26

Angst vor der Familie

W
Hallo
Da ich ganz neu hier bin, schreibe ich mal etwas zu meinem Hintergrund.
Ich erinnere mich, dass ich mich schon mit 10 Jahren nicht mehr auf Weihnachten freute, dass ich an Geburtstagen viel Kraft brauchte um halbwegs Glaubhaft Freude über Geschenke zu simulieren und dass ich immer hoffte, ich wurde als Kind im Krankenhaus vertauscht.
Gründe sehe ich heute darin, dass ich von frühester Kindheit an emmotional Missbraucht wurde und ich über die Zustände in meiner Familie traumatisiert war. Ich hatte Angst vor Auseinandersetzungen. Diese Angst ist bis heute geblieben. Und diese Angst beamt mich auch zurück in die Kindheit im konflikt mit den entsprechenden Familienangehörigen. Also versuche ich jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen.
Doch das hilft nicht wirklich und ich weiß, ich muss mich dem Konflikt stellen.
Ein Problem sehe ich darin, dass ich das Image eines lieben, verständnissvollen, empathischen Menschen habe, der bei Problemen zuhört.
Als Kind wurde ich von meinen Geschwistern bis aufs Äußerste Provoziert und gereizt, bis ich vor Verzweiflung nur noch einen Wutanfall bekam und irgend etwas warf. Und meine Geschwister sehen noch heute jedes Nein als Aufforderrung Überzeugungsarbeit zu leisten. Sie wollen in Diskussionen Recht haben und wollen in allen Punkten ihren Willen durchsetzen.
Das reicht dann bis Stalking. Plötzlich stehen sie unangemeldet vor der Tür.
Zudem gab es im Sprachgebrauch keine Möglichkeitsform. Es hieß mehr Mach dies, Tue das und du musst.
Das erzeugt in mir einen riesigen Druck.
Paradoxerweise habe ich schon mehrfach das Gespräch gesucht und hatte zuerst das Gefühl, von der Familie verstanden zu werden, bis mir bewußt wurde, dass ich nun für sie der sensible Kranke bin, den man bevormundet. Meine Gefühlswelt zählt nicht und ich soll mich nicht so anstellen.
Und als es mir richtig sch. ging, zeigten auch Menschen, die ich für Freunde hielt, dass ich für sie nur einen Zweck erfüllte, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Jetzt bin ich relativ alleine, in einer neuen Umgebung fast ohne alte und keine neuen Kontakte. Es geht mir besser.
Aber immer wieder tauchen die depressiven Phasen auf. Und gerade in dieser Zeit, in der ich endlich Zeit finde, die vergifteten Familienverhältnisse für mich zu klären und mich zu stärken, da übt plötzlich die Familie massiv Druck auf mich aus.
Was kann ich tun?
Telefonieren und persönliche Treffen, dazu bin ich nicht bereit. Und in Briefen lenke ich jedesmal wieder in ein freundschaftliches,Bitte schlag mich nicht, weil ich so denke über, also ein heischen nach Verständnis. Und damit komme ich auch nicht weiter.

26.11.2021 16:55 • x 3 #1


I
Erstmal HALLO,

Du hast es Dir schon selbst beantwortet. Du bist nicht bereit. Nicht bereit, Ihre Erwartungen an Dich, an Treffen, an Telefonate länger zu erfüllen. Umso besser, dass Du das merkst und schon begonnen hast, zu selektieren.
Meine Mutter hat mehrere Suizidversuche hinter sich.
Das hatte mich kaputt gemacht. Ich habe den Kontakt auf wenige WhatsApp im Jahr reduziert. Am Anfang habe ich das schlechte Gewissen kaum ertragen. Habe mich verantwortlich gefühlt und durch die Abgrenzung war ich in meinen Augen schuldig.
Es hat leider Jahre gedauert, aber jetzt bin ich von diesem immensen Druck befreit und wir tauschen uns nach wie vor nur über WhatsApp aus.
Nimm am Anfang Ausreden her, damit es Dir erstmal mit einer Rechtfertigung leichter fällt, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Migräne, Einladungen, Besprechungen etc.

Gleichzeitig ist es natürlich wichtig, ein soziales Umfeld zu haben. Wo könntest Du Dich im Frühling (nach Corona) anmelden? Oder an einer Spaziergang-Gruppe teilnehmen, Hunde ausführen, Sprache lernen, Leseklub, Nähkurs oder oder oder

26.11.2021 17:46 • x 5 #2


A


Hallo wasislos,

Angst vor der Familie

x 3#3


I
@wasislos P.S. Dachte auch, ich sei als Kind vertauscht worden. Bin auch die einzige sensible in der Familie.....

26.11.2021 17:46 • x 1 #3


W
Danke @Ichdarffaulsein, für Deine Antwort.

