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Kein Antidepressiva hilft - Was gibt es noch für Möglichkeiten?

M
Hallo @irgendeine,

ich möchte dir doch mal das Buch ans Herz legen, das ich oben erwähnt habe. Es heißt Sein Leben neu erfinden von Jeffrey Young. Das Buch ist kein Fachbuch sondern ist gedacht für Patienten mit psychischen Störungen begleitend zu einer Therapie oder für das Selbststudium. Das Buch beschreibt die wichtigsten sog. Lebensfallen. Das sind Muster die man in der Kindheit oder durch schmerzhafte Erfahrungen erlernt hat und die sich im Laufe der Zeit immer mehr gefestigt haben. So gibt es Scheidungskinder, die sich im späteren Leben immer nur instabile und unzuverlässige Partner suchen und dann verzweifelt sind weil keine Beziehung von Dauer ist. Dann gibt es Menschen, die beruflich sehr erfolgreich sind aber trotzdem nie zufrieden sind mit sich selbst. Sie glauben, wenn sie sich nur stark genug anstrengen, dann werden sie irgendwann ihr Ziel erreichen. Dieser Zustand tritt aber nie ein. Das paradoxe an den Lebensfallen ist, dass man sich (unbewusst) immer wieder in die gleiche, destruktive Situation bringt ohne es zu wollen und die Lebensfallen dadurch aufrecht erhält.

Vor allem die ersten Kapitel sind lesenswert. Dort wird erklärt worum es geht, welche Muster es gibt, wie sie entstehen usw. Mit einem Fragebogen kannst du testen welche Muster für dich relevant sind. Für eine erste Einschätzung taugt das schon und man bekommt einen besseren Blick von außen. Der Rest des Buches ist dann den 11 Lebensfallen gewidmet. Ich habe beim Lesen des Buches meine eigene Situation besser verstanden und kann es absolut empfehlen. Das Buch ist US-typisch kurzweilig und praxisnah geschrieben mit vielen Fallbeispielen. Nicht so abstrakt und lehrbuchmäßig wie das bei deutschen Büchern oft der Fall ist. Ich wollte hier auch mal ein Review dazu schreiben, vielleicht kommt das noch. Das Buch findet man bestimmt auch online zum reinschnuppern.

Ich möchte damit nicht andeuten, das man mit einem Buch eine schwere Depression überwinden kann. Das mit Sicherheit nicht. Aber als Begleitung oder Vorbereitung für eine Therapie kann das vielleicht helfen.

17.03.2021 14:29 • x 5 #31


Kate
Zitat von Irgendeine:
Ich verstehe nicht so genau, wie du das meinst.

Na Du verstehst nicht wie du verletzt und andere es meinen könnten, in Beiträgen zum Beispiel.
Zitat:
Ja. Mein Leben besteht aus Fight or flight. Und meistens wähle ich letzteres, weil ich das Gefühl habe, für ersteres zu schwach zu sein. Das ist mir durchaus bewusst.

Ich glaube du hast mich missverstanden, sich selbst zuzuwenden muss nicht zwangsläufig Kampf sein. Es gibt noch mehr aus Kampf und Flucht.
Zitat:
Ich habe oft das Gefühl, auseinanderzufallen. Das klingt jetzt total verrückt, aber es fühlt sich in hochemotionalen Sit. an, als würden mehrere verschiedene Anteile in mir sich streiten und mein richtiges ich kann nur hilflos zusehen.
Es fühlt sich an, als würde es mich innerlich zerreißen. Ein richtiger, physischer Schmerz.


Ich habe DIS, ich weiß wie das ist. Allerdings passiert das bei mir nicht nur innerlich sondern auch äußerlich. Mitunter ohne dass ich das überhaupt weiß oder mitbekomme.

Zu den Medikamenten kann ich nicht viel sagen. Ich nehme Escitalopram, Opipramol, manchmal Quetiapin und Zopiclon.

Ich wollte Dir auch mehr oder weniger sagen, man muss sich selbst mit ins Boot holen bei einer Therapie.
Es nützt nix, in einem Bott auf dem Meer zu sitzen und in die Segel zu pusten, man muss paddeln.
Hat mir ein lieber Freund letztens erklärt.
Ich kann die Theorie mitunter zwar gebetsmühlenartig aufsagen, aber ganz schlecht anwenden, da ich nicht nur für mich handle.
Ich war ehrlich gesagt auch leicht wütend, weil Du zu allem gesagt hast, geht nicht, hilft nicht, die geben sich keine Mühe etc. Deshalb auch meine etwas zu direkte Wortwahl.

Liebe Grüße Kate

17.03.2021 15:45 • x 1 #32


A


Hallo Irgendeine,

Kein Antidepressiva hilft - Was gibt es noch für Möglichkeiten?

x 3#3


E
Ich hab mir jetzt auch noch alles weitere durchgelesen.

Erstmal möchte ich sagen - und das ist mir wichtig: ich mag und schätze dich sehr. Auch wenn ich mich manchmal über deine Vehemenz aufrege. Aber man kann sich gut über etwas aufregen, was man auch von sich selbst kennt

Aber ich sorge mich auch, denn deine Vehemenz steht in völligen Widerspruch ( für mich! ) zu deinem sonstigen Agieren.

Du bist wirklich noch jung! Du hast viele deiner Ziele erreicht. Aber ich befürchte, dass du dich schon sehr darin festgefahren hast.

Vielleicht ist es Zeit für eine Pause. Zeit für die Zeit ohne wenn s und aber s .

Ich kann mich an eine schlimme Zeit bei mir erinnern, in der ich nicht so diszipliniert und zukunftsorientiert war, wie du es trotz aller Widrigkeiten warst und bist. Ich habe den Weg des Rausziehen und an mich denken gewählt. Vor deiner Entscheidung habe ich unfassbar viel Respekt und hielt sie für den richtigen Weg. Etwas haben, auf das man bauen kann ist unfassbar wichtig.

Aber ich glaube, es wird Zeit, stolz auf auf das, was du geschafft hast zu sein .. aber zu erkennen: so geht es nicht weiter. Ohne weitere Fernziele, die immer eine so gute Begründung sind, sich doch nicht auf den Weg zum Gesund werden aufzumachen.

