Er hat ständig schlechte Laune, reizbar und müde

S
hej zusammen

vor zweieinhalb Jahren hatte ich selber eine Depression (nicht die erste), bekam sie dank Medikamenten wieder gut in den Griff, heiratete meinen lieben süßen wunderbaren Mann und bekam ein liebes süßes wunderbares Kind.

Wir sind 38, das Kind ist 1.

Und dann wurde mein Mann depressiv - ausgelöst durch seine berufliches Scheitern, aber er hatte vorher schon problematische Einstellungen sich selber gegenüber (hart, unnachsichtig, einseitig Selbstwert nur aus männlichen Dingen wie Berufserfolg ziehend). Auch seine Freizeitverhaltensweisen fand ich teilweise nicht so sinnvoll (keine unabhängigen Interessen, nur immer für siene Freunde da sein, damit sie ihn lieben...). Und in seiner Familie ist noch so viel alter Groll und Verstrickung...

Zur Zeit ist er immer schlechter Laune, grübelt über alles nach, ist ungeduldig und reizbar, schläft viel und kommt nicht aus dem Bett, macht aus allem ein riesiges Problem (ZB kann es ihn in richtige Krisen stürzen, wenn er was bei ebay verkauft und der Käufer zahlt zwei Tage lang nicht) und gibt als Trost zuviel Geld aus. Das fing schon vor der Geburt des Kindes an und ist seit ein paar Wochen so schlimm wie nie.

naja, ich VERSTEHE das ja alles und KENNE es - nud ermacht auch alles richtig (Therapie, Antidepressiva) - aber ich bin so WÜTEND und fertig! Ich arbeite wieder voll, er halb, aber ich mache weitaus mehr Haushaltund Kind als er, ich bin so MÜDE und FRUSTRIERT und, naja, WÜTEND! Wann geht unser Leben WEITER??? Wann haben wir wieder Freude an einander und am Kleinen??? Wann nimmt man mir mal wieder was ab???

Und ich bin so oft unfair... mache alles, was Angehörige, laut Rainers Thred hier oben im Forum, NICHT tun sollten :( Aber ich kann mich nicht zurückziehen, wir müssen das Kind managen; Krippenplatz haben wir erst ab Dezember...

Was soll ich tun, wie kriege ich es hin, mich anständig(er) zu verhalten??? Wo kriege ich wieder Geduld und Zuvesicht und Vertrauenher ???
:(

03.08.2011 16:11 • #1


JeanLucca
Hallo Steinin.

Zitat von Steinin:
Ich arbeite wieder voll, er halb, aber ich mache weitaus mehr Haushaltund Kind als er, ich bin so MÜDE und FRUSTRIERT und, naja, WÜTEND!
Hm, das fühlt sich alles unfair und ungerecht an. Kein Geben und Nehmen mehr sondern von Dir nur ein geben, geben, geben. Da versteh ich schon das Du Dich so fühlst wie Du es beschreibst.

Leider verdeckt diese Depression den Mann den Du liebst. Sie umhüllt ihn und es ist so schwierig die Hülle als Hülle zu sehen und Deinen Mann als den den Du liebst. Irgendwie vermischt sich Beides.

Sag mal, wie macht ihr das denn mit Euerm Kind während Du arbeitest?

Hast Du schonmal mit ihm darüber geredet? (Bestimmt, aber ich Frage trotzdem)

Was macht er denn für eine Therapie - ambulant?

Ich hab mir gerade mal Rainers Verhaltensliste angesehen. Da steht unter Punkt 9. den Tag gemeinsam mit dem Depressiven einteilen und planen Macht ihr das gemeinsam oder ist das grad nicht möglich?

Ganz schön viele Fragen hab ich Dir hier gepostet

Lieben Gruß, JeanLucca

03.08.2011 17:26 • #2


A


Hallo Steinin,

Er hat ständig schlechte Laune, reizbar und müde

x 3#3


S
Danke :( Ja es fühlt sich irgendwie ungerecht an, obwohl ich natürlcih weiss, dass... naja, dass im Großen und Ganzen das Leben wenn, dann zu meinen Gunsten ungerecht ist. Immerhin haben wir zu essen, ein Dach über dem kopf, und er arbeitet ja daran.

