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Schlechte Erfahrungen mit Menschen - fühle mich so leer

D
Hallo, ich versuche mich kurz zu fassen. Ich habe in meinem Leben von Anfang an schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht, Mobbing etc.Bin dann auch mit etwa 16 in eine Psychiatrie gegangen. War zunächst auf einem Einzelzimmer, wurde später in ein Doppelzimmer mit einem Hyperaktiven 12 jährigen verfrachtet. Dies lief solange gut bis er mich mal fragte wie lange es wohl dauern würde jemanden mit einem Cuttermesser aufzuschneiden.
Habe danach meine Eltern kontaktiert und bin wieder zurück in die Schule, wo das Mobbing nun tatsächlich aufgehört hat. (Man hat mich in Ruhe gelassen)

Ich war allerdings inzwischen ziemlich fertig mit der Welt, ich lebte nur noch für den Genuss, Essen und Videospiele.
Hatte ein positives Erlebnis in einem Fitness Studio, der Trainer schien freundlich. (Er war letzten Endes ein Quacksalber und wollte nur seine Geistheiler Kräfte verkaufen)
Training mit Gewichten war jedoch tatsächlich etwas in der realen Welt an dem ich Gefallen fand.
Insgesamt habe ich mich von meiner Familie so durchs Leben ziehen lassen, hatte Trinker in der Familie. (Ich selbst verachte Alk.)

Nun bin ich bald 28 und ich fühle mich leer. Videospiele und Essen sind nicht mehr genug um die Depressionen fernzuhalten. Ich lebe auch noch mit meinen Eltern im selben Haus, deren Verhalten mich auch. nervt. (Sie werden mit dem Alter immer nervöser und lauter etc. )

Ich stelle mir oft vor auf einem Hochhaus zu stehen und zu springen, es wäre das Ende meiner Probleme mit dem Leben.
Als Alternative stelle ich mir vor wieder in eine Psychatrie zu gehen, damit sie mich dort reparieren. zu einem selbstständigen Menschen mit Ambitionen machen.

Meine Familie sagt es wäre zu teuer sich in einer vernünftigen Klinik behandeln zu lassen und in einer öffentlichen würden sie mich nur an ein Bett fesseln und mit Dro. abfüllen.

Ich wäre für Erfahrungsberichte/Ratschläge sehr dankbar.

19.08.2019 17:44 • #1


Lyane
Hallo.
Ich bin wirklich nicht dafür prädestiniert, dir gute Ratschläge zu geben, aber vielleicht kann ich dir erzählen, was mich beim Lesen deiner Worte bewegt.
Einiges in deiner Geschichte kommt mir vertraut vor. Trotzdem ist einem Außenstehenden kaum möglich, sich in dich hineinzuversetzen. Wichtig finde ich, dass du noch da bist. Denn das sagt mir, es muss ja etwas geben, das dich hält.

Ich persönlich glaube, dass man nur aus sich selbst heraus zu einem selbständigen Menschen reifen kann. Das erfordert allerdings Erlebnisse, die einen fordern und dadurch fördern. Man wächst an seinen Erlebnisse, Erfahrungen und dem, was darüber in seinem Kopf passiert. Ich selbst kenne Mobbing in der Schule, das ging sogar bis zur Klassenkeile. Heute bin ich zwar ein Einzelgänger, aber selbstbewusst. Meine Tochter dagegen ist vom Wesen her empfindlicher, sie hat das Mobbing in der Schule nicht vertragen und lebt heute ein einsames Dasein. mit Computerspielen. Eine Traumwelt. Ich kenne auch den Alki in der Familie. Im Ergebnis lehne ich regelmäßigen Alk-Konsum ab. Ich trinke zwar selbst in Gesellschaft gern mal etwas. Aber als mein Ex anfing, immer öfter zu trinken und immer öfter betrunken zu sein - war mit ein Grund für das Ende der gemeinsamen Zeit.

Es ist schwierig, einen Rat zu geben, wenn man einen Menschen nicht kennt, wenn man seine Lebenssituation nicht kennt - und Worte allein spiegeln nicht die Emotionen wieder, die dahinter stecken. Ich möchte dir trotzdem sagen, was ich vielleicht an deiner Stelle versuchen würde.

Du möchtest ein selbständiger Mensch mit Ambitionen werden. Du hast also ein Ziel. Zugegeben, ein großes Ziel, denn ein solcher Mensch zu werden, braucht (meiner Meinung nach) viele, viele Jahre des intensiven Er/lebens.

Vielleicht solltest du dir ein kleineres Etappenziel setzen. Eventuell bietet es sich an, das nächste halbe Jahr zu betrachten - was möchtest du in 6 Monaten tun? Was getan haben? Was gesehen, gehört und erlebt haben?

Gibt es vielleicht etwas für dich völlig Ungewöhnliches, dass du in Betracht ziehen würdest? Etwas tun, wo du noch nie auf die Idee gekommen bist, es zu tun?

