Angehörige braucht dringend einen Rat

B
Hallo miteinander,

Ich weiss nicht ob ich hier richtig bin und weiss auch nicht wie viel Vorgeschichte ich erzählen soll.
Ich habe schon einen langen Text geschrieben und gespeichert, dachte aber vielleicht wäre es besser erstmal bei dem akuten Problem anzufangen.

Mein Partner, mit dem ich seit 4 Jahren zusammen bin ist depressiv und gestern ziemlich plötzlich in ein tiefes Loch gefallen.

Wir waren auf einer Veranstaltung von seinem lieblings Kabarettisten. Die Karten habe ich ihm zu Weihnachten geschenkt und er hat sich so sehr auf den Abend gefreut.
Wir haben Kinder und extra einen Babysitter organisiert, um die Nacht im Hotel zu verbringen und einfach mal wieder Zeit für uns zu haben. Das war auch seine Idee, er hat auch das Hotel gebucht.
Gestern kam er von der Arbeit und war sehr gut gelaunt, hat sich sehr gefreut.
Wir checken im Hotel ein und gingen dann los.
Alles war gut. Vielleicht hab ich aber auch was übersehen.
Die erste halbe Stunde war toll, er hat gelacht, geklatscht und war gut drauf.
Nach ca. 40 min wurde er ruhiger, lachte auch nicht mehr. Ich hab gefragt ob alles gut ist und er antwortete das es ihm nicht gefallen würde!
Er wurde unruhig und ich merkte das er nicht mehr zuhört, ein immer grimmigeres Gesicht machte.
Bis zur Pause waren es insgesamt 90 min. die wir durchhielten.
In der Pause dann war er richtig stinkig, auch auf die anderen Besucher. Er lästerte Lauthals über das Programm und wollte dann auch gehen.
Schade, eigentlich hatten wir uns sehr auf den Abend gefreut.
Ich schlug ihm vor noch was zu essen und uns dann eben einen schönen Abend im Hotel zu machen.
Es war ja das erste Mal seit einem halben Jahr ohne die kinder.
Er wollte nur was zu essen holen und mit aufs Zimmer nehmen. Das haben wir dann auch gemacht. Auf dem Weg ins Hotel erzählte er mir, er hätte Lust gehabt das puplikum von oben anzupinkeln. Sowas hat er noch nie gesagt, dementsprechend hilflos fühlte ich mich, wusste nicht was sagen. Jeglicher Versuch ein Gespräch anzufangen scheiterte. Er konnte mir nicht zuhören.
Im Hotel wollte er dann doch nichts essen, legte sich ins Bett, Fernseher an und schlief bald darauf ein. (22.30)
Heute morgen redete er auch nicht wirklich mit mir, ging aber mit zum Frühstück. Er aß ein halbes Brötchen und verschwand wieder im Zimmer.
Zu Hause angekommen legte er sich ins Bett, er sei müde.

Ich habe das so krass noch nie erlebt bei ihm, sonst ging es immer ziemlich schleichend bis ich irgendwann erkannte das wir mitten drin stecken.

Nun zu meiner größten Angst.
Ich habe das Gefühl das er am Montag ni hat zur Arbeit gehen wird.
Das wäre absolut fatal. Er arbeitet erst seit 4 Wochen in der Firma (Zeitarbeit) und war schon einmal krank
Wenn er jetzt nicht zur Arbeit geht ist er seinen Job zum 3.mal los.
Das wäre unser Untergang weil ich schwanger bin und jetzt nicht mehr arbeiten kann.
Ich hoffe ihr versteht mich nicht falsch, aber wir haben schon so oft wieder von vorne anfangen müssen.
Er will auch absolut keine Therapie, keine Hilfe von außen annehmen!
Ich weiss nicht mehr weiter, wisst ihr ob es irgendwas tun kann um ihn aus dem Loch zu holen, das er am Montag arbeiten kann? Bitte versteht mich nicht falsch, ich weiss das er das nicht mit Absicht macht, aber wir können doch nicht schon wieder von null anfangen.

Danke fürs Lesen, wer es bis hierher geschafft hat.

Liebe Grüße
Annabelle

09.06.2018 17:18 • #1


D
Hallo.
Ich leide selber an Depressionen und kann von daher nur einen Einblick in (m)eine gefühlsmäßige Lage geben.
Es bringt nichts, Druck von außen auf einen depressiven Menschen aufzubauen.
Ich zb reagiere mittlerweile genervt auf so tolle Ratschläge wie: such dir Hilfe, so schlimm ist das alles nicht. Rappel dich auf. Leg dir ein dickes Fell zu.
Wenn man das steuern könnte , wäre man nicht depressiv.
(Ich möchte dir nicht unterstellen, das du solche Ratschläge geben würdest)
Das Problem ist, wenn er sich nicht helfen lassen möchte, wird ein Zwang nichts bringen. Du merkst ja, dass er auf stur stellt. Solange er die Gefahr nicht erkennt , wirst du da keine offenen Türen einrennen .
Wurde denn überhaupt schon einmal eine Diagnostik durchgeführt?
So wie du das schilderst , ist es glaube ich, noch mehr als eine reine Depression.
(Bitte beachte, das ich nur selber erkrankt bin und dies kein Fachwissen ist)
Ich wünsche dir viel Kraft...

11.06.2018 18:47 • #2


A


Hallo Belli06,

Angehörige braucht dringend einen Rat

x 3#3


Rose90
Hallo.
Du schriebst öfter, dass ihr nicht schon wieder von null anfangen könnt, so wie sich das für mich anhört werdet ihr das wohl noch einmal machen müssen (allerdings mit dem Ziel die Krankheit zu besiegen und das bis zum Ende durchzuziehen) sonst werdet ihr jedes Mal aufs Neue auf null runter fallen
Du kannst ihn zu nichts zwingen, er muss die Krankheit selber erkennen und bereit sein sich helfen zu lassen
Du kannst ihm aber mit deiner Schulter, Verständnis und viel Geduld beistehen

13.06.2018 19:17 • #3


B
Hallo ihr beiden,
Vielen lieben Dank für eure Antworten.
Ich habe mich immer sehr auf die Depressionen konzentriert und dabei völlig aus den Augen verloren das nö h etwas anderes dahinter stecken könnte.

Liebe Daina , darf Ich fragen an was du gedacht hast?

Und nein, solche gut gemeinten Ratschläge gebe ich nicht. Ich weiss das würde überhaupt nichts bringen.

Kurzes Update zu dem Montag.
Am Sonntag legte er sich plötzliche zu mir ins Bett (ich hatte schon geschlafen) und nahm meine Hand, auf meine Frage ob alles ok wäre, antwortete er, ja und er will sich noch ein bisschen zu mir legen.
Am Montag morgen kam er zu mir ans Bett und verabschiedete sich ausgiebig.
Das kam mir komisch vor und ich machte mir den ganzen Tag Sorgen ob er wirklich zur Arbeit gegangen war oder
wieder abgehauen war.
Aber er kam am Abend super gut gelaunt nach Hause und alles war als ob nichts gewesen wäre. ?! Die ganze Woche war er übertrieben gut gelaunt, zugänglich und aktiv.
Bis Freitag. . Jetzt ist es wieder genau so extrem wie das letzte Wochenende.
Das sind natürlich nur Momente, die Ich hier schreibe, alles andere würde den Rahmen sprengen.
Er wollte auch die ganze Woche, in der er so übermäßig gut drauf war, ständig S. (Entschuldigung) jetzt will er wieder nichts mehr davon wissen.
Ich weiss echt nicht mehr weiter. (natürlich nicht wegen S.)
Könnte das vielleicht auch bipolar sein?

Liebe Grüße und vielen Dank für eure Zeit.
Annabelle

17.06.2018 10:00 • #4


D
Liebe Annabelle, so wie du diese Schwankungen von seiner Stimmung schilderst, könnte es auch eine manisch- depressive Phase sein. Heißt, die depressive (schlechte Stimmung) schlägt um in eine Manie (übertrieben gute Laune) ... bei solchen Störungen redet man, glaube ich , von einer psychotischen Störung.
Meines Wissens nach äußert sich das auch darin, dass erkrankte das nicht wissen bzw nicht wahrhaben wollen , weil ihre Realität eine andere ist.
Als depressiver Mensch weißt du (zumindest kenne ich es so) das du krank bist bzw das was nicht stimmt.
Manisch depressive Menschen erkennen das Problem hingegen nicht oder selten.
Deshalb fragte ich auch, ob schon mal eine Diagnostik stattgefunden hat.
In meinen depressiven Phasen bin ich wirklich zu nichts in der Lage. S** interessiert mich nicht und auch sonst ist meine Stimmung nur schlecht.
Das schlägt auch bei mir persönlich nicht um.
Erst , wenn sie Phase vorüber geht, lichten sich auch die Gefühle wieder. Dann kann ich auch Freude, Lust etc wieder empfinden.

