72

Depressive Mitpatientin - Polizei / Psychiaterin einschalten?

Bella72
Hallo zusammen,

ich bräuchte mal Unterstützung in einer Situation mit einer ehemaligen Mitpatientin. Wir waren 2012 gemeinsam auf der Depressionsstation einer Psychiatrie und hatten danach noch einige Zeit Kontakt. Sie ist schon seit ihrer Kindheit immer wieder über Jahre hinweg depressiv und war schon jahrelang in Kliniken. Weder Medikamente noch EKT, noch Ketamin oder Psychotherapie haben wirklich Erfolg gezeigt. Ein Medikament (Jatrosom oder so) hat eventuell was gebracht. (Vielleicht hat sie eine behandlungsresistente oder chronische Depression).

Letztes Jahr im März hat sie wieder Kontakt mit mir aufgenommen weil sie an Silvester ein Kind bekommen hat. 2012 war ich in der gleichen Situation, ich war schwanger und habe in der Zeit in der Psychiatrie entbunden. Nach der Geburt war ich noch ca. 2 Monate depressiv und dann ging es wieder. Sie wollte wissen ,wie ich es damals geschafft habe. Seitdem haben wir Kontakt. Ihr Partner ist auf dem alternativen Trip. Er glaubt nicht an die Schulmedizin und droht ihr, wenn sie wieder in die Klinik geht, sie zu verlassen und ihr das Kind wegzunehmen. Ich bin allerdings bipolar und habe Gott sei Dank nicht so lange Depressionen.

Seit fast einem Jahr mache ich diesen Zirkus nun mit. Es geht ihr miserabel. Die alternativen Methoden helfen gar nichts. Sie nimmt nur Tavor und sonst keine Antidepressiva. Immer wieder ruft sich mich an, hyperventiliert und ist panisch. Sie dreht sich im Kreis. Mir ist es ein Rätsel, dass sie noch keinen Selbstmordversuch unternommen hat. Ich habe ihr schon mehrfach geraten, in die Klinik zu gehen aber da ihr Partner so dagegen ist, traut sie sich nicht. Sie hat auch körperlich sehr abgebaut und wiegt nur noch 46 Kilo bei ca. 1,68m.
Was würdet ihr tun? Manche sagen, ich muss die Polizei hin schicken oder einen Krankenwagen um sie da raus zu holen. Dass das Verhalten des Partners strafbar sei, unterlassene Hilfeleistung und Verweigerung von ärztlicher Hilfe. Es besteht ja Gefahr für Leib und Leben. Aber steht mir das zu? Zieh ich mir diesen Schuh an?
Ich würde gerne ihre Psychiaterin anrufen, mit der sie Kontakt hat. Was meint Ihr? Oder soll ich mich einfach rausnehmen und sie ihrem Schicksal überlassen?
Danke für Euer Feedback
Bella

03.02.2021 23:53 • x 4 #1


Bella72
und ich hänge da auch drin, weil ich die Qualen der Depression so gut kenne. Vor allem mit kleinem Kind. Sie hat keine Freude an diesem süßem kleinen Kerl oder ihrem Mann, der auch wirklich ein guter Typ ist. Er macht das Ganze auch schon anderthalb Jahre mit, bewundernswert. Und dass er an der Grenze seiner Belastbarkeit ist, ist kein Wunder. Viele Männer wären schon längst geflohen.

Doch ehrlich gesagt, nervt sie mich auch. Obwohl ich weiß, wie schlimm eine Depression ist, denke ich oft kümmere Dich um Dein süßes Kind, hilf Deinem armen Mann, tritt Dir in den Hintern. Ich konnte das auch nicht und trotzdem nervt es mich. Es geht einfach schon zu lange. Der Kleine wurde am 31.12. ein Jahr. Ihr Mann ist selbständig und keine Ahnung wie er das alles hin bekommt. Sie kann auch im Haushalt nichts tun. Da frage ich mich immer, ob sie zu schwach ist. Ich habe schon versucht, immer noch zumindest einen Teil der Pflichten zu erfüllen aber ich hatte auch noch nie so eine lange Depression.

