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Burn Out - Fragen, Probleme mit Angehörigen, Zweifel

L
Hallo zusammen,

ich bin lotus, in den 40ern und seit 5 Wochen wegen Burn out krankgeschrieben. Gestern hatte ich einen ziemlich unangenehmen Streit mit meiner Schwester bei der sie mir quasi vermittelte, dass sie mich für eine Person hält, die nur um sich selbst kreist, sich egoistisch verhält und sich selbst zum Opfer hochstilisiert. Ich erinnere mich nicht mehr an alle Einzelheiten (ich bin leider seit einiger Zeit ziemlich vergesslich), aber was mich richtig mitgenommen hat, dass sie weder versteht, was bei mir los ist, noch mich ernst nimmt. Sie sagte so etwas wie: wenn du denn mal irgendwann fertig bist, mit dem was du da gerade machst, was auch immer das ist. Das hat mich stark verletzt, sie weiß von meiner Situation und hat sich dazu bisher nicht wirklich positioniert. So kamen auch keine Worte der Anteilnahme. Das habe ich registriert, aber was sollte ich dazu sagen, ich kenne eben auch diese unangenehme Seite von ihr, die wenig herzlich oder verständnisvoll ist.

Es fielen noch weitere verletzende Äußerungen, warum ich aber diese meiner Geschichte voran stelle, weil sie mit ihrer Aussage einen wunden Punkt bei mir trifft. Seit dem meine Hausärztin Anfang des Jahres zu mir sagte, ich hätte Symptome eines Burn Outs begleitet mich eine innere Stimme. Diese flüstert mir stetig zu, dass ich nur vorgebe mich nicht mehr arbeitsfähig zu fühlen, weil ich eigentlich kein Bock mehr auf meinen Job habe. Schuld und Scham sind also Teil meiner derzeitigen Gefühlswelt.

Zu meiner Burn Out Geschichte:

Ich bin seit fünf Jahren in dem gleichen Job bei einem großen Unternehmen beschäftigt. Bis zur Pandemie 2020 pendelte ich ca. 1,15h eine Strecke vom Wohn- zum Arbeitsort, fünf Tage die Woche. Dann wurde bei uns großzügig Home Office eingeführt. Ich gewöhnte mich sehr schnell an die Vorzüge und Entlastung nicht mehr pendeln zu müssen. Mit Zurückfahren der Corona-Maßnahmen in Unternehmen, wurden auch die Mitarbeitenden meiner Firma ins Büro zurückgerufen. Wir bekamen eine neue flexible Regelung für ca. 2 Tage HO in der Woche. Da ich mich sehr an den frühen Feierabend gewöhnt hatte und es mir sehr schwer fällt bis spät im Büro zu bleiben, entschied ich mich so früh wie möglich an den Bürotagen aufzustehen, um früh wieder Feierabend machen zu können. Meine Aufstehzeit war zwischen 4 und 4.30h. Ich brauche sehr viel Zeit morgens mich einzustellen auf den Tag, meist ging ich dann um 6h los. Ich zog das ein 3/4 Jahr durch und bekam in dieser Zeit Schlafstörungen. Ich konnte nicht mehr richtig einschlafen und wachte meistens 1-2h vor meiner Aufstehzeit auf. Hauptsächlich aus Angst zu verschlafen. Das ganze führte dazu, dass ich tagsüber durchgängig übermüdet war und es kaum im Büro aushielt. Es wurde schließlich so schlimm, dass ich an Home Office Tagen mich während der Arbeit hinlegen musste, weil ich mich nicht mehr wach halten konnte.

Das ist ein Teil der Geschichte. Hinzukommen psychische Probleme aufgrund familiäre Vorgeschichte (schwer depressiver Vater, der emotional und körperlich übergriffig war, kein S.. Missbrauch), eine Trennung 2019 von einer tox. Beziehung mit Suizidgedanken, daraus entstandene Schwierigkeiten in persönlichen Beziehungen (Konfliktvermeidung, Verlustängste, keine Grenzen setzen können, Bedürfnisse nicht ansprechen). Ich musste mich da mühsam rauskämpfen und habe immer noch Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere mit romantischen Beziehungen.

Zum Burn out haben wohl schlussendlich die Schlafstörungen in Kombination mit inhaltlicher Unterforderung im Job (Bore out) und Überforderung durch Prozesse geführt. Dann ein unterschwelliger Konflikt mit einem mir übergeordneten Kollegen. Dazu kommt, dass ich angefangen habe mich im Betriebsrat zu engagieren und gleichzeitig außerhalb des Jobs im politischen Bereich. Auf mich sind viele neue Aufgaben, Informationen und Herausforderungen zugekommen. Ich hatte irgendwann das Gefühl alle sind schlauer, weiter, informierter und leistungsfähiger als ich. Ich wollte sehr gerne mitdiskutieren, mitreden und mitgestalten können doch kam mir das, was ich nachzuholen hätte, um mich einmischen zu können, wie eine riesige nicht zu bewältigende Hürde vor. Das ist jetzt eigentlich immer noch so.

