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Sozialer Rückzug - immer schlecht?

G
Hallo zusammen,

in meinem sozialen Umfeld habe ich seit Jahren zunehmend Probleme. Irgendwie habe ich zu allen die Verbindung verloren, oder auch noch nie eine gehabt. Bei einigen Menschen ist das gut so, bei anderen bin ich mir nicht sicher.

Zu meinem Vater z. B. habe ich mir über 2 Jahre große Mühe gegeben mehr Nähe herzustellen, aber nichts hat geklappt. Ich habe deshalb sehr an mir gezweifelt. Mein Umfeld empfinde ich schon lange als zehrend: Meine Familie ist nahezu desinteressiert, die Familie meines Mannes mischt sich exessiv ein und ständig muss man seine Grenzen verteidigen - was anstrengend und nicht meine Stärke ist. Leider haben wir da zwei Extreme erwischt.

Vor 2,5 Monaten wurden mir Depressionen (rezidivierend) diagnostiziert. Wenige Wochen vorher begann ich mich komplett zurück zu ziehen, nur bei meinem Mann und meinem Kind achte ich sehr darauf in Kontakt zu bleiben. Einige Wochen habe ich das Haus gar nicht verlassen. Nun habe ich also seit 3 Monaten niemanden persönlich gesehen oder telefoniert. Auch Nachrichten beantworte ich mal mehr mal weniger, aber nur von wenigen Personen. Mir ging es sehr gut damit, endlich im Außen Ruhe, nicht dir ständige Enttäuschung und Trauer über das distanzierte Verhältnis v.a. zum Vater und auch kein ständiges Grenzen verteidigen mehr. Ich habe auch bemerkt, dass ich bereits lange vorher die Beziehungen innerlich gekündigt habe.

Über Weihnachten gab es nun ein paar nervige blöde Nachrichten, die mich komplett aus der Bahn geworfen haben. Faktisch nichts gravierendes, aber ich habe vor Anspannung gezittert, die Gedanken kreisten nur noch um die Nachrichten, ab und zu habe ich auch geweint. Mir ist einfach jeder Kontakt zu viel. Am liebsten würde ich manchmal zu allen den Kontakt abbrechen. Und ich habe Angst davor, dass ich es tue, wenn es mir mal wieder zu viel wird.

Leider weiß ich nicht, wie lange ich schon Depressionen habe. Es geht mir schon lange schlecht, aber es gab immer Gründe, weshalb ich nicht einschätzen kann was noch normal und was schon krank war. Ich traue mir auch überhaupt nicht mehr in meinen Urteilen, weiß manchmal nicht was normal ist und was nicht, v.a. im zwischenmenschlichen. Deshalb weiß ich auch nicht, ob die Probleme in meinem Umfeld eher Mitverursacher oder eher Symptome meiner Depression sind. Ich bin unsicher, ob mein sozialer Rückzug nun hilfreich ist oder die Depression verschlimmert.

Da ich noch ein paar Monate auf meinen Therapieplatz warten muss, hoffe ich, dass hier jemand von seinen Erfahrungen berichten kann. Ich bin gespannt

27.12.2019 23:50 • x 2 #1


ZeroOne
Guten Morgen @glückwunsch !

Der Mensch ist ja nachgewiesener Maßen leider ein soziales Wesen, dass über kurz oder lang zu Grunde geht, wenn es sozial isoliert wird. Daher wird das wahrscheinlich langfristig auch nicht die Lösung sein.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass soziale Kontakte absolut notwendig für die eigene Weiterentwicklung sind (Zugehörigkeit, Anerkennung, etc.).
Allerdings denke ich auch, dass man selbst die Freiheit hat, zu bestimmen, wann und mit wem man in soziale Interaktion treten möchte. Auch denke ich, dass es nicht verwerflich ist, wenn man sich von seinem sozialen Umfeld mal eine Pause gegönnt, wenn einem diese gut tut und für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden erforderlich ist.

Ich drücke dir die Daumen, dass es mit dem Therapieplatz schnell klappt!

LG
ZeroOne

28.12.2019 09:55 • x 2 #2


A


Hallo glückwunsch,

Sozialer Rückzug - immer schlecht?

x 3#3


Pilsum
Hallo glückwunsch,

in Deiner Depressions-Phase wirst Du Dich natürlich schlecht fühlen.
Gut finde ich, wie anschaulich Du Deine Empfindungen zu den sozialen Kontakten beschreibst.
In geringen Maße ist es vermutlich normal, wenn Du Dich eine Zeit lang zurückziehst.
Das kann Dir helfen Deine Gedanken und Gefühle neu zu sortieren.
Andererseits sind soziale Kontakte besonders wichtig in unserem Leben. Deshalb achte bitte darauf,
nicht alle Kontakte einschlafen zu lassen.
In einer Therapie kannst Du Dich hoffentlich wieder stabilisieren.

Zitat:
Es geht mir schon lange schlecht, aber es gab immer Gründe, weshalb ich nicht einschätzen kann was
noch normal und was schon krank war. Ich traue mir auch überhaupt nicht mehr in meinen Urteilen,
weiß manchmal nicht was normal ist und was nicht, v.a. im zwischenmenschlichen.


Was Du hier schreibst, ist bestimmt sehr für Deine Stimmung verantwortlich.
Trau Dir wieder eine eigene Meinung zu. Die wirst Du ja haben, sonst brauchtest Du Dich
nicht zurück zu ziehen.
Habe keine Angst davor Deine Meinung zu sagen. Andere sind meistens anderer Meinung.
Das ist nicht schlimm.

Nur, was hat Dich eigentlich so verletzt, dass Du Dich für den vorübergehenden Rückzug entschieden hast?

Viele Grüße

Bernhard

28.12.2019 10:10 • x 2 #3


G
Vielen Dank für deine Antwort, ZeroOne.

Zitat von ZeroOne:
Auch denke ich, dass es nicht verwerflich ist, wenn man sich von seinem sozialen Umfeld mal eine Pause gegönnt, wenn einem diese gut tut und für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden erforderlich ist.


Dieses Gefühl eine Pause einzulegen habe ich auch. Ich habe das Gefühl, dass ich auch therapeutische Unterstützung brauche, um überhaupt zu sehen in welche Kontakte es noch Sinn macht Energie zu stecken und in welche nicht. Vorher halte ich mich für zu verletzlich und sensibel, sodass auch Kleinigkeiten mich umhauen. Und ich bin im Moment dann sehr auf Angriff und nicht wie üblich im Reinfress-Modus. Vielleicht sogar was gutes, aber ich will nicht unüberlegt handeln, ohne das ein Therapeut mir hilft zwischen Realität und meinen inneren Verstrickungen, (negativen) Interpretationen und (negativen) Bewertungen zu unterscheiden.

28.12.2019 11:39 • x 1 #4


G
Auch dir vielen Dank, Pilsum!


Zitat von Pilsum:
In geringen Maße ist es vermutlich normal, wenn Du Dich eine Zeit lang zurückziehst.
Das kann Dir helfen Deine Gedanken und Gefühle neu zu sortieren.


Ja, es hilft ungemein einen Schritt zurück zu treten und mal zu schauen, was eigentlich im Argen ist. Auch der innere Sturm ist für mich leichter zu bändigen, wenn nicht aus dem (vorbelasteten) Außen Einfluss auf mich einprasseln.

Ist das was ich mache, in geringem Maß und eine Zeit lang? Aus meinen früheren Episoden kenne ich das so extrem nicht, aber da waren auch andere Umstände.

Zitat von Pilsum:
Trau Dir wieder eine eigene Meinung zu. Die wirst Du ja haben, sonst brauchtest Du Dich
nicht zurück zu ziehen.
Habe keine Angst davor Deine Meinung zu sagen. Andere sind meistens anderer Meinung.


