Hallo zusammen,
ich habe mich in den letzten Tagen durch diesen Thread gelesen und vorab erstmal...es ist unsagbar toll, wie ihr euch hier gegenseitig stützt, auffangt, füreinander da seid.
Zu meiner Geschichte...
Ich habe meinen Partner vor eineinhalb Jahren kennengelernt. Wir sind beide Mitte 40, taten uns beide, jeder auf seine Art, trotz sehr großer Gefühle erstmal schwer, uns auf diese Beziehung einzulassen. In den ersten Monaten gab es einige Wochen, in denen mein Partner sich zurückzog mit der Begründung, es ginge ihm nicht so gut. Wir hatten täglich Kontakt, telefonisch und per Whatsapp, aber gesehen haben wir uns in dieser Zeit nicht. Er sagte, er bräuchte Zeit. Schon vor dieser Phase hatte er mir erzählt, dass er ein Jahr zuvor einen Burnout hatte, mit Depressionen, Angst-/Panikattacken, Suizidgedanken.
Durch den ständigen Kontakt der (weil ich ihm seine Ruhe lassen wollte) von ihm ausging, konnte ich mit dieser Phase einigermaßen umgehen.
Bei unserem Wiedersehen nach ein paar Wochen erzählte er mir, dass er plötzlich Angst bekommen habe, mit der er für sich erstmal umgehen musste. Er sagte, er liebt mich (und daran habe ich bis heute noch nicht einen Moment gezweifelt) und bat mich, es langsam anzugehen. Es sei ihm auch nicht gutgegangen, sagte er, er hatte das Gefühl, eine leichte Depression gehabt zu haben.
Die folgenden Monate waren einfach wundervoll. Wir haben uns immer öfter gesehen, jeden Moment miteinander sehr bewusst verbracht. Wir waren einfach glücklich. Und Stück für Stück kamen wir uns näher. Er stellte mich seiner Familie vor, seinen Freunden, lernte meine Kinder kennen, 'wohnte' irgendwann so gut wie bei uns.
Manchmal hatte ich ein wenig das Bauchgefühl, ihn etwas 'ausbremsen' zu müssen...Zusammenziehen, Heiraten...er war voller Pläne. Allerdings gab es auch immer wieder 'schlechte' Tage, an denen er nicht die Kraft hatte, zur Arbeit zu gehen, Wochenenden, die er ausschließlich zu Hause im Bett verbrachte. Verabredungen, die er absagte, weil er 'total kaputt' war. Manchmal ging er schon abends um 8 ins Bett und schlief bis zum nächsten Vormittag durch.
Anfang Dezember letzten Jahres fing er dann an, sich zurückzuziehen. Fast unmerklich anfangs, manchmal dachte ich, ich würde es mir einbilden. Ich habe ihn Mitte Dezember darauf angesprochen, ihm gesagt, dass ich das wahrnehme, und das es für mich ok ist, wenn er Zeit für sich braucht, weil die vergangenen Monate sicher sehr fordernd für ihn gewesen sein müssen (er selbst hat keine Kinder und ist ein Mensch, der eher wenig belastbar ist, sehr viel Ruhe braucht). Er hat bei diesem Gespräch gesagt, dass er sich auf gar keinen Fall wieder zurückziehen wird, er möchte mit mir zusammen sein, möchte auch für mich da sein.
Silvester haben wir, weil es sich nicht anders organisieren ließ, getrennt verbracht; jeder mit seinen Eltern. Geplant war aber, den Neujahrstag miteinander zu verbringen.
Am 01.01. kam dann per Sprachnachricht seine Absage. Und eigentlich wusste ich in dem Moment schon, dass er jetzt 'abgetaucht' ist. Seitdem sporadischer Kontakt per Whatsapp, eine Erklärung seinerseits, es gehe ihm zur Zeit nicht gut. Er liebt mich und es tut ihm leid, dass gerade alles so kacke ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich gerne für ihn da wäre und dass es schade ist, dass er das nicht zulassen kann. Darauf sagte er, dass er hofft, das bald zulassen zu können, und dass er weiß, dass ich dann für ihn da bin. Er meldet sich (bislang) alle ein bis zwei Tage, sagt mir, dass er mich liebt und dass er mich vermisst. Ansonsten reden wir über nichts. Ich glaube, er ist seit Wochen krankgeschrieben, jedenfalls scheint er (den Hintergrundgeräuschen in den Sprachnachrichten nach) ständig zu Hause zu sein. Anfang dieser Woche sagte er, er müsste etwas mit mir besprechen, ob wir irgendwann im Laufe dieser Woche miteinander reden können. Ich denke aber nicht, dass es tatsächlich zu diesem Gespräch kommen wird.
Schon im Dezember haben wir darüber gesprochen, dass er Angst hat, wieder in so eine 'Phase' wie er es nennt, zu geraten. Ich habe ihm damals gesagt, dass ich es gut finden würde, wenn er sich unterstützend Hilfe sucht. Er sagte, er hätte Angst, zu einem Therapeuten zu gehen...obwohl er bei seinem Burn Out schon mal Therapiestunden hatte. Ich habe ihm gesagt, dass ich da bin, und er den Weg nicht alleine gehen muss, wenn er das nicht will.
Soviel mal zu seiner Lage.
Ich leide fürchterlich unter der Situation, kann es einfach nicht fassen, nicht begreifen. Ich versuche wirklich, bei mir zu bleiben, ruhig zu bleiben, meinen Fokus auf mich zu richten. Aber es will einfach nicht klappen. Ich habe das Gefühl, ich werde wahnsinnig in dieser Mischung aus Angst, Liebe, Sehnsucht, Unverständnis, Traurigkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Ich kann seit Wochen nicht mehr schlafen, ich liege nachts wach und heule. Und ich habe das Gefühl, es wird einfach nicht besser. Mal ein positiver, unbeschwerter Moment, und man versucht, ihn festzuhalten, auszudehnen...und zack, kommt der ganze Mist mit Schwung zurück und haut einen wieder von den Füßen.
Ich liebe den Mann wirklich, und wir haben uns mal versprochen, dass wir alles zusammen hinkriegen. Aber ich habe das Gefühl, ich bin irgendwie die Einzige, die versucht, irgendwas hinzukriegen.
Hat vielleicht jemand einen Tip, wie ich den verdammten Fokus auf mich selbst kriege?
Sassy
27.01.2022 16:20 •
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