Alles in allem kommt mir meine Geschichte so gar nicht vor wie die typische Burn Out Geschichte, weil es gibt ja eigentlich nicht eine zu hohe Arbeitsbelastung und ich habe mir auf Arbeit auch keinen Stress gemacht. Dennoch reagierte mein Körper mit zunehmender Erschöpfung, Gereiztheit kam dazu, Lustlosig- und Antriebslosigkeit, sowie ein Gefühl, dass nichts mehr so richtig Sinn macht und mir auch nichts wirklich hilft, wieder Freude empfinden zu können. Ende letzten Jahres musste ich viele private Termine canceln, ich konnte mich nicht mehr dazu aufraffen. Ich fühlte mich sozial isoliert, es kamen zwischenmenschliche Konflikte dazu, aber ich konnte nichts daran ändern, weil ich mich nur noch zurückziehen wollte.

So jetzt sitze ich hier, nach dem Streit mit meiner Schwester, in der 5 Woche zuhause und frage mich, wie es weitergehen soll. Ich habe Ideen für Veränderung im Job (Arbeitsstunden/Tage reduzieren), habe mich sogar bei einem anderen Unternehmen beworben (an meinem Wohnort) und ein paar Dinge erledigen können. Jedoch fühle ich mich nach wie vor nicht bereit nächste Woche wieder in einen Arbeitsalltag zurückzukehren. Ich könnte mich noch eine Woche krankschreiben lassen, dann rutsche ich ins Krankengeld. Was ich unbedingt vermeiden wollte und ich kann das Gefühl nicht ablegen mir zuzugestehen, dass ich zur Zeit eben nicht kann.

Wie werde ich dieses Gefühl eine Simulantin zu sein los? Ging es euch so? Wie gehen eure Angehörigen mit euch um? Wer zeigt Verständnis für euch? Habe ich überhaupt ein Burn Out? Was ist das alles?

Ich weiß mittlerweile, was mir gut tut: mit Menschen zusammen zu sein, die mich nicht negativ triggern. Ich habe eine Freundschaft beendet aus diesem Grund. Ich möchte mich wieder mehr bewegen. Durch das ganze rumliegen habe ich Rückenschmerzen und meine Verspannungen haben sich verschlechtert. Ich möchte mit dem Rauchen aufhören, mit dem ich etwas kompensiere. Was das weißt ich nicht.

Dennoch weiß ich nicht, wie ich das alles angehen kann ohne mir selbst den Druck zu machen, dass ich während einer Krankschreibung nicht noch auf für meine Genesung etwas leisten muss. Wie lange dauert ein Burn Out überhaupt?

Bin für jeden Tipp/Support dankbar.

Lotus

04.02.2023 11:55 • x 2 #1


aurora333
Liebe @lotus, ich betrachte Dich KEINESFALLS als Simulantin !

Bei allem was Du in der letzten Zeit durchmachen musstest, ist es logisch, dass Du nun den Lebens- und Arbeitsmut verloren hast, und ich finde, Du solltest den Wiederaufbau in Deinem Tempo gestalten. Diesbezüglich hast Du ja schon einiges in letzter Zeit unternommen.

Solltest Du nächste Woche bei der neuen Arbeitsstelle an Deinem Ort weitermachen ?

Hast Du medikamentöse und/ oder psychotherapeutische Begleitung ?

Wohnst Du zusammen mit Deiner Schwester, oder kam sie zu Besuch ? Was Deine Schwester angeht, so würde ich möglichst versuchen ihr aus dem Weg zu gehen. Sie verunsichert Dich und behandelt Dich sehr umeinfühlsam. Solche Menschen ist es besser zu meiden. Das hast Du ja bei einer Freundschaft von Dir aus getan. Du brauchst nun Menschen, die Dich aufbauen ! Nicht das Gegenteil.

Ich wünsche Dir viel Kraft Dir Hilfe zu holen und dass die Lebenslust wieder kommt !

04.02.2023 12:29 • x 2 #2


A


Hallo lotus,

Burn Out - Fragen, Probleme mit Angehörigen, Zweifel

x 3#3


L
Danke dir für deine Worte/Beitrag. Zu deinen Fragen (danke auch dafür).