Mein Gedanke wäre z. B. ein Aufenthalt auf einem Bauernhof. Und zwar, das gibt es, als Hilfe, die dort ein paar Monate mitarbeitet. Mit den Händen Dinge tun, die man noch nie getan hat. Mit den Sinnen Dinge erkunden, die man sich bisher nur vorgestellt hat. Eine Umgebung kennenlernen, die man noch nie näher erlebt hat. Und an der täglichen Arbeit wachsen, denn man leistet dabei etwas. Etwas Wichtiges. In der knappen Freizeit, dort, wo man noch nie war, die Menschen kennenlernen oder sich Zeit für sich nehmen. Ruhe finden. Innere Einkehr finden.

Danach das zweite Etappenziel. Entweder eine Pause oder die nächsten 6 Monate etwas tun, an das man vorher nie gedacht hat.

Ist nur so ein Gedanke. Es gibt sicher noch andere Szenarien, die ähnlich geeignet wären. Wichtig finde ich - wäre ich an deiner Stelle - aus der bisherigen Umgebung herauszukommen. Denn die hält einen manchmal fest im Schatten umklammert. Weg. Hinaus. Andere Umgebung, andere Menschen, andere Tätigkeiten. Veränderung.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du etwas für dich findest, dass dich zur dir finden lässt.
Aber lasse dir Zeit. Schritt für Schritt. Etappenziel für Etappenziel.

LG
Lyane

19.08.2019 20:59 • x 3 #2


A


Hallo depression99,

Schlechte Erfahrungen mit Menschen - fühle mich so leer

x 3#3


D
Zitat:
Hinaus. Andere Umgebung, andere Menschen, andere Tätigkeiten. Veränderung.


Das würde mir vielleicht helfen. Jedoch bin ich nun schon mein ganzes Leben abhängig von der Familie, einen Ausbruch kann ich mir nur in Form eines Klinikaufenhalts vorstellen.

Mir wird jedoch gesagt dass man dort als Kassepatient nur in einer noch schlechteren Situation landet.

19.08.2019 23:19 • #3


Y
Ich selber war noch nie in einer Klinik und auch die Tagesklinik ist nicht meins.
Stöber dich mal hier durchs Forum und schau auch mal auf die Hilfeseiten. Wenn icn mich recht erinnere, haben einige hier gute Erfahrungen mit den Kliniken gemacht. Ich glaube, wichtig ist im Vorfeld umfassend zu recherchieren.
Und wenn der Ausbruch durch den Klinikaufenthalt gelungen ist, dann schaust du, mit welchem Schritt es für dich weiter geht.
Lyanes Gedanken mit dem Bauernhof finde ich sehr gut. Mir ist noch etwas eingefallen, Pilgern auf dem Jacobsweg. Hast du das Buch von Hape Kerkeling Ich bin dann mal weg gelesen ? Dieses Wandern, mit allem was dazu gehört, ich weiss nicht , wie ich es genau sagen soll, man kommt als anderer Mensch zurück.

20.08.2019 15:21 • x 1 #4


Lyane
Zitat von depression99:
Jedoch bin ich nun schon mein ganzes Leben abhängig von der Familie, einen Ausbruch kann ich mir nur in Form eines Klinikaufenhalts vorstellen.

Je nachdem, ob du diese Abhängigkeit als etwas Positives oder Negatives empfindest und je nachdem, in wie weit du für dich selbst entscheiden kannst - solltest du das auch tun.

Ich weiß, dass es lange dauern kann, bis man sich entschließt, etwas Ungewöhnliches zu wagen.
Aber ganz ehrlich. wer, wenn nicht du? Und wann, wenn nicht jetzt?

Was hat dir das Abwarten bisher gebracht?

Zitat von depression99:
Mir wird jedoch gesagt dass man dort als Kassepatient nur in einer noch schlechteren Situation landet.

Das mag sein. Leider sind die Kassenpatienten - obwohl die Zahler des Grundeinkommens aller Ärzte und Kliniken - immer Patienten 2. Klasse in unserer angeblich so gleichen Gesellschaft.

In dem Fall kommt es vielleicht auf die Klinik an.
Womöglich wäre auch eine Klinik in der EU möglich? Die sind oft preisgünstiger für die Krankenkassen und bieten neben der Behandlung noch dieses völlig andere - weil ein anderes Land. Deutschland ist wohl eines der teuersten Länder in Europa, gerade, was den Gesundheitsbereich angeht.

Ich habe leider keine näheren Kenntnisse, ist nur so ein Gedanke, weil es das für Kuren - meines Wissens - gibt, dass man sie im EU-Ausland machen kann und das von den Krankenkassen bezahlt wird.

Vielleicht finden sich dazu im Internet Informationen.

LG
Lyane

31.08.2019 16:45 • #5


Dakota
Zitat von depression99:
Mir wird jedoch gesagt dass man dort als Kassepatient nur in einer noch schlechteren Situation landet.

Wer hat Dir das denn gesagt? Das stimmt nicht. In den psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken (derer es unzählige gute hier gibt) spielt das keine Rolle.

31.08.2019 17:17 • x 1 #6


N
Hallo du, warum muss es denn gleich eine Klinik sein? Hast du schon einen Therapeuten? Wenn nicht würde ich es erstmal mit der Kassentherapie versuchen! Da gibt es gute, liebe und fähige Menschen. Ich wünsche dir viel Kraft und dass du es schaffst wieder Vertrauen in Menschen aufzubauen!

15.09.2019 17:18 • x 1 #7

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