Liebe ihn ihn noch oder ist es nur Gewohnheit?

G
Hallo,

ich hatte ja schon häufiger davon berichtet, dass ich immer wieder, wenn sich ein Loch nähert und meine Angstspirale anzieht, ich die Gefühle zu meinem Freund verliere. Er wird mir dann immer so fremd und angstauslösend, dass ich am liebsten abhauen würde. Bei einigen Recherchen im Internet, hab ich festgestellt, dass ich anscheinend kein Einzelfall bin und viele andere, die unter unserer Krankheit (Angst oder Depression) leiden, ähnliche Probleme haben.

Bei mir steht immer die eine Frage dann ganz hoch im Kurs: Liebe ich ihn überhaupt noch? Bin ich nur noch aus Gewohnheit hier?. Wenn dann die Angstspirale wieder abflaut und es mir wieder besser geht, kann ich mir diese Überlegungen gar nicht erklären. Leider sind diese Gedanken immer so stark, wenn sie dann kommen. Vor allem der Fluchtgedanke. Diese Überlegungen, die Beziehung sofort zu beenden, auszuziehen und alles hinter einem zu lassen. Dabei ist das eigentlich gar nicht mein Wunsch - oder, mit Zweifeln unterlegt, vielleicht doch?

Mich würde einmal interessieren, wie eure Erfahrungen so sind und habe deswegen den Thread aufgemacht, um ein wenig mich auszutauschen. Denn mir fällt als einzige Möglichkeit diese Zwangsgedanken auszuhalten nur ein, auszuhalten. Sprich abzuwarten bis es mir wieder besser geht. Wie es das bei euch?

23.07.2011 10:25 • #1


M
Hallo ,

wenn es mir schlecht geht, ist die Beziehung meine Rettungsinsel (sonst schon auch, aber dann ganz besonders). Aber mein Mann wollte unter dem Einfluß einer Depression schon einmal die Ehe beenden. Und ich weiß auch von vielen anderen Betroffenen, dass es ihnen ähnlich geht wie Dir.
Ich meine, wenn man während einer guten Zeit weiß, dass einem die Beziehung wichtig ist, soll man die Zweifel während einer schlechten Phase besser aussitzen. Sonst könnte zuviel Porzellan zerschlagen werden.

23.07.2011 11:17 • #2


A


Hallo GastAccount,

Liebe ihn ihn noch oder ist es nur Gewohnheit?

x 3#3


Glasscherbe
Hallo,

Bei mir ist es eher umgekehrt. Ich beginne in solchen Phasen, alles in Frage zu stellen, glaube, dass er mich gar nicht lieben kann und dass er sowieso bal weg sein wird, weil er mich nur hinters Licht führen will. Hinterher fuehle ich mich so schlecht auch ihm gegenüber für die Unterstellungen, die ich ihm in Gedanken gemacht habe. Ich weiß dann auch, dass diese Gedanken keine Grundlage haben und ein Resultat vergangener Beziehungen sind. Und es tut mir dann so leid, dass er das ausbaden muss ... Ich fühle mich sehr schlecht dabei. Manchmal überlege ich sogar mich zu trennen, damit er eine gute Freundin bekommt, die besser ist als ich. Er ist ein sehr lieber Mensch. Deshalb denke ich dann so. Er hat ja auch jemanden verdient, der gut ist.

23.07.2011 14:04 • #3


G
Und das ist ja gerade das Paradoxe an der ganzen Sache. Wenn wir unsere Partner nicht mehr lieben würden, dann wäre es uns doch egal, ob sie etwas Besseres verdient hätten, oder leiden würden oder was auch immer. Wir würden gehen und gut wäre. Aber ich z.B. kann das nicht. Die Vorstellung ihm so weh zu tun, dem einzigen Menschen, den ich so sehr liebe, ist für mich unerträglich. Und das fühle ich sogar in den schlechten Phasen. Das lässt mich auch festhalten, sonst würde ich durchdrehen.