Sie ist eigentlich ein lieber Mensch, Apothekerin - also durchaus schlau. Wie sie das Studium geschafft hat, ist mir auch rätselhaft. Scheinbar war sie damals stabil. Sie haben keine Unterstützung durch Familie oder Freunde. Ich bin also die Einzige, die noch Anteil nimmt.
Ihr seht, ich bin zerrissen

04.02.2021 00:06 • x 4 #2


A


Hallo Bella72,

Depressive Mitpatientin - Polizei / Psychiaterin einschalten?

x 3#3


R
Liebe Bella72,
erstmal finde ich es toll, dass du für deine Freundin da bist und sie unterstützt.
Ich finde es so traurig, dass ich Freund, obwohl er ja scheinbar auch für sie da ist und ihm alles mögliche tut, ihr droht sie zu verlassen und ihr das Kind abzunehmen. Das ist einfach furchbar und damit wird ihr ja jegliche Grundlage genommen für sich einzustehen und sich prof. Hilfe zu holen, bzw. in eine Klinik zu gehen.
Ich finde deine Idee bei ihrer Ärztin anzurufen sehr gut. Sie wird die ernste Situation erkennen und wird versuchen alles ihr mögliche
in dieser Situation zu tun. Bitte mach das, sie braucht prof. Hilfe!
Toll, dass es dich gibt!
LG, Robbe

04.02.2021 11:19 • x 7 #3


Bella72
Hallo Robbe,

vielen Dank! Ich habe nur Angst, dass ich sie zur Klinik überrede, ihr Freund dann wirklich Schluss macht und die Behandlung wieder nicht hilft. Was dann? Andererseits wird es ohne Medikamente wahrscheinlich gar nichts mehr. Vor allem steht sie ja ständig unter Druck. Er schimpft auch mit ihr, wenn sie nichts macht. Das verstehe ich schon, es ist unerträglich, einen schwer depressiven Menschen länger um sich zu haben und dann ncoch das Kind, der Job, Haushalt. Wobei er ja auch schauen könnte, Unterstützung zu bekommen,, alles wirklich nciht einfach

04.02.2021 11:48 • x 1 #4


ZeroOne
Hallo @Bella72 !

Um diese Zwickmühle bist du wirklich nicht zu beneiden. Das tut mir leid, dass du als eigentlich Außenstehende so in diesem Thema der beiden mit drin hängst.

Zitat von Bella72:
Manche sagen, ich muss die Polizei hin schicken oder einen Krankenwagen um sie da raus zu holen.

Ich denke nicht, dass da viel passieren würde, wenn an deiner Freundin keine offensichtlichen Missbrauchsspuren sichtbar wären, oder eine akute Notlage ersichtlich wäre, oder ggf. eine Anzeige erstattet wird. Und wahrscheinlich würde auch deine Freundin alles unternehmen, um Konsequenzen daraus zu verhindern.

Zitat von Bella72:
Ich würde gerne ihre Psychiaterin anrufen, mit der sie Kontakt hat. Was meint Ihr?

Vielleicht wäre das ein Weg. Allerdings werden der Ärztin auch die Hände gebunden sein, wenn deine Freundin sich nicht helfen lassen will.
Ich kenne so einen Fall aus der Verwandtschaft, als der Arzt erklärte, dass er machtlos sei und nichts unternehmen könne, weil der Betroffene noch geistig klar war und seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Der Arzt hat dann auch nur eine Einweisung für die Klinik ausgefüllt und dem Patienten überlassen, was er damit macht.

Wenn deine Freundin nicht mit sich sprechen lässt, dann würde ich persönlich nur noch die Möglichkeit sehen, das Gespräch mit ihrem Mann zu suchen - höflich, aber mit klaren Ansagen. Vielleicht hilft es, ihm klar aufzuzeigen, wie die düster die Zukunft aussehen wird, wenn seine Frau in absehbarer Zeit die Augen für immer zu macht?
Trotz seiner alternativen Einstellung glaube ich weniger, dass eine medizinisch fundierte Behandlung sein Problem ist, sondern die Angst, wie er mehrere Wochen alleine ohne seine Frau in der Selbstständigkeit und mit Kind überstehen soll, wenn diese länger in die Klinik muss - wobei er ignoriert, was es für Konsequenzen hat, wenn seine Frau nicht in einer Klinik behandelt.

