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Das Gefühl unerwünscht zu sein - wie damit umgehen?

U
Ihr Lieben,

zuerst zu meinem Problem.
Ich habe bereits als Kind das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich unerwünscht bin, meine Verhaltensweisen schlecht und die Emotionen unangemessen sind.
Dieses Gefühl sitzt unsagbar tief.

Nun habe ich einen wundervollen Partner, dem ich von Anfang an gesagt habe, was mit mir los ist. Ich habe so gut ich konnte erklärt, was und wieso in mir vorgeht, was man dann am Besten tun kann, was mir hilft und was es schlimmer macht.
Er gibt sich unheimlich viel Mühe und ich bin wahnsinnig froh, so einen tollen, verständnisvollen und aufopfernden Mann an meiner Seite zu haben.
Außerdem habe ich noch meinen besten Freund, der selbst depressiv und suchtkrank ist. Er ist der Mensch, der mich am Besten versteht; mit dem ich einfach schweigen kann und bei dem ich mich immer richtig fühle, wenn ich einfach ich bin.

Von beiden fühle ich mich aufrichtig geliebt und ich liebe beide - jeden auf seine Art. Ich weiß nicht -und ich möchte es mir nicht vorstellen- was wäre, wenn ich die beiden nicht hätte.
Sobald es mir aber schlecht geht, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie in mir einen guten Menschen sehen. Ich fühle mich schlecht, wertlos, hilflos, ausgeliefert und überflüssig. Dumm und naiv, nervig, wie ein kleines, quengelndes Kind. Keine Worte der Welt können in dem Moment etwas daran ändern.

Ich bin mir sicher, dass ich mit diesem Gefühl nicht alleine bin.
Daher suche ich bei euch Hilfe, um zu lernen, dass ich keine unerwünschte Belastung bin und sich die beiden für mich entschieden haben, wohlwissend um die Probleme, die damit einhergehen. Dass ihnen jederzeit freisteht, zu gehen, wenn ich wirklich zu viel wäre.

Habt ihr Tipps? Was hilft euch in solchen Situationen? Natürlich weiß ich das alles rational, aber es kommt einfach nicht auf emotionaler Ebene an.

Danke.

undefined.

29.01.2019 12:18 • x 1 #1


Juju
das ist eine gute Frage. auf die Antworten bin ich gespannt.
Ich kann es auch nur erahnen, aber nicht mehr fühlen.

29.01.2019 13:16 • #2


A


Hallo undefined,

Das Gefühl unerwünscht zu sein - wie damit umgehen?

x 3#3


U
Hallo @Juju ,

was meinst du mit du kannst es nicht mehr fühlen?

29.01.2019 14:45 • #3


Alexandra2
Hallo undefined,
Da hast Du eine tolle Frage gestellt.
Mir geht es genauso wie Dir.
Vielleicht hilft an dunklen Tagen, dass Du Dir immer wieder sagst, dass Du liebenswert bist und es Dir nicht zusteht, dies anderen abzusprechen. Und ggf eine Visualisierung, die die Wärme und Nähe der anderen hineinlässt in Dein Herz.
Ich bin selbst überrascht, wenn ich spüre, der mag mich. Das Misstrauen ist damit nicht beseitigt. Aber das übe ich abzubauen. Das kann lange dauern.
Von gespannt auf Ideen der Anderen
Liebe Grüße

29.01.2019 14:48 • x 1 #4


Juju
ich weiß, dass ich beliebt bin und das ich auch geliebt werde. ich kann aber beides nicht empfinden.
wie du schreibst.rational ja. emotianal nein. viel mehr kann ich es auch nicht glauben, dass es so ist.
kenne kein wertgefühl

29.01.2019 14:51 • x 1 #5


U
Liebe Juju,

dann hoffe ich, dass du das irgendwann empfinden kannst. Vielleicht hilft dir dieser Thread ja weiter, mal sehen, was noch kommt.

29.01.2019 14:54 • #6


Juju
ja, ich finde es auch gut, dass Du den Thread eröffnet hast.
Ich erlaube mir oft nicht, dass ich geliebt werde. gemocht werde.
Meine Mutter sagte früher auch oft. ach, der oder dem bist du doch egal.
das hat mich wohl geprägt. auch, dass ich nicht gewollt war, nur ein Unfall.

29.01.2019 14:57 • x 1 #7


E
Darf ich mich hier einreihen?