23.07.2011 14:59 • #4


Glasscherbe
Das stimmt, ich könnte das auch nicht. So klar wie du kann ich aber nicht begründen, wieso das so ist. Manchmal denke ich, vielleicht bin ich ja einfach nur egoistisch und will nicht allein sein? Verletzen möchte ich ihn auch nicht, dass ist mir auch total wichtig. Oft habe ich jedoch auch Angst, je mehr ich mich öffne, dass er mich ja dann auch immer mehr verletzen kann. Dann bekomme ich hin und wieder auch deshalb Wut, weil ich mich verletzbar mache und fange an, mir zu überlegen, dass er mich ja schon die ganze Zeit ausnutzen könnte oder sowas in der Art. Letztlich bin ich total unsicher und verliere sinnlos Energie - denn am Ende ist es nichts als ein Gedankenkreisel mit tausend hypothetischen wenn und abers. Total absurd.

23.07.2011 17:31 • #5


G
Ich finde mich da gerade total wieder.

Wenn interesse besteht, kann ich das auch gerne übersetzen (das lenkt mich dann ab).

Hier noch ne andere Seite. Typisch, die Briten sind mal wieder weiter.

10.08.2011 15:52 • #6


Glasscherbe
Danke für die Links. Sie sind sehr interessant, ich kenne auch viele der beschriebenen Gedanken/Eigenschaften.
Mir fällt auch auf, dass ich bisher eigentlich fast alle meiner Beziehungen selbst beendet habe. Ich muss da mal genauer drüber nachdenken. Ob es da Zusammenhänge gibt? Oder ist diese Tatsache eher Bedingung für die Gedanken, nicht gut genug zu sein/nicht genug Liebe zu geben?

12.08.2011 11:20 • #7


J
hallo ,

deine gedanken könnten die meinen sein.
genauso geht es mir derzeit auch.

und wenn es einem gut geht, quillt die liebe teilweise nur so über. zumindest ist die zuneigung wieder fühlbar und man sieht die zukunft wieder in einem hoffnungsfrohen licht.

vor diesem jahr konnte ich nach einer reha vor 1,5 jahren mit diesen schwankungen etwas besser umgehen.
wusste, dass jeder normale mensch auch nicht dauerhaft und jeden tag die vollkommen liebe empfindet.
dass schwankungen also etwas vollkommen normales sind.

aber derzeit hänge ich in dieser spirale vollkommen drin.

gerne würde ich mich über seine übersetzung der links freuen.
so ganz auseinanderklamüsert bekomme ich die nicht.

16.10.2011 14:10 • #8


G
Ich versuche mich morgen mal an den ersten Link zu machen, der ist nicht ganz so lang.

16.10.2011 16:13 • #9


G
So hier die erste Übersetzung (wer Fehler findet, darf sie behalten )

Zitat:
Alles in allem ist Relationship OCD (auf Deutsch Beziehungs-Zwangsgedanken), im Vergleich zu anderen Zwangserkrankungen (OCD), bisher nicht besonders beachtet worden. ROCD betrifft viele Zwangserkrankte - denn viele von ihnen sind sich unsicher ob ihre inneren Gedanken und Bilder auch wirklich in Verbindung mit einer Zwangserkrankung stehen.

Was ist ROCD?
Beim ROCD ist es üblich für die Erkrankten sich immer wieder zu fragen, ob ihre aktuellen Partner wirklich die richtige Person für sie sind, und ob sie ihren Partner tatsächlich lieben oder nicht. Die meisten Menschen sind sich darin bewusst, dass es keine Beziehung ohne Mängel und Tiefpunkten gibt, die Erkrankten an ROCD sind meistens jedoch unfähig dies zu erkennen.

Dies kann Erkrankte dazu führen zu glauben, dass sie ihren Partner nicht wirklich (ernsthaft) lieben. In anderen Fällen können sie ebenso denken, dass sie zu mängelbehaftet sind, um eine andere Person zu lieben. So führt ROCD häufig zu einer temporären oder dauerhaften Beendigung der Beziehung. Erkrankte werfen dabei oft Beziehungen weg, welche eigentlich perfekt zu ihnen passten, weil sie fühlen, dass ihre Gefühle für ihren Partner nicht so sind, wie sie sein solten. Dies führt dazu, dass sich gewaltige Spannungen in der Beziehung bilden, welche die Erkrankten möglicherweise ebenso als ein Zeichen sehen, dass die Beziehung dabei ist zu scheitern, bzw. schon gescheitert ist.

