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Bei Burnout weg vom Umfeld / Umziehen/ Auswandern etc

N
Hallo,

mich interessiert ein Thema und da wollte ich euch mal fragen, ob es bei euch vielleicht so war.

Ich habe von vielen Burnout Betroffenen jetzt schon gehört, dass sie einfach komplett weg von ihrem Umfeld mussten, einen kompletten Neustart brauchten. Nicht nur weg vom Job.

Ich meine, mir ginge es aktuell viel zu schlecht, um überhaupt über sowas nachzudenken, aber durch den Burnout stelle ich gerade fest, wie schwierig es auch mit den eigenen Kontakten eigentlich ist.
Ich weiß, die Leute meinen es gut, aber wenn jemand zu mir sagt, ich soll mich mal überprüfen, ob ich wirklich krank bin, oder nur zu faul, wenn ich ihm gerade erzahle, wie sehr ich leide, oder dass nur mein toter Vater (zu dem ich ein enges Verhaltnis hatte) daran schuld ist, dass es mir so geht, und solche Sprüche von Angehörigen kommen, denke ich oft, ich weiß gar nicht, wie ich da noch einen normalen Kontakt halten soll. Es geht nur, weil ich weiß, dass sie es im Grunde gut meinen und es nur durch ihre Brille sehen können und gar nicht verstehen, was das für ne schwere Krankheit ist.
Eine Freundin hat zu mir gesagt, als ich ihr sagte, ich wolle mich am liebsten vorn Zug schmeißen, ach, jetzt hör doch auf. Und ich solle aufhören zu sagen, ich ware krank, sonst würde ich erst recht richtig krank werden.
Sonst hatte ich zu dieser Freundin aber immer ein gutes Verhaltnis.

Ich hab zu zwei Freundinnen ein gutes Verhaltnis, die mich verstehen. Die kann ich aber ortsunabhangig oft sehen.

Dann gibt es da noch zwei Freundesgruppen, in der ich mich in einer davon allerdings nicht mehr wohlfühle. Dort ist jemand, der für mich eigenltich wie ein Ersatzpapa war, und auch 35 Jahre alter ist. Aber seine Frau (ist oft sowieso etwas verwirrt) ist mittlerweile wohl eifersüchtig auf mich. Wahrscheinlich nicht rational, einfach emotional. Also mag ich da auch ungern mehr hin.

Die andere Freundesgruppe ist toll. Da ware es schade den Kontakt zu verlieren.

Es spukt schon in meinem Kopf herum, hier weg zu gehen, nicht nur als Flucht aus diesen ganzen Umstanden. Es war auch schon ein Gedanke vor dem Burnout, aber der Wunsch mit einem Teil meines Lebens zu brechen wurde dadurch starker. Mein ganzes Leben war eigentlich ein einziges Traumata. Sondern eher als Neustartversuch.
Um die eine Freundesgruppe ware es für mich schade. Aber ja naja.

Genug von mir.
- es interessiert mich einfach, weil so viele Burnout Betroffene so wie ich gehört hab, scheinbar diesen Wunsch haben, raus aus dem Leben und rein in ein ganz anderes Leben.

Ich bin dafür eh noch nicht stabil genug.

Aber hat jemand solche Überlegungen gehabt oder sie umgesetzt? Oder einfach sein Umfeld verandert?

Gestern 14:40 • x 2 #1


Dakota
Nur ein kleiner Gedanke. Menschen, die von einer Substanz abhängig waren wechseln nach dem Entzug auch manchmal ihr Umfeld, weil die Leute leider weiter konsumieren.

Gestern 15:34 • x 3 #2


A


Hallo Nele222,

Bei Burnout weg vom Umfeld / Umziehen/ Auswandern etc

x 3#3


Stromboli
Liebe Nele
Nach dem grossen Crash um 2013 rum in meinem Leben, der Burnout, Depressionen und Ängste alles mit sich brachte, bin ich nach und nach tatsächlich ziemlich vollständig aus dem alten in ein neues Umfeld reinge... weiss grad nicht, welches Verb passt: reingewachsen? reingekommen? am ehesten reingeführt worden wohl.
Das war in der Tat ganz wichtig und im Rückblick das Beste, was mir passieren konnte. Aber zu sagen, ich hätte das aktiv geplant und umgesetzt, würde es überhaupt nicht treffen. Ich weiss dafür keine besseren Worte als dass das Leben das neu organisiert hat. Schritt für Schritt, natürlich habe ich dann jeweils aktiv Dinge getan, Optionen angesteuert, die sich neu zeigten, z.B. einen Umzug. Aber dazu brauchte es immer die berühmte Zeit, die dafür reif war.
Wenn ich lese, was du dir teilweise von deinem Umfeld anhören musst, läuft es mir kalt den Rücken runter. Du magst das entschuldigen damit, dass sie es nicht böse meinen, werden sie sicher auch nicht, aber das ändert nichts daran, dass es DIR gar nicht tut gut - für mich waren solche Kommentare jedenfalls toxisch und haben die alten Traumata reaktiviert. Sie verstehen es nicht und sind damit überfordert. Gut für dich wäre ein Umfeld, das versteht und nicht überfordert ist damit, weil sie selber erfahren haben, was z.B. Burnout bedeutet. Glücklicherweise scheint es immerhin auch solche Menschen zu geben in deinem Umfeld.
Das fällt mir grad ein zu deiner Frage. Ich wünsch dir alles Gute und allen Mut, den es manchmal braucht, um Gelegenheiten zu packen, wenn sie sich zeigen ... und setze dich an die erste Stelle jetzt.

