Die Familie meines Mannes droht uns kaputt zu machen

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Hallo Forenmitglieder,

ich bin auf der Suche nach einer Seite für Angehörige von depressiven Menschen auf dieses Forum aufmerksam geworden.

Hilfe suche ich für mich, mein Mann verweigert sie obwohl er sie eigentlich viel dringender benötigen würde.

Wir haben uns 2012 kennen und lieben gelernt. Mein Mann ist ein sehr ruhiger und introvertierter Mensch. Über seine Gedanken mit mir zu sprechen, musste er erst im Laufe unserer Beziehung lernen. Bekommt das mittlerweile aber richtig gut hin.

Er ist ein Einzelkind und seine Eltern haben ihn ziemlich fest im Griff. Seine Mutter hatte von ca. 20 Jahren einen Schlaganfall. Als Folge hat sie eine Halbseitenlähmung und ein kaputtes Sprachzentrum davon getragen. Seit ca. 2 Jahren leiden mein Mann und auch ich sehr unter seinen Eltern.
Vor zwei Jahren hatte seine Mutter eine starke Magen-Darm-Erkrankung und wollte nicht ins Krankenhaus. Da ihr Ehemann komplett mit der Situation überfordert war und sie eine schwierige Patientin ist, habe ich mir zwei Tage Urlaub genommen um die beiden zu Hause zu unterstützen. Ich habe sie gepflegt (mit Windeln wechseln und allem, was dazu gehört). Sie wollte partout nicht ins Krankenhaus. Da es ihr aber immer schlechter ging endetet die Situation damit, dass ich die Ansage gemacht habe, dass sie entweder ins Krankenhaus geht oder ich jetzt und sofort meine Sachen packe und nach Hause fahre, da ich die Verantwortung für die Situation nicht länger übernehme. Sie kam dann ins Krankenhaus. Viel länger hätten wir nicht warten dürfen, wie uns ein Arzt im Nachhinein sagte.
Ich hielt mich für stark und dachte, dass ich das hinbekomme. Im Nachhinein weiß ich aber, dass ich eine Belastungsgrenze überschritten habe.

Im darauf folgenden Jahr haben wir geheiratet. Wir haben uns auf unsere Hochzeit gefreut. Es dauerte nicht lange, dann begann der Ärger mit seiner Mutter. Sie wollte uns vorgeben, wen wir zur Hochzeit einladen sollen. Das lies mein Mann nicht zu. Er versuchte es mit Kompromissen (die können gerne zum Polterabend kommen aber nicht zur Hochzeit) und mit klaren Ansagen (wir haben eine kleine Hochzeit geplant. Die Gästeliste steht bereits fest) aber nichts half. Seine Mutter begann zu weinen und sagte Entweder ihr ladet die Gäste so ein oder wir kommen nicht zur Hochzeit. Seit dem ist mein Mann ziemlich verletzt.

Als seine Mutter den Schlaganfall hatte, hat er sie gepflegt. Er (damals 16) hat sie gepflegt, gefüttert und gewindelt. Jetzt wollte sie nicht zu unserer Hochzeit kommen, weil sie ihren Willen nicht bekam. Bis zur Hochzeit selbst war offen, ob sie kommen würden oder nicht. Zur Hochzeit waren sie dann da und haben sich auch benommen.

Ich habe mich seit dieser Situation von seinen Eltern zurück gezogen. Ich fahre sie nur noch zu besonderen Anlässen besuchen. Sonst halte ich Abstand.

Kurz nach der Hochzeit stürzte seine Mutter die Treppe hinunter. Der Vater rief uns an. Wir ließen alles stehen und liegen, riefen den Rettungsdienst und kümmerten uns um alles. Der Vater war mit den einfachsten Sachen überfordert.

Vor zwei Wochen stürzte sie im Garten auch hier wurden wir wieder von seinem Vater angerufen. Sind zu ihnen gefahren und haben sie ins Krankenhaus gebracht.

Am Samstag hatte mein Mann Geburtstag. Er bekam sein Geschenk und danach forderten sie ihn auf, er möge bitte die Hecke im Garten raus reißen. Als er sich weigerte meinten sie, er könne sich auch anstellen. Wo das Problem wäre seine Arbeitskleidung anzuziehen und mal eben die Hecke raus zu reißen.
Als er mir das später erzählte, wäre ich fast geplatzt.

An seinem Geburtstag sprach uns seine Tante auf den Anrufbeantworter. Sie wünschte ihm alles Gute und erzählte, dass sie sich nicht gut fühlte. Da wir sie am nächsten Tag telefonisch nicht erreichen konnten sind mein Mann und ich zu ihr nach Hause gefahren. Nach langem Hin und Her haben wir die Feuerwehr gerufen, die die Tür öffnete. Die Tante saß auf ihrem Sessel und sah fern. Erst in dieser Situation viel auf, dass sie in einer Messiwohnung lebte.
Die Tante ist die einzige Verwandte, die mein Mann neben seinen Eltern noch hat.

Vor ein paar Jahren ist ihr Mann verstorben und das hat sie nie ganz verwunden. Natürlich haben wir versucht ein Auge auf sie zu haben. Wir haben regelmäßig mit ihr telefoniert und sie hin und wieder zu uns nach Hause eingeladen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich noch nie bei ihr zu Hause war, da sie uns nie zu sich eingeladen hat. Die Dame ist gestern auf Intensivstation gekommen und wir stehen vor der Situation, dass wir ihre Wohnung entrümpeln lassen müssen und gucken müssen, ob sie später alleine wohnen kann.

Ich dachte, dass ich wieder ganz gut klar komme mit meinem Entschluss, nicht zu seinen Eltern zu fahren. Damit ging es mir besser.

Ich mache mir aber große Sorgen um meinen Mann. Er ist wie gesagt sehr introvertiert. Ein Gespräch mit einem Arzt lehnt er ab, da er es nicht kennt mit Fremden über Familienangelegenheiten zu sprechen.
Nach dem Sturz im Garten sagte er sowas wie Ich hoffe meine Mutter stirbt bald. Dann ist endlich Ruhe. Ich habe das Gefühl, dass er an seinen Eltern kaputt geht und jetzt kommt noch die Tante dazu.

Leider gibt es kein weiteres Familienmitglied das unterstützen kann.

Nach den letzten Ereignissen ist mein Mann wieder schlecht drauf. Ich bin mir unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Soll ich aktiv nachfragen oder ihn kommen lassen, wenn er sprechen möchte?
Den Haushalt und alles organisatorische meistere ich meist allein. Was mir natürlich auf viel Energie raubt. Heute habe ich mir frei genommen.
Ich bin wütend auf seine Eltern, ich bekomme den Geruch der Wohnung nicht aus der Nase (mir ist den ganzen Tag übel), ich mache mir Gedanken was für Kosten aufkommen und wer die tragen wird (wir wollen demnächst umziehen und brauchen unser Geld selbst).

Ich möchte meinem Mann helfen und beistehen, weiß aber auch, dass ich auf mich selbst achten und aufpassen muss, damit ich bei all dem Stress nicht unter die Räder komme.

Ich habe Angst um meinen Mann und auch um unsere Ehe. Ich liebe ihn und werde ihn immer unterstützen aber ich habe Angst, dass sich immer alles um seine Familie drehen wird und wir daran kaputt gehen und nie unser Leben leben werden.

23.04.2018 09:36 • #1


CeHaEn
Moin Sammy

Du kannst deinem Mann beistehen, so wie du es schon geschrieben hast. Mach ihm verständlich, dass du immer ein Ohr für ihn hast. Stärke ihm den Rücken, wenn er sich nicht durchsetzen kann, so wie damals mit der Krankenhausgeschichte seiner Mutter.
Viel mehr kannst du aktiv nicht tun, fürchte ich. Du kannst einen Rahmen setzen, aber es ist an deinem Mann, sich dir weiterhin anzuvertrauen. Es muss auch bei ihm selbst klick machen, dass Hilfe von außen eine gute Idee ist. Letztlich muss sich dein Mann selbst von seinen Eltern abnabeln. Im Grunde will er das auch, aber er traut sich nicht.
Was du zuletzt geschrieben hast, muss bei IHM richtig ankommen: Es geht um SEIN und EUER Leben, nicht um die Eltern. Er schuldet ihnen nämlich nichts. Es kann sehr schwierig sein, zu dieser Feststellung zu gelangen und ich fand entsprechenden Input von anderen Leuten da ziemlich hilfreich.

23.04.2018 17:47 • #2

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