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Erschöpfungsdepression und Arbeit - mit dem Chef reden?

C
hallo zusammen,

ich würde den momentanen zustand als erschöpfungsdepression bezeichnen. ich arbeite halbtags, habe zwei kinder, bin alleinerziehend. mit dem vater der kinder gabs viel stress, im moment verstehen wir uns besser, er scheint eine chance zu sehen, weil es mir schlecht geht und er sich kümmern kann. da ich hier sonst keine anbindung habe, bin ich natürlich dankbar.

jedoch heute steht ein gespräch mit meinem chef an. ein egozentrischer mann, der immer nur von sich redet und seltenst wertschätzung zeigt, sehr launisch ist und meist die sachen die morgen erst auf dem tisch liegen, gestern haben will. ich arbeite dort seit 7 jahren, die ersten jahre war es gut, das team größer, der kontakt zum chef nicht unmittelbar. so konnte ich mich lange durchschlängeln. meine arbeit würde mir auch spaß machen, aber die firma ist marode, mein chef macht nichts mehr, steht auch kurz vor der rente und wir rechnen damit, dass er insolvenz anmeldet. so das sind mal so die fakten. seit 1 monate bin ich nun krank geschreiben, es ist nicht die erste depressive phase.
ich würde gerne eine reha in einer tagesklinik machen, aber dort gibts mitunter wartezeiten. manchmal denke ich mir, ich sollte einfach arbeiten gehen, es gibt zwischendurch gute tage, um struktur zu haben, doch dann denke ich wieder, ich hatte in diesen 7 jahren vielleicht insgesamt 10-15 fehltage. mein chef wird mir kündigen, mit krankmeldung sicher früher als später, wir sind eine firma unter 10. ich weiß auch, dass wenn ich gesund bin, meinen job sehr gut mache. aber ich konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren.

nun meine krankmeldung läuft bis morgen. ich muss nun entscheiden ob ich ab übermorgen wieder arbeite oder ob ich mich weiter krankschreiben lasse und dann bis nach weihnachten. mir ist klar, dass es allein zu hause auch nicht besser wird, oder doch? hilft ruhe irgendwan? ich fühle mich dann so sinnlos. meine kinder kommen nachmittags um 15 uhr. ich schreibe zwar bewerbungen aber ich hänge immer so dazwischen, ob das jetzt gerade sinn macht. ich bin ein starker mensch, ich hab ne trennung vollzogen wei lich nicht mehr glücklich war usw. aber gerade geht mir so die puste aus. ich habe herzrasen, bis in die ohren, kopfschmerzen, alles tut partiell immer mal wieder weh.

was meint ihr? ich habe natürlich auch angst, keinen job mehr zu finden. ich hatte bisher immer glück aber ich möchte mich darauf nicht verlassen, da ich einen beruf habe, wo man im alter eher mehr probleme hat nochmal was zu finden.

ich hab einfach wahnsinnige existenzängste, schon immer und gerade auch noch liebeskummer wegen einer trennung letzten sommer. von der ich weiß, dass sie richitg war aber es tut eben weh. ich zweifel an allem.
ich nehme übrigens cita. es hilft ein bisschen.

ich hoffe ihr könnt mir helfen. was sage ich meinem chef, der diese krankheit nicht kennt, vielleicht nicht versteht. soll ich anbieten auszuhelfen wenn es brennt? ich weiß einfach nicht.

danke schonmal und euch einen guten tag.

