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Arbeit oder Gesundheit

V
Ich hole jetzt mal etwas aus

Ich bin dein mehr als vier in der Einrichtung tätig in der ich jetzt bin. Trotz einiger sozialer Probleme war ich auf der Arbeit immer anerkannt. Ich gehöre zu den konsequenten Betreuern, weil Heimkinder noch mehr Grenzen brauchen als Kinder in einem normalen Haushalt. Seit einiger Zeit fühle ich mich aber nicht mehr wohl. Das hängt an Kollegen und teilweise an den Kindern, die derzeit richtig Rufmord begehen.
Es haben in letzter Zeit einige Betreuer in meinem Haus (aus verschiedenen Gründen) gekündigt.
Heute hatte ich wegen der Vorwürfe von Kinderseite ein Mitarbeitergespräch. Letztendlich war das besser als ich erwartet hatte. Aber mein Kopfkino macht im Vorfeld Angst und Panik draus.
Aber durch Personalmangel und ASD- Kontrolle fiel der Satz: "Es darf sich jetzt keiner mehr länger krankschreiben lassen, sonst wird und die Gruppe geschlossen!"
Jetzt war das Gespräch erledigt und ich wusste, dass ich Rückendeckung habe. Dann bin ich bei meiner Psychisterin, weil ich nicht stabil bin. Sie sagt mir gerade heraus: "ich möchte Die endlich krankschreiben, weil das so nicht weitergehen kann. Sie sind überlastet und müssen in die Tagesklinik, sonst kann ich nichts für Sie tun." Sie hat Recht aber dennoch will ich nicht schuld sein, wenn die Gruppe geschlossen wird. Das hieße nämlich auch, dass Kinder ihren Lebensmittelpunkt verlieren und ich dann auch nicht mehr gebraucht werde. Weil dann zu viele Betreuer eingestellt sind. Ich kann auch nicht einfach länger als sechs Wochen krank sein, weil meine Familie das Geld braucht.
Ich bin eben nach Hause gefahren und hatte Heulkrämpfe und wenn ich nicht geheult habe, hab ich fast keine Luft mehr bekommen (angehende Panik). Ich hab so überhaupt keine Ahnung was ich machen kann/möchte.
Ich bin müde!
Liebe Grüße
Virginia

27.08.2021 15:27 • #1


Greta
Liebe Virginia,

offensichtlich steckst du gerade in der Zwickmühle zwischen Verantwortungsgefühl und Selbstfürsorge.
Viele hier im Forum (auch ich) kennen dieses Gefühl.
Man will die Kollegen nicht im Stich lassen; will nicht Schuld sein daran, dass die Arbeit nicht mehr erledigt wird. Und in deinem Fall wären sogar Kinder betroffen.
Zitat von Virginia1:
Aber durch Personalmangel und ASD- Kontrolle fiel der Satz: Es darf sich jetzt keiner mehr länger krankschreiben lassen, sonst wird und die Gruppe geschlossen!

Ist das wirklich Fakt?
Mit solchen Aussagen hält man die Mitarbeiter nämlich gerne bei der Stange und schiebt ihnen die Verantwortung zu für Personalmangel, Arbeitsüberlastung usw.
Und leider funktioniert das auch:
Zitat von Virginia1:
dennoch will ich nicht schuld sein, wenn die Gruppe geschlossen wird.


Aber ist es nicht Aufgabe der Einrichtungsleitung, die Probleme zu lösen? Muss die Leitung nicht eigentlich dafür sorgen, dass genügend Personal vorhanden ist und die Arbeitsbedingungen derart gestaltet werden, dass sie die Mitarbeiter nicht krank machen?

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was mit dir passiert, wenn du dem Rat deiner Psychiaterin nicht folgst und dich endlich krankschreiben lässt?
Wie wird es weitergehen mit dir? Wo wirst du gesundheitlich stehen ... in drei Wochen ... in drei Monaten ... im nächsten Frühjahr?
Zitat von Virginia1:
Ich kann auch nicht einfach länger als sechs Wochen krank sein, weil meine Familie das Geld braucht.

