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Depression als Student - Wie komme ich da raus?

P
Hallo,

ich bin 18 Jahre alt, und studiere Lehramt an einer Uni.

Seit nun mehreren Monaten bin ich irgendwie in ein schwarzes Loch gefallen, und es wird nur noch tiefer. Mittlerweile bekomme ich ständig Nervenzusammenbrüche, heule mir die Augen aus und bekomme Panik. Mein Herz fängt an zu rasen, das Atmen wird heftiger.

Ich glaube, dass ich schon seit vier/fünf Jahren eine Art Depression (oder Angststörung?) habe. Zumindest haben dort die Dunklen Tage angefangen anzubrechen.
Meine Gedanken schweifen ausschließlich nur noch um die gleichen Themen/ Sorgen und ich bin zu überhaupt nichts mehr fähig.

Jedenfalls bin ich eben aufgewacht und mich hat eine Welle an Panik und Hoffnungslosigkeit getroffen, dass ich mir alles jetzt endlich mal vom Herzen schreiben muss.

Die Uni hat neu angefangen und noch kenne ich nicht viele.
Allgemein bin ich sehr introvertiert und lese lieber ein gutes Buch, anstatt auf Konversation zu machen.
Vor drei Jahren habe ich den Fehler gemacht, mir in der neuen Schule keine neuen Kontakte zu suchen. Freunde hatte ich ja schon.
Das hat zur völligen Isolation und zwei Jahren Depression geführt, die mir alle Kraft geraubt hat.
In der Uni bin ich an die Sache anders rangegangen, und trotzdem werden die Nervenzusammenbrüche schlimmer, die Depression unerträglich.
Ich mache mir die lächerlichsten Sorgen. Dass ich mein Leben verschwende, weil ich die Uni nicht genieße und nach dem Abi nicht ins Ausland gegangen bin. Dass ich abbrechen werde, wie ich die Bundeswehr abgebrochen habe. Dass ich mich niemals eingewöhnen, und meine Noten schlecht werden.
Und dann die lächerlichste Sorge: Dass so viele andere Menschen an Depressionen/Einsamkeit leiden und ich ihnen nicht helfen kann.
Es kommt mir so vor, als würde sich mein Hirn irgendwelche Sorgen zusammensuchen und mich dann den ganzen Tag mit diesen anbrüllen.
Dazu kommt diese nervige Vergesslichkeit, plötzliches Nasenbluten. Keine Ahnung, ob sowas in Verbindung zu Depression stehen kann.

Ich weiß, dass ich wohl Hilfe benötige. Eine einfache Umarmung, mit den Worten Es wir alles gut, du stehst das nicht alleine durch wäre die Welt für mich.
Aber meine Eltern kümmern sich schon um meinen Bruder, der gerade auch Depressionen hat. Sie müssen schon mit ihm fertig werden und zeigen nicht sonderlich viel Verständnis. Wenn jetzt zuch noch die Tochter ankäme.

Da ich Lehramt studiere, kann ich nicht zur Psychologin am Campus. Psychische Krankheiten werden bei Lehrern anscheinend in der Akte vermerkt und schmälern folglich das Berufsfeld.

Ich kann einfach nicht mehr und schleppe mich von einem Tag irgendwie zum anderen. Es wird mittlerweile einfach zu schwer, um damit zu leben.

Vielen, vielen Dank, wenn Du ans Ende gekommen bist

17.04.2019 06:41 • x 1 #1


mutmacher
Erst mal ein herzliches Willkommen hier im Forum u. natürlich eine liebe digitale Umarmung
Da steht ein riesiger Berg in Deinem Leben, der Dich und alles andere blockiert gerade. Wo fangen wir an ?
Du schreibst, dass Du Freunde hast, sind die noch präsent gerade ? hast Du ein soziales Umfeld ? gibt es etwas, was Dir Freude bereitet ? Das können z.B. Blumen, Basteleien, Sport oder sonstwas sein. Bist Du noch in der Lage, Dich selbst auf irgend eine Art zu verwöhnen ?
Sicher bekommst Du noch viele weitere Ideen hier, denn eigtl. hast Du schon mal das richtige Forum angeklickt.
Vlt. hilft es Dir hier Tagebuch zu führen. Das hilft manchen den Tag besser zu strukturieren und Ideen kommen zusätzlich von außen rein.
Ich wünsche Dir heute einen schönen Tag

17.04.2019 09:55 • x 1 #2


A


Hallo Pandora1,

Depression als Student - Wie komme ich da raus?

x 3#3


P
Ersteinmal vielen Dank für Deine Antwort und die (digitale) Umarmung
Ja, Freunde bzw. eine beste Freundin habe ich. Mit diesen stehe ich auch stark in Kontakt. Das Problem ist, dass ich diese Menschen sehr gerne habe und auf dem neuen Campus sehr vermisse. Ich öffne mich, so gut ich kann, den neuen Kommilitonen. So könnte ich wenigstens das Problem aus meiner Welt schaffen.
Eigentlich finde ich an vielem Freude: Lesen, Schreiben, Gärtnern. Auch wenn ich mich bei diesen Dingen entspannen kann (dann habe ich auch meine Hochphasen), habe ich ständig im Hinterkopf, dass es nur temporär ist. Danach muss ich wieder in die Uni, mich dem echten Leben stellen. Das laugt mich unglaublich aus.
Ich mag die Uni, die Menschen sind nett und ich sehe mich auch als eine Studentin, mein Bauchgefühl stimmt. Und trotzdem bin ich so unerträglich depressiv drauf.
Tatsächlich habe ich angefangen Tagebuch zu schreiben, wirklich helfen tut es aber nicht. Das ist einfach frustrierend.
Vielleicht lag ich nach dem Abitur auch einfach zu lange herum. Habe mich zu wohlgefühlt und den Umgang mit Stress und neuen Situationen verlernt.
Ich will nur, dass es aufhört und ich mich endlich einmal wohl fühle.