Das mit den Ausreden zieht nicht. Ich kann bei der Wahrheit bleiben und selbst dafür werde ich angegriffen.
Es hieß sogar Du bist absichtlich weit weg gezogen
Das war zwar nicht der Grund, doch heute wünsche ich mir, ich hätte spontan Ja gesagt.

Und mit dem Abstand fühle ich mich gut. Das bestätigst Du mir, dass es auch Dir geholfen hat.

Danke

26.11.2021 18:03 • #4


Jana7
Hallo,
Du schreibst recht allgemein. Zumindest für mich ist schwierig, hier eine Antwort zu geben.
Du scheinst weiter weg gezogen zu sein. Deine Geschwister stehen - trotz großer räumlicher Distanz - unangemeldet vor Deiner Tür.

Mir ist nicht klar, wie alt Du bist. Bei Geschlecht steht divers. Andererseits: Muss man dies für eine hilfreiche Antwort wissen?

Du fühlst Dich fremd in Deiner Familie. Ich erinnere mich spontan an einige Fälle im TV, in der Leute intuitiv spürten, dass sie adoptiert wurden oder einen anderen Vater hatten.

Trotzdem kann man sich auch innerhalb der eigenen - biologischen - Familie fremd fühlen. Genetik ist komplex. Gibt es keine Tante, Onkel, Oma, Opa, der Dir ähnlicher ist?

Es ist natürlich schon sehr belastend, sich schon früh fremd und unverstanden zu fühlen.

Grundsätzlich finde ich schön, dass ihr miteinander geredet habt und Du Dich erklärt hast.
Dass man Dich nun für so sensibel hält, dass man Dir Vorschriften machen will, ist natürlich nicht ideal.

Kannst Du keinen Sinn darin finden, Dich noch einmal zu erklären. Schriftlich geht das doch oft besser.
Es geht hierbei natürlich nicht nur um Dich und Deine Gefühlswelt - andererseits scheint Deine Familie ja kritikfähig zu sein. So dürfte es doch auch leichter sein, sich nochmals zu erklären.

Du könntest - ua - um eine Kontaktpause bitten. So kannst Du Dich vllt. selbst finden, alles ordnen. Ohne familiäre Beeinflussung.

In ein neues Umfeld zu ziehen, ist objektiv schwierig. Ich würde wirklich versuchen, so schnell wie möglich, Kontakte aufzubauen. Du scheinst ja nicht antriebslos zu sein.
Ideal wäre eine Team-Sportart. Oder andere Hobbies. Es sind natürlich Standard-Ratschläge.
Es wäre nicht gut, länger dieses Gefühl von Einsamkeit - das ich sehr gut kenne - zu haben.

Man kann natürlich auch psychologische Hilfe suchen. Es gibt Tageskliniken - man kann andere Patienten kennenlernen. Ich könnte mir vorstellen, dass man dort wirklich sehr gute Freunde finden kann.

Dass man von Freunden im Grunde nur benutzt wird, kenne ich auch.
Niemand scheint nur Freundschaft zu suchen. Freundschaft bedeutet doch eigentlich, den anderen Tag Nacht in Not anrufen zu können. In schwierigen Zeiten für den anderen da zu sein.
Und es ist wirklich hart, wenn man dies nicht in der eigenen Familie finden kann.

26.11.2021 18:36 • x 4 #5


W
Hallo Jana7,

zuerst einmal Danke für Deine Antwort.
Ich habe sehr viel an Vertrauen in andere Menschen verloren. Das hat mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich bewege mich auch ungern in sozialen Netzwerken im Internet. Und ich brauch Vertrauen um mich deutlicher zu zeigen.

Die letzten Jahre haben mir den Boden unter den Füßen weggerissen, denn alles was mir so vertraut schien, hat sich gewandelt.
Als ich in die Überforderung geriet wurde ich von Freunden angegriffen und beschimpft. Ich würde Simulieren und ich trage Verantwortung für Entscheidungen die andere Menschen getroffen haben, weil ich der Person gegenüber meine Meinung und meinen Ratschlag gegeben habe.
Es artete in Psychoterror aus, dem ich mich nur mit totalem Kontaktabbruch entziehen konnte.

Und was die Familie betrifft, so kennt diese kein Nein und keine Grenze. Wenn ich Informationen nicht freiwillig gebe, dann suchen einige diese Informationen in meinen Taschen und Schränken. Und je mehr ich mich zurückziehe, umso mehr Druck erhalte ich, dass ich in Verbindung bleiben soll.

Ich war fast ein Jahr nicht arbeitsfähig und auch in einer Reha. Und ich habe drei Jahre Therapie hinter mir.
Ja, ich bin in Kontakt mit Menschen gekommen. Aber der Kontakt ist nicht geblieben.