Du schreibst, dass sie keine Familie und Freunde haben, die sie unterstützen können. Vielleicht würde es auch helfen, dem Mann mal aufzuzeigen, welche externen Unterstützungsmöglichkeiten für solche Situationen angeboten werden (Haushaltshilfe, etc.). Vielleicht hat er sich mit dem Thema noch gar nicht so intensiv auseinandergesetzt?

Was kann die passieren, wenn du dir den Ehemann deiner Freundin vorknöpfst? Er kann vielleicht ausrasten und dich rausschmeißen, oder den Hörer aufknallen. dann könntest du immer noch schriftlich einen nachladen. Und wenn du es dir mit ihm verscherzt, wäre das so schlimm?

Aber wenn deine Freundin nicht auf dich hört und nichts für sich tut, dann sehe ich persönlich nur noch den Weg über den Ehemann, in der Hoffnung, dass zumindest er vernünftig wird und seine Frau zu den erforderlichen Maßnahmen motivieren kann. Vielleicht liege ich aber auch komplett daneben...

Ich drücke dir die Daumen - für was auch immer du dich entscheidest!

LG
ZeroOne

04.02.2021 11:53 • x 5 #5


R
Hallo Bella72,
ich hab mir das jetzt noch mal durchgelesen und hab vorhin komplett ignoriert das so viele Therapieversuche ja gar nicht angeschlagen haben bei ihr. Außer scheinbar dieses eine Medikament, wenn sie wenigstens das nehmen könnte. Vielleicht kannst du auch diesbezüglich mit dem Mann reden, das er wenigstens einverstanden ist, dass sie das Medikament hilft, natürlich auch nur wenn die Psychiaterin damit einverstanden ist.
Mir tut das sehr leid für deine Bekannte, schwere Depressionen über so einen langen Zeitraum ist die Hölle. Oh, ich wünsche ihr von Herzen, dass ihr Mann einsichtig ist und bereit ist, dass seine Frau Medikamente nehmen darf. Schon wenn ich das schreibe, wird es mir eng in der Brust, ich finde das so traurig, wie kann man so über einen Menschen bestimmen, das versteh ich nicht, aber muss ich auch nicht.
Alles Liebe und viel Erfolg bei dem was du dich entscheidest zu tun,
Robbe

04.02.2021 16:16 • x 1 #6


Bella72
Hallo ZeroOne,

vielen Dank für Deinen tollen Beitrag! . Ich denke auch, dass nur was passieren würde, wenn sie auch zugibt, dass er sie an medizinischer Behandlung hindert. Im Grunde ist das ja psychische Gewalt, einen schwer kranken Menschen so unter Druck zu setzen.
Sie ist schon lange in alternativer Behandlung, auch bei einem Arzt, so kann er argumentieren, dass sie ja medizinisch versorgt wird. Und sie will natürlich weder ihn noch das Kind verlieren vor allem weil sie ja sonst niemanden hat.

Mit dem Freund habe ich schon öfter gesprochen und ihn auch persönlich kennengelernt. Er ist ein guter Typ. Aber eben total durch. Und er verteufelt die Schulmedizin, glaubt an eine Borreliosetheorie oder Herpesviren. Ich habe mich da mal eingelesen. Ist ja alles gut möglich aber die Behandlung schlägt eben nicht an. Wenn sie Psychopharmaka nimmt, zerstöre sie die alternativen Wirkstoffe, so seine Überzeugung. Ich konnte ihn nicht dazu bewegen, zumindest mal das Medikament auszuprobieren geschweige denn, dass sie in eine Kinik geht und mittlerweile will er auch nicht mehr mit mir sprechen.