Zitat:
Leider verdeckt diese Depression den Mann den Du liebst


Das stimmt. ich vermisse ihn so

Das mit dem Kind geht ganz gut, weil ich sehr flexible Arbeitszeiten habe. Ich kann also jeden Montag von zuhause aus arbeiten - wobei ich asgen muss, dass dabei natürlich nicht so viel herumkommt wie wenn ich ins Büro ginge, so dass dann die richtigen Arbeitstage deutlich volelr gepackt sind. Aber ich habe auh noch Überstunden abzufeiern. Es GEHT also, wenn es auch anstrengend ist. Und wir haben auch geredet - ja, das gibt mir auch Hoffnung, dass er recht gut begreift, was los ist und sich die entsprechene Hilfe geholt hat. Trotzdem werde ich manchmal so aggressiv und wütend, als ob e was dafür oder dagegen könnte :(

Seinte Therapie ist ambulant - ich glaube, es müsste was tiefenpsychologisches sein; er soll nämlich mindestens 2x die Woche kommen, was eehrlich gesgat den Stress noch etwas verschärft, denn das Kind kann er dahin nur schlecht mitnehmen. Er hat auch Antidepressivas verschrieben bekommen - SSRIs, ich hoffe, dass sie ihn ein bisschen abfedern helfen, wenn er sie nächste Woche zu nehmen beginnt.


Das mit dem Planen und Einteilen geht zum Glück noch, sonst wüsste ich echt nicht... nein, er kann noch gut nach dem Kleinen schauen, nur ist er halt rasch genervt, was eben dazu führt, dass ich ihn nehmen muss / nehmen will, wenn ich da bin. Und er kriegt seine grundlegenden Dinge noch auf die Reihe. Nur so diese hausfrauensachen nicht - das Augenaufhalten und Wahrnehmen, was noch getanw erden müsste, Wäsche wegräumen, Spüle leeren, Kühlschrank abtauen, Brot kaufen und so.

Ich bin halt echt einfach so MÜDE.

Danke
S,

04.08.2011 14:41 • #3


soulmate88
Hallo Steinin,

ich hab mal eine Frage, die vielleicht erstmal etwas aus der Reihe fällt. Aber ich stolper in deinen Texten immer wieder über den Ausdruck das Kind. Das klingt für mich so distanziert, weiß nicht ob das eine Bedeutung hat...
Dir steht natürlich frei darauf zu antworten oder nicht.

Liebe Grüße
soulmate

04.08.2011 18:39 • #4


JeanLucca
Hallo Steinin.

Zitat von Steinin:
Er hat auch Antidepressivas verschrieben bekommen - SSRIs, ich hoffe, dass sie ihn ein bisschen abfedern helfen, wenn er sie nächste Woche zu nehmen beginnt.
Bestimmt. Allerdings dauert es ein paar Wochen bis eine Wirkung eintritt. Aber das weißt Du sicher.

Zitat von Steinin:
Nur so diese hausfrauensachen nicht - das Augenaufhalten und Wahrnehmen, was noch getanw erden müsste, Wäsche wegräumen, Spüle leeren, Kühlschrank abtauen, Brot kaufen und so.
Wie war es denn bevor ihr Eltern wurdet?

Also ich kenne es von mir. Wenn ich mit irgendwas ein Problem hatte das ich nicht lösen konnte oder das irgendwie im Unterbewusstsein da war, dann wurde ich manchmal sauer wenn dann noch etwas Oben drauf kam, für das ich eigentlich nicht zuständig war. Und wenn ich total gut drauf war dann war es mir egal. Dann habe ich alles gern gemacht.

Lieben Gruß, JeanLucca

05.08.2011 09:52 • #5


S
Hallo! Entschuldigt dass ich erst jetzt antworte - wie gesagt, es ist viel los und ich musste auch noch nachdenken...