Mein ganzes familiäres System ist traumatisiert. Das was ich erlebt habe haben meine Geschwister auch erlebt. Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass ich es nicht Normal finde und mir nicht mehr einrede, dass doch alles schön war. Es war niemals richtig schön und das verarbeite ich.

Jeder Brief, den ich versucht habe zu schreiben führt mich zu meiner familiären Konditionierung, die mich in die Rolle drängt die mir zugeordnet wurde. Ich brauche Stunden für einen Text, den ich nciht abschicke, weil er einfach nicht das trifft, was ich sagen will.

Und weil ich sehr verletzt wurde, habe ich sehr viel Mißtrauen anderen gegenüber. Das macht es mir schwer auf andere zuzugehen. Ich übe noch.
Das gewohnte Umfeld mit einer übergriffigen Familie, gegen die ich mich immer verteidigen muss, war für mich objektiv schwieriger, als hier in einer neuen Umgebung langsam wieder ein eigenes Bewußtsein für mich als Menschen zu entwickeln.
Das erklärt auch den Begriff divers, denn ich weiß nicht mehr wer ich bin und was ich bin.

26.11.2021 19:42 • x 1 #6


Kate
Zitat von wasislos:
Und was die Familie betrifft, so kennt diese kein Nein und keine Grenze. Wenn ich Informationen nicht freiwillig gebe, dann suchen einige diese Informationen in meinen Taschen und Schränken. Und je mehr ich mich zurückziehe, umso mehr Druck erhalte ich, dass ich in Verbindung bleiben soll.

Hi,
dann ist es ja um so besser, dass Du nun weit weggezogen bist. Das verhindert schon mal das Gewühle in den Schränken.
Das klingt fast, als seiest Du entmündigt worden.
Ich glaube aber du bist auf einem guten Weg, schon alleine durch die Erkenntnis, dass dies alles andere als normal ist.

LG Kate

26.11.2021 19:53 • x 1 #7


N
@wasislos deine Familie zieht dich runter.. Sie wollen dich in ihr Netz zurückziehen, damit Sie selbst weiterhin Ihre Version der heilen Familie glauben können. Du bist jemand, der die Wahrheit ausspricht und damit macht man sich in der Regel nicht beliebt. Du kannst dir den Mund fusselig reden und im 1 zu 1 Kontakt glaubt dir ein Familienmitglied, aber anschliessend greift die Dynamik des sich- gegen- dich - Verbindens. Denn davon haben Sie mehr . Als sensibler Mensch sieht man Dinge klarer und -- ja. ist schlauer . Aber wenn die Umstände kacke sind weil man eben Pech hat --- bei mir ist es auch so... dann mach dich aus dem Staub.
Durch deine Abwesenheit werden die Schwierigkeiten innerhalb des Familiensystem offengelegt. Deswegen sind die so krass hinter dir her. Bleib stark und unnachgiebig und meide sie ... eine längere Zeit- komplett. Nach zwei Jahren kann man neue Therapie beantragen... mach das ! und ... was mir hilft ist ein ganz toller Podcast.. Youtube- Verena König. Die beruhigt mich total und spricht aus , was in mir vorgeht... also Traumabezogen sind die Themen. 1

27.11.2021 13:06 • x 2 #8


I
Also ich hatte einige Jahre gar keinen Kontakt. Hatte ihn komplett abgebrochen. Wenn eine Kommunikation unmöglich ist, bleibt das als einziger Ausweg. Das bißchen WhatsApp Kontakt haben wir nur übers Wetter und über was habe ich gerade gegessen. Ich hatte immer den Wunsch nach Nähe, Zugehörigkeit und Tiefe. Durch den Abbruch habe ich gelernt, dass ich vergeblich gewartet hatte und habe andere sättigende Wege gefunden. Heute kann ich mit dieser larifari Oberflächlichkeit umgehen. Früher hätte sich alles in mir gesträubt.Ich wollte eine richtige Familie, wie andere auch. Die habe ich nicht, aber jetzt tut es nicht mehr weh. Jetzt ist es gut so wie es ist. Und ich hoffe, Du hast dieses Gefühl auch von Monat zu Monat mehr!

28.11.2021 11:25 • x 2 #9


W
Danke Kate, danke Nelly30 und danke Ichdarffaulsein.

Eure Bestätigung tut gut und ich fühle mich auch besser ohne die zusätzlichen Themen aus der Familie.
Trotzdem ist es ungewohnt und es kommen auch bei mir immer wieder Gefühle der Verunsicherung hoch. Tue ich das richtige? ist eine der Fragen die ich mir Stelle. Schließlich bin ich mit ihnen vertraut, fühle mich ihnen verbunden, denn sie haben zum Teil einige Erlebnisse, die ich auch habe. Trauma oder nicht.

