Depression Es fühlt sich an als gäbe es keine Lösung

V
Hallo,

ich bin 20 und studiere derzeit Medizin, also läuft es eigentlich ganz gut könnte man meinen.
Allerdings habe ich einige Probleme mit denen ich nicht zurechtkomme denke, dass keiner mich irgendwie verstehen kann.
Ich bin ein sehr unsicherer Mensch und denke immer darüber nach, was andere über mich denken. Jedes Mal, auch wenn ich einen Menschen nur für einige Sekunden sehe und dann wahrscheinlich nie wieder, muss ich daran denken wie Dieser mich gerade beurteilt und empfinde meist, dass es etwas negatives ist. Vermutlich liegt es daran, dass ich mich selbst nicht wirklich gut einschätze.
Mein Selbstvertrauen ist praktisch kaum existent. Das manifestiert sich auch in meinem Liebesleben. Da ich immer als zerdacht habe ob ich alles richtig mache, habe ich total versagt. Vor allem im Schlafzimmer. Mehrere Male habe ich es versucht und immer versagt. Durch das viele Denken war es immer eine schlaffe Leistung. Vielleicht kann man es so sagen ohne vulgär zu werden. Das finde ich so peinlich und ich kenne niemanden dem es in so einem Alter genauso geht, weshalb ich mich so alleine damit fühle. Jeder bekommt es hin, wieso ich nicht? Ich weiß einfach nicht was falsch mit mir ist. Durch meine Unsicherheit wurde ich auch eigentlich immer verlassen. Auch war und bin ich immer derjenige auf den man gut verzichten kann, wenn man was unternimmt. anscheinend.
Ich bin eigentlich immer nett zu Allen und vernünftig, aber es ist wohl den Meisten auf Dauer zu langweilig.
Ich habe nicht viel Familie, dafür liebe ich Sie sehr. Wenn ich in Zukunft allerdings ohne Sie sein muss, habe ich Niemanden. Ich denke nicht, dass eine Frau das später mitmacht, also jemanden will, der keine Ahnung von Beziehungen hat und nicht vor Selbstvertrauen trotzt. Keine Ahnung wie lange ich das dann alles noch aushalten kann.

Kann man da eine Lösung finden?

13.04.2018 12:12 • #1


CeHaEn
Dich verstehen mehr Leute, als du denkst. Wahrscheinlich hast du sie nur nicht in deinem Umfeld oder sie verbergen es selbst. Hier im Forum oder allgemein in der Welt von Depression und anderen Störungen kennt das aber nahezu Jeder. Die gute Nachricht ist, dass sich einige Probleme tatsächlich lösen lassen und dass man mit den anderen immerhin ganz gut zu leben lernen kann. Das braucht allerdings Zeit und benötigt viel Arbeit.
Ich denke, dass du in deinem Beitrag schon einige wichtige Punkte gut reflektiert und dir damit einen Ansatzpunkt geschaffen hast. Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl sind da enorm wichtig. Wenn du dich selbst betrachtest, dann meldet sich dein innerer Kritiker zu Wort und zählt dir tausend Dinge auf, die mit dir nicht stimmen. Gewiss gibt es auch viele positive Seiten an dir, welche dir aber weniger wichtig oder trivial erscheinen mögen. Dabei können sie wichtige Ressourcen für dich sein. Deine Vernunft weiß das bestimmt schon längst - nur muss das alles auch in deinem Gefühl ankommen. Also führe dir immer wieder jene Dinge vor Augen, welche du an dir gut findest. Aus deinem Beitrag ließen sich dahingehend schon einige Punkte herleiten - selbst aus deinen Bettsorgen. Setz dich nochmal selbst mit deinem Schrieb auseinander.

