Stress unter Menschen - die Angst verdrängen

Birke
Hallo!

Ich hab mich heute hier angemeldet, weil ich glaube, daß man hier auch mal ganz ehrlich von sich berichten kann.
Es ist nämlich so, daß ich nach außen hin gut funktioniere. Ich habe einen Job, eine Wohnung und treibe Sport. Aber in den letzten Jahren hat sich bei mir so eine Vorsicht vor Menschen eingeschlichen, daß ich nicht mehr weiß, wie das weitergehen soll. Ich hatte einige Schicksalsschläge (sicher wie die meisten hier): liebloses Elternhaus, Todesfälle, Kind verloren usw.

Dann wurde ich vor 10 Jahren schwer krank. In dieser Zeit begann ich meine Freunschaften mit anderen Augen zu sehen. Auf einmal war alles darauf reduziert, daß ich für andere da war, aber niemand für mich. In meinen Partnerschaften konnte ich mich nie auf den Mann verlassen. Ich hab es allen viel zu leicht gemacht, mich auszunutzen. All das wurde mir bewußt und ich hab mich geschützt. Das war schön: meine Höhle zu Hause, keine Verpflichtungen, keine Anrufe. Es geht mir körperlich längst schon wieder besser, aber ich komme aus meiner Isolation nicht mehr raus. Es hat sich verselbständigt. Wenn ich jetzt unter Leute gehen muß, habe ich richtige Streßattacken. Ich möchte einerseits Verabredungen haben, auch wieder einen Mann kennen lernen und gleichzeitig möchte ich es nicht.

Es ist seltsam, aber solange man ein schwerwiegendes körperliches Problem hat, hat man immer eine Prima Ausrede, kann die Angst verdrängen.
Könnt Ihr damit was anfangen?

Birke

15.08.2010 19:10 • #1


S
Hallo Birke,

auch an dieser Stelle von mir ein herzliches willkommen.

Ich verstehe genau, was du schreibst. Ich habe Ähnliches durchlebt. Habe aber irgendwann unter der Isolation gelitten und den Schritt nach draußen gewagt. Habe mir eine ehrenamtliche Aufgabe gesucht und somit auch wieder Kontakt zu anderen Menschen gefunden.

Auch ich habe nach meiner Krankheit mich von vielen sogenannten Freunden getrennt. Und das war auch wichtig. Denn auch bei mir war es nur ein Geben, nie ein Nehmen.

Da du dir dessen bewußt bist, bist du schon sehr weit. Nun mußt du nur den ersten Schritt in die richtige Richtung tun. Was könnte denn deine Einsamkeit und Isolation verändern? Was mußte passieren, dass du wieder Vertrauen findest?

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich habe auch mein Verhalten neuen Bekanntschaften gegenüber ein gewisses Habachtverhalten entwickelt und habe für mich beschlossen, es niemanden mehr recht machen zu müssen. Ich bin so wie ich bin und wer mich so nicht mag, soll wegbleiben.

Serafina

15.08.2010 19:35 • #2


A


Hallo Birke,

Stress unter Menschen - die Angst verdrängen

x 3#3


Birke
Hallo Serafina!

Vielen Dank für Deine Antwort. Ja, ich merke auch, daß es mir besser geht, wenn ich mich um andere Menschen etwas kümmern kann. Es ist einerseits die Ablenkung von den eigenen Gedanken (man bewegt sich sonst so im Kreis) und dann ist es natürlich auch gut zu sehen, zu begreifen, daß es viele Menschen gibt, die Probleme haben. Und jeder auf seine Art. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, man kann Schmerz und Leid nicht vergleichen, es ist ja eher unsere Verarbeitung, die die eigentlichen Probleme schafft.

Nun arbeite ich in einer Apotheke und kann da ganz gut helfen. Man wird da auch schnell zur Projektionsfläche, da muß man aufpassen. Und es sind die etwas unverbindlicheren Kontakte. Die tun gut, aber manchmal gehe ich nach Feierabend nach Hause und denke, wenn die wüßten, wie ich wirklich bin.

Was neue Bekanntschaften oder sogar Liebe betrifft, glaube ich, daß ich immer noch in einer Art Märchenvorstellung stecke. Einfach erkannt und gemocht zu werden ohne Risiko. Das ist kindisch und gemein, so nach dem Motto: Soll sich der andere doch die Finger verbrennen. Da muß ich ganz schön an mir arbeiten.
Manchmal denke ich, das Leben ist mir zu schnell. Ich brauche für alles viel zu lange, für Erfahrungen, für Entscheidungen und so. Früher (und jetzt auch manchmal) machte ich immer wieder meine Mutter wegen der fehlenden Liebe zu mir verantwortlich.

Aber das ist ja nur ein Stück der Wahrheit. Und ich will um Gottes Willen nicht mit 70 frustriert sein und sagen: daran sind nur meine Eltern schuld. Ich hab in der Vergangenheit einige Therapien gemacht, aber nicht stationär. Auch Familienaufstellungen. Es hilft zu akzeptieren, aber es tut doch immer mal wieder weh. Und dummerweise z.B. wenn ich andere Menschen, Kolleginnen, erlebe, die es gut haben. Ein freundliches herzliches Elternhaus und diese Menschen strahlen ein natürliches Selbstbewußtsein aus.

Das würde ich in einem Film herrlich finden, aber in der Realität ertrage ich es schlecht und ertappe mich, daß ich denen auch mal Schlechtes wünsche. Ist doch furchtbar, oder? Das ist etwas, was ich echt lernen möchte, mich für andere auch zu freuen, wenn sie es besser haben, wenn sie nie Unsicherheit und Einsamkeit kennengelernt haben.

Du fragtest nach meiner Freizeit. Ich mache gerne Sport, aber allein. Joggen, Fahrrad fahren. Meine nächste Mutprobe ist, mich bei einem Volkshochschulkurs anzumelden, es ist eine Art Kampfsport in einer Gruppe und nur 12 mal. Ich hoffe sehr, daß ich nciht kneife.
Liebe Grüße v. Birke

15.08.2010 20:15 • #3


shebone
hallo birke

...ja da kann ich was mit anfangen

schön das du dich hier austauschen bzw mitteilen möchtest

laß uns gemeinsam ein stück weiter gehn

lg shebone

15.08.2010 22:25 • #4


S
Hallo Birke,

ich sehe mich in einigen Deiner Angaben wieder! Ich habe mich auch immer mehr abgekapselt. Ich habe eine Familie, aber das wars. Ich schaue im Treppenhaus durch den Spion bevor ich aus der Tür gehe, und gehe natürlich nur, wenn keiner da ist. Wenn ich erstmal im Treppenhaus bin, hetze ich schnell zur Wohnung oder raus. Wenn meine Kinder trödeln hab ich Angstattacken. Selbst im Büro schaue ich manchmal erst um die Ecken bevor ich weiter gehe. Mit Bekannten und Freunden treffe ich mich ungern. Bzw. ich muss zugeben, dass ich wohl keine eigenen Freunde mehr habe. Mein Mann hält bei uns die Kontakte, dadurch bekomme ich auch noch was ab. Er nimmt mir auch die Entscheidungen ab, bzw. ich lasse sie mir abnehmen, weil es leichter für mich ist.
Und weißt Du, ich hatte so ein behütetes Elternhaus mit allem drum und es hat mir nicht viel geholfen um nicht krank zu werden, wahrscheinlich überhütet...
Ich finde es toll von Dir, dass Du zu dem Volkshochschulkurs gehen willst und drücke Dir hierfür die Daumen!!!!

15.08.2010 22:37 • #5

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