17

Burnout durch Selbstständigkeit - Panik bei der Arbeit

I
Hallo,

über mir bricht gerade alles zusammen. .

Vor über 5 Jahren habe ich meine Arbeitsstelle als Krankenschwester gekündigt, mein Hausarzt schrieb mir ein Attest, das ich in diesem Beruf nicht mehr arbeitsfähig bin (Mobbing / Burnout / mittlerweile auch eine Soziale Phobie).

Nach langem überlegen machte ich mich Selbstständig, was ich jetzt seit 6 Jahren mache und damit glücklich war.
Die letzten Monate lief es aber finanziell schlecht, ich habe die letzten Monate gekämpft, komme aber aus dem Kreislauf nicht raus und habe schweren Herzens die Selbstständigkeit aufgegeben und mich Arbeitslos gemeldet.

Ich habe keinen Plan wie es weitergehen soll, was jetzt auf mich zukommt, habe den Kopf voll von Aufgaben, die ich jetzt erledigen muss (Aufgabe der Selbstständigkeit, finanzielle Sachen regeln, etc.)

Eben kommt ein Schreiben vom Arbeitsamt mit Bewerbungsvorschlägen als Krankenschwester und es ist, als wären die letzten Jahre nicht gewesen.
Ich sehe mich wieder an meinem alten Arbeitsplatz, als wäre es gestern gewesen. Bin nur am Heulen, habe Panik.

Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll, wieder unter Menschen, wieder diese Arbeit, alte - kranke - sterbende Menschen.
Die ganzen letzten Jahre habe ich das Thema verdrängt, wenn jemand etwas zum Thema Pflege sagte, habe ich abgeschaltet, wollte davon nichts mehr hören.

26.06.2019 13:06 • x 3 #1


maya60
Hallo Inaout und Herzlich Willkommen im Forum! Ich wünsche dir einen guten und unterstützenden Austausch hier, denn viele von uns haben ebenfalls Erfahrungen mit Burnout!

Es tut mit leid, dass du deine dich so zufriedenstellende Selbstständigkeit jetzt auf unserem so durchgedrehten Arbeitsmarkt nicht weiterführen konntest und aufgeben musstest! Bitte schreibe dir das nicht als Versagen zu, denn ich bin im Gegenteil sehr beeindruckt, dass du es nach deinem Burnout geschafft hast, dich umzuorientieren und damit 6 Jahre lang glücklich zu sein. Das hört sich für mich keinesfalls nach Verdrängung an, sondern nach Tatkraft, Einsatz für die eigenen Bedürfnisse und Notwendigkeiten und da ich weiß, wie man sich in einem Burnout fühlt, nötigt mir das Bewunderung ab und Wertschätzung!

Schon lange geht die Psychologie und Psychotherapie nicht mehr den Weg, in allen psychischen Krisen gleich ganz tief zu wühlen, ob da was Verdrängtes ist, wenn die Psyche, wie es bei dir war, zufriedenstellende Wege in einer Umorientierung für sich fand. Viele Menschen müssen nach einer gewissen Anzahl von Jahre aus einem harten Job im sozialen Bereich heraus, einfach, weil es genug und zuviel wurde.

In welchem Berufsbereich war denn deine Selbständigkeit, wenn ich fragen darf? Kannst du in dem Bereich nicht dann jetzt dich als Angestellte bewerben?

Eine Arbeitslosigkeit kränkt immer und zieht einen runter, aber du hast deine Ressourcen, die dich in deine Selbständigkeit brachten, immer noch, also nimm jetzt die Briefe des Arbeitsamts bitte nicht persönlich, die gehen dort nach Schema F vor. Da in der Krankenpflege Personalmangel herrscht, schicken sie dir da jetzt erstmal Vorschläge.

Wie die rechtliche Lage dazu aussieht, das ist jetzt erstmal das Wichtigste. Hier im Forum gibt es ein Unterforum mit rechtlichen Themen, schau dich doch dort mal um und sonst gehe in eine Rechtsberatung.

