Mein Sohn raucht - Freunde sind nicht gut für ihn

N
Hallo erstmal!
Vorgestellt habe ich mich schon als Person und mit meinem Anliegen. Möglicher Weise bin ich hier nicht an der richtigen Adresse; das wäre dann eben mein Pech, aber sicher nicht Schuld dieses Forums.(Hut ab!)
Mein Problem ist in meinen Kreisen nicht einzigartig. (Mit Kreisen meine ich die so genannten Akademiker.) Berufsbedingt ist mein Lebensmittelpunkt eben dort. Ich habe einen Sohn (15), der auf's Gymnasium geht und dort viele Freunde hat.

Ich gehe regelmäßig und viel arbeiten und habe deswegen keine totale Kontrolle über alle seine Freizeitaktivitäten, was ich auch nicht will. Durch Zufall habe ich mitbekommen, dass mein Sohn neben unserem relativ geordneten, harmonischen Zweier-Familienleben in einer Parallelwelt lebt, von der ich seit einiger Zeit nichts mitbekommen habe. Er ist kein Junk..., aber er raucht (das hat er zugegeben) und trifft sich mit Leuten, die er mir vorenthält. Bis vor Kurzem hatte ich totales Vertrauen. Als ich ihn vor einigen Tagen fragte, was er eigentlich mit dem XY (Dealer, wie ich weiß) habe, log er mir mit klaren, offen Augen mitten ins Gesicht. Inzwischen weiß ich, dass auch seine oben erwähnten Freunde von der Schule dabei sind.

Als ich die entsprechenden Eltern ansprach, wurde ein Kübel Sch... über mich ausgekippt, so dass ich für's Erste aufgab. Die Erkenntnis, dass mein Sohn mein Vertrauen benutzt und mich gnadenlos anlügt, bringt mich vollkommen durcheinander. Die anderen Sorgen, auch nicht klein, mit denen ich bisher ganz gut umgehen konnte, werden auf einmal bleischwer, und ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll. Immer öfter möchte ich einfach nur die Bettdecke über meinen Kopf ziehen. Vielleicht ist jemand hier, der in einer ähnlichen Situation steckt.? L.

03.11.2010 23:59 • #1


S
Hallo noyau,

ich habe Deinen Beitrag hier ins Angehörigenforum verschoben, da Du Dich ja bereits schon mal vorgestellt hast.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, diesen Thread ins Forum Suchterkrankungen zu verschieben.
Falls das Dir lieber sein sollte, dann schreib mir bitte eine PN.

04.11.2010 00:51 • #2


A


Hallo noyau,

Mein Sohn raucht - Freunde sind nicht gut für ihn

x 3#3


Blumenkind
Hallo noyau,

erst einmal würde ich dir gerne sagen, dass ich es sehr gut finde, dass du dich so um deinen Sohn kümmerst und dass es dir überhaupt aufgefallen ist, dass etwas bei ihm nicht stimmt.

Damit wären wir aber auch schon bei einigen Fragen, die mir beim Lesen deines Textes gekommen sind - vielleicht möchtest du ja darauf eingehen?

= Woher weißt du, dass dein Sohn *beep*?

Hast du ihn dabeo beobachtet oder hast du physische Anzeichen (rote Augen, Veränderung des Pupillenreflexes etc.) an ihm bemerkt? Oder bist du über seinen Umgang darauf gekommen?

= Gibt es bei euch familiäre Probleme oder hat dein Sohn psychische Auffälligkeiten?

Ich habe selbst kein Kind, das betroffen ist, aber ich kenne genügend Jugendliche, um einen kleinen Einblick in die Thematik zu haben. *beep* ist oft Teil eines Gruppenzwanges bzw. dient zur Etablierung und zum Aufstieg innerhalb der Hierarchie einer Peer-Group. Dieser Teil spielt sehr häufig eine Rolle. ABER: Eine gesunde und gefestigte Persönlichkeit lässt sich nicht zum Dro. zwingen (jedenfalls nicht in dieser Form, einmalige Verabreichung gegen den Willen einer Person ist ein anderes Thema). Deshalb ist es so gut wie immer der Fall, dass bereits eine psychische oder psychosoziale Beeinträchtigung vorliegt, bevor es zum *beep* kommt. Das muss keine ausgewachsene Krankheit sein, sondern kann sich bereits in einem gestörten familiären Verhältnis ausdrücken.