Ich ertappe mich dabei zu denken Es hilft vielleicht, doch noch ein Gespräch zu führen frei nach dem Motto: Wenn ich mal nicht weiter weiß, dann bilde ich einen Jammerkreis.
Denn nichts weiter würde passieren und der Wettbewerb Wem geht es schlechter kann beginnen.

Doof ist nur, dass ich mich um unsere Mutter kümmern darf, ich bin an diesem Punkt Ansprechpartner und das bedeutet auch, dass ich immer wieder mal in Kontakt treten muss.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die ich sehe. Entweder alles abgeben oder klare Regel wie das in Kontakt treten aussieht.

02.12.2021 10:04 • x 2 #10


maya60
Hallo @wasislos und Herzlich Willkommen hier im Forum! Und den guten und hilfreichen Austausch, den ich dir wünsche, hast du ja schon hier gefunden!

Wenn ich deinen Thementitel sehe, meldet sich schon die Angst in mir, denn ich hatte auch traumatische Familienbeziehungen von Kleinauf.

Darum habe ich auch aus Triggerangst nicht die ganzen Beiträge hier an dich gelesen.

Möchte dir nur kurz schreiben, dass eine Änderung und Verbesserung bei sich selber und bei der Familie nur in dem Maße gelingt, in dem sich alle Einzelnen eingestehen, kranke Familienbeziehungsmuster zu haben und in Psychotherapie daran arbeiten.
Sonst ändert sich nichts.

Da in meiner Herkunftsfamilie ich als Einzige alte Muster bearbeitet habe und erkannte, konnte mein Trauma weichen und ich meine Trigger nach Jahrzehnten loswerden.
Aber Angstreste sind noch da.

Nach Traumabearbeitung habe ich 5 Jahre keinen Kontakt zur Herkunftsfamilie gehabt, um die alten Muster einseitig zu beenden.

Nun nach 5 Jahren war ich mit meiner eigenen Familie zum 97. Geburtstag meines Vaters ohne Panikanfälle lange vorher und nachher und Totstellen innerlich währenddessen.

Es war dysfunktional wie immer, das Treffen, und so sehr anstrengend, aber es war nicht mehr m e i n s. Die Trigger blieben ganz aus, war ich froh!

Liebe Grüße! maya60

02.12.2021 12:18 • x 2 #11


W
Liebe maya60,

nochmals Danke an Dich. Ich fühle mich verstanden und auch motiviert, weiter an mir zu arbeiten.
Auch auf die Gefahr hin, dass sich in meinem Familiensystem nichts ändern wird, geht es hauptsächlich aber darum, wie es mir geht.

Es sind ganz kleine Dinge die Energie kosten. Die bestimmte Art etwas zu betonen, die Wortwahl, eine Geste, ein Blick. Schon fühle ich mich an Ereignisse erinnert und mich da zu drosseln kostet Kraft.
Kraft, die ich manchmal nicht mehr habe, denn da sind noch neuere Kraftfresser, die nichts mit der Familie zu tun haben und mich auszehren.

Ich verstehe, dass Du Dich schützen willst und nicht alles gelesen hast. Trotzdem trifft Deine Aussage direkt ins schwarze und gibt mir den Mut weiter voranzugehen.

Danke

03.12.2021 14:02 • x 2 #12


W
Hallo
Ich bin so wütend und ich schreibe, weil ich meine Gedanken festhalten möchte.
Über die vergangenen Jahre haben mich einige Ereignisse in meinem Leben verändert und mich an mir arbeiten und über mich nachdenken lassen.
In Gesprächen mit meiner Therapeutin nach meinem endgültigen Zusammenbruch habe ich einiges erkannt und besser verstanden.
Ich weiß, dass es nicht nur die böse Umwelt geben kann, sondern, dass jeder Einfluss nehmen kann.
Es gibt aber auch soetwas wie die Selbsterfüllende Prophezeiung oder auch das Phänomen, dass Menschen das Bild eines anderen Menschen verändern oder korrigieren können. Die Menschen, die solch eine Korrektur erfahren haben vertrauen hierbei meist dem Informationsgeber.
Das passiert auch im Internet.
Die Information wird ungefragt übernommen und alles was passiert wird als Bestätigung dieser Information gesehen.
Und im Moment weiß ich nicht mehr, was ich denken soll.