Dein Burnout in einem Beruf, der irrsinnig anstrengend für Körper und Psyche ist und dazu noch chronisch unterbesetzt, kann von vielen Menschen nach einer gewissen Zeit nicht mehr ertragen werden, informiere dich genau, wie da die Rechtssituation aussieht. Dein Gutachten des Hausarztes ist wahrscheinlich nicht mehr aktuell und vermutlich muss es auch von einem Facharzt sein. Aber einen anderen Weg, den ich auch schonmal gegangen bin, findest du vielleicht leichter und befriedigender, bei mir war es so:

Das Einfachste wäre, du bewirbst dich eigeninitiativ in einem anderen Berufsbereich und kommst dem Arbeitsamt zuvor. Auch denkbar wäre ja aufgrund des Mangels an Personal, dass du dich im Behindertenbereich an Schulen, Heilpädagogischen Tagesstätten, Wohnheimen oder in einem Krankheitsfeld, in dem es nicht sooft ums Sterben geht, auf eine Stelle als Krankenschwester zu bewerben.

Es geht ja nur erstmal um einen Einstieg und um Ruhe vor dem Arbeitsamt und darum, aus deiner Stimmung des Zusammenbruchs herauszukommen.

Ich hoffe, meine Gedanken sind etwas hilfreich.

Liebe Grüße! maya

26.06.2019 15:52 • x 1 #2


A


Hallo Inaout,

Burnout durch Selbstständigkeit - Panik bei der Arbeit

x 3#3


I
Hallo,

vielen Dank.
Im Moment ist mir einfach nur nach Heulen zumute.


.

27.06.2019 11:42 • x 2 #3


maya60
Ja, das glaube ich, all diese elendige Anstrengung und dieser ewige Kampf und all der Frust mit Formularmist, das ist auch zum Heulen und will auch betrauert werden. Ist auch nötig und richtig.

27.06.2019 11:48 • x 1 #4


Mandinka
Ich selbst habe auch mal eine Ausbildung in der Krankenpflege gemacht, aber schon in der Ausbildung gemerkt, daß mich das Krankenhausklima selbst krank macht.

Ich würde auf jeden Fall versuchen, wo anders zu arbeiten. Ich denke, du kannst durchaus zuversichtlich sein. Wie Maya schon schrieb, als Krankenschwester kann man auch in anderen sozialen Bereichen arbeiten oder auch noch einmal vollkommen umsatteln. Man kann auch irgendwo reinrutschen, ohne dort direkt gelernt zu haben. Auch der öffentliche Dienst (Behörden) suchen immer wieder Personal. Die kommen oft aus den unterschiedlichsten Richtungen und haben eben keine klassische Behördenausbildung oder Laufbahn hinter sich.

27.06.2019 12:37 • x 1 #5


I
Hallo,
Danke für Eure Antworten.

Gerne würde ich eine Tätigkeit im Büro machen, aber ohne Kenntnisse und Ausbildung.wer nimmt einen da?

27.06.2019 13:20 • #6


Mandinka
Ich arbeite selbst in einer Behörde und in der Vergangenheit hat man bei uns oft Leute eingestellt, die gar nicht aus Bürojobs kamen. Eine war vorher Altenpflegerin und ein junger Mann hatte z.B. Koch gelernt. Da die Materie ja von Behörde zu Behörde oft speziell ist, wurden die neuen Kollegen bei uns meist in ihrer Anfangszeit intensiv geschult. Einfach blind bewerben. Versuch macht kluch. Aber es gibt natürlich auch in Behörden jede Menge Stress und schwieriges Publikum - wobei man das ja fast in jedem Job leider hat - außer vielleicht in einer Gärtnerei oder so. Ich habe damals vor seeeehr langer Zeit den Leerlauf durch Arbeitslosigkeit genutzt, richtig Maschineschreiben zu lernen. Das hat mir den Einstieg in Bürojobs schon mal erheblich erleichtert.

27.06.2019 15:32 • x 3 #7


E
Zitat von Inaout:
Gerne würde ich eine Tätigkeit im Büro machen, aber ohne Kenntnisse und Ausbildung.wer nimmt einen da?