08.12.2020 09:09 • x 3 #1


Heideblümchen
Hallo @clarissa1 ...hoffentlich ist es noch nicht zu spät für eine Antwort. In erster Linie solltest du bei dem Gespräch mit deinem Chef an dich (!) denken. DU bist wichtig für deine Kinder, für dich. Dein Chef scheint ja auch nicht an andere zu denken, wenn er euch im Unklaren lässt, wie es mit der Firma weiter gehen kann.
Wenn du eh so ausgebrannt bist, solltest du dich erst mal erholen. Gut, wenn du immerhin die Kraft aufbringst, dich anderweitig zu bewerben. Somit TUST du etwas sinnvolles und wartest nicht nur einfach ab, bis alles noch schlimmer wird.
Du kannst am Besten einschätzen, wie dein Chef reagiert. Je nachdem, wo das Treffen statt findet: wäre es bei ihm: du bist derzeit - und sicher nicht ohne Grund - krank! Das ist Fakt und es ist bewundernswert, dass du an dem Treffen dann trotzdem teil nimmst!
Und vielleicht weiß ja auch dein Chef, der immerhin viel Verantwortung tragen muss, aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, überlastet zu sein. Und wenn nichts hilft: noch ist alles nicht am Ende. Du bist noch nicht gekündigt und es gibt immer auch ein danach, das sich zeigen wird, wenn es soweit ist. Gönn dir die Zeit, über alles in Ruhe nachzudenken. Vielleicht sprichst du auch mal mit einer Freundin oder Menschen, die dir nahe stehen...über das, was dich bewegt, was dir Angst macht etc.

Und teile dir ein, welche Probleme du jetzt vorrangig angehen willst und welche noch Zeit haben. Über z.B. eine verflossene Liebe nachzudenken, ja, macht Sinn, aber nicht, wenn es eh dafür zu spät ist, du aktuell nichts ändern kannst und sogar weißt, dass die Entscheidung damals richtig war. Das könnte dich bei anderen, wichtigeren Gedankengängen stören. Mach dir eine Prio-Liste. Es ist schon ein gutes Gefühl, am Ende eines Tages zu sehen, was du doch wieder geschafft hast. Eine Lebenskrise kennen hier sicher die Meisten. Und das Gefühl, überfordert zu sein, auch. Aber alles nach und nach! In kleinen Schritten. Ich wünsche dir alles Gute und die Kraft, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen!

08.12.2020 13:46 • x 1 #2


A


Hallo clarissa1,

Erschöpfungsdepression und Arbeit - mit dem Chef reden?

x 3#3


C
@Heideblümchen

vielen dank für deine worte.
ich hatte nur einen telefontermin mit ihm und es war wie es immer ist, er hat keine zeit. ich weiß ehrlihc gesagt nicht was er immer alles zu tun hat. er kommt um 11 und geht um 12 für 2 stunden essen, nachmittags dann zur physio.

ich weiß was du meinst, nach mir würde sich auch keiner das bein ausreißen. ich muss an mich denken. aber ich stehe hier ganz ambivalent. einerseits weiß ich, dass mir die arbeit struktur im alltag gibt, andererseits weiß ich wie schlecht die stimmung ist und man keine wertschätzung erhält. nun bin ich aber schon seit 4 wochen krank geschrieben.. ich bin es gewöhnt zu funktionieren.

ich bewerbe mich, ja. aber im moment werden leute wie ich überhaupt nicht gesucht. ich denke darüber nach was anderes zu machen, würde gerne in einer arztpraxis helfen, aber da hab ich keine ausbildung.

ja die zeiten waren schon besser, aber danke, dass du mir noch gesagt hast, eine sache bearbeiten. ich habe wirklich gerade zu viele baustellen.
hatte eben noch eine online therapie sitzung, allerdings ist es so, dass ich einfach zu viel alleine bin wenn die kinder in der schule sind und / oder das wochenende beim vater. ich habe wenig freundinnen, und durch corona trifft man keinen mehr. meine familie wohnt weit weg.

oh ich bin ein jammerläppchen..

lg

08.12.2020 13:56 • x 2 #3


Heideblümchen
Zitat von clarissa1:
oh ich bin ein jammerläppchen..

Na und? Du hast doch auch allen Grund dazu und dafür ist das Forum hier. Wären wir alle glücklich und hätten keine Fragen, auch zu unserer Lebensplanung, wäre das Forum leer und verstaubt!
Frag dich besser nicht, was dein Chef mit seiner Zeit anstellt. Er ist Chef, es ist seine Zeit und wahrscheinlich auch einfach eine Gewohnheit von ihm. Wahrscheinlich braucht er auch eine gewissen Struktur im Alltag, um funktionieren zu können

Hast du schon mal mit deinem Hausarzt über die Möglichkeit gesprochen, was bzw. welche Art Therapie etc. dir helfen könnte? Das wäre ja mal ein Anfang. Auch, die Zeit zu nutzen, die du hast, wenn deine Kinder nicht da sind. Klar, wegen Corona ist das alles nicht so einfach. Ich selber schreibe hier hin und wieder, dass in einigen Städten auch die Möglichkeit besteht, akut zu einer psychologischen Amublanz zu gehen. Oder den Terminservice der Krankenkasse anzurufen, um sich einen zeitnahen Termin bei einem Psychologen etc. geben zu lassen. Damit man zumindest IRGEND etwas tut, was einem auf Dauer weiter hilft. Du solltest nicht warten, bis du dich zu nichts mehr aufraffen kannst (wobei ich dir damit nicht zu nahe treten will!).
Die Möglichkeit, beruflich etwas ganz anderes zu machen, ist auch ein guter Ansatz. Schreib dir auf, wo deine Qualitäten sind. Google ein bisschen nach Berufen, die deinen Fähigkeiten entsprechen. Mein Hausarzt hat mir letztens gesagt, dass es lt. einer Statistik sogar vorteilhaft ist, nach 20 Jahren in einem Beruf mal etwas anderes zu machen. Weil man oft unbemerkt ausbrennt. Das erfordert Mut, aber wenn schon der Gedanke da ist, kann man darauf aufbauen. Schön langsam, Schritt für Schritt.
Und wenn du allein aus dem Gedanken, dein Leben aktiv in die Hand nehmen zu wollen, Energie schöpfen kannst, um wieder arbeiten zu gehen, zumindest eine zeitlang, dann ist das doch echt gut.
Das Problem mit den fehlenden Sozialkontakten ist, denke ich, allen hier sehr sehr gut bekannt *seufz*. Schön, dass es dafür das Forum hier gibt, wo sich überwiegend sehr wertvolle Menschen treffen, die die fehlende Nähe zu realen Menschen ein bisschen wett machen können! Und es wäre schön, wenn du dir hier Kraft und Zuspruch, Unterstützung und ein paar Tipps mitnehmen kannst Liebe Grüße zurück!

08.12.2020 14:17 • x 2 #4


C
hallo, vielen dank euch lieben,

ich bin in therapie, 1x die Woche derzeit und habe mich für eine reha beworben, das bedeuted leider warten.

ich suche mir so viel unterstützung wie es geht, bin allerdings hier sehr alleine, meine familie kann mir nicht helfen und ist weit weg. hier sind nur wenige leute.. und corona. naja.

was ist eine psychische notfallambulanz? was wird dort gemacht? ich wohne in einer größeren stadt, hier gibt es das sicher.
gibt es hier vielleicht einen thread wo man tipps bekommt und oder auch, woe man wie in ein tagebuch schreiben kann. austausch tut immer gut.

einen schönen abend euch!

08.12.2020 17:10 • #5


Kate
Zitat von clarissa1:
was ist eine psychische notfallambulanz

Hi,
das findest Du wenn Du googlest und auch gleich wo sie sich in Deiner Nähe befindet.
Zitat:
woe man wie in ein tagebuch schreiben kann. austausch tut immer gut.

Unter der Rubrik Tagebuch, einfach ein Thema erstellen, so wie Du es hier auch gemacht hast. Du gibst Deinem Tagebuch noch einen Namen und dann kannst Du dort fortwährend was reinschreiben.

LG Kate

08.12.2020 17:35 • #6

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