Vielen Dank, ich denke, da ist was dran. Auf den zweiten Blick ist es sogar eine komplexe Thematik. Ich fühle mich wohler damit meine Meinung zu sagen, dass habe ich in einer kurzen Pause meines Lebens gemerkt. Was dazu geführt hat es wieder zu lassen, kann ich nur erahnen, aber nicht auf Anhieb mit Sicherheit ausmachen. Es sind aber viele Faktoren und nicht ein einzelner.

Zitat von Pilsum:
Nur, was hat Dich eigentlich so verletzt, dass Du Dich für den vorübergehenden Rückzug entschieden hast?


Schwierig. Es ist keine einzelne große Verletzung gewesen, es sind viele kleine in meiner ganzen Lebensgeschichte und gehäuft in den letzten Jahren. Dann gepaart mit meinem geringem Selbstwertgefühl, dass dieses Verhalten als Zeichen meiner Wertlosigkeit missbraucht.

Ganz besonders enttäuscht und verletzt bin ich über das Verhalten unserer gesamten Familie seit der Geburt unseres Kindes. Wir hatten eine sehr sehr anstrengende Zeit, zu einem schlecht schlafenden Schreibaby, dass auch noch das Autofahren hasste und stark fremdelte kamen Probleme bei der Arbeit meines Mannes, seine Berufsunfähigkeit und zusätzlich noch ein immer noch andauerndes Gerichtsverfahren gegen die Versicherung. Als unser Kind 11 Monate alt war, ist mir aufgefallen, dass wir uns bemühen die Erwartungen unserer Familien zu erfüllen, ständig energiezehrende Besuche hatten und darunter sehr litten. Wir als Paar hatten bis dahin nicht ein einziges Mal nur einen Film geschaut. Auch diese Paarbeziehung auf Sparflamme hat viel Kraft gekostet und irgendwann auch noch viel Streit nach sich gezogen. Es musste sich was ändern.

Die Familie meines Mannes kam als Hilfe nicht in Frage, u.a. weil sie ständig Grenzen überschreiten und auch sehr besitzergreifend sind. V.a. meine Schwiegermutter macht den Eindruck, dass sie nicht zwischen ihren Kindern und Enkelkindern unterscheiden kann. Und auch nicht zwischen ihren eigenen Entscheidungen und unsren, sie will immer das alles nach ihrer Vorstellungen läuft, sie will alle Leben in ihrem Umfeld kontrollieren und Einfluss nehmen. Das ist für mich schwer zu ertragen. Normalerweise würde ich zu solchen Menschen Abstand nehmen, aber meinem Mann ist die Familie sehr wichtig.

In meiner Familie kam nur mein Vater infrage, auch wegen räumlicher Nähe. Es fiel mir schwer ihn um Hilfe zu bitten, er hatte nur alle 3-6 Wochen überhaupt Zeit für ein Treffen. Aber mein Mann und ich gingen gemeinsam zu ihm und baten ihn, uns ab und zu unser Kind abzunehmen, weil wir uns so viel Streiten und Hilfe brauchen und nur ihn wüssten. Er hat ja gesagt. Aber es blieb alles beim alten, mein Vater und seine Freundin hatten so selten Zeit, dass unser Baby bei ihm nur femdelte. Nach einigen Monaten formulierte ich die Bitte nochmal genauer, fragte, ob sie vielleicht so 1 Mal die Woche ein kurzes Treffen hinbekommen, damit sich unser Kind an sie gewöhnt und sich wohl bei ihnen fühlt, bevor wir sie ganz allein lassen. Sie bejahten, aber es blieb beim Alten. Sie fingen dann an ein Haus für den Sohn meiner Stiefmutter zu bauen und hatten noch weniger Zeit. Ich habe mich sehr allein gelassen und zurückgewiesen gefühlt.

Wir haben keine Unterstützung bis heute. Es gab auch nur Kommentare, was wir alles falsch mit unserem Kind machen. Niemand hat jemals was nettes dazu gesagt. Außer ein fremder Mann, der uns im Restaurant mal gesagt hat, wie toll er unser Verhalten dem Kind gegenüber findet.