... @Soulmate: Besonders hierüber, denn es ist bei mir schon so drin, über die beiden als der Mann und das Kind zu sprechen, dass ich erst mal überlegen musste, wo das eigentlich herkommt. Hier im Forum kann ich beide natürlich nicht mit Namen nennen, aber es gäbe schon Altrenativen , zB mein Mann oder C. oder mein Schatz - bzw. mein Kind, der kleine Schatz oder der kleine Bär (so nenne ich ihn tatsächlich immer ) ...

Zum Teil ist es ein Running Gag aus der Zeit, als ich ihn kennenlernte - da war ich sehr vorsichtig (8 Jahre Single, Mitte 30, viele schräge Rendez-Vous, gebranntes Kind usw.) und habe - bis ich ganz sicher war und mich eingelassen hatte - im Gespräch und Mails seinen Namen nicht verwendet.

... aber natürlich hast du recht, es war damals genau das, eine Maßnahme um Distanz und Abstand zu wahren. Und ein bisschen BIN ich auch einfach so - dass ich bei aller Liebe MEINEN Bereich brauche! Mein Mann beklagt sich da manchmal drüber - wohingegen ICH mich beklage, dass er nicht alleine sein kann und mich (und andere) allzu entgrenzt an allen seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt. Bei jedem Pups um Rat oder Hilfe fragt. Beim Kind (beim kleinen Bären) ist es etwas anders -der ist ja erst ein Jahr alt und ausserdem mein KIIND,der darf mich bei viel mehr in Anspruch nehmen .

... ach je, ich fürchte das alles klingt wirklich eiskalt und distanziert - und ein Stück weit BIN ich wirklich ein wenig so. Aber auf jeden Fall liebe ich alle beide heiss und innig und würde alles für sie tun, halt auf meine Art, die vielleicht ein bisschen arg sachlich und kopfig ist. Zb versuche ich gerade, mich um eine sehr interessante Fortbildung zu drücken, weil sie eine Woche dauert und 250 km weit weg stattfindet...

Naja, aber wenn ich es so reflektiere: Die Wut kommt schon daher, dass ich halt ein Leben hatte und immer haben wollte, das nur für mich alleine ist. Vor allem: mein Beruf - auch Weiterentwicklung - , mein Sport (Yoga, Taek Wan Do) - und ein Ehrenamt. Und all das ist im Moment beeinträchtigt und gefährdet oder findet gar nicht mehr statt, ich renn nur noch von der Arbeit nach Hause... und das müsste nicht so sein, wenn ER nicht...

Aber er tut's ja nicht mit Absicht, und arbeitet dran und es IST nun mal so und es ist es wert...

@ JeanLucca:

Zitat:
Steinin hat geschrieben: Nur so diese hausfrauensachen nicht - das Augenaufhalten und Wahrnehmen, was noch getanw erden müsste, Wäsche wegräumen, Spüle leeren, Kühlschrank abtauen, Brot kaufen und so.

Wie war es denn bevor ihr Eltern wurdet?


Eigentlich schon genau so im Bereich Einkaufen und kochen war mir das recht - wegen einer Neigung zur Pummeligkeit und zum Frustfraß, und wegen einer vergangenen Ess-Störung, die ich zum Glück nicht mehr habe, habe ich es lieber im Griff, was so auf den tisch kommt...) Und auch bei Wäsche und Aufräumen habe ich es eine Weile sehr gern gemacht - habe ja mit ihm und Mitte 30 zum ersten Mal so was wie einen HAUSHALT gehabt, vorher nur WGs und winzige Singlewohnungen, das war eine schöne neue Erfahrung, und er ließ sich auch gerne versorgen.

Aber als das Kind da war - und besonders als ER dann in Elternzeit ging - und auch jetzt, wo er nur halb und ich ganz arbeite - jetzt find ich das absolut nicht mehr tragbar.

Zu dumm dass er gerade jetzt so bedürftig ist.

