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Schwierigkeiten eine Tagesstruktur zu finden

Tini-72
Hey, ich bin neu hier und wage meine ersten Schritte im Forum.

Kurz zu mir: bin 46, verheiratet und habe 3 Katzen. Bin vor 12 Jahren erkrankt und seitdem, wie so viele, mal mehr mal weniger in der Krankheitsspirale.

Dadurch kann ich z. Zt. auch nicht arbeiten gehen. Habe Zeit für mich, um sowohl in einer Verhaltens- als auch Ergotherapie an mir zu arbeiten. Damit es früher oder später besser wird.

Momentan ist es ein hin und her zwischen Leben und leben. Mir macht es Schwierigkeiten eine Tagesstruktur zu finden. Mein Mann hat zum Glück Verständnis. Ich habe da weniger Verständnis mit mir. Hasse diese Tage an denen nichts geht und sich die Gedanken in einer Abwärtsspirale befinden, mich zerfressen und eine innere Leere herrscht.

Arbeite grad an diesem Thema mit meiner Therapeutin. Versuche auch meine alten Freundschaften wieder zu aktivieren. Überlege auch eine Selbsthilfegrupe aufzusuchen.

Jeden Tag aufs Neue sich zu aktivieren und nicht aufzugeben strengt an, aber ich finde es lohnt sich am Ende des Tages, wenn ich zurückblicke, was ich, in kleinen Schritten, geschafft habe.

Ich freue mich auf eure Erfahrungen.
Vielen Dank fürs Lesen des langen Textes und liebe Grüße
Tini

02.02.2019 04:01 • x 1 #1


Pilsum
Hallo Tini,
hier im Forum begrüße ich Dich.
12 Jahre sind eine lange Zeit.
Empfindest Du eher Ängste oder fühlst Du Dich mehr depressiv?
Was ist damals passiert bevor Deine Probleme so heftig wurden?
Wie ist das gemeint, zwischen Leben und leben?

Viele Grüße Bernhard

02.02.2019 05:33 • #2


A


Hallo Tini-72,

Schwierigkeiten eine Tagesstruktur zu finden

x 3#3


Tini-72
Hallo Bernhard,
vielen Dank.
Ich leide an Depression. Und vieles liegt in der Kindheit, was letztlich den Ausschlag gab sind noch andere negative Erfahrungen. Es lief dann auch bei der Arbeit nicht mehr. Naja dann war es ein Kreislauf zwischen arbeiten und Krankschreibung. Alles nicht schön.

Ich meine den täglichen Kampf im Leben, immer an der Schwelle zum das Leben wird zuviel.

Was ist deine Geschichte?

Liebe Grüße
Tini

02.02.2019 19:16 • x 1 #3


Pilsum
Hallo Tini,
Zitat:
Ich leide an Depression. Und vieles liegt in der Kindheit, was letztlich den Ausschlag gab sind noch
andere negative Erfahrungen.


Wenn ich Dich richtig verstehe, waren es Erlebnisse und Erfahrungen, die Deine
Gedanken erschüttert haben.
Gehst Du davon aus, dass Du Dich heute gesund und leistungsfähig fühlen würdest, wenn Du
andere Erlebnisse gehabt hättest?
Zitat:
Ich meine den täglichen Kampf im Leben, immer an der Schwelle zum das Leben wird zuviel.


Was wird Dir denn noch heute zu viel?


Meine Geschichte ist schon über40 Jahre her.
Sehr lange habe ich gebraucht, um mein Selbstbewusstsein zu verbessern.

Aus eigener Erfahrung und aus hunderten von Gesprächen mit Betroffenen weiß ich darum,
dass man bei Angststörungen und Depressionen fast immer etwas verbessern kann.
Wie viel man erreicht, kann man vorher nicht wissen.
Am Wichtigsten ist es, zu sich selbst ehrlich zu sein.

Bernhard

02.02.2019 21:55 • #4


Tini-72
Hallo Bernhard,

ja bestimmt wäre ich gesünder und leistungsfähiger gewesen, wenn ich diese Erfahrungen in der Kindheit nicht erlebt hätte. Deswegen hadere ich auch mit mir und wühle immer wieder in der Vergangenheit rum als nach vorne zu blicken.