Weil ich soetwas wie Mobbing/Bossing erfahren habe und ich dumm genug war das ganze mit den verschiedensten Methoden zu behandeln war es mir gelungen, über Jahrzehnte ein Klima zu ertragen, dass am Ende mich hat kollabieren lassen.
Damals hatte ich aber noch Freunde, so dachte ich und auch Familie, die mich unterstützte. Das gab mir Kraft.
Danach also Therapie mit Selbserkenntnis. Emmotionaler und psysischer Missbrauch, körperliche Gewalt, S. Missbrauch, Trauma (alles in der Familie erlebt und zum Teil verdrängt). Trotz Therapie bin ich an einer Grenze, wo ich sage, ich komme nicht weiter.
Während der Zeit habe ich den Kontakt zu den Freunden verloren, die mich so behalten wollten, wie ich war, und den Kontakt zur Familie eingeschränkt, die mich immer noch so haben will, wie ich war.
Ich habe den Arbeitgeber gewechselt, bin umgezogen (unter der Woche), denn ich führe dadurch eine WE-Beziehung.

Und was passiert mir? Ich gerate doch wieder an einen ausgrenzenden Kollegen. Oder doch nicht?
Erst wird mir gesagt, ich kann in meinem Arbeitsrhythmus mit meiner Methodik arbeiten. Als ich das tue, wird unter Zeugen gesagt, was ich eigentlich mache. Ich solle gefälligst den Auftrag bearbeiten, wie es in der Vorlage steht.
Es wurde gesagt, ich kann Vorschläge zur Veränderrung einbringen. Doch wenn ich das getan habe, wird mir gesagt, das es schon immer so gemacht wurde.
Immer vom selben Kollegen.
Da ich niemanden kannte, habe ich Anschluss im Kollegenkreis gesucht.Mir wurde gesagt, ich solle nicht hinterherlaufen, wie ein Hund. Dank Corona hatte ich zudem nur sehr wenig Kontakt zu anderen Kollegen und nur sehr wenige Kollegen sind aktiv auf mich zugekommen, also so gut wie Niemand.
Ich konnte in keine Vereine und habe nur Kontakte am WE.
Das einarbeiten verlief genauso frustrierend, denn niemand kontrolliert den Kollegen. So wurden mir viele Dinge nur einmal gesagt, zum Teil im Befehlston mit Mach das einfach genauso wie ich es sage und nicht anders oder Tue nur das was ich sage. Es wurden und werden mir keine Informationen, auch wenn diese für meine Arbeit relevant sein könnten, weitergegeben. Wenn ich selbst etwas sage heißt es Soll mich das interessieren?
Tausende kleiner Ereignisse.
Der Tag besteht nur noch aus Morgens Guten Morgen und Abends Schönen Feierabend, dazwischen kein Gespräch ( zumindest nicht mit mir), außer bei Fragen. Diese werden mal freundlich, mal patzig oder manchmal auch genervt beantwortet.

Und dann plötzlich wird mir zugetragen, dass genau dieser Kollege über mich sagt, ich sei gefährlich bzw. gefährdend und ich solle besser eine andere Tätigkeit ausführen bzw. besser nicht mehr beschäftigt sein.
Seine eigenen Fehler sieht er nicht und auch sein Verhalten ist ihm völlig unbekannt.

Ich entschuldige mich für Fehler, ich stehe dazu etwas falsch angegangen zu sein und ich nehme mir die Fehler als Beispiel daraus zu lernen.
Es gab in der vorherigen Firma die Philosophie der Fehlerkultur. Fehler passieren und sind positiv zu sehen, denn daraus kann jeder lernen.
Ich mache nicht mehr Fehler als er und bin genauso gefährlich wie er.
Was ich gehört hatte macht mich aber wütend und verletzt.

Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Hat er das gesagt? Kann ich seiner Antwort trauen, wenn ich ihn darauf ansprechen würde? Ist es ein weiterer ausgelegter Kieselstein für mich um mich zu zerbrechen?
Soll ich mich auf Gespräche einlassen?
Wäre es nicht besser einfach einen anderen Arbeitsplatz zu suchen und nochmals einen Neustart hinzulegen?
Soll ich das im Vertrauen gesagte ignorieren?

Ich fühlte mich zudem an früher erinnert und das macht mir Angst.
Das ist eine schreckliche Welt und Harmonie und Frieden sind Utopien, die man in Romanen und Spielfilmen darstellt, die in Klassenzimmern gelehrt werden, die aber niergendwo auf der Welt Anwendung finden. So erscheint mir gerade die Welt.

Ich werde erstmal in den Weihnachtsurlaub starten. Und danach sehe ich weiter.