Bei meinem Vater habe ich es irgendwie immer wieder versucht. Vor einigen Monaten habe ich ihm und seiner Freundin auch meine Befürchtung mitgeteilt, dass ich wieder Depressionen haben könnte. Danach hat er nicht ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht.

Das sind nur Beispiele, es ist schon viel vorgefallen.

Hoffe, ich habe mich nicht in den Ausführungen verannt.

28.12.2019 12:39 • x 4 #5


M
In meiner schlimmsten Zeit war es so, dass ich mich auch meistens zurückgezogen habe, besonders von Familie und Verwandten. Aber manchmal, wenn es mir nicht ganz so schlimm ging, habe ich mich dennoch mit Freunden getroffen und das hatte dann immer auch einen positiven Effekt. Das kommt aber vielleicht auch darauf an, wie gut man sich verstellen kann. Das kriegt nicht jeder so gut hin wie ich, habe ich mir sagen lassen. Prinzipiell sollte man nie längere Zeit gar keinen sozialen Kontakt haben. Es mag sich richtig anfühlen, aber letztlich ist es auf Dauer kontraproduktiv.

28.12.2019 17:05 • x 3 #6


Pilsum
Hallo glückwunsch,

durch Deine Beschreibung glaube ich schon besser Deine Situation verstehen zu können.
Als junge Familie werdet ihr es nicht immer leicht haben.
Schade, dass euch Dein Vater nicht unterstützen möchte. Letztlich ist es aber besser, Du
weißt direkt, woran Du bei ihm bist, als wenn es unterschwellig Unfrieden geben
würde.
Das Verhalten Deiner Schwiegermutter ist leider so, wie es viele Mütter machen.
Sie versuchen zu bestimmen und merken nicht, dass sie sich zu sehr einmischen.

Hier solltest Du mit Deinem Mann einen Weg finden, euch einig zu werden und
mehr Gemeinsamkeit aufzubauen.
Denn wenn Du Dich depressiv zurückziehst, wird es so sein, dass Du Deinen Mann zusätzlich belastest.
Wie wird er das sehen und wie wird er dann handeln?

Ich denke nicht, dass Du Dich in dem Gesagten verrannt hast. Wenn Dir die Familie aber
nicht helfen will, dann solltet ihr alleine eure Familie stehen.

Viele Grüße

Bernhard

28.12.2019 18:21 • x 2 #7


G
Danke dir, Michael808.

Zitat von Michael808:
Aber manchmal, wenn es mir nicht ganz so schlimm ging, habe ich mich dennoch mit Freunden getroffen und das hatte dann immer auch einen positiven Effekt.


Die letzten drei Tage wollte ich mich mit Freundinnen treffen, weil die eine davon weit weg wohnt und morgen wieder fährt. Aber ich KONNTE einfach nicht, habe wieder vor Anspannung gezittert, als ich dran gedacht habe, die beiden zu treffen. Aber ich denke, du hast da was für mich wichtiges geschrieben und zwar wenn es mir nicht ganz so schlimm ging. Ich denke, es war nun noch nicht der richtige Zeitpunkt und ich werde das nächste Mal sowas in Angriff nehmen, wenn es mir besser geht. Danke!

28.12.2019 19:20 • #8


G
Danke dir, Pulsum

Zitat von Pilsum:
Das Verhalten Deiner Schwiegermutter ist leider so, wie es viele Mütter machen.
Sie versuchen zu bestimmen und merken nicht, dass sie sich zu sehr einmischen.


Erster Gedanke: Hoffentlich werde ich nicht auch so
Zweiter Gedanke: Was normal ist, ist ja irgendwie relativ. Aber ich denke ihr Verhalten geht über das normale Maß hinaus. Sie hat viele Probleme mit ihrem Mann und ihren erwachsenen Kindern, ahnt auch, dass sie ein Problem hat, hat sogar schon eine Therapeutin aufgesucht, jedoch mit den Worten Ich höre eh auf niemanden und will keinen Rat. auf weitere Gespräche verzichtet.