Zur ersten Frage: nein, ich habe noch keine neue Arbeitsstelle. Ich würde wenn dann in meinem alten Job weitermachen. Eigentlich sollte ich längst mit HR gesprochen haben, aber bisher hat sich von dort (trotz mehrfacher Nachfrage) noch keine Kollegin gemeldet. Dann wüsste ich zumindest, wie ich unter anderen Bedingungen weitermachen kann. Bereit fühle ich mich wirklich noch nicht. Weshalb in mir die Frage aufkam, wie lange so ein Burn Out dauert.

Zur zweiten Fragen: mein letzter Textentwurf wurde leider nicht rausgeschickt, weshalb ein paar Dinge fehlen. Ich habe die Aussicht auf eine Gruppentherapie ab März, warte jedoch noch auf den Rückruf der Klinik (ambulante Psychotherapie, 1x wöchentlich).

Zur dritten Frage: ich wohne nicht mit meiner Schwester zusammen, wir haben meine Mutter besucht. Ja, nachdem ich gestern Nacht wach lag und über die Situation gegrübelt habe (Gedankenkreisen ist mein ständiger Begleiter), denke ich auch, dass ich vorerst nicht mehr mit ihr zusammenkommen möchte. Ich kann mir nicht mal vorstellen mit ihr irgendwas zu klären, weil ihre Aussagen so verletzend waren.

04.02.2023 12:52 • x 1 #3


aurora333
Welch ein Glück, dass Du ohne Weiteres die Schwester meiden kannst. Das is schon mal für den Anfang viel wert.

Auch dass Du Aussicht hast auf einen Gruppentherapieplatz. Denn ohne Hilfe kann niemand von Dir erwarten, dass die Burns-Out-Stimmung sich in Luft auflöst.

Damit will ich sagen, dass Du Dich ohne Weiteres weiter krank schreiben lassen kannst: wenn sich jemand z.B. ein Bein bricht, erwartet man auch nicht von ihm, dass es in 5 Wochen - ohne Behandlung - einfach wieder gut ist ! Wenn Du Hilfe hast, dann kannst Du auch heilen. Je nach Person und Hilfe und Lebensumstände hält die Krankheit kürzer oder länger . Man kann also nicht sagen, wie bei gewissen Körperkrankheiten, dass die Seele innert einer gewissen Frist heilt.

Leider verstehe ich die Abkürzung HR nicht..ist das jemand von Deinem Arbeitsplatz , der Dich darüber informieren würde, wie Dein Wiedereinstieg in die alte Arbeitsstelle gestaltet werden soll ?

04.02.2023 13:15 • x 3 #4


Dys
Hallo Lotus,
zunächst wäre es meine Frage, was hast Du denn schon an professioneller Hilfe angenommen? 5 oder 6 Wochen Arbeitsunfähigkeit geschrieben zu sein, ist ja keine Behandlung die einen solchen Namen verdienen würde. Welche Unterstützung kam denn von deinem Arzt oder deiner Ärztin?

Ich tue mich immer etwas schwer mit dem Begriff Burn Out und Du erwähnst ja auch Bore out, was ich bezogen auf die Arbeit von mir selbst als eine generelle Unzufriedenheit her kenne, da ich oft entweder ackern wie ein Ochse musste oder es zu Zeiten kam, die einfach nicht enden wollten, weil ich in keinster Weise etwas sinnstiftendes zu tun hatte und der Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten dadurch auch nicht einfach war.

Da kann ausruhen für eine Zeit durchaus dazu führen, kraft zu schöpfen. Aber wenn diese Zeit Fragen aufwirft, wie Du sie Dir offenbar stellst und die dann noch Gedankenkreisen verursachen, ist solch eine Auszeit eher kontraproduktiv. Deine Arbeitssituation hatte sich durch Corona verändert und Du hattest Homeoffice. Das kann man gut finden und sich daran gewöhnen, birgt aber auch Gefahren. Freie Zeiteinteilung hat beispielsweise Nachteile bezüglich einer geregelten Tagesstruktur und wenn man plötzlich wieder auf der Matte stehen muss und dass auch noch pünktlich, braucht es eine Zeit sich umzugewöhnen. Diese Zeit ist anstrengend und je nachdem wie jemand gestrickt ist, kann das überfordern.

Du schreibst, dass Du Dich vielseitig einbringst, BR ect. Vielleicht solltest Du auch da mal schauen, was Dir Kraft gibt oder eher Kraft raubt. Schauen, wie Du deine Aktivitäten in einem Maß zu halten, dass idealerweise keinen Stress erzeugt.