Aber da hat der Kleine eben Vorrang... Dass er mich gar nicht und den Zwerg nur teilweise stützen und tragen kann, kann ich noch auffangen, aber IHN noch umsorgen und stützen - und SEINE Aufgaben machen - so leid es mir tut, ich KANN nicht :(

Wenn ich denke ich kann nicht, bin ich traurig.
Wenn ich denke ich will nicht bin ich wütend.

Traurig ist besser, weil da ist mehr Akzeptanz drin, und ich kann ja eh nichts ändern.

Zum Glück habe ich scheints in den letzten Tagen ein bisschen akzeptiert dass es einfach so ist gerade und bin deshalb mehr traurig und weniger wütend. Wir waren auf einer Hochzeit am Wochenende - der Brautvater hielt eine Rede, in der er die Braut zitierte, sie habe über ihren Bräutigam gesagt Der Flori der kann alles und weiss alles, den kann ich alles fragen. Und da war ich traurig - nicht wütend - , denn so als Fels und starke Schulter empfinde ich ihn halt gar nicht, weder jetzt noch früher.

Nun denn... in ein, zwei Wochen wirken die Antidepressivas hoffentlich, und ich glaube, er hat sich dazu durchgerungen, seine krankmachende Arbeit zu kündigen. Das ist finanziell eher schlecht, aber so geht es ja nicht weiter.

Viele Grüße
S

10.08.2011 11:23 • #6


G
Ich merke viel Wut und viel Traurigkeit in deinem Post. Und du bist sehr ehrlich, das finde ich gut. Was mir noch einfällt, kann es auch sein, dass dir seine Phase gerade auch Angst macht? Also ich bin ja gerade wieder etwas stärker in meiner Angstspirale gefangen (trotz Therapie und Antidepressiva) und es fällt mir wirklich schwer, das als einen Teil von mir zu akzeptieren. Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, mein Partner wäre nicht mehr so stark und ich müsste ihn auffangen, das könnte ich gar nicht. Ähnlich geht es meinem Partner im Moment (er hatte das mal im Ansatz erwähnt). Er selbst kennt diese Krankheit auch, genauso wie du, kommt aber damit besser klar und ist im Moment auch sehr stabil (eigentlich schon seit mehreren Jahren). Aber wenn er mich dann so antriebslos sieht, so ängstlich, dann bekommt er auch Angst, dass ich ihn wieder hinabziehe. Deswegen zieht er sich etwas zurück.

Kann es sein, dass es bei dir ähnlich ist? Dass du auch Angst hast, wieder zurück ins Loch zu fallen, weil er da gerade ist?

Und noch etwas, vielleicht als Tipp: Gib ihm Aufgaben. Wenn er nur einen halben Tag arbeitet, kann er auch am Nachmittag die Küche sauber machen, den Boden saugen oder mit dem Zwerg spielen. Wenn man gerade so tief drinne steckt, hilft es einem, wenn man einfach Aufgaben bekommt. Man ist zwar fast zu schwach (also geistig zu schwach), aber es gibt einem auch Auftrieb gebraucht zu werden. Das heißt natürlich auch für dich, dass du Aufgaben abgeben musst. Kannst du das? (ich denke da gerade an meine Mutter, die, als mein Vater in Rente ging, gar nicht damit klar kam, dass er nun den Haushalt machte und sie arbeiten ging. Sie wollte dann beides kontrollieren und fühlte sich dadurch aber nur noch schlechter). Übrigens, mit dem Aufgaben geben, meine ich nicht, dass du ihn kommandieren solltst. Sondern, dass ihr euch beide zusammen setzt und einen Plan aufstellt, wer was macht. Gemeinsam. Und nimm ein bisschen Rücksicht darauf, dass er geistig nicht so viel kann im Moment. Also die Steuererklärung dürfte etwas zu heftig sein, wegen der Konzentrationsschwäche.

Ich bin mir sicher, ihr packt das. Denn die Grundvoraussetzung ist gegeben: ihr liebt euch!