15.12.2021 20:37 • #13


N
@wasislos Ich wünsche dir einen entspannten Sonntag

hatte schon vor einigen Tagen deinen Beitrag gelesen und es arbeitete in mir aber ich finde erst jetzt Gelegenheit dir zu antworten. Du erwähnst S. Missbrauch der in deiner Familie stattgefunden hat. Du gehst zwar nicht genauer auf die Umstände ein, musst du auch nicht , aber ich habe das Bedürfnis hier noch mal zu erwähnen, dass ich es wircklich stimmig finde wenn du den Kontakt meidest. Missbrauch haben wir hier ja wohl alle in irgendeiner Art erfahren, aber ich finde, dass bei S. MB noch mal eine neue Komponente dazu kommt- die Ausbeuterische.
Also - wie schön, dass du erkannt hast , was dir gut tut, du nun viel besser für dich sorgen kannst und weiter auf der Suche bist den bestmöglichen Weg für dich zu finden und ihn zu gehen.

Der Kollege den du da beschreibst... wer kennt Ihn nicht . Er ist auf jeder Arbeitsstelle zu finden, er ist laut , nimmt zu viel Einfluss und hat eine gewisse Tendenz dazu seine Macht zu demonstrieren und dies auszunutzen.
Und irgendwann kriegt er auch die Quittung dafür. Sei gespannt wann, denn sehr wahrscheinlich bist du nicht der Einzige , der unter ihm schon zu leiden hatte.
Hört sich jedenfalls echt doof an, was du da schreibst. Hört sich aber auch nach einer tollen neuen Lernmöglichkeit an ... Yeah .
Wäre gut, wenn du ein wenig aus dem Angst- Unsicher- Modus herauskämst. Ja klar, Jobverlust ist kacke und wir haben quasi das Gefühl von - Ich-bin-nicht-Sicher gepachtet... aber in Wircklichkeit wirst du nicht sterben. Das ist ja diese Urangst die dahinter steht.. Ausschluss aus Gruppe- Alleine überleben nicht möglich.
Also... frag dich was du möchtest . Wenn du sicher wärst. - was du ja theoretisch bist. Damit möglich wird, was ausserhalb der Angst geht , muss man es machen .
Du könntest den Kollegen direkt ansprechen auf die Nachrede die er über dich anstellt. Du könntest versuchen stärkende Verbindungen zu erschließen- zb. Mit den Kollegen, die dir zugetragen haben dass er so redet über dich.
Du könntest versuchen Schwachstellen zu finden die er hat um Sie dir zu nutzen machen .. also wie gesagt, er wird auch nicht überall beliebt sein- und alles in die Wegen leiten um einen anderen Mentor zu bekommen. Natürlich musst du da echt behutsam vorgehen und selbst solltest du dich total bedeckt halten und nicht über ihn schlecht reden. Du solltest dich charakterlich sehr bewusst präsentieren als jemand der sich super mit seinen Emotionen kontrolliert.
Das ist mega schwer.. aber sieh es als Spiel wenn du kannst. Versuch den Spass dabei zu finden. Dich selbst neu kennenzulernen , die Seite an dir die den Kampf und den Kontakt nicht scheut.
Und wenn du die Schlacht an diesem Arbeitsplatz nicht gewinnst, hast du viel gelernt für den Nächsten.
Dafür ist Leben da, um gelebt zu werden . Es ist kurz, wir haben nur eins, also rein da.

19.12.2021 10:49 • #14


W
Liebe Nelly30

Danke für Deine Worte.
Du hast eine sehr motivierende Art zu schreiben. Du bist der Meister Deiner Handlung ist Deine Kernaussage.
Damit hast Du recht. Abstand nehmen, die Situation überdenken, Strategien entwickeln, die Angst überwinden.
Ein Schritt nach dem anderen und nicht zuviel an Morgen denken.

Das für mich belastende ist nicht, das zu tun. Das Belastende ist es alleine tun zu müssen. Es macht mich sprachlos wenn ich angegriffen werde.
Es gibt den Film The King´s speech. Hier bereitet sich ein Mensch auf sein Leben vor und stellt sich seiner Angst. Er wendet Techniken an um die Angst vor dem Sprechen zu besiegen, die eine Folge seines Martyriums ist. Und er scheitert im Gespräch mit seinem Bruder, als dieser ihn angreift.
Diese Szene ist so bezeichnend für mich, denn hier erlebe ich auch mich. So Sprachlos bleibe ich zurück, bin Hoffnungslos und fühle mich schlecht.
Und das fünf Tage die Woche.

Es war ein Betriebsratmitglied, dass mir im Vertrauen die Information gab. Dies zu erwähnen nimmt das Vertrauen der Kollegen und wäre nicht hilfreich. Und wie gesagt, ich kann auch die Opferrolle annehmen und mich an einen anderen Platz in der Firma versetzen lassen, wenn ich das will und ich die Möglichkeit geboten bekomme. Alles mit Hilfe von unterstützenden Gesprächen.
Doch da steht der Wille als Vorraussetzung. Und in der aktuellen Gefühlssituation kann ich meinen Willen nicht wirklich erklären.
Ich soll mich entscheiden unter Druck. Druck, den ich am Arbeitsplatz verspüre, den ich zu Hause verspüre, den ich nicht drosseln kann und der mich fesselt.

