Angst vor Intimität

M
Hallo zusammen, ich habe dieses Forum gerade erst entdeckt. Es ist ein komisches Gefühl hier jetzt öffentlich etwas zu schreiben aber mittlerweile bin ich sehr verzweifelt.

Ich versuche mein Problem zu schildern. Ich bin 35 Jahre alt und habe seit einem Vierteljahr wieder eine Beziehung. Sie ist 39.
Ich war schon einmal verheiratet und habe keine Kinder.
Meine neue Freundin und ich sind schnell zusammen gezogen bzw ich bin zu ihr gezogen. Sie lebt mit ihrer Tochter (20j.) zusammen. Ihr Sohn (22j.) wohnt zur Zeit bei dem Vater.

Tja,wie fange ich an. Ich denke ehrlich und direkt ist am besten. Die Stichwörter sind denke ich Por. sucht und große innere Unsicherheit. Ich habe 20 Jahre meines Lebens sehr viel einschlägige Filme benutzt. Auch während verschiedenen Beziehungen. Im Laufe der Jahre mussten es immer krassere Bilder werden damit es mich noch stimuliert hat. S. war auch im den vorherigen Beziehungen immer ein schwieriges Thema. Es hat fast nur funktioniert wenn die (extremen) Rahmenbedingungen gestimmt haben. Das war mit ein Grund warum meine Ehe gescheitert ist. Hinzu kommt dass ich nach der Trennung damals in ein sehr tiefes Loch gefallen bin und ich plötzlich das Gefühl hatte ich müsste jedem alles über mich erzählen weil ich ja sonst lügen würde.
Ich habe mir geschworen wenn ich nochmal die Chance bekommen würde mit einer tollen Frau zusammen zu sein würde ich alles anders und besser machen. Und das versuche ich jetzt auch. Das Problem ist jetzt nur. Ich gucke überhaupt keine Por.s mehr aber seitdem regt sich bei mir fast garnichts mehr. Hinzu kommt das ich unheimlich große Angst habe etwas falsches zu denken bezgl.der Tochter meiner Freundin. Natürlich ist sie hübsch aber genau damit fängt es schon an.Darf ich sowas überhaupt denken?Was ist wenn ich plötzlich beim S. daran denke? Es ist mittlerweile so, dass ich echt kranke bzw perverse Gedanken bezgl der Tochter habe. Ich habe tatsächlich auch schon mit meiner Freundin darüber gesprochen und wider erwarten ist sie sehr verständnissvoll nachdem ich ihr erklärt habe was mit mir los ist. Nur leider hilft mir das nicht. Es ist auch nicht nur bei der Tochter so.Diese Gedanken quälen mich den ganzen Tag. Und es wird schlimmer. Je mehr ich versuche nicht an solche Sachen zu denken desto mehr wird es. Manchmal fühlt es sich an wie Toret im Kopf. Ich glaube eigentlich nicht dass ich ein schlechter Mensch bin aber irgendwas stimmt mit mir ganz gewaltig nicht. Und wie gesagt diese sch. Gedanken betreffen nicht nur die Tochter auch wenn mich das natürlich am meisten quält und ich mich natürlich sehr schäme und mich fertig mache.

Ich war auch schon bei einem Therapeuten der mir den Rat gab. .keine Por.s,keine SB und auch erstmal keinen S. um quasi den Resetknopf zu drücken. Und ich solle mein Citalopram (zur Zeit 30mg) versuchen zu reduzieren.

Tja,das war jetzt so ein kleiner Einblick. Vielleicht gibt es hier ja ein paar Menschen die mir helfen können. Ich würde mich sehr freuen! Vg

26.02.2017 22:26 • #1


M
Außerdem ist es so,dass wenn ich die Gedanken einigermaßen im Griff kommen andere die mich runter ziehen.. Liebe ich sie eigentlich?? Was ist Liebe?? Usw...Ich bin wirklich verzweifelt

Sind das Zwangsgedanken??

26.02.2017 22:30 • #2


A


Hallo Michael1981,

Angst vor Intimität

x 3#3


wahnfritz
Hallo Michael!