17.04.2019 10:31 • #3


CeHaEn
Moin Pandora!

Das ist tatsächlich eine ganze Menge, wie @mutmacher bereits bemerkte. Auf ein paar Punkte möchte ich mal fix eingehen.
Zitat von Pandora1:
Die Uni hat neu angefangen und noch kenne ich nicht viele.
Allgemein bin ich sehr introvertiert und lese lieber ein gutes Buch, anstatt auf Konversation zu machen.

Jeder Erstsemester fühlt sich zu Beginn einsam. Wer Glück hat, kennt vielleicht ein paar Komillitonen aus der Schule oder aus Vorkursen. Ansonsten sind all diese Gesichter, die du in deinen Lehrveranstaltungen siehst, erstmal genau so gekniffen wie du. Dabei ist das eigentlich gar kein Problem, denn die Kontakte ergeben sich fast von selbst. Spätestens deinen dritten Hausübungszettel wirst du vermutlich nicht mehr ganz allein bearbeiten müssen.
Dazu musst du dich auch nicht aktiv an deine Mitstudis ranwerfen, wenn das nicht dein Ding ist. Du solltest allerdings offen für diese neuen Kontakte sein und es auch ausstrahlen.
In der Uni hast du außerdem den Vorteil, dass sich Gesprächsthemen förmlich aufdrängen - da musst du selbst also gar nicht suchen und überlegen, was jetzt interessant oder angemessen wäre.

Zitat von Pandora1:
Ich mache mir die lächerlichsten Sorgen. Dass ich mein Leben verschwende, weil ich die Uni nicht genieße und nach dem Abi nicht ins Ausland gegangen bin. Dass ich abbrechen werde, wie ich die Bundeswehr abgebrochen habe.

So ganz am Anfang ist das mit dem Studiengenuss sowieso schwierig. Du musst dich immerhin erst einmal in der neuen Situation einfinden, und dann winkt um die erste Prüfungsphase herum auch noch die Desillusionierung.

Hast du eigentlich Lust auf dein Studium?

Auf gewisse Weise verhält es sich ähnlich wie mit der Bundeswehr (und vielen anderen Berufsfeldern auch): Manchmal verliert die Sache ganz schnell ihren vorherigen Reiz, weil man sich immer auch mit negativen Aspekten abfinden muss. Da stellt sich dann die Frage, ob diese negativen Seiten die positiven überragen.
Man muss Lust darauf haben und damit zurechtkommen. Andernfalls schleppt man sich nur durch, um irgendwas zu haben und das wird unheimlich frustrierend. Sowas muss man sich nicht antun.
Insofern ist überhaupt keine Schande, dass du dein Dienstverhältnis vermutlich innerhalb der Probezeit beendet hast. Es wäre auch keine Schande, würdest du etwa im nächsten oder übernächsten Semester dein Studium abbrechen.
Mit deinen 18 Jahren hast du noch gar nicht lange genug gelebt, um ernsthaft etwas verschwendet zu haben. Du durchlebst gerade die Zeit zum Ausprobieren.

Vielleicht sagst du aber auch: Ja, ich habe richtig Lust auf mein Studium.
Dann gib dir selbst und dem Studium eine Chance.

Zitat von Pandora1:
Und dann die lächerlichste Sorge: Dass so viele andere Menschen an Depressionen/Einsamkeit leiden und ich ihnen nicht helfen kann.

Weißte wat? Dat is nich dein B..
Du kannst die Probleme anderer Menschen nicht lösen, Dazu fehlen dir die Qualifikation, die Erfahrung und die Zeit.
Du kannst jedoch bspw. bereit sein, das zu geben, was du dir auch selbst wünschst. Natürlich im Rahmen deiner Möglichkeiten und deiner eigenen Belange. Damit hilfst du schon ein gutes Stück!

Zitat von Pandora1:
Es kommt mir so vor, als würde sich mein Hirn irgendwelche Sorgen zusammensuchen und mich dann den ganzen Tag mit diesen anbrüllen.

So schaut's aus. Dein Kopf nimmt jedes Problem, das er zu fassen bekommt, und stößt dich mit der Nase hinein. Ein Therapeut hat mir dazu ein schönes Bild vermittelt:
Du hast ein Blatt Papier, in der Mitte ist ein kleiner schwarzer Kreis. Du bist gerade dermaßen nah an diesem Blatt, dass das viele Weiß des Papiers aus deinem Blickfeld verschwindet und du nur noch den schwarzen Kreis siehst. Dabei ist das Weiß immer noch da.

Und zum Thema Hilfe suchen: Wenn du schon selbst meinst, professionelle Unterstützung gebrauchen zu können, dann nimm sie in Anspruch! Langfristig bringt es dir nämlich gar nichts, die Hilfe aus lauter Angst vor anderen Nachteilen zu vermeiden. Das kann dir später ganz schwer auf die Füße fallen und dann wirst du dich erst recht fragen, wo deine Zeit geblieben ist. Tu dir das nicht an.

17.04.2019 10:57 • #4

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