Wenn Du Angst hast, deinen Arbeitstag nicht sofort wieder vollständig bewältigen zu können, hätte ich tatsächlich einen Tipp. Lass Dich weiter Arbeitsunfähigkeit schreiben und wenn Du im Krankengeld Bezug bist, hast Du die Möglichkeit einer stufenweisen Wiedereingliederung in den Berufsalltag. Du könntest mit einer reduzierten täglichen Arbeitszeit wieder einsteigen und diese nach und nach steigern, bis Du wieder Vollzeit arbeiten kannst. Allerdings bekommst Du während dieser Zeit nur Krankengeld, was ja weniger ist, als ein volles Gehalt.
Arbeitgeber finden das manchmal garnicht so schlecht, denn sie bekommen dein Know-how quasi für umme, wenn auch eben nur in reduzierter Stundenanzahl. Vielleicht besprichst Du das mal mit deinen Behandler:innen. Ansonsten wäre therapeutische Hilfe vielleicht nicht das schlechteste, allerdings bekommt man die nicht auf die Schnelle. Vielleicht in einer PIA noch am ehesten Zeitnah und die wäre ein erster Anlaufpunkt, um eine Behandlung der Psyche zumindest in die Wege zu leiten.

Was Druck angeht, da ist schon so, dass dieser Dir überall entgegenschlägt. Sei es von Außen oder aus Dir heraus. An der eigenen Psyche zu arbeiten erzeugt auch einen gewissen Druck und kostet auch Kraft. Oft wird ja empfohlen, sich nicht selbst zuviel Druck zu machen, oder sogar Keinen. Aber ohne etwas Druck komme ich selbst nicht in die Gänge und es liegt mir selbst auch Nahe, Druck als etwas negatives zu sehen. Termine setzen mich quasi immer unter Druck. Aber ohne etwas Druck ginge wohl garnichts.

VG Dys

04.02.2023 13:17 • x 3 #5


Dys
Okay, sehe gerade, Du hast Dich schon um therapeutische Hilfe bemüht. Das ist gut.

04.02.2023 13:18 • x 1 #6


Dys
Zitat von aurora333:
Leider verstehe ich die Abkürzung HR nicht

Human Resources, früher hieß das Personalabteilung Aber Anglizismus ist ja Up to date

04.02.2023 13:25 • x 2 #7


Anima
Bevor ich weiter schreibe:
Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, Dich für eine Simulantin zu halten!

Da mir Konzentration derzeit auch etwas schwer fällt, kurze Nachfrage, falls ich etwas übersehen habe:

1. Du bist noch keine 6 Wochen krank geschrieben?

2. Gibt es bei Euch ein Betriebliches Eingliederungsmanagement?

04.02.2023 13:26 • x 2 #8


L
@aurora333 HR = Personalabteilung @Dys hat es ja bereits erklärt. In großen Unternehmen ist es usus die einzelnen Funktionsbereiche mit engl. Bezeichnungen zu versehen. Besser gesagt eigentlich alles.

Ich habe Montag wieder einen Termin bei meiner Hausärztin. Ich werde mit ihr weiteres besprechen. Es tut schon mal gut zu hören, dass ich mir das alles nicht einbilde oder überhöhe. Fühle sehr, was du zu Heilung geschrieben hast.

@Dys ich werde später noch etwas schreiben zu dem was du gesagt hast, strengt mich gerade zu sehr an, merke ich. Musste mich hinlegen, war schon wieder so müde.

Danke @Anima. Ich bin gerade noch in der 5. Woche ab Dienstag würde dann die 6. Woche anbrechen. Das mit dem betrieblichen Eingliederungsmanagement kann ich leider nicht sagen. Was genau ist das? Muss es sowas geben?

04.02.2023 14:50 • x 3 #9


Dys

04.02.2023 15:51 • x 1 #10


V
Ich kenne mich leider mit den berufsspezifischen Themen nicht aus, aber auf mich wirkst du auch nicht wie ein Simulant. Wie lange ein Burn-Out dauert kann man nicht sagen, das könnte ja schon in Richtung depressive Episode gehen (wenn ich hier spekulieren darf). Ich denke auch, es schadet nicht noch etwas Ruhezeit dranzuhängen um richtig zu planen, versuche auf jeden Fall kleinere Schritte.
Du schreibst ja, du engagierst dich auch im Betriebsrat und der Politik, wenn du das Gefühl hast das nimmt dir eher Energie als dir welche zu geben musst du die Ämter vielleicht auch Mal überdenken. Ich kenne das zumindest auch, dass man sich in solchen Krisenphasen wo du gerade bist lieber auf eine Sachen konzentrieren sollte, zB. Änderungen am bestehenden Arbeitsplatz klären, und sonst nichts. Sonst überfordert das wieder, wenn man versucht alles zusammen abzuarbeiten.

05.02.2023 01:40 • #11


L
Entschuldigt, dass ich mich erst heute wieder melde. bin so mit mir selbst beschäftigt. Leider habe ich mir jetzt noch nen Infekt eingefangen. Naja.
Morgen habe ich mein Gespräch mit der Frau von der Personalabteilung und Angst davor. Ich habe Sorge, dass ich zu irgendetwas gezwungen werde, wozu ich noch nicht bereit bin. Ich bemerke, dass von einigen Seiten die Erwartung da ist, dass ich doch jetzt langsam mal wieder arbeiten gehen könnte. Dabei ist doch noch nichts gelöst. Ich hatte noch nicht eine Stunde Therapie und was soll sich bitte in der Zeit getan haben, so dass meine Angst davor, einen Rückfall zu erleiden, weg ist?
Ich habe morgen auch am Nachmittag einen Termin mit meiner Hausärztin und wollte gucken, je nachdem was morgen rauskommt mit HR, mit ihr über einen Stufenplan zur Wiedereingliederung zu sprechen. Aber auch das möchte ich eigentlich erst ab März. Meinen Termin für das Vorgespräch zur Gruppentherapie musste ich aufgrund der akuten Erkrankung absagen.

Meh, läuft gerade gefühlt nicht gut, zumal ich kaum rauskomme und wenn dann bekomme ich gleich wieder nen Infekt.

Was mache ich jetzt? Ich fühle mich ängstlich und spüre Druck, auch die Wiedereingliederung-Option macht mir Angst.
Zusätzlich habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht mehr so erschöpft fühle ergo eigentlich könnte ich ja wieder, oder doch nicht?

15.02.2023 11:53 • #12


Dys
Eine Wiedereingliederung basiert auf Freiwilligkeit. Weder Du noch der Arbeitgeber ist gezwungen, diese Maßnahme durchzuführen. Arbeitgeber sind aber meist nicht abgeneigt zuzustimmen, weil sie ja deine, wenn auch eingeschränkte Arbeitskraft für umsonst bekommen, da Du ja weiter Krankengeld beziehst. Und auch wenn Du eine Wiedereingliederung machst und sich deine Gesundheit verschlechtern würde, kann natürlich die Maßnahme auch abgebrochen werden.

15.02.2023 12:05 • x 1 #13


L
@Dys
ja das las ich auch. ich weiß nur nicht, was ich machen soll. ich mache mir Sorgen, dass ich morgen im Gespräch sitze und zu irgendetwas ja sage, obwohl ich das nicht will. Auch, dass ich zu viel erzähle, was den Arbeitgeber gar nichts angeht.

15.02.2023 12:08 • #14


Dys
@lotus Da kann ich Dir leider auch nichts raten. Aber Diagnosen musst Du keine nennen und wenn es darum geht, wie es Dir geht, dann sag halt dass es Dir noch nicht gut geht, wenn es so ist. Natürlich wird ein Arbeitgeber nur etwas an einer Arbeitssituation ändern können, wenn er weiß, was es zu ändern gilt. Beispielsweise könnte eine Reduzierung der Stunden Angeboten werden, die aber natürlich auch mit der Reduzierung des Gehalts einhergeht. Oder es gibt ne Abteilung, mit weniger Stress, in die Du bei geeigneter Qualifikation wechseln könntest. Über solche Themen würde halt in einem BEM Gespräch geredet. Unter Umständen würde man Dir auch eine Kündigung nahelegen oder einen Aufhebungsvertrag und da solltest Du Dich erstmal garnicht drauf einlassen, ohne dich rechtlich beraten zu lassen.
Aber das sind alles nur mögliche Themen in einem BEM. Es kann auch total Positiv sein, wenn Dein Arbeitgeber Dich wertschätzt und Dir die Zeit einräumt, die Du brauchst um gesund zu werden.

Ich persönlich würde halt eher zurückhaltend antworten, oder einfach sagen, dass ich darüber keine Aussage machen kann, als irgendwas zu erfinden, dass mir später auf die Füße fallen könnte.

15.02.2023 12:30 • x 1 #15


L
Hallo Morgen, so habe gerade die Absage auf meine Bewerbung bekommen. Das ist schon ein Downer, gerade weil das genau der Job ist den ich schon mache, nur eben ohne den Pendel-Zwang. Mein Bauch krampft sich gerade zusammen, weil ich gleich das HR-Gespräch habe. Cross Fingers.

16.02.2023 08:36 • #16


Dys
@lotus
Das mit der Absage ist natürlich blöd, aber lass Dich davon nicht runterziehen. Ich hoffe Dein Gespräch läuft besser und drücke Dir die Daumen dafür.
Wenn Du magst, kannst Du ja im Anschluss mal was darüber schreiben.