Zitat von Pilsum:
Hier solltest Du mit Deinem Mann einen Weg finden, euch einig zu werden und
mehr Gemeinsamkeit aufzubauen.
Denn wenn Du Dich depressiv zurückziehst, wird es so sein, dass Du Deinen Mann zusätzlich belastest.
Wie wird er das sehen und wie wird er dann handeln?


Mein Mann hat schon vor meinem Rückzug ein paar Besuche abgesagt. Das letzte Treffen hat seine Mutter ihn komplett gemieden. Daraufhin hat sie ihm wieder Vorwürfe und Beleidigungen per Nachricht geschrieben. Also im Moment hält mein Mann es auch für am besten, den dort keinen Kontakt zu haben. Obwohl er trotzdem sehr an seiner Familie und auch Mutter hängt. Sie wissen auch nicht von meiner Erkrankung, weil sie kein Verständig hätten und eher Probleme schaffen als helfen würden. So unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit.

28.12.2019 19:42 • x 1 #9


Pilsum
Dann hoffen wir beide mal, dass Du später nicht so wirst, wie Deine Schwiegermutter.

Wenn sie ein psychisches Problem hat, dann wird euer Verhältnis zu ihr sicher immer angespannt bleiben.
Zitat:

Hier solltest Du mit Deinem Mann einen Weg finden, euch einig zu werden und
mehr Gemeinsamkeit aufzubauen.
Denn wenn Du Dich depressiv zurückziehst, wird es so sein, dass Du Deinen Mann zusätzlich belastest.
Wie wird er das sehen und wie wird er dann handeln?


Mit diesem Absatz hatte ich etwas anderes gemeint.
Du hattest geschrieben:
Zitat:
Wir als Paar hatten bis dahin nicht ein einziges Mal nur einen Film geschaut. Auch diese Paarbeziehung auf Sparflamme hat viel Kraft gekostet und irgendwann auch noch viel Streit nach sich gezogen.

Ich frage da mal ganz direkt. Du must darauf nicht antworten.
Was stimmt in eurer Ehe-Beziehung nicht? Fühlst Du Dich da auch nicht verstanden?

Viele Grüße

Bernhard

28.12.2019 21:30 • x 1 #10


G
Zitat von Pilsum:
Mit diesem Absatz hatte ich etwas anderes gemeint.
Du hattest geschrieben:
Ich frage da mal ganz direkt. Du must darauf nicht antworten.
Was stimmt in eurer Ehe-Beziehung nicht? Fühlst Du Dich da auch nicht verstanden?


Wir sind beide Menschen, die auch mal Ruhe brauchen, um mit sich selbst in Verbindung zu treten. Ich denke, durch den Dauerstress in Kombination mit den hohen Erwartungen an uns, alles perfekt machen zu wollen, sind wir vom agieren ins reagieren verfallen und haben ohne nachzudenken oder nachzufühlen einfach jeden zu Besuch kommen lassen oder sind jeder Einladung nachgegangen. Auf der Prioritätenliste waren wir ganz unten. Sobald mir das aufgefallen ist, haben wir uns nach und nach an die Lösung gemacht.

Ich fühle mich sehr verstanden und vertraue mich meinem Mann auch an.

Ich hoffe, ich habe nicht wieder an deiner Frage vorbei geantwortet

28.12.2019 21:57 • x 1 #11


Pilsum
Wenn Du sicher bist, dass Deine Ehe intakt ist, warum können Dich dann Außenstehende,
aber auch Dein Vater so aus der Fassung bringen?

Macht es Dir persönlich Probleme, wenn etwas nicht so läuft, wie es Deinem Weltbild entspricht?
Findest Du es schon mal schwierig zu akzeptieren, was andere wollen?

28.12.2019 22:16 • x 1 #12


G
Zitat von Pilsum:
Wenn Du sicher bist, dass Deine Ehe intakt ist, warum können Dich dann Außenstehende,
aber auch Dein Vater so aus der Fassung bringen?

Diese Frage verstehe ich nicht. Vielleicht kannst du erklären wie du sie meinst? Ich verstehe nicht, was mein Mann mit anderen Menschen in meinem Umfeld zu tun haben könnte?