10.08.2011 11:51 • #7


soulmate88
Hallo Steinin!
Zitat von Steinin:
... ach je, ich fürchte das alles klingt wirklich eiskalt und distanziert - und ein Stück weit BIN ich wirklich ein wenig so. Aber auf jeden Fall liebe ich alle beide heiss und innig und würde alles für sie tun, halt auf meine Art, die vielleicht ein bisschen arg sachlich und kopfig ist.

Danke, das hast du doch sehr ausführlich und verständlich erklärt Und es ist vollkommen okay, dass du so bist! Andere kennen und schätzen dich ganz bestimmt so wie du bist. Ich hatte nur gefragt, weil es sich für mich erst ein bisschen komisch gelesen hat - aber ich kenne dich ja auch nicht - obwohl jetzt vielleicht schon etwas mehr

Finde s Gedankenansatz über die Angst und den Vorschlag der Aufgaben übrigens sehr gut!

Liebe Grüße
soulmate

10.08.2011 14:36 • #8


S
Guten Morgen

wieder etwas verspätet... aber ich bleibe dran

Mein Mann hat inzwischen seine Arbeit gekündigt und wird im Oktober wieder Studieren. Ersteres tut ihm gut, letzteres macht ihm im Moment noch große Angst ( vor allem Lernpanik aufgrund von sehr negativen Erfahrungen) und läuft absolut dem zuwider, was er sich für sein Leben vorgestellt bzw. von sich erwartet hat (er ist äusserlich lässig und alternativ, aber im grunde seines wesens konservativ und klassischen Männerbildern verhaftet; sein Traum wäre, dass er erfolgreicher Alleinverdiener ist und seiner Familie ein hübschen Häuschen mit zwei Autos hinstellt.)

aber ich merke schon, wie es ihm gut tut zu wissen: Da ist ein Ausweg.

Zitat:
Ich merke viel Wut und viel Traurigkeit in deinem Post. Und du bist sehr ehrlich, das finde ich gut.

Ja, Wut und Traurigkeit - das ist so das dominante Lebensgefühl gerade.

Angst, dass er mich ansteckt, habe ich zum Glück weniger - ich vertraue da sehr auf mein Antidepressiva, das mich wirklich gut auffängt. Es ist erstaunlich, wie gut das funktioniert; ich bin sehr froh darüber - es bleibt natürlich alles belastend, aber der Sog und das Loch drohen nicht.

Aber eine andere Art von Angst ist da: Ich merke einfach, dass das Leben, das wir grade leben, erstens an meine Substanz geht und uns zweitens die Beziehung ruiniert. Wir verbringen kaum mehr amngenehme Zeit zusammen, nur noch gestresste (Aufräumen, Organisieren, nimm-den-Kleinen-bitte-damit-ich-duschen-kann) oder richtig negative, sich anmeckerige, anzickige... ich habe so viel Frust und Vorwürfigkeit angesammelt, das geht nicht mehr lange gut.

Klar, es ist wohl eine normale Erfahrung für Jungeltern, dass das bisherige Leben seine Herausforderungen nicht reduziert, nur weil ein Jungtier und die damit verbundenen Aufgaben dazukommen. ich merke nur, wie das alles einfach too much wird - es ist auch schon LANGE so. Und ich habe das Gefühl, jede Auszeit die ich mir nehme, in der ihc etwas für micht tue, rächt sich: Danach muss ich ja TROTZDEM aufräumen, meine Arbeit machen, den kleinen Bären zu Bett bringen, kochen...

Am Wochenende habe ich aber immerhin mal ein paar Dinge getan, die mir immer gut getan haben: eine neue, interessante Marmelade gekocht, Kuchen gebacken, zwei Stunden sinnlos lustige Internetseiten gelesen

Zitat:
Und noch etwas, vielleicht als Tipp: Gib ihm Aufgaben. Wenn er nur einen halben Tag arbeitet, kann er auch am Nachmittag die Küche sauber machen, den Boden saugen oder mit dem Zwerg spielen.