Ich habe ihm auch verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung wie Caritas, Nachbarschaftshilfe, Familienhilfe usw. empfohlen aber auch das verfolgt er nicht. Sie hatten nach der Geburt eine Familienhilfe von der Kasse, die ist aber zeitlich begrenzt und extra bezahlen möchte er auch ncihts.
Aktuell zieht sich meine Freundin von mir zurück. Wahrscheinlich weil sie merkt, dass ich jetzt Druck mache. Ich lasse sie mal gewähren und halte mir die Möglichkeit mit der Ärztin offen, wenn sie wieder mal total durchdreht und mich panisch anruft. Wirklich im Stich lassen kann ich sie nicht.
Liebe Grüße

04.02.2021 18:03 • x 1 #7


Bella72
Hallo Robbe,

ja es ist die absolute Hölle, die schon so viele Jahre durchlebt. Jetzt ist sie schon wieder anderthalb Jahre schwer krank. Auch die Geburt muss sehr traumatisch gewesen sein. Keine Ahnung wie ein Mensch das aushält. Ich bin schon nach einigen Wochen schwerer Depressionen total suizidal. So lange würde ich es niemals ertragen.
Auch ihr Freund hält schon so lange durch. Aber er ist auch am Ende seiner Kraft. Man kann nur hoffen, dass dem Kleinen nichts zustößt in dieser schrecklichen seelischen Umgebung. Kinder haben ja feine Antennen und nehmen das sicher wahr.
Ach es ist einfach sch.....

04.02.2021 18:08 • x 2 #8


ZeroOne
Zitat von Bella72:
Ich lasse sie mal gewähren und halte mir die Möglichkeit mit der Ärztin offen, wenn sie wieder mal total durchdreht und mich panisch anruft. Wirklich im Stich lassen kann ich sie nicht.


Deine Freundin kann wirklich stolz sein, eine so gute Freundin wie dich zu haben, @Bella72 !

LG
ZeroOne

04.02.2021 18:13 • x 4 #9


Bella72
Das ist sehr lieb von Dir, danke!

04.02.2021 18:15 • x 1 #10


Bella72
Hallo,

meine Freundin meldet sich nicht mehr bzw. liest auch meine Whats App Nachrichten nicht mehr. Jetzt mache ich mir natürlich Sorgen. Ihren Freund will ich nicht kontaktieren und ansonsten kann ich ja niemand in ihrem Umfeld, mit dem ich Kontakt aufnehmen kann. Es ist ein Elend..

05.02.2021 12:01 • #11


Bella72
Hallo zusammen,

hier ein Update: am Wochenende hat sich meine Freundin gar nicht gemeldet und ich habe mir echt Sorgen gemacht. Am Sonntag habe ich sie gebeten, mir wenigstens kurz zu schreiben. Hat sie auch getan. Es ginge ihr extrem schlecht (wie ja schon seit sehr langer Zeit). Sie fragte mich, ob die Psychiatrie auch am WE Patienten aufnehme- ich sagte ihr, dass das eher schwierig sei. Heute habe ich sie gefragt, ob sie mit der Klinik Kontakt aufgenommen habe und sie meinte, nein, sie schaffe das nicht. Ihr Freund hat ihr nochmals gesagt, dass er sie nicht mehr unterstützt, wenn sie in die Klinik geht. Also der Kreis dreht sich weiter. Unglaublich Ich bin wirklich gespannt, wie das weitergeht.
Ich halte Euch auf dem Laufenden
Liebe Grüße
Bella

08.02.2021 20:26 • x 2 #12


blossom79
Liebe @bella72,

in der Psychiatrie kann man auch am Wochenende aufgenommen werden!

16.02.2021 14:08 • x 1 #13


Bella72
Hallo Blossom79,

ja aber nicht unbedingt in die Wunschklinik und Station. Dass sie nicht irgendwo hin will, kann ich gut verstehen. Man landet ja schnell mal auf einer Suchtstation oder so wenn man als Notfall kommt.