Ich betone dabei, dass ich dir nicht unterstelle, dass du dich zu wenig um deinen Sohn kümmerst oder dass du an seinem verhalten Schuld bist (bevor Missverständnisse auftauchen). Es ist nicht deine Aufgabe, totale Kontrolle über dein Kind zu haben, das wäre im Gegenteil sehr kontraproduktiv. Mir haben viele *beep* oder Abhängige von anderen Dro. erzählt, dass sie sich wünschten, ihre Eltern würden sie fragen, wie es ihnen geht - nicht als bloße Floskel, sondern ernst gemeint. Als Elternteil hält man es oft für selbstverständlich, dass das Kind immer zu einem kommen kann, wenn es Hilfe oder Rat benötigt oder wenn es sich auch einfach mal nur aussprechen möchte. Aber gerade im Jugendalter ist dies aus der Sicht des Kindes oft nicht so selbstverständlich.

Darüber hinaus ist es allgemein ein Balanceakt: Teenager dürfen sich nicht kontrolliert fühlen, aber auch nicht allein gelassen. Sie sind zwar selbstständig, brauchen aber noch Rückhalt - und den besten Rückhalt kann eine gut funktionierende Familie geben.
Du hast geschrieben, dass er dich anlügt und ich habe den Eindruck, dass er eine blockierende Haltung hat - das ist auch vollkommen normal in dieser Situation. Allerdings ist es damit auch schwieriger, eine positiv beeinflussende Situation zu schaffen - aber nicht unmöglich.

Vielleicht helfen dir diese Punkte ja ein wenig weiter. Ich kann dir allerdings auch wärmstens empfehlen, dich an an eine Beratungsstelle in deiner Nähe zu wenden, damit du mit deinem Problem nicht alleine bist und im Idealfall einen festen Ansprechpartner hast. Eine Anlaufstelle dafür ist auch das sog. Elterntelefon (das nicht so schlimm ist, wie es klingt).

Ich wünsche dir und deinem Sohn alles Gute!

P.S.: Was ich noch gerne anfügen würde: Das *beep* an sich kommt zwar nicht aus dem Nichts, beeinflusst biochemisch jedoch auch das Verhalten eines Menschen und kann seinerseits Auslöser für psychische Krankheiten sein. Deshalb ist es für *beep* umso schwerer, ihr Verhalten zu kontrollieren, was wiederum Frustration und als Folge davon auch Aggression auslösen kann. Dein Sohn ist alt genug, um für sein Verhalten die Verantwortung zu übernehmen - aber ich denke, dass man das etwas im Hinterkopf behalten sollte.

04.11.2010 09:02 • #3


N
Hallo Blumenkind,
erst einmal herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit für eine sehr ausführliche und differenzierte Antwort genommen hast!

Wie du schon ahntest: Die familiäre Situation ist sicherlich auch mit Ursache für das Verhalten meines Sohnes. Um die Familienverhältnisse verständlich zu schildern, müsste ich einen historischen Roman schreiben.
Unter dem Strich: Ich fühle mich schuldig - als Mutter, als Haupt-Bezugsperson. Du bist auch nicht die Erste, die mir dazu geraten hat, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Das habe ich nun in die Wege geleitet. Denn die Gespräche mit Menschen, die mir nahe stehen, drehen sich seit einiger Zeit im Kreis - und ich auch.

Alles Gute für Dich.
noyau

10.11.2010 22:43 • #4


Blumenkind
Hallo noyau,

ich finde es gut, dass du diesen Schritt gegangen bist - viel Erfolg und alles Gute auch weiterhin! :)

13.11.2010 12:56 • #5


M
Hallo noyau,

auch ich bin gegen die Verharmlosung.
Zitat von dIspeReo:
Grass ist eine, jedenfalls in weiten Teilen der Gesellschaft, akzeptierte Dro..
Manche probieren es und lassen dann wieder die Finger davon - manche aber auch nicht! Im Vorfeld weiß das niemand und schon hat der Betreffende ein Riesenproblem an der Backe. In wie weit das gesellschaftlich akzeptiert ist, weiß ich nicht. ICH akzeptiere es nicht und ich glaube, die meisten Eltern nehmen das auch bei ihren Kindern nicht gelassen hin. Eine gesellschaftliche Akzeptanz macht es übrigens auch nicht besser.

Bei meinem Sohn hatte ich zeitweise den Verdacht, dass er Dro. nähme als er 17/18 Jahre alt war. Ich habe mich sehr schnell mit einer Dro. in Verbindung gesetzt. Gott sei Dank - blinder Alarm.
Zitat von noyau:
ich weiß nicht mehr, wo ich anfangen soll. Immer öfter möchte ich einfach nur die Bettdecke über meinen Kopf ziehen.
Das kenne ich sehr gut. Man hat auf einmal so viele Baustellen und man möchte am liebsten weglaufen. Versuche frühzeitig für DICH Hilfe und Unterstützung zu finden. Mein Sohn hatte wirklich eine ganz schlimme Zeit und ich habe irgendwie funktioniert und funktioniert. Als er dann das Haus verlassen hatte, bin ich endgültig zusammengeklappt. Folge: 5 Jahre Therapie wegen Depressionen (die Probleme mit dem Sohn waren aber nicht der alleinige Grund - da kommt ja immer im Laufe der Zeit so einiges zusammen) Ich habe mich mühsam da wieder rausgekämpft allerdings geht es bei mir zur Zeit in Folge von Überlastung langsam wieder abwärts. Noch bin ich nicht so weit, wieder zum Arzt zu gehen aber ich fürchte, das wird sich wohl nicht mehr all zu lange vermeiden lassen

Ich wünsche mir, dass Du nicht zu lange damit wartest, auch etwas für Dich zu tun.

14.11.2010 15:46 • #6


N
an: Martina, Blumenkind, sonnenblume20, dispeReo
Herzliche Grüße an Euch alle. Da ich mich noch nicht mit der Technik des Zitierens auskenne, schreibe ich hier eine nicht sehr ausführliche 'Sammel'antwort.
Mir scheint, ich habe eine leicht kontroverse Diskussion ausgelöst. Das finde ich gar nicht schlecht; denn ich bin sicher, dass es bei dem Problem nicht um richtig oder falsch geht geht.

sonnenblume20 sagt, dass keine Art von Dro. zu akzeptieren sei. Da stimme ich voll zu, aber es nützt ja im Moment wenig, meinem Sohn das zu erzählen. Wenn Dein Sohn und deine Tochter dich 'verschont' haben, dann freue ich mich für dich.
dispeReo: du sprichst aus eigener Erfahrung und machst mir auch Hoffnung, dass es eine vorübergehende Rebellion sein könnte. Du hast noch viel mehr geschrieben, was ich ernst nehme; darüber denke ich weiter nach.
Martina: Was du geschrieben hast, auch über dich, berührt mich. Möglicherweise ist das der Ansatzpunkt, aus meinem Tief rauszukommen und wieder wirklich, mit allen Kräften, für meinen Sohn (und für mich) da sein zu können. Vor einer jahrelangen Therapie habe ich Angst.
Vielen Dank nochmal an Euch alle! noyau

14.11.2010 18:12 • #7


S
Hallo noyau,

Zitat von noyau:
sonnenblume20 sagt, dass keine Art von Dro. zu akzeptieren sei. Da stimme ich voll zu, aber es nützt ja im Moment wenig, meinem Sohn das zu erzählen

Natürlich, das kann ich verstehen. Ich schrieb das auch nicht aus dem Grund, dass Du es Deinem Sohn erzählen sollst (das würde wahrscheinlich eh zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausgehen), sondern ich schrieb es deswegen, damit eben der Dro. durch die Aussage von DispeReo nicht verharmlost wird.

Ich wollte einfach nur nochmal darauf aufmerksam machen, dass jede Art von Dro., egal ob nur Grass oder etwas anderes, egal ob wenig oder viel, zu denken geben sollte.

Leider kann ich Dir nichts helfendes an die Hand geben, weil ich selbst keine Erfahrungen mit Dro. gemacht habe.

Ich wünsche Dir aber weiterhin alles Gute und ganz viel Hilfe!

