Finger in den Hals zu stecken nach dem Essen

A
Hallo zusammen,

bin ja schon länger hier unterwegs, wegen BO und Depressionen auch in Therapie. Bisher habe ichmeiner Therapeutin nichts von meinem Essverhalten erzählt, dachte immer, das sei nicht so wichtig. Aber irgendwas sagt mir nun,dass es doch auf den Tisch sollte.
Angefangen hat es vor 8 Jahren, bei meiner Scheidung. Ich konnte nichts mehr essen, war wie zugeschnürt, musste mich übergeben wenn ich trótzdem aß und nahm ca zwanzig kg ab. Dann lernte ich soo schlank meinen jetzigen Mann kennen und zog hierher in den Norden. Habe dann streng auf meine Figur geachtet, weil ich ihm ja weiterhin gefallen wollte. Er mag halt nur schlanke Frauen. Dann haben wir aufgehört zu rauchen und ich nahm zehn kg zu, er auch. War auch nicht schlimm für ihn, aber mittlerweile für mich. Ich begann, mir nach üppigen Mahlzeiten den Finger in den Hals zu stecken... so konnte ich mein Gewicht wieder reduzieren und dann auch halten, ohne auf etwas zu verzichten. Vor ca. zweieinhalb Jahren hatte ich damit aufgehört und wieder normal gegessen und trotzdem mein mittlerweile erreichtes Normalgewicht gehalten.
Als es vor ca 1,5 Jahren dann mit BO losging, futterte ich wieder übermäßig, vor allem Süßes bei Stress... und steckte mir wieder den Finger in den Hals. Habe letztes Jahr ca fünfzehn kg verloren, durch Antidepressivas jedoch wieder zugenommen.Seitdem muss ich das beibehalten, so 1-2 mal täglich. Ich esse tagsüber kaum etwas, nur um das nötigste Hungergefühl zu stillen, abends schlag ich richtig zu, dann Eis und Süßigkeiten hinterher, großen Glas Wasser und ab zu Toilette. Ich hasse mich selbst dafür. Aber wenn ich es mal nicht tun kann (Gäste hier oder wir sind woanders), hab ich sofort ein schlechtes Gewissen und denke, jetzt hab ich wieder zugenommen. Komischerweise hat mein Mann bisher nichts gemerkt, obwohl die Geräusche aus dem Bad nicht immer leise sein können. Bekomme so langsam Probleme mit den Zähnen von der Magensäure und hab öfters ne Entzündung im Hals, kein Wunder...

Wie sag ich das am besten meiner Therapeutin? Ich bin schließlich kein magersüchtiger Teenie sondern schon Mitte vierzig ...

Danke euch fürs lesen und eure Ratschläge.

LG
Angie

20.05.2009 09:40 • #1


G
Wenn du glaubst, die richtigen Worte nicht finden zu können, dann drucke deinen Beitrag hier aus und bring ihn ihr mit. Zeig ihr das Geschriebene. Das macht es für dich vielleicht leichter. Und glaube mir du bist kein Einzelfall. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo schlanksein ein solches Muss ist, werden es auch immer mehr ältere Frauen (du bist nicht alt, aber älter als 14 :-) ), die zu einer Essstörung neigen.

Es ist gut, dass du das für dich erkannst hast. Das ist schon mal der erste Schritt. Zeig ihr ruhig deinen Beitrag hier.

LG

20.05.2009 13:14 • #2


A


Hallo angiehh,

Finger in den Hals zu stecken nach dem Essen

x 3#3


A
Liebe Angie,

ich kann nur zustimmen: Eine Essstörung um die sogenannte Lebensmitte (die du ja noch nicht erreicht hast) herum, ist keine Seltenheit. Ich meine sogar neulich über ein Buch zu diesem Thema gestolpert zu sein.
Was immer gilt- egal in welchem Alter sich die Betroffene befindet- je schneller du etwas unternimmst, desto besser sind die erfolgsaussichten.

