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Amtsarzt Dienstunfähigkeit und Depressionen

S
Hallo liebe Forenmitglieder,
ich bin seit Juni 2020 wegen einer mittelgradigen depressiven Episode krankgeschrieben und war auf dem Weg der Besserung. Ich wollte ab März wieder einsteigen und mich nächstes Schuljahr unbezahlt freistellen lassen, um mich völlig zu regenerieren. Ich arbeite als Lehrerin und leide seit bald 20 Jahren an der chronischen Krankheit Endometriose. Aus den immer wiederkehrenden Schmerzen entstand eine Depression, die ich mir lange nicht eingestehen wollte.
Vor kurzem kam nun die Ankündigung, dass ich vom Amtsarzt überprüft werden soll. Seitdem ist die Depression wieder voll da. Ich bin Mitte 40 und will noch arbeiten!
Mein Chef spricht von einstweiligem Ruhestand. Die Gedanken kreiseln nur noch. Was, wenn ich wirklich frühverrentet werde? Ich will das nicht. Ich wäre dann von meinem Mann abhängig.

LG
wintersturm

08.02.2021 17:16 • x 3 #1


A
Zitat von schneesturm:
Vor kurzem kam nun die Ankündigung, dass ich vom Amtsarzt überprüft werden soll. Seitdem ist die Depression wieder voll da. Ich bin Mitte 40 und will noch arbeiten!
Mein Chef spricht von einstweiligem Ruhestand. Die Gedanken kreiseln nur noch. Was, wenn ich wirklich frühverrentet werde? Ich will das nicht. Ich wäre dann von meinem Mann abhängig.


Liebe @schneesturm ,
da hast du ja schon einiges mitgemacht! Das tut mir leid. Hast du schon einen Termin beim Amtsarzt?

Auch ich hatte von einem Tag zum anderen krankheitsbedingt mit dem Schuldienst aufhören müssen. Im Nov. 2018 wurde mir von der Rektorin gesagt, dass ich mich zwecks Überprüfung meiner Leistungsfähigkeit mit einem formlosen Schreiben beim Schulamt melden soll. Meine Nachricht würde dann ans Gesundheitsamt weitergeleitet. Im Januar 2019 bekam ich einen Untersuchungstermin für April. Ein gar nicht mal so schlimmer Tag, denn die Amtsärztin war sehr aufgeschlossen. Entscheidend war meine Antwort auf die Frage, wo ich mich in einem halben Jahr sähe. Eher wieder vor meiner Klasse oder nicht. Der Weg zurück in den Beruf wäre möglich gewesen. Dadurch, dass aber meine Krankheit nicht heilbar ist, strebte ich den Ruhestand an. Ab 1.7.2019 kam dann der Bescheid für den Ruhestand aus Dienstunfähigkeit. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, mich zu einer Nachuntersuchung anzumelden. Auch dann wäre der Weg zurück in die Schule frei gewesen.

Der Termin beim Amtsarzt ist nicht das Berufs-Aus. Gib dir ein bissl Zeit mit deiner Depression. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass körperliche Krankheit in die Depression führen kann.
Viele Grüße von Mayke

08.02.2021 17:38 • x 2 #2


A


Hallo schneesturm,

Amtsarzt Dienstunfähigkeit und Depressionen

x 3#3


S
Liebe mayke,
danke für deine schnelle Antwort!
Es tut mir sehr leid, dass es dich auch erwischt hat.
Wie geht es dir denn heute?
Ich bin gerne Lehrerin und war bisher fast nie krank. Ich habe sogar jahrelang Teilzeit gearbeit, um diese chronischen Schmerzen abzufedern. Das fühlt sich jetzt wie Ausmustern an. Aber rechtlich ist es korrekt. Nach 6 Monaten muss eine Überprüfung erfolgen.
Ich kann seit dieser Ankündigung gar nicht mehr abschalten. Jeder Fortschritt ist im Eimer.
Ich werde zwar von meinem Mann unterstützt, aber ich habe plötzlich Existenzangst.
Das ist gar nicht förderlich für eine Genesung.
Aber es zwingt mich jetzt auch, mich mit meiner Erkrankung auseinander zu setzen.

LG
wintersturm

08.02.2021 18:16 • x 1 #3


A
Zitat von schneesturm:
Wie geht es dir denn heute?


Liebe wintersturm,
es ist eine Gewöhnung eingetreten und ich kann meinen Ruhestand streckenweise auch genießen.
Ich hätte sowieso nur noch bis Januar 2022 zu arbeiten gehabt, da ich schon ein bissl älter als du bin. Jedoch hatte ich noch gar nicht so viele Dienstjahre, denn ich habe erst mit 34 meine Ref-Zeit begonnen.
Erst vor wenigen Wochen konnte ich nochmals zur Schule fahren und sie wenigstens von außen betrachten und mich verabschieden. Es gab gute und weniger gute Phasen dort. Von den Kollegen hätte ich niemanden sehen wollen. Bis auf wenige, die aber inzwischen alle woanders eine Stelle haben, wurde ich als Alte, als Drückebergerin gesehen.
Es ist gut so wie es ist. Das kann ich immer mehr annehmen. Finanziell bleibt mehr übrig, als ich anfangs nach dem ersten Abschlagsbescheid vermutete. Die letzten 10 Jahre hatte ich Vollzeit gearbeitet. Dann die Mitteilung, dass ich mit meinen eher wenigen Dienstjahren grad mal 48% bekäme. Vorübergehend konnte das Gehalt zu 66% aufgestockt werden.
Mach dir Notizen für den Amtsarzt. Er wird auf deine Fragen eingehen.
Mit dem Bescheid für den Ruhestand kam noch die Auflistung an Dingen, die ich zur Verbesserung der Gesundheit angehen sollte. Nicht MUSS, aber sollte im Sinne einer Empfehlung. Man hätte mich gerne als Lehrerin weiter im Dienst gehabt. Wäre es für dich denn denkbar, zum nächsten Schuljahr zu starten? Oder zum Halbjahr im kommenden Winter? Vielleicht mit einer unterhälftigen Stundenzahl oder als mobile Reserve? Ein Jahr der Orientierung?
LG von Mayke

08.02.2021 18:30 • x 2 #4


S
Liebe mayke,
schön, dass du deinen Ruhestand schon manchmal genießen kannst und du die Schule loslassen konntest.
Es tut auch gut zu lesen, dass die Pension doch nicht gar so niedrig ist. Ich schiebe ja schon Panik, dass ich bei 500 Euro lande und plötzlich arm bin. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber diese Existenzangst ist einfach da.
Mein Mann hat ja heute mit meinem Vorgesetzten telefoniert, ich konnte nicht mehr nach der Amtsarztankündigung und mein Vorgesetzter schlug eine vorübergehende DU für 2 Jahre vor. Aber das gibt es ja gar nicht. Es gibt nur eine dauerhafte DU.
Am Donnerstag habe ich einen Termin bei einem Beamtenrechtler, ich will auf alles vorbereitet sein.
Denn das ist alles sehr seltsam. Mein Antrag auf familiäre Beurlaubung ist bereits genehmigt, die Amtsarztuntersuchung in frühestens 4 Wochen.
Ich wäre zum Halbjahr wieder gerne hingegangen, aber dieser Mist hat mich jetzt wieder völlig zurückkatapultiert.
Und ich Riesenrind habe letztes Jahr noch während meiner Krankschreibung Abi korrigiert.
Jetzt ist da nur noch Angst und Misstrauen.
Und ich war bis heute so stolz, dass ich meine chronische Erkrankung wieder im Griff hatte, nebenbei noch jemanden mit Pflegegrad 5 mitbetreue und mich selbst ohne Medis aus der Depression gekämpft hatte.
Und ich hatte dem Staat sogar noch nächstes Jahr unbezahlte Freistellung zur Genesung angeboten und die Reaktion darauf ist eine frühzeitige Pensionierung?
Danke für nichts!
Ich bin echt gerne Lehrerin, ich mag meine Schüler und es hat mir großen Spaß gemacht, aber wenn die das so durchziehen wollen, muss ich mich eben umorientieren.
Ich wünsche dir noch viele schöne Tage, liebe mayke, du hast dir deinen Ruhestand wohlverdient.

LG
wintersturm

09.02.2021 02:07 • #5


Mabaja
Hallo Schneesturm,
zunächst mal: Deine Existenzangst ist unbegründet. Es sei denn, du wärst Beamtin auf Probe.

Zitat von schneesturm:
Es gibt nur eine dauerhafte DU.

Was meinst du damit?
Dienstunfähigkeit wird laufend überprüft. Solltest du dich wieder für dienstfähig einschätzen, könntest du auch selbst eine erneute Überprüfung beantragen, um reaktiviert zu werden.
Also: Kopf hoch, lass den Termin beim Amtsarzt erstmal auf dich zukommen, lass dir die Höhe deiner Versorgungsbezüge berechnen, nimm den Termin beim Beamtenrechtler wahr und konzentriere dich vorrangig auf deine seelische Gesundheit.

LG
Julienne

09.02.2021 14:13 • x 1 #6


S
Liebe julienne,
danke...
Ich versuche mich zu beruhigen, denn es ist ja einfach auch ein formeller Ablauf, der nach einer bestimmten Zeit der Krankschreibung erfolgen soll. Mein Dienstherr handelt völlig korrekt.
Nach 20 Jahren ohne Fehlzeiten dürfte ich auch finanziell nicht ganz so gefleddert werden.
Ich fühle mich trotzdem so ausgeliefert, weil ich ja zeitnah wieder arbeiten wollte. Das war einfach jetzt ein Rückschlag und ist in meinem Fall völlig kontraproduktiv.
Macht es jetzt Sinn im März wieder einzusteigen? Ich bin ja eh schon abgeschrieben. Solche Gedanken sind es, die kreiseln. Was macht der Amtsarzt, wenn ich schon wieder arbeite? Was untersucht er dann?
Ich habe bisher nur negative Erfahrung mit Amtsärzten bei der Verbeamtungsuntersuchung, aber vielleicht gibt es ja auch nette Amtsärzte

LG
schneesturm

09.02.2021 15:25 • #7

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