Zunächst bewundere ich dich deinen Mut, dein Problem hier zu schildern. Das hat bestimmt Überwindung gekostet. Und ich finde es super, dass du dich nicht einfach hingibst, sondern etwas dagegen tun willst. Und dass du dich mit diesem schwierigen, konfliktträchtigen Thema sogar deiner Partnerin anvertraut hast, gibt eigentlich jeden Grund, optimistisch zu sein.

Zunächst: tatsächlich gehört die Reduzierung der Libido zu den unangenehmen Nebenwirkungen von SSRI wie Citalopram. Und 30mg reicht dafür ohne Frage. Wieso hast du die eigentlich verordnet bekommen? - Allerdings machen die SSRI nicht Impot. (du wirst sicher feststellen, dass organisch eigentlich alles funktioniert, also die Erektionsfähigkeit an sich nicht gestört ist), allerdings dämpfen sie das Verlangen und die Lust (auch auf andere Sachen, nicht nur auf S.) bis hin zum kompletten Verlust der Libido. Soviel zunächst dazu.

Hast du dich schon mal gefragt, wie es zu deiner Por.sucht gekommen ist? Was die Gründe dafür sind uns was sie auslöst? Was dich triggert? - Wie bei anderen Suchtmitteln ist gemäßigter Konsum an sich unproblematisch, nur wenn man abhängig wird, Komsumzwang entwickelt und damit Leidensdruck wird es - wie bei dir - problematisch. Aber versuche mal einem Alk. zu sagen: hör doch einfach mit dem Trinken auf. Trotzdem ist es wohl so, wie dein Therapeut sagt: der Süchtige muss sein Suchtmittel unbedingt und streng meiden! Das Problem: der Druck nimmt zu - wie abbauen? Da kann es helfen, darüber zu sprechen (Telefonseelsorge z.B., sozialpsychiatrische Dienste, Selbsthilfegruppen (Achtung möglicher Trigger!) oder auch hier usw.). Und - ich schreibe es immer wieder: Sport!

Ich nehme ja an, dass du das Citalopram nimmst, weil bei dir eine Depression diagnostiziert worden ist. Nun haben neueste Studien ergeben, dass Männer (im Gegensatz zu Frauen) Depressionen, Ängste, Eisamkeit, Druck und andere Probleme deutlich häufiger S. als Gesunde. D.h. depressive Männer Sb überdurchschnittlich oft und häufig, während depressive Frauen S. Aktiviäten tendenziell einstellen. - Um nicht mißverstanden zu werden: das ist nicht grundsätzlich, immer und bei allen so, sondern eine Tendenz.

Nun noch zu deinen Phantasien: Du siehst - du schreibst es ja selbst - unter unglaublichem Druck und machst ihn dir ja auch selber. Und je größer der Druck wird, umso stärker, extremer und intensiver werden die Bilder. Verständlich, dass du vielleicht Angst hast, die Kontrolle zu verlieren. Aber auch dagegen lässt sich ja was tun, und angefangen hast du damit ja auch schon. Das Problem ist natürlich - wie bei Päderastrie - die extreme Tabuisierung und Kriminalisierung. Aber ich bin mir sicher: wenn es dir gelingt, deine Sucht in den Griff zu bekommen, werden auch die Phantasien nicht mehr zur Besessenheit. Auch hier geht es darum, den Druck abzubauen, denke ich. Wenn du die Tochter deiner Partnerin hübsch findest, sind ero. Gedanken und Phantasien zumindest ein Stück weit ganz normal. Unsere Triebe fragen nun mal nicht nach Moral. Der Gesunde kann das daher zulassen, ohne das Druck draus wird. Schwierig ist es aber, wenn die Phantasien zur Obsession und Besessenheit werden. Und dann auch noch, wenn sie - wie gesagt - gesellschaftlich extrem sanktioniert sind. Aber nicht die Phantasien sind verboten, sondern deren Realisierung. Und das natürlich auch zu Recht! (N.B.: Es gibt nach meiner Erfahrung z.B. auch viele Frauen, die Vergewaltigungsphantasien haben und dadurch extrem S. stimuliert werden, -- was natürlich alles andere bedeutet als dass sie auch den Wunsch haben, das das tatsächlich geschieht - eher im Gegenteil: die Lust entsteht (scheinbar) paradoxer Weise gerade aus der realen (und begründetetn! Angst davor.)