Ich weiß aus eiger Erfahrung, wie schambesetzt diese Themen und insbesondere die Bulimie für jeden Betroffenen sind. Aber wenn du eine gute Therapeutin hast, wird sie angemessen reagieren. Und ganz ehrlich- wenn nicht, ist sie nicht die Richtige. Du hast ein Problem, das viele Menschen betrifft, und es zeugt von sehr großem Mut, damit rauszugehen und um Hilfe zu bitten.

Für diesen Schritt wünsche ich dir sehr viel Mut. Die Idee, diesen Beitrag auszudrucken, finde ich auch gut. Manchmal ist es leichter und es geht erstmal nicht so sehr darum wie du es sagst, sondern dass du es ausdrückst.

Alles Liebe
Anna

21.05.2009 08:48 • #3


A
Hallo Anna,
hallo ,

vielen Dank für eure Antworten. Das Ausdrucken ist eigentlich ne gute Idee. Aber ich habe irgendwie eine Sperre, mich als Essgestörte wahrzunehmen und auch offen zu legen, egal ob mündlich oder schriftlich. So blöd es klingt, meine Depressionen zuzugeben, war für mich wesentlich einfacher. Meine Therapeutin ist klasse, ich hab da keine Befürchtungen, dass sie komisch reagiert, im Gegenteil. Die Frau ist einfach toll, sie hat mir schon sehr geholfen. Aber diese Hemmschwelle zu überwinden, das fällt mir verdammt schwer. Ich knabbere da jetzt schon so 4 Wochen dran rum und nehm mir jedesmal vor, heute sprichst du es an... Pustekuchen...

LG
Angie

22.05.2009 07:54 • #4


G
Was macht dir solche Angst? Warum ist dir das unangenehm?

LG

22.05.2009 07:59 • #5


A
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antworten.

@
Was mir Angst macht? Angst direkt eigentlich nicht, es ist eher eine weitere Tür, die ich eigentlich nicht öffnen möchte. Aus Scham, weil ich nicht noch schwächer als ohnehin schon durch die Depressionen erscheinen möchte. Keine Ahnung... Vielleicht auch, weil man ja in meinem Alter nicht mehr so unvernünftig und/oder ichbezogen sein sollte...

@moon
Ja, Essstörungen sind sehr sehr viel intimer als eine Depression, zumindest für mich, und daher schwerer einzugestehen. Ich konnte auch bisher nicht darüber sprechen, mit niemandem. Meine Therapeutin hat ab übernächste Woche Urlaub. Wahrscheinlich werde ich in der therapiefreien Zeit auch wegfahren, je nachdem, was die Krankenkasse zu meinem entsprechenden UrlaubsAntrag meint. Ich denke mal, danach werde ich hoffentlich so weit sein, dass ich ihr das mitteile. Wahrscheinlich werde ich mein posting hier ausdrucken und ihr einfach mal am Ende der Stunde in die Hand drücken.

Vielleicht hab ich auch Angst davor, was da an Therapie auf mich zukommt. So schlimm empfinde ich das Ganze eigentlich gar nicht. Auf keinen Fall möchte ich in eine Klinik. Und so einen geregelten Essensplan möchte ich auch nicht einhalten müssen...

Wie verläuft eigentlich eine Therapie wg Essstörung? Hat da jemand Erfahrung?

LG
Angie

25.05.2009 10:24 • #6


A
Hallo Moon,

ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Deine Worte tun mir sehr gut und bestärken mich darin, mich doch irgendwann meiner Therapeutin zu öffnen. Nur, ob ich das noch vorm Urlaub schaffe, weiß ich echt nicht. Wir beschäftigen uns in den Sitzungen derzeit noch mit meinem BO und der Situation im Büro bzw meinem weiteren beruflichen Plänen. Das ist immer noch harte Arbeit, da noch die ES oben draufzupacken, ist momentan zu heavy, glaub ich.

Deine Flussgeschichte hat mich sehr berührt. Sie trifft haargenau.

Was du zu den Therapien schreibst, klingt echt hart. Und vor allem wg dem Essensplan mache ich mir Sorgen. Auch Gedanken und Gefühle vorm, während und nach dem Essen zu notieren, stelle ich mir mühselig vor. Vor allem habe ich den Eindruck, dass dann das Thema Essen noch mehr in den Vordergrund tritt und sich sämtlche Gedanken darum drehen. Das überfordert mich im Moment.