Meine Freundin hat sich jetzt total zurückgezogen. Vielleicht macht ihr Freund Druck, weil er gemerkt hat, dass ich sie in die Klinik bringen will. Es fällt mir schwer, aber ich lasse sie erst mal in Ruhe. Ich habe ihr ein paar mal geschrieben und wollte telefonieren aber sie meldet sich nicht und hat ihr Handy auch kaum an. Naja, dann ist es jetzt halt so. Ich hoffe nur, sie macht keine Dummheiten.
Liebe Grüße
Bella

16.02.2021 15:54 • x 1 #14


E
Liebe Bella,

ich glaube, daß du hier nicht viel tun kannst.

Ich glaube auch, daß eine Kontaktaufnahme zu ihrer Ärztin nicht von Erfolg gekrönt sein kann.

Und ich weiß, wie furchtbar es ist, zuzusehen, wie es enden kann- aber du darfst dich da nicht so mitnehmen lassen.
Ich bin seit Jahrzehnten in so einer Spirale gefangen (Schwester), es stand schon sehr oft Spitz auf Knopf, ich war teilweise echt am Ende, auch hier hatten wir es mit Tavor und Therapeuten zu tun.

Das Ende vom Lied:
Sie hat alles überlebt, wenn auch mit ziemlichen Schäden- aber ich habe ganz viel Zeit meines Lebens damit zugebracht, auf verlorenem Posten zu kämpfen.

Du bist nicht für sie verantwortlich.
Zitat:
ja aber nicht unbedingt in die Wunschklinik und Station.

Dann erscheint es mir nicht dringend genug für sie zu sein.

Wer in einer Notlage ist nimmt jedes Hilfsangebot dankend an.

Ich wünsch dir gute Nerven und Kraft und ein gesundes Maß an Distanz.

16.02.2021 16:12 • x 2 #15


Bella72
Liebe Resi,

vielen Dank für Deine tröstenden Worte
Das tut mir leid mit Deiner Schwester, ich hoffe, es geht ihr einigermaßen gut. Tavor ist bei ihr auch ein Thema, wobei es nach der ganzen Zeit, die es schon nimmt, nicht mehr hilft.

Ich bin ein bisschen sauer, wenn ich ehrlich bin. Die ganzen Monate war ich da, auch wenn sie völlig hysterisch angerufen hat, hyperventilierend und panisch, hat mich mehrmals gebeten, sie in die Klinik zu bringen, mich genötigt immer sofort ans Telefon zu gehen auch wenn ich gearbeitet habe usw. Und jetzt ist von heute auf morgen Funkstille. Sie liest meine Nachrichten zwar aber ich bekomme keine Antwort mehr oder nur Ankündigungen dass sie zurückruft was dann nicht passiert.
Vielleicht hat ihr Freund ihr den Kontakt verboten. Oder es geht ihr so schlecht, dass sie gar nicht mehr antworten kann. Diese Ungewissheit nervt einfach
Liebe Grüße

17.02.2021 16:23 • x 1 #16


E
Danke

Meine Schwester ist jetzt auf zeitweise Pflege angewiesen.
Mit knapp 66

Ich kann nachvollziehen, daß du dir da nen Kopf machst- ich finde es nicht richtig, was sie abzeiht.
Und selbst wenn es ihr so schlecht ginge könnte ja ihr Freund wenigstens antworten.

Versuch bitte, es an dir abperlen zu lassen.
Aus welchen Gründen auch immer: sie will deine Hilfe nicht oder kann sie nicht annehmen.

Bei uns gab es damals ein Gespräch nach einem signifikanten Vorfall.
Ich fragte meine Schwester, was ich denn machen soll, daß es mich fertig mache, ich sei verzweifelt.
Und sie sagte mir dann: laß mich einfach.
Sie sagte das ganz lieb, gar nicht böse.

Und ja, es ist ihre Verantwortung, auch wenn ich oft noch sauer mit ihr bin, verzweifelt.
Es ist ihr Leben.
Sie darf es sogar vergeuden und wegwerfen.