17.03.2021 16:12 • x 6 #33


maya60
Liebe @Irgendeine - ich lese ja schon eine Weile bei dir mit und manche Dinge erkenne ich wieder, andere nicht.

Darum ziehe ich jetzt mal an einem Faden des ganzen Symptomeknotens, zu dem ich aus eigener Erfahrung - und vielleicht Ähnlichkeit? - etwas sagen kann.

Ich glaube, du hast A D S ohne Hyperaktivität, oder?

Trotzdem weiß ich auch von anderen ohne Hyperaktivität, dass sie auch die große innere Getriebenheit kennen, die ich ja irgendwann für mich Daueradrenalisierung nannte und lange für einen Ausdruck meiner Hyperaktivität hielt, aber offenbar verwaschen sich die A D (H) S - Symptome im Erwachsenenalter und auch aus den A D S - Träumerles der Schulzeit werden innerlich und äußerliche Zappelige?! Jedenfalls habe ich das jetzt schon von Erwachsenen mit A D S so gehört, bei meiner Schwester selber so gesehen und auch gelesen in Foren.

Und diese Daueradrenalisierung war bei mir Jahrzehntelang das, was mich von einem Erschöpfungszusammenbruch abhielt - und ab Berufsleben hatte ich trotzdem einmal pro Jahrzehnt einen. Nicht, dass mir das bewusst war, was da genau lief, denn es gab ja in der deutschen Medizin noch gar kein ADHS, geschweige denn, bei Erwachsenen.

Das Daueradrenalin hält wach, hält verspannt, hält leistungsstark, vernebelt das klare Denken, ist der andauernde Überlebensmodus. Es schädigt auch, natürlich, frisst dich auf, macht nervös, angespannt dauernd, aber es hält den Alltag am Laufen. Wahl zwischen Pest und Cholera!

Ich weiß nicht, wie stark dein A D S ist und darum sage ich ja auch, dass ich nur an einem Faden deines Krankheitenknotens ziehe, aber evtl. erklärt der ja auch einiges für dich?

Denn eins ist mir heute klar: Ohne dieses Daueradrenalin hätte ich aufgrund meiner ADHS-Vollbild-Einschränkungen und meiner einerseits chronisch werdenden Erschöpfungsdepression wie auch der regelmäßigen Traumafolgen-Depressionsepisoden ein Leben der Behinderung leben müssen, die mir den regulären Arbeitsmarkt verschlossen hätte.

Dass ich wenigstens halbtags und mit hohen Erfolgen leistungsstark im Arbeitsmarkt blieb, verdanke ich meinem ADHS-Hyperfokus und dem Daueradrenalin. Also 2 Krankheitssymptomen!

Natürlich half da auf Dauer keine Psychotherapie und vor der ADHS-Diagnose kein Antidepressivum dauerhaft! Wenn du mit einem A.D. immer an und über deine Kraftgrenzen gehst, wirkt keins mehr! Dasselbe gilt für die Medis gegen ADHS.

So sehe ich - aber nur sehr subjektiv aus diesem einen Gedankenfaden, den ich beurteilen kann aus meiner eigenen Betroffenheit, dass es bei dir, solange du beruflich dich so schön verwirklichst, nur mehr von Linderung zu Linderung deiner Psychosymptome kommen kannst, denn ideal wirkt da nichts.

Erst wenn du wie ich dir leistest, ein Leben aus dem zu leben, was überhaupt von selber geht, dann kannst du derart runterkommen psychisch und körperlich, dass Medis überhaupt die Chance haben, zu wirken.
Aber ich bin im Ruhestand! Und ich hätte mitten im Leben auch nicht aussteigen mögen aus meinen Berufs- oder Familienaufgaben. Aber das hat seinen hohen hohen Preis! Und, so finde ich, ist es wert!

So habe ich damals, als es für mich keine Diagnosen und Behandlungen gab, die mich erlösten, einfach die Stundenzahl reduziert und Entspannungskurse, Reiki, Yoga, Qi Gong und sowas zur Linderung angefangen, immer psychologische Begleitung und dann auch A.Ds zur Unterstützung genommen.
Aber da ich immer über meine behinderten und kranken Kraftgrenzen hinauslebte, verstehe ich heute, war Linderung alles, was zu erreichen war.

Vielleicht kann dich der Gedanke etwas trösten?


Liebe Grüße! maya

17.03.2021 16:28 • x 4 #34


E
Zitat von maya60:
:trost: Liebe @Irgendeine - ich lese ja schon eine Weile bei dir mit und manche Dinge erkenne ich wieder, andere nicht. Darum ziehe ich jetzt mal an einem Faden des ganzen Symptomeknotens, zu dem ich aus eigener Erfahrung - und vielleicht Ähnlichkeit? - etwas sagen kann. Ich glaube, ...


Sehe ich komplett anders, aber es ist eine interessante Weise, damit umgegangen zu sein.

M.E. hat Irgendeine jedoch zusätzlich zum ADHS ... Depressionen und Borderline ! Ist vielleicht auch nochmal ne andere Hausnummer.

17.03.2021 16:57 • x 2 #35


Mabaja
Liebe @Irgendeine

Zitat von Irgendeine:
Ich möchte leben. Ich habe nur noch keinen Weg gefunden, wie ich das machen soll. So lange muss ich eben mein Überlebensspiel weiterspielen.


Zitat von Irgendeine:
Ich gebe dieser ambulanten Therapie und dem Klinikaufenthalt in Bad Bramstedt, sowie einer Art Probezeit, um das alles in meinen Alltag integrieren zu können, jetzt noch eine Chance. Wenn das nicht funktioniert, ist es für mich persönlich zu Ende, denn so möchte ich nicht weiterleben.


es freut mich, dass dich dein Überlebenspiel am Leben erhält. Jeder Tag bedeutet, eine neue Chance zuzulassen oder eine Idee für eine neue Chance zu bekommen. Jeder Tag bedeutet mehr Erfahrung. Du stehst schon lange nicht mehr völlig am Anfang und kannst inzwischen viel besser einschätzen, was und wer dir helfen könnte. Nicht nur im Beruf bringt einen Erfahrung weiter, sondern genauso auch im persönlichen Bereich.