VG Dys

16.02.2023 10:19 • x 1 #17


L
so lief erstaunlich gut. sie war sehr einfühlsam und verständnisvoll. wir kennen uns sogar persönlich von einem Geburtstag. bin erleichtert. ich möchte jetzt verschiedene Modelle mit meiner Hausärztin bzgl. Wiedereingliederung bzw. Home Office durchsprechen. Ich denke ich bin auf einem guten Weg und kann evtl. ab März wieder starten.

16.02.2023 11:43 • #18


Dys
@lotus Das freut mich für Dich. Ich hoffe das nimmt Dir jetzt auch etwas Druck.

VG Dys

16.02.2023 12:20 • x 1 #19


L
Zitat von Dys:
@lotus Das freut mich für Dich. Ich hoffe das nimmt Dir jetzt auch etwas Druck. VG Dys

ja auf jeden Fall. Danke Dir.

16.02.2023 15:51 • #20


Mit180gen0
Zitat von Anima:
Bevor ich weiter schreibe: Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, Dich für eine Simulantin zu halten! Da mir Konzentration derzeit auch etwas schwer fällt, kurze Nachfrage, falls ich etwas übersehen habe: 1. Du bist noch keine 6 Wochen krank geschrieben? 2. Gibt es bei Euch ein Betriebliches ...

Das BEM ist Vorschrift! JEDER Betrieb muss Mitarbeitenden dies anbieten, wenn sie sie länger als Tag x im Jahr krank sind.

18.02.2023 20:42 • #21


Mit180gen0
Zitat von lotus:
Hallo Morgen, so habe gerade die Absage auf meine Bewerbung bekommen. Das ist schon ein Downer, gerade weil das genau der Job ist den ich schon mache, nur eben ohne den Pendel-Zwang. Mein Bauch krampft sich gerade zusammen, weil ich gleich das HR-Gespräch habe. Cross Fingers.

Ohmann... da bin ich mal ein paar Wochen nicht hier im Forum und verpasse sowas.

Erstmal: DU SIMULIERST NICHT!

Ich kann jedes deiner Worte nachfühlen. Ich habe mich, genau wie du, sogar in meiner frühen Krank-Phase beworben und ebenfalls wurde dies abgesagt.

Es war aber gut so, da ich einen neuen Job weder körperlich, noch psychisch geschafft hätte!

Ich kenne das Gefühl, sich die Erschöpfung, das Krank-sein einzubilden und weiß heute, dass dies normal ist!

Mein 1. Tipp an dich: benatrage (wenn nicht schon geschehen) eine Reha. Direkt bei deiner Rentenkasse. Am besten über einen Arzt.

Es heißt, ein Burnout dauert so lange, wie es gedauert hat, sich den zu erarbeiten. Ich selber bin jetzt exakt ein Jahr krank und hätte das NIEMALS für möglich gehalten.

Es hat sehr sehr lange gedauert, bis ich das akzeptieren konnte. Erst nach ca. 2-3 Monaten wurde ich drauf gebracht, dass ich Therapie bräuchte. Bis ich dann einen Therapeuten gefunden hatte, wo es auch noch passte, hat nochmal gedauert.

Heute denke ich sogar, es war gut für mich, dass ich die Therapie etwas später gestartet habe, mir ging es wirklich wirklich mies!
Mir hat ganz früh Yoga geholfen und der Wald. Das waren und sind meine Kraftquellen.

Du hast bereits gelernt, dich von Leuten fernzuhalten, die dir nicht gut tun. Das ist gut und richtig!

Nicht jeder versteht das. Dann ist das so.

Ich war im Sommer 5 Wochen zur Reha, habe diese auf den 1. Antrag hin genehmigt bekommen und konnte schon im Sommer fahren, weil ich das bei der Bestätigung dorthin erwähnt hatte, dass ich auch kurzfristig anreisen könne.
Sonst wäre es November geworden. Das wäre hart geworden!

In erster Linie solltest du in dich reinhorchen und auf gar keinen Fall zu früh wieder arbeiten, nur weil dein Gewissen es dir vorgaukelt.

Ich wünsche dir alles alles Gute!

18.02.2023 20:52 • x 1 #22


L
Ab Donnerstag nächste Woche geht meine Wiedereingliederung los. Seitdem ich das weiß, wird das Gefühl zurückzukehren immer unangenehmer. Was mache ich jetzt damit? Ist es doch noch zu früh? Werde ich vielleicht nie wieder wirklich bereit sein? Fühle mich gerade wieder überfordert.

