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Leben zieht vorbei

Yabije
Ich habe gerade ein Tagebuch eröffnet mit dem Titel Zurück ins Leben.
Dort habe ich meine Baustellen auch alle aufgelistet und möchte sie angehen.
Mein allgemeines Problem ist, dass das Leben Tag für Tag einfach an mir vorbeizieht ohne dass ich richtig gelebt habe .
Meine vielen Baustellen erdrücken mich und wie so viel denke ich, wenn die Baustellen beseitigt sind wird alles besser. Habe schon oft gelesen, dass das aber meistens nicht so ist.
Man muss wieder neu lernen zu leben.
Ich mache mir leider wegen allem Sorgen. Die Unbekümmertheit von früher ist komplett weg.
Manche Sachen könnte ich ändern, wenn ich den A. endlich mal wieder hochkriegen würde. Wie zb. Geld sparen um mal Ausflüge oder einen Urlaub zu machen.
Andere Sachen wie die ganzen Kriege und die Angst dass wir da auch komplett mit reingezogen werden kann ich nicht beeinflussen.
Auch bei Ausflügen oder ganz normalen Sachen habe ich Ängste. Sobald mehrere Menschen auf einem Platz sind fühle ich mich unwohl. Das war schon immer so , aber wurde in letzter Zeit durch die Messerangriffe und Autos die in Menschenmengen fahren noch schlimmer.
Habt ihr da irgendwelche Denkansätz wie man solche Ängste überwinden könnte.

Gestern 09:46 • #1


Dys
Zitat von Yabije:
Auch bei Ausflügen oder ganz normalen Sachen habe ich Ängste. Sobald mehrere Menschen auf einem Platz sind fühle ich mich unwohl. Das war schon immer so , aber wurde in letzter Zeit durch die Messerangriffe und Autos die in Menschenmengen fahren noch schlimmer.
Habt ihr da irgendwelche Denkansätz wie man solche Ängste überwinden könnte

Sich in Menschenmengen unwohl zu fühlen ist nicht unnormal. Es ist natürlich ein Unterschied ob ich der Crowd bei einem Konzert bin, oder eingequetscht in der U Bahn.
Auch Gewalttätigkeiten, da wo Menschen weshalb auch immer zusammenkommen sind nichts Neues. Kirmesschlägereien, Hooligans, irgendwelche Besuffskis in Ausgehvierteln, dass gabs schon in meiner Jugend und auch Brennpunkte, die man besser zu bestimmten Uhrzeiten meidet. Der Unterschied zu heute ist, früher hat mal ein Käseblatt im Lokalteil vielleicht eine Zeile dafür verschwendet, aber heute wird alles zig Millionen mal geteilt und das seltsame ist, dass die die nichtmal ansatzweise in der Nähe des Vorgefallenen waren, auch Ängste entwickeln, die sie sonst nie bekommen hätten.

Die Welt birgt nunmal Gefahren, für Leib und Leben und immer und überall. Da kann man sich natürlich schützen, indem man sich der Welt entzieht oder hat bei aller Unbeschwertheit auch im Hinterkopf, dass man eben nichts unter Kontrolle hat, das man nicht tatsächlich selbst kontrollieren kann.

Es sterben immer noch mehr Menschen in Deutschland an Erkrankungen, als an Gewalttaten, das ist Fakt. Trotzdem, da schließe ich mich nicht aus, sind nicht Alle auf dem Trip, ein gesundes Leben zu führen. Manche können es wohl auch nicht, aber viele, wenn nicht die meisten, wollen es auch nicht, weil es vielleicht auch zu langweilig wäre.

Also bleibt nur herauszufinden, wo eine Angst ihren Ursprung hat, ob sie tatsächlich angemessen ist und wie sie angebracht genutzt werden kann, wenn sie einen schonmal beschäftigt. Denn Angst ist ja per se nichts Verkehrtes, weil sie ja auch eine Schutzfunktion erfüllt. Deshalb ist sie ja evolutionär in jedem Lebewesen angelegt.

Gestern 14:15 • x 1 #2


A


Hallo Yabije,

Leben zieht vorbei

x 3#3


Yabije
Ob meine Ängste berechtigt sind weiss ich nicht.
Kopf und Bauch sind da unterschiedlicher Meinung.
Ein typisches Beispiel ( soll nicht fremdenfeindlich sein , nur die Situation verdeutlichen ) :
Ich hatte von dem Messerattentat in den Nachrichten gehört.
Ein paar Tage spâter bin ich in der Fussgängerzone unterwegs ( komplett anderer Teil von Deutschland ), aber als mit 3 jugendliche Migranten entgegenkommen , verfallen ich in Panik. Bin dann einfach in das nâchste Geschâft rein. Die 3 haben mich wahrscheinlich noch nicht mal wahrgenommen, aber trotzdem geriet ich in Panik.
Dasselbe als hier bei uns in der Gegend Wölfe gesichtet wurden. Das ist schon paar Jahre her, da hatte ich noch meine alte Hündin. Ich traute mich mit ihr kaum noch alleine raus, aus lauter Angst ein Wolf könnte sie anfallen. Da musste dann immer mein Ex mitgehen, damit ich mich sicherer fühlte.

Jetzt wo ich darüber schreibe merke ich, dass meine Trägheit schlimmer wurde als meine Hündin starb.
Wieder einen Hund zu haben wäre für mich ein Traum, aber da muss ich erst meine Baustellen in Ordnung haben. Und vor allem meine Finanzen geordnet , damit ich Rücklagen für den Hund habe.

Gestern 15:43 • #3


Dys
Es geht nicht darum ob eine Angst berechtigt ist. Angst ist ja ein Gefühl das entsteht und nicht erst fragt, ob es entstehen darf. Angst verhindert auch nichts, wenn sich nichts verhindern lässt. Da kann man sich nur fragen, wie gehe ich mit der Angst um. Angst vor dem Tod zu haben, verhindert nicht, dass er einen irgendwann ereilt. Angst davor, sich die Finger zu verbrennen führt aber unter Umständen dazu, nicht die Hand in offenes Feuer zu halten. Wobei die Neugier dann obsiegen könnte, wenn man Feuer nicht kennen würde und man greift doch ins Feuer.

Die Angst vor Migranten mit Messern ist aber beeinflusst von Narrativen, denn sonst hätte man wohl Angst, das jeglicher Mensch, also auch ein einheimischer oder bekannter Mensch ein Messer zücken könnte und dass haben dann doch die meisten wohl nicht. Ich gehe mit meinen Ängsten so um, indem ich mal schaue wo der Ursprung ist und was sie beeinflusst und dann angemessen reagiere, wenn ich es kann. Dazu muss ich halt wissen, ob und wie mich meine Reaktion gegebenenfalls einschränkt und ob ich mich dieser Einschränkung unterwerfen will. Auch die Frage, wer profitiert von meiner persönlichen Angst, lasse ich da nicht außer Acht.

Hättest Du Angst, dass Du ungesunde Nahrung isst die Dir körperlich schadet, was ja der Fall wäre, wenn Du weiter zunimmst oder es nicht gelingt abzunehmen, würdest Du das alles sofort entsorgen und im Zweifel mal auch garnichts essen, bis Du was gesundes kaufen konntest? Ja Du hast einen Vorrat, der Geld gekostet hat, aber es nur deshalb auch verzehren müssen? Ist Gesundheit dann doch nicht wertiger als ein finanzieller Verlust, der zudem künftig kompensiert werden könnte. Wenn da Angst die gleiche Qualität, nämlich Todesangst, die ja die stärkste ist, hätte, dann würdest Du doch sicher nicht bedauern, das ungesunde Essen zu entsorgen oder wenn Du jemand Anderem nichts gutes tun möchtest, diesem das zu schenken. Denn ungesund wäre es ja wohl auch für ihn.
Denn hättest Du Angst davor, dass ungesundes Essen Dich krank macht und würdest doch weiter ungesund essen, dann hättest Du diese Angst überwunden oder zumindest ignoriert und weshalb sollte das nicht bei anderen Ängsten möglich sein?

Gestern 18:35 • #4


Fritz
Hi Yabiye
Erstmal willkommen
Ich schreibe täglich in mein Tagebuch.
Ich habe ein normales Tagebuch und ein Liebestagebuch.
Die Angst für immer auszuschalten, sowie mit einem Schalter das Licht ausgekipst wird, gibt es nicht
Meine Ängste täglich überwinden, das funktioniert.
Angst ist ein Verstärker!
Es gibt gesunde Ängste und kranke Ängste.
Zu den gesunden Ängsten gehört, die Angst vor Schmerzen, deshalb springen wir nicht vom 1. Stock, schauen nach rechts und links, wenn wir die Straße überqueren und fassen kaine heiße Herdplatte an.
Kranke Ängste sind: die Angst vor der Zukunft, die Angst, nicht genug zu sein, die Angst Fehler zu machen, die Angst vor der Angst und die Urangst jedes Lebewesens, die Angst vor dem Tod.
Ängste überwinden, dass läßt sich nicht mit einem Satz erklären.
Am Besten ist es, mit einem Arbeitsbuch.
Google mal, da gibt es viele Angebote.
Servus

Heute 07:23 • x 1 #5

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