Auch hier hilft es meines Erachtens nur, den Teufel an die Wand zu malen. ! - Man sagt ja immer, dass man den Teufel nicht an die Wand malen soll. Aber überleg mal, wie unsere Vorfahren mit ihren Dämonen umgegangen sind: sie haben sie an die Höhlenwände gemalt. Und wenn der Dämon einen Namen, ein Gesicht, eine Gestalt hat, dann kann er auch gebannt werden. D.h., Ängste, Konflikte oder Zwänge unterdrücken und verleugnen zu wollen, führt meistens genau zum Gegenteil: sie werden nicht mehr beherrschbar. Ausleben geht logischer Weise nicht, denn das wäre asozial oder gar kriminell. Also: unter Kontrolle kriegen, die Souveränität des Ich zurückzugewinnen, das ja Gott sei Dank nicht nur aus Trieben besteht. Das geht meistens nicht alleine, sondern dazu braucht man Hilfe. Die ersten Schritte hast du ja schon gemacht: den Dämon benannt und Hilfe gesucht. Ich denke, du müsstest deine Phantasien aussprechen können, ohne Angst vor Sanktionen, um dich von ihnen zu befreien.

Alle guten Wünsche!

27.02.2017 11:57 • #3


M
Vielen Dank!! Ich antworte die nächsten Tage in Ruhe. Ich bin dir sehr dankbar, dass du geantwortet hast!!

27.02.2017 22:21 • #4


M
Erstmal vielen Dank für die Antwort!

Du beschreibst das alles ziemlich gut und es sind auch Dinge dabei die mir neue Denkanstöße geben.

Aber ich möchte versuchen das genauer zu erklären. Ich habe diese große Unsicherheit eigentlich schon fast immer in mir die mich (um auf deine Frage zu antworten) wahrschenlich auch in diese Por.sucht getrieben hat, da ich da alles selbst kontrollieren kann.

Aber damit ist es leider nicht getan. Mein Kopf funktioniert anders. Leider.
Wenn ich diese schlimmen Gedanken mal ganz gut im Griff habe kommen einfach andere. Liebe ich sie wirklich? Was ist eigentlich Liebe? Usw

Also es ist eigentlich egal wie gut ich mit bestimmten Themen umgehe. Mein Kopf schafft es immer dass es mir trotzdem schlecht geht.

Nach der Trennung von meiner Frau war es eine Zeit lang so dass ich plötzlich Angst hatte päd. zu sein (ich arbeite schon sehr lange mit Kindern) Ich habe diese Angst dann auch in meiner damaligen Therapie angesprochen und es stellte sich (natürlich) raus dass da nichts dran ist. Aber die Angst ist bis heute geblieben.

Dann war es außerdem sehr lange so nach der Trennung (diese ist ca 3 Jahre her) dass ich das Gefühl hatte jedem alles erzählen zu müssen. Auch Geschichten die schon Jahre her gewesen sind. Ich hatte/habe das Gefühl nicht mehr lügen zu können.
Tja,und so könnte ich noch weiter machen.

Zur Zeit ist es auch so,dass diese schlimmen Gedanken durch jede Kleinigkeit ausgelöst werden. Werbung im Radio,Sätze meiner Freundin, auf der Arbeit, usw.

Ich bin mittlerweile ziemlich verzweifelt. Ich glaube eigentlich nicht dass ich ein schlechter Mensch bin. Aber normal bin ich auch nicht.
Vielleicht kannst du oder auch jemand anderes etwas dazu schreiben. Ich wäre sehr dankbar!

28.02.2017 13:05 • #5


wahnfritz
Ich glaube auch nicht, dass du ein schlechter Mensch bist.

Ich denke, deine Angst wäre begründet, wenn du versuchen würdest, deine Obsession, Zwangsgedanken, Sucht oder wie man das auch immer nennen will zu verharmlosen oder zu rechtfertigen.

Mir ist noch nicht so ganz klar, was du mit schlimmen Gedanken meinst... Wenn du das hier im Thread nicht ausbreiten willst, gerne auch PN.