Gestern 17:36 • x 4 #3


hlena
Ich habe damals,als ich etwa 20 Jahre war,alle Zelte hinter mir abgebrochen und es nie bereut.
Da hatte ich aber weder einen Burnout noch Depressionen.
Ich möchte dich nur bestärken,denn es ist ja nicht das 1.Mal,daß du daran denkst.
Nicht,daß du später einmal sagst : Hättest du mal....

Gestern 17:52 • x 3 #4


A
Hallo Nele,

ich würde mir das gut überlegen. Einerseits hast du ein gewisses soziales Umfeld. Als kranker Mensch in einer fremden Stadt ist es schwer das wieder aufzubauen. Andererseits sollte man in so einer Notlage wie Deiner keine wichtigen Entscheidungen treffen. Ich habe gerhört, dass von Burnout und/oder Depression betroffene häufige ihre Arbeit kündigen, weil sie der Meinung sind, dass ihre Probleme nur von der Arbeit kommen. Am Ende stehen sie oft schlechter da als davor.

Was Deine Bekannten angeht: ich denke auch, dass viele es wirklich gut meinen. Man muss sich einfach bewusst machen, dass viele - selbst nahe stehende Personen - solche Krankheiten nicht verstehen. Da ist die Gesellschaft einfach noch nicht so weit.

Gestern 22:13 • x 4 #5


Caro63
Hallo Nele,
Es ist oft schwierig, in dieser Situation der Erkrankung die Situation richtig einzuschätzen.
Der Körper und die Seele schreit quasi nach STOP, nur aufhören kann man oft erstmal gar nicht.
Mir ging es dann 2013 so, dass gar nichts mehr ging.Nachdem ich in dem damaligen Onlineforum anfing zu lesen, mich überhaupt erst einmal mit der Thematik Erschöpfung zu beschäftigen, war ich völlig überfordert damit.
Aus heutiger Sicht reagierte ich ,so glaube ich völlig aus dem Bauchgefühl heraus.
Ich liess mich Krankschreibung, schrieb meinem Chef eine Mail mit der kurzen Erklärung Erschöpfung und bat, mir Zeit zu geben, Zeit ohne nervige Nachfragen,Anrufe,Krankenbesuche ,Freunde,Bekannte,Familie ebenso...ich würde mich melden,wenn es besser ginge.Erstaunt über das Verständnis ob meiner Direktheit, akzeptierten das Alle. Kontakte hatte ich nur zum Sohn, meinem Partner und einer Freundin.
Kein Telefon,Mail,TV,Radio....5 Wo.lang.
Letztendlich habe ich nach weiteren 4 Jahren in derselben Firma dann doch gekündigt mit der vorangegangenen Erkenntnis, nur I C H kann meine Situation verändern zum Besseren.Seitdem hatte ich noch 3 Jobs,ehe ich in Rente ging...alles welche, die mir Spass machten, weniger Geld brachten, das war mir nicht mehr oberste Priorität.
Auch den Wohnort wechselte ich nochmal, allerdings der Liebe wegen.
Ich denke, man kann solche Wege nicht pauschal gehen, sie sind nicht auf Jeden so anzuwenden.
Dafür sind wir alle zu verschieden im Wesen ,der Empfindsamkeit usw.
In einer Phase der Erschöpfung hätte mir der komplette Wechsel nicht gut getan.Ich brauchte die Geborgenheit in meiner kleinen Wohnung, meine Insel, meine Festung, wo ich Ruhe fand für mich vor allen äußeren Einflüssen.
Das hat mir sehr geholfen und...ich bin offen mit dem Thema umgegangen.Das hat zwar auch die Zahl der Freunde verringert, das waren dann auch keine richtigen Freunde.
Heute bin ich da eh sehr egoistisch ,wählerisch unterwegs.Weniger tut manchmal mehr...

Gestern 23:24 • x 2 #6


Nuance
Sein Umfeld zu verlassen, birgt natürlich auch Risiken.
Wahrscheinlich gibt es einige Menschen, die Du aushalten kannst.

Wie dem auch sei, diese Reaktionen Deines Umfeldes.
Ich muss an meine Krankengeschichte denken...

Es geht einem schlecht, man öffnet sich und - schwups: Das Umfeld wird zum Psychologen/Richter/Laien-Arzt und wirft mit Diagnosen/Urteilen/Einschätzungen um sich.
Und deren Fantasie kennt keine Grenzen.
Diejenigen, die zum Ergebnis Faulheit kommen, sind einem schon mal nicht wohlgesonnen.

Die Erkenntnis, weniger und am Ende vlt. sogar gar keine Freunde zu haben, dürfte sich zusätzlich negativ auf die Psyche auswirken.

Ich weiß nicht, es könnte helfen, andere zu warnen/aufzuklären - dass man sich öffnen möchte, jedoch keine Meinung/keinen Kommentar wünscht. Oder jedenfalls nichts Negatives - keine negativen Unterstellungen.

Jedenfalls passiert mir das auch: Wenn mir jemand von einem Problem erzählt, überlege ich sofort, wie man es lösen könnte. Doch bei möglichen Ursachen - da wäre ich dann doch extrem vorsichtig. Erst recht, weil ich Deine Lage kenne.

Ein Aspekt ist vlt. noch wichtig: Warum vertraut man sich anderen an? Was erhofft man sich?
Zuwendung, Zuneigung, Geborgenheit/Nähe, Verständnis, seelische/praktische Hilfe - - ein paar dieser Elemente dürften regelmäßig eine Rolle spielen.
Es ist natürlich fatal, wenn man angegriffen/verletzt wird.

Und diese diversen Antworten: Kann man sie wirklich alle wörtlich nehmen? Sagen sie was sie wirklich meinen? Wollen einige nicht eigentlich sagen: Lass mich mit Deinem Sch. zufrieden?
Aber Du kannst Dich glücklich schätzen: Anscheinend hat niemand geantwortet, Du und Deine Probleme würden sie krank machen, Albträume bei ihnen verursachen. Das - finde ich - ist doch schon mal was.

Ich kenne Deine Krankengeschichte nicht.
Gut ist stets, alles Körperliche abklären zu lassen.
Warum keine psycho-somatische Klinik? Das wäre ein anderes Umfeld. Und Du würdest viele verständnisvolle neue Kontakte knüpfen. Es würde Dir bestimmt Kraft geben.

Heute 11:23 • x 2 #7


S
Zitat von Nele222:
Ich weiß, die Leute meinen es gut, aber wenn jemand zu mir sagt, ich soll mich mal überprüfen, ob ich wirklich krank bin, oder nur zu faul, wenn ich ihm gerade erzahle, wie sehr ich leide, oder dass nur mein toter Vater (zu dem ich ein enges Verhaltnis hatte) daran schuld ist, dass es mir so geht, und solche Sprüche von Angehörigen kommen, denke ich oft, ich weiß gar nicht, wie ich da noch einen normalen Kontakt halten soll.

Fällt mir eher schwer zu glauben dass solche Kommentare gut gemeint sind. Dass man nicht verstehen kann wie ein Betroffener sich mit der Krankheit fühlt ist eine Sache, aber hier wird ja ganz klar deine Glaubwürdigkeit angezweifelt bzw es so dargestellt als ob du selbst nicht wüsstest wie es dir geht und dir etwas einbildest. Den Spruch mit dem Vater finde ich auch sehr grenzwertig, sowas kann man als Außenstehender doch gar nicht beurteilen.

Zitat von Nele222:
Ich hab zu zwei Freundinnen ein gutes Verhaltnis, die mich verstehen. Die kann ich aber ortsunabhangig oft sehen.

Und reicht dir das nicht? Also ich hätte lieber 2 gute Freunde als 20 mit denen man sich nur so halbwegs versteht.

Zitat von Nele222:
Es spukt schon in meinem Kopf herum, hier weg zu gehen, nicht nur als Flucht aus diesen ganzen Umstanden.

Ist das wirklich notwendig? Es ist niemand gezwungen, Kontakte auf freundschaftlicher Basis zu halten wenn sie einem nicht gut tun.

Zitat von Nele222:
Oder einfach sein Umfeld verandert?

Jaa genau. Hab ich zb auch schon gemacht weil ich in meinem Bekanntenkreis ähnliches erlebt habe. Aber dafür muss man nicht extra umziehen.

Vor 27 Minuten • x 1 #8

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