Und wo wir schon bei deinem Liebesleben sind: Du bist 20 Jahre alt. Du bist volljährig, in gewissem Maße auch schon ein Stück weit erwachsen - aber in diesem Alter fehlt dir noch sooo viel Erfahrung... Das betrifft einerseits das rein S.. Auch deine aktiveren Altersgenossen sind da noch recht ahnungslos. Die lernen selbst noch. Du musst lernen, entspannter an die Sache heranzugehen; keine Höchstforderungen an dich selbst zu stellen. Du schreibst, dass es schon mehrfach einfach nicht geklappt hat, weil du mit dem Kopf wo anders warst. S. darf nicht einseitig sein, wenn er Spaß machen soll. Insofern kann man deine Schilderung auch so lesen, dass du dich mit den Frauen bisher nicht richtig wohlfühlen konntest. Vielleicht bist du einfach ein Mensch, der da eine gewisse Geborgenheit braucht. Na und?
Andererseits werden die wenigsten von ihnen bereits diesen einen Partner gefunden haben, mit dem sie schon finstere Zeiten durchlebt haben und dem sie in 60 Jahren aus dem Bett helfen. Vielleicht scheinen sie aus deiner Sicht schon viel weiter zu sein. Mit der Zeit (und offenen Augen) wirst du aber wahrscheinlich feststellen, dass sie hier und dort handfeste Probleme haben. In meinen 20ern habe ich zwei Beziehungen recht nah miterlebt, die mir von Anfang an wie ein Zugunglück vorkamen und in denen sich die Betroffenen gut 6-7 Jahre länger durchgeschleppt haben, als es für sie gut gewesen wäre. Von außen betrachtet, waren das Menschen, bei deinen alles in Ordnung schien. Gleichwohl kenne ich aber auch ein zufriedenes Ehepaar, beide über 50, die seit der 8. bzw. 10. Klasse zusammen sind. Es gibt eben solche und solche. Was für dich wichtig ist: Sie sind nicht dein Maßstab. Du musst selbst herausfinden, was du möchtest und vielleicht sieht das in 10 Jahren anders aus als heute. Und du hast noch viel Zeit dazu.

Das wird natürlich leichter, wenn es dir selbst wieder besser geht.
Zitat:
Durch meine Unsicherheit wurde ich auch eigentlich immer verlassen. Auch war und bin ich immer derjenige auf den man gut verzichten kann, wenn man was unternimmt. anscheinend.
Ich bin eigentlich immer nett zu Allen und vernünftig, aber es ist wohl den Meisten auf Dauer zu langweilig.

Einladungen kommen nur selten von allein. Vielleicht bist du tatsächlich zu passiv und einfach nur da. Du kennst sicher die Phrase: Ich brauche aber einen Mann, der auch ein bisschen Ar***loch sein kann. Meistens dürfte das schlich der unglücklich formulierte Wunsch nach einem Mann sein, der durchaus Ecken und und Kanten hat, nicht ausschließlich brav ist und der eine gewisse anregende Spannung erzeugen kann. Das verhält sich dann zum tatsächlichen A....nus ungefähr so, wie zuverlässig, hilfsbereit, warmherzig zu rückgratlos und anbiedernd. Man kann interessant und aufregend sein, ohne andere Menschen schlecht zu behandeln. Man kann ein echt netter Kerl sein, der aber seine Grenzen klar macht, für sich einsteht und nicht von allen Menschen gemocht werden muss.
Da kann ich jetzt natürlich nicht beurteilen, aber vielleicht ist an deiner Einschätzung zu langweilig etwas dran. Da könntest du deine Vernunft zum Beispiel dahingehend hinterfragen, ob es sich oftmals nicht eher um Angst vor und die Vermeidung von möglichen Konsequenzen handelt. Konsequenzen, die vielleicht gar nicht so schlimm wären und viel eher deinen Anspruch an dich selbst beflecken würden. Konsequenzen, die deine vermutete Wirkung auf andere (und vielleicht total unwichtige) Menschen beeinträchtigen könnten.
Das kenne ich selbst sehr gut und ich habe das alles auch noch lange nicht überwunden. Aber ich habe schon den einen oder anderen Fortschritt gemacht.
Soviel zum Thema Verständnis.

13.04.2018 15:43 • #2

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