Das stimmt. Wenn ich ihn um etwas konkretes bitte, dann macht er es meistens und auch gut! Es fällt mir schwer, das zu akzeptieren; es regt mich auf,dass er seinen Part nicht übernimmt und ich für ihn mitdenken muss, denn es würde mich sehr viel mehr entlasten, wenn ich über bestimmte Sachen einfach nciht nachdenken müsste... ... Ak-zep-tanz, omm, ommm.

Mir fällt gerade auf, dass das nicht erst seit seinem Abrutschen so ist - ich habe auch vor Kind und Depri schon oft den Part dessen übernommen, der konkrete Aufgaben verteilt, weil er sonst nach dem Abendessen einfach aufs Sofa umgezogen wäre. Und er hat immer schon gerne vermieden, sich komplexe, strategische Sachen anzueignen und es lieber mir überlassen, etwa die ELterngeldbroschüren zu studieren oder über die Altersvorsorge naczudenken

Zitat:
Ich bin mir sicher, ihr packt das. Denn die Grundvoraussetzung ist gegeben: ihr liebt euch!

Ja. Sehr, das stimmt, danke fürs Erinnern ;) Monatelanger Alltagsfrust kann das kaputtmachen und das darf nicht passieren!!!

Jetzt geh ich mal arbeiten. Es würde mir auch gut tun, wenn ich das ganze Thema jetz mal für die Dauer meines Bürotags mal beiseite schieben und mich auf die Artbeit konzenterieren würde - fällt mir schwer... aber ich probiere es mal.

alles Liebe
S.

16.08.2011 09:10 • #9


M
Hallo Steinin,

Eure Situation macht mich betroffen. Wichtig ist, dass die Liebe noch da ist . Die geht so schnell nicht kaputt, wird im Chaos nur manchmal verschüttet.

Zitat von Steinin:
Und ich habe das Gefühl, jede Auszeit die ich mir nehme, in der ihc etwas für micht tue, rächt sich: Danach muss ich ja TROTZDEM aufräumen, meine Arbeit machen, den kleinen Bären zu Bett bringen, kochen...
Hm, ja das kommt mir bekannt vor. Man hat dann vorher schon keine Lust mehr, etwas für sich zu tun, weil man an das Nachher denkt. Aber das ist ja keine Lösung. Dein Mann schein momentan mit den alltäglichen Dingen ja wirklich überfordert zu sein. Du darfst wohl nicht erwarten, dass er den Müll von alleine rausbringt oder schonmal damit beginnt, Essen zu kochen. Dann sage ihm, was zu tun ist. Ich weiß dass das nervt, weil man immer meint, er müßte das doch sehen. Tut er aber nicht, ist mit sich beschäftigt. Zu Deiner eigenen Entlastung könntest Du für eine Weile bestimmt dazu über gehen.

Ich habe den Eindruck, dass Ihr vielleicht nicht genug richtig miteinander redet. Und zwar nicht so zwischen Tür und Angel: Stell mal die Waschmaschinen an.....oder so. Sondern in Ruhe! Wie geht es Dir und wie geht es ihm? Ausführlich, den anderen überlegen und ausreden lassen. Macht Ihr das??? Kann das Jungtier (süßes Wort) mal bei Oma oder so schlafen und ihr beide redet mal....wenn es sein muß, die ganze Nacht?

Mein Mann und ich nehmen uns solche Auszeiten manchmal und ich fühle mich danach viel besser verstanden als sonst, wo das oft nur im Schnelldurchlauf geht.

16.08.2011 13:22 • #10


S
Hej Martina

Danke

Es IST schon nicht einfach, auch wenn es schlimmer sein könnte. Manchmal denke ich auch, dass er gar keine Depression hat sondenr nur eine negative Weltsicht - wobei die Grenzen da auch fliessend sind - oder die negative Weltsicht auch Teil einer Depression ist... oder die Depression da anfängt, wo jemand seine negative Welt- und Selbstsicht nicht mehr verlassen kann...

Ist dein Mann auch depressiv? Ich meine, das gilt ja für JEDE Partnerschaft.