Wenn nun die Erkrankten daran gehen die Beziehung zu beenden, haben sie oft nicht einmal eine richtige Vorstellung davon, warum sie dieses tun (außer der Tatsache, dass die Gefühle nicht richtig sind). Sie können auch keinen guten Grund angeben, falls man sie ernsthaft fragt.

Und wenn die Erkrankten ganz tief wissen, dass sie ihren Partner lieben, prüfen sie sich dennoch ständig, ob dies immer noch wirklich so ist. Diese anhaltende Zweifel nagen an dem Erkrankten und ist oftmals psychisch kräftezehrend - genauso wie die meisten anderen Zwangssymptome.

Trigger für ROCD
ROCD kann ausgelöst werden durch verschiedene Gedanken und Bilder und oftmals variert dies von Erkrankten zu Erkrankten. Filme, Fernsehsendungen und Lieder können als ein starker Auslöser agieren.

Beim sehen oder hören dieser Medien, beginnen die Erkrankten sich häufig zu fragen, warum ihre Beziehung nicht ebenfalls diese tiefe emotionale Verbindung wie im Film wiederspiegelt. Dabei erkennen sie nicht, dass diese Darstellungen idealisierend und oftmals völlig unrealistisch sind. Sie können sich selbst überzeugen, dass ihre Beziehung nicht funktionieren kann, weil sie nicht so ist, wie im Film. Diese Gedanken können alles einnehmen, bis zu dem Punkt, wo der Erkrankte sich entscheiden die Beziehung zu beenden.

Andere Erkrankte vergleichen ihre Beziehung mit Dingen, die sie um sich herum sehen, besonders mit Augenmerk auf andere Beziehungen.

Erkrankte erleben oftmals bildliche Gedanken, welche wie Stachel (Trigger) agieren. Dies kann beinhalten, dass der Erkrankte Bilder hat, indem er/sie eine/n andere/n küsst, oder ständig an eine/n andere/n denkt. Zum Beispiel: Ein Bild von dem Partner, der einen anderen küsst, trifft unwillkürlich den Erkrankten. Während die meisten Menschen, welche nicht an OCD erkrankt sind, in der Lage sind diese Bilder leicht als Paranoia auszublenden, foltert sich der an ROCD Erkrankte selbst mit dem Gedanken der Partner könnte untreu geworden sein.

Referenz: http://www.ocdsymptoms.co.uk/relationship-ocd.html

17.10.2011 12:31 • #10


J
100 % .....

18.10.2011 07:49 • #11


S
Hallo Zusammen,

normalerweise war ich das immer die so empfunden hat, doch die letzten beiden Bekanntschaften die ich hatte war ich der andere Part...d.H. die Männer, die sich ne Zukunft mit mir ausgemalt hatten fühlten plötzlich nichts mehr mir Gegenüber. Von einem Tag auf den Anderen.. Der eine litt unter schweren Depressionen, war somit sehr ambivalent und ich kannte es...Wir versuchten es ein weiteres Mal da er mir mit Tränen erklärte dass er gar nicht weiß wie es passieren konnte...Es war sehr glaubwürdig, doch passierte erneut...Mit dem Neuen sollte alles anders werden... doch auch er beichtete mir dann irgendwann auch seine Krankheit..Ich dachte ich spinne...
Warum treffe ich mich immer wieder auf dieselben? Weil ich selbst so bin? Und wie muss ich mich dann verhalten? Alles ernst nehmen was sie sagen???

lg,
STAR

28.11.2011 20:25 • #12


S
Also irgendwie kommen mir manche Dinge so bekannt vor. Bei den meisten Beziehungen war ich diejenige, die schluss gemacht hat und jetzt... ich hab irgendwie Angst, meinen Partner zu verlieren! ;-(

10.01.2012 23:04 • #13


S
Mittlerweile kommt es noch nichtmal zu einer Beziehung...Würde es endlich gerne mal verstehen..

