Ängste und Unruhe Lorazepam verordnet worden. Auch dieses landete in der Schachtel. Trotzdem wegen dem rauchentzug fraß ich. Die ersten tage war ich ja noch so zurückhaltend, dass ich noch eine Infusion mit Nährstoffen bekam, die ich mir selbst durch die Essverweigerung verwehrte.

Dummerweise war ich zu Anfang auf die Hilfe der Schwestern angewiesen, weil meine Hände nach dem Koma aussahen wie Krallen, Fein- und grobmotorik waren sehr gestört. Deswegen musste ich von einer Schwester gefüttert werden. Und zudem war mir pürierte Kost verordnet worden, noch auf der Intensivstation, doch auch auf der Station für Lungenerkrankungen verfolgte mich diese Pampe.

Man nahm das normale Essen, was ich zuerst als Neuzugang hatte, weg, und das war Fisch, den darf ich nicht - Allergie. Aber was danach kam, war noch viel schlimmer.

Ich teile diesen bericht mal vorsichtshalber, bevor ich die erlaubte Zeichenanzahl überschreite...

25.04.2010 08:15 • #28


U
Aufrecht saß ich im bett, mein Kopfende hatte mir die Schwester hochgestellt, dass ich gleich essen konnte. Essen... BÄÄÄH!!! Der Albtraum steigferte sich nun aber.

Eine schwester, die mir schon deswegen unsympathisch war, weil sie meinte mir, das Finalgon (Wirkung: Durchblutend, Nebenwirkung: Brennt nach kurzer Zeit) ins Ohrläppchen EINMASSIEREN zu müssen. Ich durchschaute vorhin ihre Absicht sofort und zog, als die Salbe mein Ohr erreicht und ausreichend durchbluten würde, den Kopf weg. So, genug jetzt, die Salbe ist drauf.
Ich muss das einmassieren.
Dann machen sie das bei anderen, nicht bei mir, ich habe Neurodermitis.
Also war die Schwester schon ohnehin recht angefressen, ich aber nicht minder.
Nun kam eben genau diese wieder rein mit einem teller püriewrtem Essen. Kartoffelpüree, püriertes grünes gemüse, was auch immer das sein sollte, und püriertes Fleisch... Das konnte nur sehr viel mit Butter sein!!! Ich sank schon beim eintritt dieser Schwester tiefer in meinem bett unter die Decke, die Beine musste ich anziehen, weil meine füße das Brett am Fußende berührten.
Ihre Miene war genauso pampig wie das Essen. Hätte ich nicht schon eine ES, häötte ich sie wohl in diesem augenblick bekommen.
Ich hasse es, wenn Kartoffelpüree mit Soße oder gar diesem Fleisch, was echt widerlich aussah, vermengt und gemischt wird.
Ich glaube, das hat keinen Zweck..., begann ich mich vor dem Essen zu drücken und machte ein klägliches Gesicht.
Sie essen jetzt. Sie behielt also ihre Art bei, tat genau das, vermischte alles miteinander und zwang den Löffel in meinem Mund, der sich nur widerwillig öffnete. Es schmeckte mir nicht. Schon wartete der nächste Esslöffel mit einem widerlichen Berg von undefinierbarer Farbe vor meinem Mund, der seinen widerwillen und seine Abscheu erst mal genauso wiedergab wie die Schwester, dessen Hackfresse immer ungehaltener wirkte. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ich auch den nächsten Löffel runter würgte. Das Zeugs schmeckte echt nicht, nicht nur Magersüchtigen oder Bulimikerinnen nicht. Diese Pampe hätten mir nicht mal meine Lieblingsoberärztin oder meine Therapeutin schmackhaft machen können, das Essen hier war kein Essen, dafür schmeckte es zu widerlich und sah zudem noch perv. aus!!!
Alles lief wie in Zeitlupe ab. Kein aufmunterndes wort der Schwester, keine Motivation. Ob Therapeutinnen, die Essbegleitung in Fachkliniken bei den Mahlzeiten durchführten genauso angefressen wirkten? fragte ich mich schaudernd. Für zwei Esslöffel mit diesem perversen Gemisch hatte ich knapp zehn Minuten gebraucht.
Die Hand mit dem dritten Löffel schoss auf mein Gesicht zu. Wieder machte ich bei der Mimik keinen Hehl aus meiner Abscheu. Okay, vor heute Abend gibt es nichts mehr. Nur deswegen ließ ich den Löffel rein, würgte das Gemisch mit was weiß ich wiviel Butter drin herunter und spülte noch Mineralwasser hinterher, um den widerlichen geschmack im Mund loszuwerden.
Sie ließ pürierten Fleisch mit Soße über die grüne Pampe laufen, verrührte es. WUAAAAH, die Alte musste abartige Veranlagungen im blut haben! Nicht noch mal so ein Löffel, nein, das geht gar nicht!!!
Wieder lauerte der Löffel vor meinem Mund. Ich rutschte noch tiefer in meinem bett, was das hochgestellte Kopfende überflüssig machte und sagte leidend: Mir... mir ist.. schlecht. Die Schwester musste damit rechnen, dass ich mich tatsächlich gleich übergeben würde und sie das Bett neu beziehen müsste, wenn sie mir diese perverse Pampe, die sie Essen schrie, in mich reinnötigte. Fluchtartig nahm sie den Teller, während ich tief durchatmete. Für die Pflegerin sollte es so ausehen, als würde ich so diese Übelkeit bezwingen wollen, in Wirklichkeit war es ein Aufatmen der Erleichterung.
Dann mal sehen, wie es heute abend mit dem Essen läuft. murmelte sie.
Waaah, immer dieser verdammte Essenszwang, konnte ich mir nicht verkneifen zu schimpfen.
Das machen wir, damit Sie gesund werden und zu Kräften kommen.
Na, sie sehen jetzt ja, dass ich von dem Kram da nicht gesund werde, versetzte ich und hatte immer noch den Geschmack im Mund.

