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Der tägliche Kampf, den Lebenswillen zu finden

S
Hallo allerseits,

Ich bin weiblich, 18 Jahre alt und habe dieses Jahr mein Abitur absolviert.

Seit knapp 4 Jahren habe ich das Gefühl von Energielosigkeit und rede mir täglich ein, dass ich ja nichts schaffen könnte. Ich muss dazu noch hinzufügen, dass ich damals als ziemlich offen und selbstbewusst galt, wohingegen man jetzt das genaue Gegenteil von mir behaupten würde.

Angefangen hat es damals, zum einen durch einen Jungen für den ich starke Gefühle hatte und der selbst totale Probleme mit sich selbst hatte und zum anderen durch die psychische Erkrankungen meines Vaters. Eines Tages war es nämlich so schlimm, dass ich meinen Vater vor einem Selbstmordversuch aufgehalten hatte. Dieser Tag ist bis jetzt auch so ziemlich der schlimmste Tag den ich je erlebt hatte.
Von der Zeit an habe ich(damals 14) die ganze Zeit nur zu Hause verbracht und nichts getan. Ich hab mich nach der Schule sofort ins Bett gelegt und bis zum nächsten Tag durchgeschlafen. Meine Mutter hat ab dem Zeitpunkt angefangen mich permanent unter Druck zu setzen, dass ich ja wohl was machen solle und ähnliches. Und dazu muss man auch erwähnen, dass meine Mutter ziemlich robust mit einem umgeht und eher weniger Rücksicht auf das nimmt, wie man sich gerade fühlt. Für sie war es nämlich unverständlich, dass mich das mit meinem Vater so stark mitgenommen hat.

Nachdem es schon so schlimm wurde mit ihr, hab ich mir einen Job gesucht und bin nach der Schule arbeiten gegangen um ihr einfach aus dem Weg zu gehen. An Wochenenden bin ich dann immer raus gegangen und habe mich zu Hause nicht blicken lassen.
Als ich dann anfing öfter draußen zu sein usw. hatte sie mich natürlich nur noch mehr genervt. Ich habe öfter versucht mit ihr zu reden und ihr meine Lage zu erklären, sie sah es jedoch überhaupt nicht ein und hat das ganze Gespräch so dargestellt als würde ich sie für alles verantwortlich machen.
Wie dem auch sei, nachdem ich immer und immer mehr in diese depressive Phase gerutscht bin, habe ich angefangen zu rauchen und mich täglich berauschen zu lassen. Ich bin auch absolut nicht stolz drauf, jedoch habe ich einfach Zuflucht in eine andere Welt gebraucht.

Natürlich wurde es ab da immer kritischer mit dem Kontakt zu meiner Mutter. Ich bin auch nicht mehr so gut in der Schule gewesen wie vorher und war tatsächlich auch nicht mehr so regelmäßig da.
Und der Junge für den ich Gefühle hatte, hatte mich mittlerweile dann auch wie Abschaum gesehen, trotz meiner Versuche es ihm zu erklären.

Nachdem diese ganzen Dinge auf mich zu kamen hatte sich mein Selbstbild auch stark verändert. Ich habe angefangen mich als schwach, dumm und seltsam zu sehen.
Ich dachte das sei nur ein Phase die sich irgendwann wieder legt, jedoch zieht sich das ganze schon wie gesagt 4 Jahre.

Vor einem Jahr habe ich meinen jetzigen Freund kennengelernt, den ich nach und nach auch an mich ranlassen konnte. Die Anfangszeit in der die Liebe noch frisch war, war auch echt schön und es schien als wäre ich aus meinem Loch rausgekommen.
Wir beide kommen bis heute auch super miteinander klar und können uns im Endeffekt auch immer einigen, jedoch reagier er manchmal sehr impulsiv und aggressiv. In diesen Momenten krieg ich dann hin und wieder mal Dinge gesagt, die man als Freundin bzw als Mensch mit meinem mangelndem Selbstbewusstsein einfach ungern hört. Ich weiß auch meistens, dass es meistens nicht so gemeint ist, jedoch verfangen sich diese Sätze in meinem Gehirn und lassen sich immer und immer wieder abspielen. Dadurch neige ich zu Misstrauen und Paranoia, was mittlerweile echt extrem ist. Das Schlimmste ist auch einfach, dass diese Szenarien nur in meinem Kopf spielen, ich aber in den meisten Fällen einfach nicht rede, da ich auch irgendwo selbst weiß, dass das totaler Quatsch ist.
Ich habe auch schon öfter mit ihm über meine Gedanken und Gefühle geredet und dass ich seit Jahren in diesem Zustand verfangen bin, doch dieser fühlt sich genau wie meine Mutter auch direkt angegriffen.