Mir wird zuviel, dass ich immer noch depressiv bin, meinen Haushalt nicht schmeißen kann, Tagesstruktur fehlt und ich keinen Ausweg sehe und mir wünsche von dieser Welt zu gehen.

Wie hat du es geschafft dein Selbstbewusstsein zu verbessern? Das freut mich für dich!

Viele Grüße
Tini

04.02.2019 12:07 • x 2 #5


Mabaja
Hallo Tini,
willkommen im Forum.
Wenn du meinst, dass dein Mann (zu) verständnisvoll ist, könntest du dann nicht mit ihm absprechen, dass er mehr Druck machen sollte?
Ich meine jetzt nicht, dass er mit der Peitsche hinter dir stehen soll Eher so, dass du ihm sagst, was du geplant hast und er dir ein großzügiges Zeitlimit vorgibt.
Das zwingt dich vielleicht ein bisschen, deine Tagesstruktur zu überdenken und tatsächlich einzuhalten.
Ich meine jetzt auch nicht, dass dein Mann böse reagieren oder dir vorwurfsvoll Rechtfertigungen abverlangen sollte, wenn's mal nicht klappt. Nein, ich meine einfach nur, dass er sich dann mit dir über Erfolge freuen könnte und Misserfolge nicht großherzig übersehen werden. Verstehst du, was ich meine?

Gruß
Julienne

04.02.2019 12:52 • #6


Tini-72
Hallo Julienne,

vielen Dank.
Ich verstehe was du meinst und kann mir vorstellen, dass mit meinem Mann zu besprechen und auszuprobieren. Ich habe mir auch schon einen Wochenaktivitätsplan mit der Therapeutin erstellt, der aber nisher nur an der Pinwand hängt.
Aber das schaffe ich bestimmt auch noch umzusetzen. Ich bin auch froh, wieder rauszugehen und nicht den Tag im Bett zu liegen.
Was sind deine Beweggründe hier?
Liebe Grüße
Tini

04.02.2019 13:07 • x 1 #7


Liselotte
Hallo Bernhard,
40 Jahre ist Deine Geschichte her.
Vielleicht magst Du ja mal etwas darueber erzaehlen?


Hallo Tini,
ich koennte mir vorstellen, dass ein kleines gemeinsames gleichberechtigtes Projekt mit Deinem Mann die festgelegten Strukturen und Rollen aufheben koennte.

Gut, dass Du Dich bewegst und nicht im Bett bleibst. Der Koerper baut da so schnell enorm ab.
Liebe Gruesse.

04.02.2019 16:39 • #8


Pilsum
Hallo Tini,

Zitat:
ja bestimmt wäre ich gesünder und leistungsfähiger gewesen, wenn ich diese Erfahrungen in der Kindheit nicht
erlebt hätte. Deswegen hadere ich auch mit mir und wühle immer wieder in der Vergangenheit rum als nach vorne
zu blicken.


Du solltest nicht so mit Dir hadern. Würdest Du 5mal in die gleiche Situation kommen, in der Du früher warst,
würdest Du vermutlich fünfmal wieder das Gleiche machen, wie Du es damals gemacht hast.
Damit will ich sagen. Dein Verhalten wurde von den damaligen Situationen und den damaligen Personen mitbestimmt.
Da steckte ein Logik, eine Systematik hinter.
Zitat:
Wie hat du es geschafft dein Selbstbewusstsein zu verbessern? Das freut mich für dich!