(Auch hier wieder der Hinweis , dass es kein professioneller Rat ist, sondern eigene Empfindungen oder zum Teil auch angeeignetes Halbwissen )

17.06.2018 10:23 • #5


B
Hallo nochmal und vielen lieben Dank für deine schnelle Antwort!
Die Diagnostik fand wohl vor wir uns kennen lernten statt. Seit wir ein Paar sind ist dahingehend nichts mehr passiert. Das er Depressionen hat, hat er mir auch gleich am Anfang der Beziehung gesagt. Er wurde auch behandelt mit Venlafaxin und war dann nur noch ein Mal im Monat bei seiner Psychologin. Die kennt ihn noch gar nicht so lange, ehrlich gesagt, kennt sie ihn solange wie ich.
Sie weiss ja auch nur das von ihm was er preis gibt und das ist leider nicht sehr viel. Ich habe schon ein paar mal mit ihr telefoniert (heimlich) und ihr gesagt das Ich sicher bin, er spielt ihr was vor.
Deswegen gibt es auch keine andere Diagnose, außer Depressive Verstimmung ich habe leider das Gefühl das es immer schlimmer wird...
Und er sich hinter der Diagnose versteckt.
Schön öfter habe ich über eine Manische Depressionen bzw. Bipolar nachgedacht, aber es hatten einige Sachen nicht gepasst. Jetzt allerdings werden immer mehr anzeichen deutlich, die ich früher nicht so wahr genommen habe, weil ich mich freute das er so gut drauf war.
Beispielsweise ist er letztes Jahr im Sommer einfach so von gestern auf heute ausgezogen, hat sich ein Zimmer in einem Wohnheim genommen und sich tagelang nur betrunken, er hat es damit begründet das ich und die kinder ihn einschränken würden.
Er wolle Sport machen, ins Kino, evtl. Sein Studium wieder aufnehmen?!
Essen gehen usw... Er meinte er hätte ein besseres Verdient und wolle unabhängig sein... Schlussendlich hat er ein ganzes Monatsgehalt verprasst, sich in 2 Fitness Studios angemeldet, ist aber nie hin. Er hat seine Arbeit verloren, da er nicht mehr hin ist und sich wirklich bis fast ins Delirium gesoffen.
Ich hab es dann gemerkt, weil sein Chef angerufen hatte und mir erzählt hat er sei nicht mehr zur Arbeit gekommen...

Er hatte sich in dieser Zeit auch von mir getrennt.
Ich wusste aber wo er war und suchte ihn dort auf. Das Zimmer und er waren in einem erbärmlichen Zustand...
Er weinte und wollte wieder mit nach Hause. Ich nahm ihn mit.

Als er wieder nüchtern war putzen und kündigten das Zimmer. Alles war gut. Er war wieder da und es ging aufwärts.
Dann kam wieder eine total depressive
Phase.
All das wird mir jetzt erst bewusst und ich habe grosse Angst das es jetzt noch schlimmer wird!

Liebe Grüße
Annabelle

17.06.2018 10:51 • #6


B
Ich überlege jetzt schon die ganze Zeit was ich tun soll.
Wenn er selber gar nicht sehen kann was los ist und jede Hilfe von außen abblockt.
Ihn darauf ansprechen kann ich ja auch nicht, er würde mich bestimmt, wie jedes Mal wenn ich versuche mit ihm darüber zu reden, als Verräterin beschimpfen. Und das schon wenn ich die Depression anspreche, also kann ich von manisch gar nicht erst anfangen...
Ich bin mir immer sicherer das es manisch depressiv ist.
Das macht mich noch verzweifelter als ich es schon war.....
Ich möchte dir nochmals danken, liebe Daina, das du dir die Zeit genommen hast mit zu antworten! Es tut mir sehr leid für dich das du dich mit dieser Krankheit rumschlagen musst.
Lg

17.06.2018 11:08 • #7


D
Liebe Annabelle,
Ich kann sehr gut verstehen, dass du nicht weißt, was du machen sollst.
Oftmals weiß man das selber nicht wirklich.
Meine Diagnose habe ich erst seit kurzem.
Allerdings weiß ich seit Jahren, dass ich krank bin. Nur konnte ich mich bisher noch selber aus den Phasen holen.
Das fehlt mir nun komplett.
Da ist einfach kein Antrieb mehr.
Wenn deinem Lebensgefährten das aber nicht bewusst wird , kannst du nicht viel unternehmen.
Entweder für ihn da sein , oder , so hart es auch klingt , ihn ziehen lassen.
Ich habe vor zwei Jahren meinen Onkel an die Depression verloren. Er hat den Kampf aufgegeben und sich innerhalb von einem Jahr von 110kg auf 35kg abgemagert. Er war nicht mehr in der Lage, gegen seinen Geist zu kämpfen.
Deshalb habe ich jetzt auch den Schritt gewagt , mir Hilfe zu holen. Ich möchte so nicht enden.
Aber du siehst : manchmal besteht keine Chance mehr.
Alles einreden Du musst dir helfen lassen usw hat nichts gebracht.
Viele vergessen, dass eine Depression nicht selten tödlich endet.