Das was mir in den Kopf schießt ist, dass ich hier im Kampf bin und mit einer kleinen Bewegung der tödliche Biss bekommen kann.
Es ist bekannt, dass dieser Mensch sehr schwierig ist. Es gibt wohl mehr als ein Ereignis in der Vergangenheit, dass mit ihm in Zusammenhang steht. Doch er wird nicht verwarnt noch kommt es zu Maßnahmen. Das zeigt die Haltung des Arbeitgebers, den Stellenwert des Kollegen und meine Position. Ich reihe mich als neustes Ereignis in die Reihe ein und egal wo ich mich hinwende, es ändert nichts daran, dass ich weiterhin solchen Situationen ausgesetzt bin. Mit einem Unterschied. Ich habe mich geoutet. Und beim nächsten Ereignis habe ich das Stigma: Nicht Konfliktfähig wenn es eskaliert.
Und, da ich meinen Selbstwert verliere bin ich unsicher. Es bildet sich immer mehr Druck in mir, keine Fehler zu machen, keine Schwäche zu zeigen, Stärke zu demonstrieren - zu Schauspielern. Doch auch heiße Luft kann man erkennen und ich bin kein Schauspieler. Eine Bemerkung und die Maskerade bröckelt ab.
Bei Bridget Jones konnte ich lachen, als diese für eine Buchveröffentlichung den Smalltalk geübt hatte. Sie machte genau das, was ihr geraten wurde. Sie gab sich wissend, lachte an den Stellen, an denen die Gesprächspartner lachten. Nur das auch das Gespräch an sie geht und sie verzweifelt versucht aus der Situation zu kommen mit dem Satz: Wo geht es zur Toilette.
Und danach war für sie die Partystimmung vorbei. Jedem Gesprächspartner war deutlich, dass sie nicht wirklich zum Gespräch beitragen konnte.

Ich bin zur Bridget geworden und zum stotternden König. Ich übe und übe unter Druck, mit all meinen Komplexen, Problemen und Ängsten. Die Umgebung erscheint mir besser vorbereitet und immer einen Schritt voraus. Nur wenn ich in die entgegengesetzte Richtung laufe, müssten sie mir folgen. Doch wenn ich es tue, merke ich, das hinter mir andere sind, die mir entgegenkommen und es mir nicht möglich machen, in die andere Richtung zu gehen.

So sehe ich die Situation. Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, dass ist auch ein Weg. Dann eben ein neuer Arbeitsplatz. Doch in meinem Alter könnte es sein, dass ich mir beim Sturz alles breche. Das aufstehen funktioniert besser, je jünger man ist. 
In man lernt nie aus wird de Niro gefragt, wo er sich in den nächsten zehn Jahren (oder waren es fünf) sieht. Seine Antwort Mit 80?.
Es ging ihm allerdings so, dass er sich als Leistungsstark sah. So sehe ich mich nicht mehr.
Wen will ich da was von meiner Motivation erzählen, wenn ich diese nicht selbst sehen kann?

Ich kann nur auf Zeit spielen und versuchen wieder eine innere Kraftquelle zu finden. Eine die mir sagt was ich wirklich kann. Und im Moment sehe ich nur die Schlammbrühe, die mir nicht wirklich lecker aussieht, die aber schon dabei ist, alles mitzureißen.

Wie gesagt, Danke für Deine Tips. Die sind richtig und gut. Genau da will ich wieder hin. 
Mein Fehler war es einfach nicht früh genug mich abzugrenzen. Jetzt komme ich mit dem Zaunziehen gerade nicht mehr nach.

22.12.2021 08:10 • x 1 #15


A


Hallo wasislos,

x 4#16


N
Zitat:
Das für mich belastende ist nicht, das zu tun. Das Belastende ist es alleine tun zu müssen.


müssen wir alle wenn wir Erwachsen sind... Dann ist da keiner mehr der für uns das Wort ergreift..