Es war ein langer, schwieriger Weg. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob ich weniger
Lob und Zuneigung verdient habe als andere Menschen. Und meine Antwort dazu war immer Nein.
Denn ich hatte niemandem etwas Schlimmes zugefügt und keinem Menschen ernsthaft geschadet. Und dann habe
ich mich gefragt, warum mich andere Menschen so wenig beachten. Dabei bin ich dann darauf gekommen, das es
zu einem sehr großen Teil an mir lag, das mich Menschen nicht beachtet haben und auch heute noch teilweise an
mir liegt, wenn Mitmenschen mich schwach und uninteressant finden.
Also habe ich mich jahrelang auf den Weg gemacht und habe versucht lauter zu werden, selbstbewusster zu reden
und auch mehr Selbstbewusstsein zu zeigen.
Und siehe, nach und nach haben sich meine Ängste verringert.
In der Kürze ist das nicht zu erklären, wie und was sich da alles verändert.

Zitat:
Mir wird zuviel, dass ich immer noch depressiv bin, meinen Haushalt nicht schmeißen kann, Tagesstruktur
fehlt und ich keinen Ausweg sehe


Dann mache Dir eine Tagesstruktur und mache Deinen Haushalt, auch wenn es wenig Spass macht und nicht perfekt aufgeräumt ist.
Und setze Dir persönlich kleine, erreichbare Ziele. Dinge, welche Du innerhalb einiger Wochen oder Monate erreichen
kannst.
Und dann gehe diese Ziele an. Und lerne Dich besser kennen. Schaue Dir möglichst oft an, wie Du in bestimmten
Situationen reagierst und finde heraus, warum Du das machst.
Dabei wirst Du erkennen, dass Du einiges besser machen solltest. Und das versuche zu verbessern.

Ist das Aufgabe und Struktur in Deinem Tagesablauf genug?

Viele Grüße

Bernhard

04.02.2019 23:28 • #9


Pilsum
Zitat von Liselotte:
Hallo Bernhard,
40 Jahre ist Deine Geschichte her.
Vielleicht magst Du ja mal etwas darueber erzaehlen?


Meiner Meinung nach ergibt es wenig Sinn, wenn ich heute etwas nacherzähle, an das ich mich nur noch
sehr lückenhaft erinnern kann.
Meine depressiven Phasen fühlen sich aus heutiger Sicht gar nicht mehr so schlimm an.
Die ganzen Gründe für meine damalige Verzweiflung und meinen Wunsch, meinem Leben eventuell ein Ende zu setzen,
kann ich heute nicht mehr ganz genau wiedergeben.
Das waren hunderte von Gründen, die da positiv und negativ gegenüberstanden.

Geblieben ist aber eins. Ich kann in den Gedanken von Menschen weitaus mehr lesen als viele andere.
Es ist, als wenn ich eine zusätzliche Fremdsprache spreche.
Dies ist noch viel Male intensiver, wenn ich Menschen persönlich gegenüber stehe.
Und das ist auch ein Grund, warum ich seit vielen Jahren zahlreichen Menschen geholfen habe,
ihren persönlichen Weg wieder zu finden.

Das ist häufig viel, viel einfacher, als mancher glaubt. Nur in einer Phase von starken Ängsten und Depressionen
bauen Kranke erschreckend hohe Widerstände in ihren Gedanken auf, mit denen sie sich vor Beeinflussung
von außen schützen wollen. Und damit sperren sie sich selbst ein. Und dann geht fast nichts mehr.
Würdest Du Dich also häufiger mit anderen Gedankenwelten austauschen, könnte es gut sein, dass viele
Gründe für Ängste und Depressionen zumindest vorübergehen wegfallen.
Dann erkennst Du nämlich, andere denken oft ähnlich wie Du und haben auch oft ähnliche Sorgen wie Du.
Wo ist dann noch die Grundlage für Selbstzweifel?

Viele Grüße

Bernhard

05.02.2019 00:01 • #10


Liselotte
Bernhard
Die Menschen, die dieselben
Erfahrungen von jahrelangem Missbrauch gemacht haben, denken nicht das selbe wie ich. Sie sind haufig so kaputt, dass sie gar keine Stimme mehr haben.

Hier geht es nicht um Depressionen, hier geht es um ein viel komplexeres Thema. Hier geht es um Anerkennung, hier geht es um adaequate ganzheitliche Behandlungsmethoden, die zur Verfuegung stehen, aber von den Kassen nicht uebernommen werden.
Das ist ein gesellschaftlicher Skandal.