Innerhalb von sechs Wochen kann man schon eine Menge tun. Und wenn du z.B. jetzt in eine Tagesklinik gehst, reichen dir vielleicht schon drei oder vier Wochen aus, damit es dir besser geht.
Wenn du allerdings wartest, bis bei dir gar nichts mehr geht und du irgendwann zusammenklappst, dann wirst du eine deutlich längere Krankschreibung benötigen!
Sechs Wochen lang hast du Anspruch auf Lohnfortzahlung, das weißt du ja sicher.
In dieser Zeit hast du also keine finanziellen Einbußen zu befürchten.
Bitte denke auch daran, dass deine Familie nicht nur das Geld braucht, sondern vor allem und zuerst einmal DICH!
Zitat von Virginia1:
Das hieße nämlich auch, dass Kinder ihren Lebensmittelpunkt verlieren und ich dann auch nicht mehr gebraucht werde.

Du denkst an die Kinder in eurer Einrichtung; aber denkst du auch an deine eigenen Kinder?

Hast du eigentlich schon mal über einen Jobwechsel nachgedacht?

Liebe Grüße
Greta

28.08.2021 08:52 • x 3 #2


A


Hallo Virginia1,

Arbeit oder Gesundheit

x 3#3


Ziva
Huch, irgendwie hab ich das hier mit den Zitaten nicht hingekriegt, entschuldige für das Chaos.

Hallü @Virginia1
Dein Text erinnert mich an eine ähnliche Situation. Druckaufbauende Sätze sind einfach nur mies.
Wenn das Gegenüber von deiner Schwäche in diesem Fall weiß, noch viel gemeiner.
Ich finde, dass nicht DU dafür verantwortlich bist und auch nicht dafür verantwortlich gemacht werden DARFST, dass oder ob eine Gruppe geschlossen wird. Dein Arbeitgeber hat Sorge zu tragen. Nicht du.

Ich möchte dir eigentlich nur ans Herz legen, auf dein Inneres zu hören. Was möchtest denn du? Möchtest du weiterarbeiten, damit der Laden läuft, dich vielleicht weiter kaputt machen (lassen) (- ich weiß wie zermürbend und anstrengend die Arbeit mit Heimkindern sein kann), bis du vielleicht irgendwann gar nicht mehr kannst?
Oder möchtest du jetzt - gerade jetzt wo es dir von deiner Therapeutin sogar geraten wird - die Reißleine ziehen und etwas für dich tun? OHNE darüber nachzudenken, wie es im Heim weiterlaufen wird. Ohne darüber nachzudenken, ob die Gruppe geschlossen wird oder nicht.

Ich drück dich aus der Ferne, wenn du das gebrauchen kannst.
Liebe Grüße, Ziva

28.08.2021 08:57 • x 1 #3


V
@Greta @Ziva
Erst mal danke für eure Antworten
Zitat von Greta:
Ist das wirklich Fakt?
Mit solchen Aussagen hält man die Mitarbeiter nämlich gerne bei der Stange und schiebt ihnen die Verantwortung zu für Personalmangel, Arbeitsüberlastung usw.
Und leider funktioniert das auch:

Ja leider ist das Fakt, weil der Personalmangel nicht das einzige Problem. Aber ja, der Druck ist sch

Zitat von Greta:
Aber ist es nicht Aufgabe der Einrichtungsleitung, die Probleme zu lösen? Muss die Leitung nicht eigentlich dafür sorgen, dass genügend Personal vorhanden ist und die Arbeitsbedingungen derart gestaltet werden, dass sie die Mitarbeiter nicht krank machen?

Ja ist es! Stellen sind ausgeschrieben und Vereinbarungen sind getroffen. Aber wenn keine (anständigen) Bewerbungen kommen, dann kommen keine.

Zitat von Greta:
Hast du eigentlich schon mal über einen Jobwechsel nachgedacht?

Ja, daran arbeite ich gerade. Ich möchte mit meinem Mann ein Geschäft eröffnen. Uns fehlt nur die Location. Wobei ich dann erst noch normal weiter arbeiten muss, bis Kundschaft kommt. Der Laden hat auch ein besonderes Konzept.

Zitat von Ziva:
Ich möchte dir eigentlich nur ans Herz legen, auf dein Inneres zu hören. Was möchtest denn du?

Siehe oben. Ich möchte meine Energie in den Laden stecken, aber das kann ich mir (noch) nicht leisten.

Zitat von Ziva:
Ich drück dich aus der Ferne, wenn du das gebrauchen kannst.