17.02.2021 16:32 • x 1 #17


Bella72
Liebe Resi,

das ist ja schlimm, darf ich fragen, was ihr fehlt?

Ich selbst leide ja seit über 4 Jahren an den heftigen Folgen meines Suizidversuchs und genau deshalb mache ich mir solche Sorgen um meine Bekannte. Und ich habe letztes Jahr 2 Menschen an Suizid verloren.

Aber Du hast Recht, offenbar will oder kann sie meine Hilfe einfach nicht annehmen bzw. ist der Einfluss ihres Freundes zu groß. Mir ist es eh ein Rätsel, wie lange sie die Situation schon aushält. Ich weiß, welche Hölle das bedeutet, vor allem wenn noch das Pflichtgefühl gegenüber Mann und Kind einen fertig macht. Sie ist unglaublich leidensfähig.

Ihr Freund blockt offenbar jegliche Kontakte ab, die versuchen, meine Bekannte zur Schulmedizin zu überreden. Aber vielleicht bitte ich ihn, mir wenigstens kurz zu schreiben, wie die Lage ist.
Liebe Grüße von Bella

18.02.2021 09:43 • x 1 #18


Bella72
Guten Abend,

hier ein Update. Ich habe meiner Bekannten heute geschrieben, dass ich es unfair finde, dass sie sich gar nicht mehr meldet. Sie solle mir sagen, wenn sie keinen Kontakt mehr wünscht damit ich Bescheid weiß. Sie schrieb dann, dass es keine Absicht sei und sie ihr Handy fast nicht mehr an hat. Auf meine Frage wie die Situation sei, antwortete sie, immer noch gleich-leider. Auf meine Nachfrage wie die Situation mit ihrem Freund sei kam wieder keine Antwort.

Ich kenne von mir selbst auch Phasen, wo ich mein Handy einfach tagelang aus hatte. Deswegen nehme ich es jetzt einfach mal so hin. Wenn sie will, kann sie sich ja wieder melden.
Liebe Grüße
Bella

18.02.2021 19:08 • #19


Monesie
Hallo Bella,

ich fühle mit dir, jemandem zu helfen, der nach einem Hilferuf sich nach längerer Zeit abwendet ist schwer.
Doch wenn ich deinen Angaben folge, ist sie nicht in akuter Gefahr. Du kannst ihr lediglich aufmunternde Worte zukommen lassen und hoffen, dass sie, wenn sie die irgendwann liest, annimmt und die Rückendeckung von dir, ihr etwas Kraft gibt. Du solltest aber auch an dich denken, sonst fühlt man in andere Menschen hinein und stellt sich vor, wie sie reagieren würden oder was sie tun werden. Sie sind aber nicht wie du. Das zieht einen selbst runter, wenn man in der Hilflosigkeit, wie man ihr Helfen könnte, gegen eine Wand läuft.
Du gibst dir sonst unendliche Schuldgefühle, sollte ihr doch etwas passieren. Du brauchst etwas Abstand.

Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, um was es mir geht.

Du kannst nur Stütze aus der Ferne sein, aber ihre Entscheidungen nicht treffen.
Du bist ihr eine wunderbare Freundin und ich bin sicher, dass weiß sie auch zu schätzen.

19.02.2021 09:27 • x 2 #20


Bella72
@Monesie
sehr liebe Worte von Dir! Herzlichen Dank.

Heute hat sie mich mal wieder angerufen. Sie war draußen unterwegs und wieder total verzweifelt. Sie hat mich gefragt, ob sie in die Klinik gehen soll. Sie hat dann sogar dort angerufen. Die Ärztin meinte, dass sie ihr einen Krankenwagen schicken würde. Was ja schon mal toll ist. Sie wollte aber noch mit dem diensthabenden Arzt sprechen. Der war wohl sehr unfreundlich und hat sie an den Notdienst verwiesen. Sie rief mich ungefähr 5 mal an und fragte, was sie tun soll. Ich bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher, was helfen könnte. Wenn sie einen blöden Arzt erwischt, was ja leider vorkommt, hilft ihr das auch nicht weiter. Ihr Freund hat jetzt ein Buch über Therapie bei chronischen Depressionen bestellt. Er meint, sie könne die Gedanken kontrollieren aber wir alle wissen, dass ja genau das die Krankheit ist. Das wäre als ob man einem Krebspatienten sagt, ignorier doch mal Deinen Tumor. Die Krankheit kontrolliert Deine Gedanken.

