Oli
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Die folgenden Punkte sind losgelöst von der oben dargestellten Problematik, aber vielleicht können sie ja dennoch etwas weiterhelfen. Man weiß ja nie.
Bei einem befreundetes Ehepaar - er mit depressiven Episoden - grenzt sie sich ab, wenn es ihm schlecht geht und ist gerne mit ihm zusammen, wenn es ihm gut geht (verkürzte Darstellung). So sehr ich dieses Verhalten verstehe, so sehr sehe ich auch, dass nach meinem
Eindruck dieses Vorgehen ihm nicht gut tut. Denn er fühlt einen Teil von sich nicht gesehen - einen Teil, der für ihn sehr bedeutsam ist, denn es fließt viel Energie in die Depression und den Umgang damit. Und je weniger sie diesen Teil sehen will, desto mehr staut sich in ihm etwas an, was durchdringen will zu ihr, um ihr begreifbar zu machen, wie mies es ihm oft geht. Ich kenne das von verzweifelten Kindern, die ihren Eltern so lange zusetzen, bis diese ebenso verzweifelt sind. Da ist ein tiefer Wunsch, verstanden zu werden, seine Angst dem anderen auch zuzumuten und dennoch damit angenommen zu sein.
Die Frage nach der Co-Abhängigkeit ist immer wieder eine schwierige Abwägung, wie ich finde.
Was tue ich, wenn ich eine Partnerin habe, die beispielsweise beide Beine verloren hat? Dann bin ich automatisch mitbetroffen, weil vieles, was früher ging, jetzt nicht mehr geht. Welche Ängste löst das in mir aus, wenn ich mir die Stümpfe der Beine anschaue und mit hineingezogen werde in den Schmerz der Partnerin? Oder halte ich das fern von mir und beschränke mich auf jene Aktivitäten mit ihr, bei denen die Beeinträchtigung nicht stört?