22.02.2023 22:53 • #23


Dys
Hallo @lotus,
wie sieht denn der Plan für Deine Wiedereingliederung aus? Als ich mal eine machte, sollte ich mit 2 Stunden am Tag anfangen und dann alle 14 Tage um eine Stunde steigern. Damals fand ich das zu langwierig und begann mit 3 Stunden und nach 2 Wochen ging ich auf 5 hoch und nach 2 weiteren bin ich wieder normal Vollzeit arbeiten gegangen und erhielt wieder mein Gehalt von der Firma. Für mich war das gut so, obwohl ich auch erstmal Zweifel hatte, ob ich das schaffe. Ich war selbst erstaunt, wie schnell ich wieder so zurecht kam, wie vor der Erkrankung. Anfangs war ich zwar Abends schneller müde, aber das war sogar von Vorteil, weil ich tatsächlich recht gut schlafen konnte.
Ich hoffe Du findest einen guten Wiedereinstieg in dem für Dich passenden Tempo. Und falls es wirklich nicht funktioniert, kann man ja auch etwas ändern oder erstmal aussetzen und es später nochmal angehen.

22.02.2023 23:10 • x 1 #24


L
@Dys was passiert, wenn ich mittendrin feststelle es geht nicht und abbrechen muss?

23.02.2023 09:04 • #25


Dys
Zitat von lotus:
@Dys was passiert, wenn ich mittendrin feststelle es geht nicht und abbrechen muss?

Da Du ja ohnehin während der Wiedereingliederung noch krankgeschrieben bist und Krankengeld beziehst, passiert da formal nichts. Du musst es halt mit deinem Arzt besprechen und natürlich der Krankenkasse und deinem AG mitteilen. Dann war es halt zu früh, es zu versuchen. Ich persönlich würde aber eher schauen, dass ich gegebenenfalls die Stunden reduziere, beziehungsweise nicht erhöhe, wenn ich merke dass ich noch Zeit brauche, bevor ich gänzlich abbrechen würde. Aber Du solltest da auf Dich achten und schauen, dass es Dich halt nicht überfordert.

VG Dys

23.02.2023 10:23 • x 1 #26


Mit180gen0
@lotus Das ist kein Problem DU bestimmst das Tempo und die Art und Weise, wie du wieder arbeitest.
Wenn du feststellst, es ist zu schnell oder was auch immer, besprichst du das mit deinem Arzt.

23.02.2023 13:56 • x 1 #27


L
So ich schwanke hin und her, was meine Wiedereingliederung ab Mittwoch angeht. Es sind einige Dinge passiert, die es mir gerade schwerer machen.

1. Es hat bisher keinen Alternativtermin stattgefunden für das Vorgespräch, das es mir ermöglicht an der Gruppentherapie teilzunehmen. Ich habe keinen Rückruf bekommen (trotzdem ich mich noch mehrmals gemeldet habe) und die Therapeutin, die mich vermittelt hat meldet sich auch nicht mehr zurück.
Ich möchte mit der Gruppenthera parallel zur Arbeit anfangen, diesen Plan sehe ich derzeit in Gefahr aufgrund der Kurzfristigkeit. Das belastet mich sehr.
Alternativ hatte meine Hausärztin mir angeboten, dass sie nachfragt bei ihrem Arztkollegen, ob ich dort in die Gruppentherapie aufgenommen werden kann. Da werde ich mich am Montag drum kümmern.

2. Mein AG hat mir den vollen Lohn für Februar überwiesen. :/ Nun muss ich mit der Rückabwicklung rumschlagen. Zumal das nicht ganz unterkomplex ist. Da a) das Gehalt bis 07.02. anteilig vom AG bezahlt werden muss. b) laut Tarifvertrag im Februar Zusatzgelder gezahlt werden, die mir trotz Krankengeld zustehen. c) ich die Befürchtung habe, dass die Krankenkasse dieses Zusatzgeld vom Krankengeld abzieht, ich also einen weiteren Lohnverlust hinnehmen muss. Und das ist nicht wenig Geld.
Wie sieht es da eigentlich aus? U.a. auch mit Urlaubsgeld, das müsste ja dann auch abgezogen werden. Kennt sich da jemand von euch aus, wie die Krankenkasse mit so etwas umgehen muss laut gesetzlicher Regelungen?

3. Das Krankengeld ist immer noch nicht berechnet. Die KK-Mitarbeiterin sagte mir am Telefon, dass zur Berechnung der letzte Lohn (ich glaube sie meinte die letzten 3 Monate) herangezogen wird. Ich habe gelesen, dass es die letzten 12 Monate inkl. Zusatzzahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Was ist denn nun richtig? Kann ich gegen die Berechnung Widerspruch einlegen, falls hier Fehler auftreten? Wie lange dauert die Bearbeitung?