Vielleicht kannst du mal einen Termin in einer Praxis machen, zur Beratung? Also das dir als Angehöriger bei so einem Verdacht geholfen werden kann?
Guck doch mal, ob es sowas gibt.
Selbsthilfegruppen für Angehörige zb.
Evtl können dir da Profis Tips zum Umgang mit deinem Lebensgefährten geben.

17.06.2018 12:49 • #8


B
Hey Annabelle,

sag mal, nimmt dein Freund Medikamente? Falls ja, macht es nicht den Anschein, als sei er medikamentös gut eingestellt, bei den ständig wechselnden Episoden. Ich denke auch, dass dein Freund Bipolar ist, aber damit wird die Diagnose nicht erschöpft sein. Es gibt in deinen Schilderungen einige Anzeichen für weitere Auffälligkeiten. Ich möchte dahingehend jetzt nicht ins Blaue spekulieren, ich bin kein Arzt. Eigentlich müsste dein Freund mal in eine Klinik für mehrere Wochen, dort medikamentös eingestellt (falls nicht geschehen), richtig diagnostiziert und dann therapiert werden. Das ist in einem 15min Wischiwaschi Arztbesuch, selbst wenn er vom Fach ist, nicht möglich, das braucht Zeit und Beobachtung über einen längeren Zeitraum. Das Wichtigste ist für ihn, die Krankheit als solche zu akzeptieren und sich richtig Hilfe zu holen, da der Leidensweg sonst lang bis lebenslang sein kann, das macht echt keinen Spaß. Psychische Krankheiten ganz weg zu bekommen ist generell ein schwieriges Thema, meiner Meinung nach ist das dauerhaft nur in den seltensten Fällen möglich. Es erfordert auch viel Selbstdiziplin, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Man muss meist mehr tun als Medikamente einnehmen, es erfordert Selbstverantwortung. Und die ist oft schwierig bei psychischen Erkrankungen aufzubringen. Viele bringen diese nicht auf, was Hilfe dann erschwert. Ich würde evtl versuchen weniger ihn zur Hilfe zu drängen, als ihn zu bitten, da du dir Sorgen machst, es bitte für dich und die Kinder zu tun. Damit du wieder ruhig schlafen kannst und dir keine Sorgen mehr machst um seine Gesundheit. Sag ihm, wie wichtig er dir ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass du/ihr ihm wichtiger bist/seid als er sich gerade selbst. Das solltest du ggf. nutzen. Wichtig ist, ihn widerstandslos zur Hilfe zu bekommen, damit er keinen Druck verspürt. Aber schon die Intention hat, sich helfen zu lassen. Man kann das sicher ganz gut in den Griff bekommen, aber das erfordert Zeit und Aufmerksamkeit.

Mir hat Meditation und Achtsamkeit sehr geholfen. Dadurch habe ich meine Depressionen/Angst- und Panikattacken ganz gut im Griff. Mir persönlich hat nichts mehr gebracht wie das, keine Medikamente, Kliniken usw. Alle psychischen Krankheiten sind Auswirkungen von inneren Disharmonien. Die Seele schreit nach Aufmerksamkeit und innerer Zuwendung. Ist ein komplexes Thema, über das es viel zu sagen gibt. Aber das würde den Rahmen jetzt sprengen. Evtl. schaut ihr mal in diese Richtung, ich kann dir da auch gute Lektüre empfehlen, wenn du/ihr Bedarf habt.

Wenn er sich keine Hilfe holen will, solltest du, wie schon erwähnt, eine Trennung überdenken, da es immer wieder zu diesen bipolaren Episoden und Überforderungen mit Rückzügen kommen wird. Von selbst geht das nicht weg. Das macht ein Zusammenleben auf Dauer anstrengend und unplanbar.

Auch schade für dich, da du mit deinem Kind und der Situation gerade viel um die Ohren hast. Ich hoffe du kommst etwas weiter. Ich drück dir die Daumen!

Liebe Grüße

Thomas

17.06.2018 21:19 • #9


A


Hallo Belli06,

x 4#10


B
Sorry, ich meinte natürlich eure Kinder, nicht dein Kind.

17.06.2018 21:36 • #10

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