Dadurch, dass ich jetzt die Schule beendet habe, bin ich seit April beschäftigungslos und merke immer mehr, dass es nur noch schlimmer wird. Ich habe immer weniger Motivation und verirre mich immer mehr. Ich weiß genau so wenig was ich in Zukunft tun möchte und werde auch dementsprechend täglich mit Druck geplagt, was die Situation für mich nur schlimmer macht.

Um es mal zusammenzufassen:
Ich fühle mich einfach verloren, unverstanden und verantwortlich dafür, dass andere sich schlecht fühlen und ich zwinge mich trotz keiner Verpflichtungen täglich aus dem Bett. Ich weiß echt nicht mehr weiter.

Ich hoffe, jemand kann mir einen Rat geben oder mir zumindest das Gefühl geben, dass ich nicht allein bin.

Ich freue mich über jede Antwort

Gruß
Scdbys

07.08.2019 00:50 • #1


Pilsum
Hallo Scdbys,

hier im Forum begrüße ich Dich herzlich.
Ich bin sicher Deine aktuelle Situation gut verstehen zu können.

Du scheinst eine sensible Frau zu sein, die verständlicherweise danach
sucht, ihren Platz im Leben zu finden.
Schade ist, dass der Versuch, mit Deiner Mutter über Deine Situation zu sprechen
gar nicht geklappt hat.

Zitat:
Nachdem diese ganzen Dinge auf mich zu kamen hatte sich mein Selbstbild auch stark verändert. Ich habe
angefangen mich als schwach, dumm und seltsam zu sehen.


Leider geht es manchmal sehr schnell, dass man sein Selbstbild zum Negativen hin verändert. Bitte versuche
Dich dagegen zu stemmen.
Aus Deinem Beitrag lese ich viele gute und intelligente Seiten von Dir heraus.
Deshalb hoffe ich, Du kannst Dein Selbstbild nach und nach wieder richtigstellen.

Wenn Du Dich von Deinem Freund in einigen Punkten nicht verstanden fühlst, kann es
dafür zahlreiche Gründe geben.

Empfehlen möchte ich Dir, dass Du Dir für Gespräche einen Gesprächstherapeuten suchst.
In der Regel ist so jemand neutraler, weil er außenstehend ist, was Deine familiäre
Situation betrifft.

Abschließend wünsche ich Dir, dass Du langsam wieder losgehst und Deinen
Lebensweg weiter gehst. Du wirst das gut machen.

Viele Grüße

Bernhard

07.08.2019 10:35 • #2


A


Hallo scdbys,

Der tägliche Kampf, den Lebenswillen zu finden

x 3#3


Y
Hallo scdbys,
meine Tochter ist fast so alt wie du, von daher kann ich deine Gedanken ganz gut nachempfinden. Meine Idee ist , du solltest darüber nachdenken, dir Hilfe von aussen zu holen, sprich einen Psychologen kontaktieren, vielleicht sogar noch einen Kinder -und Jugendpsychologen. Wenn du einen Hausarzt hast, sprich den doch mal darauf an. Bis man einen Termin bekommt kann es schon mal länger dauern, je nach dem wo du lebst. Du kannst dich auch an den sozialpsychiatrischen Dienst wenden, hier im Forum gibt es einige, die gute Erfahrungen gemacht haben.
Wichtig ist, dass du nicht länger leidest, du bist noch so jung, da wartet noch soooo viel auf dich.

07.08.2019 11:40 • x 1 #3


N
Hallo scdbys, wie geht es dir heute? Ich hoffe besser. Wohnst du noch bei deinen Eltern, ja, oder? Wie geht es deinem Vater? Ich als Laie würde sagen du hast eine Art Co-depression von deinem Vater übernommen. Ich drück dich mal ganz doll!

20.08.2019 22:35 • #4

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