LG
Angie

26.05.2009 08:00 • #7


A
Hallo Moon,

vielen Dank für deine lieben Worte. Bei meinem letzten Terhapietermin diese Woche war ich ganz nah dran, auszupacken. Habs aber dann doch wieder nicht geschafft. Es stimmt schon, es belastet mich wahrscheinlich so mehr, als wenn darüber gesprochen wird. Ging mir bei BO/DEpressionen auch so. Sobald das auf dem Tisch war und ich - wie du schreibst - die Diagnose hatte und dem entsprechenden Kreis zugeordnet war, fühlte ich mich erleichtert. Vor allem, als ich in diesem Forum auf Gleichgesinnte gestoßen bin und merkte, ich bin nicht allein. Deshalb hoffe ich ja auch, es wird mit ES ähnlich laufen. Trotzdem habe ich so große Angst vor dieser Hürde. Mist ne? Den nächstenund letzten Termin vor ihrem Urlaub hab ich nächste Woche. Ich hoffe, dass ich das Thema dann ansprechen kann bzw. ihr wenigstens etwas schriftliches in die Hand drücken kann.

Sie meint, ich solle doch während ihrem Urlaub auch ein paar Tage verreisen, das würde mir bestimmt guttun. Mal sehen. Mein Mann bräuchte auch Urlaub, dringend sogar.

LG
Angie

28.05.2009 08:55 • #8


A
So, gestern hab ich s getan und ihr den Brief gegeben. NAch ihrem Urlaub werde ich hoffentlich die Kraft haben, darüber zu sprechen.

LG
Angie

06.06.2009 07:50 • #9


A
Liebe Angie,

das war ein wichtiger und sehr mutiger Schritt. Ich bin stolz auf dich...sei es auch.
Magst du erzählen, wie es weitergeht? Oder wie es dir in der Zwischenzeit ergeht?

Liebe Grüße
Anna

08.06.2009 08:11 • #10


A
Hallo Anna,
hallo Moon,

danke für eure Anworten. War auf Anraten meiner Thera 2 Wochen in Urlaub, da derzeit wegen ihrem Urlaub eh keine Sitzungen stattfinden können. Hab erst Mitte Juli den nächsten Termin bei ihr und bin schon ziemlich nervös, weil wir dann wohl über meinen Brief sprechen werden.

Ich hatte den Brief selbst formuliert, ähnlich wie hier.

Tja. wie geht es mir momentan? Schwer zu sagen. Im Urlaub konnte ich mich nicht wie sonst nach dem Essen verhalten. Hab ganz normal essen können und auch 1 kg zugenommen, was mich nicht besonders störte. Dachte schon, bin drüberweg... Und dann bin ich gleich nach der Rückkehr wieder ins alte Muster verfallen.

Als ich jetzt schon einen Teil der Standfotos durchgesehen habe, bin ich mir wieder entsetzlich fett vorgekommen. Obwohl mein Gewicht im Normalbereich liegt, Tendenz eher nach unten als nach oben. Ich mag mich gar nicht anschauen im Bikini. Mein Mann sagt, alles okay, aber ich finde meine Wampe einfach zu fett. Mist...

24.06.2009 11:30 • #11


A
Liebe Angie,

schön, dass du wieder da bist. Ist es nicht verwunderlich, dass im Urlaub manchmal soviel möglich ist? Ich habe in dem Buch Zucker und Bulimie gelesen, dass das scheinbar keinen Einzelfall darstellt. Viele Betroffene können im Urlaub ein anderes Essverhalten an den Tag legen; fallen Zuhause aber wieder in die gleichen Muster zurück.

Ich kenne das auch. Zumindest erinnere ich mich an eine Woche 2003, in der ich auf Mallorca war und mich rundum wohl gefühlt habe. Dort habe ich auf einmal normal gegessen und nicht zugenommen, sondern eher noch Wassereinlagerungen verloren. Zuhause war aber schnell alles wieder beim Alten.

Dass du erst Mitte Juli wieder einen Termin hast, ist vielleicht etwas unglücklich, weil du jetzt solange auf das Gespräch bezüglich deines Briefes warten musst. Aber wenn deine Therapeutin gut ist (und davon gehe ich aus), wird es sicher nicht so schlimm, wie du es erwartest.

Wie geht es dir denn heute? Kannst du beschreiben, was in dir vorgeht, wenn du die Bilder aus dem Urlaub betrachtest? Siehst du deinen Körper verzerrt oder meinst du, dass du wirklich so aussiehst, wie du dich bewertest?

Liebe Grüße
Anna

26.06.2009 07:24 • #12


A
Hallo Anna,
danke für deine Antwort. Gestern war echt beschissen. Ich hab zweihundert g Nugat-Schokolade und ne ganze Tüte Mini-Mars in mich reingewürgt... und danach das übliche...Heute morgen dann gleich auf die Waage. Hab seit Dienstag fünfhundert g abgenommen, was mich natürlich mal wieder freut.

Ich glaube nicht, dass ich mich verzerrt sehe. Zumindest nicht so, wie man es aus den Dokumentationen über Essstörungen kennt. Aber ich bin NIE zufrieden mit meiner Figur, schon seit Teenietagen. Keine Ahnung, warum. Hatte nie Übergewicht, kein Mensch (außer meiner Mutter, die gerne mal spaßeshalber nach Speckröllchen suchte...) hat je gesagt, ich wäre zu dick oder so. Selbst nach den Schwangerschaften hatte ich relativ schnell wieder mein Gewicht und wurde oft beneidet. Auch jetzt, wo ich stramm auf die 50 zugehe, könnte ich eigentlich rundum zufrieden mit meiner Figur sein. Am Strand hat man ja die besten Vergleichsmöglichkeiten. Klar, nach2 Schwangerschaften (eine davon Zwillinge) ist der Bauch nicht mehr so straff wie mit 20, aber viele - auch ganz junge - Frauen sind da wesentlich unförmiger als ich. Also könnte ich doch glücklich und zfrieden mit mir sein. Aber nein, ich find mich zu dick... Warum bin ich so bescheuert?

Dass der Termin erst Mitte Juli ist, finde ich nicht so schlimm. Das wusste ich ja auch schon, als ich ihr den Brief gab. So habe ich lange genug Zeit, mich seelisch auf das Gespräch vorzubereiten. Ich hab auch keine Angst vor ihr, im Gegenteil, sehr viel Vertrauen und Respekt. Und auch sie mag mich sehr, glaub ich.

LG
Angie

26.06.2009 08:27 • #13


A
Hallo,

wollte mal kurz von dem gefürchteten gestrigen Thera-Termin berichten. War sehr nervös vorher und hatte fast ne Panikattacke am Eingang. Habs dann aber geschafft, reinzugehen. Und was soll ich sagen? War halb so schlimm. Sie ist wirklich super, findet immer die richtigen Worte und bringt mich zum Reden. Wir gehen das ganz langsam an, gestern ging es vor allem um die Gefühle, nachdem ich ihr den Brief gegeben hatte und um die Fakten, die zu der Essstörung geführt haben könnten. Ich bin sehr erleichtert, dass das jetzt auf dem Tisch liegt. Gleichzeitig hatte ich ihr auch von meinen Eheproblemen geschrieben. Alles hängt anscheinend ganz eng zusammen (BO/Depression/Essstörung/Ehe etc). Wird harte Arbeit.

LG
Angie

15.07.2009 08:04 • #14


A


Hallo angiehh,

x 4#15


A
Guten Morgen Moon,

ganz lieben Dank für deine Antwort. Du hast so toll gechrieben, das baut mich auf.Ich glaube, deine Texte werde ich mir noch öfters durchlesen und mir vor Augen führen, dass ich es schaffen kann. Im Moment bin ich ziemlich durcheinander, so viele Baustellen in meinem Leben...

LG
Angie

16.07.2009 08:03 • #15

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