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Depressionen - wie den ersten Schritt wagen?

M
Hallo Allerseits!

Mit dem Tod meines Vaters vor 3 Jahren fing mein Leidensweg an. Seine Sterbephase war die schlimmste Zeit meines Lebens. Es belastet mich immer noch sehr stark und es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an diese Zeit zurückdenke.

Etwa ein halbes Jahr danach fing es mit depressiven Phasen und Panikattacken an. Zu der Zeit konnte ich die Panikattacken nicht deuten und war der festen Meinung eine tödliche Erkrankung zu haben und lebte sehr lange mit Todesängsten.

Irgendwann traute ich mich zum Arzt zu gehen. Ich erzählte ihm meine körperlichen Symptome. Ständige Kopfschmerzen, Verspannte Muskeln mit Muskelzuckungen, Schmerzen an allen Gliedmaßen. Erhöhter Puls sowie Blutdruck. Kurzatmigkeit. Der Arzt untersuchte mich und sagte mir knallhart, dass er von einer ALS ausgeht. Damals hatte ich ohnehin Todesängste und als ich ALS hörte war es bei mir komplett vorbei. Dieser Verdacht bestätigte sich nicht aber dennoch konnte ich es mir nicht aus dem Kopf schlagen und fiel in ein tiefes Loch. Nach dieser Geschichte war ich nie wieder beim Arzt.

Die Todesängste ließen irgendwann nach, da ich mich mit dem Gedanken zu sterben anfreundete.

Nun geht es mir so schlecht aber ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Ich habe keine Freunde mehr und auch von meiner Familie habe ich mich mehr oder weniger abgewandt. Ich überlege, was mich in diesem Leben glücklich machen könnte und mir fällt nichts ein. Alles erscheint so sinnlos. Wann habe ich das letzte mal Freude empfunden - ich weiß es nicht. Meine letzte Freizeitaktivität hat vielleicht vor 2 Jahren stattgefunden. Ich versuche schon seit einer Zeit zu funktionieren aber mittlerweile schaffe ich nichts mehr.

Ich arbeite im Krankenhaus als Krankenpflegerin und bin in letzter Zeit sehr gereizt und habe keine Geduld mehr für die Patienten. Ich empfinde auch kein Mitleid mehr. Ich male es mir manchmal im Kopf aus, wie ich all das beende.

Ich bin mir sicher in einer schweren Depression zu stecken aber ich sehe keinen Ausweg. Manchmal wünsche ich mir innerlich, dass es jemand bemerkt und mir hilft aber gleichzeitig versuche ich meine Gefühlslage zu überspielen. Ich fühle mich einsam aber gleichzeitig ertrage ich die Nähe von anderen Personen nicht.

Ich konnte noch nie über meine Gefühle reden oder Schwäche zeigen. Nun weiss ich nicht wie ich den ersten Schritt wagen kann.

19.09.2019 04:05 • x 4 #1


Pimbolina71
Hallo @Mila89 : herzlich willkommen hier im Forum. Das ist schon mal der erste Schritt. Ein zweiter Schritt wäre nun, professionelle Hilfe zu suchen und annehmen können. Denn Du merkst ja selber, dass nichts mehr geht, Dir der Beruf keinen Spass mehr macht und Du auch keine Freizeitaktivitäten mehr hast.

Sprich doch nochmals mit Deinem Hausarzt darüber.

Pass gut auf Dich auf.

Liebe Grüsse
Pimbolina

19.09.2019 06:19 • x 2 #2


A


Hallo Mila89,

Depressionen - wie den ersten Schritt wagen?

x 3#3


Mandinka
Das klingt gar nicht gut und ist mir ziemlich vertraut. Du solltest dich überwinden und einen Termin bei einem Psychiater machen. Leider dauert es oft mehrere Wochen für einen Erst-Termin. Aber tu es trotzdem. Ein Psychiater kann dir medikamentös weiterhelfen und dir vor allem auch eine Überweisung für einen Therapeuten ausstellen sowie dich bei Bedarf krank schreiben.

Du klingst ausgebrannt. Vielleicht solltest du dich aufgrund deiner Erschöpfung einfach schon mal von einem normalen Arzt krank schreiben lassen. Ich hatte diese Erschöpfung auch mal ganz schlimm. Ich war soooo erschöpft (auch psychisch), daß ich nur noch Ruhe wollte - egal wie.

Aber man kommt da wieder heraus - glaub mir. LG

19.09.2019 12:01 • x 4 #3


M
Vielen Dank für die netten Antworten.

Mir ist bewusst, dass ich eigentlich garnicht mehr in der Lage bin zu Arbeiten. Das Geräusch der Patientenklingel macht mich so verrückt. Den ganzen Tag läutet es mir in den Ohren. Ich kann meinen Puls in meinem Kopf spüren. Die Wünsche und auch das Leid der Patienten ist für mich nervtötend - dabei war ich mal die Gute Seele. Ich nehme mir täglich vor Dienstbeginn vor, freundlicher zu sein und mir mehr Zeit für die Patienten zu nehmen aber sobald ich diese Klingel höre koche ich innerlich vor Wut.

Ich gehe sowieso so gut wie nur noch aus dem Haus um zu arbeiten. Meine Einkäufe tätige ich nur noch Online. Ich lebe alleine in einer großen Stadt. Habe hier keine einzige Freundin oder eine Bekanntschaft. Meine Kollegen sehe ich nur bei der Dienstübergabe, da ich im Nachtdienst alleine arbeite. Ich habe Angst, dass alles nur schlimmer wird wenn ich nicht mehr arbeite.

Aufgrund meiner schlechten Erfahrung mit meinem letzten Hausarzt, habe ich aktuell keinen Hausarzt mehr. Ich möchte diese Praxis nie wieder betreten und habe Angst, das ich von einem neuen Arzt nicht ernst genommen werde.

19.09.2019 22:37 • x 1 #4


Hoffnung21
Hallo Mila

Erstmal finde ich es unverantwortlich zu einem Patienten zu sagen, dass er ALS hat, wenn das nicht zu 1000% abgesichert ist. Da würde ich keinen Fuß mehr in die Praxis setzen. Wenn ich sowas höre brodelt richtig die Wut in mir.

Was du schreibst klingt sehr nach Depression, das hast du ja selbst schon gemerkt, sonst hättest du dich hier nicht im Forum angemeldet. Wichtig ist natürlich auch hier, dass organische Ursachen erst mal ausgeschlossen werden.

Wenn du also überlegst, was zu tun ist, dann wäre der erste Weg zum (aus meiner Sicht einem neuen) Hausarzt. Warum soll er dich nicht ernst nehmen? Für diese Sorge gibt es keinen vernünftigen Grund. Du kannst ja sagen, dass du zu deinem vorherigen Arzt kein Vertrauen mehr hast und deshalb jetzt hier bist. Erzähle ihm alles so, wie Du es oben beschrieben hast. Du kannst dir die Symptome und Beispiele stichpunktartig notieren und vorher nochmal durchlesen.

Wichtig ist die Kontrolle von Schilddrüse, B12, Eisen usw. Lass dich am besten erstmal krankschreiben. Warum soll es dir daheim schlechter gehen? Nutz die Zeit, um zur Ruhe zu kommen, geh spazieren und mach Termine aus beim Psychiater und einem Psychotherapeuten. Wegen der langen Wartezeiten würde ich das zügig machen, absagen kann man immer noch, falls du die Termine doch nicht brauchst.

Und verfalle nicht der Couch und dem Fernseher. Das ist das schlechteste, was du tun kannst. Die Spirale zieht dich dann immer weiter runter (ich spreche aus eigener Erfahrung). Geh jeden Tag spazieren oder Laufen, kauf dir ein gutes Buch.

Du kannst hier auch im Forum ein Tagebuch schreiben, wenn dir das gut tut. Manchmal hilft es, sich die Sorgen einfach mal von der Seele zu schreiben.

LG Eis

19.09.2019 23:09 • x 2 #5


E
Bitte gehe schnell zu einem Arzt.
Das ist heilbar!

19.09.2019 23:17 • x 1 #6


Pimbolina71
Hallo @Mila89 : ja, suche Dir einen neuen Hausarzt/Hausärztin. Das musst eich vor 3 Jahren auch machen, weil mich der junge Arzt nicht ernst genommen hat und immer alles auf die Psyche schob. Nun bin ich in einer Praxis mit verschiedenen Ärzten und kann auch notfallmässig hingehen. O.k. ich habe seit langer Zeit einen Psychiater (aber auch den habe ich im April dieses Jahres gewechselt).

Und wie schon erwähnt wurden, sind die Wartezeiten zum Teil recht lange. Gib nicht auf!

Liebe Grüsse
Pimbolina

20.09.2019 00:44 • #7

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