Dss ganze Thema befindet sich immer noch in einem Zustand der gesellschaftlichen Negierung.

Also, leider kann ich mich sehr gut erinnern und da sind keine Selbstzweifel, aber mit ein bisschen umdenken und sich einfach mit anderen Menschen auszutauschen ist es leider nicht getan. Denn die meisten Menschen schliessen da einfach Augen und Ohren und suchen schnell das Weite.

Passt hier nicht hin, sorry, wo ist der richtige Platz ?

05.02.2019 05:46 • #11


A


Hallo Tini-72,

x 4#12


Pilsum
@Liselotte

Hallo Martina,
Zitat:
Passt hier nicht hin, sorry, wo ist der richtige Platz ?


Du könntest ein eigenes Thema dafür starten. Deine Problematik ist leider eine überaus häufig vorkommende
Situation, die gerade in solch einem Forum einen Platz haben sollte.
Wenn nicht in einem Depressions-Forum, wo dann?

Auch wenn Deine Antwort vielleicht nicht ganz in dieses Thema passt, so finde ich sehr gut, wie Du dies
formuliert hast. Soweit ich die Tragweite bei Missbrauch überhaupt erfassen kann, stimme ich Dir uneingeschränkt
zu, bei dem was Du hier sagst.
Zitat:
Das ganze Thema befindet sich immer noch in einem Zustand der gesellschaftlichen Negierung.


So ist es. Dies sollte Dich aber nicht daran hindern, über die Folgen von Unrecht, das Dir schweren Schaden
zugefügt hat, zu reden.
Zitat:
Das ist ein gesellschaftlicher Skandal.


Natürlich ist das so. Wenn Du Dir allerdings die gesellschaftliche Entwicklung in
den Gesellschaften der einzelnen Länder anschaust, ist in Deutschland in den letzten Jahren
schon einiges erfolgt. Selbstverständlich reicht dies bei weitem nicht aus.
Zitat:
Die Menschen, die dieselben Erfahrungen von jahrelangem Missbrauch gemacht haben, denken nicht dasselbe
wie ich. Sie sind häufig so kaputt, dass sie gar keine Stimme mehr haben.


Das weiß ich. Wenn Dir das bewusst ist, kannst Du mit daran arbeiten, diesen Menschen
wieder eine Stimme zu geben. Du verstehst sie doch besser als andere.
Zitat:
Hier geht es nicht um Depressionen, hier geht es um ein viel komplexeres Thema. Hier geht es um Anerkennung,
hier geht es um adaequate ganzheitliche Behandlungsmethoden, die zur Verfügung stehen, aber von den
Kassen nicht uebernommen werden.


Stehen wir gesellschaftlich hier nicht noch am Anfang? Bevor die Krankenkassen spezielle
Behandlungen bezahlen muss erst ein anderes Bewusstsein dafür geschaffen werden.
Zitat:
Denn die meisten Menschen schliessen da einfach Augen und Ohren und suchen schnell das Weite.

Menschen versuchen fast immer die Augen vor tatsächlich bestehenden Problemen
zu verschließen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe.
Zitat:
Also, leider kann ich mich sehr gut erinnern und da sind keine Selbstzweifel, aber mit ein bisschen umdenken und
sich einfach mit anderen Menschen auszutauschen ist es leider nicht getan.


Dies wird nicht allein ausreichen. Irgendwomit muss man jedoch anfangen.
Sonst bewegt sich überhaupt nichts.

Du sprichst hier aber etwas besonders Wichtiges an.
Was benötigen Opfer von Missbrauch den als Erstes? Was brauchen sie vor allen anderen Dingen?
Wer sagt uns das, damit wir verstehen, wo die Hilfe ansetzten kann und muss?

Jeden Monat kannst Du mit daran arbeiten, dass sich in dieser Thematik zukünftig etwas bewegt.
Je sachlicher diese Fragen diskutiert werden, umso größer ist die Chance, im Bewusstsein anderer
Menschen gehört zu werden.

Viele Grüße

Bernhard

05.02.2019 11:25 • #12

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