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Entlassmanagement - was ist das eigentlich?

Dakota
Was ist das eigentlich? Nur eine Formalie?
Habe keinen Thread zu dem Thema gefunden, daher hier mal die Frage ob das schon mal jemand in Anspruch genommen hat nach der Psychiatrie/Tagesklinik/Psychosomatische Klinik?
Ich lese immer darüber und habe immer brav unterschrieben, dass ich davon in Kenntnis gesetzt wurde wenn ich in einer Klinik war. Aber nie, nie (!) hat jemand in den Kliniken mit mir darüber gesprochen, das erklärt, vorgestellt etc. Kam mir damit immer schon ziemlich veräppelt vor. Habe dann aber auch nie explizit nachgefragt.
Welche Möglichkeiten bietet das Entlassmanagement denn überhaupt für Patient:innen mit psychischer Erkrankungen? Hat jemand Erfahrung?

Gestern 13:40 • #1


Dys
Ich habe das mal während einer Reha in Anspruch genommen. Es wurde eine Nachsorge in Form einer ambulanten Gruppentherapie angedacht und auch in die Wege geleitet. Es wäre wohl auch in der Rehaklinik kein Problem gewesen, kam aber letztendlich nicht zustande, weil dann in der Klinik bei mir in der Nähe dann doch kein Platz frei wurde. Also generell gibt’s das schon, aber danach muss man auch gezielt fragen. Üblicherweise wird das nicht ohne konkrete Anfrage des Patienten durchgeführt. Zumindest wurde mir immer gesagt, dass es sowas gibt, wenn ich es will.

Gestern 22:27 • x 1 #2


A


Hallo Dakota,

Entlassmanagement - was ist das eigentlich?

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Dakota
Ich bin mir nicht sicher, ob das in der Reha als Entlassmanagement zählt. Diese Gruppen arbeiten mit der DRV zusammen und soweit ich weiß können nur die teilnehmen, denen keine Erwerbsminderungsrente empfohlen wurde.

Heute 08:44 • #3


Oli
Ich war in einer Klinik, in der alle, deren Entlassung anstand, eine Woche vorher in eine Entlass-Gruppe gewechselt sind.

Dort wurde der Klinikaufenthalt reflektiert, es wurde über zu erwartende Rückschläge gesprochen und die ein oder andere Übung wiederholt.

Heute 09:39 • x 1 #4


Dys
Zitat von Dakota:
Ich bin mir nicht sicher, ob das in der Reha als Entlassmanagement zählt

Entlassmanagement ist lediglich ein Kümmern oder Behilflich sein, bei dem, wie es nach der Klinik weitergeht. Dazu gibt es Leitlinien oder Richtlinien vom BMFG oder der KV, die aber eben individuell umgesetzt werden, je nachdem was die Klinik anbietet und mit wem sie im ambulanten Bereich zusammenarbeitet und ob eine Klinik zum Beispiel einen Sozialdienst hat. Trotzdem ist das etwas dass der Patient dann eben in Anspruch nehmen will oder auch nicht.

Wird seitens der Klinik eine Reha vorgeschlagen, so geschieht das im Rahmen des Entlassmangements. Bekommt man es alleine nicht hin, helfen die auch bei der Beantragung oder beantragen es formal, was aber auch nicht bedeutet, dass man nicht selbst noch gefordert sein kann, wenn der Träger einer Maßnahme einem diesbezüglich etwas abverlangt. Das können zusätzliche Formulare sein, die es dann noch auszufüllen gilt. Oder man bekommt eine Liste von Therapeutischen Angeboten, bei denen man aber dann eben selbst Anfragen muss.

Kurzum, die Erwartungen an ein Entlassmanagement können natürlich hoch sein, aber Erwartungen können natürlich auch enttäuscht werden. Dabei ist aber eines zu unterscheiden. Ich kann erwarten, dass die Klinik sich komplett einer Aufgabe widmet, die ich so in meiner Vorstellung habe, oder ich bekomme ein konkretes Angebot gemacht und möchte dies wahrnehmen und die Klinik kümmert sich dann nicht richtig darum.

Wo der Unterschied liegt, dürfte klar sein. Bei ersterem war meine Vorstellung utopisch. Beim zweiten war die Klinik nicht kompetent oder zu nachlässig. Ersteres liegt also an mir und letzteres an der Klinik. Das sollte man erkennen können.

Natürlich kann ich als Patient meine Erwartungen immer äußern. Die Klinik wird dann schon sagen, was sie leisten kann und was nicht. Umgekehrt könnte die Klinik auch erwarten, ich würde eine Maßnahme aus dem Entlassmanagement freudig annehmen und entsprechend handeln. Trotzdem kann ich es auch lassen. Die Klinik enttäuscht das aber eher nicht, sondern spart sich dadurch Arbeit.

Zweifellos ist ein Entlassmangement aber wichtig für diejenigen Patienten die tatsächlich selbst überhaupt nichts mehr tun können, weil sie tatsächlich nicht in der Lage dazu sind. Nicht weil sie sich subjektiv nicht in der Lage dazu fühlen, aber objektiv betrachtet es schon wären.

Heute 11:39 • x 1 #5


Dys
Ein Beispiel noch. Bei meinem letzten Aufenthalt in der TK wurde mir gesagt und auch in den Befund geschrieben, dass eine ambulante Therapie angeraten ist und auch eine regelmäßige Untersuchung beim Facharzt. Dass geschieht im Rahmen des Entlassmanagements. Hätte ich gefragt, wie ich an eine ambulante Therapie komme, hätte ich eine Liste mit Therapeuten bekommen, die ich dann aber eben selbst anrufen muss. Wäre ich dazu nicht in der Lage, weil ich kein Telefon habe, dann dürfte ich wohl von der Klinik aus telefonieren.

Im Grunde ist Entlassmanagement auch nur ein hochtrabender Begriff dafür, dass man dem Patient halt sagt was er nach der Entlassung tun sollte oder könnte und kämen dabei Fragen auf oder es müsste eine zusätzliche Unterstützung erfolgen, würde man die im Rahmen des möglichen auch seitens der Klinik leisten. Es bezeichnet aber kein rundrum Sorglos Paket, dass man nach einem Klinikaufenthalt zu erwarten hätte.

Heute 12:07 • x 1 #6


Dakota
Ok ich glaube ich habe verstanden. Es kann von einer Empfehlung im Entlassungsbrief bis hin zu einer Verordnung die man mitnimmt oder die Vermittlung in eine ambulante Gruppe sein.
Ich finde dieser hochtrabende Begriff irritiert, habe gelesen, dass seit 2017 die Krankenhäuser es anbieten müssen in der Form. Ist aber in der Praxis aber wahrscheinlich genau so wie der Wertekanon in Unternehmen - klingt toll, wird auf ne Tafel und auf Flyer gedruckt aber kein Schwein hält sich dran.

Heute 12:46 • #7


Dys
Zitat von Dakota:
Wertekanon in Unternehmen - klingt toll, wird auf ne Tafel und auf Flyer gedruckt aber kein Schwein hält sich dran.

Genau. Es müsste halt ständig kontrolliert werden und dann müsste jemand ständig die Kontrolleure kontrollieren ob die auch kontrollieren. Und am Ende ist es ja doch die Entscheidung des Patienten, was er womit anfangen will. Bei meinem letzten Infarkt wurde mir gesagt, dass ich eine AHB machen kann und auch sollte. Ich hab das zur Kenntnis genommen und abgelehnt. Weshalb ich das tat hat Gründe. Die Interessieren aber nicht die Klinik und deshalb habe ich die auch garnicht thematisiert. Das Motto lautet sowieso, take it or leave it. Und im Prinzip ist das auch mein Motto, wenn ich jemandem was anbiete.

Heute 13:11 • #8

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