Dein unerschütterlicher Leistungswille ist dein eigentlicher Lebenswille. Doch in dir steckt noch viel mehr.

Ich hoffe, dass deine Vorhaben (Klinik und Therapie) dir irgendwie das Leben erleichtern werden - und sei es nur zu 10 %. Ich schätze dich sehr und finde alles an dir wichtig: jeden Gedanken und jedes Gramm.

Beste Grüße,
Julienne

17.03.2021 17:22 • x 4 #36


Jedi
Hallo @Michi87

Zitat von Michi87:
Es heißt Sein Leben neu erfinden von Jeffrey Young.

Kann Deine Empfehlung nur Unterstützen
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Zitat von Michi87:
kurzweilig und praxisnah geschrieben

Das kann ich bestätigen u. deshalb gut verständlich u. lesbar !
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Zitat von Michi87:
Ich wollte hier auch mal ein Review dazu schreiben, vielleicht kommt das noch.

Würde Dich dazu gerne ermuntern, das hier zu tun - wäre bestimmt für Viele hier, sehr interessant !
Toll, wenn Du dazu Lust hättest etwas zu schreiben.

LG Jedi

17.03.2021 17:24 • x 3 #37


Marylu
Zitat von Michi87:
Hallo @irgendeine, ich möchte dir doch mal das Buch ans Herz legen, das ich oben erwähnt habe. Es heißt Sein Leben neu erfinden von Jeffrey Young. Das Buch ist kein Fachbuch sondern ist gedacht für Patienten mit psychischen Störungen begleitend zu ...

Vielen Dank für den Tipp, ich werde es mir auf jeden Fall kaufen. LG.

17.03.2021 18:54 • x 1 #38


Irgendeine
Okay, ich bin gerade maximal überfordert mit all den Antworten und dass Menschen sich Gedanken machen. Ich versuche mal zu antworten.
Zitat von Michi87:
Sie glauben, wenn sie sich nur stark genug anstrengen, dann werden sie irgendwann ihr Ziel erreichen. Dieser Zustand tritt aber nie ein. Das paradoxe an den Lebensfallen ist, dass man sich (unbewusst) immer wieder in die gleiche, destruktive Situation bringt ohne es zu wollen und die Lebensfallen dadurch aufrecht erhält.

In dieser Aussage finde ich mich ziemlich wieder. Das klingt interessant. Ich werde mir das Buch holen.
Zitat von Kate:
Na Du verstehst nicht wie du verletzt und andere es meinen könnten, in Beiträgen zum Beispiel.

Achso. Ja, das verstehe ich wirklich häufig nicht. Ich möchte niemanden verletzen, aber manchmal habe ich das Gefühl, das nicht kontrollieren zu können. Und manchmal bin ich auch einfach wütend.
Zitat von Kate:
Ich glaube du hast mich missverstanden, sich selbst zuzuwenden muss nicht zwangsläufig Kampf sein. Es gibt noch mehr aus Kampf und Flucht.

Nein, ich habe dich in diesem Falle schon richtig verstanden. Es fühlt sich für mich halt so an, als gebe es nur diese 2 Optionen..
Zitat von Kate:
Ich habe DIS, ich weiß wie das ist. Allerdings passiert das bei mir nicht nur innerlich sondern auch äußerlich. Mitunter ohne dass ich das überhaupt weiß oder mitbekomme.

Mein Freund sagte mir mal, dass er in emotionalen Situationen das Gefühl hat, mit jemand anderem zu sprechen. Ich hätte nicht gedacht, dass diese innerliche Zerissenheit nach außen hin so krass sichtbar ist. Das macht mir Angst. Jetzt weiß ich noch weniger, wie ich mich verhalten soll, weil ich ständig Angst habe, dass jemand das bemerkt.
Zitat von Kate:
Ich kann die Theorie mitunter zwar gebetsmühlenartig aufsagen, aber ganz schlecht anwenden, da ich nicht nur für mich handle.

Oh, die Theorie kann ich auch gut. Ist genau wie beim Essen. Ich könnte Ernährungsberatung machen. Nur bei mir selbst krieg ich es nicht auf die Reihe.
Zitat von Kate:
Ich war ehrlich gesagt auch leicht wütend, weil Du zu allem gesagt hast, geht nicht, hilft nicht, die geben sich keine Mühe etc. Deshalb auch meine etwas zu direkte Wortwahl.

Ich kann verstehen, dass man da wütend wird. Ich wäre es wahrscheinlich auch. Ich habe das Gefühl, dass momentan gar nichts zu mir durchdringt und das tut mir sehr leid, wenn ich sehe, dass Leute sich Mühe geben, mir zu helfen. Es fühlt sich an, als würde dann irgendein Teil in mir rauskommen und alles von sich wegschieben, weil es ja schief gehen könnte und ich dann noch deprimierter wäre. Dieser Anteil schreit sehr laut, dass es ja eh nichts wird. Es ist immer schief gegangen, warum sollte es jetzt gut gehen? Er ist gruselig und macht mit Angst. Ich habe das Gefühl, keine Kontrolle mehr über mich selbst zu haben, wenn dieses Etwas da ist. Ich sehe ihn in meinem Kopf. Nicht als richtige Person. Nur so, wie man eine andere Person im Dunkelen sehen würde.
Zitat von ClaraFall:
Aber ich sorge mich auch, denn deine Vehemenz steht in völligen Widerspruch ( für mich! ) zu deinem sonstigen Agieren.

Du bist wirklich noch jung! Du hast viele deiner Ziele erreicht. Aber ich befürchte, dass du dich schon sehr darin festgefahren hast.

Ich denke mittlerweile, dass es ähnlich wie beim Gewicht ist: Egal was ich erreiche, es wird nie genug sein. Es wird höchstens ein Level geben, mit dem ich mich arrangieren kann.
Zitat von ClaraFall:
Ich habe den Weg des Rausziehen und an mich denken gewählt. Vor deiner Entscheidung habe ich unfassbar viel Respekt und hielt sie für den richtigen Weg. Etwas haben, auf das man bauen kann ist unfassbar wichtig.