Doch dabei sollte es nicht bleiben...

25.04.2010 09:05 • #29


A


Hallo Ute71HB,

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U
Achtung, dieser Beitrag triggert!!!

Mann, wie ich mich wieder hasse! Ich fresse wieder zu viel, ich nehme zu, und das belegt hier die Waage in der Rehaklinik. Komischerweise behaupten alle, ich hätte abgenommen. LÜGE!!! LÜGE!!! LÜGE!!! Bin ich schon so schlecht, dass mich alle verarschen? Sogar schon meine freundin? Gönnt mir keiner, dass ich schlank bin? Ich verhasste, verfressene M*ssg*b*rt. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Mann eyh, ich kann nicht mehr! Will mir das Essen verweigern, aber bei nächster Gelegenheit stopfe ich mir wieder meine gierige Hackfresse voll

Jaaa, ich weiß ja, dass ich essen muss, aber was mir das bringt, zeigt die Waage ja. Einmal ein Happen auf den Lippen, für immer auf den rippen. Ich gehöre zu denen, die Essen nur anschauen müssen, um davon zuzunehmen. Aber ich verfressenes Miststück fresse alles wie ein Tier. Nur macht sich ein tier keine Sorgen um die Figur.

Alles gerät außer Kontrolle. Ich hasse Essen! Ich will, will und will es verweigern. Von wegen man muss essen. Ich muss es nicht, will es nicht.

Echt, ich bin nicht stolz, dass ich zu solchen Mitteln greifen muss, um wieder die 5 oder gar 6 kg runter zu kriegen, die ich mir jetzt angefressen habe. Aber ich habe nun mal so einen verhassten Körper, der alles, aber wirklich ALLES ansetzt und den ich bezwingen muss, sonst kapiert der nicht, dass er, wenn er schon so hässlich ist, sich zu reduzieren hat. Im Krankenhaus kontrollieren die einen ja, ob man isst. Aber hier in der Rehaklinik bin ich mein eigener Chef über das Essen oder nicht essen.

Mir vergeht ja schon der Appetit, wenn ich daran denke, was das Essen gerade wieder aus mir macht. Alleine mit Ernährungsumstellung ist es bei mir nicht getan. Ich muss mehr tun, als nur Süßigkeiten weglassen, denn ich habe es schwerer mit abnehmen als andere, weil ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe. Ich muss 3 x so viel tun, um das gleiche zu erreichen wie andere Menschen. Und ich kann mich damit nicht abfinden. Ich muss mich schon mit so vieles abfinden, aber was zu viel ist, ist halt zu viel, im wahrsten Sinne des Wortes.

26.04.2010 10:33 • #30

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