Mich haben sie auch genommen
Ü 50, Super-Ausbildung, nur nicht für einen Büro-Job , jahrelang selbstständig gewesen und mit einer einjährigen Lücke im Lebenslauf, als ich meinen Burn-Out hatte und ich tippe immer noch mit zwei,drei Fingern, hab aber dafür andere Qualitäten.
Jetzt habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag un bin sogar ein Treppechen hoch-geklettert.
Es geht.
Hab Mut!

27.06.2019 18:08 • x 2 #8


I
Hallo,

was machst Du denn beruflich wenn ich fragen darf?

27.06.2019 19:46 • #9


I
Hallo,

Danke für das Mut machen. Ich habe heute nur Stellenangebote durchgelesen und gegrübelt, wie und was.


Das hört sich jetzt bestimmt blöd an.

Ich wohne in einem kleinen Ort, wenn ich hier nichts finde würde das ggf. eine Fahrtzeit von 30 Min. bedeuten.
Ich hab keine Kinder, aber einen Hund und es tut mir in der Seele weh, was ich ihm da jetzt antue.
Er ist es gewohnt 24 Stunden bei mir zu sein, auf Grund der Selbstständigkeit und ist so anhänglich.

27.06.2019 19:50 • x 1 #10


I
Im Moment habe ich einfach das Gefühl nichts auf die Reihe zu bekommen, will nur meine Ruhe und mich verkriechen.

Bei einem möglichen Vorstellungsgespräch komme ich bestimmt im Moment nicht gut rüber.

27.06.2019 19:52 • #11


Lilly-18
Hallo Inaout,
ich bewundere dich auch sehr, dass du nach einem burnout die Kraft gefunden hast, die Selbständigkeit auf dich zu nehmen. Ich sehe das auch keinesfalls als Scheitern, denn die Arbeitswelt heute ist hart und unberechenbar.
Nachdem du jetzt arbeitslos bist hast du doch auch die Möglichkeit, Schulungen vom Arbeitsamt zu erhalten. Erkundige dich mal bei deinem Berater im Arbeitsamt. Blöd ist natürlich, dass in deinem Ausbildungsberuf händeringend Leute gesucht werden.
Vielleicht solltest du nochmal zum Arzt gehen und dir attestieren lassen, dass du nicht mehr geeignet bist, in deinem Beruf zu arbeiten. Dass du so eine Art Umschulung machst. Dich am Computer fit machst.
Und ich rate dir auch, dich eigeninitiativ zu bewerben. Die im Arbeitsamt müssen dir Vorschläge schicken, die auf deine Ausbildung ausgerichtet sind.
Ich war schon ein paarmal arbeitslos, habe viele Fortbildungen gemacht, die mich immer weiter gebracht haben und habe mir meine Stellen immer selber gesucht. Natürlich habe ich mich auch auf die Angebote vom Arbeitsamt beworben, ist aber nie was draus geworden.
Nur Mut, den hast du ja schon mal bewiesen. Und wenn du das Gefühl hast, dass gar nichts mehr geht lass dich doch erstmal krank schreiben.
Ich wünsche dir alles Gute.

28.06.2019 08:01 • #12


E
Zitat von Inaout:
Hallo,

was machst Du denn beruflich wenn ich fragen darf?

Ich hab nach meinem BO im telefonischen Kundendienst gearbeitet, ein totaler Traumjob mit soviel Wertschätzung am Arbeitsplatz, daß ich die Leute heute noch besuche, obwohl ich nur vier Monate dort war und man die ganze Abteilung geschlossen hatte.
Also wieder auf Jobsuche gegangen und ich habe nahtlos einen bekommen, konnte sogar noch auswählen.
Dort bin ich jetzt seit einem Dreivierteljahr.
Meine erlernten Berufe kann ich körperlich nicht mehr ausüben, aber auch mental- der BO hat Spuren hinterlassen.
Ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt, aber auch nicht mehr.

Kannst du denn vielleicht in TZ arbeiten?
Ich meine, ich kann dich wegen deines Hundes völlig verstehen- es wird aber schon darauf hinauslaufen, daß er stundenlang allein sein wird.
Mein Nachbarshund ist fast 6 Stunden allein, ich glaub, das ist hart an der Grenze, aber es geht.

Wenn du dich aber jetzt noch nicht bereit fühlst, dann brauchst du eventuell noch Zeit.
Du hast recht: um dich zu bewerben brauchst du ein gewisses standing, du mußt auftreten und dich verkaufen.

Sag mal, wie wäre es denn mit einer Art Home-Office?
Guck doch da mal nach Jobs, man kann da auch erst mal klein anfangen und schauen, ob es einem liegt.

28.06.2019 08:14 • x 1 #13


I
Im Moment ist fühle ich mich einfach erschlagen.

Mein ganzes Leben wird plötzlich auf den Kopf gestellt.
Ich bin ein Arbeitstier, es gewohnt den ganzen Tag zu arbeiten, das macht mir nichts aus.
Allerdings habe ich auch mehrere gesundheitliche Probleme, daher auch mein Wunsch wieder in ein Angestelltenverhältnis zu gehen, um im Krankheitsfall abgesichert zu sein.

Jetzt muss ich eine Arbeit finden, muss auch bedenken, das mein Hund nicht darunter leidet (klingt blöd, wenn ich das hier erzählen würde, würde man mich für verrückt halten, andere schaffen Arbeit und Hund auch).

Bürostellen, was ich gerne machen würde, gehen meist von Mo-Fr , Vollzeit 8 Stunden Tag
Das wäre nicht gut für meinen Hund, das wäre zu lang.

Krankenschwester, was ich ungern wieder machen würde, würde Zeitlich am Tag ca. 6 Stunden bedeuten, aber wieder 12 Tage am Stück. Das wäre aber wieder mit Hund vereinbar.

Dem Hund zuliebe würde ich daher wieder in meinen alten Beruf zurückgehen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.

Weiterbildung / Umschulung ---- hab ich im Augenblick keinen Kopf für, das würde im Moment nichts werden.

Leider kommt zudem im Moment auch noch meine Soziale Phobie stark durch, da ich im Moment nur Ablehnung erfahre.

28.06.2019 13:11 • #14


A


Hallo Inaout,

x 4#15


ZeroOne
Hi @Inaout !

Zitat von Inaout:
Bei einem möglichen Vorstellungsgespräch komme ich bestimmt im Moment nicht gut rüber.


Das stimmt schon: zu einem Vorstellungsgespräch sollte man schon in einer guten Verfassung und präsentationsfähig sein (oder ein sehr, sehr guter Schauspieler), sonst bemerkt jeder halbwegs versierte Arbeitgeber/Personaler sehr schnell, dass man nicht sein volles Herzblut und Engagement in die Bewerbung und die Stelle steckt.

Was du vom Jobcenter berichtest, kenne ich von Mitpatienten gut: die versuchen einen natürlich zuerst in den erlernten Beruf zu vermitteln, in dem man idealerweise auch noch Berufserfahrung hat, da hierbei die Vermittlungschancen am besten sind - ob du den Job noch machen willst oder (gesundheitlich) kannst, ist erstmal zweitrangig.

Wenn Reha, LTA, etc. nichts bringen und irgendwann der Nachweis erbracht ist, dass man den alten Job definitiv nicht mehr ausüben kann, dann folgt i.d.R. eine Umschulungsmaßnahme (wenn keine EU-Rente zur Debatte steht). Häufig sind die Schulungsmaßnahmen mehr als sinnfrei.

Meine persönliche Erfahrung ist, dass es für mich die beste Entscheidung war (nach langem, erfolglosem Hin und Her mit Wiedereingliederungen, externer Unterstützung, etc.), mich selbst um meine Zukunft zu kümmern, als ich gesundheitlich dazu wieder in der Lage war und klar und orientiert denken, entscheiden und handeln konnte.

Besteht für dich nicht die Möglichkeit, dich auch in der aktuellen Situation bei der Behörde krankzumelden und dich im Rahmen der Krankschreibung um therapeutische Unterstützung bemühst, dich erstmal gründlich sortierst und einen Schritt nach dem anderen machst?

LG
ZeroOne

28.06.2019 13:23 • x 2 #15

Pfeil rechts