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Boreout-Syndrom oder Depression - was hilft mir?

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Hallo, bei mir hat alles ungefähr vor einem Jahr angefangen. Erst hatte ich eine Gürtelrose und dann immer wieder Schwindelattacken, ein Gefühl der Einengung und Übelkeit. Ich war bei vielen Ärzten, aber niemand konnte etwas feststellen.

Auf der Arbeit (bin seit 2 Jahren mit der Ausbildung fertig) habe ich wenn es hoch kommt eine Stunde am Tag zu tun, den Rest der Zeit langweile ich mich. Wenn sind meine Aufgaben sehr eintönig. Ich hatte mich auf ein duales Studium beworben, wo ich leider nicht genommen wurde. Das war glaube ich der Auslöser dafür, dass es schlimmer wurde. Vielleicht weil ich wusste, dass ich doch bei mir auf der Arbeit bleiben muss. Das war kurz vor Weihnachten. Seitdem habe ich immer wieder dieses Gefühl. Mittlerweile äußert es sich nicht mehr im Schwindel etc. sondern ein anderes, komisches Gefühl. Ich werde traurig, frage mich wieso ich glücklich sein sollte und so weiter.

Ich kann nichts mehr richtig genießen, zumal es leider fast immer nur zuhause auftritt oder wenn ich im Urlaub war. Dann ist es besonders schlimm. Ich habe Angst, dass ich mein Leben nicht mehr genießen kann und dass ich nie wieder glücklich werde.

Mittlerweile ist es so schlimm, dass ich mich frage, wozu es sich zu leben lohnt. Selbstmordgedanken habe ich jetzt nicht direkt, aber ich möchte einfach dass dieses Gefühl aufhört. Zwischendurch bin ich immer mal wieder gut drauf und denke, wieso es mir manchmal so schlecht geht und ob ich mich nicht anstelle.

Ich versuche es eigentlich zu verdrängen, wie schlecht es mir geht und wie unglücklich ich bin. Aber das ändert auch nichts. Ich bin schon froh, dass ich für mich selber erkannt habe, dass ich ein Problem habe. Lange Zeit wollte ich mir das nicht eingestehen. Bisher weiß nur mein Freund wie es mir geht. Auf der Arbeit traue ich mich nicht etwas zu sagen. Am liebsten würde ich gar nicht mehr hingehen. Ich bin auch schon ein paar Mal zuhause geblieben, weil ich einfach nicht wollte. Der Gedanke, dass ich den ganzen Tag wieder nichts zu tun haben werde, macht es nicht einfacher.

Ich überlege zurzeit zu kündigen und was mir mehr Spaß machen könnte. Ich habe gemerkt, dass Geld allein nicht glücklich macht. Viele sagen, man soll doch froh sein nichts zu tun zu haben. Aber es macht einen krank. Ich möchte etwas machen, was mit Spaß macht. Aber ich habe Angst, dass es mir nicht besser geht oder ich das gleiche Gefühl wieder bekomme.

Ich werde bald verbeamtet, habe einen sicheren Job. Deswegen weiß ich nicht, was ich tun soll. Ich wollte nebenbei ein Studium bei der Fernuni anfangen, einfach um etwas zu tun zu haben und anspruchsvollere Aufgaben zu haben. Aber dafür bin ich nicht der Typ und ich habe jetzt schon gemerkt dass ich das eigentlich gar nicht machen möchte. Vielleicht würde ich mich erstmal intern umbewerben, aber ich habe Angst dass es nicht besser wird. Versuchen könnte man es aber.

Ich bin bald mit meinem Freund für 3 Wochen in den USA. Ich habe Angst, dass ich dieses Gefühl dort habe und es mir/uns den Urlaub durchtrieben! Ich möchte so schnell wie möglich etwas ändern. Nächste Woche werde ich mit meiner Mutter darüber sprechen. Bisher ist mir das ganze Thema sehr schwer gefallen. Aber ich komme wahrscheinlich nicht drum herum zu einem Arzt zu gehen. Ich möchte nur nicht, dass es so viele mitbekommen.

Es tut gut, einfach mal darüber zu reden und seine Gefühle und Ängste auszusprechen. Vielleicht hat noch jemand solche Erfahrungen gemacht und hat vielleicht sogar Tipps. Vielen Dank!

27.01.2019 21:08 • #1


Juju
Hallo und herzlich willkommen hier im Forum.

Ich kenne diese Gefühle auch, wie wahrscheinlich die meisten hier im Forum.
Es ist gut, dass Du Dich öffnest und erkannt hast, dass etwas nicht richtig läuft.
Ich kann mir gut vorstellen, wie es ist nichts zu tun zu haben. Da glaubt man auch schnell, man sei zu nichts gut. man hat keinen Wert, weil man ja nichts leistet. Wenn einem das nichtstun dann auch noch keinen Spaß macht, dann ist das natürlich übel.
Sicher gibt es Menschen, die würden so etwas mögen.
ich wünsche Dir, dass Du hier gute Ratschläge bekommst, viele ein offenes Ohr für Dich haben und Du auch in Deiner Familie Halt bekommst.
Versuche vielleicht nicht in die Zukunft zu denken, denn das bringt nichts.
Lebe in der Gegenwart.

Alles Liebe Dir

28.01.2019 09:50 • x 1 #2


Matt_iu
Zitat von SaTr:
Ich war bei vielen Ärzten, aber niemand konnte etwas feststellen. Auf der Arbeit (bin seit 2 Jahren mit der Ausbildung fertig) habe ich wenn es hoch kommt eine Stunde am Tag zu tun, den Rest der Zeit langweile ich mich. Wenn sind meine Aufgaben sehr eintönig. Ich hatte mich auf ein duales Studium beworben, wo ich leider nicht genommen wurde. Das war glaube ich der Auslöser dafür, dass .


Hallo SaTr,

es klingt für mich, als würde sich bei dir sehr viel unbewusste Frust und Unterforderung nach außen sichtbar und fühlbar in Symptomen äußern. Ich habe ein Studium viele Jahre vor mich hingeschoben und arbeitete in Berufen, die mich nicht zufrieden oder glücklich machten, wodurch sich durch meine ohnehin empfindliche Psyche eine stärkere Depression entwickelte und sehr starke somatische Belastungsstörungen entwickelt haben; Symptome ähnlich der deinen, die mich im Leben einschränken und sich als Folge psychischer Konflikte und Belastungen in körperlicher Ausdrucksform zeigen: Schwindel, Atemnot, Missempfindungen, Erstickungsgefühle, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, Denkstörungen, Hörprobleme u.v.m. Zusammen mit diesen Empfindungen hing auch einige Zeit das Gefühl der Ohnmacht zusammen, da ich mir zu viele Gedanken über versäumte Gelegenheiten und verstrichene Zeiten grübelte.

Sehr lange hin ich dem Gedanken nach, diese Beschwerden nur mit einer organischen Ursache erklären zu können und galt insgeheim als Inventar bei meinen lokalen Ärzten; einige ambulante und stationäre, psychosomatisch-verhaltenstherapeutische Therapien folgten.

Bereits das intensive Arbeiten mit der Erkrankung durch Fachliteratur (Psychoedukation) öffnete langsam meine innere Bereitschaft, offensichtliche Zusammenhänge zu erkennen und zu akzeptieren, wodurch sich in Verbindung mit verhaltenstherapeutischen Maßnahmen (Beenden von Kontrollhandlungen, Konfrontationsübungen mit Schwindel, u.v.m.) sehr viel gebessert hat. Dazu gehört auch kognitiv an sich zu arbeiten und zu erkennen, dass sorgenvolle Aufmerksamkeit in die eigene Zukunft schädlich ist und welche Glaubenssätze diese Sorgen und Befürchtungen aufrechthalten. Eine wichtige Säule ist auch der achtsame und wohlwollende Umgang mit sich und seiner Umwelt - deshalb ist in der Psychosomatik die Achtsamkeit ein therapeutischer Schlüssel, neben einigen mehr.

Heute ist es nicht selten, dass ich Symptome konkreten Belastungssituationen zuordnen kann, sodass sie in abgeschwächter Form erscheinen und viel schneller abebben. Viele der damaligen Symptome habe ich nicht mehr. Ich arbeite heute weiter daran, mir ein soziales Umfeld aufzubauen, in ich als Mensch zufrieden leben kann.

Gruß und bis bald.

30.01.2019 14:34 • x 2 #3

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