Mir sind zwei Begriffe in deinem Text aufgefallen: Unsicherheit und Kontrolle. Du bist dir bezüglich deiner Gefühle offenbar grundsätzlich unsicher. Und dies gilt dann natürlich insbesondere auch für die S.. Ist dir S. vielleicht sogar eigentlich peinlich?

Da wäre es dann im Grunde ganz plausibel, wenn man diese fundamentale Unsicherheit zu kontrollieren versucht. Reale Beziehungen haben jedoch immer und grundsätzlich etwas riskantes, etwas unkontrollierbares. Dagegen ist das S. Erleben nur für sich selbst natürlich vollständig kontrollierbar. Und P. ist in ihrer Eindimensionalität ebenfalls immer kalkulierbar. Das macht ja auch vor allem ihren Reiz aus.

Ich denke, dass es für dich darauf ankommt, die Unsicherheit und den Zweifel ein Stück weit auszuhalten. Niemand kann ja vom Partner verlangen, dass er einen permanent bestätigt. Der Partner ist ja auch kein Therapeut.

Sicherlich ist das besonders schwierig, wenn dein wahres Gefühlsleben durch langfristigen und intensiven P. überlagert ist. Es ist dann alles auf schnelle Befriedigung der Lust ausgerichtet, aber hinterher bleiben leere, Schuldgefühle und Frustration. Diese verlangen dann kompensatorisch wieder nach neuer Befriedigung. Das ist der Teufelskreis.

Darum denke ich, dass es für dich ganz wichtig ist, diesen Teufelskreis von Unsicherheit, Zweifel, Grübelei, kurzfristiger Befriedigung, neuem Zweifeln und neuem Grübeln zu durchbrechen. Dazu ist es sicher hilfreich, zunächst einmal wieder zu deinen tatsächlichen Bedürfnissen vorzudringen, sowohl seelisch als auch körperlich.

Zunächst ist meiner Ansicht nach hierzu der P. unbedingt zu vermeiden, weil er dich letztlich triggert. Allerdings solltest du dir überschaubare Ziele setzen und dich keinem zu großen Druck aussetzen, um kontraproduktive Frustrationserlebnisse, die dann ein hohes Rückfallrisiko hätten, zu vermeiden. Weiterhin könnten Sport, Meditation und Yoga helfen, um Seele und Körpergefühl wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Und schließlich wäre es sicher gut und hilfreich, wenn du deine Gedanken angstfrei aussprechen und sozusagen aus der Vogelschau anschauen könntest, damit sie die Macht über dich verlieren.

Und leider braucht man erfahrungsgemäß für den Weg raus aus der Krise in etwa genau so lange wie der Weg rein gedauert hat. Das heißt also, dass man der Zeit ihr Recht lassen und geduldig sein muss.

Grüße!

28.02.2017 17:00 • #6


wahnfritz
... und auch der Zwang, alles erzählen zu müssen, um zu vermeiden, dass man lügt, scheint mir eine Strategie zu sein, um die Unsicherheit auszuschalten und die Kontrolle zu behalten. Auch wenn das paradox klingt, aber wenn man sich vollständig offenbart und sich selbst sozusagen vollständig in die Hand des anderen begibt, dann gibt man damit auch die Verantwortung für sich ab. In gewisser Weise erreicht man zumindest seelisch auch so ein Höchstmaß an Sicherheit und Kontrolle.

28.02.2017 19:24 • #7


M
Ich werde dir in den nächsten Tagen mal eine Pn schreiben. Du scheinst wirklich Ahnung zu haben.. Und zu verlieren habe ich ja eigentlich nichts. Es tut auf jeden Fall gut darüber zu sprechen und nicht verurteilt zu werden. Danke schon mal dafür!

28.02.2017 22:32 • #8


A


Hallo Michael1981,

x 4#9


F
Ich bin 33 und hatte fasst noch nie S. ;-( ich habe angst zu versagen und das hemmt bei das es klappt... Ich hatte damals mal ein paar negative Erfahrungen gemacht und die begleiten mich bis heute! P. gucke ich kaum, da sie mir teilweise nicht real erscheinen also eine Täuschung von echten Spaß am S. kommt natürlich auf dem Film an :) du bist jedenfalls nicht alleine.

11.04.2017 14:48 • #9

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