Und genau das ist es, wovor ich so unfassbar Panik habe. Es gibt in meinem Leben nicht all zu viel. Jetzt in Corona-Zeiten schon gar nicht.
Ich habe nur wenige Freunde und mit denen kann ich eigentlich auch nicht so wirklich reden. Wenn die Arbeit jetzt auch noch wegfallen würde, wäre da ein riesiges Loch. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht mehr, woran ich mich noch irgendwie festhalten soll.
Zitat von ClaraFall:
Aber ich glaube, es wird Zeit, stolz auf auf das, was du geschafft hast zu sein .. aber zu erkennen: so geht es nicht weiter. Ohne weitere Fernziele, die immer eine so gute Begründung sind, sich doch nicht auf den Weg zum Gesund werden aufzumachen.

Das Schlimme ist ja, dass ich nicht mal Stolz empfinde. Im Gegenteil, es erscheint mir als das Mindeste, nach 8 Jahren endlich diese Ausbildung und den RS geschafft zu haben. Das ist ein sch. Gefühl, ich wäre gerne stolz darauf. Aber es fühlt sich so falsch und fremd an. Ich sage das jetzt nicht, um Anerkennung zu bekommen oder so. Dieser Selbsthass ist so tief drin.
Zitat von maya60:
Ich glaube, du hast A D S ohne Hyperaktivität, oder?

Ich habe ADHS. Die Hyperaktivität ist bei mir hauptsächlich im hibbelig sein ausgeprägt, sprich, es fällt mir schwer, still zu sitzen o.ä.
Zitat von maya60:
Dass ich wenigstens halbtags und mit hohen Erfolgen leistungsstark im Arbeitsmarkt blieb, verdanke ich meinem ADHS-Hyperfokus und dem Daueradrenalin. Also 2 Krankheitssymptomen!

Ich denke, das ist der Grund, warum ich überhaupt noch irgendwie im Alltag klarkomme.
Zitat von ClaraFall:
M.E. hat Irgendeine jedoch zusätzlich zum ADHS ... Depressionen und Borderline ! Ist vielleicht auch nochmal ne andere Hausnummer.

Ja, ich hab alles davon.
Zitat von julienne:
Dein unerschütterlicher Leistungswille ist dein eigentlicher Lebenswille. Doch in dir steckt noch viel mehr.

Es ist ein anerzogener Lebenswille. Weil lange kein Lebenswille da war (und es auch jetzt oft nicht ist), mussten halt andere Dinge herhalten, die das Überleben sichern. So ist das Zeitspiel entstanden. Ich hab das als Kind schon gespielt. Ich habe von Ereignis zu Ereignis gelebt. Manchmal auch von Stunde zu Stunde. Aber dieses Spiel ist wie eine Sucht: Die Ereignisse müssen immer intensiver sein, damit es sich noch lohnt, bis dahin durchzuhalten.
Das ist mir vor kurzem erst bewusst geworden..
Zitat von julienne:
Ich hoffe, dass deine Vorhaben (Klinik und Therapie) dir irgendwie das Leben erleichtern werden - und sei es nur zu 10 %. Ich schätze dich sehr und finde alles an dir wichtig: jeden Gedanken und jedes Gramm.

Ihr habt mich gerade alle zum Weinen gebracht (im positiven Sinne), aber dein letzter Satz ganz besonders.


Ich habe endlich dieses eine große Ziel erreicht. Ich dachte, es würde sich vielleicht endlich mal gut anfühlen. Hat es auch kurzzeitig. Aber jetzt habe ich das Gefühl, wieder in einem Scherbenhaufen zu sitzen. Ich würde mich so fürchterlich schämen, wenn ich jetzt aufgeben würde.
Und ich bin irgendwie auch wütend. Wütend, dass ich jetzt wieder am Rande des Zusammenbruchs stehe. Wütend, dass ich nicht einfach mal für eine kurze Zeit zufrieden sein darf.

Ich weiß gerade wirklich nicht, was ich jetzt machen soll. Lasse ich mich (länger) krankschreiben, werde ich mit Sicherheit nicht übernommen. Kündige ich jetzt, ist die Stelle ebenfalls futsch.
Und was dann? Dann sitze ich zu Hause. Drehe wahrscheinlich noch mehr durch. Lande wieder in der Akutpsychiatrie und das Spiel geht von vorne los.
Die Aussicht auf einen Klinikplatz in Bad Bramstedt ist in sehr weiter Ferne. Was sollte ich bis dahin machen? Hätte ich diesen Platz in naher Zukunft in Aussicht, würde ich tatsächlich morgen zum Stationsleiter gehen und mit ihm besprechen, wie es mit Übernahme aussieht, wenn ich jetzt ausfallen würde.

Es tut mir leid, dass das alles so wirr klingt. Da ist so viel Chaos in mir. So eine Unruhe. Die Arbeit stresst mich und gleichzeitig ist es so ziemlich die einzige Zeit, in der ich mich irgendwie normal fühle. Das Normalgefühl kommt traurigerweise daher, dass ich dort nicht ich selbst bin, so lange ich es unter Kontrolle habe.

Es tut mir leid, wenn ich wieder alles irgendwie abweise oder so. Es tut mir wirklich leid. Ich kann es gerade einfach nicht besser.

17.03.2021 19:14 • x 4 #39


E
Zitat von Irgendeine:
Es tut mir leid, wenn ich wieder alles irgendwie abweise oder so


Braucht es nicht. Ich glaube, das kennen wir alle!

Mach, wie du es für richtig empfindest! Wenn du deinen Job verlierst geht zwar nicht die Welt unter, aber du weißt, in welches Loch dich das höchstwahrscheinlich zieht- und das kann genauso kontraproduktiv sein.

17.03.2021 19:31 • x 3 #40


Irgendeine
Zitat von ClaraFall:
Braucht es nicht. Ich glaube, das kennen wir alle! Mach, wie du es für richtig empfindest! Wenn du deinen Job verlierst geht zwar nicht die Welt unter, aber du weißt, in welches Loch dich das höchstwahrscheinlich zieht- und das kann genauso kontraproduktiv sein.

Alles in mir schreit nach Hilfe. Irgendein Strohhalm. Aber da ist gefühlt einfach nichts. Jeder Tag ist ein Kampf. Ein Kampf gegen mich selbst und ich weiß nicht mal, was der Siegerpreis ist.
Also stehe ich jeden Tag auf, verdränge alles schön und setze das Alltagsgesicht auf, in der Hoffnung, dass niemand mich dahinter sieht. Ich frage mich mittlerweile nur immer öfter, warum ich das eigentlich tue. Ich strample und strample und kann doch kaum den Kopf über Wasser halten.