Zitat von Pilsum:
Macht es Dir persönlich Probleme, wenn etwas nicht so läuft, wie es Deinem Weltbild entspricht?

Darüber müsste ich nachdenken, aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Nein, das bereitet mir keine auffälligen Probleme.

Zitat von Pilsum:
Findest Du es schon mal schwierig zu akzeptieren, was andere wollen?

Auch da würde ich aus dem Bauch heraus Nein sagen. Ich denke eher, dass ich gar nicht weiß, was ich will und deshalb manchmal auch ganz froh bin, wenn ich Entscheidungen ganz abgeben kann und froh bin, wenn dann jemand anderes etwas will.

Du hast bestimmt einen Grund für diese Fragen, stimmt's?

28.12.2019 22:29 • #13


G
@Pilsum
Ich frage einfach mal, du brauchst selbstverständlich auch nicht zu antworten:
Bist du selbst an Depressionen erkrankt?
Hast du Kinder?

28.12.2019 22:48 • #14


Pilsum
Hallo glückwunsch,

nein, ich bin nicht an Depressionen erkrankt. Ich verstehe jedoch einiges von Zusammenhängen
bei diesen Krankheitsbildern.

Eigene Kinder habe ich nicht. Ich hatte das Vergnügen, mehrmals Partnerschaften mit
alleinerziehenden Frauen zu führen. Daher habe ich einige Erfahrung mit Kindererziehung
gesammelt. Besonders interessant ist es, wenn sich ältere Kinder zwischen die Mutter und
den Partner schieben.
Dabei kannst Du als Partner nur verlieren, weil die Mutter sich nie gegen ihre Kinder stellt.


Zitat:
Pilsum schreibt:
Wenn Du sicher bist, dass Deine Ehe intakt ist, warum können Dich dann Außenstehende,
aber auch Dein Vater so aus der Fassung bringen?


Zitat:
Diese Frage verstehe ich nicht. Vielleicht kannst du erklären wie du sie meinst? Ich verstehe nicht, was
mein Mann mit anderen Menschen in meinem Umfeld zu tun haben könnte?


Dein Mann hat mit Deinem Umfeld eigentlich nichts zu tun. Aber er sollte eine starke
Stütze für Dich sein. Wenn die Beziehung zu Deinem Mann stimmt, dann kannst Du Dich
über das Verhalten Deines Vaters ärgern. Aus der Bahn werfen und depressiv machen darf Dich so etwas aber nicht.

Zitat:
Ich denke eher, dass ich gar nicht weiß, was ich will und deshalb manchmal auch ganz froh bin, wenn ich Entscheidungen ganz abgeben kann und froh bin, wenn dann jemand anderes etwas will.


Wenn Du nicht weißt, was Du willst, scheint mir das der Auslöser für depressive Phasen zu sein.
Weil Du nicht weiß, was Du selbst willst, bittest Du andere, für Dich zu entscheiden.
Und gleichzeitig macht es Dich krank, wenn andere etwas entscheiden, was Du eigentlich gar nicht möchtest.

Kann das so sein?

28.12.2019 23:12 • #15


selly
@pisum Ich glaube sehr.wohl, dass man unabhängig von einer intakten Ehe depressiv sein kann.
U.a.auch durch Erlebtes aus Kindheit und Jugend und da spielen auch Eltern rein.und eine Therapie hilft einem manchmal den Dingen auf den Grund zu kommen, wenn man es selber nicht greifen kann

28.12.2019 23:22 • x 1 #16


Pilsum
Zitat von selly:
@pilsum Ich glaube sehr.wohl, dass man unabhängig von einer intakten Ehe depressiv sein kann.
U.a.auch durch Erlebtes aus Kindheit und Jugend und da spielen auch Eltern rein.und eine Therapie hilft einem manchmal den Dingen auf den Grund zu kommen, wenn man es selber nicht greifen kann


Das sehe ich wie Du. Um den Dingen auf die Spur zu kommen stelle ich häufig schon mal
unangenehme Fragen und behaupte schon mal etwas.