11.01.2012 18:00 • #14


K
Hallo zusammen!
Ich stehe wohl auf der anderen Seite und bin gerade sehr dankbar, diesen Thread gefunden zu haben. Mein Partner ist ein ganz wundervoller Mensch...meistens...aber es gibt immer mal wieder Phasen, in denen er mir sagt, dass er mich liebt und mich will aber sich nicht sicher ist, ob das das richtige ist. Das verwirrt mich jedes Mal zutiefst - für mich war das bislang eine Aussage, die sich in sich widerspricht.
Und bislang war es immer so, dass wir diese Sache ausgesessen haben und nach einiger Zeit wurde es wieder super zwischen uns; wir sind eigentlich sehr harmonisch, ergänzen uns super, haben nur sehr wenig Streit.

Dieses Mal ist es etwas krasser gekommen...nach einem übermäßig turbulenten Jahr 2011 (wir haben uns beide selbständig gemacht, er erkrankte im Sommer schwer und es gab zwei Situationen, die als lebensbedrohlich einzustufen waren, alleine in den letzten 5 Monaten gab es 4 Todesfälle in der Familie - unter anderem meine Großeltern, bei denen ich aufgewachsen bin - und zu guter Letzt kam Ende des Jahres noch die Diagnose Kehlkopfkrebs bei seinem Opa - inoperabel) hat er sich Mitte Dezember von mir getrennt, kam nach 4 Wochen aber wieder zurück weil er meinte, er habe den größten Fehler seines Lebens begangen und er würde mich lieben und sei einfach nur weggelaufen weil es zuviel für ihn wurde. (Meiner Ansicht nach ist er auch depressiv und das schon seit wir uns kennen - also mindestens 3,5 Jahre). Nach ein paar tollen Tagen kamen ihm aber schon wieder Zweifel...wieder die Aussage: ich liebe dich und ich will dieses Leben mit dir, aber ich weiss nicht, ob das richtig für mich ist.

21.01.2012 14:55 • #15


K
Zitat:
Wenn nun die Erkrankten daran gehen die Beziehung zu beenden, haben sie oft nicht einmal eine richtige Vorstellung davon, warum sie dieses tun (außer der Tatsache, dass die Gefühle nicht richtig sind). Sie können auch keinen guten Grund angeben, falls man sie ernsthaft fragt.

Und wenn die Erkrankten ganz tief wissen, dass sie ihren Partner lieben, prüfen sie sich dennoch ständig, ob dies immer noch wirklich so ist. Diese anhaltende Zweifel nagen an dem Erkrankten und ist oftmals psychisch kräftezehrend - genauso wie die meisten anderen Zwangssymptome.


Habe diese Absätze gerade meinem Partner vorgelesen und er meinte, dass trifft es fast 100%ig

21.01.2012 15:38 • #16


A
Hallo,
kann das ROCD auch durch Depression oder Persönlichkeitstörung vorkommen?
Mein Freund hat sich schon so oft von mir getrennt, und nach ne Zeit kam er wieder.
Immer die selbe Einsicht, er hat Fehler gemacht dass er mich verließ.
Jetzt sind wir wieder getrennt.
Er hat große Probleme mit sich selber, ist von mir weggegangen, will aber den Schritt zum Arzt nicht wagen.
Liebe Grüße

Anissa

18.02.2012 20:18 • #17


G
ROCD gehört zu den Zwangserkrankungen und diese gehen häufig als Symptom auch bei Depressionen mit ein. Persönlichkeitsstörungen ist ja nur der Oberbegriff, aber ich bin mir sicher, dass auch da Zwänge eine Rolle spielen. Also kann es durchaus sein, dass dein Freund ebenfalls darunter leidet. Leider ist die deutsche Psychologielandschaft noch nicht soweit. Daher kann ich mir vorstellen, dass viele Therapeuten das eher verneinen würden. Aber das Phänomen ist da und wenn man ein bisschen googlet, findet man sehr viele Einträge zu diesem Thema.

18.02.2012 21:40 • #18


A


Hallo GastAccount,

x 4#19


A
Hallo ,
danke für die Antwort :-)

18.02.2012 21:52 • #19

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