Letzte Woche war sie bei einem Energietherapeuten, der ihr gesagt hat, dass es eine Frage ihrer Entscheidung sei, ob sie gesund werde oder nicht. . Solche Menschen haben leider sowas von keine Ahnung. Ich habe das auch alles durch. Energietherapie, Heiler, Globuli usw.... hilft alles nix. Hat im Grunde nur alles schlimmer gemacht.
Morgen will ich sie mal besuchen wenn Ihr Freund es zulässt. Ich werde berichten.
Eure Bella

19.02.2021 16:37 • x 1 #21


Bella72
Hallo zusammen,

heute war ich bei meiner Bekannten. Sie sieht aus wie eine Magersüchtige, so dünn ist sie geworden. Es geht ihr nach wie vor total schlecht, sie kann so gut wie nichts machen und kreist immer um die gleichen Themen. Sie erinnert mich so unglaublich an mich zu meinen schlimmen Zeiten, auch optisch. Glanzlose Augen, eingefallenes Gesicht, blass usw. die Arme! Sie hat Panikattacken, ist unruhig, schläft so gut wie kaum, isst kaum, dann ist sie wieder total lethargisch. Diese Krankheit ist so grausam, einfach nur unmenschlich. Um ihren kleinen Sohn kann sie sich gar nicht kümmern.

Ihr Freund ist nach wie vor überzeugt, dass sie nicht in die Klinik gehen oder ein Medikament ausprobieren soll, das ihr vor einigen Jahren schon mal geholfen hat. Ich habe mehrfach versucht, ihn zu überzeugen. Keine Chance

Sie wollte mich heute tatsächlich überreden, sie in die Klinik zu fahren. Das habe ich aber nicht gemacht. Die Ärztin in der Ambulanz hat mehrfach angeboten, ihr einen Krankenwagen zu schicken und Taxis gibt es auch. Ich habe so was schon mal gemacht und mir nur Ärger damit eingebrockt. Und er hat ja gesagt, dass er sie verlässt, wenn sie in die Klinik geht...
Mich zieht diese ausweglose Situation auch runter. Meiner Meinung wäre das Medikament mit oder ohne Klinik zumindest ein Versuch wert. Aber das muss sie wenn dann selbst organsieren.
Liebe Grüße

22.02.2021 16:44 • x 2 #22


Bella72
Hallo,

gestern Abend war es krass. Sie rief mich an und war wieder total am Ende. Ihr Freund war im Hintergrund. Sie wollte raus und er hat sie nicht gelassen. Sie meinte, er würde sie als Abschaum bezeichnen und ihr die Schuld geben, die Familie zu zerstören. Sie wolle in die Klinik.
Ich habe dann mit ihm gesprochen und er sagte, dass sie schon den ganzen Abend total am Rad drehe. Sie sei den ganzen Tag im Bett gelegen, was natürlich auch nicht gut ist. Er war zuhause aber konnte sie nicht unterstützen. Ich sagte, sie müssen unbedingt getrennt werden aber er sagte ja aber wo soll sie hin? Schulmedizin ist nicht, Spezialkliniken für diese HPU und Porphyrie Geschichte gibt es nicht..... echt schwierig. Er hofft, dass ein Vitaminpräparat hilft, das heute kommen soll. Ich glaube nicht daran.....

24.02.2021 15:08 • #23


Bella72
jetzt hat sie gerade wieder 2 mal versucht, mich anzurufen aber ich weiß genau, dass sie wieder in Panik ist und die Frage stellt ob sie in die Klinik gehen soll und wenn sie geht, dann verlässt sie ihr Freund usw. ich bin nicht ran gegangen, das bringt alles nix

24.02.2021 15:09 • #24


E
Achte du bitte gut auf dich.