Dies hat dann zum Vorschein gebracht, dass sie sagt. Ich weiß nicht, was ich will. Entscheidungen
gebe ich gern ab.

28.12.2019 23:30 • x 2 #17


ZeroOne
Hi @selly !

Zitat von selly:
Ich glaube sehr.wohl, dass man unabhängig von einer intakten Ehe depressiv sein kann.
U.a.auch durch Erlebtes aus Kindheit und Jugend und da spielen auch Eltern rein.


Denke ich auch. Ebenso sollte man die genetische Prädisposition nicht vergessen.

Aber andererseits kann auch bei belastenden Familienverhältnissen mit schwieriger Verwandtschaft der stärkste Charakter ohne psychische Vorgeschichte über kurz oder lang an seine Grenzen kommen.

LG
ZeroOne

28.12.2019 23:34 • x 2 #18


G
Danke für deine Antworten, Pilsum. Meine Antwort ist nicht angekommen, daher der zweite Versuch.

Zitat von Pilsum:
nein, ich bin nicht an Depressionen erkrankt. Ich verstehe jedoch einiges von Zusammenhängen
bei diesen Krankheitsbildern.

Wie bist du in diesem Forum gelandet? Bist oder warst du Angehöriger? Oder woher kommt dein Interesse? Bin neugierig.


Zitat von Pilsum:
Dein Mann hat mit Deinem Umfeld eigentlich nichts zu tun. Aber er sollte eine starke
Stütze für Dich sein. Wenn die Beziehung zu Deinem Mann stimmt, dann kannst Du Dich
über das Verhalten Deines Vaters ärgern. Aus der Bahn werfen und depressiv machen darf Dich so etwas aber nicht.

Das ist er. Aber auf mehreren Rücken verteilt lassen sich manche Lasten leichter tragen.

Natürlich ist das Verhalten meines Vaters nicht der Auslöser für meine Depression. Auch meine Depression hat multifaktorelle Ursachen. Einige sind mir bekannt, vielleicht aber nicht alle. Das hoffe ich in der Therapie herauszufinden.

Das Verhalten meines Vaters war ja nur ein Beispiel für Verletzungen in meinem sozialen Umfeld.
Zitat von Pilsum:
Wenn Du nicht weißt, was Du willst, scheint mir das der Auslöser für depressive Phasen zu sein.
Weil Du nicht weiß, was Du selbst willst, bittest Du andere, für Dich zu entscheiden.
Und gleichzeitig macht es Dich krank, wenn andere etwas entscheiden, was Du eigentlich gar nicht möchtest.

Kann das so sein?

So ganz stimmig ist das für mich nicht. Ich mag es manchmal, wenn mir Entscheidungen abgenommen werden. Aber die wirklich wichtigen Entscheidungen treffe ich gern selbst oder mit demjenigen zusammen, der die Konsequenzen mitträgt.

28.12.2019 23:51 • #19


M
Zitat von glückwunsch:
Ich denke, es war nun noch nicht der richtige Zeitpunkt und ich werde das nächste Mal sowas in Angriff nehmen, wenn es mir besser geht.

Das klingt nach einem Plan, mach das so!

Da fällt mir gerade noch was ein:
Es war an einem Tag, an dem es mir so schlecht ging, dass ich nur in meinem Zimmer saß und die Wand anstarrte. Ich weinte nur. Jede kleinste Tätigkeit überforderte mich. Da klingelte abends der Nachbar (der von allem natürlich nichts wissen durfte) und brachte einen geliehenen Akuschrauber zurück. Er plauderte ein wenig und sagte, er hätte sich jetzt mal ein paar Videos von diesem Rolf Miller (Comedian) angeschaut, den ich mal empfohlen habe. Sei spitze!

Es war merkwürdig: Als ich wieder rein ging, war nicht meine Depression weg, aber es ging mir so wesentlich besser, als vorher an diesem Tag. Ich versuchte noch ein bisschen, Keyboard zu spielen.

