Co-Abhängigkeit - Partner trinkt Alk. / Hilfe

J
Hallo ihr Lieben,

seit einiger Zeit lese ich in diesem Forum und traue mich jetzt doch mal, selbst ein Thema zu erstellen. Auch ich leide unter schweren Depressionen und kenne zumindest einen Mit-Auslöser dafür:

Kennt sich jemand von euch mit Co-Abhängigkeit aus? Es ist bei mir noch nicht einmal der Partner, der Alk. ist, sondern einige Mitglieder meiner Ursprungsfamilie. Es zieht mich immer wieder furchtbar runter, wenn ich merke, dass die Abhängigkeit deren (und auch mein) Leben so sehr beeinflusst. Abendliche Telefonate sind für mich kaum mehr zu ertragen, weil ich die Menschen und ihre Einstellungen dann nicht wiedererkenne. Ich sehe seit Jahren zu, habe das eine oder andere versucht, und dennoch nie etwas erreicht

Ich selbst war vor vielen Jahren Benzo-Abhängigkeit. Ich habe mich mit aller Kraft da rausgekämpft! Man muss es nur wirlich WOLLEN smilie_op_018.gif

Für Angehörige gibt es die Al-Anon-Selbsthilfegruppen, der aber nur Partner von Alk. angehören.

Einige von euch hier haben selber Probleme mit dem Alk. und ich hoffe dennoch, dass es auch irgendjemanden gibt, der mein Problem versteht. Würde mich sehr über einen Austausch freuen.

Einen fröhlichen Abend an alle
Julika

25.06.2009 20:14 • #1


A
Hallo Julika!

Erstmal: herzlich willkommen bei uns, Julika!

Ich glaube ja, JEDER ist in irgendeiner Form Co-Abhängig, nur nicht immer krankmachend.

Kennst Du das Buch Verstrickt in die Probleme anderer? - das würde ich Dir empfehlen zu lesen,
weil man dann viel über seine eigene Co-Abhängigkeit versteht.

Ich wünsche Dir, dass Du hier weiteren Austausch zu der Thematik findest!

Liebe Grüße, Alannis

25.06.2009 20:28 • #2


A


Hallo Julika,

Co-Abhängigkeit - Partner trinkt Alk. / Hilfe

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J
Hallo Alannis,

ja, die Co-Abhängigkeit kann man auf viele Bereiche ausweiten. Die Lektüre habe ich schon vor Jahren gelesen...und diverse andere Bücher.

Bei Angehörigen fällt das Abstand halten furchtbar schwer, weil man die Menschen liebt. Das hilflose Zusehen der Selbstzerstörung zerreist mich manchmal.

Vielen Dank für deine Antwort

Einen schönen Tag wünscht
Julika

26.06.2009 11:13 • #3


N
Hi Julika...komme gerade aus dem Co-abhänigkeits Forum..das ist echt ein toles Forum...da geht es explizit um Co-Abhänigkeit und Alk..
http://www.forum-alkoholiker.de/profile.phpmus.

Schau doch mal rein.

Grüße

29.06.2009 14:18 • #4


J
Hallo Natascha,

vielen Dank für den Tipp. Ich werde gleich mal reinschauen.

Ich rutsche gerade immer tiefer in ein Loch und habe mich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt. Vermutlich mache ich mir zu vielen Gedanken über alles, bekomme sie aber leider nicht abgestellt.

Ich werde mich bemühen, irgendwo zu dem Thema Hilfe zu finden.

Danke und einen schönen Abend
Julika

02.07.2009 20:26 • #5


Mella
Hallo Julika,

Du warst schon lange nciht mehr im Forum hab ich gesehen, dennoch möchte ich Dir mal meine Erfahrungen schildern.

Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 16 war, meine Mutter zog in ein anderes Bundesland, über 300km von unserer Heimat weg. Ich blieb bei meinem Vater, wollte meine Schule vor Abschluss nicht mehr wechseln, außerdem hatte ich zur damaligen zeit meinen ersten Freund kennengelernt.
Schon nach einigen Monaten merkte ich, dass mein Vater mehr Alk. trank, als ich es normal fand, sagt aber nie etwas, traute mich nicht das Theme auf den Tisch zu packen (es ist schon alles ok, so wie es ist...) -- das erste Zeichen einer Co Abhängigkeit (was ich damals natürlich als solches nicht wahrnahm).
Es vergingen weitere 6 Jahre mit viel Alk., viel Streit, seelischer und körperlicher (diese nicht an mir) Gewalt, eine ebenfalls Alk. Lebensgefährtin...
Nach dieses sechs Jahren hatte mein Vater nachts seinen ersten Tremor-Anfall, ich habe den Sanitätern gesagt (mit viel Mut), dass er viel Alk. trinkt, doch nach einer Woche auf der Neurologischen Station wurde er wieder in sein altes Umfeld entlassen. In dieser Woche habe ich mich das erste mal mit Alk. befasst, gelesen, rechercheriert und gehofft, dass sich jetzt vielleicht alles ändert. Als er aus dem Krankenhaus wieder heim, habe ich ihm 10 verschiedene Sorten Brause und Säfte geholt (ich hatte sowas in einer Broschüre gelesen) und ihm ein Heft von der BzgA in die Hand gedrückt (Alk.)... er sah schon nach einer Woche ohne Alk. so gut aus, nicht mehr so aufgeschwemmt etc.! Schon nach kurzer Zeit ging es wieder Berg ab (was eigentlich abzusehen war)... ein viertel Jahr später der nächste Anfall, ein halbes Jahr später wieder einer, nun endlich mit anschließender Entgiftung in einer Psychiatrie. Diese hat er nur angetreten, weil ich ihn in der Notaufnahme überredet habe, dabei habe ich nicht das Wort Alk. in den Mund genommen, ich hatte gehofft, er würde auch so verstehen, was ich ihm sagen will und warum das Folgende wichtig ist.