4. Ich möchte die nächsten zwei Tage nutzen, mir nochmals durch den Kopf gehen zu lassen, ob ich wirklich bereit bin für die Wiedereingliederung. Ich kann mittlerweile überhaupt nicht mehr sagen, ob ich mich bereit fühle. Meine Stimmung schwankt stark in letzter Zeit. Hauptsächlich, weil ich mich immer noch so antriebslos fühle und Umstände in meinem Leben sehr auf meine Stimmung drücken. Ich wünschte ich wäre bereits in Therapie.

5. Am Freitag rief ich meine Kollegin von der Personalabteilung an, da sie auf meine letzte E-Mail bzgl. des von meiner Hausärztin erstellten Stufenplans zur Wiedereingliederung nicht reagierte. Meine HR-Kollegin meinte die Wiedereingliederung ginge auch ohne Stufenplan. Das hat mich ehrlich gesagt überrascht, da ich nicht ohne eine Unterschrift darunter arbeiten mag. Das hat mein Vertrauen in sie ein wenig geschmälert. Ist das normal, dass es auch ohne Stufenplan ablaufen kann?

lieber Gruß
Lotus

26.02.2023 13:29 • #28


Dys
Hallo @lotus,
Du machst Dir gerade viele Gedanken über ungelegte Eier. Das finanzielle ist natürlich nicht unerheblich, aber Du kannst jeglichen Bescheiden und Berechnungen natürlich widersprechen und diese auch unabhängigen Prüfungen unterziehen lassen, sei es durch einen Sozialverband oder Anwalt. Fakt ist, Du kannst reagieren, aber eben auch nur Das.
Eventuelle Fristen gilt es natürlich zu wahren.

Mein Plan während meiner Wiedereingliederung war auch kein unumstößliches Instrument. Ich hatte den nach meinen Bedürfnissen sowieso umgestaltet und mein AG hatte da auch kein Problem damit. Auch nicht mit den klaren Ansagen, wann ich zu welchen Terminen bezüglich meiner Genesung gehen musste. Also meiner ambulanten Therapie, die ich dem AG aber nicht näher erläutert habe, abgesehen davon, dass ich halt gesagt hab, ich muss dann und dann zur Therapie, aber nicht das es eine Psychotherapie ist. Therapien gibts ja auch andere.

Du darfst nicht vergessen, Du bist weiter krankgeschrieben. Die Wünsche oder Anweisungen deines AG sind bestenfalls zweitrangig. Mach Dich bitte nicht verrückt.

VG Dys

26.02.2023 14:37 • x 1 #29


A


Hallo lotus,

x 4#30


L
so ein paar Sachen haben sich geklärt nach Telefonaten mit Gewerkschaft und Krankenkasse und sieht gut aus bzgl. Zusatzgelder. Das erleichtert. Ich beginne mit der Wiedereingliederung nun doch erst am Mittwoch nächste Woche. Da noch Termine vorher anfallen. Ich habe leider nach wie vor das Gefühl ich mache die Wiedereingliederung aus einem Schuldgefühl heraus und weil ich denke: du warst jetzt lang genug untätig. Hat sich in der Zeit ja wenig verändert und du bist nicht wirklich weiter gekommen. Ergo wieder diese bescheidenen Gedanken: ich bin nicht schnell genug mit meiner Genesung, nicht tough genug, lasse mich gehen, ich habe kein Recht auf rumhängen/durchhängen, wie auch immer.

Ich habe nun meine Schwester blockieren müssen, weil unsere Auseinandersetzungen mir Energie rauben und sie nach wie vor nicht anerkennt, dass es mir psychisch wirklich nicht gut geht. Für sie flüchte ich mich in eine Opferrolle.

Ich habe noch ein paar Fragen:

- ich bin nach wie vor so müde und zwar in Etappen über den Tag verteilt, frag mich, ob es auch einfach am Wetter liegt
- wie lange hält diese Müdigkeit an? Und auch diese Antriebslosigkeit? Ich hänge jetzt seit zwei Monaten durch, das ist einfach so krass lang.
- ganz besonders jedoch, wenn ich mich emotional verausgabt habe oder bei irgendwelchen Treffen war
-- kann diese Müdigkeit auch aufgrund körperlicher Probleme entstehen? Herz, Lunge, Magen-Darm?
- habt ihr Erfahrung mit der Wirkung von Laif 900 (Johanniskraut)? das hat mir meine Ärztin verschrieben.
- wie komme ich an einen Termin für den Psychiater? Habt ihr diese durchtelefoniert oder geht das auch über die KV?
- habt ihr ne Technik, die gegen Gedankenkreisen hilft? Ich habe das einfach immer noch verstärkt und manchmal hilft wirklich nichts und ich kann nicht ein- und durchschlafen.

02.03.2023 17:21 • #30

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