14.11.2010 19:01 • #8


W
Viel an Hilfe kann ich Dir auch nicht schreiben. Ich war mal mit einem meiner Kinder in einer ähnlichen Situation.
Mit 13 hatte er das erste Mal Alk., THC (Wirkstoff von Gras, also Canna.) und Speed ( = Amphetamine) im Blut. Er ist jetzt 17 und m.W. nach so ziemlich Dro.. Was will ich damit sagen?
Man macht sich - berechtigterweise - als Eltern viele Gedanken und sieht sein Kind eine typische Dro. durchlaufen, bis hin zum Dro. und / oder Dro.. Man steckt nicht drin und mitunter passiert das ja auch. Aber für viele Jugendliche sind Alk. und Canna. auch nur Phasen des Probierens, Profilierens etc., die so vorbeigehen, wie sie kommen.
Ich kann nur empfehlen, sich gut über die Dro. zu informieren. Damit meine ich nicht die übliche schwarz-weiß-Verteuflungsaufklärung gemäß rtl2 (da war gestern erst wieder so ein Mist im TV) und Co, sondern sich fundiertes Wissen draufzuschaffen. Ich glaube, es hilft den Kids und sie bekommen Vertrauen, wenn sie merken, dass man nicht nur in das übliche Horn bläst, sondern auch weiß, wovon man redet und wenn man weiß, wie ein Dro. und eine Substanz einzuordnen ist.
Eine sehr gute Anlaufstelle hierfür ist die Seite http://www.drugcom.de/Sie ist nicht pro - Dro., gibt aber wirklich fundierte und untermauerte Informationen über die verschiedenen zur Zeit gängigen Dro.. Hier findest Du auch sehr gute Erklärungen zum Thema Canna..
Sie klärt über die Gefahren auf, ohne mit so Aussagen, wie Auch an Hasch kann man krepieren auf Teufel komm raus einzuschüchtern. Ein im doppelten Sinne des Wortes nüchterner Umgang ist gefragt.
Versuche auch (ist leicht gesagt, ich weiß das selber...), dich im Umgang mit Deinem Kind nicht nur auf diese heißen Themen zu beschränken, sondern mit ihm auch über unverfängliche Dinge ins Gespräch zu kommen, damit Ihr den Kontakt zueinander nicht verliert. Ansonsten kann Dir, wie bereits schon gesagt, ein Termin bei einer Dro. (erstmal nur für Dich alleine) helfen.
Ach ja: Die urbane Legende von Gras als Einstiegsdroge ist nach den neueren Erkenntnissen mittlerweile überholt. Die meisten bleiben dabei oder es verliert sich im Laufe der Zeit wieder (was jetzt keine Verharmlosung sein soll).

15.11.2010 13:02 • #9


A


Hallo noyau,

x 4#10


N
An Walter
Eine sehr gute Anlaufstelle hierfür ist die Seite ............ Sie ist nicht pro - Dro., gibt aber wirklich fundierte und untermauerte Informationen über die verschiedenen zur Zeit gängigen Dro.. Hier findest Du auch sehr gute Erklärungen zum Thema Canna..
Ich kriege das Zitieren nicht hin, aber danke für den Link. Hab ihn sowieso gleich aufgeschrieben. PN ist nicht nötig.

Ich bin ganz gut informiert und auch noch nicht panisch, aber wenn es um das eigene Kind geht, guckt 'man' doch noch anders hin.

Ich muss mich, glaube ich, mit den Gratwanderungen auseinandersetzen zwischen Kontrolle und Loslassen, zwischen Schuldgefühlen und (ja) mich nicht an allem allein schuldig fühlen.
Im Moment überwiegen meine Schuldgefühle. Ich frage mich, wohin mein Sohn flieht. Am meisten fürchte ich, dass er woanders etwas sucht, was ich ihm nicht geben kann oder konnte. Meine Angst ist, dass er nicht stark genug ist, im richtigen Moment NEIN zu sagen.
Was ich nun als Erstes angehen werde ist: Zeit mit ihm, die uns beiden Spaß bringt; nicht nur heiße Themen; Prioritäten setzen; auch mal Termine absagen; für 'gute Laune' auch bei mir selbst sorgen.

Danke für deine Gedanken.
noyau

16.11.2010 22:45 • #10

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