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Bindung zwischen Betroffenen von Borderline und KPTBS

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Guten Abend zusammen,

ich (w) bin gerade nicht recht bei klaren Gedanken, aber erhoffe mir vielleicht etwas Rat oder zumindest etwas von der Seele zu schreiben. Ich hoffe, der Inhalt ist nicht fehl am Platz.

Sicherheitshalber setze ich einen TRIGGER/ Thema Bindung zwischen KPTBS-Betroffener und Borderline-Betroffenem



Ich versuche mein Befinden zu sammeln, es fällt mir unheimlich schwer zu formulieren.

Vorab erwähne ich, dass mir aktuell nach einem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik und erwarteter weiterer Behandlung auf einer Traumastation, leider eine Absage erteilt wurde. Das riss den ersten Boden unter den Füßen weg.

Als Betroffene von KPTBS ist neben allen anderen behindernden Dysfunktionen auf körperlicher und kognitiver Ebene das Thema Bindung ein sehr erschwertes für mich. (Prägungen aus familiärem Umfeld und Ereignissen).

Einsamkeit und innere Leere sind im Leben in Anteilen sehr präsent, unabhängig ob allein mit mir oder nicht.

Nun zu meiner Situation:
Ich empfinde erstmals mit 32 Jahren das Gefühl der Liebe für einen Mann, nachdem ich mich in meiner ersten Beziehung (ich war 16-21 Jahre) in einer sehr schädigenden Verbindung befand und in die Abhängigkeit geriet/ vermeintliche Liebe. Danach folgten weitere Beziehungen, wobei sie primär wertschätzend und zugewandt waren, niemals aber Gefühle der Liebe hervorriefen (die Partner wussten darum).

Nun lernte ich einen Mann kennen, der selbst mit u.a. KPTBS und Borderline behaftet ist (mit stark einschränkender Ausprägung).
Aus Anziehung wurde es für beide Seiten schnell das Gefühl der Liebe. Für mich so intensiv, wie ich es noch nicht kannte.
Sein Umgang mit mir ist bisher liebe- und respektvoll. Ein mögliches Eintreten des objektiv wahrlich schädlichem Nähe-Distanz-Spiels schließe ich an sich aus.

Wir leben weit voneinander entfernt und hatten bis kürzlich physischen und telefonischen Kontakt, der von Sicherheit, Zuversicht, Liebe und Vertrauen erfüllt war. So in meiner Wahrnehmung. Gleichzeitig aber stets auch die mehr oder weniger bestehende Präsenz der psychischen Erkrankungen.

Nun ist er eine lange Rehabehandlung angetreten und ich spüre seine eingetretene Distanz (er äußerte, sich nicht gut zu fühlen). Kognitiv weiß ich um alle seine Herausforderungen, um mögliche Dissoziationen und alles weitere und habe Verständnis (da er keine Machenschaften ausübt), nur brauche ich auch Verständnis um mich, diese schmerzhafte Sehnsucht und letztlich auch die Frage, ob mich dieses starke Gefühl der Liebe letztlich mehr noch schädigt, als ich tragen kann.

Ich möchte mich keineswegs in eine Selbstaufgabe begeben, weiß aber um meine Disposition hierzu. War ausreichend schwankend zwischen starkem Hineinbegeben in Angelegenheiten/ den Extremen (z.B. die Arbeit, als es noch ging) und dem Funktionieren auf psychosozialer Ebene und gleichzeitiger Leere.

Nun diese starke zwischenmenschliche Verbindung zu ihm, die mir Sorgen macht in dem Augenblick, wo er sich erstmals distanziert. Dabei sprach er auch solche kommenden Phasen an und bat darum, ihn nicht gehen zu lassen.

Ich frage mich, ob ich dieses Wesen liebe, da es durch seine Biographie ebenso, milde gesagt, angeschlagen ist. Und wenn dem auch so sei, ob wir eine mögliche Zukunft zusammen haben, ich es überhaupt schaffen kann mich auf meinem Behandlungsweg zu befinden und den nötigen Raum für mich zu schaffen.
Auch, ob diese Zuneigung seinerseits weiterhin Bestand haben kann oder diese bisher kurze Zeit eine Illusion war. Aber das kann natürlich niemand beantworten. Ich weiß nur um sein Reflexionsvermögen und ehrliche Kommunikation, seinem grundsätzlichem Wunsch nach beständiger Partnerschaft.

Leider scheint mir doch sehr von ihm abzuhängen, ob ich mit meinem schwierigen und schmerzhaften Bindungsmuster in den Frieden kommen kann. Andererseits spüre ich um diese Liebe, die soviel Kraft und Frieden zuletzt gab, dass ich mich ohne Abhängigkeitsgefühl im Alltag deutlich gesünder im Verhalten und der Wahrnehmung empfand. Gerade ist es tiefster Schmerz, vielleicht aufgrund der Sorge, dass er sich entfernt- was ich selbstverständlich annehmen müsste, mich aber brechen würde und ich hier mit Sicherheit intensive fachliche Hilfe bräuchte. Dabei wollte ich bis vor kurzem die Prägungen der Vergangenheit behandeln, keinen neuen so schmerzlichen Faktor zulassen.

Ich hoffe, die Zeilen sind in Ordnung so und vielleicht hat ja jemand irgendetwas dazu im Sinn.
Ich konnte mit diesen Gedanken heute nicht gut alleine bleiben. Ich danke euch für das Durchlesen.

21.11.2024 22:27 • x 5 #1


Schlüsselkind
Liebe @Linae

herzlich Willkommen erst einmal.

Würde mich selbst auch als bindungsunsicher bezeichnen, daher habe ich manches was Du hier erzählst, auch an mir beobachten und feststellen können.

Ich habe mir jetzt ganz fest vorgenommen, auf jeden Fall einen bindungssicheren Partner an meiner Seite zu finden, denn aus meiner Erfahrung wird es sonst nicht oder nur unter schwersten Bedingungen funktionieren. Würde ich auch jedem*r empfehlen.

Zitat von Linae:
Danach folgten weitere Beziehungen, wobei sie primär wertschätzend und zugewandt waren, niemals aber Gefühle der Liebe hervorriefen (die Partner wussten darum).


Woran machst Du das aus, wenn ich fragen darf?

Ich frage das ganz bewusst, denn ich glaube Intensität wird oft mit Liebe verwechselt. Persönlich finde ich, Liebe fühlt sich wie ein warmes Grundrauschen im Hintergrund an, ruhig und warm. Aber nicht wie ein Feuerwerk der Emotionen oder die besagten Schmetterlinge im Bauch (die würde ich zumindest bei mir eher als negativ werten oder vielleicht auch schon als Warnsignal).

Zitat von Linae:
Leider scheint mir doch sehr von ihm abzuhängen, ob ich mit meinem schwierigen und schmerzhaften Bindungsmuster in den Frieden kommen kann.


Für mich hab ich festgestellt, dass ich nur in die Heilung gehen kann, mit einem starken Partner an meiner Seite. Das heißt nicht, dass der Partner mein Therapeut sein soll und ich nicht an mir arbeite, aber Liebe, Harmonie und Geborgenheit benötigt man als Mensch auch um in die Heilung zu gelangen.

Zitat von Linae:
Dabei wollte ich bis vor kurzem die Prägungen der Vergangenheit behandeln, keinen neuen so schmerzlichen Faktor zulassen.


Finde das hast Du sehr ehrlich beschrieben, eine Partnerschaft ist natürlich auch mal herausfordernd, stressig, nervig, aber Schmerzen sollte sie nicht verursachen.

Zitat von Linae:
Ich konnte mit diesen Gedanken heute nicht gut alleine bleiben.



Soweit ein paar erste Gedanken hierzu und liebe Grüße sendend!

22.11.2024 08:59 • x 2 #2


ZeroOne
Willkommen im Forum, @Linae !

Es ist für Außenstehende vielleicht gerade mal ansatzweise zu erahnen, was in dir emotional und kognitiv in Bezug auf diese (Ver-)Bindung vorgeht. Daher kann ich auch nur von eigenen Erlebnissen und meiner Meinung schreiben.

Ich war vor langer Zeit mit einer Borderlinerin liiert, als ich psychisch noch gesund war und in der Blüte meines Lebens stand. Obwohl ich mich damals als überdurchschnittlich starken und zuverlässigen Partner angesehen hatte, musste ich irgendwann die Reißleine ziehen und mich selbst rausnehmen und schützen.
Rückwirkend würde ich sagen, dass diese Zeit sogar ein wesentliches Puzzle-Teil meines einige Zeit später folgenden Burn-Outs und den damit verbundenen psychischen Erkrankungen (bzw. deren Ausbrüche war).

Zitat von Linae:
Ich hoffe, die Zeilen sind in Ordnung so und vielleicht hat ja jemand irgendetwas dazu im Sinn.


Menschen sind natürlich nicht vergleichbar.
Dennoch kann ich mir persönlich nur schwer vorstellen, wie eine Person, die selbst unter psychischen Einschränkungen leidet und enorme Kraft für die Arbeit an sich selbst benötigt, in einer Beziehung mit einem ebenfalls nicht unwesentlich belasteten Partner dauerhaft und vor allem glücklich existieren kann. Von einer Verschlechterung der eigenen Erkrankung ganz zu schweigen.

Selbstverständlich kann ich mich irren und komplett daneben liegen! Wenn meine Gedanken für dich nicht passen: in die Tonne damit.

Von o.g. abgesehen:

Zitat von Linae:
Ich frage mich, ob ich dieses Wesen liebe, da es durch seine Biographie ebenso, milde gesagt, angeschlagen ist.


Ich sehe da weniger eine Verbindung. Für mich hat wahre Liebe nichts mit dem Gesundheitszustand des Partners zu tun. Es ist eher die logische, kognitive Seite in mir, die das ins Kalkül ziehen würde.

Trotz allem ein schönes Wochenende für dich. Halt die Ohren steif!

22.11.2024 15:48 • x 1 #3

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