Wenn die Probezeit rum ist, wird es wieder etwas geben, worauf ich mich fokussieren werde. Wie ihr es schon gesagt habt.
Es gibt keine Zeit in meinem Leben, in der ich das Zeitspiel mal für längere Zeit nicht gespielt habe. Ich lebe seit vielen Jahren nach diesen Regeln. Es ist wie ein Automatismus, nein viel mehr eine Sucht, sich immer wieder ein neues Ziel zu suchen. Suchen zu müssen.
Und ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit wegrennt und die Ziele mir ausgehen.

Ich schäme mich jetzt schon dafür, dass ich das hier alles schreibe und irgendwie habe ich auch Angst vor den Reaktionen.
Ich möchte nicht so negativ sein.

17.03.2021 19:46 • x 2 #41


E
Vielleicht ist das auch genau gut so?

Wir können ja immer nur so ein bisschen von uns selbst ausgehen.. oder was in schlauen Büchern steht.

Vielleicht ist das gerade genau dein Weg und du meisterst ihn einfach super!

Ich würde dich so gerne besser fühlen lassen.. aber ich weiß nicht wie!

17.03.2021 19:51 • x 3 #42


Irgendeine
Ich glaube, ich muss jetzt sehr aufpassen mit dem Schreiben. Sonst stehen hier gleich Dinge, die nicht gut wären.

Es hilft durchaus schon sehr, dass ich wahrgenommen werde...

17.03.2021 19:56 • x 2 #43


maya60
Hallo @Irgendeine - dieses ScheiXloch nach einer Wahsinnsleistung kenne ich auch. Wohin mit sich dann? Alles wund und überdreht und aus schwindelnden Höhen wieder etwas runterkommen.
Das wird wieder besser, wirklich! Eigentlich darf man ja Extremanspannung nur langsam lösen, aber nach so einer Prüfungsphase kommt die Entlastung zu schnell, das tut auch weh. Genauso, wie BühnenkünstlerInnen nach ihrer Show nicht wissen, wohin mit ihrem ganzen Adrenalin und oft in Krankheit und Rausch landen. Das ist ein bekanntes Phänomen.

Was es aber nicht erträglicher macht.

17.03.2021 20:27 • x 1 #44


Alexandra2
Liebe @irgendeine, magst Du Dich mal auspowern beim Laufen oder so? Verbrate das Adrenalin und komme danach zur Ruhe. Manchmal hilft es.
Und sobald Du besser versorgt bist mit Arzt usw wird es Dir Schritt für Schritt besser gehen. Mache Dir nicht zuviele Gedanken. Wir kennen wohl alle dunkle Stunden-Wochen-Monate usw.
Liebe Grüße Alexandra

17.03.2021 21:07 • x 2 #45


maya60
Zitat von Alexandra2:
Liebe @irgendeine, magst Du Dich mal auspowern beim Laufen oder so? Verbrate das Adrenalin und komme danach zur Ruhe. Manchmal hilft es. Und sobald Du besser versorgt bist mit Arzt usw wird es Dir Schritt für Schritt besser gehen. Mache Dir nicht zuviele Gedanken. Wir kennen wohl ...


Ich glaube, Irgendeine hat eine Suchtgeschichte mit Sport oder verwechsle ich da was?

17.03.2021 21:11 • x 1 #46


Alexandra2
Oh, dann natürlich nicht, das habe ich nicht mitbekommen

17.03.2021 21:15 • #47


Irgendeine
Zitat von maya60:
Wohin mit sich dann? Alles wund und überdreht und aus schwindelnden Höhen wieder etwas runterkommen.
Das wird wieder besser, wirklich!

Wohin mit sich? Das trifft es ziemlich gut. Völlig losgelöst, von der Erde. So fühle ich mich. Rastlos, immer auf der Flucht vor irgendwas.
Rational weiß ich, dass es irgendwann besser werden wird. Die Frage ist nur, wie oft es noch wieder besser werden muss.
Zitat von maya60:
nach so einer Prüfungsphase kommt die Entlastung zu schnell, das tut auch weh.

Wenn es wenigstens weh tun würde.. Aber da ist einfach nur Leere
Zitat von Alexandra2:
Liebe @irgendeine, magst Du Dich mal auspowern beim Laufen oder so? Verbrate das Adrenalin und komme danach zur Ruhe. Manchmal hilft es.[pid]475806[/pid

Zitat von maya60:
Ich glaube, Irgendeine hat eine Suchtgeschichte mit Sport oder verwechsle ich da was?

Zitat von Alexandra2:
Oh, dann natürlich nicht, das habe ich nicht mitbekommen

Liebe Alexandra, Sport hilft tatsächlich, aber Maya hat recht.
Sport hilft fast so gut, wie SVV, aber leider auch immer nur so kurzfristig.
Danach baut sich immer mehr Druck auf.
Wenn der Sport mal ausfällt - Katastrophe. Jede Strecke muss immer ein bisschen weiter sein, als letztes Mal und am besten auch noch schneller gelaufen. Schaffe ich es, fühlt es sich richtig gut an. So gut, dass ich einfach weiterlaufe, bis ich nicht mehr kann. Schaffe ich diese selbstauferlegten Hürden nicht, baut das, was eigentlich als Ventil dienen soll, selbst massiv Druck auf.

Das klingt wahrscheinlich wie eine Ausrede und ich wünschte, es wäre so, denn laufen fühlt sich so gut an.
Vielleicht sollte ich es trotzdem nochmal probieren. Einfach immer dieselbe Strecke.
Zitat von Alexandra2:
Und sobald Du besser versorgt bist mit Arzt usw wird es Dir Schritt für Schritt besser gehen. Mache Dir nicht zuviele Gedanken. Wir kennen wohl alle dunkle Stunden-Wochen-Monate usw.

Ich habe jetzt 2 Ärzte angerufen. Die eine nimmt gar keine neuen Pat. mehr auf, der andere hat den nächsten freien Termin im September. Ich hab jetzt fürs erste nächste Woche einen Notfalltermin bei meiner Ärztin.