Fühle das Gleiche, allerdings nicht nur in schlechten Tagen. Und ich weiß auch, daß es zu meiner Borderline Erkrankung gehört. Trotzdem habe ich keine Hilfe anzubieten. Ich hab nur evtl. Ursachen für mich gefunden. Eine davon, fehlendes Vertrauen in andere und letztendlich in sich selbst und die daraus resultierende verzerrte Sicht der Wertlosigkeit und des Selbstwertgefühles.



Zitat von Juju:
auch, dass ich nicht gewollt war, nur ein Unfall.


Ob es so ist, daß man es spürt über die Jahre? Obwohl einem gesagt wird, daß man geliebt wird . (wär vielleicht auch 'ne gute Idee und Thema für 'nen extra Thread?)

29.01.2019 15:16 • #8


U
Hallo Versunkenheyt,

natürlich darfst du dich einreihen! Auch dir vielen Dank für deinen Beitrag.

Ich merke gerade, dass es mir schon hilft, einfach zu sehen, dass ich nicht alleine mit diesem Gefühl bin. Je mehr ich davon mitbekomme, je öfter ich höre - hey, du bist nicht allein, mir geht es auch so - desto mehr kann ich es akzeptieren.

Zitat:
die daraus resultierende verzerrte Sicht der Wertlosigkeit und des Selbstwertgefühles


Du bringst es auf den Punkt.

29.01.2019 15:22 • x 1 #9


E
Vielen Dank, @undefined.

Was ich komisch finde, und nicht weiß, warum das so ist - ich denke, daß ich anderen gut helfen kann. Daß ich Dinge, Zusammenhänge relativ gut versteh' durch den eigenen Lebensweg, eigene Erfahrungen etc. Allerdings funktioniert diese Hilfe nicht auf mich selbst. Warum, wieso - keine Ahnung.

29.01.2019 15:45 • x 1 #10


U
Zitat:
Warum, wieso - keine Ahnung.


Weil es dann einfach wäre - und einfach kann jeder.

Spaß beiseite. Ist doch meistens so. Ich bin zb unendlich empathisch, weiß instinktiv, wenn es meinem Freund oder meinem besten Freund nicht gut geht, helfe so gut ich kann und lege alles daran, dass es wieder besser wird.
Aber bei mir? Mich um mich selbst kümmern? Zu 99% der Zeit Fehlanzeige. Obwohl ich doch so gut könnte.

29.01.2019 15:48 • x 1 #11


F
hallo,

mir wurde es einmal so wichtig, mich und meine Gefühle anzunehmen, das heißt, mich versuchen anzunehmen so wie ich bin. Nicht wie andere Menschen mich haben wollen. Es ging mir zuerst einmal darum, was da in mir ist, das darf erst mal sein. Früh habe ich es lernen müssen, meine Gefühle zu zensieren.

Freude ist gut, Wut ist böse, Angst und Sorgen sind unangenehm und deshalb erstmal schlecht. Liebe ist positiv, Ärger Hass und Wut sind erstmal verboten.

Aber ich darf auch mal wütend sein, und das auch zeigen, oder das ich mich auch freuen darf. Lange Zeit konnte ich das nicht mehr, meine Gefühle zeigen. Heute weiß ich, ich darf wieder echt sein, so wie ich bin.

Doch wieder echt in meinen Gefühlen sein zu dürfen heißt jetzt nicht, meine Gefühle immer und um jeden Preis spontan auszuleben. Kinder dürfen das noch.

Doch echt sein in meinen Gefühlen heißt jetzt nicht, sie immer und um jeden Preis spontan auszuleben.

Zum Wahrnehmen meiner Gefühle muss ich mir überlegen, ist es jetzt angebracht, meine Gefühle ganz zu leben. Ich kann und darf nicht in jeder Situation meine Wut zeigen. Ich muss meine Konsequenzen überlegen, verträgt es der andere, welche Machtmittel hat er gegen mich?

Ich musste es lernen, mit meinen Gefühlen besser umzugehen, mir selbst und anderen nicht zu schaden.

Manche zeigen vor lauter Angst gar keine Gefühle mehr, andere sind wieder zu spontan.

Am besten finde eich es, wenn ich so gut wie möglich identisch mit mir selbst lebe, mit meinen Gefühlen, und sie versuche, sie mit meinem Verstand in Einklang zu bringen, so möchte ich es lernen.

Aus der Kombination von von fühlen und denken, entsteht mein Wollen, und aus dem Wollen mein Handeln.

Wieder einen guten Zugang zu meinem Herzen zu finden, und zu meinen Gefühlen, und so mit meinem Verstand wieder gute Entscheidungen zu treffen.

Das ich ein klares JA oder NEIN sagen darf.

Da bin ich immer wieder im Lernen.


viele liebe Grüße,

Frederick





Früher habe ich auch zuerst allen möglichen Menschen geholfen, gedankt haben es mir aber nicht alle.

Deshalb versuche ich heute zuerst mich selbst, und aus dieser Liebe heraus, andere Menschen lieb zu haben, das tut mir viel besser.

Oft vergesse ich das auch immer wieder. Dann muss ich daran denken, wie oft in meinem Leben ich schon ausgenutzt wurde.

Heute weiß ich, ein Mensch ist nicht immer nur hilfreich und gut, und da muss ich aufpassen, meinen Verstand einschalten.

29.01.2019 15:48 • #12


U
Hallo @Frederick1 ,

danke für deine ausführliche Antwort!

Ich weiß nicht, ob wir aneinander vorbei geredet haben. Dir geht es in deinem Beitrag anscheinend darum, zu lernen, deine Gefühle anzunehmen und zu regulieren.
Mir geht es aber darum, dass ich auf rationaler Ebene weiß , dass diese enormen Verlustängste und die Abwertung meiner selbst unangemessen sind, eben Produkt aus meiner Kindheit und anderen Erfahrungen.
Und eben darum geht es mir - diese übermächtigen Gefühle einzudämmen, nicht sie anzunehmen.

Vielleicht ist das jetzt ein bisschen klarer? Oder habe ich dich falsch verstanden?

29.01.2019 15:54 • x 2 #13


F
liebe undefined,

für mich gehören meine Gefühle und mein Verstand zusammen, das meine ich kann ich als Mensch nicht trennen. Mein Leben muss ich nach vorne leben, kann es aber nur von hinten, rückwärts verstehen. Deine enormen Verlustängste und die Abwertung als Person, betrifft aber beides, deine Gefühle, aber auch deine Gedanken.

Viele Eltern sind heute der Überzeugung, um den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein, seien vor allem Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung notwendig. Sie sehen nicht,in welch hohem Maß die Bewältigung des Lebens davon abhängt, das die Beziehungen auch wichtig sind, das wir uns da zurechtfinden müssen.

In unseren Beziehungen führt Durchsetzungsvermögen und Selbstbehauptung allein nur zum Kampf aller gegen alle, zu Rivalität und Machtkonflikten. Wer ist der Stärkere, wer sitzt am längeren Hebel, wer siegt?

Doch Beziehungen funktionieren nur, wenn wir lernen aufeinander zu hören, uns gegenseitig ernst nehmen, uns einander achten.

Unsere Gesellschaft, auch die Beziehungen leben oft von den Menschen, die sich gegen alle anderen durchsetzen.

Wenn du da keine einfühlsamen Eltern hast, geben die ungebremst alles an die nächste Generation weitergeben.

Auch den größten Mist. Menschen müssen dann oft sehr sehr Schweres erleben so wie du, um an den Punkt zu kommen, wo mir die Defizite und Schwächen meiner Erziehung bewusst werden.

Da kann soviel Hass entstehen, Wut, Neid usw.

Was die Eltern verdrängen müssen immer andere büßen, vor allem die Schwächeren, die Kinder.

Aber wenn Menschen erkennen, was in ihrer Erziehung alles falsch gemacht wurde, gehen sie mit ihren eigenen Kindern einfühlsamer und besser um.

Sie haben zu sich selbst, ihren Gedanken und Gefühlen einen besseren Draht. Du ich habe es auch schwer lernen müssen, das meine Gedanken und meine Gefühle zusammen gehören, die kannst du nicht trennen.

Deine Gefühle müssen heilen, aber auch deine Gedanken.

Einfühlsame Menschen sind weniger in Gefahr, andere zu verletzen, ohne es zu merken

Und einfühlsame Menschen können ein Missverständnis, einen Konflikt leichter entschärfen, weil sie auf andere eingehen, statt nur drauf zu schlagen.

Einfühlsame Menschen können, wenn sie jemand verletzt haben, sich eher entschuldigen, weil sie eher die Gefühle des anderen verstehen.

Sie werden auch weniger verletzt, weil sie die Gefahr eher erkennen, das was von anderen kommt, eher einzuschätzen.


Mein Elternhaus war auch brutalst schlimm, vermutlich auch mit Missbrauch.

Natürlich muss ich versuchen, das mit meinem Verstand zu verstehen, aber auch mit meinen Gefühlen.