Ja, das mit den Auszeiten - sowohl meinen als auch den gemeinsamen Nicht-Tür-Angel-Zeiten - das sollte ich wirklich intensiver verfolgen. Es gibt ja sogar eine Großmutter, die sich liebend gerne um den Kleinen kümmert. WArum spanne ich die nicht mehr ein? Es ist zwar SEINE Mutter, aber...

Heute habe ich in einer (alten) Süddeutschen Zeitung einen Artikel über die Familie Daxenberger gelesen - ich weiss nicht, ob die ausserhalb Bayerns so bekannt sind: Eine Bauernfamilie mit Äckern und Vieh, drei Generationen auf einem Hof - aber Vater und Mutter waren auch noch sehr populäre, grüne Lokal- und Regionalpolitiker; er sogar als Landtagsabgeordneter... bis sie letztes Jahr schrecklicherweise beide innerhalb von wenigen Tagen an Krebs gestorben sind. Seine Eltern, über 70, und die drei Söhne, 21, 17 und 13, bewirtschaften den Hof jetzt zusammen... ich meine, DAS ist doch mal wirklich ein Schicksal! Und im Artikel wurde die sehr gläubige Großmutter zitiert mit dem Satz Gott bürdet niemandem mehr auf, als er tragen kann und ich kann hier meine Arbeit tun...

Und das versuche ich echt, auch zu denken: Ich kann das tragen, es macht keine Freude, aber ich kann das und soll das tragen.

Und dabei weniger hadern und grollen, weil ich es mir anders gewünscht hätte - und weil andere Leute, die acuh nicht klüger, besser oder fleissiger sind, es einfacher haben, weil ihre Eltern reich sind und sie sich keine Sorgen machen müssen und ihre Kinder unbeschwert und in den Tag hinein großziehen können ...

nein, eben NICHT darüber grübeln, wie unfair das alles ist, sondern ja, jeden Tag meine Arbeit tun, im Büro die für Geld - in der Familie die für die Menschen und mich, und dazu gehört zur Zeit wohl auch dieses ganz kleine jeden-tag-für-sich ohne Streit und Vorwürfe und Angst zu versuchen.

Achtsamkeit war immer ein großes wichtiges Wort für mich; die hat mir damals mit der Esstörung auch sehr geholfen. Jetzt mit Jungtier ;) habe ich manchmal das Gefühl, keine Zeit für Achtsamkeit zu haben, aber das ist falsch gedacht.

Danke nochmnal und schöne Grüße
S.

17.08.2011 10:55 • #11


A


Hallo Steinin,

x 4#12


M
Hallo Steinin,
Zitat von Steinin:
Ist dein Mann auch depressiv? Ich meine, das gilt ja für JEDE Partnerschaft.
Mein Mann hat an Burn Out gelitten, ich hatte Depressionen. Es geht uns beiden jetzt seit Jahren wieder gut aber dieses bewußte Miteinander reden haben wir uns bis heute bewahrt. Das ist wichtig, sonst geht zuviel im Alltag unter. Allerdings haben wir keine Jungtiere mehr, die erst bei der Oma geparkt werden müssen. Ich bin heute die Oma, bei der manchmal geparkt wird .
Zitat von Steinin:
Und das versuche ich echt, auch zu denken: Ich kann das tragen, es macht keine Freude, aber ich kann das und soll das tragen.
Man muß sich selber manchmal ein bischen Mut machen. Das heißt aber nicht, dass man demütig das auferlegte Schicksal trägt. Angehörige von Depressiven müssen auch immer mit ihren Kräften haushalten, sehen, dass sie selber nicht zu kurz kommen. Die Angehörigen, die Partnerinnen müssen auch etwas für sich haben. Einen interessanten Beruf, ein schönes Hobby, ein eigener Bekanntenkreis. Der Deressive sollte nicht nur im Focus stehen denn für die Angehörigen muß das Leben auch erträglich (oder erstrebenswert) weiter gehen.

17.08.2011 17:56 • #12

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