Vielleicht schaffe ich es ja dieses Mal, ihr meine Lage klarzumachen.
Wobei ich jetzt schon Schiss vor ihrer Reaktion habe, wenn ich ihr sage, dass ich das Elontril abgesetzt habe. Ich habe so eine Ahnung, dass sie dann einfach alles darauf schieben wird...
Aber mir ging's ja vorher schon genau so besch*ssen.
Ich hoffe, sie schreibt mir wenigstens die Klinikeinweisung zügig. Ich habe der Klinik heute geschrieben, dass eine Aufnahme spätestens ab dem 1.8 möglich ist. Ist mir mittlerweile egal, was meine Kollegen dann von mir denken.

17.03.2021 22:16 • x 3 #48


Alexandra2
Super! @Irgendeine
Kannst Du jemand mitnehmen zur Ärztin?
Was spricht eigentlich dagegen, für einen Marathon zu trainieren mit professioneller Anleitung? Im Ernst...
Liebe Grüße Alexandra

17.03.2021 22:41 • x 1 #49


Irgendeine
Zitat von Alexandra2:
Kannst Du jemand mitnehmen zur Ärztin?

Ja, evtl. meine BeWo-Betreuerin. Ich muss sie mak fragen. Aber da komm ich mir irgendwie blöd bei der Ärztin vor.
Zitat von Alexandra2:
Was spricht eigentlich dagegen, für einen Marathon zu trainieren mit professioneller Anleitung? Im Ernst...

Die Zeit und ich denke, momemtan ist sowas auch nicht zu finden...

17.03.2021 23:24 • x 1 #50


Alexandra2

https://m.fitforfun.de/sport/trainingsp..._9937.html
Zum Beispiel
Bewegung gibt einen ordentlichen Stimmungskick und das regelmäßige Training hilft zusätzlich den Kopf frei zu bekommen.... Du könntest es eine Woche probieren, hast nichts zu verlieren...

17.03.2021 23:42 • x 1 #51


Irgendeine
Für den Plan muss man 60 Min. am Stück laufen können. Das kann ich nicht. Vielleicht versuche ich es demnächst wirklich nochmal. Danke für deine Mühe.

Lg

17.03.2021 23:52 • x 2 #52


O
Bitte vorsichtig sein, wenn das für Dich Suchtpotential hat!

Ich bin da eher skeptisch...
Auch, weil das schon wieder so eine Leistungssache ist.

Was wäre mit einem großen Bogen Papier und Pastellkreiden? Damit kann man malen und mit den Fingern den Kreidestaub verwischen. Fällt mir gerade ein, dass sowas ganz gut tun kann... Mit den Händen arbeiten und das Papier spüren... Dabei muss auch gar nichts Schönes rauskommen.

Alles Gute!

18.03.2021 08:16 • x 3 #53


Alexandra2
Es geht darum, aus der Not (Anspannung) eine Tugend (Stressabbau plus Stimmungsaufhellung) zu machen. Niemand sagt, daß Du 1 Stunde am Stück laufen musst, fange ganz klein an und beobachte, was Dir regelmäßige Bewegung, mit der Du Dich Stück für Stück auspowerst, bringt.
Wir müssen unser komplettes Verhalten an die Erkrankungen anpassen, ein bisschen Medizin und Therapie reichen nicht aus. Positive Effekte stellen sich mit der für einen richtigen Lebensänderung ein und bis es soweit ist, ist ausprobieren wichtig-und nicht geht sowieso nicht.

18.03.2021 09:26 • x 2 #54


maya60
Zitat von Alexandra2:
Wir müssen unser komplettes Verhalten an die Erkrankungen anpassen, ein bisschen Medizin und Therapie reichen nicht aus.


Das ich ja der Punkt, der für ADHS mit Depression und mit Traumafolgestörungen sich bei mir auch absolut bewahrheitet hat. Und dass ich eben alles 3 Behandlungsteile nötig brauchte, aber nix alleine für sich der Bringer war

Ohne Medizin kam ich gar nicht weit genug damit, mein komplettes Verhalten an die Erkrankungen anzupassen.

Ohne Therapie auch nicht.

Ohne Alltagsanpassung an meinen Krankheitsrahmen nutzten aber weder Medizin noch Psychotherapie genug.

Und da der Berufsalltag und auch der Normalo-Privatlebensalltag in so vielem absolut quer zu diesen Krankheitsbedürfnissen steht, musste ich eben auch an jedem Schräubchen drehen, das ich fand in meinem Alltag.

Wenn mein Berufsalltag erfolgreich war oder mein Familienalltag, dann war das ein wichtiges Fundament, auch wenn ich den Stolz und die Befriedigung vor lauter Stress wie du, @Irgendeine gar nicht fühlte und vor lauter innerem Krankheitstaubsein.
Aber ich wusste wie du, dass es wichtig war und irgendwann wirst du das auch fühlen.

Die krasse Kluft zwischen Handeln und Fühlen hatte ich ja auch lange und ich weiß aber, dass ich wie du auch zum Glück doch auch meinem Handeln trauen konnte im Beruflichen, auch wenn es auf Hyperfokus und Daueradrenalin lief. Das ist viel wert.

Wie gesagt habe ich meine Arbeitsstunden irgendwann auf Teilzeit reduziert und viel Entspannungskurse, Bewegung in Yoga und Schwimmen verbunden mit Meditation dazu genommen als Hobbies.
Aber ich weiß, dass du deine Suchtgeschichte mit Sport hast, vielleicht wäre da eine Begleitung wirklich eine Idee? Das wäre auch eine Frage für die Psychotherapie. Ich hätte da meinen damaligen Freund oder eben Göga um Begleitung gebeten und sie sind eh oft mit zum Schwimmen, morgens ganz Früh vor Arbeitsbeginn.

Weil damals keine Diagnosen existierten und lange Zeit auch noch nicht verfeinerte Antidepressiva bin ich ja Jahrzehntelang ohne Medis mit einem ADHS-Vollbild, einer chronischen Erschöpfungsdepression und schweren Traumafolge-Depressionsepisoden durch´s Leben und daher weiß ich, wie es dir geht.
Und ich weiß, dass doch einiges an Linderung zeitweise geht, zeitweise weniger. Prüfungszeiten und das tiefe Loch danach sind einfach Mist, waren das bei mir auch immer.

Ich weiß nicht, wie sehr das Borderline noch welche Probleme dabei macht? Weißt du das, Irgendeine? Magst du das berichten?

Und welche Erkrankungen ggfs. noch dazu kommen?

Nach Jahren der Krankheitserfahrungen können wir ADHSlerInnen häufig ganz gut differenzieren, wie sich welcher Krankheitsanteil anfühlt und verhält - wir wissen, wo in unserem Chaos was ist.

Liebe Grüße! maya

18.03.2021 14:04 • x 2 #55


Irgendeine
Zitat von ohneFunktion:
Bitte vorsichtig sein, wenn das für Dich Suchtpotential hat!

Ich bin da eher skeptisch...
Auch, weil das schon wieder so eine Leistungssache ist.

Genau das ist halt das Problem. Ich bin auf Leistung getrimmt.
Zitat von ohneFunktion:
Was wäre mit einem großen Bogen Papier und Pastellkreiden? Damit kann man malen und mit den Fingern den Kreidestaub verwischen.

Das ist eine gute Idee. Ich glaube, ich habe sogar noch Kreide. Oder weiche Bleistifte. Ich habe bei den Klinikaufenthalten gerne gemalt und gezeichnet.
Zitat von Alexandra2:
Es geht darum, aus der Not (Anspannung) eine Tugend (Stressabbau plus Stimmungsaufhellung) zu machen. Niemand sagt, daß Du 1 Stunde am Stück laufen musst, fange ganz klein an und beobachte, was Dir regelmäßige Bewegung, mit der Du Dich Stück für Stück auspowerst, bringt.

Ich verstehe, wie das gemeint ist. Das Problem ist, dass ich genau das nicht kann. Laufen hilft gut gegen SVV-Druck. Zu gut.
Ich war ewig nicht mehr laufen. Wenn ich jetzt loslaufen und mir maximal 2 km vornehmen würde, würde ich am Ende trotzdem die ganze Runde (ca. 7 km) laufen und wäre danach wahrscheinlich enttäuscht, weil ich zu langsam war.
Es ist immer dieser höjer, schneller, weiter-Gedanke da. Ich muss besser sein, als alle anderen. Denn nur wenn ich besser bin, werden sie mich respektieren. Wer Schwäche zeigt, wird nicht respektiert. Das erlebe ich ja jetzt täglich.
Zitat von Alexandra2:
Wir müssen unser komplettes Verhalten an die Erkrankungen anpassen, ein bisschen Medizin und Therapie reichen nicht aus. Positive Effekte stellen sich mit der für einen richtigen Lebensänderung ein und bis es soweit ist, ist ausprobieren wichtig-und nicht geht sowieso nicht.

Zitat von maya60:
Und da der Berufsalltag und auch der Normalo-Privatlebensalltag in so vielem absolut quer zu diesen Krankheitsbedürfnissen steht, musste ich eben auch an jedem Schräubchen drehen, das ich fand in meinem Alltag.

Da habt ihr beide recht und es ist so unfassbar deprimierend, diese ständigen Rückschläge miteinzuplanen. Ich weiß nicht so richtig, wie ich meinen privaten Alltag besser organisieren kann. Selbst das Allernötigste im Haushalt fällt mir schwer.
Zitat von maya60:
Wenn mein Berufsalltag erfolgreich war oder mein Familienalltag, dann war das ein wichtiges Fundament, auch wenn ich den Stolz und die Befriedigung vor lauter Stress wie du, gar nicht fühlte und vor lauter innerem Krankheitstaubsein.
Aber ich wusste wie du, dass es wichtig war und irgendwann wirst du das auch fühlen.

Genau so ist es. Ich weiß viele Dinge, auch wenn ich sie nicht fühlen kann. Manchmal komme ich mir wie eine KI vor, die gelernt hat, welche Gefühle man in bestimmten Situationen zeigen soll.
Sehr krass ist mir das bei der Beerdigung meines Opas vor ca. 7 Jahren aufgefallen. Ich habe ihn sehr gerne gehabt. Bei der Beerdigung wusste ich ganz genau, dass Trauer jetzt das richtige/passende Gefühl ist. Aber ich habe einfach gar nichts gefühlt. Nur Leere. Und ich habe mich dafür in Grund und Boden geschämt, dass ich nicht weinen konnte.
So geht es mir oft. Entweder explodieren alle Gefühle oder es ist gar nichts da. Schwarz oder weiß. Etwas dazwischen gibt es selten.
Zitat von maya60:
ich weiß aber, dass ich wie du auch zum Glück doch auch meinem Handeln trauen konnte im Beruflichen, auch wenn es auf Hyperfokus und Daueradrenalin lief. Das ist viel wert.

Ich kann meinem Handeln auf der Arbeit trauen. Natürlich mache ich Fehler, aber nicht mehr und nicht schlimmere, als andere Kollegen auch.
Aber wie du sagst, läuft der Körper halt 8h ohne Pause auf Hochbetrieb. Zu einer richtigen Pause komme ich selten und selbst dann denke ich drüber nach, was ich noch alles machen muss.

Heute hatte ich meine Leitung um ein Gespräch gebeten, weil ich mit ihm über diesen Dauerstress während der kompletten Schicht und die Aussagen einiger Kollegen reden wollte.
Er meinte, dass eine meiner größten Stärken gleichzeitig eine meiner Schwächen sei: Ich sei sehr gewissenhaft und penibel in dem, was ich mache und hätte hohe Ansprüche an mich selbst. Das sei natürlich einerseits gut, weil das Ergebnis entsprechend ist, andererseits sei es natürlich noch ein zusätzlicher Stressor. Dass ich mir dann auch noch Gedanken um die Aussagen und das Verhalten einiger Kollegen mache, macht es natürlich auch nicht besser.
Und ich solle auch bedenken, dass jeder dort genau so klein und unerfahren angefangen hat, egal, wie sehr der jenige sich heute aufspielen mag.
Insgesamt hat mir das Gespräch nochmal neuen Mut gegeben.
Zitat von maya60:
Wie gesagt habe ich meine Arbeitsstunden irgendwann auf Teilzeit reduziert

Das habe ich nach der Probezeit auch vor. Ich denke, ich werde auf 80% reduzieren. Das wäre finanziell zu verkraften und die 4 Tage mehr frei im Monat würden für mich viel ausmachen.
Zitat von maya60:
Aber ich weiß, dass du deine Suchtgeschichte mit Sport hast, vielleicht wäre da eine Begleitung wirklich eine Idee?

Ja, das könnte funktionieren. Ich weiß nur nicht, wen ich da fragen könnte.
Zitat von maya60:
Ich weiß nicht, wie sehr das Borderline noch welche Probleme dabei macht? Weißt du das, Irgendeine? Magst du das berichten?
Und welche Erkrankungen ggfs. noch dazu kommen?

Momentan belastet mich das Borderline sehr. Die Wechsel zwischen Leere und maximaler Anspannung sind seit Wochen sehr extrem. Es kann von einer Sekunde auf die andere kippen und i.d.R. brauche ich dann einige Stunden, bis ich wieder einigermaßen klarkomme.
Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so heftige SVV-Impulse und Suizidgedanken hatte.
Bis jetzt konnte ich widerstehen. Allerdings hauptsächlich aus Angst, dass es schief gehen könnte und ich dann im Zweifel auf Leute (Rettungsdienst und KH) treffen würde, die mich privat kennen.

Dann ist da ständig diese Angst, dass Leute schlecht über mich reden könnten. Diese Angst ist so tief drin, weil es früher so oft die Realität war.
Mein Gehirn registriert gefühlt jede Bewegung, Bemerkung, Mimik etc. der Personen in meiner Umgebung und interpretiert dort alles mögliche rein.
Gleichzeitig bin ich aber nicht in der Lage, all das richtig zu deuten und gehe prinzipiell erst mal davon aus, dass der jenige schlecht von mir denkt.
Mein Gehirn rattert gefühlt von morgens bis abends und ist doch nicht in der Lage, alles richtig einzuordnen. Das ist sehr anstrengend und auch frustrierend.

Das Essen wird so langsam auch wieder problematisch. Ich habe mich gestern endlich mal auf die Waage getraut (ab und zu muss ich das machen, damit die Überwindung nicht zu groß wird). Ich wiege weniger, als letztes Mal, fühle mich aber viel dicker.
Beim Essen fühle ich mich irgendwie eklig. Ich schäme mich dafür, dass ich so viel Süßes esse, obwohl ich rational weiß, dass ich trotzdem oft nicht auf die notwendige Kalorienanzahl komme.

18.03.2021 19:16 • x 3 #56


Alexandra2
Liebe @irgendeine, ich wünsche Dir daß Du heute etwas findest, wo Dein Geist spazieren gehen kann (Hörbuch? ) und Du Dich in Ruhe lassen kannst, und wenn es Momente sind.
Liebe Grüße Alexandra

18.03.2021 21:02 • x 2 #57


Irgendeine
Hallo,

mir geht es seit Tagen immer schlechter. Jeder Tag ist ein Kampf. Die Gedanken werden immer drängender und das dagegen ankämpfen immer schwieriger. Besonders, weil ich manchmal gar nicht mehr dagegen ankämpfen möchte.

Wenn ich nicht so viel Angst vor den Folgen hätte, würde ich mich krankschreiben lassen. Ich befürchte nur, dass das es nicht besser machen würde, weil ich mir dann die ganze Zeit Gedanken machen würde, was die Kollegen jetzt von mir denken usw.

21.03.2021 20:36 • x 1 #58


maya60
Liebe @Irgendeine - das tut mir leid und ich glaube auch nicht, dass Krankschreiben besser wäre, dann versinkst du noch mehr in diesen Gedanken.

Aber vielleicht alles mal kreuz und quer rausreden? Bei einer dieser Notfallnummern, die zuhören? Wäre das was?

soforthilfe-adressen-nummern-der-krisendienste-t11782.html

Sohni und ich haben heute auch grottenschlechte Laune und segeln haarscharf seit gestern an der Migräne vorbei. Viel macht auch einfach das Mistwetter und die Jahreszeit aus.

Wir halten das einfach alle zusammen aus, bis der Frühling richtig da ist und dein schwarzes Prüfungsloch weg ist.



Gute Besserung! Liebe Grüße! maya

21.03.2021 20:42 • x 1 #59


A


Hallo Irgendeine,

x 4#30


Irgendeine
Zitat von maya60:
das tut mir leid und ich glaube auch nicht, dass Krankschreiben besser wäre, dann versinkst du noch mehr in diesen Gedanken.

Wenn ich mich krankschreiben lassen würde, würde ich auch nicht zu Hause bleiben.. Das würde nicht gut ausgehen..
Zitat von maya60:
Aber vielleicht alles mal kreuz und quer rausreden? Bei einer dieser Notfallnummern, die zuhören? Wäre das was?

Ich schreibe mittlerweile fast täglich mit der Telefonseelsorge. Manchmal ist es hilfreich, aber oft merkt man, dass es noch recht unerfahrene und wahrscheinlich recht junge Menschen sind, die sich sehr an Kommunikationstechniken festhalten.

Heute hatte ich ein echt gutes Gespräch. Der Seelsorger hat nach Äußerung meiner S**z*dgedanken selbst Psychiatrie vorgeschlagen und als ihm das Problem diesbezüglich erklärte hatte, war er so ehrlich und meinte: Da fällt mir gerade leider auch keine Lösung mehr ein. Dann ist das Einzige, was ich Ihnen anbieten kann, zuzuhören und sich jederzeit bei der TS melden zu können.

Ich fand es klasse, dass er nicht die üblichen Phrasen (Ihre Stelle ist doch erst mal völlig unwichtig), sondern ehrlich seine Meinung gesagt hat. Das habe ihm das auch gesagt.
Zitat von maya60:
Sohni und ich haben heute auch grottenschlechte Laune und segeln haarscharf seit gestern an der Migräne vorbei. Viel macht auch einfach das Mistwetter und die Jahreszeit aus.

Oh Migräne ist echt mies. Mein Kopf ist auch kurz vorm Explodieren.

21.03.2021 20:59 • x 1 #60

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