Wenn sie am Ende ist soll sie den Notarzt holen.

Ich mach mir mehr Sorgen darum, daß du in diesen destruktiven Beziehungsstrudel gezogen wirst.

24.02.2021 15:10 • x 2 #25


Bella72
ich mag nicht mehr. Es tut mir zwar sehr sehr leid für sie aber ich kann eh nicht helfen. Mittlerweile bin ich auch nicht mehr sicher, ob die Klinik eine Lösung ist. Dann ist sie dort und will wieder raus weil die ihr eh nicht helfen können. Es ist so grausam. Sie leidet wie ein Schw... das weiß ich aber ich habe keine Idee mehr, wie man ihr helfen kann.
Im Grunde müsste ein Wunder geschehen, damit es ihr endlich mal besser geht.

24.02.2021 15:14 • x 1 #26


Bella72
@Resi

ich achte auch auf mich. Deswegen werde ich heute auch nicht ans Telefon gehen wenn sie anruft. Es bringt alles nichts. Leider. Aber ich kann schließlich nicht zaubern.
Danke für Dein Verständnis!
Liebe Grüße

24.02.2021 15:21 • x 2 #27


Bella72
Ich muss Euch sagen ich bin GENERVT

Meine Bekannte ruft ich heute schon zum 4. mal an und ist ständig am hyperventilieren. Sie hat mit einem Spezialisten für HPU in Holland telefoniert, der ihr sagte, das Anafranil wäre eine Möglichkeit. Dann rief sie in der Psychiatrie an und morgen wäre ein Bett frei. Dann rief sie beim Krisendienst an und die haben angeboten, vorbei zu kommen für ein Beratungsgespräch, was aber ihr Freund wieder nicht will.

Jetzt ist sie unsicher, was sie machen soll. Ich habe ihr empfohlen, in die Klinik zu gehen, denn so geht das ja nicht weiter. Mal sehen was sie jetzt macht. Ich habe keine Lust mehr. Es ist immer das Gleiche. Klar ist es schwer und ihr Freund ist auch ein Problem aber sie leidet wie ein Hund und braucht endlich fachkundige Hilfe.
Ich werde Euch berichten

25.02.2021 18:48 • x 1 #28


Silentium
Hallo Bella, ich habe mir mal deine Beiträge angesehen. Das ist ja Wahnsinn was du da alles mitmachst.

Aber gerade weil du selbst einen Suizidversuch hattest, solltest du dich so langsam abgrenzen. Zwar da zu sein, wenn sie dich braucht, aber auch an dich zu denken.

Was den Freund betrifft: Wenn sie in einem so schlechten Zustand ist (abgemagert, hilflos, psychisch absolut labil) und ihr Freund sie auch noch hindert, in die Klinik zu gehen obwohl sie es möchte, dann ist das eine Körperverletzung. Er quält sie ja unnötig. Für mich ist das ne klare körperliche Misshandlung und inzwischen eine Sache für die Polizei. Und das Kind, so schlimm es klingt, wird da wohl nicht unbeschadet rausgehen. Das tut mir leid, das sagen zu müssen, aber das kann nicht mehr lange gut gehen.

25.02.2021 21:19 • x 2 #29


A


Hallo Bella72,

x 4#30


Monesie
Hallo Bella,
wie ich gelesen habe leidet sie wohl an einer Stoffwechselstörung HPU und Porphyrie, die wohl auch schwierig zu behandeln ist. Zusätzlicher Stress, den ihr Freund auf sie ausübt, ist da nicht gerade förderlich. Aber ich würde mich trotzdem daraus halten und mich nicht zum Spielball machen lassen. Zur Not hilft ihr wirklich nur eine Einweisung ins Krankenhaus, wo sie sich zumindest körperlich etwas erholen kann.

26.02.2021 09:07 • x 1 #30

Weiterlesen »




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag