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Alleine selbst beschäftigen / Angst vor dem Alleinesein

Karoline86
Hallo,
ich hoffe es gibt jemanden der mir weiterhelfen kann.
Ich leide nun seit ca. 4 Jahren an schweren Depressionen. Da auch noch mehrere Manien dazukamen, bin ich mittlerweile auch mit bipolarer Störung diagnostiziert. Da das alles nach Abschluss meines Studiums kam, habe ich es seitdem auch nicht geschafft, einen Arbeitsplatz zu finden.
Ich bin also sehr viel alleine zuhause dabei ist genau dass ich alleine nicht zurecht komme mein größtes Problem in der Depression.
Ich weiß nämlich nicht, was ich mit mir und meiner Zeit anfangen soll und habe deswegen eigentlich regelrecht Horror davor, alleine zu sein.
Das einzige was mir übrig bliebt ist irgendwas am Computer zu machen, Webseiten zu lesen oder so weil ich keine anderen Hobbies habe. Aber selbst das gelingt mir nicht weil ich nicht weiß, für welche Informationen ich mich entscheiden soll. Ich will vielleicht Gitarre lernen aber kann nicht üben weil ich allein bin und ich mir dabei doof vorkomme. Ich quäle mich also im Prinzip den ganzen Tag weil ich nie weiß was ich machen soll. Mittlerweile sitze ich manchmal nur rum und mache wirklich nichts das ist total schlimm.
Mein Psychologe sagt ich soll in eine Tagesklinik gehen aber ich war schon ein paarmal in der Psychiatrie und glaube, dass mir eine Tagesklinik auch nicht hilft, das Problem wird nur verlagert auf den Zeitpunkt zu dem die Klinik vorbei ist.
Ich suche aber nach einer kreativen Lösung wie ich dazu kommen kann nochmal mehr aus meinem Leben zu mache. Gibt es andere denen es ähnlich geht? Was würdet ihr tun?
Vielen Dank
Karo

09.02.2020 11:27 • x 3 #1


A
Liebe @Karoline86 ,
ich bin leider grad ein bissl auf dem Sprung in die Küche runter.
Ich möchte dir aber sagen, dass es mir von Kindheit an ganz ähnlich wie dir geht. Die Angst vor dem Alleinsein kenne ich schon so lange. Sie hat aber mehr mit Ängsten um die eigene Gesundheit und dem Gefühl der Hilflosigkeit zu tun.
Seit geraumer Zeit bin ich im Ruhestand und an vielen Tagen krankheitsbedingt und auch deshalb mit mittelschwerer Depression behaftet, besser zu Hause aufgehoben. Doch weiß ich mich nicht gut zu beschäftigen. Meine Arbeit hatte ich bis zur Rente in ein tagesfüllendes kreatives Hobby verwandelt. Nun fällt es weg, was mir lange Zeit schwer zu schaffen machte.
Ich habe das Handarbeiten wieder neu entdeckt und mich mit einer Bekannten zusammengetan, die einen Hofladen führt. Dorthin liefere ich selbergestrickte Socken, Mützen, Schals. Vor vielen Jahren konnte ich während eines Auslandsjahres eine Fremdsprache lernen. Um nicht zu vergessen, sitze ich über meinen Büchern. Allerdings muss dazu die Konzentration stimmen.
Im örtlichen Tierheim habe ich mich als ehrenamtliche Helferin gemeldet. Leider brauchte man mich nicht mehr, als die Leitung des Heims wechselte. Ganz viel Freude macht mir das Fotografieren. Da reicht schon ein aufmerksamer Spaziergang durch den Garten und bei mehr Kraft auch eine kleine Wanderung in die Umgebung. Die Fotos bearbeite ich, mache Fotobücher oder Wandschmuck daraus. Das Computerprogramm, mit dem ich früher die Arbeitsblätter für die Schüler im Handumdrehen erstellen konnte, entwerfe ich Glückwunschkarten, Kalender, Ausmalseiten, u.v.m.
An vielen Tagen aber geht gar nichts und ich sitze auch nur herum, um auf Besserung zu warten. Deshalb freue ich mich auf die hellere Jahreszeit, wo ich dann wenigstens draußen im Freien warten kann. Die Wintermonate setzen mir sehr zu.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.

09.02.2020 12:46 • x 1 #2


A


Hallo Karoline86,

Alleine selbst beschäftigen / Angst vor dem Alleinesein

x 3#3


Mo1901
Hi, liebe Karoline!
Mir ging es am Anfang meiner Erkrankung genauso wie dir.plötzlich ist nix nehr so wie es einmal war.
Das ist alleine schon ein großes Thema, mit dem man erstmal fertig werden muss.
Ich denke, das das Gefühl der Einsamkeit eine typische Begleiterscheinung der Depression ist.

Inzwischen nach 15 Jahren gehe ich mit dem Gefühl bewusst um und beschäftige mich intensiv mit mur selbst!
Mir half damals eine Therapeutin, die mir die Arbeit mit dem inneren Kind ans Herz legte.
Am Anfang unsicher und skeptisch begann ich mit meinem inneren Kind zu arbeiten.Seitdem habe ich sehr viel über mich und meine Gefühlen dazu gelernt.
Dadurch habe ich mich deutlich stabilisiert, die emotionalen Tiefs wurden weniger, und der innere Druck nahm enorm ab.
Wenn, trotz allem , mal ein Loch kommt, tue ich was gutes was ich sehr liebe. Das baut mich auf und tut mir gut.
Daher mein Tipp an dich:
Schaue nach dem was DIR gut tut!
Setze dich nicht unnötig selbst unter Druck!
Versuche Dich zu entspannen!
Lerne die Lebenssituation so anzunehmen wie sie eben ist!
Führe ein Tagebuch über DEIN Tagesablauf, mit Positiven und Negativen Ereignissen und wie es dir dabei geht!
Und freue dich BEWUSST an kleine Fortschritte die DU machst!

Vllt ist das was für dich?
Du schaffst das, Kopf hoch!

Liebe Grüße,
Mo1901

09.02.2020 15:10 • x 1 #3


mutmacher
Bei mir ist das Problem nun gerade andersrum- ich bin als Einzelkind aufgewachsen und war eigentlich gewohnt, die meiste Zeit allein zu sein. Das hat wohl auch dazu geführt, dass ich Menschen eher anstrengend empfinde, d.h. mit einer Einzelperson ein gutes Gespräch führen (oder in einer überschaubaren kleinen Gruppe) ist das o.k., aber ständig Menschen um einen herum, finde ich unangenehm. Meist stören sie auch bei den Dingen, die man so als Hobby bezeichnet und da wolltest Du ja ein paar Ideen bekommen. Nun gerade Gitarre spielen (oder ein anderes Instrument) ist doch eine tolle Sache und das kannst Du am besten alleine üben. Wenn Du dann mal gut bist damit, lässt sich das gut mit Anderen kombinieren. Oder wie wär`s mit Pflanzen ? Wenn Du ein winziges Gärtchen oder Balkon hast, könntest Du jetzt anfangen in der Wohnung zu sähen und dann im Mai raus zu pflanzen oder auch in Kübeln zu pikieren. Oder Du ziehst Zimmerpflanzen. Da kannst Du jeden Tag beobachten, wie da was kommt und wächst. Ich werfe z.B. keine Gemüse- oder Obstabfälle weg, sondern stecke Wurzeln oder Kerne in Töpfe u. kann ständig Knoblauch, Frühlingszwiebeln, ja sogar Kaffeebohnen oder Zitronenbäumchen ernten.
- Eine Zeitlang war ich in einer ambulanten Hospizgruppe u. habe Sterbebegleitung gemacht (das hat mir persönlich viel gegeben). Oder vlt. hast Du ja mal Lust ein Buch zu schreiben. Was auch Freude macht ist Teppich knüpfen.
Ich hab z.B. als ich schwanger war (vor 43 Jahren) einen Teppich geknüpft, der heute noch super toll aussieht- oder auch mehrere Kelims gewebt (für die Wand oder auf den Wohnzimmertisch) und stelle darauf eine selbst getöpferte Schale, Vase oder Kerzenständer. Oder wage Dich an eine Figur zu töpfern. Wenn Du da mal anfängst, öffnet sich Dir eine eigene Welt. Oder bearbeite Steine, die Du in den Garten oder zwischen Blumentöpfe stellen kannst.
Meine Tochter und ich bauen gerade ein Haus und sind gerade dabei Lampen, Kissen, Lederartikel herzustellen und gerade Naturmaterial wie Holz (das man ja auch erst suchen muss), Ton, Kork, Felle usw zu bearbeiten. Du glaubst nicht, wie viel Spaß das macht. Diese Tochter stellt gerade mit ihrer kleinsten Tochter (6 Jahre) ein Kinderbuch her, wobei die Kleine die Bilder dazu malt- einmalig sowas!
Dann das große Feld von Backen, Kochen, Handarbeiten. Oder mach mal einen Spaziergang und sammle schönes Naturmaterial. Ein schöner knorriger Ast oder Treibholz- daraus hab ich eine Wanduhr neben mir hängen.
Ich könnte noch länger schreiben, bin aber eingeladen und muss mich jetzt vom Acker machen.
Wünsche Dir aber noch einen kreativen Sonntagnachmittag mit vielen eintreffenden Ideen.
LG Mutmacher

09.02.2020 15:34 • x 1 #4


E
Vielleicht ist auch Ergotherapie etwas für dich. Da kannst du Kreatives machen und gleichzeitig bist du zwanglos unter Menschen (die ähnliche Symptome haben oder andere) - kannst dich einbringen und Kontakte aufbauen, oder vor dich hinmuckeln ohne zu reden. Du kannst entscheiden, ob du einmal in der Woche hingehst oder öfters, je nachdem wie man es aushandelt

09.02.2020 15:38 • x 1 #5


S
Hallo Karoline,

hast du es schon mal mit Sport versucht?

09.02.2020 15:49 • x 1 #6


Irgendeine
Such dir doch ein Ehrenamt oder einen Verein, der dir Spaß machst. Dann lernst du neue Leute kennem und hast was zu tun. Ich bin jetzt schon jahrelang ehrenamtlich beim Roten Kreuz. Erst in der Kinder- und Jugendbetreuung, seit ca. 7 Jahren im Katastrophenschutz und Sanitätsdienst.
Selbst in tief depressiven Phasen tun mir die Einsätze gut und ich bin unter Menschen.

09.02.2020 23:36 • x 1 #7


Karoline86
Liebe Maike,
danke für deine lange Nachricht! Es tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, ich hatte ein Bewerbungsgespräch und habe mich darauf vorbereitet. Ja was du schreibst zeigt mir dass ich nicht alleine bin, das gibt mir wenigstens das Gefühl kein Einzelfall zu sein. Ich finde dieses Warten und nichts tun können aber so unerträglich, wie hältst du das aus?

23.02.2020 23:13 • #8

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