In den gesamten mittlerweile 8 Jahren habe ich nie geschafft, meinem Vater meine wirklichen Gedanken und Gefühle ins Gesicht zu sagen, ich habe ihn immer bis an die Grenzen meiner Möglicheiten (und darüber hinaus) unterstützt und in Schutz genommen... ich kann für ihn keine Wut und schon gar nicht Hass empfinden, auch wenn er mir einen Teil meiner Jugend geraubt hat und ich mein Leben lang mit dem Erlebten zu kämpfen haben werde. Die Einsicht der Co-Abhängigkeit kam mit seinem ersten Krankenhausaufenthalt, seitdem weiß ich, was ich bin, diese Sucht (für mich ist es auch ein) wieder los zu werden, daran kämpfe ich seit 1 Jahr mit professioneller Hilfe (nachdem viele depressive Phasen da waren), aber irgendwie ändert sich nur ihr Bild, weg geht sie nicht.

Diese Co-Abhämgigkeit schrenkt ein, sie lässt die Gedanken nicht mehr frei sein, Grübeln, endloses grübeln über das, was war und das, was sein wird.

Ich habe seit Monaten nun nichts mehr von meinem Vater gehört (ich wohne jetzt in einer anderen Stadt)... denke aber jeden Tag an ihn, manchmal tut er mir so leid, ich würde alles tun, um ihn vom Alk. zu befreien, bzw. ihm dabei zu helfen. Dabei merke ich nicht, dass ich ihn nur noch dabei unterstütze, sie weiter aufrecht zu erhalten, ein komisches Gefühl.

ich weiß nicht, wozu meine Erfahrungen nützlich sein könnten, aber es tut gut, sie mal aufzuschreiben, auch wenn das natürlich nur ein grober Umriss ist von dem, was an Erlebnissen noch alles in meinem Kopf rum schwirrt...

14.03.2010 13:00 • #6


J
Hallo Mella,

ich finde es ganz klasse, dass du dein Erlebtes in Worte gefasst hast und ich mich sehr verstanden von dir fühle.
Dass du keinen Kontakt mehr zu deinem Vater hast, tut mir sehr leid. Auch wenn du immer an ihn denkst und ihn vermisst, soll es ja besser sein, den Kontakt abzubrechen.
Für mich ist das jedoch unvorstellbar. Und bei mir sind es auch verschiedene geliebte Menschen... Man möchte immer helfen, obwohl ich weiß, dass der Kranke nur selbst etwas dagegen unternehmen kann. Diese wechselnden Stimmungen und die Angst um die Personen bringen mich manchmal fast um.
Im Moment mache ich keine Psychotherapie, habe ich vor vielen Jahren lange Jahre Therapie hinter mir.
In letzter Zeit habe ich gelernt, wenigstens mit einer zugänglichen Person über ihr Problem zu sprechen. Sie hat es auch eingesehen, aber ich glaube nicht mehr daran, dass es dauerhaft eine Änderung geben wird.

Auf die von dir empfohlene Seite bin ich leider nicht gekommen . Aber ich werde es morgen nochmal versuchen.

Herzlichen Dank und liebe Grüße
Julika

25.04.2010 22:17 • #7


S
Hallo Julika,

ich bin auch co-abhängig, schwerst depressiv und Angehörige aus einer trinkenden Familie-seit jeher.Auch meine Partner waren Alk., so dass ich aus dieser Mischung heraus eine Co-Abhängigkeit entwickelte, mich dabei so sehr aufgab, immer nur für die anderen da sein wollte und musste.
Zu meinen schlimmsten Zeiten war ich dann aber zu nichts mehr in der Lage, weil ich mich so sehr aufgab für meinen Expartner, dass meine Bedürfnisse und vor allem auch meine Kräfte für ihn benutzt wurden. Dabei wurde meine Depression immer stärker, so dass ich dann vor 2 Jahren endgültig zusammenbrach, in die Klinik musste.Ein regelmäßiger Austausch in einem Forum für Co-Abhängige mit Menschen, die ähnliches erlebten, schon in frühester Kindheit lernten, so wie ich, dass durch die Alk. niemand für mich und meine Belange da war,half mir, mich in den Vordergrund zu stellen.

Leider fange ich erst jetzt, mit fast 40 Jahren, an zu verstehen, welche Verhaltensmuster sich bei mir festsetzen in all den Jahren. Immer das Gefühl, es niemanden recht machen zu können, nicht selbst mal das sagen zu dürfen, was ich ich dabei fühle, was mir wichtig ist, was all die schlimmen Dinge, die meine Familie im Rausch vollbrachte, mit mir gemacht hat.Dieses Gefühl der Peinlichkeit, wenn meine Mutter betrunken überm Gartenzaun hing, oder mein Vater immer wieder und wieder betrunken fremde Frauen anmachte.

Ich selbst habe heute ganz große Schwierigkeiten, meine Bedürfnisse zu benennen. Und wenn ich dies mal tue, weil dies ja auch das Ziel meiner Traumatherapie ist,fühle ich mich schlecht dabei, weil dies ja eigentlich nicht sein darf.Geht Dir das manchmal auch so?
Würde mich freuen, mit Dir in den Austausch zu gehen.

Lieben Gruß Saphira

26.04.2010 07:21 • #8

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