Was ich damit sagen will: Wenn man depressiv ist, fühlt es sich manchmal so an, als ob nichts geht. Wenn da nicht andere Menschen sind, die einem ungefragt das Gefühl vermitteln, wie sich ein normales Leben anfühlt, bleibt man in seinem kranken Denkmuster gefangen. Ich werte das übrigens auch als Zeichen dafür, dass es nicht eine angeblich gestörte Hirnchemie ist, die einen depressiv macht, sondern man einfach destruktive Denkmuster erlernt hat. Und die kann man auch wieder verlernen! Es funktioniert, auch wenn es sich unglaublich anfühlt. Man sollte also Dinge tun, von denen man sich gar nicht vorstellen kann, dass sie helfen. Denn gerade das sich-nicht-vorstellen-können ist Teil der Erkrankung, aber es entspricht nicht der Realität. Jetzt, wo ich wieder gesund bin, kann ich das mit Sicherheit sagen.

Ich würde dir auch empfehlen, mal nach der ABC-Methode und dem Imaginary Rescripting (dazu gibt es ein PDF) zu googeln. Das sind Ansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Ich glaube rückblickend, die haben mir diesmal aus der Depression geholfen.

Würde mich freuen, wenn du sie ausprobierst und irgendwann eine Rückmeldung geben könntest, ob sie auch dir geholfen haben. Ich weiß, wenn man es mal geschafft hat, möchte man sich am Liebsten nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen aber der Bericht könnte eine große Hilfe sein für Leute, die sie noch brauchen.

29.12.2019 10:35 • x 2 #20


G
Vielen vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen, Michael808!

Zitat von Michael808:
Ich würde dir auch empfehlen, mal nach der ABC-Methode und dem Imaginary Rescripting (dazu gibt es ein PDF) zu googeln. Das sind Ansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Ich glaube rückblickend, die haben mir diesmal aus der Depression geholfen.


Insbesondere diese Methoden klingen auf den ersten Blick sehr hilfreich! Ich bin auch überzeugt, dass Denkmuster zumindest ein großer Faktor für die Entstehung (m)einer Depression sind. Ich werde mich reinlesen, die ABC Methode kommt mir inhaltlich bekannt vor und klingt leicht umzusetzen. Ins Imaginary Rescripting werde ich mich etwas mehr reinarbeiten müssen, aber wenn ich es richtig verstehe, geht es auch um Arbeit mit dem inneren Kind und das gefällt mir schonmal. Vielen vielen Dank nocheinmal. Ich berichte dir dann gern!

29.12.2019 12:01 • #21


A


Hallo glückwunsch,

x 4#22


Pilsum
Hallo Glückwunsch,

in dieses Forum bin ich eher zufällig hineingekommen.
Einer der Gründe war. Ich befasse mich seit etwa 30 Jahren sehr erfolgreich damit, wie
Menschen besser mit ihren Ängsten zurechtkommen können.
Ein großer Anteil von Depressionen und depressiven Verstimmungen hat als Auslöser
starke Ängste. Häufig sind diese Ängste unterdrückt und verdrängt.
Sehr oft gelingt es mir, durch andere Sichtweisen, Menschen durch Gespräche zu helfen.
Da ich immer wieder nennenswerte Zustimmung hier im Forum erhalte, schreibe ich auch
häufiger hier.

Zitat:
So ganz stimmig ist das für mich nicht. Ich mag es manchmal, wenn mir Entscheidungen abgenommen werden.
Aber die wirklich wichtigen Entscheidungen treffe ich gern selbst oder mit demjenigen zusammen, der die Konsequenzen mitträgt.


Mir fällt auf, dass Du gelegentlich etwas sagst. Wenn ich Dich dann darauf anspreche,
kommt von Dir eine eher ausweichende Antwort.
Damit ist es nicht ganz einfach, Meinungen auszutauschen und zu einem gemeinsamen
Ergebnis zu kommen.
Wenn es Dir eher unangenehm ist, dann sage mir das besser. Ich kann mit so etwas umgehen.
Nerven muss ich Dich nicht.

Einen schönen Abend wünsche ich Dir.

Bernhard

29.12.2019 20:17 • #22

Pfeil rechts




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