Also guten Tag erst mal Ich finde deinen Threat sehr interessant weil ich mich selbst da gut wiederfinden kann, was die Problematik mit einem ätzenden Kollegen anbelangt. Ich hatte auch schon einige Arbeitsplätze und bei dem jetzigen und besonders beim vorletzten so ein reizendes Exemplar von Ar. vor mir. Es gab da eine Situatuon z.B. wo mir wöchentlich immer eine Stunde zusätzlich aufgezwungen wurde , ich hatte von Anfang an gesagt, dass ich nur 35 arbeiten will... Und dann hat sie das paar wochen gemacht , ich war mittlerweile schon richtig aggro weil sie sich auch öfter mal im Ton vergriffen hatte und sehr deutlich ihre Nicht-Begeisterung über mich gezeigt hat . Ich habe aber auch schon gemerkt, dass bei anderen auch schwierig ist .. also bei den... sagen wir mal ''Schwächeren'' . Ich hab dann geübt was ich sagen will, das aufgenommen aufs Handy und immer wiederholt. Der an dem ich das sagen wollte und klar stellen wollte war sie dann leider krank. Als Sie wieder da war, hatte Sie nur noch 35 Stunden eingetragen und ich habe mir die Ansage gespart. Ich war zwar erleichtert, aber ich hatte mich auch auf die Gelegenheit gefreut das zu üben, meine Selbstbehauptung. Ich sollte deiner Filmempfehlung mal nachkommen
Bei dem jetzigen Arbeitgeber ist es wieder eine... und natürlich wieder in einer Teamleitungsposition.
Mein Start war da schwierig weil ich gerad eine Trennung hinter mir hatte, mit einem Narzissten. Ich war extrem unsicher und das konnte ich nicht überspielen.. Alle Energie war da einfach für diese Trennung draufgegangen. Ich habe als Opfer gefühlt und die Fehler, menschlich wie berufsbezogen die mir dadurch passiert sind, hängen mir weiterhin nach. Man muss das Eisen schmieden solange es heiss ist, das ist mir nicht gelungen. Also..

Zitat von wasislos:
Es war ein Betriebsratmitglied, dass mir im Vertrauen die Information gab. Dies zu erwähnen nimmt das Vertrauen der Kollegen und wäre nicht hilfreich.

Du musst doch gar nicht sagen wer das war.. das ist unerheblich -sagst du wenn Ar. fragst und gut is... Und wenn ers rauskriegt... Jetzt mal ehrlich.. Glaubst das wird soviel ätzender werden als wie das jetzt ist ? Vieleicht stehen dann noch andere leute auf und sagen was.
IAlso ich denke auch , dass du Kraftquellen erschliessen solltest.. es braucht ein Gegengewicht ! Alles was dir gut tut. Was mir hilft : - Sorgentelefon. Erst vor kurzem entdeckt.. die Ladys da sind klasse.. habe schon man einen guten Tipp der Sichtweise dort erhalten dir mir geholfen haben. - hier schreiben -. mich schick machen... - wenn ich weiss es wird ein ätzender Tag- mir eine feste Sache vorzunehmen die mein Anker ist , z.B ein Bad, ne fette Pizza, ne Massge, ein Telefonat mit einer Freunden die mich versteht ., anderen zu helfen eigentlich gar nicht so wichtig wobei... das tut einfach gut
.
Und ich empfehle dir auch dich mit Selbstregulation zu beschäftigen.

https://verenakoenig.de/blog-und-podcas...regulation
https://www.youtube.com/playlist?list=P...pBgGnw7mki

Zitat von wasislos:
Nur wenn ich in die entgegengesetzte Richtung laufe, müssten sie mir folgen. Doch wenn ich es tue, merke ich, das hinter mir andere sind, die mir entgegenkommen und es mir nicht möglich machen, in die andere Richtung zu gehen.

es ist dir ja schon bewusst geworden wie es dir geht damit.. wie ein ängstliches Tier das in die Enge getrieben wird. Du bist getriggert von der Situation - aber du kannst das auflösen mit dem Bewusstsein ...

Ich bin gespannt wie es weitergeht bei dir. Einfach zu gehen ohne es probiert zu haben.. ich fände es schade ! Vielleicht probierst du erst mal einen Minischritt in Sachen für dich einstehen - und am nächsten vieleicht den nächsten... Ich mache es jedenfalls so - und ich weiss nicht, ob ich erfolg haben werde und das Auslaufen der meines arbeitsvertrages verhindernd kann - aber in jedem Fall habe ich an diesem Arbeitsplatz trotz allem die Erfahrung gemacht , dass ich was verändern könnte... Es gibt dort Menschen die mich mögen, und mit denen ich mich wohlfühle... das es so wird, hätte ich zu Beginn nicht gedacht.. Ich habe das erlebt, weil ich das Risiko eingangen bin von mir etwas preis zu geben. Vieleicht rufst du dir noch mal ins Bewusstsein wie deine Vision war als du dort angefangen hast.. Welches Bild hast du von dir gezeichnet in deiner Bewerbung, dem Vorstellungsgespräch.. was könnten Bereiche sein in denen mit gutem Gefühl sichtbar sein kannst...

das mit dem Alter kann ich auch verstehen.. das übt auch wahnsinng druck auf mich aus. da kann man leider nix dran ändern, die passenden Sichtweise da was gutes zu sehen .. schwierig.

Ich lasse dir liebe Grüße da

27.12.2021 11:54 • #16

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag