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Komme von der Depression nicht los

C
Ich habe Depressionen (früher schwer, heute leicht) und eine Angststörung. Seit Anfang des Jahres nehme ich keine Antidepressiva mehr. Außerdem sehe ich meinen Therapeuten mittlerweile nur noch alle 3 Monate.

Die letzten 2 Monate hatte ich sehr viel Stress und mittlerweile sehe ich wieder ganz viele starke Depressionssymptome bei mir. Merke dadurch auch wieder, wie wenig belastbar ich mittlerweile bin. Bei meinem letzten Termin sind wir nochmal alle Werkzeuge durchgegangen und haben einen konkreten Plan gemacht, wie ich aus dem Loch wieder rauskomme. Nach dem Gespräch ging es mir so gut, dass ich das irgendwie aufgeschoben habe. Jetzt wo ich es bräuchte, geht es mir zu schlecht, ich habe einfach keine Kraft.

Worüber wir auch geredet haben ist, dass ich seit dem Absetzen immer für zwei bis drei Wochen depressiv bin, dann wieder normal und dann kommt die Depression zurück. Das sei angeblich üblich bei Depressiven oder auch speziell in meinem Fall unter meinen Umständen, ich weiß es nicht, ich war ja noch nie ohne Depression. Meinen Therapeut sagt auch, schlechte Phasen hat jeder und einfach keine gute Laune werde ich auch immer mal wieder haben. Aber na ja, meistens sind es schon wirklich eindeutig leichte Depressionen ausgelöst durch Stress.

In den guten Phasen ist natürlich alles gut. In den schlechten Phasen denke ich an die letzten schlechten Phasen zurück und kriege Angst vor der Zukunft. Ich denke an meine miese Kindheit und wie sehr mir das zu schaffen macht. An Menschen ohne diese Diagnose. Seit Anfang des Jahres wünsche ich mir meine Antidepressiva zurück, kann mich aber nicht überwinden mir wieder ein Rezept zu holen. Am besten war es, dass ich dadurch keine Sozialphobie mehr hatte. Jetzt zittere ich wieder beim Reden und kann nichts mehr unternehmen, ohne mich danach dumm und peinlich zu fühlen.

Zwar mache ich jedes Jahr mehr Fortschritte und erreiche mehr Ziele, aber emotional geht es mir nicht besser. Ich sehe auf meine diesjährigen Erfolge zurück mit Scham und Enttäuschung und Frust. Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. Alle paar Wochen denke ich wieder an die Tabletten, dann an die Nebenwirkungen, dann an den Umstand immer zum Arzt und zur Apotheke zu fahren, dann verliere ich die Lust. Aber ich vermisse die Ruhe, die sie mir gegeben habe. Und dass mir meine Emotionen nicht so kaputt vorkamen.

Bitte um nette Worte.

24.11.2023 00:15 • x 6 #1


B
Also im ersten Moment hört sich das alles so an, als ob du schon ziemliche Fortschritte gemacht hast.
Von früher schwer zu heute leicht, dazu noch das Absetzen der Antidepressivas - das muss man erstmal schaffen!
Ich nehme mal an es gibt auch einen Grund, dafür dass du den Therapeuten nur noch so selten siehst - weil einfach weniger Bedarf vorhanden ist?
Es ist natürlich traurig, dass du noch nie ohne Depressionen warst, aber gib die Hoffnung nicht auf, das kann immer noch werden.
Und ja, dass Depressionen phasenweise auftreten können, man immer wieder Zeiten hat in denen man sich deutlich besser fühlt - beziehungsweise normal - kann ich auch nochmal bestätigen.

Warum auch immer du dich so fühlst, und auch diese Ambivalenz zwischen einerseits die Antidepressivas vermissen, aber andererseits dich nicht überwinden können wieder welche zu holen - dafür wird es einen Grund geben.
Genauso wie auch dafür, dass du dich überhaupt erstmal für das Absetzen entschieden hast.
Vielleicht ist es einfach für dich der bessere Weg, dich nun diesen negativen Emotionen zu stellen, anstatt sie noch eine Zeit lang zu unterdrücken - denn für immer denke ich wäre das sowieso nicht möglich.

24.11.2023 01:48 • #2


A


Hallo clueless,

Komme von der Depression nicht los

x 3#3


P
Moin, ich denke mal, dass du mit deinen 24 Jahren noch nicht das dich, vielleicht auch unterbewusste Thema geknackt hast, welches dich immer noch belastet. Mit deinen Medis konntest du das wohl etwas deckeln, aber ohne meldet sich dein Thema wieder bzw. will noch gesehen bzw. bearbeitet werden...Auch wenn es schwerfällt, wirst du dich wohl weiter um eine seelische Gesundung kümmern müssen. Den Weg kann dir da keiner vorgeben, den musst du selbst rausfinden. Aber einen Therapeuten hast du ja, das ist schon mal gut! Leider ist solch eine Erkrankung wirklich Arbeit, aber es lohnt sich! Viel Erfolg!

24.11.2023 06:17 • x 2 #3


BlackKnight
Hey clueless, sehe das auch so , dass du das extrem gut und vor allem sehr schnell machst....

- Erst schwere, jetzt leichte Depressionen

- Keine Antidepressivas mehr

- Psychotherapie nur noch alle 3 Monate

- Du nimmst voll am gesellschaftlichen Leben teil ( vermutlich + Job)

--- das ist alles sehr gut, grosser Respekt

Klar gibt es immer ein auf und ab, bzw Depri Schübe; diese dürfen nur nicht zu oft sein und in der Intensität überhand nehmen.

Wann es zuviel wird entscheidest nur du. Freu dich auch, dass du mit den Antidepressivas etwas hast das hilft. Bei manchen wirken sie einfach nicht oder weniger gut. Und einen Therapeuten mit dem du kannst hast du auch...alles beste Voraussetzung

Und das Beste: Wenn für dich der Leidensdruck zu hoch wird, weisst du ja auch was zu tun ist....

Ich drücke dir fest die Daumen und weiter alles Gute....

LG BK

24.11.2023 09:09 • x 1 #4


Greta
Liebe @clueless,

es klingt vielleicht zunächst ein bisschen am Thema vorbei, aber beim Lesen deines Beitrags musste ich direkt an meinen Bandscheibenvorfall von vor zehn Jahren denken. Seitdem ist der Rücken einer meiner Schwachpunkte und jedes Mal, wenn ich mir körperlich zu viel zugemutet habe, kommen die Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen.

So ähnlich scheint das auch mit deiner Depression zu sein, bei der sich unter Stress die Symptome verstärken, obwohl du doch eigentlich schon auf einem sehr guten Weg bist.
Durch die Depression ist deine Psyche anfälliger für emotionale Belastungen. Wenn du in stressigen Phasen spürst, dass es dir wieder schlechter geht, ist das lediglich ein Zeichen dafür, dass deine Grenze erreicht ist und du mehr auf dich achten musst.
Oder, um nochmal das obige Beispiel zu nehmen: Mit Rückenschmerzen schleppst du auch keine Umzugkisten mehr in den dritten Stock sondern gönnst dir erstmal Ruhe und vielleicht eine Wärmflasche für die schmerzende Stelle.
Zitat von clueless:
Meinen Therapeut sagt auch, schlechte Phasen hat jeder und einfach keine gute Laune werde ich auch immer mal wieder haben.

Da hat er natürlich recht.
Die Schwierigkeit für jemand an einer Depression Erkrankten ist jedoch, zu unterscheiden, ob es sich bei dem Stimmungstief nun einfach nur um eine normal schlechte Phase handelt oder ob da gerade die Depression wieder aufflammt. Allein die Angst davor, es könnte die Depression sein, finde ich persönlich schon sehr belastend.
Zitat von clueless:
In den schlechten Phasen denke ich an die letzten schlechten Phasen zurück

Im Laufe meiner psychischen Erkrankung habe ich viele schlechte, aber auch gute Phasen erlebt. Meine Erfahrung ist also, dass auf ein Tief auch immer wieder zumindest ein Normal und manchmal sogar ein echtes Hoch folgt. Daran versuche ich mich zu erinnern, wenn mich mal wieder die Depression erwischt.
Zitat von clueless:
Ich sehe auf meine diesjährigen Erfolge zurück mit Scham und Enttäuschung und Frust.

Du bist sehr streng mit dir selbst.
Wärest du das mit einer guten Freundin in ähnlicher Situation auch?
Was würdest du dann dieser Freundin sagen?
Würdest du ihr so etwas sagen wie:
Man, das wird jetzt aber Zeit, dass das endlich aufhört mit deiner Depression! Du hast doch Medikamente genommen und warst beim Therapeuten. Dann muss doch jetzt mal langsam gut sein!
Oder wäre es eher ein:
Toll, wie viel du schon geschafft hast! Du kommst schon fast ein ganzes Jahr ohne Medikamente klar und brauchst den Therapeuten nur noch als gelegentliche Unterstützung. Das ist super und du kannst wirklich stolz auf dich sein. Ich glaube fest daran, dass du auch die gelegentlich noch auftretenden schlechten Phasen gut meistern wirst, wenn du weiterhin so gut für dich sorgst. Und ich bin für dich da!

Vielleicht kannst du dir selbst diese Freundin sein und gut für dich sorgen; in guten Zeiten, damit sie möglichst lange bleiben und in schlechten Zeiten natürlich sowieso.

Alles Liebe
Greta

24.11.2023 11:07 • x 2 #5


L
Hallo,

gratuliere dir, dass es dir besser geht- das ist echt schön zuhören!
Also ich habe gelesen, dass es bei vielen Menschen mit Depressionen so ist, dass sie wenn sie Medikamente absetzen oder mit der Therapie aufhören (eventuell sie auch weniger haben?!) Rückfälle bekommen. :/ Wenn es dir mit Medikamenten besser geht spricht doch eigentlich nichts dagegen sie wieder zu nehmen oder? Und vielleicht kannst du ja auch deinen Therapeuten öfter sehen- eventuell hilft das ja auch etwas?

Alles Liebe

25.11.2023 22:40 • x 1 #6


B
@clueless
Hallo,
Ich muss sagen das Du ein unglaublich starker Mensch bist.
Du hast riesen Fortschritte gemacht. Ob Du wieder Antidepressiva brauchst, kannst nur Du für Dich entscheiden. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen das Du bald wieder aus diesem Tief heraus kommst. Es gehört leider zu dieser Erkrankung.
Ich wünsche Dir alles Gute.

26.11.2023 08:31 • #7

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