Vielen Dank. Aus der Ferne kann ich das gut vertragen. Aus der Nähe nur (wenn überhaupt) von meinem Mann. Sonst habe ich das Gefühl total zusammenzubrechen.

Virginia

28.08.2021 11:14 • #4


Albarracin
Experte

28.08.2021 11:34 • x 7 #5


Greta
@Albarracin @Virginia1
besser hätte ich es nicht sagen können!
Auch ich habe ein solches System mit meinem jahrelangen Einsatz am Laufen gehalten und mir letzten Endes damit meine Gesundheit ruiniert. Bin nun seit fast 10 Monaten krankgeschrieben, nichts geht mehr, und derzeit läuft mein Rentenantrag. An Arbeit ist überhaupt nicht mehr zu denken! Ich hoffe, dass ich vielleicht irgendwann wieder so weit bin, dass ich zumindest meinen normalen Alltag wieder einigermaßen auf die Reihe kriege.

Zitat von Virginia1:
Aber wenn keine (anständigen) Bewerbungen kommen, dann kommen keine.

Das ist aber nicht dein Problem, liebe Virginia.
Zitat von Virginia1:
Ich möchte meine Energie in den Laden stecken,

Hast du denn im Moment überhaupt noch Energie?
Denn:
Zitat von Virginia1:
ich möchte Die endlich krankschreiben, weil das so nicht weitergehen kann. Sie sind überlastet und müssen in die Tagesklinik, sonst kann ich nichts für Sie tun. Sie hat Recht

Der Plan mit dem eigenen Laden ist doch ein weiterer Grund, weshalb du jetzt für dich sorgen solltest.
Überlastet in so ein Projekt zu gehen, dazu nebenbei noch der Job, Haushalt, Kinder ...
Bist du sicher, dass du das schaffst?

28.08.2021 11:55 • x 1 #6


V
Jajaja
Ihr habt Recht und meine Psychiaterin auch aber ich glaube ich auch
Kennt ihr das? Alle verstehen können. Ich kann alle Seiten immer unglaublich gut verstehen. Ich hasse das.
Also: ich habe eine gute Nachricht oder zwei
Meine Selbsthilfegruppe bzw. Die Leitung hat angerufen. Am Donnerstag startet sie endlich wieder. Zum anderen habe ich meinen Träger/Arbeitgeber angerufen und um ein weiteres Gespräch gebeten. Ich möchte nicht alles abbrechen und mich schuldig fühlen. Ich werde mit meinem Träger und meiner kommissarischen Leitung einen Termin ausmachen und ab da lasse ich mich krank schreiben. So hat mein Arbeitgeber Zeit sich darauf einzustellen und ich sehe am Ende ein Licht. Und meine Psychiaterin sieht, dass ich was ändern will.
Alle happy und ich will heulen.

28.08.2021 13:37 • #7


Greta
Zitat von Virginia1:
Kennt ihr das? Alle verstehen können. Ich kann alle Seiten immer unglaublich gut verstehen

Und wer versteht dich? (Außer wir hier natürlich )

Aber das klingt doch nach einem guten Plan!
Super, dass du so schnell eine Lösung für dich gefunden hast!

Zitat von Virginia1:
Alle happy und ich will heulen.

Alle happy schließt dich hoffentlich mit ein!
Denn DU musst happy sein.
Aber das weißt du ja

28.08.2021 13:51 • #8


Albarracin
Experte

28.08.2021 16:34 • x 4 #9


A


Hallo Virginia1,

x 4#10


E
Zitat von Albarracin:
Es ist Sache Deines Arbeitgebers, ausreichende Reserven für Urlaub, Krankheit etc. einzuplanen

Genauso ist es und es funktioniert auch- irgendwie.
Wir sind in der Arbeitswelt ersetzbar, auch wenn wir immer wieder glauben, unersetzlich zu sein.
Nein.
Dir wird auch keiner anerkennend vor Dankbarkeit auf die Schulter klopfen, wenn du auf der Strecke einfach liegen bleibst, weil du zusammengeklappt bist.

Wir sind für unsere AG nicht so wichtig, wie wir immer denken.

Aber wir sind für uns wichtig, bzw es sollte so sein, daß wir uns wichtig nehmen.

Ich wünsch dir, daß du eine wirklich gute Entscheidung (nur) für dich triffst.

28.08.2021 16:50 • x 3 #10

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