Damit ich meine Verletzungen gut verarbeiten kann. Meine Eltern haben mich brutalst verletzt, weil sie selbst Verletzte waren, und mir ihre Verletzungen gegeben haben. Das kann ich aber nur mit meinem Verstand und meinen Gefühlen verstehen, und vergeben. Wenn ich nicht vergeben kann, bin ich ewig nachtragend, gebe meine Wut, meinen Hass, usw. an meine eigenen Kinder, oder an andere weiter. Deshalb muss ich meine Hassgefühle, in Gefühle der Annahme, der Liebe zu verändern.

Meine Mutter hat sich noch auf ihrem Sterbebett bei mir entschuldigt. Vergeben können ist nicht einfach, aber ich habe bisher keinen besseren Weg gefunden, um damit klar zu kommen. Vergeben können hat etwas mit Liebe zu tun, ist aber auch eine Entscheidung. Auch wenn du nicht immer gute Gefühle dabei hast.

Es gibt keine Liebe, mit auch mal negativen Gefühlen. So ist das Leben.


in guten Gedanken für dich,

ganz viele liebe Grüße,


irgendsoein Frederick


Du Liebe sind schöne Gefühle, aber das ist nicht alles. Ich habe damals zu meiner lieben Frau gesagt, ich liebe dich, ich möchte dich annehmen, egal was kommt. Aber ich habe jetzt auch nicht jede Stunde die höchsten Gefühle für meine Frau. Aber von meinem Verstand, so gut ich kann möchte ich zu ihr stehen, auch wenn meine Gefühle auch mal was ganz anderes sagen. Deshalb gehören meine Gefühle und mein Verstand zusammen.

29.01.2019 17:18 • #14


Juju
Zitat von Versunkenheyt:
Darf ich mich hier einreihen?

Fühle das Gleiche, allerdings nicht nur in schlechten Tagen. Und ich weiß auch, daß es zu meiner Borderline Erkrankung gehört. Trotzdem habe ich keine Hilfe anzubieten. Ich hab nur evtl. Ursachen für mich gefunden. Eine davon, fehlendes Vertrauen in andere und letztendlich in sich selbst und die daraus resultierende verzerrte Sicht der Wertlosigkeit und des Selbstwertgefühles.





Ob es so ist, daß man es spürt über die Jahre? Obwohl einem gesagt wird, daß man geliebt wird . (wär vielleicht auch 'ne gute Idee und Thema für 'nen extra Thread?)



Ich weiß jetzt nicht genau, wie Du das meinst? Aber ja, können da ein neues Thema eröffnen.

29.01.2019 19:11 • #15


Alexandra2
Wann ein Lernprozess in der Traumatherapie einsetzt, weiß ich auch nicht. Die angewandten Methoden sollen das grundlegende Sicherheitsgefühl vermitteln und Abwehren von Bedrohung.
Ich kann mir vorstellen, daß dadurch eine Regulierung heftiger Gefühle möglich wird. Das was wir nicht erfahren haben, Sicherheit u.a. , holen wir nach.
Ich bin erst an Hilflosigkeit, Ohnmacht und Erstarren heran gekommen. Und nicht an die heftigen Gefühle, led. ein bisschen an die Todesangst in milder Form.
Vielleicht kann jemand mit Erfahrungen der Traumatherapie etwas dazu sagen.

29.01.2019 19:37 • #16


E
Zitat von Juju:
Ich weiß jetzt nicht genau, wie Du das meinst? Aber ja, können da ein neues Thema eröffnen.


Ich hatte Dich doch zitiert.



Nochmal:

Zitat von Juju:
auch, dass ich nicht gewollt war, nur ein Unfall.


Ich denke mal, Du meinst hier, daß Du kein Wunschkind warst/bist, ein Unfall halt, wie man so schön sagt.

Und ich dachte, daß das ein gutes Thema wäre evtl. für einen eigenen Thread. War nur ein Vorschlag.

29.01.2019 20:31 • #17


A


Hallo undefined,

x 4#18


Juju
Zitat von Versunkenheyt:

Ich hatte Dich doch zitiert.



Nochmal:



Ich denke mal, Du meinst hier, daß Du kein Wunschkind warst/bist, ein Unfall halt, wie man so schön sagt.

Und ich dachte, daß das ein gutes Thema wäre evtl. für einen eigenen Thread. War nur ein Vorschlag.



Ja, Du hast mich zitiert und jetzt weiß ich auch genau, was Du damit gemeint hast.
Wäre wirklich sicher ein interessantes Thema.

29.01.2019 20:34 • x 1 #18

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