5

Erfahrungen mit Burn Out/ wie als Angehöriger helfen

Jaqqi
Hallo ihr Lieben,

kurz zu mir und meinem Freund. Wir sind beide 27 Jahre alt, verlobt und seit 6 Jahren zusammen.

Vor ca. 3 Wochen hatte mein Partner einen Zusammenbruch. Ich spürte schon länger, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber auf meine Nachfrage verneinte er immer wieder. Bis zu dem Tag als er zusammenbrach. Er saß zusammengekauert auf dem Sofa, sagte es ist ihm alles zu viel. Er fühle sich so als verliere er sich selbst sprach von Gefühlskälte. Er hätte das Gefühl er müsse weinen, aber könne dies nicht. Ihm fällt es schon immer sehr schwer über seine Gefühle zu sprechen bzw. Diese überhaupt zu bennen. In den letzten 3 Wochen haben wir immer wieder geredet. Wir haben viele Dinge unternommen die er gerne macht, viel gekuschelt und eben auch eine Probleme ansprechen können. Mein Freund arbeitet vollzeit und macht nebenbei in der Abendschule seinen Meister. Er hat also die letzten Wochen und Monate wirklich sehr viel Stress. Das ist das was von außen wirkt. Durch die ganzen Gespräche, weiß ich mittlerweile, dass er auch einige Probleme hat die von innen wirken. Seine Beziehung zu seinen Eltern war und ist sehr schwierig. Auch hat er ADHs, dies und die Erfahrungen die er aufgrund dessen gemacht hat führen dazu, dass er sich immer wieder selbst sagt er müsse sich doch nur mehr anstrengen um normal zu sein. durch seine Eltern hat er das Gefühl vermittelt bekommen nur liebenswert zu sein, wenn er funktioniert. Gestern sagte er, er habe Angst eine Belastung für mich zu sein. Trotz gefühlskälte sagt er, wisse er, dass er mich liebe. Aber auf allem liegt ein schwarzer schwerer Schleier. Ich habe das Gefühl wir haben in den letzten 3 Wochen Fortschritte gemacht. Er kann wieder einigermaßen ein und durch schlafen. Das Gedankenkarussell ist zwar noch da, aber nicht mehr so ausgeprägt. Auch sagt er, dass das Gefühl sich zu verlieren etwas besser wird (ihm seien einige dinge über sich bewusst geworden). Wenn wir zusammen sind sucht er meine nähe und wir können auch mal lachen. Aber er rutscht immer wieder ab. Am Freitag hat er seinen ersten Termin bei einer Therapeutin. Gestern hatte er wie eine kleine Panickattacke und sagte er habe angst, dass dies nichts bringe und er mit ihr nicht reden könne, weil ihm das reden allgemein und bspw auch mit mir sehr schwer fällt. Ich meinte, dass keiner erwartet, dass nach einer Sitzung alles wieder gut ist und er alle zeit der welt hat. Sofern die Therapie nicht anschlägt werden wir uns nach anderen Hilfsangeboten umsehen. Ich versuche ihm Halt zu geben und ihm zu zeigen, dass er sich auch in schlechten Zeiten auf mich verlassen kann. Daher wollte ich einmal fragen, was euch aus dem Burn Out geholfen hat. Was hättet ihr euch von nahen Angehörigen gewünscht? Wie kann man bestmöglich unterstützen. Ist eine Therapie immer notwendig?

Den Meister möchte er nicht abbrechen (dieser geht noch bis zum Sommer 2023) und auch die arbeit macht er gerne. Er hat einfach nicht mehr auf sich geachtet. Auf der arbeit keine Pausen mehr gemacht, keine Hobbies mehr verfolgt oder Zeit für sich genommen. Daran arbeiten wir bzw er gerade. Aber ich habe Angst, dass er in ein Loch fällt, falls die Sitzung am Freitag nicht so wird, wie er es sich vorstellt.

Über jeden Rat eurerseits wäre ich sehr dankbar und hoffe ihr konntet meinen etwas wirren Gedanken folgen.

14.12.2022 16:26 • x 1 #1


Mit180gen0
Hallo Jaqqi,
es gibt nicht DEN EINEN Rat... es braucht auf jeden Fall Zeit. Viel viel Zeit. Und Ruhe. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich das geschafft hätte mit Arbeit UND Meisterschule. Bei mir waren die Hintergründe aber vielleicht auch anders...

Gut ist, wenn Freunde und Familie Verständnis zeigen, allerdings: wie soll ich einem blinden Menschen die Farben erklären? Sprich: wenn jemand das noch nie selber erlebt hat, wie soll derjenige dann alles verstehen?

Auf jeden Fall hilft sicher Verständnis und zuhören und sich Sätze ersparen wie: jetzt heul doch nicht - lach mal - stell dich nicht so an .... jeder empfindet anders.

Ich habe ziemlich früh eine Reha beantragt. Das hat mir sehr gut getan und das wäre auch mein Rat an deinen Verlobten.

Die Therapie sollte er auf jeden Fall durchziehen, mit einer Sitzung ist es wirklich nicht getan.

14.12.2022 18:34 • x 2 #2


Ilse77
Hallo Jaqqi,

willkommen hier im Forum. Mir hat es damals geholfen, dass mein Mann mich ernst genommen hat und mir null Druck mit irgendwas gemacht hat. Ich musste mir bestimmt tausendmal von ihm bestätigen lassen, dass er mich auch so noch liebt. Dass er da bleibt und wir das zusammen schaffen. Ich bin damals 6 Wochen in stationäre Therapie gegangen, die ersten Tage wollte ich ihn nicht sehen, damit er mich so nicht sieht und sich zu sehr sorgt (hätte bei mir wieder Druck ausgelöst). Als ich dann soweit war und seinen Besuch wollte, war er da. Es war mir auch wichtig, dass er sich schöne Dinge für sich vornimmt um bei Kraft zu bleiben. Ich finde, es klingt alles sehr gut was du beschreibst. Die Therapie ist wichtig, falls die Therapeutin nicht passt woanders Probetermine vereinbaren. Für die Angehörigen alleine ist das zu schwer zu tragen, finde ich. Und Profis sind halt Profis. Bei Zahnschmerzen geht man ja auch zum Zahnarzt. Lg ilse77

14.12.2022 18:45 • x 2 #3

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag