Zitat von ZeroOne: Wahrscheinlich definieren viele den Begriff Freundschaft im Laufe ihres Lebens auch immer wieder etwas anders, bzw. die Anforderungen daran.
Vermutlich ist das so. Sicher gibt es auch kulturelle und moralische Vorstellungen, was Freundschaft ausmacht und natürlich subjektive Idealvorstellungen, wie der Freund insgesamt sein soll, dass die Freundschaft mit Ihm nie angezweifelt werden muss, oder gar enden könnte.
Je weiter ich mich von Idealvorstellungen lösen kann, umso leichter kann ich ein Verhältnis zu einem anderen Menschen als Freundschaft bezeichnen, wenn es mir oder dem anderen wichtig erscheint, es überhaupt bezeichnen zu müssen. Ich scheue mich dann aber nicht, sie dann eben als Bekanntschaft zu benennen, was der Sache ja keinen Abbruch leistet und auch keine Abwertung bedeuten soll, denn man kennt sich ja trotzdem.
Fakt ist, bei einer Freundschaft ist eine Enttäuschung gefühlt ja wesentlich schwerer zu ertragen, als bei einem wenig freundschaftlichen Verhältnis, obwohl objektiv betrachtet die Enttäuschung ja die gleiche wäre. Da kann man sich dann fragen, weshalb das so zu sein scheint. Ein „Von Dir hätte ich sowas nie erwartet“ oder „Ich dachte immer, wir sind Freunde“ zeigt ja auch nur, dass die eigenen Erwartungen dann nicht erfüllt wurden. Dabei kann man ja durch jeden Anderen auch eine Enttäuschung erfahren und sich dann schlecht fühlen. Hängt einer Enttäuschung aber unter Umständen nicht so sehr nach, weil da ja die Erwartungen andere waren.
Für mich sehe ich eine Freundschaft mittlerweile zumindest nicht unter dem Gesichtspunkt, dass es irgendeine Verpflichtung geben muss, die es einzuhalten gilt. Denn um etwas einzuhalten muss man das halt auch können. Und nur der Wille alleine reicht dann vielleicht nicht, oder bringt eventuell sogar Nachteile für einen selbst mit sich, mit denen man dann umgehen können muss. Dementsprechend habe ich für mich auch Grenzen erkannt, wo Freundschaft alleine, kein Argument mehr sein kann, auf Teufel komm raus an ihr festzuhalten. Gerade bei Vorhaltungen, oder schlimmer noch, Ultimaten, die gegebenenfalls gemacht werden, ist sie meiner Meinung nach, dann eh schon nicht mehr existent, egal ob das ausgesprochen wird, oder nicht. Bei allem Verständnis für den Freund, sollte man auch dem eigenen Verstand mal vorrangig trauen, wenn Zweifel offensichtlich werden, dass es Diskrepanzen bei den „Bedingungen“ der Freundschaft gibt, denn meines Erachtens sorgt alleine schon das eigene Ego dafür, dass es eine tatsächlich bedingungslose Freundschaft ohnehin nicht gibt.